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Jenen Sommerabend, an dem Argentinien und die Niederlande um den Einzug ins Finale der Fußballweltmeisterschaft spielen, verbringt Jean-Philippe Toussaint in seinem Arbeitszimmer auf Korsika. Draußen tobt ein Unwetter, es ist dunkel, der Strom ist ausgefallen. Aus einem kleinen Transistorradio tönt die aufgeregte Stimme eines italienischen Kommentators, es gibt Elfmeterschießen, Maxi Rodriguez setzt zum Schuss an, die Fans jubeln ... lebensnahe, dem Autor eigentlich wesensfremde Bilder beginnen, sich mit seinen Romanwelten zu überlagern, in die poetische, zerbrechliche Allgegenwart der Literatur einzudringen und verlorengegangenen Empfindungen und vergrabene Erinnerungen wachzurufen: An grünen Rasen im Flutlicht, einen gebrochenen Arm und kindliche Tränen, Puplic Viewing in Japan - fünf Weltmeisterschaften. "Fußball" ist eine schlaglichtartige, hochunterhaltsame und mit autobiographischen Abschweifung versehene Liebeserklärung eines Intellektuellen an eine der wenigen Leidenschaften, die neben der Literatur Bestand hat: Fußball. "In seiner unvergleichbaren Art, ebenso sensibel wie schelmisch, erschafft Jean-Philippe Toussaint Bilder vom Fußball, die von der Begeisterung der Kindheit, seiner Beschwörungsmacht und seiner fragilen Klarheit erzählen. Bilder, die Toussaint entstehen lässt, um der Literatur ein Fest zu bereiten." Jean Birnbaum, Le Monde
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Seitenzahl: 91
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Jenen Sommerabend, an dem Argentinien und die Niederlande um den Einzug ins Finale der Fußballweltmeisterschaft spielen, verbringt Jean-Philippe Toussaint in seinem Arbeitszimmer auf Korsika. Draußen tobt ein Unwetter, es ist dunkel, der Strom ist ausgefallen. Aus einem kleinen Transistorradio tönt die aufgeregte Stimme eines italienischen Kommentators, es gibt Elfmeterschießen, Maxi Rodriguez setzt zum Schuss an, die Fans jubeln … lebensnahe, dem Autor eigentlich wesensfremde Bilder beginnen, sich mit seinen Romanwelten zu überlagern, in die poetische, zerbrechliche Allgegenwart der Literatur einzudringen und verlorengegangenen Empfindungen und vergrabene Erinnerungen wachzurufen: An grünen Rasen im Flutlicht, einen gebrochenen Arm und kindliche Tränen, Puplic Viewing in Japan – fünf Weltmeisterschaften.
»Fußball« ist eine schlaglichtartige, hochunterhaltsame und mit autobiographischen Abschweifung versehene Liebeserklärung eines Intellektuellen an eine der wenigen Leidenschaften, die neben der Literatur Bestand hat: Fußball.
Ausgezeichnet mit dem Grand Prix Sport et Littérature 2015.
1998
Frankreich, 1998
Korea/Japan, 2002
Deutschland, 2006
Südafrika, 2010
Brasilien, 2014
Zitatverweise
Dieses Buch wird niemandem gefallen, den Intellektuellen nicht, die sich nicht für Fußball interessieren, den Fußballliebhabern nicht, die es zu intellektuell finden werden. Aber ich musste es schreiben, ich wollte nicht den zarten Faden zerreißen, der mich noch mit der Welt verbindet.
Diese Geschichte beginnt im Jahr 1998, mit der Jahreszahl, die mir plötzlich wie in weite Ferne gerückt scheint, versunken in der Vergangenheit und bereits tief vergraben in dem zu Ende gegangenen 20. Jahrhundert, das künftigen Generationen wie ein anderes Zeitalter vorkommen wird. Es ist eine ausgesprochen alberne Ziffer, 1998, mit dieser Eins und dieser Neun am Beginn des Datums, das unseren heutigen Augen bereits verfallen anmutet, als ob dieses 1998, das uns noch so nah, so eng verbunden mit unseren Leben ist, mit unserer Zeit, unserem Fleisch und unserer Geschichte, unseren Küssen und unseren Sorgen, fatalerweise den Rand des vorigen Jahrhunderts angeknabbert und versehentlich den Fuß in die Vergangenheit gesetzt hätte. Wir können nichts dafür, sind aber durch diese Vergangenheit, vor der wir Abstand hätten wahren wollen. Wir wissen instinktiv, dass der Vergangenheit, wenn wir auf alten Fotografien oder Archivbildern auf sie stoßen, immer etwas Linkisches, Rührendes, ja sogar Lächerliches innewohnt, während die Gegenwart – obwohl sie nichts anderes als deren genaue Antizipation darstellt – als ernst, verlässlich und respektabel gilt. Aber gerade im Jahr 1998 beginnt diese Geschichte. Mein Sohn Jean war neun Jahre alt, meine Tochter Anna vier. Es war 1998, um genau zu sein, am 10. Juni 1998, dass ich das erste Mal in meinem Leben in ein Fußballstadion ging, um mir ein Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft anzusehen. Die Jahreszahlen der darauffolgenden Weltmeisterschaften – 2002, 2006, 2010, 2014 – sind allesamt Daten, die man als Synonyme von 1998 bezeichnen könnte, aber sie sind bedeutungsverschieden, entziehen sich dem Verwelkten, Veralteten und Bizarren dieser Eins und Neun, die sie gleichsam wie Brandmale kennzeichnen, wie die Lilie auf der Schulter von Milady de Winter, und sie unwiderruflich in die Vergangenheit einschreiben. Ja, 1998 ist ein seltsam aus der Mode gekommenes, ein schlecht gealtertes Datum, »zu Lebzeiten abgelaufen«, um einen Ausdruck aus einem meiner Romane zu verwenden, ein Datum, »das das Leben schnell mit seiner Patina überziehen würde, denn wie ein schleichendes Gift barg es schon den Keim des eigenen Verschwindens und der endgültigen Auslöschung in diesem umfassenden Lauf der Zeit in sich.«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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