Dein Wunsch sei mir Befehl - Kooky Rooster - E-Book

Dein Wunsch sei mir Befehl E-Book

Kooky Rooster

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Beschreibung

Simon ist ebenso unsterblich wie heimlich in Leopold verknallt – den hübschen Kollegen mit den sinnlichen Locken und den erotischen Augen – doch leider ist er zu feig, ihn anzusprechen. Als Liebesfrust stößt Simon eines Abends einen Fluch aus und prompt materialisiert sich im Bad ein fast vier Meter großer Roboter, der sich als gute Fee vorstellt und ihm einen Wunsch erfüllen will. Weltfrieden oder Liebe sind aber nicht die einzigen Optionen, zwischen denen sich Simon nun entscheiden muss. Dieses Buch erschien bereits mit dem Titel: "Fuck – ein mechatronikerotischer Roman".

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Kooky Rooster

Dein Wunsch sei mir Befehl

Gay Romance

Inspired by CompressorheadBookRix GmbH & Co. KG81371 München

1| Fuck

Mitten in meinem Bad materialisierte sich plötzlich aus dem Nichts – und zwar wirklich aus dem Nichts und nicht wie aus dem Nichts – dieses Ding und …

Stopp.

Ich sollte ganz am Anfang beginnen. Vielleicht bei Leopold Schlögl, dem Mann mit dem Viagrablick: Er hatte sagenhaft blaue Augen und ich bekam einen Ständer, wenn er mich bloß ansah.

Er war der Grund, weshalb ich an diesem Abend in meinem Badezimmer stand und mich in meinem (von Bartstoppeln und Zahnpastaspritzern verschmutzten) Spiegel betrachtete. Ich meine richtig betrachtete. Diese Art von Betrachten, bei der ich das ganze Elend erkannte, das ich darstellte:

Meine Augen hatten nicht nur die Farbe eines Moortümpels, sondern auch dessen Ausstrahlung. Die Ratte des Alters nagte bereits das rostbraune Haar von meinen Schläfen, dabei war ich noch nicht einmal fünfundzwanzig. Der Versuch, mir einen verwegenen Dreitagebart wachsen zu lassen, entlarvte zu deutlich seine Funktion, nämlich den, einen – meiner Meinung nach – nicht männlich genug geratenen Kiefer zu kaschieren.

Es war faszinierend, wie schnell ich neben einer Erscheinung wie Leopold Schlögl verfallen konnte. Bisher hatte ich mich immer für ganz passabel gehalten. Wenn ich meinen Ex-Freunden oder meiner Frau Glauben schenken wollte, so sah ich süß aus. Okay, das ›S-Wort‹ will kein Mann hören, auch ich nicht, aber es zeigte, dass da in den letzten Wochen etwas passiert war. Entweder hatte ich wirklich abgebaut, oder Leo war – unvergleichlich.

Wenn ich mich auf die Zehenspitzen stellte, war mein Mund auf derselben Höhe wie jener von Leo. Das hatte ich letzte Woche festgestellt. Die Glaswand, die den erhabenen Platz des Büroleiters vom niederen Arbeitsvolk trennte, war horizontal durch Milchglas unterbrochen, um rudimentär Blicke abzuschirmen. Und zwar genau auf jener Höhe, in der Leos Oberlippe seine Unterlippe berührte. Dessen hatte ich mich unzählige Male vergewissert, wenn er an dem Glas entlang schritt.

Ich musste mich strecken und auf Zehenspitzen gehen, wollte ich meine Lippen auf dieselbe Höhe bringen. Das war gut zu wissen, um mich nachts damit zu quälen, wie kurz die Distanz wäre, die ich zu überbrücken hätte, wenn die Welt meiner Fantasie entspräche. In Realität betrug sie vier Luftmeter, zwölf Schritte, (da man Tische und Kopiergeräte umrunden musste), und ein ganzes Universum fehlenden Mutes.

Also stand ich hier, in meinem winzigen Bad, und bekam einen Stich im Bauch, sobald ich die Augen für einen kurzen Moment schloss, denn seit Wochen hatte sich Leos Gesicht auf der Innenseite meiner Lider eingebrannt. Leos schwarze Lockenmähne, seine intensiven Augen, seine sinnlichen Lippen und seine Haut, blass und edel wie Elfenbein. Über seine schmalen Wangen strich ein Schatten bis hin zu seinem Kiefer, und er hatte Grübchen, wenn er lächelte. In sein Kinn hatte sich eine sanfte Mulde gebettet.

War es ein Wunder, wie banal, wie unbedeutend ich mich fühlte, wenn das Erste, das ich sah, nachdem ich Leo weggeblinzelt hatte, mein vergleichsweise plumpes, gewöhnliches Gesicht war? Wenn ich nach dem Mann, gemeißelt aus sinnlicher Vollkommenheit, diesen feigen Menschen voll niederer Bedürfnisse erblickte?

Wohl kaum!

Und deswegen sagte ich zu meinem Spiegelbild auch das Einzige, das es zu sagen gab: »Fuck!«, und dann noch mal, »Fuck!«, »Fuck!«, und »Fuck!«

Vier Mal.

Und dann war ›Es‹ auf einmal da. Überrascht von den beengten Verhältnissen meines winzigen Badezimmers, schlug es gegen die Wände und die Decke, aber sonst hatte es sich für seine Größe und Struktur besorgniserregend leise materialisiert.

Zunächst bemerkte ich nur, wie es dunkler wurde – immerhin verdeckte es das Deckenlicht – dann, dass hinter meinem Spiegelbild plötzlich Kabel und Metallstangen baumelten. Als ich mich, ein Kreischen unterdrückend, herumdrehte, quetschte ich mich am Waschbecken entlang in die enge Nische zu den Handtüchern, presste mich an die Fliesen und krallte meine Hände ins Frottee.

Der Raum wurde ausgefüllt von einem insektenartigen Gerüst aus Metall, Kabeln und Platinen, das durch die beengten Verhältnisse recht gekrümmt dastehen musste. Wenn es seine Gliedmaßen, (es hatte vier Arme und zwei Beine), bewegte, erzeugte das ein hydraulisches Seufzen. Sein Kopf – ein für diese Größe winziger Blechkasten – bot gerade mal Platz für zwei Objektive, wie man sie von Spiegelreflexkameras her kennt.

Selbige surrten, als es auf mich fokussierte.

»Zu diensten!«, röhrte es und verbarg nicht, dass es sich daran störte, keine Bewegungsfreiheit zu haben.

Ich zog langsam ein Handtuch vor mein Gesicht, verdeckte ein Auge, und wählte die Strategie meiner Kindheit: Was ich nicht sehe, das kann mich nicht sehen. Aber es konnte, und lauerte mit seinen tiefschwarzen Linsen.

»Wer … was … bist du?«, stammelte ich und meine Knie wurden zu Gummi.

»Ich bin Fuck«, erklärte es. Eine seiner Metallverstrebungen lenkte auf mich zu, hielt vor meiner Nase, und als ich nicht reagierte, machte es eine auffordernde Geste. Ich streckte zaghaft meine schweißnasse Hand aus und näherte sie zitternd den Plastikgreifern.

Hoffentlich war das Ding gut geerdet. Sah nicht so aus, als wäre es eine gute Idee, feuchten Kontakt herzustellen. Ängstlich starrte ich auf die nackten Drähte, die aus den Kabeln heraustraten und mit Metallteilen verschweißt waren und spürte die Mikrowellen. Zumindest redete ich mir ein, dass dieses Ding Mikrowellen aussendete – was sonst sollte mich so zum Schwitzen bringen?

Überraschend zärtlich ergriff dieses Ungetüm meine Hand, schüttelte sie ungelenk und zog sich wieder zurück. Fast, aber nur fast, tat mir leid, ihm heimlich unterstellt zu haben, es hätte mich zerquetschen und mit meinen Innereien – im Zuge einer blutigen Orgie – ein Nitsch-Schüttbild erschaffen wollen.

»Wie kommst du hierher?«, wollte ich wissen. Auch wenn die Tür die einzig logische Erklärung war, so genügte ein Blick, um zu erkennen, dass dieses Metallinsekt niemals durch eine bloß zwei Meter hohe und einen Meter breite Tür passte. Nicht einmal, wenn es sich schlank machte – und das war es durchaus, wenn auch sperrig.

»Du hast mich gerufen.«

»Ich hab dich nicht …«

Es hieß ›Fuck‹ und ich hatte in den Spiegel geschaut und vier Mal Fuck gerufen. Mir wollte nicht einfallen, woher mir ein solches Phänomen bekannt vorkam, aber auf eine sehr absurde Art beantwortete es meine Frage.

»Doch, hast du!« Darauf musste es freilich bestehen.

»Bist du eine Art …«, ich suchte nach dem richtigen Begriff. Dämon? Teufel?

»Gute Fee!«, vervollständigte Fuck meinen Satz, nicht ohne gewissen Stolz.

»Das ist ein Witz!«, murmelte ich. An der ganzen Situation stimmten mehrere Dinge nicht und ich versuchte, gedanklich die Reihenfolge dieser Missstände zu sortieren.

»Weshalb soll das ein Witz sein?«, fragte Fuck, stellte seinen krönenden Blechkasten schief und seine Objektive surrten mich mit einem Welpenblick an.

»Feen sind normalerweise anämische Frauen in durchsichtigen … Herrgott, du bist ein fast drei Meter großer Roboter und willst dich aufgrund eines Fluchs materialisiert haben? Und, ähm, du heißt ›Fuck‹?« Meine Stimme überschlug sich.

»Richtig! Ich begreife nicht, was daran lustig sein soll!«

»Das ist auch nicht … lustig! Das ist …«, ich rang nach Worten, »… absurd. Es ist krank! Es ist völlig … abgedreht!« Ich rieb mir über die Stirn, die Wangen, die Haare, krallte mich in die Bartstoppeln, knabberte an den Fingernägeln und zupfte an meinen Ohrläppchen.

»Ich weiß, dass ich eine imposante Erscheinung bin. Du solltest in eine Tüte atmen, der Stickstoffgehalt in deinem Blut gerät in einen alarmierenden Bereich, wenn du so weiter hechelst«, erklärte die Fee besorgt.

»Es ist … alles … okay«, japste ich. Fuck hatte recht. Ich biss ins Handtuch und nuckelte am Frottee, um meinen Atem zu behindern. Langsam begann ich wieder Konturen zu erkennen und erkannte daran, dass ich keine Konturen mehr erkannt hatte.

»Wo ist dein Zauberstab?«, versuchte ich mich an einem kleinen Scherz. Fuck musste nicht erfahren, wie nah ich einer Hysterie war, auch wenn mich sein Live-Blutbild entlarvte.

»Du willst meinen Zauberstab sehen?« Die Frage klang anzüglich. Die Maschine, dieses verdammt noch einmal drei Meter große Metallinsekt schlug einen anzüglichen Ton an! Unwillkürlich zuckte mein Blick in seine Leibesmitte, einem Konstrukt aus einer edlen Plastikverkleidung, in dem Wirbelsäule und Beine zusammenliefen. Formschön, aber ohne Penis. Aus irgendeinem Grund beruhigte mich das. Allerdings war dort, wo man einen Schwanz vermuten hätte können, eine Art Deckel. Er erinnerte an eine Objektivabdeckung. Das dritte Auge?

»Feen – schwingen – in der Regel einen Zauberstab, wenn sie Wünsche erfüllen!«, erklärte ich, nicht ohne rot zu werden. Assoziation, du Hund!

»Das kommt auf den Wunsch an«, meinte Fuck. »Bei einigen durchaus.« Obwohl der Roboter keinen erkennbaren Mund hatte, grinste er breit!

»Und was für Wünsche wären das?« Ich bereute die Frage, noch ehe ich sie fertig gestellt hatte.

»Probier’s einfach!«, forderte mich der Roboter heraus. Er wollte doch nicht … Er würde doch nicht … Er konnte doch nicht … Aber nein! Unmöglich. Oder? Ich schielte zum Objektivdeckel, der sich ungefähr auf meiner Augenhöhe befand.

»Was umfassen deine – Fähigkeiten denn so?«, fragte ich und meinte das nicht halb so verfänglich, wie es klang. Ich war an einer ernsthaften, sachlichen Erläuterung interessiert, immerhin erschien nicht jeden Tag eine Fee … im … Verdammt! Sachlich? Was machte ich mir vor!

»Ich bin sehr stark und sehr groß. Ich könnte etwas heben, oder runterholen. Ich bin auf dem aktuellen Stand. Ich könnte deine Geräte updaten oder sie für erweiterte Funktionen freischalten. Ich bin ausdauernd und gelenkig. Ich könnte für dich tanzen, Hochhäuser hochklettern oder dich ficken.«

Ich prustete los, tarnte es als Husten, räusperte mich und fragte schließlich betont cool: »Ficken?«

»Ich hab’s mir gleich gedacht«, frohlockte Fuck, schwenkte aus dem Nichts einen Alukoffer hervor, schnappte mit einem geschmeidigen ›Flap‹ den Verschluss desselben auf und verfiel in den geschäftstüchtigen Tonfall eines Staubsaugervertreters. »Ich kann dir sechzehn verschiedene Größen und neun verschiedene Vibrationsstufen anbieten. Ich habe hier verschiedene … besonders beliebt ist …« Dabei klappte der Koffer auf und präsentierte sechzehn Dildos in allen möglichen Längen und Dicken, formschön und aus demselben edlen Material gefertigt wie Fucks Hüften. Ein Design wie aus einem Guss. An den Wurzeln der Dildos befanden sich ebenfalls Objektivdeckel, und wenn man eins und sechzehn zusammenzählte …

»Weltfrieden!«, rief ich rasch, und weil ich noch in Erinnerung hatte, dass Wünsche nur galten, wenn man sie richtig formulierte, fügte ich hinzu: »Ich wünsche mir Weltfrieden!«

Fuck, der gerade so schön in Fahrt gewesen war, ließ Arm und Koffer mit einem hydraulischen Furz sinken.

»Ich bin zwar stark, aber keine Massenvernichtungswaffe!« Der Roboter bedachte mich noch einen Moment mit einem Blick, als hielte er mich für einen extrem seltsamen Menschen, und setzte dann seine Verkaufsargumente fort: »Nanotechnologie. Das Stichwort unserer Zeit und genau das richtige Material für den anspruchsvollen Fick von heute. Fühl mal, diese samtige Oberfläche! Oder hier, die Noppen. Freilich gibt es auch …!«

»Stopp!«

»Dieser hier? Hervorragende Wahl! Ich dachte mir, dass Nummer Neun wie für dich gemacht ist.« Fuck pulte das entsprechende Gerät aus der Schaumstoffhalterung.

»Nein! Ich will keinen Sex!«, rief ich etwas zu laut. Das stimmte nicht ganz. Natürlich wollte ich Sex. Und wie ich den wollte. Aber nicht mit einer mechanischen Fee, die drei Meter groß war, sondern mit Leopold. Leo. Ach! Sofort gab es mir einen Stich im Bauch. Ich blinzelte und sah dieses ebenmäßige, fragile Gesicht und die wilden Locken vor mir. Ich schluckte unter dem Blick, der mich sogar in der bloßen Vorstellung bis in die Prostata traf. Ich hoffte, meine Erregung war nicht im Blut messbar, sonst zog Fuck womöglich die falschen Schlüsse daraus.

»Meine Sensoren sagen da etwas ganz anderes!«

»Fuck!«

»Ja?«

Verdammt! Ich verschränkte die Hände vor meiner verräterischen Leibesmitte, auch wenn das vor einem Roboter, der ein Live-Blutbild machte, sinnlos war.

»Ich wünsche mir etwas anderes«, stammelte ich und starrte entsetzt auf den Inhalt des Koffers, der immer noch bedrohlich vor mir hin und her geschwenkt wurde.

»Und was?« Klang die Maschine etwa ungehalten?

»Ich wünsche mir … wünsche mir …«, es war nicht gerade leicht sich zu konzentrieren, wenn man von sechzehn Dildos angestarrt wurde. Ich schloss die Augen und sah es vor mir – alles, was ich wollte. »Ich wünsche mir, dass sich Leopold Schlögl in mich verliebt!«

Ich hatte es ausgesprochen. Erstmals laut. Mein Herz raste.

»Das liegt nicht in meiner Macht!«, rodete Fuck den Wald meiner Hoffnung, verbrannte die Reste und trampelte auf der Asche herum. »Ich kann nicht machen, dass sich jemand in dich verliebt. Das kannst du nur selbst.« Na prima! »Wenn ich ehrlich bin«, tönte es blechern, »kann ich mir nicht vorstellen, dass du damit Probleme hast. Du wirkst sehr – liebenswert.«

Das ging runter wie Motoröl, auch wenn ich mich damit ein bisschen verarscht fühlte. Fuck war eine Maschine, eine herzlose Konstruktion aus Metall, Kabel, Platinen, Plastik … was wusste er schon von Liebe? Im Humus des versengten Geländes meiner Hoffnung hatte er zumindest den einen oder anderen fruchtbaren Samen gesät, aus dem sofort winzige grüne Sprösslinge hervorschossen. Ich war verliebt, Hoffnung entbehrt jeglicher Logik und Wahrscheinlichkeit.

»Aber …«, begann das monströse Metallinsekt mit neu aufkeimender Euphorie: »Wir könnten ficken. Das ist doch irgendwie dasselbe, oder?«

»Nein!«, entgegnete ich und erklärte es nicht.

»Das ist schade. Vielleicht wünschst du dir etwas weniger Naives!« Der Roboter klappte mit hastigen Bewegungen den Koffer zu, schnappte den Verschluss mit einem zickigen ›Flapp‹ in seine Verankerung und schwenkte ihn ins Nichts zurück. Gleichzeitig verschränkte er zwei seiner Arme vor seiner aus Metallgelenken bestehenden und mit Kabeln umwickelten Wirbelsäule.

Naiv? Volltreffer!

»Das mit dem Computer ist okay«, meinte ich kleinlaut.

»›Das mit dem Computer‹ ist keine präzise Angabe.« Jetzt wollte er es mir absichtlich schwer machen.

»Ich wünsche mir, dass du meinen Computer auf den neuesten Stand bringst!«

»Dein Wunsch ist mir Befehl!«

So rasch, wie sich Fuck materialisiert hatte, so unspektakulär und plötzlich löste er sich in Luft auf. Das war irgendwie enttäuschend. Ich hatte nicht so viel Erfahrung mit Feen, aber ich hatte erwartet, dass zumindest ein rosafarbenes Wölkchen mit Glitzerstaub oder ein winziges Feuerwerk entstehen würde. Ich streckte die Hand aus und tastete in die Luft, dorthin, wo eben noch Fuck gestanden hatte, und erwartete, dass die Atmosphäre dort etwas verdichtet war. Nichts dergleichen. Auch von den Mikrowellen spürte ich nichts mehr.

Benommen tapste ich aus dem Bad, musste mich aber kurz am Türrahmen festhalten und mich sammeln. Das nehme man erst einmal hin, dass sich im eigenen Bad eine drei Meter große Fee aus Metall materialisiert, die Fuck heißt und sechzehn Schwänze schwingt! Mit Gummiknien wackelte ich durchs Vorzimmer und suchte meinen Computerarbeitsplatz auf.

Ich quietschte hysterisch. Ich hatte keine Energie mehr, mich unter Kontrolle zu halten.

Fuck hatte sich um meinen Computer geschlungen wie eine Walnussschale um ihre Frucht. Ein bisschen erinnerte das Bild an die schematische Darstellung einer Schwangerschaft. Fuck war die Mutter und mein Rechner sein Fötus.

»Ich bin gleich fertig!«, summte er beruhigend wie in guter Hoffnung. Es surrte und brummte, es piepste und ratterte, und wenige Augenblicke später war Fuck auf dieselbe unaufgeregte Art verschwunden wie vorhin aus dem Bad.

Ich hangelte mich bis zu meinem Stuhl vorwärts, ließ mich draufplumpsen und begrüßte das Neugeborene. Wow. Fuck hatte ganze Arbeit geleistet!

2| Der Traum

Es dürfte nachvollziehbar sein, dass ich in der folgenden Nacht nicht besonders gut schlief. Die wenigen Minuten, in denen ich doch in einen leichten Schlummer fiel, träumte ich von Fuck.

Ich war mit ihm in einer Boutique, ähnlich jenen, wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt, in denen naive Bräute ihren frustrierten Freundinnen Sahnebaiserkleidchen vorführten.

Ich lümmelte auf einem riesigen, bequemen Sofa vor den Umkleidekabinen und Fuck kam hinter einem Vorhang hervorgetänzelt. Auf seinen Hüften, genau dort, wo der Objektivdeckel fixiert gewesen war, schwenkte er einen beachtlichen Dildo und setzte ihn begeistert in Szene. Ich schüttelte kritisch den Kopf. Offenbar hatte ich die Rolle des emanzipierten Mauerblümchens inne. Fuck zuckte mit den Schultern und verschwand wieder hinter dem Vorhang.

Nach und nach probierte er einen Dildo nach dem anderen an und präsentierte ihn mit dem naiven Gehabe einer blöden Braut, während ich dalag wie ein arroganter Modezar und ihn immer wieder in die Umkleide zurückschickte. Dabei rauchte ich, irritierenderweise, an einer babyblauen Zigarre, die nach Pizza schmeckte, was mich so hungrig machte, dass ich begann, sie zu essen. Ich griff nach der Schatulle, um die nächste Zigarre herauszufischen. Auf der Box stand die EU-Warnung: ›Wer Leo aufgibt, verringert das Risiko, an Wahnsinn zu erkranken!‹