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Dieses Buch ist mehr als eine Anleitung zum Grenzen setzen - es ist ein wissenschaftlich fundierter, praxisnaher Wegweiser zu emotionaler Freiheit und stabilen Beziehungen. Leser sollten dieses Buch kaufen, weil es ihnen hilft: - Ihr Abgrenzungsverhalten wirklich zu verstehen - Basierend auf den neuesten Erkenntnissen aus Bindungstheorie, Neurobiologie und Emotionspsychologie zeigt es, warum Grenzen setzen oder Nähe zulassen oft so schwerfällt. - Praktische Techniken direkt umzusetzen - Reflexionsfragen, Selbsttests, Journaling-Übungen und Notfallstrategien bieten sofort anwendbare Lösungen für den Alltag. - Ohne Schuldgefühle oder Angst „Nein" zu sagen - Dieses Buch zeigt detailliert, wie Grenzen klar gesetzt, kommuniziert und verteidigt werden. - Sich selbst treu zu bleiben, ohne Beziehungen zu verlieren - Es geht nicht um Mauern, sondern um die richtige Balance zwischen Nähe, Selbstachtung und Selbstwirksamkeit.
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Seitenzahl: 176
Veröffentlichungsjahr: 2025
DANKSAGUNG
Dieses Buch ist eine Herzensangelegenheit. Es ist aus der tiefen Überzeugung entstanden, dass wir als Menschen die Fähigkeit haben, uns aus unseren dysfunktionalen Mustern zu befreien und ein Leben voller Selbstwirksamkeit, Klarheit und gesunder Beziehungen zu führen.
Zunächst möchte ich meinen Klientinnen und Klienten danken. Ihr Mut, sich ihren eigenen Bindungsmustern zu stellen, ihre Offenheit für neue Erkenntnisse und ihr unermüdlicher Wille zur Veränderung sind eine stete Inspiration für mich. Sie haben mir gezeigt, wie tiefgreifend und transformierend es ist, wenn Menschen beginnen, sich selbst mit neuen Augen zu sehen. Dieses Buch ist in gewisser Weise auch ihr Werk, denn es speist sich aus den vielen wertvollen Begegnungen, die ich mit ihnen haben durfte. Danke für euer Vertrauen und dafür, dass ihr mich an eurem Weg teilhaben lässt.
Ein besonderer Dank gilt meiner eigenen unermüdlichen Neugier und meiner intrinsischen Fähigkeit, Wissenschaften zu durchforsten, um psychologische Zusammenhänge greifbar zu machen. Die Erforschung der Bindungstheorie, der Neurowissenschaften, der Emotions- und Beziehungspsychologie sowie der psychologischen Grundbedürfnisse hat mir immer wieder gezeigt, dass Wachstum und Veränderung möglich sind, wenn wir verstehen, was uns antreibt und begrenzt.
Dieses Buch ist das Resultat meiner tiefen Leidenschaft, komplexe wissenschaftliche Erkenntnisse für den Alltag nutzbar zu machen.
Nicht zuletzt danke ich allen, die mich auf meinem eigenen Weg begleitet haben. Jenen, die mich ermutigt, hinterfragt und herausgefordert haben. Jenen, die mir gezeigt haben, dass Grenzen nichts Trennendes sein müssen, sondern die Grundlage für echte Verbundenheit. Eure Präsenz hat mich wachsen lassen und dieses Buch mitgeformt.
Möge dieses Buch all jenen helfen, die auf der Suche nach Klarheit, Selbstwirksamkeit und gesunden Beziehungen sind. Es ist mein Geschenk an euch.
Herzlich,
Nicole Katzenschlager
DEINE GRENZEN DEFINIEREN NICHT, WEN DU AUSSCHLIESST, SONDERN WIE DU DICH SELBST BEWAHRST.
Nicole Katzenschlager
Deine Grenzen Deine Bedürfnisse
Wie dein Bindungsstil dein Abgrenzungsverhalten prägt – und wie du gesunde Beziehungen führst
© 2025 Nicole Katzenschlager
www.emotions-counselor.com
Coverdesign: tredition.com
Lektorat: Lilly Dippold
Satz & Layout: W4media & event GmbH
Illustrationen: AdobeStock.com
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5
22926 Ahrensburg, Deutschland
ISBN
Paperback: 978-3-384-54256-4
e-Book: 978-3-384-54257-1
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihrer ausdrücklichen Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter:
tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“,
Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung:
Cover
Halbe Titelseite
Titelblatt
Urheberrechte
Vorwort
Warum dieses Buch?
Warum emotionale Grenzen entscheidend für Wohlbefinden und Beziehungen sind
Wie dein Bindungsstil dein Abgrenzungsverhalten beeinflusst
Welcher Bindungstyp bin ich? Selbsttest
Was tief darunter liegt: der zentrale Glaubenssatz
Wie du mit diesem Buch arbeitest: Reflexion, Praxisübungen und Integration
Journaling dein aktuelles Abgrenzungserhalten erkunden
Warum Fällt Es Uns So Schwer, Zu Unseren Bedürfnissen Zu Stehen
Die psychologischen und neurobiologischen Grundlagen von Bedürfnisorientierung
Psychologische Grundlagen und Überlebensstrategien
Folgen der verlustängstlich, vermeidenden, desorganisierten oder sicher gebundenen Menschen auf Grenzen und Bedürfnisse
Neurobiologie und Bindung: Warum unser Nervensystem alte Muster wiederholt
Wie unterschiedliche Bindungstypen mit Grenzen umgehen
Erkenne dein typisches Abgrenzungsverhalten Eigene Bedürfnisse erkennen und klar ausdrücken
Warum viele Menschen ihre Bedürfnisse unterdrücken?
Bindungstypen und Bedürfnisse: Wer unterdrückt sie und warum?
Der Körper als Kompass: Anzeichen für missachtete Bedürfnisse
Die drei zentralen Fragen: Was will ich? Was brauche ich? Was lasse ich nicht mehr zu?
Journaling - was passiert, wenn ich meine Bedürfnisse nicht äußere?
Die leisen Stimmen in uns Innere Antreiber und ihre Wurzeln
Was steckt hinter meinem inneren Antreiber?
Eine innere Reise zur Entlastung hypno-systemische Übung
Grenzen Setzen und Kommunizieren Ohne Angst und Schuldgefühle
Die Kunst des Nein–Sagens Warum es für jeden Bindungstyp herausfordernd ist
Wie Verlustängstliche sanft, aber bestimmt Grenzen setzen
Wie Vermeider lernen sich zu öffnen und trotzdem Nein zu sagen
Desorganisierte Bindung: Chaos in Nähe und Distanz auflösen
Warum ist Grenzsetzung für desorganisierte Bindungstypen so schwierig?
Sicher gebundene Menschen als Vorbild für gesunde Grenzen
Notfallstrategie: Was tun, wenn andere deine Grenzen nicht respektieren?
Wie Sonja lernte Nein zu sagen
Formuliere Grenzen in schwierigen Situationen
Emotionale Überlastung Vermeiden – Abgrenzung Auf Neurobiologischer Ebene
Warum wir die Emotionen anderer aufnehmen
Wie du dich vor fremdem Stress schützt
Empathie und Impathie – Zwei Seiten der emotionalen Wahrnehmung
Hochsensibilität und Bindungstrauma Tiefere emotionale Verarbeitung und ihre Herausforderungen
Bewusstes Wahrnehmen und Abgrenzen fremder Emotionen
Wenn ständige Wachsamkeit mit Hochsensibilität verwechselt wird
Wie unterschiedlich Bindungstypen mit emotionaler Überlastung umgehen
Innere Stärke und Schutz im Alltag geführte Meditation
Selbstregulation, Emotionsregulation und Emotionstransformation
Emotionale Selbstregulation in drei Schritten
Gesunde Nähe Zulassen, Ohne Dich Selbst Zu Verlieren
Erkunde deine Komfortzone zwischen Nähe und Autonomie
Grenzen und Bedürfnisse
Grenzen als Teil deiner Identität etablieren
Flexible vs. starre Grenzen Wann ist Anpassung sinnvoll?
Strategien zur für deine ersten Schritte
Blick in die Zukunft gelebter Bedürfnisorientierung
Bedürfnis- & Grenzen- Tracker Tägliches Kurz-Journaling für Selbstkontakt und innere Klarheit
Tom war ein People-Pleaser Wie er seine Grenzen dauerhaft hielt
Checkliste: Habe ich heute meine Bedürfnisse klar kommuniziert?
Jeder Aspekt ein Puzzleteil – für dich
Deine Emotionalen Bedürfnisse Leben
Selbstfürsorge und gesunde Grenzen verbinden
Praktische Übungen zur Stärkung deiner Selbstwahrnehmung
Körper-Check-in Übungen zur Selbstwahrnehmung
Wie unbewusste Selbstvernachlässigung zu Überforderung führt
Schwierige Situationen Meistern
Wenn andere deine Grenzen nicht respektieren
Umgang mit Schuldgefühlen, Manipulation und Konflikten
Manipulation erkennen und stoppen
Loyalitätskonflikte meistern
Notfallstrategie für herausfordernde Gespräche
Loyalität & Abgrenzung
Grenzen und BedüRfnisse Langfristig in Dein Leben Integrieren
30 Tage-Plan für starke Grenzen und Bedürfnisse Umsetzungsplan
Wann Selbstcoaching ausreicht und wann professionelle Hilfe notwendig ist
Sophie und ihre Angst vor Nähe
Bleibe in Verbindung
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Manifest für gesunde Grenzen
Täglicher Grenzen-Check
Grenzsetzung im Alltag
Körperliche Signale & emotionale Bedürfnisse
Wie reagiere ich in Konflikten?
Grenzen ziehen Reflexion einer konkreten Situation
“Strohhalm–Workflow“ für die vier Bindungsstile
Literaturverzeichnis
Weitere Bücher von Nicole Katzenschlager
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Warum Dieses Buch?
Manifest für gesunde Grenzen
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VORWORT
Grenzen setzen und zu den eigenen Bedürfnissen zu stehen – dieses Thema begleitet viele Menschen.
Vielleicht kennst du das: Du sagst „Ja“, obwohl du eigentlich „Nein“ meinst – aus Angst, andere zu enttäuschen oder zurückgewiesen zu werden. Oder du machst einfach mit, obwohl du innerlich spürst, dass es dir zu viel ist – und ärgerst dich später über dich selbst. Vielleicht ziehst du dich auch zurück, wenn es zu eng wird, obwohl du dich eigentlich nach Nähe sehnst.
Warum verhalten wir uns so – immer wieder? Und warum fällt es uns so schwer, bei uns zu bleiben und die eigenen Bedürfnisse wirklich zu spüren – und sie auch auszusprechen, besonders wenn uns jemand wichtig ist?
Die Antwort liegt tief in unserer Psychologie – genauer gesagt in unserem Bindungsstil und den frühen Prägungen, die unser Verhalten in Beziehungen beeinflussen. Unser Bindungsmuster entscheidet oft unbewusst darüber, wie wir mit Abgrenzung und Bedürfnissen umgehen: Ob wir aus Angst vor Ablehnung nachgeben, uns aus Selbstschutz verschließen oder zwischen beiden Extremen schwanken.
Was, wenn es möglich wäre, diese Muster zu verändern – Schritt für Schritt?
Dieses Buch ist für all jene geschrieben, die sich selbst besser verstehen und bewusst neue Wege einschlagen möchten. Es verbindet wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse aus der Bindungstheorie, der Neurowissenschaft und der Emotionspsychologie mit praxisnahen Übungen und Reflexionen. Es ist ein Leitfaden für alle, die lernen möchten, wie sie ihre Grenzen gesund setzen, ihre Bedürfnisse ernst nehmen und stabile, liebevolle Beziehungen führen können – ohne sich dabei selbst zu verlieren. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um Entwicklung. Grenzen zu setzen ist kein starres Konzept, sondern ein dynamischer Prozess, der sich mit deinem inneren Wachstum verändert.
Vielleicht wirst du dich an manchen Stellen wiedererkennen, vielleicht neue Erkenntnisse gewinnen oder alte Denkmuster hinterfragen. Was auch immer dich zu diesem Buch geführt hat – ich wünsche dir, dass du dich selbst mit neuen Augen sehen kannst. Mit mehr Verständnis, Mitgefühl und Klarheit.
Hinweis in eigener Sache:
Dieses Buch ist kein leichter Ratgeber für zwischendurch. Es geht tief – emotional, psychologisch, und manchmal auch schmerzhaft ehrlich. Wenn du dir erhoffst, mit ein paar Übungen oder Wohlfühl-Zitaten schnelle Veränderungen zu bewirken, wirst du hier enttäuscht. Aber wenn du wirklich bereit bist, dich selbst zu konfrontieren, alte Muster zu erkennen und aufzubrechen, dann ist dieses Buch dein Begleiter auf einem Weg, der unbequem sein kann – aber wachstumsfördernd.
Nimm dir Zeit. Eine echte Veränderung deiner inneren Muster und Beziehungsdynamiken braucht Geduld, Reflexion – und vor allem Wiederholung. Es ist vollkommen gesund und sinnvoll, dir sechs bis zwölf Monate für die Umsetzung zu lassen. Was zählt, ist nicht das Tempo, sondern die Tiefe.
Herzlich,
Nicole Katzenschlager
Mauritius, 2025
WARUM DIESES BUCH?
Verstehen ist der erste Schritt zur Veränderung – wenn du weißt, woher deine Muster kommen, kannst du bewusst entscheiden, wohin du gehen willst.
Warum fällt es so vielen Menschen schwer, klare emotionale Grenzen zu setzen? Warum sagen wir manchmal „Ja“, obwohl wir „Nein“ meinen, oder verschließen uns, wenn wir eigentlich Verbundenheit wollen? Die Antwort darauf liegt in unserer frühen Prägung und unserem Bindungsstil – einem unbewussten Muster, das unser Verhalten in Beziehungen bestimmt.
Ich habe dieses Buch geschrieben, um genau hier anzusetzen: Es hilft dir, dein eigenes Abgrenzungsverhalten zu verstehen, deine unbewussten Reaktionen zu erkennen und bewusste, gesunde Entscheidungen für deine Beziehungen zu treffen. Denn nur wenn du verstehst, aus welcher inneren Dynamik heraus du handelst, kannst du lernen, dein Verhalten zu verändern.
Erkenne dich selbst – und verstehe andere
Vielleicht erkennst du dich in einem der Bindungstypen wieder:
Verlustängstlich: Du hast Angst vor Ablehnung, setzt kaum Grenzen und stellst oft die Bedürfnisse anderer über deine eigenen.
Vermeidend: Du ziehst dich zurück, wenn es emotional wird, setzt rigide Grenzen und hast Angst vor Abhängigkeit.
Desorganisiert: Du schwankst zwischen Nähe und Distanz, manchmal suchst du intensive Verbindung, dann wieder Abgrenzung.
Sicher gebunden: Du kannst deine Bedürfnisse klar kommunizieren und gesunde Grenzen setzen, ohne Angst vor Verlust oder Isolation. Eine Balance zwischen Nähe und Autonomie lässt tiefe Verbundenheit und Selbstwirksamkeit zu.
Indem du die Muster verstehst, die dich und andere antreiben, kannst du nicht nur deine eigenen Grenzen bewusster setzen, sondern auch empathischer mit den Grenzen anderer umgehen.
Die Wissenschaft hinter gesunden Grenzen
Dieses Buch verbindet Erkenntnisse aus der Bindungstheorie, Neurowissenschaft, Emotionspsychologie und Beziehungsforschung, um dir einen fundierten und praxisnahen Weg zu zeigen:
► Bindungstheorie (Bowlby & Ainsworth): Wie frühe Erfahrungen unser Verhalten in Beziehungen formen.
► Neurowissenschaft & Polyvagal-Theorie (Porges): Warum unser Nervensystem unbewusst über Nähe oder Distanz entscheidet.
► Emotionspsychologie (Ekman, Gross): Wie Emotionen unsere Grenzsetzung beeinflussen und reguliert werden können.
► Beziehungspsychologie & Kommunikation (Gottman, Stern): Wie gesunde Kommunikation zu stabilen Grenzen beiträgt.
► Psychologische Grundbedürfnisse (Grawe):Warum Sicherheit, Kontrolle und Selbstwert entscheidend für unsere Fähigkeit sind, Grenzen zu setzen.
Begriffsabgrenzung: Bedürfnisse und Grenzen
Im Laufe dieses Buches begegnen dir immer wieder die Begriffe Bedürfnis und Grenze – manchmal eng miteinander verwoben, manchmal klar getrennt. Um mögliche Missverständnisse zu vermeiden, ist es hilfreich, beide Begriffe gleich zu Beginn in ihrer Eigenständigkeit, aber auch in ihrer Beziehung zueinander zu verstehen:
• Bedürfnisse sind die inneren Signale, die uns zeigen, was wir brauchen, um körperlich und seelisch in Balance zu bleiben. Sie entstehen aus uns selbst heraus – z. B. das Bedürfnis nach Ruhe, Nähe, Freiheit oder Klarheit.
• Grenzen sind die äußeren oder inneren Linien, die wir ziehen, um diese Bedürfnisse zu schützen. Eine Grenze entsteht dort, wo ein Bedürfnis gewahrt, verletzt oder bedroht wird. Sie hilft uns, uns selbst treu zu bleiben – gegenüber anderen, aber auch gegenüber uns selbst.
HINWEIS
Dein Merksatz: Bedürfnisse sind wie innere Wegweiser – Grenzen sind die Schutzlinien, die wir um sie ziehen. Im Buch werden sich diese beiden Begriffe immer wieder begegnen – manchmal einzeln, manchmal gemeinsam. Das ist kein Zufall: Unsere Grenzen machen nur Sinn im Kontext unserer Bedürfnisse. Und unsere Bedürfnisse bleiben ohne Grenzen oft ungeschützt. Insofern ergänzen sich beide Perspektiven und vertiefen das Verständnis füreinander.
Das Ziel: Funktionale Grenzen für ein selbstbestimmtes Leben
Dieses Buch ist kein theoretisches Modell, sondern ein praxisnaher Leitfaden. Es hilft dir:
• Deine eigene Prägung zu erkennen und zu verstehen, warum du so handelst.
• Deine Emotionen und Reaktionen bewusster wahrzunehmen.
• Werkzeuge zu entwickeln, um gesunde Grenzen zu setzen und aufrechtzuerhalten.
• Andere Menschen besser zu verstehen, um Konflikte zu reduzieren und Beziehungen zu verbessern.
• Einen stabilen Rahmen für Selbstbestimmung, Respekt und emotionale Sicherheit zu schaffen.
Wenn du bereit bist, dein Abgrenzungsverhalten zu reflektieren und nachhaltige Veränderungen einzuleiten, dann ist dieses Buch dein Begleiter auf diesem Weg.
Warum emotionale Grenzen entscheidend für Wohlbefinden und Beziehungen sind
Emotionale Grenzen sind die unsichtbaren Linien, die definieren, wo du endest und wo ein anderer Mensch beginnt. Sie sind essenziell für deine psychische Gesundheit, deine Selbstachtung und die Qualität deiner Beziehungen. Ohne klare Grenzen verschwimmen Identitäten, Bedürfnisse bleiben unerfüllt und zwischenmenschliche Konflikte häufen sich.
Grenzen sind keine Mauern, sondern ein Schutzmechanismus, der ermöglicht, dass Nähe und Autonomie in einem gesunden Gleichgewicht bleiben. Menschen, die Schwierigkeiten haben, Grenzen zu setzen, erleben oft emotionale Erschöpfung, Unsicherheit und das Gefühl, sich selbst zu verlieren. Gleichzeitig können zu rigide Grenzen dazu führen, dass man sich isoliert oder emotionale Verbindungen vermeidet.
Nach der Polyvagal-Theorie (Porges, 2011) reguliert unser Nervensystem emotionale Grenzen unbewusst. Ein ausgeglichenes Nervensystem ermöglicht es uns, flexibel auf Nähe und Distanz zu reagieren, während ein dysreguliertes System dazu neigt, entweder Grenzen zu durchlässig oder zu starr zu setzen. Die Fähigkeit, gesunde Grenzen zu entwickeln, ist somit nicht nur eine Frage der Willenskraft, sondern auch ein tief verwurzelter biologischer und psychologischer Prozess.
Vorteile gesunder emotionaler Grenzen
Eine bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen emotionalen Grenzen fördert:
• Selbstbewusstsein: Wer seine Grenzen kennt, kennt auch seine Werte und Bedürfnisse.
• Innere Sicherheit: Klar definierte Grenzen schützen vor Manipulation und ungesunden Beziehungen.
• Tiefere authentische Verbindungen: Beziehungen, die auf gegenseitigem Respekt basieren, sind stabiler und erfüllender.
• Emotionale Resilienz: Gesunde Grenzen helfen, emotionale Überlastung zu vermeiden und Stress besser zu bewältigen.
Das Setzen von Grenzen ist kein egoistischer Akt, sondern ein notwendiger Schritt für ein ausgeglichenes Leben. Es ermöglicht dir, deine eigenen Bedürfnisse zu achten, ohne die deiner Mitmenschen zu missachten. In diesem Buch wirst du lernen, welche Rolle dein Bindungsstil dabei spielt, wie du deine individuellen Grenzen erkennst und sie nachhaltig in deinen Alltag integrierst.
FRAGEN
Reflexionsfragen
Wie geht es dir aktuell mit dem Setzen und Zulassen von Grenzen?
Welche Unterschiede siehst du bei Grenzen im Beruf, in der
Familie, bei Freunden oder in deiner Partnerschaft?
Kannst du deine eigenen Bedürfnisse bewusst wahrnehmen und klar äußern?
Falls nicht - was hält dich davon ab?
Wie dein Bindungsstil dein Abgrenzungsverhalten beeinflusst
Die Bindungstheorie, ursprünglich von John Bowlby (1969) entwickelt und später durch die Arbeiten von Mary Ainsworth (1978) verfeinert, beschreibt, wie unsere frühen Beziehungserfahrungen unser Verhalten in späteren Beziehungen prägen. Bindung ist dabei nicht nur ein psychologisches, sondern auch ein neurobiologisches Phänomen. Unser Nervensystem speichert Beziehungsmuster ab und reagiert oft unbewusst auf bestimmte Bindungssignale.
Der Umgang mit emotionalen Grenzen hängt eng mit dem eigenen Bindungsstil zusammen. Während sicher gebundene Menschen flexibel und stabil mit Nähe und Distanz umgehen können, haben unsicher gebundene Personen oft Schwierigkeiten, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und durchzusetzen.
Die vier Bindungstypen und ihre Auswirkungen auf Grenzen
► Sicherer Bindungsstil: Sicher gebundene Menschen haben in der Regel positive Beziehungserfahrungen gemacht, in denen ihre emotionalen Bedürfnisse zuverlässig erfüllt wurden (Mikulincer & Shaver, 2016). Ihr Nervensystem reguliert sich stabil in sozialen Interaktionen, und sie erleben ein Gleichgewicht zwischen Nähe und Autonomie. Die Polyvagal-Theorie (Porges, 2011) zeigt, dass sicher gebundene Personen eine hohe Vagus-Aktivitätaufweisen,dieeineruhige,ausgeglichenesoziale Interaktion ermöglicht.
Wie sich ihr Bindungsstil auf Grenzen auswirkt:
• Sicher gebundene Menschen setzen und respektieren Grenzen mit Leichtigkeit. Sie können „Nein“ sagen, ohne Schuldgefühle oder Angst vor Zurückweisung.
• Sicher gebundene Menschen haben ein gutes Gespür für ihre eigenen Bedürfnisse. Sie erkennen frühzeitig, wenn Grenzen überschritten werden, und handeln proaktiv.
• Sicher gebundene Menschen können Nähe zulassen, ohne sich selbst zu verlieren. Sie erleben enge Beziehungen als bereichernd, ohne sich darin aufzulösen.
PRAXISBEISPIEL
Beispiel aus dem Alltag:
Lisa, eine sicher gebundene Person, spürt, dass sie nach einem intensiven Arbeitstag erschöpft ist. Sie möchte sich zurückziehen, ohne ihren Partner emotional zu vernachlässigen.
Sie sagt: „Ich merke, dass ich heute wirklich erschöpft bin. Mir ist es wichtig, dass wir Zeit miteinander verbringen, aber ich brauche einen Moment für mich, um wieder bei mir anzukommen. Wollen wir später gemeinsam einen Spaziergang machen?“
► Verlustängstlicher Bindungsstil: Verlustängstliche Menschen haben häufig früh erfahren, dass ihre Bezugspersonen emotional nicht konsequent verfügbar waren (Cassidy & Kobak, 1988). Sie mussten sich stark anpassen, um Zuwendung und Sicherheit zu erhalten. Ihr autonomes Nervensystem ist oft in einem hyperaktiven Zustand (hohe Sympathikus-Aktivität), was zu ständiger Angst vor Zurückweisung führt (Schore, 2019).
Wie sich ihr Bindungsstil auf Grenzen auswirkt:
• Verlustängstliche Menschen haben Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen, aus Angst, nicht mehr gemocht oder zurückgewiesen zu werden.
• Verlustängstliche Menschen passen sich stark an die Bedürfnisse anderer an und setzen ihre eigenen oft hintenan, um Nähe zu sichern.
• Verlustängstliche Menschen fühlen sich überfordert oder verletzt, wenn andere klare Grenzen setzen, da sie dies als Ablehnung wahrnehmen.
PRÄXISBEISPIEL
Beispiel aus dem Alltag:
Anna, die einen verlustängstlichen Bindungsstil hat, sagt oft „Ja“, obwohl sie eigentlich überlastet ist. Sie hat Angst, nicht mehr geschätzt zu werden, wenn sie sich abgrenzt. Als ihre Kollegin sie um einen zusätzlichen Gefallen bittet, antwortet sie: „Natürlich übernehme ich das, ich möchte ja nicht, dass man mich für unzuverlässig hält.“
► Vermeidender Bindungsstil: Vermeidende Menschen haben in der Kindheit oft erlebt, dass emotionale Nähe nicht zuverlässig verfügbar war oder als überfordernd empfunden wurde. Ihre Bezugspersonen waren möglicherweise abweisend oder wenig emotional präsent (Cassidy & Kobak, 1988). Um sich vor Enttäuschung zu schützen, haben sie gelernt, ihre Emotionen zu unterdrücken und sich auf sich selbst zu verlassen. Ihr Nervensystem reguliert sich häufig durch Abschottung und emotionale Distanzierung (starke Aktivierung des dorsalen Vagusnervs, der für Rückzug und Erstarrung zuständig ist).