Demut oder pure Macht - Walter R. Kaiser - E-Book

Demut oder pure Macht E-Book

Walter R. Kaiser

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Beschreibung

Literatur über Managemend und Führung füllt Bibliotheken. Empfehlungen bewegen sich zwischen sanfter Manipulation auf der einen Seite und harter Repression and der anderen. Zwei Führungskonzepte haben die Jahrhunderte überdauert und beeinflussen das Führungsverständnis heute noch. Es sind die Regeln des Mönches Benedikt von Nursia (480-547) für das klösterliche Leben und es ist das Buch "Der Fürst" vom Machtpolitiker Niccolo Machiavelli (1469-1527). Angelehnt an Original-Zitate wird analysiert, wie sich die unterscheiden und was davon heute noch gültig sein könnte.

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Seitenzahl: 71

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Inhaltsübersicht

Vorwort

1 Einleitung

1.1 Bernd Stromberg – Westentaschen Fürst

1.2 Bedeutung messen

2 Die Methoden des Benedikt von Nursia

2.1 Wer war dieser Benedikt?

2.2 Ist Benedikt nur ein Mythos?

2.3 Gehirnwäsche der Mönche

2.4 Aufnahmeprozedur

2.5 Das Joch der Regeln

2.6 Original oder Kopie?

2.7 Führungstechniken des Abtes

2.7.1 Abt als Stellvertreter Christi

2.7.2 Das Klostermanagement

2.8 Mönch als disziplinierter Klostermitarbeiter

2.8.1 Beten und arbeiten

2.8.2 Verfehlungen und Strafe

3 Die Methoden des Niccoló Machiavelli

3.1 Wer war dieser Machiavelli?

3.2 Das anstößige Buch vom Fürsten

3.3 Die Welt ist voller Pöbel

3.4 Schein, Sein und Sündenbock

3.5 Erobern und herrschen

3.6 Führen und verwalten

3.7 Glück und Anpassung

3.8 Kalkulierte Unmoral

4 Vergleich der Methoden

4.1 Das Menschenbild

4.2 Die Führung

4.3 Der Untergebene

4.4 Die Kontrolle

4.5 Die Ethik

4.6 Die Polaritäten

5 Folgerungen für heute

Literaturhinweise

Verzeichnis der Abbildungen

Verzeichnis der Bildquellen

Vorwort

Jeder Mensch ist in seinem Leben irgendwann einmal Führungskraft gewesen oder ist es noch. Man muss nicht Abteilungsleiter, Geschäftsführer oder Vorstand in einem Unternehmen sein. Führungskraft ist man auch als Vorstand eines Vereins, als Sprecher einer Interessengemeinschaft oder auch informell als Kopf der eigenen kleinen Familie. Selbst wenn man sich selbst nicht zu den Führungskräften zählt, fragt man sich dennoch, wie diese ihre Aufgaben bewältigen, welche Methoden, Techniken oder vielleicht auch Tricks sie anwenden, um ihre Ziele zu erreichen. Man möchte zumindest einmal hinter die Kulissen schauen.

Die Literatur über Management und Führung füllt Bibliotheken. Gibt man bei einem Internet-Buchhändler1 die beiden Begriffe „Führung, Management“ ein, dann erhält man über achttausend Buchempfehlungen. Deren Themenschwerpunkte reichen von esoterischen Empfehlungen, biblischen Vorbildern, sogenannte „Management by“ Büchern bis hin zu Methoden der rationalen Entscheidungstechnik und mathematischen Spieltheorie. Viele Autoren haben es in irgendeiner Disziplin zu überdurchschnittlichen Leistungen gebracht und geben ihre Erkenntnisse als Führungsempfehlungen weiter: Bergsteiger, Tiefseetaucher, Marathonläufer, Judokämpfer, Dirigenten, Wirtschaftsbosse, Politiker oder Theologen. Natürlich melden sich auch Philosophen, Psychologen und Soziologen zu Wort. Wenn man die Empfehlungen dieser Autoren einordnet, dann bewegen sie sich auf einer Skala zwischen sanfter Manipulation am einen und harter Repression am anderen Ende.

Zwei Führungsphilosophien haben die Jahrhunderte überdauert und beschäftigen uns auch heute noch. Es sind die Regeln des Benedikt von Nursia (480 – 547) für das christlich klösterliche Leben, und es ist das Buch Der Fürst, von Niccoló Machiavelli (1469 – 1527). Wobei an Benedikt meist das Schild „Der Gute“ und an Machiavelli „Der Böse“ klebt.

Der folgende Text analysiert, eng geführt durch Original-Zitate, was es damit auf sich hat. Erst werden die Benediktusregeln betrachtet, dann das Buch Der Fürst. Am Schluss steht ein Vergleich beider Systeme anhand einiger wichtiger Kriterien. Das Ergebnis wird manchen Leser überraschen.

Raum für Notizen findet man auf den beiden letzten Seiten dieses Buches.

Heimsheim im Januar 2014

Walter R. Kaiser

1www.amazon.de: Management, Führung; 8.031 Treffer, Zugriff 15.12.2013

1 Einleitung

1.1 Bernd Stromberg – Westentaschen Fürst

Kennen Sie Bernd Stromberg? Wenn nicht, ist das nicht weiter schlimm und schon gar keine Bildungslücke. Stromberg heißt eine Comedy Fernsehserie des TV-Senders Pro 7, die von 2004 bis 2012 ausgestrahlt worden ist. Bernd Stromberg ist darin die Hauptfigur. Er ist vierzig Jahre alt und Abteilungsleiter der Schadensregulierung bei der fiktiven Capitol Versicherung AG, ein egozentrischer selbstgerechter Macho. Er „tritt nach unten, schleimt nach oben, lügt, baggert, intrigiert und erlaubt sich alles, was seinem obersten Ziel, der persönlichen Machterhaltung, dienlich ist.“2 Kollegen und Mitarbeiter sind für ihn nur Mittel zum Zweck.

Als reale Person um das Jahr 1500 in Italien wäre ihm eine politische Karriere durchaus möglich gewesen. Niccoló Machiavelli, der Verfasser des Büchleins Der Fürst, hätte wahrscheinlich seine wahre Freude an ihm gehabt. Benedikt von Nursia, der Gründer des Benediktinerordens, hätte ihn so um das Jahr 500 möglicherweise gar nicht in sein Kloster aufgenommen oder Stromberg wäre wieder rausgeflogen.

Abb. 1: Westentaschen-Fürst Bernd StrombergBernd Stromberg ist eine fiktive Chef-Figur aus einer TV-Sendung. Er ist intrigant, lügt, tritt nach unten und schleimt nach oben. Sein einziges Ziel ist Machterhalt. Hat er Machiavelli gelesen?

Nun ist Bernd Stromberg nur eine fiktive Figur. Seine Eigenschaften und Verhaltensweisen sind satirisch überzeichnet. Doch weil etwas mehr als nur ein Körnchen Wahrheit darin zu erkennen ist, hat die TV-Sendung fast schon Kultstatus erlangt. Es wäre daher zwar interessant, ein psychologisches Profil Strombergs zu erstellen, zu analysieren und zu fragen, ob und wie die betriebliche Realität sich in der Figur widerspiegelt. Doch Stromberg wird sicherlich in einigen Jahren vergessen sein. Nicht so die beiden Personen, auf die wir uns in den folgenden Ausführungen konzentrieren: Benedikt von Nursia und Niccoló Machiavelli.

1.2 Bedeutung messen

Die Bedeutung von Wissenschaftlern wird heute auch danach beurteilt, wie oft sie mit ihren Publikationen zitiert worden sind. Es ist der Science Citation Index (SCI), der Zitier-Index für wissenschaftliche Publikationen. Man kann daraus grob schließen, wie bedeutsam sie für das entsprechende Fachgebiet sind. Für Benedikt von Nursia oder Niccoló Machiavelli gilt das nicht. Beide sind schon sehr lange tot. Es gibt aber ein modernes Werkzeug, mit dem man annähernd herausfinden kann, ob und wie intensiv man sich noch mit ihnen beschäftigt: die Internet-Suchmaschine Google.

Gibt man beispielsweise das Begriffspaar „Führung, Benedikt“ ein, erhält man 905.000 Treffer3, bei „Führung, Machiavelli“ sind es 737.000 Verweise auf Quellen im Internet. Zum Vergleich: Peter F. Drucker, der „Hohepriester des Managements“4, bringt es mit der gleichen Wortkombination auf nur 444.000 Internet-Links. Der Heilige Benedikt von Nursia aus dem Frühmittelalter und der Realpolitiker und Schriftsteller Niccoló Machiavelli aus der Renaissance scheinen den aktuelleren Management- und Führungstheoretiker Drucker aus dem 20. Jahrhundert an Bedeutung immer noch zu übertreffen.

Abb. 2: Anzahl Zitate als Bedeutungs-IndikatorFür wissenschaftliche Publikationen gibt es einen Zitier-Index. Je häufiger ein Autor zitiert wird, desto bedeutsamer scheint er zu sein. Treffer bei der Internet-Suchmaschine Google zeigen an, wie bedeutsam heute noch historische Persönlichkeiten sind.

Sowohl Benedikt als auch Machiavelli haben für Führungskräfte ein Vermächtnis hinterlassen. Es ist die Benediktusregel, die das Leben im Kloster regeln soll, und es ist die politische Studie Der Fürst, in der Machiavelli einem Mitglied des florentinischen Medici-Clans Ratschläge erteilen möchte, wie man ein Fürstentum erfolgreich zu regieren hat.

In diesem Spiel scheinbar offensichtlichen Gegenätze, klebt bei Benedikt das Schild „Der Gute“ und bei Machiavelli „Der Böse“. Aber wie es eben mit Pauschalurteilen ist, sie geben nur zum Teil den wahren Sachverhalt wieder. Es ist wie mit der Bibel: Ob Brutali oder Softi – jeder findet Textstellen, die ihn in seinem Verhalten bestätigen. Der Brutali mehr im Alten, der Softi mehr im Neuen Testament. Man sucht eben dort seine Rosinen, wo man sie finden will. Dies gilt auch für einige Autoren, die sich mit dem einen oder anderen unserer beiden Kandidaten beschäftigen.

Die folgenden Ausführungen gehen den Fragen nach: a) Wer waren die Beiden? b) In welchem Umfeld haben sie ihre Regeln und Ratschläge erteilt? c) Können sie heute noch Führungskräften etwas bieten? Wir werden uns zuerst mit Benedikt von Nursia, dann mit Niccoló Machiavelli beschäftigen. Danach vergleichen wir beide Schriften und ziehen daraus einige Folgerungen.

2 FOCUS Magazin, Nr. 7 (11.3.2008): Männer, Macht und Machiavelli

3www.google.de, Zugriff 19.10.2013

4 Jay, A. (1993): Management und Machiavelli, 2. Aufl., S. 13

2 Die Methoden des Benedikt von Nursia

Am 18. Mai 1944 endete der verbittert geführte Kampf um den Monte Casino. Das ist ein kleiner Berg zwischen Rom und Neapel, nur 516 Meter hoch. Es begann am 17. Januar 1944 und kostete 20.000 deutschen und 15.000 alliierten Soldaten das Leben. Das Gebäude auf dem Berg wurde dabei fast vollständig zerstört. Es war die zweite Zerstörung. Die erste fand im Jahr 577 statt durch die Langobarden, nur knapp fünfzig Jahre, nachdem der Mönch Benedikt von Nursia auf dem Berg im Jahr 529 ein Kloster geründet hatte: die Abtei Monte Cassino, das sogenannte Mutterkloster des Benediktinerordens.

2.1 Wer war dieser Benedikt?

Weshalb ist Benedikt nicht in Vergessenheit geraten wie so viele andere ungenannte Mönche seiner Zeit? Leider gibt es nur eine einzige Quelle, aus der man auf die Existenz und das Leben Benedikts schließen kann. Es sind Schriften mit dem Titel Dialoge von Papst Gregor I, genannt der Große. Er lebte von 540 bis 604. Eigentlich sind es keine Biographien sondern Beschreibungen von italienischen Heiligen, durchsetzt mit allerlei Wundern, die diese Heiligen vollbracht haben sollen. Von den vier Bänden der Dialoge ist Band II allein Benedikt