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In Lektion 1, Kleons Heldenfahrt zu den Kolchern, berichtet der Seemann Kleon, mit Stolz und Ironie, von seiner Teilnahme an dem Argonautenzug: In der Lektion 2, Babylonischen Tagebuch, berichtet Karsos aus Kilikien dem König über seine Teilnehme am Zug nach Babylon: Lektion 3: Paulus: Bei der Vernehmung zur Person, verweigerte der Beschuldigte die Aussage, er schwieg beharrlich oder trotzig; gegeben war die Costumacia. Widersetzlichkeit zieht die Todesstrafe nach sich. Lektion 4 Äbschwangen: Das Schicksal einer freien Reichsstadt in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Lektion 5 Tabu: Auf den ersten Blick verblüfft Tabu wegen seiner unsinnigen Verschwendung. Dieser erste Eindruck täuscht jedoch. Die für würdig befunden worden sind, in die Schicht der Privilegierten aufgenommen zu werden, dienen den Herrschenden zur Rechtfertigung ihrer exotischen Bedürfnisse nach Repräsentation.
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Seitenzahl: 374
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Helmut H. Schulz
Denk mal!
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Lektion 1: KLEONS HELDENFAHRT ZU DEN KOLCHERN
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Lektion 2: DAS TOR GOTTES; BABYLONISCHES TAGEBUCH
Die Rollen des Fellachen
1. Teil
1. Was Karsos aus Kilikien über den Zweck des Zuges von Salmydessos nach Sesach in Erfahrung bringen konnte.
2. Die Soldaten des Erleuchteten
3. Wie das Heer den Halys in Lydien die Grenze zu Groß-Persien überschritt und wie mithilfe der Zeugen des Ewigen und Einzigen das Heer gelä
4. Die Zeugen des Erleuchteten
5. Glykera oder was der Tyrann über die Liebe denkt
2. Teil
1. Wie das Heer des Propheten den Euphrat erreichte und was der Plünderung Sesachs vorausging.
2. Wie der Prophet des Ewigen und Einzigen den Turmbau beginnt
3. Wie es zum Zuge nach Sesach kam, was unterwegs geschah, wie die Stadt erobert und geplündert wurde und wie der falsche Prophet den Bau ei
4. Wie die Politheis des Propheten zusammenbrach, weshalb der Turm nicht fertig wurde und Mangel einkehrte.
5. Das Ende des Propheten und die Flucht des Karsos
Lektion 3: PAULUS; das rechtsstaatliche Prinzip
1
II.
III.
Lektion 4: ÄBSCHWANGEN; eine Dokumentation
Vorbemerkung
1. Teil
1. Erstes Aktenstück aus dem Stadtarchiv Äbschwangen
2. Zweites Aktenstück aus dem Stadtarchiv Äbschwangen
3. Briefkonzept des Mattias Ursus, Stadtschreiber, an Lukas Maria Ursus, Magister zu Löwen
4. Protokoll der Einvernahme des Johann Jakob Stiehr,
5. Brief des Magisters Ursus an Konz Eitelwolf, Graf zu Herrichau.
2. Teil
1. Auszug aus dem Protokoll der gerichtlichen Einvernahme des Lukas Maria Ursus
2. Fortsetzung des Verhörs
3. Wortbericht des Gespräches zwischen dem Grafen von Herrichau und dem Richter
4. Schlussbericht über die Vernehmung des Ursus
5. Brief des Ursus, Hohepriester, an seinen Bruder Ursus, ehemals Stadtschreiber
6. Antwortbrief des Ursus, ehemals Stadtschreiber, jetzt Kettensklave an den Magister Ursus, vormals Löwen, jetzt Hohepriester zu Abschwange
7. Die Belagerung Äbschwangens
Lektion 5: TABU, GARTEN EDEN DER SCHÖNEN KÜNSTE; Historischer Report
Vorbemerkung
1. Teil:
1. Was Tabu eigentlich gewesen ist
2. Lage und zugeordnete Einrichtungen in Tabu
3. Aufnahme in Tabu
4. Der Freund der schönen Künste
5. Eleonore Simon - die Anarchistin mit dem Pantherfell
6. Bemerkungen zu den auszugsweise abgedruckten Papieren
2. Teil
1. Der Positive Taburaner mit der Sonne
2. Die Periode des süßen Weges über Felder
3. Die Periode des konkreten Menschen
4. Suche nach der Alternative
5. Im Wettlauf mit der Zeit
6. Das Bankett zum 25.Jahrestag der Erhebung
7. Le Capitale Harmonia y Esperanza
8. Schlussbemerkung
9. Nachwort des Herausgebers
Impressum
Lektion 1: KLEONS HELDENFAHRT ZU DEN KOLCHERN
1
Man hat uns drei Obolen täglich versprochen; vermutlich sind die meisten von uns Schiffsknechten wegen der Heuer an Bord der Argo. Die Zeiten sind hart und bei den Docks von Korinth stehen freie Seeleute Schlange vor den Handelshäusern; aber die großen Reeder haben genügend billige Sklaven, mit denen sie ihre Schiffe bemannen und auf See schicken können. Daher hat kaum einer der angeheuerten Männer nach Ziel und Dauer der Reise gefragt. Die es taten, erhielten nur unbestimmte Auskünfte. Die Argo fuhr mit Muskelkraft und unter Segel durch den Hellespont, entlang der Küste des Pontos. Wir sind inzwischen viel weiter gekommen, als jemals ein griechisches Schiff oder überhaupt eins aus den westlichen Meeren. Das meist flache Ufer zur Linken, seemännisch müsste ich sagen backbords, steht uns die Sonne voraus, wenn wir morgens Segel setzen oder die Riemen auslegen; abends versinkt das große Licht, das Helios mit seinen Rossen lenkt, achtern, regelmäßig seit vielen Tagen. Wenn Handelsware an Bord sein sollte – und weshalb geht ein Schiff sonst auf große Fahrt - so muss es sich um eine sehr kleine und sehr kostbare Art handeln.
Auch das Schiff ist seltsam, so wie noch nie eins gesehen wurde. Es ist ganz aus Holz gemacht und zwar derart, dass die Außenplanken wie Schuppen übereinanderliegen und mit geharzten Tampen vernäht wurden; die Argo ist vollkommen dicht und dabei außerordentlich leicht. Sie bewegt sich wie ein Vogel und gehorcht dem Ruder. Jeder ist davon überzeugt, dass kein Mensch ein solches Schiff zu bauen versteht, es sei denn, eine Gottheit stehe ihm zur Seite. Manche von uns wollen den Schiffsherren des Nachts mit der Gottheit sprechen gehört haben. Es soll sich um die Tochter des Zeus handeln, der Pallas Athena, was mir als vollkommen glaubhaft erscheint.
Das Schiff stöhnt bei schwerer See, und es ist heiter bei gutem Wetter, wenn die Wogen an seinem Rumpf entlang waschen; jedenfalls erscheint es uns wie ein lebendiges Wesen, und so wundert sich auch niemand, dass der Schiffsherr ihm häufig opfert und nicht nur dem Erderschütterer Poseidon. Wir Schiffsknechte sind ein bunt zusammengeworfenes Volk aus allen Weltgegenden, Athener und Lakedämonier, Ägypter und Phönizier, auch Meder, viele gute Seeleute darunter. Alle Kommandos werden in jener Sprache gegeben, die wir als Koine bezeichnen; es wird von jedermann verstanden, obschon es ein verfälschtes Griechisch ist. Anders wäre der Verkehr unter uns unmöglich. Im Übrigen ist die Schiffsetikette streng, wie sonst auf Handelsschiffen nicht üblich, aber wie ich schon sagte, wir kennen das Frachtgut nicht, und es geht uns auch nichts an.
Unser Schiffsherr heißt Jason, so sagen einige; sein Name ist für uns gleichgültig, denn dem Brauch nach, dürfen wir ihn nicht direkt anreden, sondern müssen einem Bootsmann unseren Wunsch vortragen, im Beisein Jasons, der am Mast steht. Der Bootsmann erklärt ihm das Verlangen des Seemannes und Jason entscheidet, wie es ihm gut dünkt. Mich hält eine gewisse Scheu von diesem Mann fern, der die Argo gebaut haben soll, der ihr Eigner zu sein scheint oder auch wirklich ist und der einige Männer um sich versammelt hat, die keine Seeleute sind, sondern Krieger, ihrem Auftreten nach und ihrer Bewaffnung. Zugleich aber scheint Jason auch Kaufmann zu sein, was allerdings sehr gut zusammenpasst. Die Männer leben achtern und schlafen unter Deck, während wir die Nächte im Freien verbringen, eingehüllt in unsere dicken Kapuzenmäntel, bis die Reihe an uns kommt, Wache zu gehen, das heißt, uns an die Riemen zu setzen. Aber es ist warm; manchmal geht ein Regenschauer nieder, dann weht es kühl von See her landeinwärts. Wir können uns eigentlich nicht beklagen, wir werden streng aber gut behandelt und wenn es heißt, backen und banken ist unser reichlich Tisch gedeckt.
Während ich neulich Wache ging, habe ich den Jason als Nauarchen beobachtet. Er hält sich oft viel in Nähe des Steuermannes am Ruder auf und hat offenbar Kenntnis von den Bewegungen der Sterne. Ich konnte ihm unbemerkt ins Gesicht sehen. Es trägt die Züge, die von den Bildhauern beruflichen Athleten gegeben werden, deren Denkmäler überall in den Städten aufgestellt werden. Jason ist ein Mann von vielleicht dreißig Jahren, nicht groß, aber breitschultrig und ausdauernd, wie mir scheint. Da er sich seit Antritt der Reise weder Haar noch Bart schneidet, tritt er würdig wie ein Alter auf. Seine dunklen Augen, die vorspringende Nase und das Lockenhaar geben ihm einen besonders strengen Ausdruck, nicht den eines gewöhnlichen Seemannes, der die Augenlider zusammenkneift, weil er von der flimmernden See geblendet wird. Seine Hände sind klein und sauber, bemerkte ich, als er näher trat, und seine Füße, die in Sandalen steckten, hätten die einer Gottheit sein können. Wir Griechen legen bekanntlich einen besonderen Wert auf die Form der Füße. Vielleicht ist Jason von Adel; man hört manchmal, dass die Herrscher und Tyrannen ihre Söhne in die Welt schicken, um sie loszuwerden.
Jedenfalls kennt keiner den Mann genauer, der die Argo immer weiter nach Osten führt. Wir treffen längst keine anderen Schiffe mehr; das Meer ist wie leer gefegt. Vielleicht treiben die Völker hier keine Schifffahrt. Kürzlich kam es zu einem Zwischenfall, als ein paar Mann von der Freiwache beisammen standen, was verboten ist und leicht als Meuterei ausgelegt werden kann. Jason, der es bemerkte, schickte einen der Wachältesten zu den Schiffsknechten, mit der Frage, weshalb sie nicht arbeiteten. Es kam zu einem Wortwechsel zwischen den Knechten und dem Bootsmann; Jason wurde aufmerksam. Ich konnte ihm verstohlen ins Gesicht blicken, was gegen die Schiffsgesetze ist; seine Augen blickten mit kalter Wut über die Leute hinweg, aber er versicherte, wir würden bald das Ziel unserer Reise erreicht haben und auch glücklich wieder heimkehren. Darauf gingen alle an ihre Arbeit, wie er es befohlen hatte, aber mir kamen düstere Ahnungen. Wir Schiffsknechte sind dem Schiffsherrn gleichgültig, aber er braucht uns, um sein Ziel zu erreichen. Nur, wo liegt es? Jason und die Argo sind unser Schicksal, das fühlte ich. Bei der Freiwache verständigten wir uns heimlich darüber, notfalls die Umkehr zu erzwingen. Aber auch achtern war geredet worden; am Tage nach dem Zwischenfall beim Mast erschienen Jason und die Begleiter des Schiffsherrn schwer bewaffnet an Deck. Jason trug einen wunderbaren wie Silber glänzenden Brustharnisch, Helm und Beinschienen und ein Schwert, nebst einem kurzen Wurfspieß. Achtern wird jetzt ständig Wache gegangen; ich habe mich in ein böses Unternehmen eingelassen, glaube ich.
2
Die letzten Tage brachten eine Masse Widrigkeiten, es stürmte aus Nordwest und ein eiskalter Regen strömte hernieder. Er kam aus dem Bergmassiv, das sich weit hinter einer Ebene erhob und grau verhangen war. Simon, der Stumpfnasige und mein Wachführer, meinen, dass wir uns wahrscheinlich dem Ziel der Reise nähern. Dieses unbekannte Meer scheint irgendwo im Osten begrenzt zu sein, ist also mit keinem anderen Meer verbunden. Für die Landnähe spricht auch das Auftauchen größerer Schwärme Seevögel, die kreischend und flügelschlagend unser Schiff umkreisen. Simon erzählte, dass Jason aus Jolkos stamme, wo ein Mann namens Pelias herrsche und mein Simon äußerte den Verdacht, jener Pelias habe seinen Neffen, nämlich Jason aus Jolkos entfernen wollen, seinen Vater jedoch in Jolkos festgehalten. Ich kann mir denken, wie es sich damit verhält; Familienzwist, man hat dergleichen oft gehört.
Mit Simon werde ich Freundschaft halten, da wir beide aus Korinth stammen und Landsleute sind, wie wir feststellten. Ist er verschlossen, so will ich verschwiegen sein. Er wird mir nützen, denke ich. Als Schlagmann, wenn wir rudern müssen, weil Windstille herrscht, sitze ich in seiner Nähe, er bestimmt den Schlag. Jason scheint ihn zu kennen und bringt ihm Vertrauen entgegen. Simon meint, dass Jason jähzornig und unberechenbar ist, wusste aber außer Gerüchte über Jasons Vergangenheit nichts Genaueres. Er hat wahrscheinlich viel auf dem Kerbholz, aber aus Jason klug zu werden, ist mir nicht gegeben. Ich habe Simon gefragt, was er von dieser Reise halte, worin der Sinn liege, in so entfernte und anscheinend unbewohnte Weltgegenden zu segeln. Schweigend sah er gerade vor sich hin, aber ich habe noch den traurigen Klang seiner Stimme im Ohr, als er erwiderte: »Nicht alle Fragen kann ich beantworten, o Kleon. Ich weiß aber, dass es Menschen gibt, die es wegzieht von Heim und Herd. Wir Griechen sind nun mal ein Volk, das bekannt ist durch seine unstillbare Neugier. «
»Was mich betrifft, so ziehe ich ein ruhiges Leben vor, mein Simon, ich bin hier, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, nicht aus Neugier jedenfalls, das ist sicher, und ich habe eine gute Frau und zwei hübsche Kinder. Gebe Zeus, dass ich sie wiedersehe. «
»Du bist ja auch nicht Jason«, sagte mein Simon, »wer hat vor uns das Ruder gekannt? Wer die Sternbilder ergründet, nach denen wir segeln? Wer den Zirkel erfunden? Den Magnetstein entdeckt? «
»Die Gottheit lehrte uns«, warf ich zögernd ein.
»Die Gottheit? Welche? Wir messen uns mit ihr, o Kleon«, schloss er. Ich bemerkte, wie sehr er im Banne Jasons steht.
Nach dem Sturm der uns heimsuchte, opferte Jason dem Erderschütterer, er ließ das Blut des Tieres über den Opferstein rinnen, sprach die heiligen Beschwörungen und ich, der wie die anderen von ferne zusah, meinte den Namen der Athene zu hören. Das ganze Opfer wurde indessen verbrannt, darauf beruhigte sich die See, günstiger Wind kam auf und wir setzte das Segel. Ohne Zweifel hatte die Gottheit das Opfer angenommen.
3
Wir marschieren seit einigen Tagen durch ein wildes unbewohntes Land. Das Laufen ist für Seeleute immerhin sehr beschwerlich, es geht bergauf und bergab. Jeder von uns Schiffsknechten trägt eine Last aus Nahrungsmittel und Sachen, nur ein paar Mann wurden als Wache bei der Argo zurückgelassen. Aber keiner von uns weigerte sich, als Jason befahl den Fußmarsch anzutreten. Wir sind Seeleute und nur dazu verpflichtet, Seemannsarbeit zu leisten. Am Ende aber hat mein Simon Recht und wir sind wirklich ein neugieriges Volk, das die Gefahr der Ruhe vorzieht. Wie dem auch sei, wir bilden eine stattliche Schar und jeder kann die Überlegenheit des Schiffsherrn sehen, der uns in eine unbekanntes Land führt. Bevor wir diesen Marsch antraten, hielten wir eine längere Rast. Wasser wurde in großen Kesseln erhitzt, und wir Griechen badeten nach unserer Gewohnheit ausgiebig, schnitten uns Haar und Bärte und salbten uns. Unsere Führer legten kostbare Gewänder an und führten bei den Kampfspielen den Waffentanz vor. Jason warf den Speer am weitesten und überragte auch alle beim Schwerttanz. Mein Simon nannte mir die Namen all der Helden und ich bekam eine hohe Meinung von diesen Männern, unter denen einer war, der sich Herkules nennt, und den jedes Kind in Griechenland ob seiner Taten kennen sollte; Kastor mit seinem Bruder Pollux sah ich hier auch zum ersten Male und ein zierlicher Mensch sang zur Lyra Lieder, deren Sinn wir nicht verstanden, der aber von Jason mit großem Respekt behandelt wurde.
Man macht viel Aufhebens von dieser Fahrt, und Simon meint, dass diese Reise nur unternommen wurde, um sich in verschiedene Mysterien und geheime Religionen des Ostens einweihen zu lassen. Aber das Land ist unwirtlich. Nachts ist es bitterkalt, am Tage kocht uns das Sohlenleder unter den Füßen. Nach dem Festmahl wird nur noch zweimal täglich gegessen, Brot und Zwiebeln, dazu gibt es ein Quantum Wein, der mit Quellwasser verdünnt wird. Treffen wir nicht bald auf Menschen, so werden wir zugrunde gehen. Hierzu bemerkte mein Simon: »Was bist du für eine Waschlappen, o Kleon, daß du wie ein Weib jammerst? Und siehst du nicht, dass unsere geharnischten und gepanzerten Helden kaum besser dran sind als du? Bedenke, dass dir am Ende deiner Wanderung vielleicht Speise und Trank in Überfülle von einigen hübschen Hetären gereicht wird. Vorwärts also und nicht gemault!«
Ich bedachte, dass mit jeder Rast meine Last zum Glück geringer wird und mich nach Menschen zu sehnen, wollte mir nicht in den Sinn kommen. Wir sind mit keinen guten Absichten hier, glaube ich und mein Simon sagt, die Leute hier essen bei ihren Festlichkeiten gern Menschenfleisch.
4
Aites, den seine Leute und unsere Schiffsherren einen König nennen, ist ein Mann von untersetzter Statur mit einem runden Gesicht und geschlitzten Augen. Ist seine Gestalt klein, so verfügt er über große Körperkräfte, heißt es. Er und seine Leute wohnen in runden Großzelten aus Stoff und Leder. Oben n der Mitte befindet sich ein Loch, durch das der Rauch abzieht, wenn drinnen gekocht wird. Auf dem Boden liegen Tierfelle und an den Zeltwänden ringsum hängen Geräte und Waffen; die Schädel getöteter Feinde sehen auf die schmausenden Zeltinsassen herab. Die Männer bekleiden sich ebenfalls mit Tierfellen, nur die Großen des Landes tragen wunderbar leichte bunte und glänzende Stoffe, die von weither kommen sollen. Alle Krieger lassen sich die Köpfe kahl rasieren, bis auf einen Zopf, der ihnen bis auf den Rücken herabfällt. An Waffen führen sie Pfeil und Bogen und lange Dolche und auf ihren kleinen Pferden sitzen sie wie festgeleimt; aber sie alle tun gar nichts und leben nur von Diebstahl oder Raub.
Dennoch hat die Gottheit uns in die Zelte dieser Bande geführt und wir genießen Gastfreundschaft, trinken eine stark riechende berauschende Milch, denn hier geben die Pferde Milch. Rinder, wenn sie welche fangen können, töten sie und verzehren sie. Wir essen geräuchertes Fleisch von Hammeln und man gibt uns ein dünnes, duftendes Getränk, welches aber nicht betäubt, sondern im Gegenteil zu Taten ermuntert. Jason und die anderen leben getrennt von uns in besonderen Zelten. Uns Knechte hat man verstreut untergebracht, und ich bin froh, wenn ich am morgen eines jeden Tages wieder die Sonne erblicke. Des Nachts kriechen ihre Weiber auf unsere Lager und geben sich uns kichernd hin, die Ehemänner hindern sie nicht daran. Wenn dies die Hetären sind, die mir mein Simon versprochen hat, so hat er keine Ahnung, wie eine Hetäre riecht, jedenfalls nicht wie ein Ziegenbock. Kürzlich sahen wir Reiterspiele. Man muss zugeben, in diesen Künsten sind sie uns mindestens ebenbürtig, ausgenommen die Thraker, die sich ebenfalls auf das reiten verstehen. Diese sind aber genau genommen keine Griechen. Danach zeigten die Männer ihre Kraft im Bogenspannen. Diese Kolcher schossen auf weit entfernte Ziele und trafen immer die Mitte der ledernen Scheibe. Selbst Aietes, der kein junger Mann ist, wusste seine Pfeile gut ins Ziel zu bringen. Nach ihm schossen Jason, Peleus, Meleager und ein weichlich aussehender Mensch namens Orpheus, der neulich schmachtend zur Lyra sang. Alle Männer aus Jasons Gefolge schossen recht mäßig, muss ich sagen, verglichen mit den Künsten der Kolcher, die übrigens auch mit Booten auf dem Wasser fahren, allerdings nicht zur See gehen. Wir Schiffsknechte waren etwas enttäuscht. Den kurzen Wurfspieß kennen die Barbaren überhaupt nicht.
Unter den Gästen sahen wir auch Frauen, unter anderem die Tochter des Aietes, ein Mädchen namens Medea, von der sie eine Menge Aufhebens machten. Sie krochen geradezu vor dieser Medea, die ein hübsches Gesicht hat, trotz ihrer Schlitzaugen und Hängebacken, aber unter einem langen grünen Gewand einen plumpen Körper verbarg. Sie sah verlebt aus, ich würde sie nicht begehren wollen, aber sie soll eine berüchtigte Zauberin sein. Gegen Ende des Wettkampfes tanzten unserer Gastgeber zu kleinen und großen Trommeln und stimmten einen misstönenden Gesang, eine Art Gebrumm an, unsere Führer zeigten wiederum ihren Waffentanz und zuletzt lag alles im tiefen Weinrausch.
Ich bin in Sorge. Wir sind nun viele Monate fort, der Winter steht vor der Tür und diese Barbaren sagen, dass er hier sehr kalt werden kann. Wir besitzen keine warme Kleidung und unsere Gastgeber scheinen unser längst überdrüssig zu sein. Wie es scheint, will uns Arietes hier ewig festhalten zur Belustigung seiner Horde, für die wir so etwas wie besonders seltene Tiere sein mögen. Unter Umständen werden wir für ein Festmahl gemästet. Seit gestern werden wir Schiffsknechte auch zur Arbeit gezwungen, ohne dass Jason sich für uns verwendet hätte. Wir zupfen Wolle, walken und waschen sie zu Filz, denn sie halten und züchten neben den Pferden auch kleine magere Schafe, die allerdings eine schöne Wolle geben. Mein Simon, der immerfort vergnügt ist, sagte: »Weshalb machst du so ein Gesicht, o Kleon? Ist es nicht schön, fremde Lände und Sitten zu kennen? Übrigens hat man dir doch leichte Arbeit gegeben, verglichen mit der Plage auf einem Schiff. Dieser Menschenfresser Arietes ist ein gemütvoller Tyrann und lässt uns nichts entbehren. Selbst unsere Nächte sind versüßt durch diese nach Schafmist riechenden Töchter Asiens. Was greinst du also, o Kleon? «
»Kannst du mir auch sagen, was hier tun, mein Simon? «
»Das könnte nur die Gottheit oder Jason«, sagte mein Wachältester.
5
Es kam wie es kommen musste, gestern versuchten drei von uns Schiffsknechten zu fliehen, was völlig aussichtslos ist. Man hat sie eingeholt und zurückgebracht. Jason und die Schiffsherrn beteiligten sich an der Jagd; er verhörte sie auch, während wir übrigen einen Halbkreis bildeten, umzingelt und bewacht von den Barbaren auf ihren Pferden, diese Krieger hatten lange Peitschen in den Händen und Wurfschlingen, mit denen sie geschickt umzugehen wissen. Wir alle wussten, dass es für unserer Genossen keine Rettung gab, sie wurden an Pfähle gebunden und die Barbaren schossen mit Pfeile auf sie, nach dem man ihnen Nase und Ohren abgeschnitten, ihnen die Augen ausgestochen und die Hoden abgeschnitten hatte. Zum Schluss wurden sie verbrannt, jedenfalls ist an Flucht nicht zu denken.
6
Der Winter her ist grausam und endlos lang, scheint es, aus der Ebene weht ständig ein eisiger Wind, mehr ein Sturm, welcher nadelscharfe Kristalle aus Eis aufwirbelt. In den Zelten der Barbaren verlöschen die Feuer nicht, die sie mit getrocknetem Mist, den sie während des Sommers sorgfältig sammeln, unterhalten. Indessen zieht der Rauch nicht so schnell ab, wie es wünschenswert ist. Sollte ich mich jemals an meine Fahrt in die Kolchis erinnern, wird mir wahrscheinlich als ersten ein durchdringender Gestank einfallen. An Nahrung fehlt es uns nicht, aber man reicht es uns nicht mehr mit der gleichen Gastfreundschaft wie ehedem.
Jason und Schiffsherren sind verschwunden, mit ihnen ist auch Aietes mit seiner Kriegerhorde fortgezogen, und ich nehmen an, dass sie irgendwo auf Raub ausgehen, da diese Kolcher nichts tun, keine Äcker bestellen, sondern ihre Tiere auf die höher gelegenen Almen treiben und sie dort sich selbst überlassen. Von ihrem Vieh verwerten sie alles; das Fleisch wird in Streifen geschnitten und auf Vorrat getrocknet, die Sehnen zu starken Stricken gedreht und aus Knochen- und Hornstücken bauen sie ihre kleinen starken Bögen. Viele von uns Schiffsknechten sind erkrankt etliche an einem unbekannten Fieber gestorben, und die Barbaren ließen ihre Leichen fortschaffen, wie wir vermuteten, um Teile davon aufzuessen. Alle sehnen sich fort und nach Hause oder wenigstens an Bord der Argo, die vielleicht längst vom Sturm zu Trümmer zerschlagen worden ist.
»Noch wahrscheinlicher ist es«, ließ sich mein Simon dazu vernehmen, »dass die Schiffsherren mit der Argo entflohen sind und uns hier zurückgelassen haben. «
»Was das betrifft, mein Simon, so gibt es keinen Ort, wo sie sich sehen lassen dürften. Bedenke, wie viele Tage wir gewandert sind, ehe wir auf diese Barbaren stießen. «
Aber ich wusste sehr gut, dass es viele Gelegenheiten gibt, um sich zu verstecken, falls man abwarten kann und die Freiheit liebt. Und vielleicht kehrt Jason auch mit dem Kolcherkönig zurück, beladen mit Raub, den sie teilen. Wir arbeiten schwer; die Herden der Barbaren sind ständig auf Wanderschaft. Manchmal gehen die Tiere bis hoch hinauf in die Berge, oder sie steigen herunter von den vereisten Almen, je nachdem, in der Hoffnung Futter zu finden. Wir müssen die Tiere auf den kleinen Pferden führen, und ich bin ein recht guter Reiter und Hirt geworden, aber diese Tätigkeit ist gefährlich, nicht so angenehm wie in Arkadien, wo man unter einer Eiche liegt und träumt, wenn man Ziegen hütet, es Pan überlassend, die Tiere zu beaufsichtigen, die er zum Dank beschlafen mag, was eine merkwürdige Art Nymphen ergeben soll. Trauer, Krankheit und Trübsal suchen uns heim. Niemand ist unter uns, der den Vogelflug deuten kann oder aus den Eingeweiden des Opfertieres unser Glück oder Unglück herauslesen könnte, abgesehen davon dass diese kleinen zottigen Viecher von der Gottheit als Opfer kaum angenommen werden.
7
Zeus sei Dank, wir sind auf dem Rückweg, der Frühling hat das Land mit frischem Grün gesegnet, die Winde gehen leicht und gelinde über unsere Köpfe hinweg. Wir reiten auf merkwürdigen Tieren, deren Rücken mit zwei Buckeln verunstaltet ist. Jason und die anderen Schiffsherren reiten auf guten Pferden. Die Lasttiere sind mit Kisten und Säcken beladen, deren Inhalt wir zwar nicht kennen, der aber sehr kostbar sein muss. Und die Tochter des Barbarenkönigs ist bei uns, das dicke Mädchen mit dem hübschen aber verlebten Gesicht. Jason scheint in sie verliebt, oder er gibt vor, es zu sein. Sie halten sich während des Rittes dicht beieinander und führen einen Jüngling mit sich, der, an Händen und Füßen gefesselt, auf dem Pferd angebunden ist. Auch seine Augen sind von einer Binde verdeckt. Mein Simon sagt: »Ich bin besorgt, dass sie diesen Sohn des Aietes töten wollen, und das wird ein Unglück sein und uns alle treffen, denn ohne Zweifel werden wir von dem Barbarenkönig verfolgt. «
»Wenn das stimmt, und es wird wohl stimmen, dann hätte Jason einen Schatz geraubt, die Königstochter entführt und den Sohn des Königs als Geisel genommen? «
»Glaube was du willst, o Kleon, aber erst wenn du wieder in Korinth unter deinem schützenden Dach und unter Menschen bist, wirst du Gewissheit haben, « erwiderte meine Wachältester. »Die Seefahrt ist von alters her darauf gerichtet, Länder und Städte zu plündern, und ihre Bewohner auszurotten. So auch hier. Diese vielen Kisten dürften einen kostbaren Schatz enthalten, aber dich werden sie um deine drei Obolen täglich bescheißen, o Kleon. Was ich indessen nicht begreife, ist, weshalb wir diese Medea wie eine Königin behandeln, die leibliche Schwester dieses armen Absyrtus, den sie sicher zu einem üblen Zweck mitführen. «
Ich hatte wenig Lust, über diese Dinge nachzugrübeln, meine Augen suchten den Horizont nach einem Zeichen ab, nach Seevögeln oder einem blauen Streifen. Nichts ersehnte ich mehr als Wasser, das blauer Wasser des Okeanos, bin ich doch Seemann, habe mit diesen Räubereien nichts gemein und übrigens ist das sitzen auf diesen buckligen Tieren alles andere als ein Vergnügen.
Wir sind unter Segel und auf dem Meer. Jason trieb zur Eile und versprach uns einen Aufschlag auf die Heuer, falls wir ihn und seine Schätze, sowie die beiden Geiseln und natürlich uns selber retteten. Wir luden diese verfluchten Höckertiere ab, die so erstaunlich ausdauernd waren, keinen Durst kannten, während den Pferden bald der Atem ausgeht, wenn sie nicht genügend Wasser bekommen. Dann sahen wir die Segel der Schiffe des Aietes hinter uns am Horizont auftauchen. Jason befahl, der Riemen auszulegen; er selbst zog sich mit den Schiffsherren, mit dieser Medea und dem Sohn des Aietes nach achtern zurück. Schließlich geschah etwas Rätselhaftes; wir gingen an einem Felseneiland vor Anker, obschon die Schiffe der Barbaren näher kamen. Jason und die Schiffsherren betraten mit der Medea und dem Absyrtus Land und wir verloren sie aus dem Blick. Auf den feindlichen Schiffen gingen die Segel nieder; offenkundig verhandelte Jason mit Aietes um unseren freien Abzug. Bei Sonnenaufgang, nach einer bange durchwachten Nacht setzten wir erneut Segel und gingen Anker auf. So hatte Jason also im Sinn gehabt, Absyrtus gegen unsere Freiheit einzutauschen. Seit der Nacht an der Felseninsel ward der Knabe nicht mehr an Bord gesehen. Wenn die Gottheit will, dann sind wir gerettet.
8
Das Meer umgibt uns wieder, wunderbar ist seine Freiheit. Wir haben das große Segel gesetzt und fahren, die Sohne im Nacken, am Morgen und gegen ihr Licht am Abend der Heimat zu. Ich mag nicht mehr nachdenken über meine Fahrt zu den Kolchern, bin nur froh und rechne, dass wir bei günstigem Wind in zehn Tagen zu Hause festmachen können. Es ist mir gleich, ob wir nur bis nach Thessalien segeln, um dort im Hafen von Jolkos, wo unsere Reise begann, festmachen oder ob Jason ein anderes Ziel hat; ich werde auf jeden Fall abmustern und zu Lande weiterziehen, bin ich doch viele Monate weg gewesen. Meine Frau ist um so viel älter geworden, falls sie sich keinen anderen genommen hat, in der Annahme, dass ich nicht zurückkehre; meine Kinder werden ihren Vater nicht wiedererkennen, und wofür das alles? Um an einem Raubzug teilzunehmen, der leicht mit meinem Tode hätte enden können.
An Bord wurde eine Hochzeit gefeiert. Jason heiratete die Tochter des Barbarenkönigs, diese Medea. Dennoch wurde die Fahrt trotz des mehrtägigen Festes, auf dem dieser Orpheus unserer Fahrt schluchzend besang, nicht unterbrochen. Wir segelten weiter bei gutem Wind, die Argo ist ein wunderbares Schiff. Bei einer Freiwache enthüllte mir mein Simon ihr Geheimnis; die Fichten, für ihre Planken kamen von dem Berge Pelion, und aus dem Eichenhain von Dodona, dem höchsten Heiligtum des Zeus, wurde der große Mast geholt. So darf man sich nicht wundern, dass dieses Schiff unter dem besonderen Schutz der Olympier steht, da sie selbst die Hand im Spiele gehabt und irgendeine Absicht mit diesem Zug verbunden haben, den mein Simon als Argonautenzug bezeichnete, nach dem Namen des Schiffes, das die Schnellsegelnde bedeutet.
Die Rückreise verlief ohne Zwischenfall. Was mein Simon vorausgesagte hatte, traf ein; die Monate in den Kolchis wurden uns Knechten nur mit halber Heuer berechnet, weil wir, wie es hieß, ja keine seemännische Tätigkeit ausgeübt hätten. Uns bei den Barbaren die andere Hälfte unseres Lohnes zu holen, wurde uns anheimgestellt. Ich aber werde mich hüten dort anzufragen, was ich als Hirte und Wollezupfer bei ihnen an Heuer ausstehen habe. Ziehe ich die Summe, so habe ich nicht mehr, sondern weniger als bei einer gewöhnlichen Heuer verdient. Jedenfalls bringt mich niemand mehr an Bord eines Schiffes, ich will meine Tage bei meiner Frau und meinen Kinder beschließen, will meinen Weinberg bebauen, auf dem Felde arbeiten und mit dem zufrieden sein, was mir meine Fleiß beschert.
9
Ich muss diesem Bericht, den ich für meine Kinder und Enkel zur Ermahnung und Belehrung geschrieben habe, als Augenzeuge eines einfachen Mannes, einen Anhang geben. Jahre nach meinem Entschluss sesshaft zu werden – ich habe ihn ausgeführt und mich wohl dabei befunden – besuchte mich Simon, mein Wachältester auf der Argo. Wir beiden Alten saßen zusammen und erinnerten uns der Tage in der Kolchis. Den Mund voller Zwiebeln aus meinem Garten, Brot aus Mehl von meinem Acker, und Wein, den ich selber gekeltert habe, sahen wir uns in die Augen. Simon fährt noch immer zur See, er ist heimatlos, seine Kräfte haben nachgelassen, aber er ist ein berühmter Mann geworden, dem nachgefragt wird, ein unvergleichlicher Steuermann, wenn es in den Pontos geht. Seine Erfahrungen auf den Meeren scheinen den Schiffsherren trotz seines Alters die Heuer wert. Ich fragte ihn, ob es die Argo noch gäbe und er fragte zurück, ob ich jene Argo meine, die Athena für Jason aus dem Holz der heiligen Eichen von Dodona in Passagai und den Fichten vom Berge Pelion gebaut habe?
»Genau die meine ich«, sagte ich, »dass die Gottheiten irgend etwas mit Jason vorgehabt hatten, habe ich immer geglaubt. «
Simon lächelte skeptisch.
»Und Jason? Gibt es ihn noch? Was man auch sagen kann, er war eine ausgezeichneter Seemann«, sagte ich.
»So hast du nichts gehört? « fragte mein Simon, und als ich verneinte, berichtete er, was ich hier hersetze. Es hat der arme Knabe Absyrtus ein schlimmes Ende von der Hand seiner Schwester gefunden; er wurde nicht, wie ich damals wähnte, als Geisel gegen uns ausgetauscht, sondern von seine Schwester ermordet und zerstückelt. Dies geschah auf der Insel vor der wir damals eine Nacht lang festlagen.
»Aber warum denn? « fragte ich entsetzt über das Ungeheuerliche ihrer Tat.
»Um die Verfolger aufzuhalten. Sie stellte den Kopf und die Hände des Jungen oben auf dem Felsen für ihren Vater sichtbar auf, und verstreuten die übrigen Teile der Leiche am Strand, und ihr Plan ist auch aufgegangen, wie du weißt, o Kleon,« sagte mein Simon. »Aietes hat sehr an dem Knaben gehangen und wollte ihm ein anständiges Grab geben, deshalb sammelten sie die Leichenteile ein. Sie war eine Hexe, ein furchtbares Weib, aber sie liebte diesen Jason ganz ohne Zweifel ... Deinen Wein kann ich nur loben; ist noch etwas davon im Schlauch? «
Während er trank, während er sich eine große Zwiebel schälte, sie in den Mund schob und zu kauen begann, dachte ich an diese Mordtat und dankte den Göttern dafür, mit heiler Haut davongekommen zu sein, obschon mir der Knabe leid tat.
»Wie machst du es, dass deine Zwiebeln so groß und fest werden und einen so vorzüglichen Geschmack bekommen, o Kleon? Ich würde gern davon mitnehmen, wenn es dir passt und natürlich nur, wenn du welche entbehren kannst. «
Auf meine Frage, wo sich diese Mörderin jetzt aufhalte, und ob sie noch mit Jason verheiratet sei, setzte mein Simon erneut an.
»Sie hat in der Tat eine Zeit lang mit Jason gelebt, oder er mit ihr, bis er ihrer überdrüssig wurde, sie wegjagte und eine Königstochter zur Frau nahm, Glauke, ein Kind Kreons, hier in der Nähe, also in Korinth. Mich wundert es, dass du nie davon gehört hast. Es ist eine merkwürdige Geschichte mit einer Vorgeschichte, so wie sie jetzt in ganz Griechenland erzählt wird. Jason hatte einst gewünscht, dass ihm Medea seinen Vater verjüngte, und diese verfluchte Zauberin flößte dem Alten einen Absud ein, worauf er zum Jüngling wurde. Nun gab es aber zwei Männer in Korinth mit Ansprüchen an die Herrschaft, nämlich Aison, den sie gerade verjüngt hatte und Pelias, den Onkel Jasons, von dem ich dir seinerzeit erzählt habe. Die Töchter des Pelias, die dem Jason die Herrschaft missgönnten, gedachten ein gleiches an ihrem Vater zu vollziehen, weil Medea den Aison verjüngt hatte...
Ich kann dein Brot nur loben, o Kleon; besitzt du Kenntnis eines besonderen Backverfahrens? «
Verstört schüttelte ich den Kopf und bat ihn, seine Erzählung nicht ständig zu unterbrechen.
»Viel zu erzählen ist nicht mehr. Diese dummen Weiber – hast du Töchter, o Kleon, hoffentlich nicht - brachten ihren Alten um, weil sie nichts von der Zauberei verstanden. Allerdings von Medea angestiftet. Nun war Jason Alleinherrscher, als er diese Heirat mit Glauke betrieb, wie ich dir schon erzählt habe. Er vermählte sich mit der Tochter Kreons und verstieß Medea. Das hätte er besser unterlassen. Diese schenkte der Braut ein Hochzeitsgewand; die legte es an und verbrannte darin. Und das war noch nicht alles, diese verfluchte Asiatin ließ Feuer auf den Palast Kreons regnen, verbrannte den Alten, und tötete und zerstückelte ihre beiden Kinder, die sie mit Jason gezeugt hatte, dann zauberte sie sich einen Drachen und einen Wagen und fuhr auf du davon, Jason seiner Verzweiflung überlassend. Das ist nun wirklich alles. «
»Beim Zeus«, entfuhr es mir, »ein tolles Stück. «
»Das kann man wohl sagen«, nickte mein Simon, »du erinnerst dich wohl noch daran, dass Jason seinerzeit bei den Kolchern einige Proben seines Mutes ablegen musste? Nein? Dann höre! Er säte Drachenzähne, aus denen Krieger wurden, die er der Reihe nach im Kampf besiegte; er pflügte mit Stieren und tat Dinge, die von den einfältigen Kolchern bestaunt wurden, wobei natürlich Medea ihre Hand im Spiele hatte. «
»Mit Stieren hat er gepflügt? « fragte ich. »Stiere ziehen nicht regelmäßig genug, das gibt keine saubere Furche. Deshalb verschneidet man sie doch zu Ochsen. Das weiß doch jeder Bauer. Wann und wo soll denn das gewesen sein? «
»Das weiß ich nicht«, antwortete mein Simon, »ich bin nicht dabei gewesen, und überhaupt hat es niemand gesehen, wie bei solchen Mähren üblich. Im Übrigen waren es Feuer speiende Stiere. Man sagt, Jason hab seinen Tempelraub nur mit Hilfe dieser Zauberin begehen können, die ihm eine Salbe gab, mit welcher er den Drachen, der den Schatz bewachte, einschläferte. Das übrige weißt du, wir flüchteten Hals über Kopf und die Gottheit schenkte uns eine glückliche Heimkehr...
Nebenbei bemerkt, vergiss bitte nicht, einen Schlauch mit Wein für mich bereitzulegen, dass wir es morgen, wenn ich aufbreche, nicht etwas vergessen. «
»Ich werde es nicht vergessen. Da hat dieses Mistweib also geholfen, ihren Vater zu bestehlen und seinen Sohn, ihren Bruder, getötet und zerstückelt? «
Es gab mir einen Ruck, ich gedachte meiner eigenen Kinder, auch fielen mir Streitigkeiten aus der Nachbarschaft ein, wo sich Söhne gegen ihre Väter und Töchter gegen Mutter und Vater aufgelehnt hatten, dass sie vom Areopag verurteilt und von uns gesteinigt werden mussten.
»Ich mochte diese Medea nicht«, sagte ich, »sie sah verlebt aus, als ob sie schon durch viele Hände gegangen war. «
»Sagte ich schon, dass sie auch die Töchter des Pelias anstiftete, ihn zu töten, zu zerstückeln und zu kochen, die Töchter den eigenen Vater, freilich in Unwissenheit, was sie taten? «
Mein Simon nahm einen tüchtigen Schluck Wein und sagte zufrieden: »Brot, Zwiebeln und Wein, vielleicht noch ein Stück Schafs- oder Ziegenkäse, wenn du welchen hast, es muss aber nicht sein, darüber geht nichts, o Kleon. Was ich noch sagen wollte, den Töchtern dieses Pelias ist eigentlich kein Vorwurf zu machen. «
»Und wegen all dieser Sachen trennte sich Jason von Medea? « Mich überlief es eiskalt, zu denken, dass ich, eine ehrlicher Seemann mit einer solchen Familie zu tun gehabt hatte.
»Unsinn, du wirft alles durcheinander. Jason und Medea gingen doch zunächst nach Korinth, er vermählte sich später mit Glauke. Muss ich noch sagen, dass Medea dieser Glaube ebenfalls tötete? «
»Und zerstückelte? Beim Styx!«
»Davon ist mir nichts bekannt«, sagte mein Simon gelassen, »Möglich wäre es. Man sagt, Glauke ist verbrannt. Medea litt an einem Zerstückelungskomplex. Immerhin ist Jason nicht zu tadeln, als er sich von ihr trennte, abgesehen davon, dass ihm der Tod seines Onkel Pelias schließlich sehr gelegen kam. «
Ich nickte, dann fiel mit ein, dass mein Simon vielleicht auch etwas über den Verbleib des Schatzes wusste, den wir geraubt hatten.
»Was war es doch gleich, welchen Schatz brachten wir aus der Kolchis heim? « fragte ich.
»Was für einen Schatz? Das Fell? Meinst du das? «
»War es ein Fell? Wegen eines gewöhnlichen Felles wären wir um die halbe Welt gefahren? Das ist nicht dein Ernst, mein Simon! «
Er zuckte die Schultern. »In den Kisten mag Gold gewesen sein, aber an für sich sollte Jason nur das Fell holen, das eines Widders und zwar eines goldenen. Ich glaube, so fing diese Geschichte überhaupt an. Die Gottheit schenkte der Nephele einen goldenen Widder. Die wusste damit nichts anzufangen. Ihr Sohn Phrixos brachte den Schafbock in die Kolchis, opferte ihn der Gottheit und hängte das abgezogene goldene Fell im Hain des Ares auf. Jason wiederum sollte es zurückbringen. «
»Bei den Göttern, ein goldenes Fell? Ich habe noch nie einen Widder mit einem goldenen Fell gesehen und ich züchte doch seit langem Schafe. «
Gleichmütig trank mein Simon und begann ein Lied zu summen.
»Na, sie war aber auch ein schönes Schiff, diese Argo, « sagte ich.
»Gewiss«, sagte Simon, »man baut heute nur noch so. Von den Symplegaden, die wir besiegt haben und einigen anderen Abenteuern, die uns begegnet sind, könnte ich dir noch erzählen, wenn du willst und falls noch Wein da ist. Sie gehen in Griechenland von Mund zu Mund. «
»Für dieses Mal wollen wir es genug sein lassen, mein Simon. «
Er lächelte und ich sah doch einen großen Ernst auf seinem Gesicht, das eines alten Fahrensmannes und während er von seinen anderen harmloseren Abenteuern berichtete, vergaß ich, dass die Heuer schlecht gewesen und der Schiffsherr mürrisch war und erhaben auf uns herabsah, und ein Dreckstück von Weib mitgeschleppt hatte.
»Glaubst du, dass es Schafböcke mit einem goldenen Fell gibt? « fragte ich.
»Möglich ist alles; wie du sagst, hat die Gottheit eben die Hand im Spiele. Oben in den Bergen des Kaukasus«, fuhr mein Simon fort, »waschen sie feinen Goldstaub aus dem Flusssand, so fein, dass sie ein Fell als Sieb nehmen, um es aufzufangen. Die größeren Goldkörner – sie sind immer noch so winzig wie ein Staubkorn - kann man mit den Fingern herausklauben, aber die ganz feinen bleiben in dem Fell hängen. Mit der Zeit nehmen diese Haarsiebe einen goldenen Schimmer an, und es ist ein erstaunlicher Anblick, kann ich dir versichern, wenn man diese Felle zum trocknen aufgehängt sieht, aber es nichts Ungewöhnliches dabei. Das goldenen Fließ, wer weiß...
Du wolltest etwas Käse holen, o Kleon, falls welcher da ist. «
Ich holte ihm den Käse und er aß. Im Westen ging die Sonne unter, sie färbte den Himmel blutrot. Im Osten dunkelte es. Dort lag der Hellespont, das Tor zum Pontos. Ich rief meine Enkelkinder, um ihnen den Seemann zu zeigen, mit dem ihr Großvater in den alten Tagen des Ruhmes und der Unsterblichkeit auf Heldenfahrt zu den Kolchern gegangen war, denn ich kann es nicht leugnen, ich war schließlich doch stolz dabei gewesen zu sein.
Lektion 2: DAS TOR GOTTES; BABYLONISCHES TAGEBUCH
"Wohlauf, lasset uns herniederfahren
und ihre Sprache daselbst verwirren,
dass keiner des anderen Sprache verstehe …"
Mose 1 Kapitel 11/7
Die Rollen des Fellachen
Durch die sogenannten Rollen des Fellachen, erstmalig von Rovere Macheste der wissenschaftlichen Welt 1929 zugänglich gemacht, erlebte die christliche Partei eine ihrer eklatantesten Niederlagen. Auf dem Ethnologen Congress im Museo Nationale erklärte Macheste:
"Ich bin im Besitz von Schriften, welche die Legende von der babylonischen Sprachverwirrung widerlegen. Zu Beginn des Baues sprachen alle bereits das sogenannte Koine, dem Levantinischen vielleicht vergleichbar oder dem Pidginenglish. Die Annahme, im Gefolge der Diadochenkämpfe oder des Hellenismus habe sich Koine ausgebreitet, ist falsch. Das in meinem Besitz befindliche Werk ist in Koine aufgezeichnet."
Macheste, einer der besten Archäologen seiner Zeit, bekannt als fantasiebegabter Spötter, leitete ein Jahrzehnt lang Ausgrabungen im Zweistromland. Ironisch bemerkte er am Rande des Kongress, er gehe davon aus, dass der beschränkte Jahve annahm, den Turmerbauern könne das unmögliche Werk tatsächlich gelingen. Präsumtive Furcht kennzeichne nun einmal alle Diktatoren. Nach dieser Äußerung verließ die katholische Fraktion den Kongress.
Der Schriftsteller Jorge Luis Borge, der bekanntlich alle Wirklichkeit durch seine entzückenden historisch-literarischen Einfälle in den Schatten stellt, durfte die Macheste-Manuskripte einsehen, machte aber von seinem Wissen keinen Gebrauch; er schwieg sich darüber bedauerlicherweise aus, aber auf einem Manuskriptblatt Borges' findet sich der angefangene Satz:
"0, König der Zeit", ... was auf eine arabische Urheberschaft hindeuten würde. In Wirklichkeit beginnen die Rollen des Fellachen aufsehenerregend folgendermaßen:
"Großer König, König der Könige, König der von allen Völkern bewohnten Länder, König der großen Erde bis weithin."
Wir haben es also eindeutig mit einer nach Persien gerichteten Schrift zu tun, denn "Großer König" war der Titel der Perserkönige. Ehe wir uns um Aufhellung der tatsächlichen Urheberschaft des Manuskripts bemühen, müssen wir den Spuren nachgehen, welche die Rollen des Fellachen durch die Jahrtausende hinterließen. Die erste Zeit ist noch leicht zu verfolgen. Die Rollen lagen in einem Archiv. Letzteres befand sich in der Nähe der Stadt Uru-sa-lim, es handelt sich um die berühmten Grotten mit den Sieben Eisernen Nägeln. Sieben hintereinanderliegende Höhlen sind durch jeweils einen eisernen Nagel aus der Zeit des Trojanischen Krieges gleichsam versiegelt. Die letzte der Höhlen beherbergte eine mächtige Amphore mit den erwähnten Rollen. Der Fellache drang etwa um 1890 in diese Höhle ein und konnte die Rollen bergen. Sein Name ist nicht überliefert.
Nun beginnt für die Rollen des Fellachen eine jener Irrfahrten, die einer solchen Entdeckung erst den Hautgout verleihen. Wahrscheinlich wusste der Fellache, welchen Fund er gemacht hatte. Auf dem Weg nach Damaskus traf er mit einem britischen Ägyptologen zusammen, Sir Henry Worchester. Dieser nahm dem sterbenden Fellachen die Rollen ab, mit dem Versprechen, für dessen Angehörige zu sorgen. Wir wissen nicht, ob Sir Henry sein Versprechen erfüllen konnte. Jedenfalls hat er sich nicht des Tempelraubes schuldig gemacht, wie sein Athener Kollege. Über Sir Henry gelangten die Rollen an einen Koptischen Priester. Wie ist unaufgeklärt, jedoch starb Sir Henry auf merkwürdige Art und Weise. Der Kopte konnte die Schriftzeichen zwar nicht lesen, aber er vermutete einen bedeutenden Fund, machte sich auf und zog nach Rom, wähnend, dass die Rollen dort am besten aufgehoben seien. Nach tagelangem Herumstehen in Amtszimmern, vernommen von einem aufgeblasenen Priester, der dem plebejischen Mann kein Wort glaubte, musste letzterer einsehen, dass seine Mühe schlecht belohnt wurde. Er wies darauf hin, die Rollen trügen das Zeichen des Fisches, aber ihm wurde bedeutet, das besage nichts, sogar dem Ischtar sei das Fischsymbol zugeeignet gewesen. Als der Kopte auf den Strahlenkranz zeigte, den er sich selbst als Zeichen der Heiligkeit ausgelegt hatte, wurde ihm entgegengehalten, auch dem persischen Lichtgott Mithras sei die Korona zugehörig, und selbst vom Großkönig, einem amtlich bestätigten Gottmenschen, wäre sie beglaubigt. Ernüchtert verabschiedete sich der Kopte von dem hohen Kleriker, entschlossen die Rollen, die ihm so viele Mühen bereitet hatten, in den Tiber zu werfen.
Zufällig ging Rovere Macheste mit seinem Töchterchen an diesem Tage spazieren. Der gelehrte Mann blätterte im Gehen die neuesten Archivberichte durch, verleibte dies und das seinem enormen Gedächtnis ein und achtete wenig auf das Kind. In diesem Falle keine Unvorsichtigkeit, wie sich bald herausstellen sollte. Beatrice Macheste näherte sich zutraulich dem schwarz gekleideten Kopten. Die beiden kamen ins Gespräch, und das Kind erbat sich die Rollen, meinend, es handele sich um ein entzückendes Spielzeug.
Bekanntlich wurden die Papyrusrollen einfach aneinandergeklebt; letztere Rolle soll eine Länge von sechzig Metern gehabt haben. Macheste rief das Kind zu sich. Er sah sofort, dass es sich um eine alte Schrift handelte. Aus Zerstreutheit wickelte er die Rolle auf, steckte sie in die Tasche, eine genaue Untersuchung auf später verschiebend. Dann ging er, das Kind mit sich nehmend. Beatrice schenkte ihrem Wohltäter ein Kusshändchen; der Kopte erhielt also mehr, als er nach Lage der Dinge erwarten durfte. Auf diese Weise gerieten die Rollen in die Hände eines kundigen Mannes.
Natürlich dauerte es sehr lange, ehe Professor Macheste das Rätsel der Schrift gelöst hatte. Er zögerte jedoch nicht, seine Entdeckung allen zugänglich zu machen. Der Vatikan beeilte sich, eine dementierende Gegenschrift zu veröffentlichen, Macheste blieb unbeirrt, schien die Veröffentlichung der Rollen des Fellachen auch noch so gewagt. Aber welche Buchveröffentlichung ist nicht gewagt, falls das Buch mit Einsicht, Zweifel und Fleiß geschrieben wurde. Macheste musste umso mehr in Verdacht geraten, ein Scharlatan zu sein, als es Mode geworden ist, historische Vorgänge für aktuell-politische Zwecke zu manipulieren. Wie ja auch manche vorschlagen, der Bequemlichkeit halber neue Bücher nach den alten Legenden zu schreiben. Letzteres hat die realistische Praxis nicht gerade belebt, sondern die Leser vertrieben.
Die Frage, wieso Macheste wusste, dass es sich bei dem Überbringer der Rollen um einen koptischen Priester handelte, konnte ebenso wenig geklärt werden, wie die Frage, warum das Erbe des Kopten, die 'Rollen des Fellachen' heißen, nahm doch der Kopte das Geheimnis des Fellachen mit ins Grab. Gleichwohl ist die Schrift so echt, wie Machestes Behauptung irgendjemand habe sich unterfangen, die Ausbreitung der Koine sei an Diadochenkämpfe oder Hellenismus geknüpft.