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Patriotismus, ein Gefühl der Liebe und Verbundenheit zu einem Land, seiner Geschichte und seinen Menschen. In Deutschland jedoch hat dieses Gefühl in der Nachkriegszeit eine besonders komplexe und ambivalente Dimension angenommen. Deniz Karabag geht scharf mit rechtspopulisten und Fanatikern ins Gericht.
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Seitenzahl: 144
Veröffentlichungsjahr: 2023
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„Der beste Patriotismus ist nichts anderes als klare Einsicht in die starken und schwachen Seiten seiner Nation“. Heinrich von Sybel
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
es erfüllt mich mit aufrichtiger Begeisterung und Stolz, euch mein neues Buch "Der Adler in mir" zu präsentieren. In meinen Adern fließt das Blut zweier Kulturen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber dennoch untrennbar miteinander verbunden sind. Als Deutscher mit türkischem Migrationshintergrund trage ich beide Herzen in mir. Diese einzigartige Erfahrung hat mich zu einem deutschen Patrioten geformt, der mit einer tiefen Verwurzelung in der Vielfalt und dem Reichtum unserer Nation eine neue Perspektive auf das Land, das ich mein Zuhause nenne, gewonnen hat.
Als ehemaliger Fallschirmjäger habe ich mit Stolz und Hingabe dem deutschen Vaterland gedient. In den harten Trainingseinheiten und in den Einsatzgebieten fernab meiner Heimat habe ich erfahren, was es heißt, Verantwortung für die Freiheit und Sicherheit unserer Gesellschaft zu tragen. Diese Erfahrungen haben meine Verbundenheit zu Deutschland weiter gestärkt und meinen Patriotismus geprägt.
Doch es ist die Kombination meiner türkischen Wurzeln mit meiner deutschen Identität, die meine Sichtweise auf das Land und seine Werte geformt hat. Diese Doppelperspektive hat mir eine Weitsicht geschenkt, die es mir ermöglicht, über Grenzen und Vorurteile hinwegzusehen. Ich verstehe die Bedeutung von kultureller Vielfalt und die Kraft des interkulturellen Austauschs. Indem ich beide Welten in mir vereine, habe ich die Fähigkeit entwickelt, Brücken zwischen den Kulturen zu bauen und eine Verbindung herzustellen, die uns als Gesellschaft stärkt.
Meine patriotische Hingabe und mein Blick für das große Ganze haben mich dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben. Es ist ein Aufruf zur Reflexion und zur Erkenntnis, dass wir als Nation nur dann wachsen und florieren können, wenn wir die Unterschiede in unserer Gesellschaft schätzen und als Bereicherung annehmen. Es geht darum, diejenigen, die wie ich in beiden Kulturen verwurzelt sind, zu ermutigen, ihre Einzigartigkeit zu umarmen und ihre Stimmen zu erheben. Gemeinsam können wir ein Deutschland aufbauen, das auf gegenseitigem Respekt und echtem Verständnis basiert, zeitgleich auch die deutsche, nationale Identität im Fokus behält.
Dieses Buch ist ein Versuch, die Grenzen der Vorstellungskraft zu erweitern und die Möglichkeit einer neuen Identität zu erkunden. Ich möchte die Menschen dazu ermutigen, über ihre eigenen Grenzen hinauszugehen. In den folgenden Kapiteln lade ich dich ein, mit mir auf eine Reise zu gehen. Eine Reise, die geprägt ist von persönlichen Erlebnissen, inspirierenden Begegnungen und einer Vision für ein starkes und selbstbewusstes Deutschland. Inmitten der Worte und Geschichten, die diese Seiten bevölkern, offenbart sich eine tiefe Liebe zu meiner Heimat und ein unerschütterlicher Patriotismus. Doch lass mich dir versichern, dass dieser Patriotismus frei von jeglichen nationalistischen Tendenzen ist. In einer Zeit, in der extreme Ideologien ihre Schatten werfen, möchte ich deutlich machen, dass dieses Buch eine scharfe Kritik an Faschismus, Rassismus und Nationalismus beinhaltet.
Es ist mir ein Anliegen, dass rechtsradikale Populisten dieses Buch keineswegs erwerben respektive als ideologisches Instrument für sich nutzen. Denn "Der Adler in mir" stellt eine unerbittliche Abrechnung mit den dunklen Facetten der Geschichte dar, die von Hass und Ausgrenzung durchtränkt sind. Meine Worte sollen kein Nährboden für solche Ideologien bieten, sondern vielmehr denjenigen eine Stimme geben, die nach Verständigung und Zusammenhalt streben. Es erfüllt mich mit Stolz, ein Bürger der Bundesrepublik Deutschland zu sein, einer Nation, die auf dem Fundament der Freiheit, Toleranz und Vielfalt ruht. Doch bedauerlicherweise stoßen wir immer wieder auf jene, die unserem Land das Existenzrecht absprechen.
Als stolzer Patriot ist es mir ein zentrales Anliegen, mit diesem Buch den Menschen vor Augen zu führen, wie eine gelungene Integration funktionieren kann und wie sie zur Bereicherung unseres Landes beitragen kann. Dabei ist es von größter Bedeutung, dass die kulturellen und nationalen „deutschen Werte“ stets im Vordergrund stehen. "Der Adler in mir" erzählt von Begegnungen, von Erfahrungen und Erfolgen, die nur durch gegenseitiges Verständnis und Respekt ermöglicht wurden. Es ist eine Hommage an diejenigen, die sich mit ihrer Herkunft identifizieren, während sie gleichzeitig ein Teil der deutschen Gesellschaft werden. Es ist von herausragender Bedeutung, dass sich Menschen in Deutschland erfolgreich in die Gesellschaft integrieren. Es geht dabei nicht um Assimilation oder das Aufgeben der eigenen Identität, sondern um eine gelungene Integration, die den Austausch von Kulturen und das Zusammenwachsen verschiedener Hintergründe ermöglicht. In dieser Synthese von Traditionen und Werten liegt eine große Chance für eine dynamische und vielfältige Gesellschaft, in der sich alle Mitglieder gleichermaßen einbringen können. Indem wir uns bemühen, uns gegenseitig zu verstehen und zu respektieren, können wir die Basis für ein harmonisches Zusammenleben schaffen, das von Offenheit, Toleranz und gegenseitiger Bereicherung geprägt ist.
Mit diesem Buch möchte ich Brücken bauen und Mauern einreißen, indem ich die Vielfalt unserer Gesellschaft feiere und die Barrieren des Misstrauens überwinde. Es ist an der Zeit, gemeinsam Wege zu finden, um Vorurteile abzubauen und eine Gesellschaft zu formen, die auf Zusammenhalt und Chancengleichheit basiert. Tauche ein in die facettenreiche Welt des Patriotismus und entdecken die reichen Schätze, die sie mit sich bringt. Lass uns gemeinsam die Weisheit erkennen und das Fundament für eine bessere Zukunft legen.
Mit meinem aufrichtigen Streben nach Verständigung und Einheit unter dem Banner der Bundesrepublik Deutschland!
Einleitung
Der Begriff des Patriotismus
Patriotismus versus Nationalismus: Ein Balanceakt
Pazifismus nach dem II. Weltkrieg
Patriotismus als Integrationswerkzeug
Die Verantwortung jedes Bürgers
Die politische Mitte
Umgang mit wichtigen Partnern
Wer bin ich?
Schlussfolgerungen & Ausblick
Patriotismus – ein Gefühl der Liebe und Verbundenheit zu einem Land, seiner Geschichte und seinen Menschen. In Deutschland jedoch hat dieses Gefühl in der Nachkriegszeit eine besonders komplexe und ambivalente Dimension angenommen. Nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs wurde ein Prozess der "Pazifizierung" eingeleitet, um eine Wiederholung der Gräueltaten der Nazizeit zu verhindern. Dieser Prozess hat dazu geführt, dass viele Deutsche das Gefühl hatten, Patriotismus verloren zu haben oder es gar bewusst vermieden, aus der Angst heraus, dass dieses Gefühl in extremen Nationalismus oder gar Faschismus umschlagen könnte.
In jüngster Zeit haben wir jedoch eine beunruhigende Tendenz beobachtet: Rechte Parteien und Bewegungen versuchen, das Vakuum zu füllen, das durch den verlorenen Patriotismus entstanden ist. Diese Gruppen nutzen die natürliche Sehnsucht der Menschen nach einer nationalen Identität aus und kleiden ihre extremistischen Ansichten in das Gewand des Patriotismus - wie der Wolf im Schafspelz. Sie versuchen, exklusive und oft rassistische Ansichten salonfähig zu machen, indem sie diese als "patriotische" Haltungen verkaufen. In diesem Kontext entsteht die Notwendigkeit einer politischen Kraft, die die Lücke zwischen den sogenannten Altparteien und den radikalen Rechten füllen kann. Eine Partei, die ein gesundes und inklusives Verständnis von Patriotismus fördert. Eine Partei, die das Beste aus unserem Erbe hervorhebt, ohne dabei in übermäßigen Nationalismus oder Rassismus abzugleiten.
Es ist an der Zeit, dass wir den Patriotismus in Deutschland neu definieren und wiederentdecken - als ein Gefühl der Verbundenheit und der Verantwortung gegenüber unserem Land und unseren Mitbürgern. Ein Patriotismus, der die Vielfalt und Offenheit unseres Landes feiert und uns gleichzeitig dazu ermutigt, für seine Werte und Ideale einzustehen. Ein Patriotismus, der uns vor der Wiederkehr der dunklen Zeiten des Faschismus schützt und uns gleichzeitig vor der Gefahr bewahrt, zu einem bloßen Vasallenstaat unter der Führung anderer Mächte zu werden. Dies ist eine Einladung, mit mir auf diese Reise zu kommen, um den "Adler in uns" zu entdecken und zu feiern, und dabei Deutschland als das zu erkennen, was es ist: Ein Land voller Stärke, Vielfalt und unglaublichem Potenzial. Es ist an der Zeit, unser Land mit all seinen Facetten zu lieben und zu schätzen und dabei das Beste aus unserer Geschichte und unseren künftigen Möglichkeiten zu machen. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Pazifismus zweifelsohne einen starken Einfluss auf die deutsche Gesellschaft ausgeübt. Die Gräueltaten und das unermessliche Leid, das von Deutschland während des Krieges verursacht wurde, führten zu einer tiefgreifenden Veränderung der Wahrnehmung von Gewalt und Konflikten. Die Aversion gegen Krieg und die Übernahme pazifistischer Prinzipien prägten eine neue Denkweise, die die deutsche Gesellschaft nachhaltig beeinflusste.
Die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes während des Zweiten Weltkriegs sind untrennbar mit der deutschen Geschichte verbunden. Die systematische Ermordung von Millionen Menschen, darunter Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und politische Dissidenten, sowie die Verfolgung und Zwangsarbeit zahlreicher Menschen, waren Ausdruck einer ideologischen Verblendung und eines rassistischen Wahngebildes.
Die systematische Ermordung von Millionen Menschen während des nationalsozialistischen Regimes unter Nazi-Deutschland ist eine der dunkelsten Epochen der Geschichte. Die Verbrechen wurden mit einer beispiellosen Brutalität und Effizienz begangen. Im Folgenden findest Du einige zahlenbasierte Informationen zu diesem Thema:
1. Holocaust:
Schätzungsweise sechs Millionen Juden wurden während des Holocaust ermordet. Etwa 220.000 Sinti und Roma wurden Opfer des Völkermords. Weitere Gruppen, darunter Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen, politische Dissidenten und sowjetische Kriegsgefangene, wurden ebenfalls verfolgt und ermordet.
2. Konzentrationslager:
Rund 20.000 Konzentrationslager und Vernichtungslager wurden von den Nazis betrieben.
Auschwitz-Birkenau, das größte Vernichtungslager, war für den Tod von etwa 1,1 Millionen Menschen verantwortlich, hauptsächlich Juden.
3. Euthanasieprogramm:
Das nationalsozialistische Euthanasieprogramm, bekannt als Aktion T4, wurde von 1939 bis 1941 durchgeführt.
Etwa 200.000 Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung wurden ermordet, um die nationalsozialistische Ideologie der "Rassenhygiene" umzusetzen.
4. Einsatzgruppen und Massenerschießungen:
Einsatzgruppen der SS führten Massenerschießungen von Juden, Kommunisten, Intellektuellen und anderen als Feinde des Regimes angesehenen Personen durch. In den Jahren 1941 und 1942 wurden allein in der Sowjetunion schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen von den Einsatzgruppen ermordet. Diese Zahlen und Fakten sind lediglich ein Ausschnitt aus den grausamen Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes. Es ist wichtig, sich der enormen Tragödie bewusst zu sein, die diese Zahlen repräsentieren. Sie sollen als Mahnung dienen, dass solche Verbrechen niemals wieder geschehen dürfen und dass wir uns dafür einsetzen müssen, dass sich eine solche Ideologie niemals wieder ausbreiten kann. Diese Kriegsverbrechen haben nicht nur den Ruf Deutschlands schwer beschädigt, sondern auch einen tiefen Einschnitt in die nationale Identität der Deutschen bewirkt. Die damit einhergehende Scham und das Bedürfnis, die eigenen Verbrechen zu begreifen und aufzuarbeiten, hatten weitreichende Auswirkungen auf die Gesellschaft. Infolgedessen entwickelte sich eine breite pazifistische Bewegung, die eine grundlegende Ablehnung jeglicher Form von Gewalt und Krieg zum Ausdruck brachte. Der Pazifismus in Deutschland fand seinen Niederschlag nicht nur in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen, sondern auch in der politischen Ausrichtung des Landes. Die deutsche Verfassung von 1949, das Grundgesetz, verankerte den Frieden als oberstes Gebot und legte fest, dass Deutschland keine Angriffskriege führen darf. Ein prominentes Beispiel für die Auswirkungen des Pazifismus auf die deutsche Gesellschaft ist die Ablehnung militärischer Einsätze und Auslandseinsätze der Bundeswehr. Der Grundsatz der Gewaltfreiheit und des friedlichen Dialogs wurde zu einem integralen Bestandteil der deutschen Außenpolitik. Der Widerstand gegen den Irakkrieg im Jahr 2003 und die Diskussionen über die Beteiligung Deutschlands an internationalen Militäreinsätzen sind nur einige Beispiele für die pazifistische Haltung, die in der deutschen Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg vorherrschte. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass der Einfluss des Pazifismus nicht zwangsläufig dazu geführt hat, dass der Patriotismus vertrieben wurde oder dass die nationale Identität der Deutschen gestohlen wurde. Vielmehr hat der Pazifismus die Art und Weise geprägt, wie die deutsche Gesellschaft ihre nationale Identität betrachtet und ausdrückt. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und die Verpflichtung, aus den Fehlern der Geschichte zu lernen, haben zu einem verantwortungsbewussten Patriotismus geführt, der auf Toleranz, Menschenrechten und internationaler Zusammenarbeit basiert.
Der Patriotismus ist ein starkes, emotionales Band, das ein Individuum mit seinem Heimatland verbindet. Es ist eine Zuneigung und eine Bindung, die über die rein formale Staatsbürgerschaft hinausgeht und einen wesentlichen Teil unserer Identität ausmacht. Aber was genau bedeutet Patriotismus? Wie definiert man eine solche komplexe und vielschichtige Emotion? Im Grunde genommen ist Patriotismus eine Liebe zu seinem Land. Dies kann sich in vielen Formen manifestieren: In der Wertschätzung seiner natürlichen Schönheiten, in der Anerkennung seiner Geschichte und Kultur, in der Identifikation mit seinen Werten und Prinzipien, oder einfach in dem Gefühl der Zugehörigkeit und Sicherheit, das es einem vermittelt. Es ist ein Gefühl der Zufriedenheit und des Stolzes auf das, was das Land im Laufe der Geschichte erreicht hat, und der Entschlossenheit, dazu beizutragen, dass es sich weiter verbessert. Patriotismus beinhaltet auch eine gewisse Verantwortung gegenüber dem Land und seinen Bürgern. Es bedeutet, sich aktiv für das Wohl des Landes und seiner Menschen einzusetzen, sei es durch ehrenamtliches Engagement, politische Beteiligung oder einfach durch ein respektvolles und ethisches Verhalten. Patriotismus heißt auch, die demokratischen Prinzipien und die Rechtsstaatlichkeit zu verteidigen, die die Grundpfeiler unserer Gesellschaft bilden. Es ist wichtig zu betonen, dass Patriotismus nicht exklusiv oder rassistisch sein sollte. Ein wahrer Patriot erkennt und schätzt die Vielfalt und Pluralität seines Landes. Er versteht, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Überzeugung gleichermaßen zur Stärke und zum Reichtum seines Landes beitragen können. Er betrachtet diese Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung. In Deutschland hat der Begriff des Patriotismus eine besondere Bedeutung, geprägt durch seine spezielle Geschichte und Kultur.
Johannes von Geissel (1796 - 1864), deutscher Kardinal, Bischof von Speyer und Erzbischof von Köln
Ziel ist es, ein klareres und tieferes Verständnis des deutschen Patriotismus zu erlangen und einen Weg zu finden, ihn in einer Weise auszudrücken und zu leben, die die Werte von Offenheit, Toleranz, Solidarität und Demokratie stärkt und fördert. Denn nur ein inklusiver und progressiver Patriotismus kann dazu beitragen, eine starke, vereinte und gerechte Gesellschaft zu schaffen, auf die wir alle stolz sein können. Die Entwicklung des deutschen Patriotismus im Laufe der Jahrhunderte ist von historischen Ereignissen, politischen Umbrüchen und sozialen Veränderungen geprägt. Es ist wichtig zu beachten, dass der deutsche Patriotismus vielfältig ist und von unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen geprägt wird.
Historisch gesehen war der deutsche Patriotismus stark mit dem Aufkommen des deutschen Nationalstaats im 19. Jahrhundert verbunden. Die Entstehung des Deutschen Kaiserreichs und später der Weimarer Republik führte zu einem gesteigerten Nationalbewusstsein und einer Verbundenheit mit dem deutschen Land und seiner Kultur. In dieser Zeit spielten kulturelle Symbole wie die deutsche Sprache, Literatur und Musik eine bedeutende Rolle bei der Formung des deutschen Patriotismus. Nach den traumatischen Erfahrungen des Ersten und Zweiten Weltkriegs entwickelte sich ein kritischerer Blick auf den deutschen Patriotismus. Die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes führten zu einer tiefen Auseinandersetzung mit der nationalen Identität und einer Abkehr von einem übersteigerten Nationalismus.
In der Nachkriegszeit lag der Fokus auf dem Wiederaufbau, der Versöhnung und der Integration Deutschlands in eine europäische Gemeinschaft. Heute manifestiert sich der deutsche Patriotismus in vielfältiger Weise. Viele Menschen fühlen sich mit den demokratischen Werten, der reichen Kultur und der Geschichte Deutschlands verbunden. Der moderne deutsche Patriotismus betont oft die Verantwortung für Frieden, Toleranz, soziale Gerechtigkeit und den Schutz der Menschenrechte. Es geht weniger um eine übersteigerte nationale Identität, sondern vielmehr um ein positives Bekenntnis zu den Errungenschaften und Werten der deutschen Gesellschaft. Die zukünftige Gestaltung des deutschen Patriotismus liegt in der Förderung eines inklusiven und offenen Diskurses.
Die Förderung von interkulturellem Dialog, Integration und einem breiten Verständnis der deutschen Identität kann dazu beitragen, einen Patriotismus zu gestalten, der auf gegenseitigem Respekt und einem gemeinsamen Bekenntnis zu demokratischen Werten basiert. Zudem kann der zukünftige deutsche Patriotismus durch eine verstärkte internationale Zusammenarbeit geprägt werden. Angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Migration und wirtschaftlicher Interdependenz ist eine gemeinsame europäische Identität und ein transnationaler Patriotismus von Bedeutung, jedoch im Einklang mit den nationalen deutschen Werten und Normen. Letztendlich ist es entscheidend, den deutschen Patriotismus als einen konstruktiven Beitrag zur Gesellschaft zu gestalten, der zu einer pluralistischen und inklusiven Gemeinschaft beiträgt und die Werte von Freiheit, Demokratie und sozialer Gerechtigkeit in den Vordergrund stellt.
Patriotismus und Nationalismus sind zwei Begriffe, die oft verwechselt oder synonym verwendet werden. Doch obwohl sie ähnliche Konzepte darstellen, haben sie unterschiedliche Konnotationen und Implikationen. Das Verständnis der Unterschiede zwischen beiden ist wesentlich, um ein gesundes Gefühl der nationalen Identität zu fördern und die negativen Auswirkungen des extremen Nationalismus zu vermeiden.
Heinrich von Sybel (1817 - 1895), deutscher Historiker
Patriotismus, wie wir ihn bisher definiert haben, ist eine positive Bindung an das eigene Land. Es ist die Liebe zu seiner Heimat, die Wertschätzung seiner Kultur und Geschichte und das Engagement für seine Mitbürger und seine Werte. Ein Patriot ist stolz auf sein Land, erkennt aber gleichzeitig seine Fehler und Schwächen an und strebt danach, sie zu verbessern.
Auf der anderen Seite steht der Nationalismus. Nationalismus betont die Überlegenheit einer Nation gegenüber anderen und kann daher oft exklusiv und intolerant sein. Ein Nationalist sieht sein Land nicht nur als anders, sondern als besser an und neigt dazu, seine Fehler zu ignorieren oder zu leugnen. Dies kann zu Konflikten, Diskriminierung und sogar zu Gewalt führen. In Deutschland ist die Unterscheidung zwischen Patriotismus und Nationalismus besonders heikel, da sie eng mit der nationalsozialistischen Vergangenheit des Landes verbunden ist. Der extreme Nationalismus, der während der NS-Zeit vorherrschte, hat dazu geführt, dass viele Deutsche jegliche Form des Nationalstolzes mit Misstrauen betrachten. Dennoch ist es möglich und sogar notwendig, einen gesunden und inklusiven Patriotismus zu fördern. Ein Patriotismus, der auf den Werten von Respekt, Toleranz und Solidarität basiert. Ein Patriotismus, der die Vielfalt und Pluralität unserer Gesellschaft anerkennt und fördert. Ein Patriotismus, der die Vergangenheit nicht leugnet, sondern aus ihr lernt, um eine bessere Zukunft zu gestalten.