Der Anfang vom Ende des alten Europa - Hans Fenske - E-Book

Der Anfang vom Ende des alten Europa E-Book

Hans Fenske

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Beschreibung

Es gilt weithin als unzweifelhaft, dass das Deutsche Reich einen wesentlichen Anteil am Ausbruch des Weltkriegs 1914 hatte, dass es während des vierjährigen blutigen Ringens sehr expansive Ziele verfolgte und im Falle eines Sieges seinen Gegnern einen harten Frieden auferlegt hätte. Dass es sich tatsächlich anders verhielt, zeigt diese Studie. Sie fragt zunächst nach der Haltung der Mächte zum Krieg 1914 und erörtert dann deren Einstellung zum Frieden bis zum Versailler Vertrag 1919. Während dieses Zeitraums waren England und Frankreich nie zu einem Verständigungsfrieden bereit, wohl aber Deutschland und Österreich-Ungarn. Abschließend geht es um die Auswirkungen des Versailler Vertrags. Dessen Reparationsregelungen trugen entscheidend zu den großen Wahlerfolgen der NSDAP ab 1930 bei. Hätten sich die Staaten der Entente während des Krieges auf einen Verständigungsfrieden eingelassen, so wäre die Geschichte seither sehr anders verlaufen. Der Krieg wäre dann nicht Der Anfang vom Ende des alten Europa geworden.

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Seitenzahl: 178

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Hans Fenske

Der Anfang vom Endedes alten Europa

Die alliierte Verweigerung von Friedensgesprächen1914-1919

Bibliografische Informationder Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sindim Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-95768-132-4© Lau-Verlag & Handel KG, Reinbek/München, 2014Internet: www.lau-verlag.de

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigungund Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten.Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form

(durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren)

ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziertoder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet,vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlagentwurf: Atelier Versen, Bad AiblingTitelabbildung: © ullstein bild - Heritage Images / The Print CollectorKorrektorat: Christina Brock M. A., MünchenSatz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering

Inhalt

Vorwort

Zur Frage der Kriegsschuld

Ziele der Westmächte

Kurzer Blick auf die drei ersten Kriegsjahre

Friedensbestrebungen der Mittelmächte

Die USA im Kriege

Neue Friedensinitiativen

Waffenstillstand und Friedensschlüsse im Osten

Die letzte Phase des Krieges – Zerfall der Donaumonarchie

Ziele der Siegermächte

Die Pariser Friedenskonferenz

Annehmen oder ablehnen?

Die Schlussphase der Konferenz

Der Versailler Vertrag

Zweierlei Frieden: Brest-Litowsk und Versailles

Die Friedensverträge mit Deutschlands Verbündeten

Von Versailles zum Young-Plan

Schluss

Anmerkungen

Quellen

Literatur

Personenverzeichnis

Vorwort

Wer im Frühjahr 1914 gesagt hätte, dass Europa vor schwersten Erschütterungen stehe, die sich innerhalb von nur drei Jahrzehnten in zwei großen und etlichen kleineren Kriegen entladen, weite Landstriche verwüsten und Abermillionen Menschenleben fordern würden, wer dargelegt hätte, dass mancher Thron stürzen, die politische Landkarte Europas und andernorts ein gänzlich anderes Gesicht erhalten und Europa seine Weltstellung verlieren werde, der wäre auf ungläubiges Erstaunen gestoßen, und man hätte beruhigend auf ihn eingeredet. Aber im Juli 1914 trat Europa in eine Ära ein, in der sich innerhalb eines Menschenalters eben dies vollzog.

Dieser Zeitraum war von einer Ereignisdichte, wie ihn die Geschichte niemals zuvor gesehen hatte. Die Jahre von 1914 bis 1945 werden in der Geschichtsschreibung seit Langem mit guten Gründen als Zeit der Weltkriege zusammengefasst. Manchem ist das offenbar zu nüchtern, und so wurden denn plastischere und einprägsamere Bezeichnungen vorgeschlagen. Der amerikanische Publizist und Politiker Patrick J. Buchanan etwa sprach vor wenigen Jahren in seinem Buch über Churchill und das Ende des britischen Weltreiches von einem „Großen Bürgerkrieg des Westens“ und alternativ von einem „Dreißigjährigen Krieg der abendländischen Zivilisation“.

Beide Formeln sind griffig, ob sie aber angemessen sind, stehe dahin. Bürgerkriege sind innerstaatliche bewaffnete Auseinandersetzungen. Sie gab es in dem hier zur Diskussion stehenden Zeitraum auch, und der in Russland von 1917 bis 1922 sowie der in Spanien von 1936 bis 1939 waren sehr blutig und grausam. Aber ihr Gepräge erhielt die Zeit doch durch das Ringen von Staatengruppen in den beiden Weltkriegen. Auch das Wort von einem zweiten „Dreißigjährigen Krieg“ weckt Bedenken. Was zwischen 1618 und 1648 in Mitteleuropa geschah, war kein einziger und ununterbrochener Krieg, sondern eine Folge verschiedener Kriege mit zwei Friedensschlüssen 1629 und 1635, aber diese Kriege folgten doch sehr dicht aufeinander, und die Konstellation der Gegner änderte sich dabei kaum. Auf der einen Seite standen der Kaiser, die katholischen Stände und Spanien, auf der anderen protestantische Staaten, die zunächst vom katholischen ‚allerchristlichsten König‘ Frankreichs finanziell unterstützt wurden, ehe Frankreich 1635 auch direkt in den Krieg eintrat. Nur in der ersten Phase hatte die Religionsfrage erhebliches Gewicht, bald wurde die Auseinandersetzung zum Ringen von Großmächten. Zu ihnen gehörte damals auch Schweden, das seit 1630 am Kriege beteiligt war. Mit voller Berechtigung wurde seit 1648 von dem Dreißigjährigen Krieg gesprochen. Ganz anders sah es dagegen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus. Während der Erste Weltkrieg noch andauerte, begann der Bürgerkrieg in Russland. 1919 und 1920 wurden in Ost- und Südosteuropa bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den Nachfolgestaaten der Donaumonarchie um die Grenzziehung ausgetragen, und Polen suchte sein Territorium durch mehrere Feldzüge zu erweitern. Sehr blutig war der von Griechenland in Kleinasien gegen die Türken zur Erkämpfung eines Großgriechenland geführte Krieg. Die vielfältigen Kämpfe im Raum der drei Mächte, die den Ersten Weltkrieg nicht überlebten, des Zarenreiches, der Donaumonarchie und des Osmanischen Reiches, hörten Ende 1922 auf. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs verstrichen sechzehn Jahre und acht Monate, in denen in Europa kein zwischenstaatlicher Krieg geführt wurde. Angesichts dessen ist es nicht angezeigt, für die Spanne von 1914 bis 1945 von einem zweiten Dreißigjährigen Krieg zu sprechen.

Das Gegenteil von Krieg – und ihm unbestreitbar vorzuziehen – ist Frieden. Nachdem es 1914 zum Zusammenprall der Großmächte gekommen war, suchten nur die Mittelmächte, Deutschland und Österreich-Ungarn, nach Möglichkeiten, den Krieg durch Verständigung mit der Gegenseite zu beenden. Die Alliierten verweigerten dagegen jedes Gespräch über einen Friedensschluss. Diese beharrliche Ablehnung eines Ausgleichs, dieses Setzen auf einen Sieg ohne jede Kompromissbereitschaft, war die erste entscheidende Weichenstellung in der Epoche der Weltkriege, es war der Anfang vom Ende des alten Europa. Der Untergang vollzog sich schrittweise, und es musste nicht zwingend dazu kommen. Hätten sich die Alliierten auf das Friedensangebot der Mittelmächte vom Dezember 1916 oder das wenig spätere Vermittlungsangebot des amerikanischen Präsidenten eingelassen, so wäre ein weitaus gerechteres Friedenswerk zustande gekommen als das von 1919/20. Auch wäre vermutlich das Zarenreich nicht zusammengebrochen, mithin Russland nicht zu einer bolschewistischen Diktatur geworden, sondern auf Reformkurs gegangen. Und nach der Niederlage der Mittelmächte 1918 wäre es für die Friedenssicherung dienlich gewesen, wenn die Siegermächte den Frieden nicht nur untereinander ausgehandelt, sondern sich mit den Besiegten an einen Tisch gesetzt und ihre Argumente und Vorschläge angehört und bedacht hätten. Das Friedenswerk wäre dann sehr viel gerechter und tragfähiger geworden.

Vor allem in der amerikanischen Delegation löste der Deutschland vorzulegende Vertragstext, als er endlich gedruckt war und im Zusammenhang gelesen werden konnte, Bedenken aus. Präsident Wilson sagte zu dem Mitglied seiner Delegation Ray S. Baker, er würde den Vertrag nicht unterschreiben, wenn er ein Deutscher wäre. Baker hielt den Vertrag für ein Instrument der Rache, und Außenminister Robert Lansing empfand ihn als unsagbar hart und demütigend für Deutschland und meinte, er werde Kriege eher hervorrufen als verhindern. Der französische Außenminister der Jahre 1914 und 1915, Théophile Delcassé, sagte im Oktober 1914 zum russischen Botschafter Iswolski, sein Ziel sei es, das Werk Bismarcks, das Deutsche Reich, zu zerschlagen. Ob das gelingen würde, war zu jenem Zeitpunkt allerdings höchst zweifelhaft, die französische Regierung hatte sich nach Bordeaux zurückgezogen, da die deutschen Truppen Paris bedenklich nahegekommen waren. Bei der Ratifikation des Versailler Vertrags durch die Kammer der Deputierten 1919 verweigerte Delcassé seine Zustimmung. Einem Journalisten sagte er, die vorgesehenen hohen und über einen langen Zeitraum von Deutschland zu erbringenden Leistungen und Entschädigungszahlungen wirkten so, als wolle man die Deutschen dazu zwingen, einen neuen Krieg zu beginnen. Die Reparationsfrage hatte ab 1929 entscheidenden Anteil daran, dass die NSDAP zu einer Massenpartei wurde und Hitler damit die Möglichkeit erhielt, das Amt des Reichskanzlers für sich zu fordern. Aber nicht an ihr entzündete sich der neue große Krieg, wie Delcassé befürchtet hatte, sondern an der Stellung Danzigs und an den mit der 1919 vorgenommenen Grenzziehung zwischen Deutschland und Polen verbundenen Problemen. Der Zweite Weltkrieg erwuchs so aus der Regelung, gegen die sich der britische Premierminister David Lloyd George im März 1919 in seinem Memorandum von Fontainebleau entschieden gewandt und die er dabei als wahrscheinlichen Ausgangspunkt eines neuen Krieges im Osten Europas bezeichnet hatte.

Hätten die alliierten Spitzenpolitiker im Jahre 1919 bei ihren Beratungen über den Friedensvertrag die Auswirkungen ihrer Entscheidungen sorgsamer bedacht, so hätte die Entwicklung Europas nach 1919 einen anderen Verlauf genommen.

Die vorliegende Studie wurde erstmals unter dem Titel „Das Deutsche Reich und die Frage des Friedens 1914–1919“ veröffentlicht, in einer Sammlung von Aufsätzen des Verfassers zu den Jahren 1914 bis 1945, die die Hambach-Gesellschaft für historische Forschung und politische Bildung in Neustadt an der Weinstraße ihm anlässlich seines damaligen Geburtstages gewidmet hat. Dem Olzog Verlag bin ich sehr dafür verbunden, sie in sein Programm aufgenommen zu haben.

Speyer, im März 2013

Hans Fenske

Zur Frage der Kriegsschuld

Unter den 440 Artikeln des am 28. Juni 1919 in Versailles unterzeichneten und nach der Hinterlegung der Ratifikationsurkunden am 10. Januar 1920 in Kraft getretenen Friedensvertrags zwischen dem Deutschen Reich und den Alliierten und assoziierten Mächten löste keiner in Deutschland so viel Empörung aus wie der Art. 231, der „Deutschland und seine Verbündeten als Urheber aller Verluste und Schäden“ bezeichnete, „welche die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Angehörigen infolge des ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungenen Krieges erlitten haben.“1 Als Ministerpräsident Bauer namens der Reichsregierung am 22. Juni den Siegermächten die Bereitschaft zur Unterzeichnung des Friedensvertrags aussprach, stellte er ausdrücklich fest, Deutschland lege „weiterhin den größten Nachdruck auf die Erklärung“, dass es den Art. 231, „der von Deutschland fordert, sich als alleinigen Urheber des Krieges zu bekennen, nicht annehmen kann und durch seine Unterschrift nicht deckt.“ Die Verbandsmächte wiesen diesen Vorbehalt unverzüglich zurück und erinnerten daran, dass bis zum Ablauf des für die Unterzeichnung gesetzten Termins weniger als 24 Stunden verblieben seien. Also leistete das Reich die ultimativ geforderte Unterschrift, aber keine der deutschen Regierungen in der Weimarer Zeit nahm zu Art. 231, der in der deutschen öffentlichen Diskussion sogleich als Kriegsschuldlüge qualifiziert wurde, einen anderen Standpunkt ein als die Regierung Bauer. Nachdem der Reichstag im August 1924 die zur Regelung der Reparationsfrage nötigen Gesetze verabschiedet hatte, erklärte das Kabinett Marx, in dem Gustav Stresemann für die Außenpolitik zuständig war, es könne und wolle diesen bedeutenden Augenblick nicht vorübergehen lassen, ohne in der Kriegsschuldfrage, die seit 1919 mit schwerem Druck auf der Seele des deutschen Volkes laste, klar und unzweideutig darzulegen, die „uns durch den Versailler Vertrag unter dem Druck übermächtiger Gewalt auferlegte Feststellung, daß Deutschland den Weltkrieg durch seinen Angriff entfesselt habe“, widerspreche „den Tatsachen der Geschichte. Die Reichsregierung erklärt daher, daß sie die Festlegung nicht anerkennt.“ Es sei eine gerechte Forderung des deutschen Volkes, von der Bürde dieser Anklage befreit zu werden. „Solange das nicht geschehen ist, und solange ein Mitglied der Völkergemeinschaft zum Verbrecher an der Menschheit gestempelt wird, kann die wahre Verständigung und Versöhnung zwischen den Völkern nicht vollendet werden.“ Die Siegermächte lehnten die Entgegennahme dieser Note ab.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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