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Das Sachbuch "Der Aufstieg der wissenschaftlichen Diktatur" zeichnet die Entstehungsgeschichte moderner Technokratien nach. Es handelt sich dabei um Regierungsformen, die streng an "wissenschaftlichen" Kriterien ausgerichtet sind bzw. sich der Erkenntnisse der modernen Wissenschaften zur Manipulation, Konditionierung und Steuerung der Massengesellschaften bedienen – beispielsweise der Soziologie, der Psychologie sowie der Naturwissenschaften. Die Autoren belegen anhand zahlreicher Quellen die historischen, verdeckten (geo)politischen Hintergründe und ideologischen Grundlagen heutiger Regierungssysteme, die schlußendlich in einer "Global Governance", einer "Weltregierung" verschmolzen werden sollen – einer, wie Aldous Huxley sich einmal ausdrückte, "Wissenschaftlichen Diktatur", geführt von "Experten" - einer technokratisch-technologischen Elite. Oder in drei Worten: "Schöne neue Welt". Die Autoren handeln das Thema dabei aus christlicher Perspektive ab.
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Seitenzahl: 776
Veröffentlichungsjahr: 2020
Spezieller Dank geht an
Michael Corbin
Terry Melanson
Derek & Sharon Gilbert
Messian Dread
Professor Mary Rucker
Judge Joseph Palmer
Joan D'Arc
Al Hidell
Andrei Mignea
Linda Collins
Tracy Collins
Shane Smith
Bruder John Matthews
Fran Tarr
Vera Strode
&
unseren geschätzten Herrn und Retter,
Jesus Christus
Empfohlene Internet-Ressourcen:
Conspiracy Archive
www.conspiracyarchive.com
A Closer Look
www.4acloserlook.com
Peer Into Darkness
www.peeringintodarkness.com
The Architecture of Modern Political Power
www.mega.nu
Michael Heiser, Ph. D.
www.thedivinecouncil.com
Ergänzender Kommentar der Autoren zur deutschen Ausgabe
Warum eine überarbeitete, erweiterte und ergänzte Auflage?
Kapitel 1: Die Geburt moderner wissenschaftlicher Diktaturen
Die Verschwörungsfrage
Das epistemologische Kartell
Die neue Theokratie
Definition epistemischer Autokratie
Die British Royal Society
Saint-Simon: Vater der Technokratie
Soziologie: Die Wissenschaft der Kontrolle
Die gnostische Trennung von Wissenschaft und Theologie
Evolution und die okkulte Doktrin des "Werdens"
Metaphysischer Naturalismus und der Golem
Der Schleier des Materialismus
Das Darwin-Projekt
Darwinismus demontiert
Die französische Revolution: Eine fehlgeschlagene wissenschaftliche Diktatur
Der Aufstieg moderner wissenschaftlicher Diktaturen
Wie man Evolution arrangiert: Die Alchemie der Eugenik
Der IWF und die Weltbank
National Security Study Memorandum 200
Pax Britannia: Eine anglophile wissenschaftliche Diktatur
Die Vereinten Nationen: Eine globale wissenschaftliche Diktatur
Darrow, ins Kreuzverhör genommen
Übertretung des moralischen Rubikons
"Predictive Programming" in der Science Fiction
"Die Familie": Eine Fallstudie religiösen Ingenieurswesens
Ko-Evolution von Aliens und die Sirius-Verbindung
2001: Das Evangelium des Sirius
Verkündung des technokratischen Messias
Gestaltung des Kommenden
Die technokratische Bewegung
The New Deal: Amerikas technokratische Transformation
Der Aufstieg des militärisch-industriellen Komplexes
Von technokratisch zu technetronisch
Neokonservativismus: Der Kult des Techno-Sozialismus
Kapitel 2: Der kommende Kampf zwischen wissenschaftlichen Diktaturen
Fortwährender Krieg für fortwährende Evolution
Der Bericht von Iron Mountain
Die Semiotik des SciFi-Predictive Programming
Der Krieg gegen Terrorismus: Präemptiver Krieg im Tarnmantel
Rotchina
Russland
Der chinesisch-russische Superstaat
Der von der Elite gesponsorte Rassenkrieg
Ground Zero: Kalifornien
Der Altar der Kriegsführung
Kapitel 3: Die Zukunft der wissenschaftlichen Diktatur
Pax Cosmica
Maschinenmenschen: Von autonom zum Automaton
Darwin: Der Schutzheilige der Soziokratie
Die sozialwissenschaftliche Diktatur
Das DSM unter der Lupe
Die Kultivierung der Kriminalität
Die globale Skinner-Box
Transhumanismus: Techno-Eugenik und das Ende der Menschheit
Domestizierung des anthropomorphen Affen
Katrina und die sozialdarwinistische Politik des Desasters
Die technokratische Agenda
Der erkenntnistheoretische Vorwand zur Rekonfigurierung der Wirklichkeit
Das globale Holodeck
Der prometheische Kreuzzug
Pax Narcotica
Die massenmediale Gedankenverschmelzung
Konvergierende Technologien für ein konvergierendes Bewußtsein
Digitale Transformation
Evolutionistischer Pantheismus
Der neo-eugenische Staat
Luziferianismus: Die Religion der Apotheose
Transhumanismus: Der Kult des Techno-Luziferianismus
Die Rückkehr des Sonnengottes
Der universalisierte Thanatos: Der Selbstmord-Kult der herrschenden Klasse
Quellenangaben, Literaturverzeichnis
Über die Autoren
Über den Cover-Designer
Index
Diese Ausgabe von Der Aufstieg der wissenschaftlichen Diktatur wurde im Jahre 2006 zusammengestellt. Zu dieser Zeit war das Prisma, durch das die Autoren der vorliegenden Schrift Vladimir Putin und Russland sahen, sowohl durch ein ideologisch aufgeladenes Klima und eine teilweise fehlerhafte Analyse des KGB-Überläufers Anatoliy Golitsyn gefärbt. Wie so viele Akteure, die am politischen Theater des Kalten Krieges teilnahmen, war Golitsyn ein komplexer Charakter, dessen Behauptungen einer nuancierten Überprüfung bedürfen. Seine Unterstützer glauben, er sei ein wichtiger Überläufer gewesen, der dem Westen unschätzbare Informationen hinsichtlich der sowjetischen Langfristpläne zur Täuschung geliefert hätte. Böse Zungen hingegen glauben, daß er ein Scharlatan war, der dem Westen Geschichten erzählt hätte, die sich letztendlich nicht bestätigt hätten. Die Wahrheit liegt jedenfalls in der Mittte dieser beiden Positionen. Womit hatte Golitsyn Recht? Er sagte 1984 eine gefälschte Liberalisierungskampagne in Osteuropa und Russland voraus. Diese falsche Liberalisierungskampagne, so Golitsyn, solle radikale kosmetische Veränderungen und eine Demokratisierung beinhalten, die die Sowjetunion und ihre Satellitenstaaten hinwegfegen würden. Golitsyn glaubte, daß diese Veränderungen sogar den Abriß der Berliner Mauer herbeiführen würden. Viele von Golitsyns Voraussagen erfüllten sich mit unheimlicher Präzision. Gegen Ende des Jahres 1993 schworen viele, die Golitsyns 1984 erschienes Buch, New Lies for Old, gelesen hatten, der sowjetische KGB-Überläufer sei ein Prophet erster Güte. Dies im Hinterkopf behaltend, war die Interpretation, die Golitsyn für das politische Phänomen liefete, das er so genau vorhergesagt hatte, mit gravierenden Fehlern behaftet.
Golitsyn glaubte, die falsche Liberalisierungskampagne, die in der Sowjetunion und Osteuropa stattfand, habe dem Ziel gedient, das sowjetische System zu bewahren. Der KGB-Überläufer war außerdem der Meinung, die kosmetischen Veränderungen seien Teil eines Plans gewesen, Osten und Westen in einer Eine-Welt-Regierung zu verschmelzen. Dieser Konvergenzplan sollte aus Golitsyns Sicht gemäß der Vorgaben der kommunistischen Eliten Russlands vollzogen werden. Diese kommunistischen Eliten, schätzte Golitsyn, würden der Weltregierung nach ihrer Etablierung vorstehen. Golitsyn scheint völlig die Tatsache ignoriert zu haben, daß die Vorstellung einer Verschmelzung von Osten und Westen zu einer Weltregierung nicht zuerst in den Schriften sowjetischer Autoren oder Theoretiker auftauchte. Eine der frühesten Erscheinungsformen der Konvergenzstrategie findet sich in den Schriften eines englischen Autoren, der für die elitistischen Cliquen des Westens kein Fremder war: H.G. Wells. Bereits 1928 warb Wells für die Idee in seinem Buch The Open Conspiracy für die Idee einer solchen Fusionierung von Ost und West. Es hätte Golitsyn merkwürdig vorkommen müsssen, daß der politische Trend, den er in der kommunistischen Welt vorausahnte, eine Strategie perfekt spiegelte, die in verdeckten politischen Kreisen des Westens seit den 1920ern zirkulierte.
Golitsyn machte viel aus der Tatsache, daß Gorbatschow die Konvergenz-Konzepte übernahm, die vom russischen Dissidenten Andrei Sacharow vorangebracht wurden. Für Golitsyn war Sacharow ein Fake-Dissident, der die Rolle des marginalisierten Intellektuellen spielte, während er den sowjetischen Eliten und ihrer Agenda gegenüber loyal blieb.
Liest man aber sein 1976 erschienenes Buch Progress, Coexistence, and Intellectual Freedom, findet man darin Ideen, die in den verdeckten politischen Zirkeln des Westens extrem beliebt sind. Zum Beispiel heißt Sacharow Marxismus und Leninismus willkommen, wohingegen er den Stalinismus als Häresie ablehnt. Das ist natürlich eine Position, hinter der sich auch Neokonservative versammeln können, weil sie so gut zu ihrer trotzkistischen Erbschaft paßt. Der russische Dissident fordert außerdem "die wissenschaftliche Methode, Politik zu dirigieren, die Wirtschaft, Künste, Erziehung sowie militärische Angelegenheiten". Diese Herangehensweise an menschliche Beziehungen ist mit dem technokratischen Konzept identisch, das von Amerikas Oligarchie und ihren Steigbügelhaltern vorangetrieben wird. Auch der Idee einer Weltregierung, die von westlich-elististischen Interessen so enthusiastisch beworben wird, klatscht Sacharow Beifall. Der russische Dissident sagt, die "Spaltung der Menschheit" bedrohe diese "mit Zerstörung" und schlägt eine "universelle Kooperation" vor, um "die Zivilisation zu bewahren".
Wären diese Worte bei einem Treffen des Council on Foreign Relations (CFR) gefallen, der Trilateralen Kommission oder irgendeiner anderen westlich-elitistischen Vereinigung, hätte es dafür nicht enden wollenden Applaus gegeben. Als Gorbatschow Sacharows Rezepten folgte, führte er einen Plan aus, dessen Ursprünge bei mächtigen Kräften im Westen zu finden sind. Gorbatschow scheint im Glauben vorgegangen zu sein, Amerikas Oligarchie brächte Russland als Partner in die Neue Weltordnung. Dies geschah natürlich nicht. Die falsche Liberalisierungskampagne bereitete die Bühne zur Kolonisierung Russlands durch verdeckte politische Kräfte und Finanzoligarchen aus dem amerikanischen Imperium und seinen Verbündeten. Hätte Gorbatschow gewußt, daß der Finanzpiraaten wie Jeffrey Sachs den Weg ebnete, hätte er wahrscheinlich nie Schritte unternommen, die zur Fragmentierung der Sowjetunion führten.
Das Ergebnis war der Kollaps des Rubel, die Abwicklung der Industrie, hohe Arbeitslosigkeit und eine dramatische Senkung der Lebenserwartung russischer Bürger. Nichts änderte sich daran, bis Putin die politische Bühne betrat. Seitdem wurde er zum größten Hindernis für die Neue Weltordnung. Eine gewaltige Rollenumkehr fand statt. Russland, das Land, das einst assoziiert wurde mit Atheismus und Totalitarismus, ist nun ein Zufluchtsort für die christliche Zivilisation und geordnete demokratische Experimente. Amerika, das Land, das einst gepriesen wurde dafür, eine Form von Freiheit zu praktizieren, die mit der christlichen Moralordnung harmonierte, ist nun ein arrogantes und unterdrückerisches Imperium, das Hedonismus und Unmoral in den Rest der Welt exportiert.
Kurz, wir haben seitdem unsere Einschätzung von Russlands Landeschef und der Ausrichtung des Landes revidiert. Russland ist keine wiedererstehende kommunistische Macht. Noch ist Putin ein kryptokommunistischer Anführer. Stattdessen ist Russland heute ein orthodoxer Glaubensstaat und Putin zur orthodoxen russischen Kirche zurückgekehrt. Diese Revision untergräbt nicht die generelle These dieses Buches, der zufolge eine wissenschaftlich-technologische Elite versucht, eine technokratische Weltordnung zu errichten. Schlußendlich hoffen wir, daß Leser diese Warnung beherzigen werden.
Warum eine überarbeitete, erweiterte und ergänzte Ausgabe?
Als wir die erste Ausgabe von "Der Aufstieg der wissenschaftlichen Diktatur" veröffentlichten, wußten wir bereits, daß über diesen Themenkomplex noch mehr gesagt werden kann. Neue Informationen waren sogar schon zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches verfügbar. Exzellente investigative Forscher wie Michael Corbin und Terry Melanson zeigten uns bereits neue Richtungen auf. So viele dieser Informationen liefen mit unseren eigenen Recherchen synchron, daß wir wußten, daß eine neue, stark erweiterte Untersuchung der wissenschaftlichen Diktatur gerechtfertigt wäre.
Darüber hinaus ließen uns zuvor nicht verfügbare Informationen über unsere ursprünglichen Behauptungen nachdenken. Es war vor allem neues Beweismaterial zur abiotischen Ölproduktion, das uns motivierte, unsere Argumente bezüglich der Peak Oil-Theorie weiterzuentwickeln. Auch wenn die manipulierte Ölversorgung tatsächlich abnehmen mag, scheint es, als wäre der welt weite Vorrat erst noch richtig anzuzapfen. Zusätzlich zeigten spätere Interviews in A Closer Look, einer der wichtigsten Radio-Talkshows dieser Zeit, Verbindungen zwischen der National Science Foundation und der Politik des Szientismus auf. Obwohl wir in der ersten Ausgabe konvergierende technologische Programme berührt hatten, fanden wir bald heraus, daß unsere Untersuchung dieses Themenfeldes schrecklich unvollständig war.
Jedenfalls blieben trotz der Tatsache, daß manche Dinge sich geändert haben, andere gleich. Besonders unsere Untersuchung der wissenschaftlichen Diktatur setzte sich aus christlicher Perspektive fort. Natürlich war das ein Aspekt der ersten Ausgabe, für den wir vernichtende Kritik ernteten. In den meisten Fällen, so fanden wir, basierte solche Kritik auf antichristlichen Neigungen und wissenschaftlichen Voraussetzungen, die stillschweigend als wahr akzeptiert wurden. Wir entschuldigen uns nicht für unseren Glauben und behalten diese Ausrichtung deshalb in dieser neuen Ausgabe bei.
Jedenfalls hoffen wir aufrichtig, daß diese neue Ausgabe von Der Aufstieg der wissenschaftlichen Diktatur die ideellen Kontinuen beleuchten wird, die der fortdauernden Verschwörung zur Etablierung einer globalen Oligarchie zugrunde liegen.
"Und doch sollten wir trotz unseres Respektes vor wissenschaftlicher Forschung und ihren Entdeckungen - und wir sollten sie respektieren - wachsam sein angesichts der ebenso realen und entgegengesetzten Gefahr, daß öffentliche Politik selbst zur Gefangenen einer wissenschaftlich-technologischen Elite werden könnte."
Eisenhowers Abschiedsrede an die Nation, 17. Januar 1961
Seit der Dämmerung der Zivilisation hat die herrschende Klasse die Menschheit größtenteils mittels religiöser Institutionen und Mystizismus manipuliert. Als sich die Nebel des Altertums zurückzogen und die zeitgenössische Geschichte fortschritt, vollzog die theokratische Macht der Elite allerdings eine epistemische Transformation. Resultat dieser Transformation war das Auftauchen einer "wissenschaftlichen Diktatur". Geschichte und Hintergrund dieser "wissenschaftlichen Diktatur" ist eine Verschwörung, geschaffen und mikroverwaltet durch die historische Zeitströmung des Darwinismus. Der Darwinismus wiederrum hat seine Ursprünge in der Freimaurerei, einem philosophischen Ableger der antiken Mysterienkulte, die vor ca. 6000 Jahren in Mesopotamien begannen.
Die Verschwörung zur Etablierung einer wissenschaftlichen Diktatur ist zuvorderst eine von Ideen. Es ist eine Kontinuität des Denkens, bewußt formuliert in konspirativen Zirkeln und unter verschiedenen Namen auf Volksebene verbreitet. Auf dieser Ebene des öffentlichen Konsums neigt die Verschwörung dazu, die Züge einer unbewußten ideellen Infektion anzunehmen. Kurz, die Verschwörung "brachte den Ball ins Rollen" - und die Menschheit erledigte seitdem den Rest. Jedenfalls fahren bewußte Agenten der konspirativen Tradition damit fort, das schrittweise Fortschreiten der "wissenschaftlichen Diktatur" vom Abstrakten zur greifbaren Umsetzung zu ermöglichen. Etwas anderes anzunehmen, liefe darauf hinaus, eine hoffnungslos fehlerbehaftete, zufallsbasierte Sicht auf Geschichte heraufzubeschwören.
Die zufallsbasierte Sichtweise der Geschichte strapaziert das Gesetz des Durchschnitts beträchtlich. In seinem Buch Die Insider beobachtet Gary Allen das Aufkommen von "32.496 aufeinander folgenden Zufällen" in der Geschichte Amerikas zwischen 1930 und 1970 (S. 9). Diese beinhalteten Wirtschaftsdepressionen, Kriege und Rassenspannungen (9). Historiker, die der Zufallstheorie der Geschichte anhängen, argumentieren, angesichts aller Variablen und Komplexitäten der Conditio Humana seien solche Ereignisse erwartbar. In weniger akademischer Sprache: "Diese Dinge passieren nunmal". Schön und gut. Jedenfalls argumentiert Allen zutreffend, eine solche Abfolge von Zufällen lege "das Gesetz des Durchschnitts doch arg großzügig" aus (9).
Auf Basis dieses Durchschnittsgesetzes sollte man doch annehmen, daß wenigstens die Hälfte dieser Ereignisse ein für die Nation günstiges Ergebnis zeitigt (Allen, S. 8). Sicher, wären alle Probleme Amerikas das Ergebnis armseliger Führung, würden die Fehler zwischendurch auch mal den Bürgern zugute kommen (Allen, 8). Kamen sie aber ganz eindeutig nicht. Dies legt irgendeine bewußte Macht im politischen und sozialen Kräftespiel nahe.
Verständlicherweise hat die Verschwörungsforschung nicht immer ernsthafte Aufmerksamkeit von Gelehrten und orthodoxen Historikern auf sich gezogen. Sie wurde zu großen Teilen ins Reich der Fantasie verwiesen, zum Schicksal sensationalistischer Journalisten und sozial schlecht angepaßter Individuen, anfällig für paranoide Wahnvorstellungen. Gewiß fallen viele derjenigen, die sogenannte "Verschwörungstheorien" publik machen, in eine oder beide dieser zwei Kategorien. Ernsthafte Forscher arbeiten im Schatten solcher Leute und werden deshalb marginalisiert.
Trotzdem sind Verschwörungen weder reine Phantasie noch ein Witz. Sie bilden eine natürliche kognitive Funktion ab. Der Fehler, den viele Forscher in dieser Hinsicht machen, liegt nicht in ihrer Wahrnehmung irgendeines konspirativen Designs, das der Entfaltung der Geschichte innewohnt, sondern in ihren Versuchen, die Komplexitäten dieses Designs mit simplizistischen, vereinheitlichenden Theorien erklären zu wollen. Typischerweise setzen solche vereinheitlichenden Theorien die Existenz eines "Master Plans" voraus. Obwohl es geläufige konspirative Ziele und erkennbare Kontinuitäten des Denkens gibt, existiert solch ein "Master Plan" nicht. Es ist eine Fiktion, gerechtfertigterweise satirisch verballhornt von Figuren wie dem "Autoritären Führer" à la Rocky and Bulwinkle.
In The Architecture of Modern Political Power ("Die Architektur moderner politischer Macht", Anm. d. Übersetzers) macht Daniel Pouzzner dem Mythos eines "Master Plans" quasi ein Ende und bietet ein vernünftiges Porträit des verschwörerischen Korpus namens Establishment an:
"Das Programm des Establishments entspricht nicht ganz einer traditionellen Verschwörung. Wie in vielen anderen Gruppen auch, kennen seine Mitglieder sich nicht alle gegenseitig, haben manchmal einander widerstreitende Vorstellungen darüber, was getan werden sollte und manchmal auch konfligierende Agenden. Von diesem Punkt an häufen sich die Unterschiede. Es ist eine weitgehend »offene« Verschwörung insofern, daß ein Großteil der Mitglieder, der Struktur, der Methoden und Operationen öffentlich zugänglich sind, so sehr sie auch verstreut und undurchsichtig sein mögen. Die Art der Koordinierung ist atypisch."
Verschiedene Forscher haben die Machinationen des Establishments aufgezählt: das Council on Foreign Relations, die Trilaterale Kommission, die Bilderberg-Gruppe etc. Allerdings haben viele die Natur dieser Organisationen verzerrt dargestellt oder aber verschönert. Den geheimnisvollen Nimbus ignorierend, den viele Sensationalisten diesen Organisationen verleihen, charakterisiert Pouzzner sie akkurat als "ein Netzwerk von Zugehörigkeiten und Allianzen, manche stark, andere schwach, einige offen gezeigt, andere geheim". Auch wenn es keinen "Master Plan" gibt, so gibt es ein oberstes Ziel. Sämtliche dieser Gruppen "verfolgen das gemeinsame Ziel eine oligarchischen Weltherrschaft". Jedenfalls zeigen ihre Projekte zur Etablierung einer oligarchischen Weltregierung "unterschiedliche Grade an Koordination, Kohärenz und interner Auseinandersetzung".
Pouzzner stellt absolut klar, daß dieses etwas diffuse Netzwerk eine Verschwörung darstellt, "aber eine größtenteils offene sowie eine, die aus Menschen besteht, somit weder eine monolithische noch unfehlbare". Als eine "menschengemachte Verschwörung" ist sie mit all den inhärenten Schwächen der Menschheit behaftet. Pouzzner erklärt: "Darüber hinaus verfügt der Kern des Establishments über nichts, was absoluter Autorität nahe käme". Pouzzner idenzifiziert die mächtigsten konspirativen Entitäten als "die hochrangigsten internationalen Bankiers und den geheimdienstlichen Apparat, den sie zu weiten Teilen kontrollieren". Und doch müssen selbst sie ihre Anordnungen gelegentlich sorgfältig auswählen und sie in eine euphemistische Sprache kleiden.
Obwohl diffus miteinander verbunden durch das "gemeinsame Ziel einer oligarchischen Weltherrschaft", hat das Establishment nie eine stabile Gschlossenheit gezeigt. Pouzzner führt aus:
"Die Myriaden miteinander verzahnter Unterverschwörungen, die einem begegnen, wenn man dieses Sammelsurium untersucht, sind in Form ineinander greifender Hierarchien arrangiert. Es gibt keine klare Befehlshierarchie im allgemeinen Sinne; tatsächlich gibt es ein gewisses Maß an Inkohärenz und Fluktuation in der Kommandostruktur. Unterverschwörungen sind durch Verschwörer miteinander verbunden, die selber Mitglieder zahlreicher Unterverschwörungen sind, und diese entscheidenden Verbindungsleute zwischen Paaren von Unterverschwörungen verfügen über genaues Wissen bezüglich der Existenz und Rolle einer jeder dieser Unterverschwörungen".
Kardinal Stefan Wyszynski unterteilte die verschiedenen Fraktionen der Elite in "drei Internationalen" (Martin, 21). Zieht man die sich ständig verschiebende Kommandotopologie der Verschwörung in Betracht, sind diese Kategorien keine absoluten. Jedenfalls bilden sie einige lose Demarkationen, die es einem erlauben, eine allgemeine Vorstellung von den getrennten und gelegentlich miteinander kämpfenden Interessen zu gewinnen, aus denen die Verschwörung besteht. Vatikan-Insider Malachi Martin zählt diese "Internationalen" auf:
"Wyszynski pflegte zu sagen, es gäbe auf dieser Erde nur drei Internationalen. Die »Goldene Internationale« war sein Schlagwort für die finanziellen Mächte der Welt - die transnationalistischen und internationalistischen, globalistischen Führer des Westens. Die »Rote Internationale« war natürlich der leninistisch-marxistische Parteienstaat der Sowjetunion ...
Der dritte geopolitische Anwärter - die römisch-katholische Kirche - sei die »Schwarze Internationale« ..." (21)
Wyszynski zufolge teilt sich die "Goldene Internationale" in zwei Fraktionen auf: die Transnationalisten und die Internationalisten (18). Die Transnationalisten seien "hinsichtlich ihrer Berufsfelder unternehmerisch" und arbeiteten daran, "ihr Unternehmertum in weltweitem Maßstab auszuüben" (18). Die Internationalisten seien diejenigen, die geübt sind in internationaler Politik (18). Ihr übergeordnetes Ziel ist es, die nationalen Regierungen der Welt in eine miteinander verflochtene Union zu ziehen (18). Das beiden Fraktionen zugrunde liegende globalistische Motiv zusammenfassend, behauptet Martin:
"Im gegenwärtigen Wettbewerb, eine Eine-Welt-Regierung zu errichten und anzuführen, kann von den Transnationalisten und Internationalisten gesagt werden, sie agierten im Wesentlichen als ein großer Akteur. Die genuinen Globalisten des Westens. Beide Gruppen sind beispielhafte Produkte des demokratisch-kapitalistischen Systems. Beide sind hinsichtlich ihrer Mitgliedschaft so eng miteinander verwoben, daß Individuen leicht und mit großen Auswirkungen von einer internationalistischen in eine transnationalistische Rolle und zurück schlüpfen können". (18)
In ähnlicher Weise könnte der enorme konspirative Körper, der den Kreuzzug zur Etablierung einer Weltregierung bildet, auch als eine einzige Verschwörung angesehen werden. Pouzzner fasst zusammen:
"Auch wenn sie keine monolithische, allmächtige und -wissende oder unfehlbare ist, bietet es sich nichtsdestoweniger an, das Sammelsurium an Unterverschwörungen als eine einzige große anzusehen, die durch Unterteilung vor sich selbst geschützt wird. Es ist ein großes globales Netzwerk geheimer Manipulation, und es lauert hinter den meisten Entscheidungen von politischer, sozialer oder ökonomischer Konsequenz".
So wird sich auch diese Untersuchung dem Konzept der wissenschaftlichen Diktatur als einer einzigen Verschwörung nähern. Deshalb werden von hier an diesbezügliche interne Querelen als gegeben vorausgesetzt. Keiner der in diesem Buch enthaltenen Bezüge auf eine Verschwörung sollte dazu hergenommen werden, einen "monolithischen, allmächtigen und -wissenden sowie unfehlbaren" Plan zu konstruieren. Stattdessen sollten sie verstanden werden als Kanäle für elitistische Interessen. Das einzig Gleichbleibende unter all diesen Fraktionen ist eine kollektivistische Philosophie, die gewisse Grade an Abweichung zeigt, bedingt durch die ideologischen Neigungen der Mitglieder der jeweiligen Organisation.
Die legitimierende "Wissenschaft" dieser sich erhebenden Diktatur ist in den Doktrinen der Freimaurerei formuliert. Es ist aber nicht die Ansicht der Autoren dieses Buches, daß es sich bei der Freimaurerei um ein extrem ausgeklügeltes, verschwörerisches Netzwerk handelt oder daß sämtliche ihrer Mitglieder aktiv an einer Verschwörung beteiligt sind. In Die Insider warnt Gary Allen zutreffend vor solchen Behauptungen, die auf "rassischer oder religiöser Bigotterei" beruhen (Allen, 10-11). Tatsächlich wird die große Mehrheit der Freimaurer auf den niedrigeren Rängen der Loge von denen bewußt getäuscht, die in den höheren Schichten zu Werke sind. Albert Pike, Freimaurer des 33. Grades, gab dies in der freimaurerischen "Bibel" Morals and Dogma zu. 1871 erstmals veröffentlicht, weist Morals and Dogma auf die Pflicht zur Geheimhaltung unter den freimaurerischen Brüdern hin:
"Die blauen Grade sind nur der äußere Hof oder Eingangsbereich des Tempels. Dort wird dem Initiierten ein Teil der Symbole gezeigt, doch er wird durch falsche Interpretationen absichtlich in die Irre geführt. Es ist nicht beabsichtigt, daß er sie versteht; es ist beabsichtigt, daß er lediglich glaubt, sie zu verstehen. Ihre wahre Erklärung ist den Adepten vorbehalten, den Prinzen der Freimaurerei. Der gesamte Körper der königlichen und priesterlichen Kunst wurde seit Jahrhunderten so sorgfältig in den Hochgraden versteckt, daß es selbst für sie unmöglich ist, viele der Rätsel zu lösen, die sie beinhalten." (819)
Pike zeigt keine Reue wegen dieser Täuschung. Im Gegenteil, er stimmt ausdrücklich zu:
"Es genügt für die Masse sogenannter Freimaurer vollkommen, zu glauben, alles läge in den blauen Graden; und wer versucht, sie von der Täuschung zu befreien, wird sich vergeblich darum bemühen und ohne irgendeine echte Belohnung gegen seine Pflichten als Adept verstoßen. Die Freimaurerei ist die wahrhaftige Sphinx, bis zum Kopf eingegraben in den Sand, der von den Zeitaltern um sie angehäuft wurde". (819)
Diese Enthüllung sollte die Ansicht gründlich widerlegen, jeder Freimaurer sei ein konspirativer Agent. Nicht jedes Mitglied ist in die esoterischen Doktrinen oder okkulten Geheimnisse der höheren Grade eingeweiht.
Zusätzlich sollte verstanden werden, daß die Freimaurerei nicht das Zentrum konspirativer Macht darstellt. Allerdings bilden Geheimgesellschaften wie die Freimaurerei üblicherweise organisatorische Kanäle für die Umsetzung der klandestinen Agenden des Establishments. Pouzzner erläutert dazu:
"Der großen Mehrheit der bekannten Partner der Bilderberger, des TLC, CFR, COA und RIAA zumindest in den Details unbekannt, gibt es einen paralellen Apparat verdeckter Aktion, eng verknüpft mit den Geheimdiensten (Central Intelligence Agency, National Security Agency etc.), den Strafverfolgungsbehörden (Justizministerium, Secret Service, American Society for Industrial Security etc.), bestimmten ausgesuchten Geheimgesellschaften (Skull & Bones etc.), Kriminalistik und Arbeit (Scientology, Unification Church, Nightstalkers und Delta Force, SEALS etc.) und den mittleren sowie niederen Rängen verschiedener Industrien (inklusive der Spitzenkräfte mancher Front- und Nischenfirmen sowie Organisatioen wie der International Executive Services Corporation). Dieser Apparat schützt und ermöglicht die Aktivitäten der Verbündeten durch das subtil drohende Versprechen, zur Verantwortung gezogen werden zu können".
Die Freimaurerei eignet sich als Teil dieses "parallelen Apparats verdeckter Aktion". Sie und andere Geheimgesellschaften dienen den verschiedenen Fraktionen der Elite des Establishments als Instrumente zur Implementierung. Doch hebt Pouzzner einen wichtigen Punkt bezüglich der Verwicklung von Geheimgesellschaften in diesen "parallelen Apparat" hervor:
"Diejenigen, die vor dem Blick der Öffentlichkeit absichtlich versteckt werden - inklusive des Großteils der Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden sowie offensichtlich auch der Geheimgesellschaften und kriminellen Syndikate - sind dem erpresserischen und konspirativen Charakter des Apparats direkt ausgesetzt, verfügen aber über keinerlei politisches Kapital, das ihm gefährlich werden könnte".
Angesichts des deutlichen Mangels an politischem Kapital hängt der Einfluß der Freimaurerei innerhalb der Verschwörung von der strategischen Platzierung ihrer Mitglieder ab sowie der durchdringenden Natur der Ideen, die sie formuliert. Auf Letzteres wird diese Diskussion ihren Fokus richten.
In The Architecture of Modern Political Power skizziert Pouzzner die Taktiken der Elite zur Aufrechterhaltung ihrer Vormachtstellung. Darunter fällt die "vorgebliche Kontrolle über das Wißbare durch Vermarktung institutionell zugelassener Wissenschaft als einzigem Weg zu wahrem Verstehen". Deshalb bemüht sich die herrschende Klasse darum, unabhängiges Denken zu entmutigen, während sie illusionäre Macht über menschliches Wissen fingiert. Diese Taktik der Kontrolle durch Unterdrückung von Wissen und seiner selektiven Verbreitung wird in der anonym verfaßten Schrift "Silent Weapons for Quiet Wars" [Leise Waffen für stille Kriege, Anm. d. Übersetzers] bekräftigt:
"Energie wird als der Schlüssel aller Aktivität auf Erden erkannt. Die Naturwissenschaften drehen sich um das Studium der Quellen und der Kontrolle natürlicher Energie, und die Sozialwissenschaften, theoretisch ausgedrückt als Ökonomie, stellen das Studium der Quellen sowie der Kontrolle sozialer Energien dar. Beides sind buchhalterische Systeme. Mathematik ist die oberste Energiewissenschaft. Und der Buchhalter kann ein König sein, wenn die Öffentlichkeit in Ignoranz bezüglich der Methodologie der Buchhaltung gehalten werden kann. Sämtliche Wissenschaft ist bloß Mittel zum Zweck. Das Mittel ist Wissen. Das Ziel ist Kontrolle". (203)
Das Wort "Wissenschaft" leitet sich ab vom lateinischen Wort scientia, das "etwas zu wissen" bedeutet. Ein Elite-Monopol des Wißbaren, das durch institutionelle Wissenschaft verstärkt wird, könnte als "epistemologisches Kartell" charakterisiert werden. Die herrschende Klasse hat die "Buchhalter" bestochen (d.h., Natur- und Sozialwissenschaftler). Währenddessen vergöttern die Massen praktisch die "Buchhalter" der Elite und bleiben hinsichtlich "der Methodologie der Buchhaltung ignorant". Der unbekannte Autor von "Silent Weapons for Quiet Wars" liefert eine eloquent einfache Zusammenfassung: "Das Mittel ist Wissen. Das Ziel ist Kontrolle. Dahinter bleibt nur eine Sache übrig: Wer wird der Nutznießer sein?". (203)
In seinem Buch Schöne neue Welt definierte Aldous Huxley dieses epistemologische Kartell prägnanter:
"Die Diktatoren früherer Zeiten stürzten, weil sie ihren Untertanen nie genug Brot und Spiele, nie genug Wunder und Mysterien liefern konnten. Unter einer wissenschaftlichen Diktatur wird Erziehung wirklich funktionieren - mit dem Ergebnis, daß die meisten Männer und Frauen in Liebe zu ihrer Sklaverei aufwachsen und niemals von einer Revolution träumen werden. Es scheint keinen guten Grund zu geben, warum eine gründlich vorgehende wissenschaftliche Diktatur jemals gestürzt werden sollte." (116)
Das ist das ultimative Ziel der Elite: Eine Oligarchie, legitimiert durch willkürlich gesalbte Exegeten von "Wissen", oder in Huxleys eigenen Worten: eine "wissenschaftliche Diktatur".
Wie begann die "wissenschaftliche Diktatur" des Zwanzigsten Jahrhunderts? In früheren Jahrhunderten kontrollierte die herrschende Klasse die Massen über mystische Glaubenssysteme, vor allem Sonnenanbetung. Doch das alles sollte sich ändern. In Saucers of the Illuminati hält Jim Keith den Wandel von einer Theokratie der Sonne zu einer der "Wissenschaft" fest:
"Da der Sonnengott (und seine verschiedenen Veerwandten inklusive Söhnen und Töchtern) nach mehreren tausend Jahren der Anbetung in puncto Glaubwürdigkeit welkte und eine Menge gewöhnlicher Leute zu grummeln begannen, der ganze Kram sei bloß erfunden, erfanden die Illuminati eine neue und verbesserte Version ihrer Software zur Gedankenkontrolle, die bezüglich ihrer obersten Autorität nicht vom Sonnengott oder der Mondgöttin abhing." (78)
Priester und Rituale wurden durch eine neue Sorte von "Buchhaltern" sowie eine neue "Methodologie der Buchhaltung" ersetzt. Keith führt aus:
"Als der Sonnen/Mondkult seine Popularität einbüßte, beeilten sich »Wissenschaftler«, einige der Scherben aufzusammeln. Ihrer Propaganda zufolge waren die physikalischen Gesetze des Universums die ultimativen kausalen Faktoren, und natürlich konnten diese physikalischen Gesetze nur von der wissenschaftlichen Elite (d.h. den Illuminaten) verstanden werden". (78-79)
Der katholische Gelehrte Rama Coomaraswamy identifiziert den Nominalismus als einen der hauptsächlichen Katalysatoren für diesen Wandel. Coomaraswany erläutert das Konzept des Nominalismus:
"Obwohl es nichts Neues unter der Sonne gibt, sollten wir unsere traurige Geschichte mit William Ockham beginnen. Geboren 1920, war Ockham einer der frühesten Köpfe, die das Wesen der Seele mißverstanden haben. Er lehnte nicht nur den freien Willen ab, sondern auch die Vorstellung, der Intellekt sei fähig, universelle Konzepte zu formen. Er und seine Anhänger - gewöhnlich als »Nominalisten« bezeichnet - behaupteten, daß alle Ideen in Wahrheit Bilder seien, was bedeutet, sie seien auf sinnlicher Wahrnehmung beruhende Eindrücke der Vorstellungskraft. Der Fehler - bei dem es sich um einen handelt, der von praktisch allen modernen »Philosophen« und Psychologen gemacht wird - besteht darin, daß Nominalisten das individualisierte Bild der Vorstellungskraft mit dem Konzept oder der Idee verwechseln, die im Intellekt residiert. St. Thomas zufolge besteht der Unterschied zwischen Bildern und Ideen in der Tatsache, daß Bilder Repräsentanzen von Dingen in ihrer Einzelheit darstellen, Partikularität und Konkretheit, wohingegen Ideen Repräsentanzen von Dingen in ihrer Universalität seien. Ungeachtet seiner Leugnung von »Universalien« glaubte Ockham weiterhin an Gott. Aber er dachte, daß solch ein Glaube keinen objektiven Charakter hätte und die Natur seines Glaubens »blind« wäre. Ich würde Sie darum bitten, sich daran zu erinnern, daß Glaube unsere Zustimmung hinsichtlich dessen erfordert, was der Intellekt uns als Wahrheit vorgibt und daß es die Natur dieser Fähigkeit ist, zu »sehen«. Die nominalistische Position schließt solche »Vision« aus und führt zwangsläufig zu einer Gabelung zwischen dem, was beobachtet und gemessen werden kann und dem, was geglaubt wird."
Coomaraswamy zufolge brachte die erkenntnistheoretische Rigidität des Nominalismus eine überwältigende Voreingenommenheit mit sich, was die Gewißheit der Sinneswahrnehmung betrifft sowie die seinsmäßige Ebene des physischen Universums. Somit wäre wissenschaftliches Fragen irgendwann beschränkt auf quantifizierbare Entitäten. Coomaraswamy erläutert:
"Er [der Nominalismus] ist nur ein kleiner Schritt von der Vorstellung des Meßbaren als Gesamtheit der Wirklichkeit sowie der Verbannung von Konzepten wie des »Guten« und »Schönen« - um von Offenbarungen ganz zu schweigen - Konzepte jenseits der Meßbarkeit und deshalb als ohne jede objektive, meßbare Realität betrachtet - bis zum Reich privater und subjektiver Überzeugungen, an welchem Punkt sie alles werden, was zu sein wir uns von ihnen auch immer wünschen oder fühlen."
Coomaraswany behauptet, die nominalistische Erkenntnistheorie hätte die Auslöschung des Metaphysischen bewirkt sowie das Auftauchen einer Art wissenschaftlichen Deismus:
"Es ist das Wesen des Menschen, nach der Wahrheit zu suchen, es ist Natur und Zweck seiner Existenz. Nominalismus schließt diese Möglichkeit aus. Den Intellekt verleugnend, leugnet er somit auch die Fähigkeit des Menschen zur Abstraktion von den Dingen dieser Welt und zur Durchdringung der ihnen zugrunde liegenden Realität; abhängig von Phänomenen, sind seine einzigen Gewißheiten statistische Näherungswerte. Augenfälliges experimentelles Wissen hat seinen Platz und seine Funktion, aber sobald es zur einzig legitimen Quelle von Wissen erklärt wird, beraubt man den Menschen des Absoluten und hat keinen Zugang zur Natur seines Wesens. Metaphysik ist zerstört, geheiligtes Wissen wird nivelliert und der Mensch ist gezwungen, sich von Offenbarung und Intellektualität weg dem Individualismus und Rationalismus zuzuwenden. Von dem, was »darüber« ist, abgeschnitten, muß er sich dem »Unteren« zuwenden. Es war Descartes, der diese Abweichung in seinem cogito ergo sum versinnbildlichte. Das individuelle Bewußtsein des denkenden Subjekts (oder etwas präziser, sein vergängliches Ego) wurde zur Quelle aller Wirklichkeit und Wahrheit ausgerufen; das wissende Subjekt - der Mensch - war danach an das Reich der Vernunft gefesselt, wie es auf Phänomene angewendet wird und sowohl von Intellektualität als auch Offenbarung getrennt ist. Von da aus ist es ein kleiner Schritt zum radikalen Zweifel Humes und dem Agnostizismus Kants."
Dadurch wurde menschliche Vernunft vergöttert und Gott wurde zu einer nebulösen Irrelevanz. Dieser Paradigmenwechsel begünstigte den Aufstieg der neuen Theokratie der Elite. Die offizielle, staatlich sanktionierte Religion dieser Theokratie war der "Szientismus": der Glaube, die investigativen Methoden der Naturwissenschaften sollten in ökumenischer Manier allen Forschungsfeldern auferlegt werden. In seinem Artikel "Die Schamanen des Szientismus" beschreibt Michael Shermer Szientismus als:
"... eine wissenschaftliche Weltsicht, die natürliche Erklärungen für alle Phänomene umschließt, übernatürliche und paranormale Spekulationen meidet und Empirismus sowie Vernunft als die beiden Säulen einer Philosophie des Lebens umarmt, die für ein Zeitalter der Wissenschaft angemessen sind."
Diese Form eines erkenntnistheoretischen Imperialismus darf nicht mit legitimer Wissenschaft verwechselt werden. Michael Hoffman macht diesen Unterschied in seinem Buch Secret Societies and Psychological Warfare [Geheimgesellschaften und psychologische Kriegsführung, Anm. d. Übersetzers]:
"Die Wissenschaft - wird sie als Anwendung der gottgegebenen Talente des Menschen zur Produktion angemessener Technologie in menschlichem Maßstab, Befreiung aus Elend sowie zur ehrfurchtsvollen Erkundung und Wertschätzung des Ruhmes göttlicher Vorsehung genutzt, wie sie sich in der Natur enthüllt - ist für die Menschheit ein nützliches Werkzeug. Szientismus aber ist wahnsinnig gewordene Wissenschaft, und das ist es, was wir heute haben." (Hoffman 49)
Zu diesem wichtigen Unterschied sagt Coomaraswamy:
"Der herkömmliche Mensch, der die Wissenschaft in eine hierarchische Beziehung zur Totalität der Wahrheit setzt, sieht keinen Konflikt zwischen dem, was durch Messung demonstriert werden kann und dem, was er aus Offenbarung weiß. Seine Einstellung zur »modernen szientistischen Perspektive« mit ihrem Anspruch auf die Gesamtheit der Wahrheit und ihrer Weigerung, irgendeinen moralischen Herrn anzuerkennen, ist jedenfalls eine ganz andere Sache. Er kann seine Zustimmung in keiner Weise irrationalen Postulaten wie Fortschritt, Evolution und der Perfektionierbarkeit des Menschen durch den Menschen geben - Ideen, die ihren Ursprung eher im kollektiven Unterbewußten des Menschen haben als in Gott. Sollte irgendein Konflikt existieren, dann nicht zwischen der Wissenschaft und richtig verstandenem Glauben, sondern zwischen modernen und traditionellen Einstellungen."
Davon überzeugt, ihre Sichtweise umfasse die "Totalität der Wahrheit", sind die Schamanen des Szientismus übernatürlichen Erklärungen gegenüber offen feindselig eingestellt. Ihren Kriterien zufolge müssen sämtliche Fragestellungen auf diese seinsmäßige Ebene der Existenz beschränkt bleiben. Shermer benennt diese sogenannte "moderne Geisteshaltung" prägnant:
"... Kosmologie und Evolutionstheorie stellen die letzten Fragen nach dem Ursprung, die traditionell die Domäne von Religion und Theologie waren. Der Szientismus bietet mutig naturalistische Antworten, die übernatürliche verdrängen, wobei er in diesem Prozeß denjenigen spirituelle Nahrung liefert, deren Bedürfnisse von diesen altertümlichen kulturellen Traditionen nicht bedient werden."
Die Verleihung metaphysischen Vorrangs an die ontologische Ebene des physischen Universums durch den Szientismus schließt das Wissen aus, das die Menschheit durch Abstraktion erlangt. Gleichzeitig übertreibt er Konzepte wie "Fortschritt, Evolution und die Perfektionierbarkeit des Menschen" mit religiöser Andacht. Obwohl wissenschaftliche Materialisten und ihre Weggenossen (z.B. Behavioristen, Physikalisten, Funktionalisten, säkulare Humanisten, Marxisten etc.) Texte wie die biblische Schilderung des Garten Eden ins Reich des bloßen Mythos verweisen, bleibt ihrer eigenen Weltanschauung ein paradiesisches Motiv eingeschrieben.
Am Anfang dieser säkularen Mythologie war Eden eine Singularität, die irgendwann durch den Urknall in zahllose Mehrheiten geteilt wurde. Dem Mythos zufolge wird die Wiederherstellung Edens durch Evolution erlangt, die der beständigen Hilfe des Menschen bedarf. Der Mensch vereint die Evolution mit der Wissenschaft des "Fortschritts", der durch biologische Methodologien verkörpert wird (z.B. Eugenik, Bevölkerungskontrolle etc.) sowie durch soziale Methodologien (z.B. Kommunismus, Faschismus und andere Formen soziopolitischer Utopien). Wenn die Evolution den gewünschten Weg entlang geführt wird, kehrt der Mensch in die Singularität zurück (d.h., Weltregierung und ein vereintes Bewußtsein). Somit wird Eden wiedergeboren. Allerdings ist dieses Eden auf die ontologische Ebene beschränkt und Unsterblichkeit nur durch die Kontinuität der Spezies zu erlangen.
Sollten Elemente dieser Mythologie bekannt vorkommen, liegt das daran, daß sie gewiß nichts Neues sind. Es sind Ableger uralter okkulter Kosmologien, vor allem des Gnostizismus. Der einzige Unterschied besteht darin, daß die szientistische Version ihre Endzeit vollständig innerhalb des physischen Universums fixiert. Dennoch ähnelt der szientistische Mythos in jeder Hinsicht einer Religion. Das ist eine Tatsache, die die Schamanen des Szientismus nicht leugnen können, auch wenn ihre szientistische Hybris sie von dieser Anerkenntnis abhält. Shermer schildert die neue Rolle des Wissenschaftlers als Mythenmacher präzise:
"... aufgrund unserer Sprache sind wir auch Geschichten erzählende, Mythen schaffende Primaten - mit dem Szientismus als der unserer Erzählung zugrunde liegenden Schicht und Wissenschaftlern als den führenden Mythenmachern unserer Zeit."
So wie die alten theokratischen Orden ihre Mythen des Sonnengottes und der Mondgöttin brauchten, so benötigen zeitgenössische theokratische Bünde neue Mythen. Allerdings wurden die neuen Götter und Göttinnen entlang szientistischer Parameter entworfen. Nun sind sie unpersönliche, naturalistische Entitäten, die das Gewebe des physischen Universums durchdringen. Sie arbeiten in Übereinstimmung mit der menschlichen Vernunft und können vom Menschen sogar nutzbar gemacht werden, um dadurch dessen Vorherrschaft über diese Ebene des Seins sicherzustellen. Natürlich wäre ein Wesen, daß die Kräfte der Natur befehligen kann, gleichbedeutend mit einem Gott. Wie die religiösen Mythen der Antike versprechen die auch szientistischen solch eine Apotheose. Rene Guenon kommentiert den szientistischen Mythos folgendermaßen:
"So kommt es dazu, daß in der »szientistischen« Mentalität ... eine echte »Mythologie« heranwächst: ganz gewiß nicht im ursprünglichen und transzendenten Sinne, der sich auf die traditionellen »Mythen« anwenden läßt, sondern lediglich mit der »abschätzigen« Bedeutung, die das Wort in der jüngeren Sprache angenommen hat." (151)
Tatsächlich basieren viele wissenschaftliche Konzepte auf Annahmen, die mystischen Charakter tragen. Viele zeitgenössische Wissenschaftler verspotten den "einfachen Mann" dafür, unsichtbare Kräfte zur Erklärung sichtbarer Phänomene heranzuziehen. Allerdings machen sich Wissenschaftler genau derselben Sünde schuldig. Guenon bringt ein Beispiel:
"Endlose Beispiele könnten angeführt werden: eines der schlagkräftigsten und »unmitttelbarsten«, sozusagen, ist die »Bildersprache« der Atome und der vielfachen Elemente verschiedener Art, in die sie in den jüngsten physikalischen Theorien unlängst aufgelöst wurden (was natürlich zur Folge hat, daß sie nicht länger Atome in irgendeinem Sinne sind, was wörtlich »Unteilbare« bedeutet, obwohl sie im Angesicht der Logik weiterhin so genannt werden). »Bildersprache« ist das richtige Wort, weil es sich um nichts weiter handelt als Bilder in den Köpfen der Physiker; aber die »Öffentlichkeit im Allgemeinen« glaubt fest daran, es ginge um echte »Entitäten«, wie sie von jedem gesehen und berührt werden könnten, dessen Sinne weit genug entwickelt wären oder der ausreichend starke Instrumente der Beobachtung zur Verfügung hätte; ist das etwa keine »Mythologie« einer höchst einfältigen Art?" (151-52)
Wie unterscheidet sich das von der religiösen "Bildersprache", die von Priestern und Magiern beschworen wurde, um das Publikum der Vergangenheit zu verzaubern? Es gibt keinen Unterschied. Und doch gibt es in dieser chronozentrischen Epoche der menschlichen Geschichte keinen Mangel an Verachtung für die Denker des Altertums. Die dominante szientistische Kultur übergießt "die Konzepte bei jeder sich bietenden Gelegenheit immer noch mit Spott" (152). Hoffman schreibt weiter zur Torheit des Szientismus:
"Der Grund, warum die Wissenschaft eine schlechte Herrin und gefährliche Dienerin ist und nicht angebetet werden sollte, liegt darin, daß Wissenschaft nicht objektiv ist. Die Wissenschaft dreht sich fundamental um das Messen. Was nicht dem Maßstab der Wissenschaftler entspricht, wird verworfen. Wissenschaftlicher Determinismus hat wiederholt manche Daten von seinen Messungen ausgeschlossen sowie andere frisiert, wie z.B. über den Piltdown-Menschen, um die selbsterfüllende Natur seiner Agenda zu stützen, sei es Darwinismus oder »Rausschneiden-Verbrennen-und-Vergiften«-Methoden der Krebs-»Behandlung«". (Hoffman 49)
Wegen ihrer Voreingenommenheit für Quantifizierung neigt die Wissenschaft dazu, den qualitativen Aspekt von Dingen zu übersehen. In Bezug auf die Verfassung des Menschen umfaßt das Qualitative abstrakte Konzepte wie bspw. Freiheit und Würde. Weil solche Konzepte gegenüber Quantifizierung immun sind, werden sie von der Wissenschaft automatisch ausgeschlossen. Dadurch reduziert ein exklusiv wissenschaftler Ansatz die komplexe menschliche Kreatur auf das Niveau eines grob übersimplifizierten biologischen Automaten. Mit Blick auf die Voreingenommenheit für Quantifizierung schreibt Coomaraswamy:
"Die Wissenschaft hantiert mit meßbaren Phänomenen. Ihre Gesetze führen vergangene Erfahrung fort und ihre größte Annäherung an Wahrheit wird durch die Methode des statistischen Durchschnitts erreicht. Solch eine Methodologie kann niemals absolute oder objektive Gewißheiten herstellen, sondern nur voraussagen, daß das, was in der Vergangenheit passierte, sich wahrscheinlich auch in der Zukunft zutragen wird. Wenn der Wissenschaftler vom Meßbaren abweicht, wenn er über die Fakten, die er zusammentrug, nachgrübelt oder spekuliert, definiert er die Ergebnisse als »Arbeitshypothese« oder »Theorie«. Wenn mehr Fakten bekannt werden, werden Theorien modifiziert und sogar radikal geändert. Die Schlußfolgerungen der Wissenschaft sind niemals stabil, sondern können eher als ein sich kontinuierlich ändernder »Konsens« beschrieben werden. Sie sind nur insofern »objektiv«, als daß sie quantitativ vorgeführt werden können, aber sie sind nie »universell« in dem Sinne, daß sie absolut oder durch Raum und Zeit anwendbar wären. Diejenigen, die das bezweifeln, brauchen sich nur die zahllosen und schnell ändernden kosmologischen Theorien anzuschauen, die uns in den letzten fünfzig Jahren zur Berücksichtigung vorgelegt wurden. Unnötig zu erwähnen, daß diejenigen, die dem traditionellen Blickwinkel anhängen, mit meßbaren Fakten nicht in Streit geraten können."
Das ist die Torheit des Szientismus. Dadurch, allen Forschungsfeldern die Wissenschaft ökumenisch aufzuerlegen, ignoriert der Szientismus Qualia. In solch einem Klima erkenntnistheoretischer Strenge werden menschliche Freiheit und Würde entweder begrenzt oder vollständig ausradiert. Szientismus bildet den ideellen Kern aller modernen wissenschaftlichen Diktaturen.
Es muß verstanden werden, daß diese neue Institution des Wissens eine Form von Mystizismus darstellt - ebenso wie ihre religiösen Vorläufer. Eine Gesellschaft, die ausschließlich von der Wissenschaft regiert wird, läuft auf wenig mehr als eine säkulare Theokratie hinaus. Coomaraswamy erklärt dazu:
"Unglücklicherweise sieht der moderne Mensch die Wissenschaft nicht als spezialisierte Wissensart bezüglich der materiellen Welt, in der wir leben, sondern als ein beinahe »mystisches« Konzept, das seine am meisten geschätzten Überzeugungen umfaßt; seinen Glauben an die Evolution, den Fortschritt und daß alle Wirklichkeit subjektiv sei, meßbar durch den Menschen und auf den Menschen zentriert. Für ihn existiert etwas, das die Wissenschaft mit ihrer begrenzten Methodologie nicht messen und erklären kann, einfach nicht - alles, was wißbar ist, steht unter ihrer Ägide. Für den modernen Menschen hat der Wissenschaftler den Priester ersetzt, und wenn er spricht - auch dann, wenn er dies außerhalb der Kompetenzen seines Fachgebietes tut - sind seine Worte erfüllt von quasi-göttlicher Autorität. Alles, woran der moderne Mensch glaubt - sei es Hygiene, Sozialismus oder die moderne Psychologie - wird als »wissenschaftlich« beschrieben, ein Adjektiv, das sein Subjekt scheinbar mit den Qualitäten der Wahrheit und Objektivität ausstattet. Es ist der Wissenschaft geschuldet, daß wir dahin gebracht werden, eine Lösung für jedes einzelner unserer Probleme zu suchen. Der moderne Mensch tut oft seinen Glauben an die Wissenschaft kund, und das sollte er wohl auch, denn Wissenschaft, oder besser Szientismus, wurde zu seiner Religion. Er akzeptiert ihre unscharfen Dogmen, aber nicht, weil sie rational oder intellektuell überzeugend wären, sondern weil er glaubt, sie seien wahr. Solch ein Glaube ist »instinktiv« und »blind«. Er trotzt genauer Definierbarkeit und kann beschrieben werden als ein »immanenzpositivistisches Bewußtsein, das seine Quelle im Unterbewußten findet.«"
In der Tat: Wissenschaft ist die neue Religion und Wissenschaftler wurden ihre Priesterschaft. Shermer sagt es frei heraus:
"... wir sind im Grunde eine sozial hierarchische Primatenspezies. Wir zeigen Hochachtung für unsere Führer, zollen unseren Alten Respekt und folgen den Diktaten unserer Schamanen; da wir im Zeitalter der Wissenschaft leben, sind es die Schamanen des Szientismus, die unsere Bewunderung verlangen."
Zeitgenössische Wissenschaft basiert auf Empirismus, dem erkenntnistheoretischen Standpunkt, daß alles Wissen ausschließlich durch die Sinne gewonnen werden kann. Und doch verbannt eine exklusiv empirische Herangehensweise Ursachen in das Reich metaphysischer Phantasie. Das hat für die Wissenschaft enorme Folgen. Was als A - als Ursache für B - wahrgenommen wird, könnte lediglich eine Konsequenz nebensächlicher Aneinanderreihung sein. Obwohl zeitliche Abfolge und räumliche Nähe unumstößlich sind, ist es der ursächliche Zusammenhang nicht. Eine Bestätigung ursächlicher Zusammenhänge ist unmöglich. Angesichts dieses Fehlens von Kausalität muß alles, was ein Wissenschaftler herausfindet, auf Glaubensbasis hingenommen werden. Ironischerweise gründet sich die Wissenschaft auf die Bestätigung solcher Ursache-Wirkungs-Beziehungen.
Gewiß könnte man argumentieren, daß Empirismus vom Wesen her wahrscheinlichkeitsbasiert ist und deshalb wahrscheinliche kausale Verbindungen bestätigt. Trotzdem würden die Autoren dieses Buches behaupten, daß die probabilistische Natur des Empirismus wesensmäßig mystisch ist, weil der Wissenschaftler ein gerütttelt Maß Glauben in die Wahrscheinlichkeit bestimmter Ergebnisse investieren muß.
Nehmen Sie z.B. das Gesetz der Gravitation. In Abwesenheit eines kausalen Zusammenhanges würde das Gravitationsgesetz nicht länger das Kriterium eines Gesetzes erfüllen. Es würde auf dem Glauben an die Wahrscheinlichkeit basieren, daß ein Objekt zu Boden fällt, ein Ergebnis, das in einer Welt ohne Kausalität immer noch ungewiß wäre. Zusätzlich bestehen Wissenschaftler mit noch dogmatischeren Neigungen so sehr auf der angeblichen Wirklicheit bestimmter Theorien, daß man sich fragen müßte, ob die Wahrscheinlichkeit in ihren empirischen Beobachtungen überhaupt irgendeine Rolle spielt.
Denken Sie z. B. daran, daß manche Neo-Darwinisten darauf bestehen, eine bestimmte anatomische Struktur sei definitiv ein rudimentäres Organ und liefere somit den Beweis für die Evolution. Das ist eine auf Gewißheit basierende Aussage, die in einem Universum, das von Wahrscheinlichkeit beherrscht wird, unmöglich zu treffen wäre. Empirismus, auch wenn er wahrscheinlichkeitsbasiert sein mag, erfordert ein gewißes Maß an Glauben und kann deshalb als eine Form von Mystizismus gelten.
Um zu Pouzzners obiger Aussage zurückzukehren, wird "scheinbare Kontrolle über das Wißbare" durch Verbreitung von "institutionell genehmigter Wissenschaft" erlangt. Die Elite mußte nun zwei Voraussetzungen erfüllen, um ihre erkenntnistheoretische Dominanz sicherzustellen: eine Wissenschaft, die spezifisch auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist und eine Institution, um sie zu bestätigen und verbreiten.
Epistemische Autokratie ist im wesentlichen die Vorherrschaft einer für eine herrschende Elite in politischer und sozialer Hinsicht zweckdienlichen Erkenntnistheorie. Durch das gesamte 20. Jahrhundert war der Empirismus die dominante Erkenntnistheorie. Empirismus arbeitet Hand in Hand mit der nominalistischen Behauptung, "alle Ideen [seien] in Wahrheit Bilder, also Eindrücke der Vorstellungskraft, die ihren Ursprung in sinnlicher Wahrnehmung haben" (Coomaraswamy). Nominalismus bestreitet die Fähigkeit des Menschen, "von den Dingen dieser Welt zu abstrahieren und die darunter liegende Realität zu durchdringen", wodurch er Metapyhsik zerstört. Ist die Metaphysik aus dem Weg geräumt, werden anti-metaphysische Sichtweisen vorherrschen. Rene Guenon zufolge sind solche anti-metaphysischen Ansichten
".... bezüglich ihres philosophischen Aspekts besser bekannt als »Pantheismus«, »Immanentismus« und »Naturalismus«, die alle eng miteinander verwandt sind und vor deren Konsequenz viele Menschen zweifellos zurückschrecken würden, wüßten sie, worüber sie da wirklich sprechen." (288)
Guenon argumentiert, daß dieses Klima anti-metaphysischen Denkens die Ziele einer Bewegung fördert, die "Gegen-Initiierung" genannt wird und die
"aus dem Blickwinkel operiert, ihre Agenten in »pseudo-initiierende« Organisationen einzuführen, wobei sie diese Agenten dazu nutzt, diese Organisationen zu »inspirieren«, was von den gewöhnlichen Mitgliedern nicht wahrgenommen wird und normalerweie auch nicht von den angeblichen Anführern, die sich des Zweckes, dem sie wirklich dienen, nicht mehr bewußt sind als die Basis; doch sollte darauf hingewiesen werden, daß solche Agenten in ähnlicher Manier und wo immer möglich auch in alle mehr auswärts gewandten »Bewegungen« der zeitgenössischen Welt eingebracht werden, sei es politischer oder sonstiger Ausrichtung, und wie zuvor bereits erwähnt wurde, auch in authentische initiatorische oder religiöse Organisationen, aber nur, wenn deren traditioneller Geist so geschwächt ist, daß sie einer so bösartigen Penetration nicht länger widerstehen können." (293-94)
Die Freimaurerei, die Albert Pike so freimütig als "die wahrhaftige Sphinx" charakterisiert, "bis zum Kopf vergraben im Sand, den die Zeitalter um sie angehäuft haben", gilt als eine dieser "»pseudo-initiatorischen« Organisationen". Die Kerndoktrinen und -prinzipien der Freimaurerei werden "von den gewöhnlichen Mitgliedern nicht wahrgenommen". Die Organisation verkündet eine interne Kultur des Obskurantismus, der die Basis mit Blick auf den "Zweck, dem sie wirklich dient", im Dunkeln hält. Die Täuschung beruht auf der Tatsache, daß die höheren Initiierten ermutigt werden, semiotische Kriegsführung gegen die niedrigeren zu führen. Niederstufigere Initiierte müssen eine Reihe labyrinthischer Rituale absolvieren, deren Bedeutung durch esoterische Symbole verhüllt wird. Indem sie dies tun, indoktriniert die Loge ihre Mitglieder unbewußt mit "Pantheismus", "Immanentismus" und "Naturalismus". Guenon zufolge laufen diese Konzepte
"... ganz buchstäblich auf eine »Umkehrung« von Spiritualität hinaus, auf ihren Ersatz durch ihr genaues Gegenteil, da sie unausweichlich zu ihrem schlußendlichen Verlust führen, was zum zutreffend so genannten »Satanismus« führt. Ob es in irgendeinem Einzelfall nun bewußt oder unbewußt geschieht, macht im Endergebnis keinen Unterschied; es sollte nicht vergessen werden, daß der »unbewußte Satanismus« mancher Leute, die in dieser Zeit, in der Chaos sich in jedem Wissensgebiet verbreitete, letzten Endes nicht mehr als ein Werkzeug in Diensten des »bewußten Satanismus« derjenigen darstellt, die stellvertretend für die »Gegen-Initiierung« stehen". (288-89)
Da die »Gegen-Initiierung« in diesem Zeitalter des anti-metaphysischen Denkens kräftig gedeiht, wohnt die Gesellschaft dem Aufstieg von etwas bei, das man den »Satanischen Staat« nennen könnte. Empirismus ist Teil des anti-metaphysischen philosophischen Klimas, das diesen Aufstieg begünstigt. Die Ablehnung von Kausalität durch den Empirismus erlaubt der Machtelite die Rationalisierung der philosophisch unmöglichen Position des Atheismus. Die Zurückweisung von Kausalität führt unausweichlich zur Ablehnung des Ersten Grundes, der Gott ist. Die Popularisierung des Atheismus wurde begleitet von Säkularisierung. Allerdings bedeutet diese, wie William Sims Bainbridge klarstellt, nicht die komplette Auslöschung von Religion. Stattdessen stellt sie den Startpunkt einer okkulten gegenkulturellen Bewegung dar:
"Säkularisierung bedeutet keine Abnahme des Bedürfnisses nach Religion, sondern nur einen Machtverlust für traditionelle Konfessionen. Religionsgeographische Studien zeigen, daß dort, wo die Kirchen schwach werden, Kulte und Okkultismus explodieren, um das spirituelle Vakuum zu füllen" (Religions for a Galactic Civilization, "Religionen für eine galaktische Zivilisation", Anm. d. Übersetzers).
Ist die Hauptantriebskraft enthront, könnte eine neue moralische Autorität errichtet werden. Natürlich wäre diese moralische Autorität gemäß der Grundprinzipien der Doktrin der herrschenden Klasse entworfen. Die neu entwickelte Gottheit, die von der Elite gefördert wird, war ohne jede Ausnahme immer der allmächtige Staat. Im Sattel des Staates sitzt die vergöttlichte »Vernunft« des Menschen. Das ist säkularer Humanismus, bei dem es sich in Wahrheit um Luziferianismus handelt, der auf Volksebene verbreitet wird (siehe Kapitel 3: Luziferianismus: Die Religion der Apotheose für weitere Erläuterungen).
Es kann nur wenig überraschen, daß die wissenschaftliche Diktatur, die ursprünglich die dominanten geistlichen Autoritäten der Geschichte ersetzte, unausweichlich in eine theokratische Machtstruktur zurückverwandelt werden wird. Empirismus, der eine ihrer Kerndoktrinen ist, läuft auf wenig mehr hinaus als akademisch gesalbten Okkultismus. Obwohl den mehr mystischen Erkenntnistheorien der Vergangenheit scheinbar unähnlich, war die Doktrin der Sinne wesensgemäß gewiß nicht weniger mystisch. Dies wird augenfällig in der ultimativen Ablehnung der Kausalität durch den Empirismus. Ohne Verursachung müssen alle wissenschaftlichen Entdeckungen sich auf Glauben stützen. So wird der Wissenschaftler effektiv zum wahrhaftigen Priester, der allen Schlußfolgerungen, die auch immer er für richtig hält, Stichhaltigkeit bescheinigt. Diejenigen Schlußfolgerungen, die der erkenntnistheoretischen Orthodoxie widersprechen, werden als häretisch betrachtet und vollständig ausgeblendet.
Die epistemische Autokratie der Elite wurde durch die British Royal Society fest etabliert, eine freimaurerische Institution, die beträchtliche Macht über wissenschaftliche Bildung für viele Jahre ausüben sollte.
Die neue säkulare Kirche und der Klerus der Elite nahmen ihren Ursprung in den Wänden der British Royal Society. Gegründet 1660 unter dem vollständigen Namen der "Royal Society of London for Improving Natural Knowledge" ["Königliche Gesellschaft Londons für die Verbesserung natürlichen Wissens", Anm. d. Übersetzers], ist sie das älteste wissenschaftliche Institut der Welt ("Royal Society"). Die Gründer der Royal Society waren ebenfalls Mitglieder von Freimaurerlogen. Baigent, Leigh und Lincoln in ihrem Buch Holy Blood, Holy Grail zufolgee waren
"... praktisch alle Gründungsmitglieder der Royal Society waren Freimaurer. Man könnte vernünftigerweise argumentieren, daß die Royal Society selbst, zumindest zu Beginn, eine freimaurerische Institution war - mittels der »Christlichen Gottliebenden Gesellschaften« Andreaes aus der »unsichtbaren Bruderschaft der Rosenkreuzer« abgeleitet." (144)
Jim Keith stellt klar, daß der freimaurerischen Loge "vorgeworfen wurde, ein Kanal für die Absichten einer gewissen Zahl elitistischer Interessen" zu sein (Casebook on Alternative_Three, 20). In Diensten der Elite sollten die Freimaurer der Royal Society erkenntnistheoretische Ansichten umformen und Propaganda verbreiten. Jim Keith liefert eine Kurzzusammenfassung der Rolle der Royal Society in den ihrer Gründung folgenden Jahren: "Die British Royal Society des späten 17. Jahrhunderts war der Vorläufer eines Großteils der Medienmanipulation, die folgen sollte" (Saucers of the Illuminati, 79).
Gewiß könnte man argumentieren, die Royal Society selbst sei nicht vollständig konspirativer Natur gewesen. Man könnte vermuten, die Mitglieder der frühen Royal Society seien hauptsächlich naive Baconisten gewesen, die an eine übersimplifizierte Erkenntnistheorie empirischer Wissenschaft ohne tiefere Absichten glaubten, ohne Arbeitshypothesen (Newtons hypotheses non fingo). Ohne Zweifel fielen viele der späteren Mitglieder der Royal Society in diese Kategorie.
Allerdings verfügte die Royal Society über einen inneren Zirkel, der etwas weniger altruistisch gesinnt war. Im Jahre 1864 gründete T.H.Huxley, Freimaurer und Mitglied der Royal Society, den "X Club", eine Gruppe von neun Männern, die über "persönlichen Einfluß auf beinahe jeden berühmten Wissenschaftler der Welt verfügten, ebenso wie auf viele bedeutende Radikale" (Taylor, 189). Interessanterweise charakterisieren Adrian Desmond und James Moore den "X Club" als "eine Art freimaurerischer darwinistischer Loge, die für Außenseiter unsichtbar ist" (526). Die Unsichtbarkeit des "X Club" für Außenseiter legt eine Organisationskultur des Obskurantismus nahe. Es ist möglich, daß der "X Club" als Anhängsel der freimaurerischen Royal Society die geheimniskrämerische Tradition der Zunft erbte. Der freimaurerische Stammbaum des Gründers des Clubs, T.H.Huxley, verstärkt diese Annahme.
Mit Ausnahme von Herbert Spencer waren seine Mitglieder "alle Präsidenten und Sekretäre gelehrter Gesellschaften" (Taylor, 189). Obwohl George Lydell und Charles Darwin keine Mitglieder waren, wurde ihren Ideen vom "X Club" der größte Respekt entgegengebracht (Taylor, 189). Vor jedem Treffen der Royal Society miteinander zu Abend essend, formulierte der "X Club" Taktiken zur Kontrolle der wissenschaftlichen Presse (Taylor, 189). Von 1864 bis 1884 waren es Huxley und seine Kollegen, die die englischen Wissenschaften auf diese Weise "förmlich »regierten«" (Taylor, 189). Darin bestand die von Jim Keith weiter oben angesprochene "Medienmanipulation".
Der Fall von Bathybius haeckelii illustriert diesen verschwörerischen Charakter des "X Clubs" ganz vortrefflich. 1868 behauptete T.H.Huxley, winzige Kreaturen in Proben aus dem Nordatlantik gefunden zu haben (Taylor, 187). Da sie in Alkohol aufbewahrt wurden, waren die "primitiven Organismen" in Huxleys Probe offensichtlich tot (Taylor, 187). Nichtsdestoweniger glaubte er, daß es sich bei der protoplasmischen Materie um die fehlenden Monera aus Ernst Haeckels phylogenetischem Stammbaum handele (Taylor, 187). Huxley nannte die mikroskopische Spezies Bathybius haeckelii und behauptete, sie seien die fehlenden Übergangsformen zwischen anorganischer Materie und organischem Leben (Taylor, 187-88). Dies bedeutete einen Sieg für die Abiogenese, die wahrscheinlich ein Konzept aus den okkulten Doktrinen der freimaurerischen, kabbalistischen Erbschaft war (dazu gleich mehr).
1875 wurde Huxleys Behauptung von einem Chemiker an Bord der HMS Challenger zurückgewiesen (Taylor, 188). Durch die Beobachtung, daß Zusätze von Seewasser in Alkohol "amorphe Ablagerungen schwefelsauren Kalks" erzeugten, fand der Chemiker heraus, daß Bathybius in Wahrheit Gips war (Taylor, 188). Es war nur lebloses Gestein, kein urtümliches Leben. Trotzdem waren Huxley und seine freimaurerischen Partner unwillig, ihre epistemische Vorherrschaft aufzugeben. Der "X Club" setzte seine beträchtlichen Einfluß auf wissenschaftliche Publikationen ein und unterdrückte die Entdeckung fast vollständig (Taylor, 189). Ein obskurer Bericht erschien im Quarterly Journal of the Microscopical Science (Taylor, 189). Dennoch gab es keine öffentliche Stellungnahme zu dem Fiasko (Taylor, 189).
Schlimmer noch: Haeckels ungeprüfte und ungekürzte History of Creation [Geschichte der Schöpfung, Anm. d. Übersetzers] zirkulierte noch fünfzig Jahre lang (Taylor, 189-90). Bis 1923 enthielt dieses Buch Fotos von Babythius und präsentierte das leblose Gestein als evolutionären Übergang zu urtümlichem Leben (Taylor, 452). Es gibt einen Begriff für die Perpetuierung einer Lüge. Nennt sich "Propaganda". So übertrieben es klingen mag, stellten Huxley und seine neun anderen Kollegen eine Kabale von Propagandisten dar. Vereinfacht ausgedrückt war der "X Club" ein Pressekartell. Sie kontrollierten außerdem die Royal Society (Taylor, 189). Dieses Organisationsmodell - eine kleine elitäre Gruppe, die einer größeren Körperschaft nichtsahnender Anhänger vorsteht - ähnelte dem freimaurerischen Führungsprinzip.
Die Royal Society mag sogar als Rekrutierungsmasse für freimaurerische Gruppen gedient haben, die zu dieser Zeit in subversive Aktivitäten in ganz Europa involviert waren. Eine dieser Gruppen waren auch die berüchtigten Illuminaten (die später detaillerter untersucht werden). Der erste echte Whistleblower, der Außenseitern einen kleinen Einblick in die inneren Machinationen der Illuminaten gewährte, war Professor John Robinson (Griffin, 44). Robinson war der Generalsekretär der Royal Society von Edinburgh (Griffin, 44). Weil er glaubte, Robinson könnte für die Geheimgesellschaft eine exzellente Bereicherung sein, lud ein Illuminist ihn dazu ein, den Illuminaten beizutreten (Griffin, 44).
Robinson tat so, als wäre er aufgeschlossen, während er gleichzeitig glaubte, die Organisation hege bösartige Absichten (Griffin, 44-46). So war er in der Lage, das Vertrauen der Gruppe zu gewinnen, weshalb ihm verschiedene Dokumente anvertraut wurden, die niemals dazu bestimmt waren, an die Öffentlichkeit zu gelangen (Griffin 46). Dies führte zu Robinsons eigenem Buch von 1797, Proofs of a Conspiracy, das viele der Geheimnisse der Illuminaten enthüllte (Griffin, 46). Während er die Illuministen verdammte, vermutete Robinson nie, daß die Freimaurerei sowie die Royal Society an subversiven Aktivitäten beteiligt sein könnten. Er lag nur teilweise richtig. Nicht jeder Freimaurer der Royal Society mag ein Verschwörer gewesen sein. Allerdings war auch nicht jeder Freimaurer dieser Gesellschaft einfach nur ein naiver Baconist.
Darüber hinaus war die Bacon'schen Tradition selbst mehr als nur wissenschaftliche Forschung. Es wimmelte in ihr von derjenigen Geheimhaltung und demjenigen Elitismus, der beiden Verschwörungen innewohnte. Sir Francis Bacon war Mitglied einer Geheimgesellschaft namens "The Order of the Helmet" (Howard, 74). Der Name der Organisation bezog sich auf Pallas Athene, die griechische Göttin der Weisheit, die Helm tragend porträtiert wurde (Howard, 74). Auch wenn er von der orthodoxen akademischen Welt als Erneuerer angesehen wurde, drehten sich Bacons Studien überwiegend um Okkultismus. In seiner Jugend war Bacon "ein Student hermetischer, gnostischer und neoplatonistischer Philosophie und hatte außerdem die Kabbala studiert" (Howard, 74).
Angeblich war Bacon auch Großmeister des geheimen Rosenkreuzer-Ordens (Howard, 74). Die Rosenkreuzer waren eng verknüpft mit der Freimaurerei (Howard, 50). Tatsächlich benennt ein im Jahre 1638 geschriebenes rosenkreuzerisches Gedicht die engen Verbindungen der Organisation zur Loge (Howard, 50). Darin heißt es: "Denn was wir weitergeben, ist nicht der Menge Kind, da wir Brüder des Rosenkreuzes sind, des Maurers Wort und zweite Sicht wir tragen, kommende Dinge können wir richtig voraussagen ..." (zitiert nach Howard, 50) [freie, sinngemäße Übersetzung durch den deutschen Herausgeber. Im englischen Original heißt es: "For what we pessage is not in grosse, for we brethren of the Rosie Crosse, we have the Mason's Word and second sight, things to come we can foretell aright ..."]. Mit anderen Worten kannten Rosenkreuzer die "inneren Geheimnisse der Freimaurerei und besaßen die psychische Fähigkeit, die Zukunft vorherzusagen" (Howard, 50).
1627 veröffentlichte Bacon einen Roman mit dem Titel The New Atlantis (Howard, 74). Die Seiten in Bacons Buch waren geschmückt mit freimaurerischen Symbolen wie z.B. "dem Kompaß und Zirkel, den beiden Säulen von Salomons Tempel, dem flammenden Dreieck sowie dem Augen Gottes, die seine Verbindung mit den Geheimgesellschaften anzeigten, die seine utopischen Konzepte unterstützten" (Howard, 75). Der Roman "beschreibt die Schaffung der unsichtbaren, höheren Schule, die in rosenkreuzerischen Schriften verfochten wird" (Howard, 74). Dieser rosenkreuzerische Auftrag für eine "unsichbare Hochschule" wurde mit Gründung der Royal Society im Jahre 1660 umgesetzt (Howard, 57).
Autor Frank Fischer liefert eine höchst aufschlußreiche Beschreibung von Bacons "utopischen Konzepten":
"Für Bacon war das bestimmende Element der Geschichte der rasante Aufstieg und das Wachstum von Wissenschaft und Technologie. Wo Plato die Vision einer Gesellschaft hatte, die von Philosophenkönigen regiert wird, Menschen, die fähig wären, die »Formen« sozialer Gerechtigkeit wahrzunehmen, strebte Bacon nach einer technischen Elite, die im Namen von Effizienz und technischer Ordnung herrscht. Bacons Absicht in The New Atlantis war es fürwahr, den Philosophen durch den forschenden Wissenschaftler als Herrscher der utopischen Zukunft zu ersetzen; das neue Atlantis war eine rein technokratische Gesellschaft." (66-67)
Eine technokratische Gesellschaft oder Technokratie kann wie folgt definiert werden:
"In klassischen politischen Begriffen bezieht sich eine Technokratie auf ein Regierungssystem, in dem technisch ausgebildete Experten aufgrund ihres spezialisierten Wissens regieren sowie ihrer Position in dominanten politischen und ökonomischen Institutionen." (Fischer 17)
Auch Oxford-Professor Carroll Quigley schrieb über die Diktatur der "Experten" und wies darauf hin, daß in ihr eine kognitive Elite "den demokratischen Wähler als Kontrollinstanz des politischen Systems ablösen wird" (Quigley, 866). Über eine solche Demokratie der "Experten" schrieb Freimaurer H.G. Wells:
"Die politische Organisation der Welt wird demokratisch sein, was bedeutet, die Regierung sowie die Leitung der Angelegenheiten wird in unmittelbarer Verbindung zum allgemeinen Denken der gebildeten Gesamtbevölkerung stehen und auf sie reagieren." (26)
Der Literaturkritiker und Autor W. Warren Wagar schreibt zu dieser Aussage:
"Lesen sie sorgfältig. Er sagte nicht, die Weltregierung würde von den Leuten gewählt, oder daß sie auf diese reagieren würde - nur auf die, die »gebildet« sind." (Wagar, The Open Conspiracy: H.G. Wells on World Revolution (26) ["Die offene Verschwörung: Was H.G. Wells zur Weltrevolution sagt", Anm. d. Übersetzers].
Bacons utopische Vision - eine technokratische Weltregierung, beherrscht von "Experten", vor allem Wissenschaftlern - war eine "wissenschaftliche Diktatur". Es gibt Beweise, die nahelegen, daß diese elitistische Vision in der Royal Society fortgeführt wurde. Darwins Großvater mütterlicherseits, Josiah Wedgwood, war "einer der Technokraten im elitären Industriellenzirkel Birminghams, der »Lunar Society«" (Desmond und Moore, 7). Dieser Elitenzirkel aus Technokraten war von 1764 bis 1800 aktiv, und sein hervorstechender Einfluß "dauerte noch lange danach unter dem Banner der Royal Society an" (Taylor, 55). Die Royal Society sollte den elitistischen Charakter ihres Vorläufers beibehalten. Mitgliedschaft in der Organisation wurde "größtenteils als Privileg einer reichen, gut vernetzten wissenschaftlichen Elite" betrachtet (Desmond und Moore, 279).
Der technokratische Charakter der Royal Society läßt sich am besten durch die von ihr aufs Energischste vertretene "Wissenschaft" illustrieren: den Darwinismus. Ein zentrales Merkmal von Darwins Evolutionstheorie ist die natürliche Selektion. Ian Taylor fällt auf, daß "die politische Doktrin, die von der natürlichen Selektion nahegelegt wird, eine elitistische ist und das abgeleitete Prinzip - Haeckel zufolge - »aristokratisch im strengsten Wortsinne.«" (411)
Bacons unmittelbarster Nachfolger hinsichtlich der Entwicklung technokratischer Theorie war Henri de Saint-Simon. Fischer schreibt: "... Saint-Simons Arbeit kann interpretiert werden als Rezept für Bacons Prophezeiung" (69). E.H. Carr charakterisiert Saint-Simon als "den Vorläufer des Sozialismus, den Vorläufer der Technokraten und den Vorläufer des Totalitarismus" (2). Saint-Simons Philosophie war purer Szientismus und seine Vision für eine utopische Gesellschaft basierte vollständig auf szientistischen Grundsätzen. Fischer erklärt:
"Aus seiner [Saint-Simons] Sicht mußte eine neue Einheit geschmiedet werden, basierend auf einer alles umfassenden Ideologie. Nur der Glaube an Wissenschaft und Technologie könnte die zu dieser Zeit vorherrschenden, spaltenden Ideologien ersetzen, vor allem diejenigen der Kirche. Kurz, Priester und Politiker - die alten Herrscher Europas - mußten durch Wissenschaftler und Techniker ersetzt werden." (69)
Um so ein Ziel zu erreichen, schlug Saint-Simon eine wissenschaftliche Diktatur vor, die er den "Verwaltungsstaat" nannte (69). Diese neue Form der Regierung würde "miteinander wetteifernde politische Interessen" auslöschen und sie durch ein System des "Experten-Managements" ersetzen (69).
"Wissenschaftler und Techniker" würden dieses apolitische System der Bürokratie bilden (69). Natürlich war Saint-Simons Vision inhärent antidemokratisch. Ein apolitisches System schließt demokratische Funktionen wie Wahlen und repräsentatives Regieren aus. Weil Wissenschaft überwiegend ein System der Quantifizierung darstellt, müßte eine Gesellschaft, die gemäß solcher Kriterien lebt, mit den strengen Parametern reduktionistischer Erkenntnistheorie konform gehen. Selbstverständlich gibt sich die irreduzible Komplexität der Menschheit einem reduktionistischen Maßstab von Regierung nicht einfach hin. Nichtsdestoweniger klammerte sich Saint-Simon an seine religiöse Überzeugung, die Menschheit müsse die "Massendemokratie verwerfen und somit auch die Politik" (Segal, 63).
Aus Saint-Simons technokratischer Philosophie wurde irgendwann eine revolutionäre Ideologie, die sich der Umwandlung der Gesellschaft in eine wissenschaftliche Diktatur widmete. James H. Billington zufolge durchlief die Saint-Simon'sche Bewegung zwei Entwicklungsstufen, derer erste die "szientistische Periode" gewesen sei (211). Billington schreibt:
"Die wissenschaftliche Phase von Saint-Simons Denken erwuchs direkt aus den Aktivitäten der ersten Leute, die sich »Ideologen« nannten. Destutt de Tracy, der den Begriff 1767-69 als erster prägte, schlug im ersten Teil seiner 1801 erschienenen Schrift Éléments d'idéologie