Der Aufstieg des Mittelfingers - Jan Skudlarek - E-Book

Der Aufstieg des Mittelfingers E-Book

Jan Skudlarek

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Beschreibung

Für alle, die schon mal beleidigt wurden. Also für alle. Populistischer Unflat und rohe Wortspiele werden gerade wieder salonfähig. Beleidigungen sind überall. Im Wartezimmer vom Arzt, an der Kasse im Supermarkt. Das Kommentarfeld im Internet? Ein Trollhaus. Es wird gehasst und gehetzt. Was ist los mit den Leuten, was ist los mit uns? Warum sind alle so aggressiv und zugleich so überempfindlich? Was haben der Supermarkt-Wutbürger und Trump gemeinsam? Wo kommen all die Gemeinheiten her? Jan Skudlarek über einen beunruhigenden Gesellschaftstrend, politische Korrektheit, asoziale Netzwerke, beleidigte Leberwürste und das große Maul des kleinen Mannes. Für alle, die schon mal beleidigt wurden. Also für alle.

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Seitenzahl: 220

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Jan Skudlarek

Der Aufstieg des Mittelfingers

Warum die Beleidigung heute zum guten Ton gehört

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

Unterhaltsam, philosophisch, klug: das Buch zu einem beunruhigenden Gesellschaftstrend.

Populistischer Unflat und rohe Wortspiele werden gerade wieder salonfähig. Beleidigungen sind überall. Im Wartezimmer vom Arzt, an der Kasse im Supermarkt. Das Kommentarfeld im Internet? Ein Trollhaus.

Es wird gehasst und gehetzt. Was ist los mit den Leuten, was ist los mit uns? Warum sind alle so aggressiv und zugleich so überempfindlich? Was haben der Supermarkt-Wutbürger und Trump gemeinsam? Wo kommen all die Gemeinheiten her? Jan Skudlarek über einen beunruhigenden Gesellschaftstrend, politische Korrektheit, asoziale Netzwerke, beleidigte Leberwürste und das große Maul des kleinen Mannes.

Für alle, die schon mal beleidigt wurden. Also für alle.

Über Jan Skudlarek

Jan Skudlarek, geboren 1986 in Hamm, ist promovierter Doktor der Philosophie, Lyriker und großer Kneipengänger. Er ist Redakteur bei «STILL – Magazin für junge Literatur und Fotografie», erhielt zahlreiche Preise für seine Lyrik, u.a. GWK-Förderpreis Literatur 2008, ein Stipendium des Berliner Senats 2015 sowie zuletzt den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis 2017. Bisher veröffentlichte er u.a. die Lyrik-Titel «Du hast Lippen wie Mozart» und «elektrosmog». Skudlarek wohnt in Berlin-Neukölln.

Der erste Mensch, der beleidigte, anstatt seinem Gegenüber wortlos den Schädel einzuschlagen, legte damit den Grundstein der Zivilisation.

 

– John Hughlings Jackson, britischer Neurologe

Ich beleidige, du beleidigst: Die Grammatik der Geringschätzung

Wie ein Schlag ins Gesicht. So empfinden viele ihr Beleidigtwordensein. Dabei sind unsere Münder in der Regel noch schneller als unsere Hände. Zack, bumm. Du Arschloch. Spasti. Mittelfinger hoch!

Beleidigungen überrumpeln. Sie tun weh. Plötzlich sind sie da und dann auch ganz schnell vorbei. Manche Kränkung verfolgt dich noch Jahre später.

Davor ist immer etwas passiert. Ein Auslöser. Ein Grund. Manchmal weißt du gar nicht, wie es dazu kommen konnte. Oder was überhaupt passiert ist. Was hab ich da gerade gesagt?

Eine Situation lädt sich auf. Elektrisiert sich. Beleidigungen entstehen wie ein Gewitter. Das führt zu Blitz und Donner und Aussagen über deine Mutter.

Was sind Beleidigungen überhaupt? Warum wirken sie – und wie? Täglich machen sich Menschen absichtlich zur Sau. Keiner schafft es ohne Beleidigungen durch die Schulzeit. Ob wir wollen oder nicht: Beleidigungen sind irgendwie Alltag. In der Kunst. In den Medien. Im Internet. Battle-Rap wird immer populärer. Böhmermann und Erdoğan erkunden die Grenzen der Kunstfreiheit gemeinsam vor Gericht. In manchen Kreisen gelten alle Polizisten als Bastarde. Ein deutscher Minister nannte Roberto Blanco einen «wunderbaren Neger». Und was ist politische Korrektheit: Anstand und Respekt – oder Zensur unserer Meinungsfreiheit?

Beleidigungen sind überall. Wie geht man am besten mit ihnen um? Wie teilt man sie aus, wie steckt man sie ein?

Überhaupt. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!

Es ist eine ziemlich spannende Frage, was man sagen «darf» – und zu wem. Was man mit Worten machen kann. Was für eine Wirkung man in wenigen Sekunden erreicht, wenn man will.

Sagte ich mit Worten? Obacht! Wir sollten nicht vergessen, dass das Beleidigen eine Form des Kommunizierens ist, die oft genug wortlos stattfindet. Denn egal, was man tut oder lässt. Egal, was man ausspricht oder verschweigt: Man wirkt aufeinander. Bekanntermaßen kann man gar nicht nicht kommunizieren.

Doch was kann ich tun, um einen Menschen zu beleidigen? Jede Menge. Ich kann einen Koch beleidigen, indem ich kräftig nachsalze. Ich kann meine Freundin beleidigen, indem ich einer anderen Frau ein Kompliment mache. Ich kann Eltern beleidigen, indem ich ihnen gratuliere, dass ihr Sohn «tatsächlich noch das Abitur» geschafft hat. Wenn ich einer Frau die Tür aufhalte, kann ich sie beleidigen. Wenn ich ihr demonstrativ dieselbe Tür nicht aufhalte, ebenso. Ein Rapper der 187 Strassenbande, einer Rap-Crew aus Hamburg, bekam eine Strafanzeige, weil er zu einem Polizisten «Du bist ein Fuchs!» sagte.

Direkte Beleidigungen sind natürlich am offensichtlichsten. Also das Betiteln meines Gegenübers als «Hurensohn», «Spacko» oder «Wichser» oder als «Schlampe», «Tusse» oder «Fotze». Die Spannbreite reicht von «Neger» bis «Nazi».

Das Beleidigungsvokabular kennt viele, sehr viele Standardvokabeln. Sie sind das kleine Einmaleins der sprachlichen Verletzung.

Dabei ist der Griff zur beleidigenden Sprache keineswegs eine Kapitulation vor der Sprache allgemein.

Oder etwa doch? Ist Fluchen, Schimpfen und Beleidigen etwa ein Ausdruck sprachlicher Armut?

Im Gegenteil. Das haben zwei Kognitionsforscher unlängst herausgefunden. Probanden wurden gebeten, innerhalb einer Minute möglichst viele Tiernamen zu nennen. Anschließend wurden dieselben Menschen gebeten, möglichst viele Beleidigungen und Schimpfwörter aufzusagen. Ebenfalls in einer Minute. Das Resultat? Studienteilnehmer, welche die meisten Tiere aufzählen konnten, konnten auch die meisten Beleidigungen abfeuern.[1]

Sprecher, die besonders viele Kraftausdrücke kennen, haben also insgesamt ein eher weitreichendes Vokabular. Der Mythos, dass man schimpft, flucht und beleidigt, weil man mit Sprache nicht gut umgehen kann, stimmt also nicht.

Wer sich in den fiesen Bereichen der Sprache heimisch fühlt, ist auch insgesamt sprachlich ziemlich fit.

Aber was heißt das denn, beleidigen? Beim Kränken geht es ja um mehr als um irgendwelche Standardvokabeln. Auch jenseits vom Hurengesohne und Muttergeficke bietet unsere Sprache ein immenses Beleidigungspotenzial. Allerdings: Wo kommt das her? Wie lernen Kinder Beleidigungen?

Kinder lernen ständig und alles Mögliche. Insbesondere Kleinkinder. Doch im Alter von ungefähr einem Jahr passiert besonders viel. Kleinkinder entdecken ihre Umwelt und finden zu einer, ja, zu ihrer Sprache.

Kinder lernen, ihr Gegenüber zu erkennen. Als etwas Belebtes, das sich von anderen Dingen wie dem Fußboden und dem Kinderbettchen unterscheidet. Kinder erahnen nach und nach, dass Mama und Papa denkende und fühlende Wesen sind. Sie entwickeln eine Theory of Mind. So nennen Psychologen und Philosophen die Fähigkeit, sein Gegenüber als jemanden zu begreifen, der seinerseits ein geistiges Innenleben hat.

Diese Fähigkeiten entwickeln sich in den ersten Lebensjahren. Augenkontakt, auf Dinge zeigen, sprachliches Interagieren: Eine Theory of Mind ist die Voraussetzung. Das heißt natürlich nicht, dass Kinder eine Theorie im wissenschaftlichen Sinn formulieren. Gemeint ist die Fähigkeit, andere intuitiv als Träger geistiger Zustände zu verstehen. Die Erkenntnis: Es gibt noch andere Ichs außer mir. Ich und Du sind Wir.

Das ist der Grundstein des sozialen Miteinanders. Oder, wie in unserem Fall, der Grundstein des sozialen Gegeneinanders. Ohne Theory of Mind keine sinnvolle soziale Interaktion. Ohne sinnvolle soziale Interaktion keine Beleidigung.

Ich kann beleidigen, weil ich die Perspektive wechseln kann. Im Wissen, dass mein Gegenüber auch eine Psyche hat. Wahrnehmungen. Nicht zuletzt: Gefühle.

Unbelebte Dinge eignen sich nur bedingt zur sozialen Interaktion – und gar nicht zum Beleidigen. Ich kann beim Aufbauen meines IKEA-Schranks fluchen. Meinen IKEA-Schrank beleidigen kann ich nicht. An einem lauen Sommerabend kann ich mich über die Mückenplage beklagen: Die Mücken werden mein Gejammer ignorieren. Selbst das eigene Haustier, sei es der Hund oder die Katze, wird keines meiner Worte kränken. Zumindest nicht auf Ebene der Wort- oder Satzbedeutung. (Angeschrien wird niemand gerne.) Ich kann mich hinunterbeugen und sagen: «Du bist wirklich die dümmste Katze weit und breit.»

Anders verhält es sich, wenn ich in der U-Bahn sage: «Sie sind wirklich der dümmste Fahrkartenkontrolleur weit und breit.» Der so beleidigte Kontrolleur hat nicht nur das Recht, sich zu empören (wer würde es ihm verübeln?), sondern auch die Möglichkeit zu antworten. Wenn er möchte, sogar per Strafanzeige (doch dazu später mehr).

Was ist der Unterschied zwischen einem Fahrkartenkontrolleur und einer Katze? Klingt wie der Anfang eines Witzes, ist aber philosophischer Ernst. Denn als Menschen gehen wir davon aus, dass die anderen Menschen, mit denen wir zu tun haben, absichtlich Dinge tun. Zumindest meistens. Der Fahrkartenkontrolleur hätte also allen Anlass, wütend zu werden, meine Motive zu hinterfragen und vielleicht auch mich zurückzubeleidigen.

Ein wichtiger Punkt. Kandidat für eine Beleidigung kann nur ein denkendes, fühlendes Gegenüber sein. Und das sind in der Regel nur andere Menschen.

Ja, viele Tiere können denken, wahrnehmen, auch fühlen. Doch zwischen ihnen und uns besteht eine Barriere. Wir können uns schlecht ineinander hineinversetzen. Wir sprechen nicht dieselbe Sprache.

Bei Menschen ist das anders. Durch unsere Gefühlswelt und die Möglichkeit des Perspektivwechsels sind wir beleidigungsfähig. Ohne die Fähigkeit, Leid zu fühlen, keine Beleidigung. Und natürlich ist da die gemeinsame Sprache: Eine Beleidigung muss man erst mal verstehen. Deswegen sind IKEA-Schränke und Katzen keine guten Kandidaten fürs Beleidigen. Was ihnen fehlt, ist die Fähigkeit, durch Worte oder Gesten gekränkt zu sein.

Hier sehen wir den wesentlichen Unterschied zwischen fluchen und beleidigen. Flüche haben keine Richtung. Wenn ich frustriert «Verdammt noch mal!» oder «Scheiße nee!» rufe, mache ich meinem Ärger Luft – ohne Adressaten. Beleidigungen richten sich an jemanden.

Ich kränke, also bin ich: Die Philosophie der Beleidigung

Frei.Wild ist eine Drecksband. Und hässlicher als Pur. Kann man zumindest meinen. Auf dem Blog «Ruhrbarone» ist jedenfalls ein Text erschienen, der genau diese Aussagen enthält. Das hat den Mitgliedern der Musikkapelle Frei.Wild natürlich nicht sonderlich gefallen. Ganz egal, wie hässlich Pur nun im Vergleich wirklich sind.[*] Ihr Anwalt forderte den Blog Ruhrbarone also auf, die Äußerungen zu löschen und künftig zu unterlassen. Die Ruhrbarone entgegneten sinngemäß: Nix da, das ist Meinungsfreiheit.[1]

Ein typischer Ablauf. Und die Gerichte werden auch diesen Fall entscheiden.

Als Bürger eines Staates haben wir Rechte (und Pflichten). Nicht zuletzt daher der Begriff: Rechtsstaat. Gesetze sind wiederum die Regelwerke, die unseren Umgang miteinander und mit dem Staat (bzw. seinen Vertretern) festlegen und uns an sie binden. Gesetze gelten für alle, und Gerichte legen Gesetze aus. So weit der Grundgedanke.

Auch der Umgang mit Beleidigungen wird gesetzlich geregelt. Und zwar, das mag überraschen, im Strafgesetzbuch.

Die Beleidigung wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe und, wenn die Beleidigung mittels einer Tätlichkeit begangen wird, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

§ 185 StGB

Beleidigungen werden nur auf Antrag verfolgt (§ 194 StGB). Diesen Antrag stellen die meisten Menschen nicht. Ob Stinkefinger im Straßenverkehr oder Müttersprüche auf dem Bolzplatz – nur ein Bruchteil aller Beleidigungen beschäftigt die Justiz. Und das ist grundsätzlich auch gut so. Nichtsdestoweniger hat jeder Bürger das Recht, einen Antrag wegen Beleidigung zu stellen, sobald er sich auf bestimmte Weise in seiner Ehre verletzt fühlt. Denn das ist das Schutzgut des Beleidigungsparagraphen: die persönliche Ehre.

So hat eine ältere Dame die Bundesrepublik wegen Beleidigung verklagt, weil der Deutsche Wetterdienst den Ausdruck «Altweibersommer» verwendet. Sie fühlte sich dadurch negativ angesprochen. Und persönlich beleidigt. Die Klage wurde – Überraschung! – abgewiesen. Weder sei sie persönlich gemeint gewesen, noch hätte sich der Ausdruck «Altweibersommer» gegen «alte Frauen» gerichtet. Außerdem seien alte Frauen auch gar keine ausreichend konkrete Gruppe, so das Gericht.[2]

Das subjektive Gefühl, beleidigt und somit emotional verletzt worden zu sein, ist nicht alleine ausschlaggebend für das Vorhandensein einer Beleidigung. Weder philosophisch noch juristisch. Ehrlich gesagt kann ich mir auch gut vorstellen, dass mich jemand «Arschloch!» nennt – und mich das komplett kaltlässt. Trotzdem handelt es sich bei einem direkt an mich adressierten «Arschloch!» (bestenfalls verbunden mit eindeutigem Blick, Fingerzeigen usw.) um eine Beleidigung. Dass ich gegebenenfalls emotional verletzt wurde, spielt nur eine untergeordnete Rolle – ein Gericht beziehungsweise so ziemlich jeder würde in diesem Fall das Vorhandensein einer Beleidigung anerkennen.

Dieser Umstand berührt einen zentralen philosophischen Punkt. Geistige Zustände sind privat. Gefühle sind geistige Zustände. Somit sind auch sie privat. Im Sinne von: nichtöffentlich.

Niemand kann mir in den Kopf schauen. Es kann sein, dass ich jemandem meine Gedanken oder meine Gefühle «zeige». So kann ich zum Beispiel zu jemandem sagen, dass ich Liebeskummer habe – oder einfach nur bedröppelt herumsitzen. Wenn ich Angst vor Hunden habe, muss ich das nicht aussprechen. Man sieht es an meinem Verhalten in der Nähe eines Vierbeiners. Ähnlich ist es mit allen möglichen Geisteszuständen. Die Zustände selbst sind zwar verborgen, doch mein Handeln ist in der Regel verständlich. So ziehen Mitmenschen Rückschlüsse auf meine innere Verfassung – aus dem, was ich sage und wie ich mich benehme. Unser Miteinander beruht darauf, dass wir einander lesen lernen.

Die Kommunikation ist die Schnittstelle zwischen Psyche und Umwelt.

Geistige Zustände sind an sich, wie gesagt, privat. Mit Kommunikation verhält es sich zwangsweise umgekehrt. Kommunikation ist öffentlich. Damit ist weniger «vor einem großen Publikum» gemeint als «in der körperlichen Welt, zwischen uns Menschen». Was ich kommuniziere, muss für andere irgendwie erkennbar und interpretierbar sein.

So ist es auch mit Beleidigungen.

Eine Beleidigung, die niemand versteht, ist keine. Auch wenn eine erklärende Absicht nachgeschoben wird. Es hilft nichts, willkürlich herumzufuchteln oder Nonsens zu brabbeln mit dem Nachsatz «Du verstehst mich nicht? Ich will dich beleidigen!». Da kann man nur mit den Achseln zucken.

Das sind die Regeln des sozialen Spiels. Wir bewerten nicht Absichten, sondern Handlungen. Eine beleidigende Handlung muss öffentlich als solche verstanden werden. Und zwar von jemandem, der als kompetenter Teilnehmer des jeweiligen Kulturkreises gilt. Denn Beleidigungen gibt es überall. Nur nicht überall auf die gleiche Weise.

In einigen Ländern Asiens gilt es als beleidigend, sich öffentlich die Nase zu putzen. Ein Freund von mir, der in der U-Bahn in Tokio seine europäische Langnase ausgerotzt hat, war sich dessen nicht bewusst. Die Japaner um ihn herum hingegen sehr wohl. Ihre Reaktion: Irgendwo zwischen Ekel und Nachsicht angesichts des unwissenden Europäers.

Fehlendes kulturelles Wissen kann entschuldigendwirken. Ein Japaner wird in Japan anders beurteilt als ein Nichtjapaner. Doch Unwissenheit hebt keinen Tabubruch und keine Beleidigung auf.

Wir erklären unsere Handlungen oft im Nachhinein. Auf vielfältige Weisen. Passiert sind sie zu dem Zeitpunkt trotzdem. Das laute Naseputzen meines Freundes war, ob mit Absicht oder ohne, öffentlich in der Welt. Es war ein Verstoß gegen die Etikette.[*]

Wir sehen: Es geht nicht nur um Absichten.

Absichten sind der Motor unseres Handelns. Das stimmt. Allerdings können wir die Wirkung unseres Handelns nicht immer kontrollieren. Absichten hin oder her. Jan Böhmermann hatte durchaus vor, den türkischen Präsidenten Erdoğan mit seinem Gedicht «Schmähkritik» satirisch durch den Kakao zu ziehen (dazu unten mehr). Er hatte vermutlich nicht vor, deswegen angeklagt zu werden, unter Polizeischutz zu stehen oder einen internationalen Eklat zu verursachen.

Private Absichten (oder verletzte Gefühle) sind also das eine. Die öffentliche Wirkung unserer Handlungen das andere. Genauer gesagt haben wir drei paar Schuhe:

Absicht (was ich vorhabe)

Handlung (was ich tue)

Wirkung (was danach passiert)

Es gibt in diesem Sinne zwei Kategorien von Beleidigungen: die absichtlichen und die unabsichtlichen.

Unabsichtliche Beleidigungen sind nicht gewollt – sie «passieren» viel mehr. Ich kann beispielsweise den Geburtstag einer guten Freundin vergessen. Diese reagiert daraufhin beleidigt. Als mir mein Versehen auffällt, versichere ich ihr, dass es keine Absicht war, dass sie mir wichtig ist und so weiter. So glätte ich die Wogen, und sie verzeiht mir.

Anders verhält es sich, wenn eine Freundin Geburtstag hat, ich davon weiß und ihr absichtlich nicht gratuliere. Vielleicht weil ich sauer bin wegen einer anderen Angelegenheit. Dass es sie kränkt, dass ich ihr nicht gratuliere, nehme ich bewusst in Kauf. Oder ich beabsichtige die Kränkung explizit. Ich will ihr weh tun.

Scheiß auf ihren Geburtstag.

Im Zentrum dieses Buches stehen die gewollten, absichtlichen Beleidigungen. Wie und warum wir einander zielgerichtet kränken. Der Grund ist einfach: Zu unabsichtlichen Beleidigungen gibt es weniger zu sagen. Auf Handlungsebene findet weniger statt. Mit einem «Schwamm drüber» oder «Halb so wild» ist das meiste auch schon wieder vorbei. Bei absichtlichen Beleidigungen fängt der Spaß nach der ersten Beleidigung erst richtig an. Oder, bildlich gesprochen: Interessanter sind die Fälle, bei denen wir absichtlich zustechen. Nicht die, bei denen wir mit dem Messer ausrutschen.

Gib mir Tiernamen: Vom Sprechen in Bildern

Wenn wir uns beleidigen, nehmen wir nicht zwangsweise den direkten Weg. Oft kränken wir «durch die Blume» – wobei es sich bei dieser Art der Kommunikation um Blumen mit Stacheln handelt.

Die beleidigende Rede, das verbale Zustechen erfolgt oft mit Hilfe einer bildlichen Sprache.

Vom Politiker Günther Oettinger mag man denken, was man will. Zum Beispiel von seinen Englischkenntnissen, die zeitweise so klangen, als hätte er eine quasienglische Phantasiesprache erfunden. In seiner Muttersprache kann er sich jedoch artikulieren, mitunter amüsant. Das bewies er im Februar 2016. Damals hat er die Berufsgermanin Frauke Petry in einem Gedankenexperiment gleich mehrfach beleidigt.

«Wenn die komische Petry meine Frau wäre, würde ich mich heute Nacht noch erschießen.»

Günther Oettinger (CDU), EU-Kommissar für Haushalt und Personal

Wie hat er das gemacht? Erstens redet er über sie als «die Petry» – ohne Anrede, ohne Vornamen, einfach nur «die Petry». Das ist an sich schon etwas unhöflich vom Oettinger. Genau hat er gesagt: «die komische Petry». Das ist höchstwahrscheinlich kein Kompliment für Frau Petrys komödiantisches Talent. Der Hörer interpretiert das «komisch» nicht als «humorvoll» oder «lustig», sondern als «merkwürdig» oder «sonderbar». Am Satzende folgt der Knaller: Dann würde er sich erschießen.

In einer Welt, in der Frauke Petry die Ehefrau von Günther Oettinger ist, würde Günther Oettinger lieber sein Leben beenden, anstatt die Ehe wie auch immer fortzuführen oder aufzulösen. Das ist schon ein starkes Stück. Der Hörer versteht allerdings: Es ist kein ernstgemeintes Gedankenexperiment. Herr Oettinger möchte weder Frau Petry heiraten noch sich umbringen. Er entwirft dieses gedankliche Szenario mit der Absicht, Frauke Petry zu beleidigen. In der Tat: Das einzig Ernstgemeinte an Herrn Oettingers Aussage ist die Beleidigung.

Inhaltlich erinnert dieser Satz an einen weiteren Politikerausspruch, nämlich an einen von Winston Churchill. Angeblich hat folgender Dialog zwischen dem damaligen britischen Premierminister und der britischen Politikerin Nancy Astor stattgefunden:

Nancy Astor: «Wenn Sie mein Gatte wären, ich würde Ihren Kaffee vergiften.»

Winston Churchill: «Nancy, wenn ich Ihr Gatte wäre – ich würde den Kaffee trinken.»

Prost!, möchte man da zurufen.

Im Vordergrund steht in beiden Fällen die bildliche, uneigentliche Rede. Was heißt das?

Bei der eigentlichen Rede meint man das, was man sagt, genau so, wie man es sagt. Wenn ich beim Abendessen zum Beispiel sage: «Gib mir bitte den Salzstreuer», so ist das aller Wahrscheinlichkeit nach wirklich so gemeint. Ich hätte gerne den Salzstreuer. Es ist eigentliche Rede. Es ist keine Metapher.

Bei der uneigentlichen Rede spricht man bildlich. Symbolisch. Vielleicht mit dem Bild einer Heirat, die so nie stattfinden wird oder soll. Ich sage etwas durch die Blume – ohne Florist zu sein.

Beleidigendes Sprechen ist oft uneigentliches Sprechen. Selbst ein «Du Hurensohn!» ist uneigentliches Sprechen. Außer man spricht mit dem Sohn einer Prostituierten. In den allermeisten Fällen handelt es sich jedoch um ein Sinnbild. Ein Sinnbild, das etwas kommunizieren will. Im Fall von Oettinger und Churchill lautet die bildliche Botschaft: «Bevor ich mit Ihnen vertraut werde, ziehe ich das Sterben vor.» Das muss man mindestens mit einem «Ich kann Sie wirklich nicht leiden» übersetzen. Das ist der Kern der Beleidigungen von Churchill und von Oettinger. Abneigung. Zurückweisung. Kränkung.

Die Sprecher haben ihre Botschaften bildlich verpackt, um eine bessere Wirkung zu erzielen. Ein simples «Ich mag Sie nicht sehr» hat keine besondere Schlagkraft. Da bedarf es mehr.

Somit sind wir im Reich der Sprachbilder und ihrer Deutung.

Wenn ich zum Beispiel sage: «Du bist echt dumm wie ein Esel!», ist das ein Vergleich. Ein A ist wie ein B.

Wenn ich sage: «Der Präsident ist ein Arsch!», ist das eine Metapher. Ein A ist ein B.

Beides, Vergleiche und Metaphern, sind hervorragende Quellen beleidigender Rede. Grund genug, sie näher anzuschauen.

Sowohl Vergleiche als auch Metaphern funktionieren über Ähnlichkeiten. In der Welt der Beleidigung sind es – Überraschung! – nicht unbedingt löbliche Ähnlichkeiten.[*] Wenn ich jemanden «dumm wie einen Esel» nenne, arbeitet dieser beleidigende Vergleich mit den Eigenschaften, die wir dem Esel als Symbol in unserer Kultur zuschreiben.

Bei der Metapher geht es darum, verschiedene Bedeutungsebenen miteinander in Beziehung zu setzen. Das ist manchmal kinderleicht, wie in unserem Beispiel «Der Präsident ist ein Arsch!». Der Arsch gehört als vulgärer Ausdruck für den menschlichen Hintern zu einem der beiden großen Bildbereiche beleidigender Rede: dem Fäkalen.

Der andere Bildbereich ist natürlich das Sexuelle. «Der Präsident ist ein Wichser!» gehört definitiv in diesen Bereich.

Der Wahrheitsgehalt solcher Standardbeleidigungen ist wiederum nebensächlich. Ausschlaggebend ist es, jemandem die Meinung zu geigen. Oder vielmehr: jemandem den ausgestreckten Mittelfinger ins Gesicht zu halten. Es geht weniger um Bedeutung, mehr um Wirkung.

Wir haben es in den genannten Fällen jedenfalls mit uneigentlicher Rede zu tun. Die Sachebene wird ausgeblendet. Denn es geht nicht um Fakten. Es geht darum, Meinungen stark zu kommunizieren.

Das funktioniert, weil wir Menschen andauernd in Bildern denken. Vergleiche und Metaphern werden verstanden, ohne dass wir groß nachdenken. Sie sind ein wesentlicher Teil unseres Sprechens und Denkens.

Noch einmal kurz zurück zu den Tierbildern. Wir nennen uns gegenseitig mitunter Schwein, Affe, Esel usw. – und das hat einen gewissen Unterhaltungswert. Eine ehemalige Lehrerin von mir nannte ihre Oberstufenschüler manchmal im scherzhaften Tonfall «Dackel» (vor allem per Sie: «Sie Dackel!»).[*]

Allerdings haben Tiermetaphern nicht nur eine lustige, verspielte Seite. Betrachten wir ein Beispiel. Lutz Bachmann hat Asylbewerber auf Facebook unter anderem als «Viehzeug» bezeichnet. Ich gehe nicht davon aus, dass Herr Bachmann ein großer Dudenleser ist. Dennoch schaue ich nach. Viehzeug. Umgangssprachlich für «Vieh, besonders Kleinvieh» und in abwertender Form für «als lästig empfundene Tiere».

Wer ist der Sprecher? Ein rechter Provokateur. Was ist der Kontext? Die Flucht ausländischer Menschen vor Krieg und Elend. Was tut Bachmann sprachlich, wenn er die Geflüchteten als «Viehzeug» beschimpft?

Menschengruppen als «Viehzeug» zu beschreiben ent-individualisiert sie – es handelt sich vor allem um ein negatives Urteil über eine ganze Gruppe.

Erstens blendet eine solche Beleidigung den einzelnen Menschen aus. Man verteufelt alle Mitglieder einer Gruppe gleichermaßen. Aus dem schlichten Grund, dass sie der Gruppe X zugehörig sind.[*]

Zweitens entmenschlicht ein solcher Satz die beleidigten Gruppenmitglieder. Diese Redeweise vom «Viehzeug», – unter Berücksichtigung aller Begleitumstände! – vermittelt den Grundgedanken: Flüchtende Menschen sind keine Menschen. Sie sind mehr Vieh als Mensch.

Das widerspricht der Menschenwürde. Es ist Hassrede. Die Amerikaner nennen das: hate speech. Bachmann wurden wegen dieser und weiterer Aussagen der Volksverhetzung schuldig gesprochen und zu 9600 Euro Geldstrafe verurteilt.[1]

Um zu erkennen, um was für eine Beleidigung beziehungsweise um was für eine Rede es sich handelt, ist der Gesamtzusammenhang wichtig. Wir als Menschen (und Gerichte als Institutionen) deuten nicht in erster Linie einzelne Sätze. Wir deuten Sinnzusammenhänge. Kontexte. Situationen.

Aber was, wenn der Inhalt der Beleidigung nun mal die eigene Meinung ist? Immerhin herrscht hier Meinungsfreiheit!

Wir sind an einem kritischen Punkt angelangt. Den Grenzen freier Rede.

«Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung ist als unmittelbarster Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit in der Gesellschaft eines der vornehmsten Menschenrechte überhaupt. Für eine freiheitlich-demokratische Staatsordnung ist es schlechthin konstituierend, denn es ermöglicht erst die ständige geistige Auseinandersetzung, den Kampf der Meinungen, der ihr Lebenselement ist.»

BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 15. Januar 1958.[2]

Fick dich, Meinungsfreiheit: Was man sagen darf

Was ist in unserer Gesellschaft sagbar? Was nicht?

Ein wesentliches Merkmal einer freien Gesellschaft ist die Möglichkeit freier Rede. Dass ich sagen und schreiben kann, was ich denke. Ohne Strafe zu fürchten. Das ist eine Errungenschaft und keineswegs selbstverständlich.

Denn totalitäre Staaten verfahren genau umgekehrt. Sie überwachen die Meinungen ihrer Bürger. Wer von der offiziellen Linie abweicht, muss mit Strafe rechnen. Zensur, Erpressung, Knast. Oder noch schlimmer. So war es im Dritten Reich und der DDR, so ist es heute z.B. in China, und so wird es offenbar immer mehr in der Türkei.

Demokratie finden wir deswegen eher gut und ihre Gegenteile eher nicht. Demokratische Gesellschaften sind nämlich ziemlich freiheitsliebende Gesellschaften.

Die freie Rede einzuschränken ist insofern absolut fucking antidemokratisch.

Hierzulande sichert das Grundgesetz (GG) unsere Meinungsfreiheit.

«Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.»

Artikel GG 5 Absatz 1 der Grundrechte

Da steht es also: Man kann alles frei sagen. Mündlich oder schriftlich, öffentlich oder privat. Alles geht. Frei und uneingeschränkt. Richtig?

Falsch.

Das Grundrecht auf Meinungs- und Pressefreiheit ist in der Tat eines unserer höchsten Güter. Es unterliegt besonderem Schutz. Uneingeschränkt gültig ist es deswegen nicht.

Seine Einschränkung folgt direkt im zweiten Absatz von Artikel 5 des Grundgesetzes. Steht genau daneben, wird aber weniger häufig zitiert. Dort heißt es: «Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.»

Jetzt kommt die Preisfrage: Was greift die persönliche Ehre einer Person besonders an?

Tipp: Es fängt mit B an und ist Gegenstand dieses Buches.

Gesetzlich geschützt ist also nicht nur die Meinung eines jeden Bürgers. Auch seine Ehre. Darüber hinaus gelten die allgemeinen Gesetze. Somit findet die Meinungsfreiheit bereits im Grundgesetz ihre Schranken. Ferner regelt § 185 des Strafgesetzbuches den strafrechtlichen Ehrenschutz. Das ist der Beleidigungsparagraph, den wir bereits kennen.

Also raus mit der Sprache: Wo hört die Meinungsfreiheit auf? Wo fängt der Ehrenschutz an? Keine einfachen Fragen. Die Antwort hierauf wird immer wieder ausgehandelt – von den Rechtsprofis, das heißt den Gerichten.

Wichtig: Wir sind jetzt im juristischen Bereich der Beleidigung. Wenn ich deine Kochkünste für eine Zumutung oder deine Frisur für einen Witz halte, kannst du dir den Gang zur Polizei sparen. Eine Anzeige wegen Beleidigung wird eher keinen Erfolg haben. Auch wenn dir meine Meinung weh tut.

Beleidigungen, die dich als Person und somit deine Ehre angreifen, kannst du hingegen anzeigen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Kleinigkeiten. Es muss etwas Schwerwiegendes vorgefallen sein, das öffentlich kränkt.

Bei der Bearbeitung solcher Sachverhalte stellen Juristen ähnliche Überlegungen an wie wir. Wer hat was zu wem gesagt? Wie wurde es kommuniziert? Was ist der soziale Kontext? Wurde jemand nachvollziehbar gekränkt?

Der Unterschied zwischen einer Beleidigung und einem nicht strafbaren Werturteil ist – im juristischen Sinne – für uns Laien nicht immer leicht zu erkennen. Teilweise sind beleidigende Äußerungen durchaus zugelassen. So erlaubte das Bundesverfassungsgericht, dass Exbundespräsident Gauck die Anhänger des rechten Spektrums als «Spinner» bezeichnet hat – wogegen die NPD geklagt hatte. Es ist auch nicht grundsätzlich und immer strafbar, einen Staatsanwalt als «durchgeknallten Staatsanwalt» zu bezeichnen, noch ist es an sich strafbar, wenn ein Stadtratsmitglied einen Amtskollegen «Dummschwätzer» nennt.[1]

Das sind alles echte Fälle, in denen die Gerichte im Sinne des Beleidigers entschieden – unter Berufung auf die Meinungsfreiheit. Es kommt ganz auf den Zusammenhang an.[*] Ähnlich darf Exsportfunktionär Theo Zwanziger weiterhin ungestraft von Katar als dem «Krebsgeschwür des Weltfußballs» sprechen. Ob Katar das gefällt oder nicht. Die deutsche Justiz stellte sich in diesen Fällen auf die Seite der Angeklagten.

Alles umstrittene, aber gerichtlich als legitim beurteilte Fälle von Meinungsfreiheit.

Es verhält sich ähnlich wie mit der Altweibersommer-Dame: Es reicht nicht aus, gekränkt zu sein.

Eine Meinung, die beleidigende Aspekte enthält, darf grundsätzlich öffentlich kundgetan werden. Zum Glück. Wäre dies nicht der Fall, hätten wir eine Maulkorbgesellschaft.

Bei Äußerungen kommt es jedoch immer auf den Kontext an. Es geht um die Abwägung von Gütern. Dem Gut der Meinungsfreiheit einerseits und dem Gut der persönlichen Ehre andererseits.

Der Rapper Bushido musste vor einigen Jahren € 10500 Strafe zahlen, weil er einen Polizisten bei einer