Der Bergpfarrer 389 – Heimatroman - Toni Waidacher - E-Book

Der Bergpfarrer 389 – Heimatroman E-Book

Toni Waidacher

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Beschreibung

Mit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 10 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Unter anderem gingen auch mehrere Spielfilme im ZDF mit Millionen Zuschauern daraus hervor. Sebastian Trenker saß in seinem Arbeitszimmer, als es an der Tür des Pfarrhauses klingelte. Der Geistliche hörte seine Haushälterin mit jemandem sprechen, kurz darauf steckte Sophie Tappert den Kopf herein. "Entschuldigen S' die Störung", bat sie, "da draußen ist ein Herr, der Sie sprechen möchte. Ein Engländer, wenn ich's recht verstanden hab…" Der Bergpfarrer schaute einen Moment überrascht, dann nickte er und stand auf. "Ich komme. Bitten S' den Herrn herein und kochen S' uns bitt' schön einen Kaffee…, nein, besser Tee."

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Der Bergpfarrer Aktuell –389–

Annas Familiengeheimnis

Der Bergpfarrer nimmt sich ihrer Geschichte an

Roman von Toni Waidacher

Sebastian Trenker saß in seinem Arbeitszimmer, als es an der Tür des Pfarrhauses klingelte. Der Geistliche hörte seine Haushälterin mit jemandem sprechen, kurz darauf steckte Sophie Tappert den Kopf herein.

»Entschuldigen S’ die Störung«, bat sie, »da draußen ist ein Herr, der Sie sprechen möchte. Ein Engländer, wenn ich’s recht verstanden hab…«

Der Bergpfarrer schaute einen Moment überrascht, dann nickte er und stand auf.

»Ich komme. Bitten S’ den Herrn herein und kochen S’ uns bitt’ schön einen Kaffee…, nein, besser Tee.«

Er legte den Brief, den er gerade geöffnet hatte, wieder auf den Stapel unerledigter Post und ging hinaus.

Der Besucher saß in der Wohnstube. Er war vornehm gekleidet und hatte ein sympathisches Gesicht. Als der Geistliche eintrat, erhob er sich sofort und deutete eine Verbeugung an.

»Guten Tag, Herr Pfarrer«, sagte er, in einem guten Deutsch, das nur leicht Englisch gefärbt war, »vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, mich zu empfangen. Mein Name ist Tony Clifford.«

»Sir Anthony Clifford, net wahr?«, lächelte Sebastian.

Er konnte nicht sagen warum, aber als Sophie Tappert einen ­Engländer angekündigt hatte, musste er sofort an diesen Mann denken.

Der Earl stutzte. »Sie wissen über mich Bescheid?« Dann schlug er sich gegen die Stirn. »Natürlich – Ihre Schwägerin war ja bei mir in ›Clifford-House‹.«

»Richtig. Bitte, nehmen S’ wieder Platz. Was kann ich für Sie tun?«

Tony Clifford hatte sich wieder gesetzt, Sebastian zog einen Stuhl zurück und setzte sich ebenfalls.

Die Haushälterin klopfte an und betrat die Stube, ein Tablett in den Händen. Neben dem Geschirr und einer Keksschale standen Tee, Zucker und Milch darauf – der Geistliche lächelte, es war alles perfekt.

»Lieben Dank, Frau Tappert«, nickte er und nahm die Kanne, um einzuschenken.

Der Engländer rutschte ein wenig unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Seine Hand zitterte, als er das Milchkännchen nahm.

»Ich gestehe, ich bin ein etwas nervös«, bemerkte er, während er Milch in seinen Tee goss. »Hochwürden, ich wollte Sie bitten, mir zu einem Besuchstermin bei Nathalie Baumann zu verhelfen…«

Sebastian nickte, hatte er sich schon gedacht, dass das der Grund für den Besuch des Engländers war.

»Verstehen Sie mich richtig«, setzte der Earl hinzu, »ich meine nicht eine Besuchserlaubnis, die von den Behörden ausgestellt wird, sondern ich möchte Sie vielmehr darum bitten, bei Nathalie ein gutes Wort für mich einzulegen.«

»Haben Sie Bedenken, dass Nathalie Sie nicht empfangen würde?«

»Ich weiß es nicht genau«, antwortete der Engländer, »es ist nur so ein Gefühl…«

Sebastian wusste, was der Mann meinte. Ganz offenbar empfand Sir Clifford immer noch etwas für die Frau, die ihm eine falsche Identität vorgespielt und im Auftrag George Whitakers das Zepter der adligen Familie gestohlen hatte.

»Sie lieben sie noch immer?«

Der Engländer nickte.

»Ja«, gestand er, »trotz allem, was geschehen ist, ich liebe Nathalie und will sie zu meiner Frau machen.«

Sebastian breitete die Hände aus.

»Ich freue mich, dass Sie sich an mich gewandt haben«, sagte er, »und ich bin gerne bereit, Ihnen zu helfen.«

Erleichterung machte sich auf dem Gesicht des Earls bereit. Er trank einen Schluck und lobte dann den Tee. Seine Köchin könne ihn nicht besser machen, versicherte er. Dann schaute er den Bergpfarrer fragend an.

»Sagen Sie, Hochwürden, mit welcher Strafe muss Nathalie rechnen?«

Auch die Zeitungen in England hatten über die Entführung Pfarrer Trenkers und die Festnahme der Täter und der Kronzeugin berichtet. Von daher wusste Clifford auch, welche Rolle Nathalie bei der Befreiung des Geistlichen gespielt hatte.

Sebastian wiegte nachdenklich den Kopf. »Nun, zunächst einmal müssen wir davon ausgehen, dass Nathalie wegen mehrerer Delikte angeklagt wird. Da ist der Betrug in Millionenhöhe, dessen sie sich schuldig gemacht hat. Allerdings kann ich net sagen, inwieweit da schon die Verjährungsfrist greift. Aber abgesehen davon und von der Tatsache, dass Nathalie das Geld, nebst Zinsen, an die Bank zurückgezahlt hat, bin ich sicher, dass sie gute Chancen hat, wegen der anderen Sachen mit einer Bewährungsstrafe davonzukommen. Immerhin hat sie noch rechtzeitig eine Kehrtwendung vollzogen und meinem Bruder wertvolle Hinweise gegeben, die schließlich zu meiner Befreiung geführt hatten.«

»Das weckt Hoffnung.«

Der Geistliche nickte. »Ich vermute, Sie haben sich auf einen längeren Aufenthalt in St. Johann eingerichtet?«

Tony Clifford nickte.

»Ja«, antwortete er, »ich habe mir eine Suite hier im Hotel genommen und kann über meine Zeit frei verfügen.«

»Wunderbar, dann werde ich mal sehen, was ich für Sie tun kann.«

Die beiden Männer besprachen noch ein paar Einzelheiten, ehe der Engländer sich wieder verabschiedete.

Sebastian brachte den Besucher zu Tür und schaute ihm hinterher.

›Nathalie weiß überhaupt nicht, was sie für ein Glück hat‹, dachte er dabei. Nicht jede Frau, die einen Mann so hintergangen hatte, bekam eine zweite Chance.

*

»Es ist einfach net zu glauben!« Die temperamentvolle Franzi Engler stampfte verärgert mit dem Fuß auf. »Wen wir auch fragen – niemand will etwas wissen! Dabei hat’s doch damals sogar in der Zeitung gestanden. Ich versteh das einfach net.«

Die vier jungen Leute hatten sich am frühen Abend getroffen, um zu besprechen, wie sie weiter vorgehen sollten. Das waren Tobias Hochleitner und seine Freundin Franzi, sowie deren Bruder und dessen Liebste, Anna Gruber.

Trotz ihres bayrisch klingenden Nachnamens, war Anna eine waschechte Norddeutsche, geboren und aufgewachsen in Kiel. Dass sie sich jetzt in St. Johann aufhielt, hatte freilich seinen Grund; Annas Eltern hatten Zeit ihres Lebens nie ein Wort über ihre Familien verloren, nie erzählt, wo genau sie herkamen, wo ihre Wurzeln waren. Dass ihre Heimat das Wachnertal war, fand Anna erst nach deren Tod heraus. Die junge Frau, die in Kiel BWL studierte, nutzte die Semesterferien, um nach Bayern zu fahren und mehr über die Jugend ihrer Eltern herauszufinden.

Dass sie dabei auf eine alte Fehde zwischen zwei Familien stoßen würde und sogar einen längst vergessenen Kriminalfall wieder an Tageslicht bringen sollte, ahnte Anna freilich nicht.

Zunächst hatte sie in der Pension Stubler Quartier genommen und die Bekanntschaft eines smarten Burschen gemacht, bei dem es sich, wie sich herausstellte, um ihren Cousin handelte. Tobias war der Sohn von Johann Hochleitner, dem Bruder Katrins – Annas Mutter.

Die hatte, gegen den Willen ihrer Eltern, Vincent Gruber geheiratet. Das war unerhört, denn dessen Familie hatte einen Vorfahren der Hochleitners beschuldigt, ihren Urgroßvater im Streit erschlagen zu haben. Urban Hochleitner war tatsächlich wegen dieser Tat verurteilt worden und hatte seine Strafe abgesessen.

Inzwischen wohnte Anna auf dem Gruberhof, der ihrem Onkel Wolfgang gehörte, dem Bruder ihres Vaters. Es hatte eine Weile gedauert, bis sich Nichte und Onkel annäherten, doch jetzt ging die junge Frau auf dem Hof selbstverständlich ein und aus und wohnte in der Kammer, in der ihr Vater als junger Bursche gewohnt hatte.

Über die Freundin ihres Cousins hatte Anna deren Bruder Christian kennengelernt und sich in ihn verliebt. Mittlerweile waren die beiden Paare eine verschworene Gemeinschaft, die alles daran setzte, Licht in das Dunkel um den Mordfall zu bringen. Nicht nur die Familie Hochleitner bestritt energisch die Schuld ihres Vorfahren, auch Pfarrer Josef Anzinger, der Vorgänger Sebastian Trenkers, schien daran zu zweifeln, wie aus einigen handschriftlichen Bemerkungen des Geistlichen zu lesen war, die der Bergpfarrer in einem der Kirchenbücher entdeckt hatte, in dem Pfarrer Anzinger über die Tat und den Prozess berichtete.

Der gute Hirte von St. Johann war es auch, auf den die vier jungen Leute all ihre Hoffnung setzten.

Sebastian hatte sich, gleich nachdem er Anna Gruber kennengelernt und ihre Geschichte gehört hatte, bereit erklärt, den jungen Leuten zu helfen.

Eine neue Spur war Alois Brandhuber, der selbsternannte Wunderheiler von St. Johann. Brandhuber war der Name, den Pfarrer Anzinger in seinen Randnotizen erwähnt hatte, indes biss der Bergpfarrer bei dem alten Kauz auf Granit – Loisl wollte partout nicht über den Vorfall sprechen!

»Leider hatte ich bei einigen andren Leuten genauso wenig Erfolg«, berichtete Sebastian, als die beiden Paare zu ihm ins Pfarrhaus kamen. »Doch – ja, sie erinnerten sich an die Geschichte, da war mal was, aber Einzelheiten will keiner von ihnen mehr wissen.«

Tobias Hochleitner schüttelte verärgert den Kopf.

»Aber warum«, fragte er in die Runde, »will sich niemand erinnern? Ich mein, die Leut können doch net alles vergessen haben.«

Der Bergpfarrer breitete ratlos die Hände aus.

»Freilich net«, pflichtete er dem Burschen bei. »Aber solange niemand den Mund auftut, werden wir auf der Stelle treten. Allerdings – eine Frau gibt’s noch, mit der ich noch net hab sprechen können, weil sie erst heut oder morgen von einem Kurzurlaub zurückkommt.«

Franziska Engler beugte sich vor.

»Darf man erfahren, wer das ist?«, fragte die Bauerntochter.

Sebastian nickte. »Freilich, es ist Maria Erbling.«

Das Madel und die beiden Burschen stöhnten unwillkürlich auf.

»Die…?«, entfuhr es Christian.

Anna zuckte ratlos die Schultern, sie hatte zwar schon den Namen gehört, wusste allerdings nicht, was an der Frau so schlimm war.

Sie erfuhr, es gab zwei ›Originale‹ in St. Johann. Das war zum einen der Brandhuber-Loisl, der mit seinen selbstgemachten Salben und angeblichen Wundertees den Leuten das Geld aus der Tasche zog, und zum anderen Maria Erbling, die Witwe des letzten Poststellenleiters, des Dorfes. Maria war die gefürchtete Klatschtante, deren Zunge angeblich spitzer war, als der Pfeil einer Harpune.

Wenn man wollte, so hieß es im Ort, dass sich eine Nachricht rasch verbreitet, brauchte man sie nur Maria unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertrauen und konnte sicher sein, dass sie sich wie ein Lauffeuer verbreitete…

»Aber glauben S’ wirklich, dass Maria etwas sagt?«, fragte Franzi zweifelnd. »Sie und der Brandhuber sind doch anscheinend die besten Freunde, so wie die immer zusammenglucken.«

Der Geistliche lächelte. »Ich geb zu, es könnt ein Problem sein, mit Maria zu sprechen«, entgegnete er, »allerdings zeigt sie zumindest mehr Respekt vor dem Amt eines Pfarrers, als der alte Brandhuber.«

Die jungen Leute wünschten ihm viel Erfolg und verabschiedeten sich.

Sebastian brachte sie an die Gartentür und wollte gerade wieder ins Pfarrhaus zurückgehen, als er eine Gestalt den Kiesweg heraufkommen sah, die ihm bekannt vorkam, und wartete ab.

»Pascal, was ist mit dir?«

Der junge Franzose hatte die Pforte erreicht, er machte ein sorgenvolles Gesicht.

»Hochwürden, ich brauche Ihre Hilfe«, flüsterte er, als er vor dem Geistlichen stand.

*

»Komm herein«, sagte Sebastian und ließ den Besucher eintreten.

Pascal Metzler betrat das Pfarrhaus und ging geradewegs in die Küche. Er kannte sich hier aus, hatte selbst einige Zeit in einem der Gästezimmer im ersten Stock gewohnt. Jetzt nahm er am Küchentisch Platz.

Sophie Tappert stellte ihm ein Glas von dem selbstgepressten Saft hin, der von den Äpfeln aus dem Pfarrgarten stammte.

Pascal nickte dankbar und trank einen Schluck.

Der gute Hirte von St. Johann setzte sich zu ihm und schaute ihn fragend an. »Na, dann schieß mal los.«

Pascal stütze den Kopf in die Hände schluckte schwer.

»Ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll«, sagte er leise und schien erst nach den richtigen Worten suchen zu müssen.

Der Geistliche lächelte.

»Am besten ganz von vorn«, meinte er.

Langsam und stockend erzählte der Besucher von der jungen Frau, die, genau wie er, in der Landklinik Schirmerhof eine Trauma-Therapie machte.

Melanie Burmeister hatte eine schwere Zeit hinter sich. Bei einer Klettertour an der ›Kleinen Wand‹ war sie abgestürzt und, mehr tot, als lebendig, in die Bergklinik ›Nonnenhöhe‹ eingeliefert worden. Nachdem die Ärzte dort alles getan hatten, um das Leben der jungen Frau zu retten, mussten sie feststellen, dass Melanie unter einer retrograden Amnesie litt, was bedeutete, dass sie sich an Ereignisse aus ihrem Leben vor dem Unfall nicht mehr erinnern konnte. Außer ihren Namen, wusste sie nichts – nicht, wer sie war, woher sie kam, wer ihre Familie war.

Freilich war der Unfall polizeilich untersucht worden, doch es wurde nichts festgestellt, was auf das Einwirken Dritter hindeutete.

Nachdem Melanie körperlich wieder genesen war, wurde sie in die Traumaklinik überstellt, wo sich, neben Steffen Brandt, dem Psychologen, auch Lena Brock, die kräuterkundige Heilpraktikerin und Homöopathin, um sie bemühte. Doch bisher waren alle Anstrengungen vergebens, die Erinnerung wollte sich nicht wieder einstellen.

Pascal, der sich in die junge Frau verliebt hatte, suchte ihre Nähe, und tatsächlich ließ Melanie es zu, dass sie sich in ihn verliebte. Der Franzose schwebte im siebten Himmel, aus dem er allerdings ganz rasch abstürzte, als plötzlich ein Mann in der Landklinik auftauchte, der behauptete, Melanie Burmeisters Verlobter zu sein.

»Wie heißt der Mann?«, wollte Sebastian wissen.

»Norbert Winkler.« Pascal spie diesen Namen geradezu hervor. »Ein aalglatter Typ«, setzte er hinzu. »Ich weiß nicht, was ich von ihm zu halten habe, aber ich bin überzeugt, dass dieser Mann ein Betrüger ist.«

Der Bergpfarrer runzelte die Stirn.

»Was macht dich da so sicher?«, hakte er nach.

»Ich weiß nicht, aber da ist was an ihm, das mir sagt, der Kerl meint es nicht ehrlich mit Melanie.«

Sebastian nickte verstehend. Freilich, Pascal war in die junge Frau verliebt, da lag es auf der Hand, dass er einen möglichen Nebenbuhler nicht mochte. Andererseits würde er einsehen müssen, dass Melanie nun einmal zu einem Anderen gehörte, wenn klar war, dass dieser Norbert Winkler tatsächlich mit ihr verlobt war und ältere Rechte hatte.

»Was sagt denn Melanie dazu?«, wollte er wissen.

Der Franzose rang die Hände.

»Sie… sie kennt diesen Mann nicht, sagt sie«, antwortete er. »Melanie behauptet, ihn noch nie in ihrem Leben gesehen zu haben, und doch besteht er felsenfest darauf, dass sie verlobt sind.«

Der Bergpfarrer überlegte, es passte freilich ins Bild, dass die junge Frau sich nicht erinnern konnte, Norbert Winkler zu kennen und sogar mit ihm verlobt zu sein. Deshalb musste der Mann noch lange kein Betrüger sein.

»Wo ist Melanie jetzt?«

»Winkler besteht darauf, dass sie zu ihm ins Hotel ›Ransingerhof‹ zieht«, antwortete der Franzose, »aber sie weigert sich, was diesen Herrn sehr wütend macht…«

»Also wohnt sie weiterhin auf dem Schirmerhof.«

Pascal nickte.

»Was sollen wir denn bloß machen?«, fragte er verzweifelt. »Er droht damit, einen Gerichtsbeschluss zu erwirken, um Melanie zu entmündigen. Angeblich ist sie die Erbin einer Firma, in der wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen, Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel. Winkler sagt, er sei die rechte Hand ihres Vaters gewesen und müsse jetzt handeln – zum Wohle der Firma.«

»Und der Vater lebt nicht mehr?«

Pascal schüttelte den Kopf.