Der Bienenkönig - Ulla Lachauer - E-Book

Der Bienenkönig E-Book

Ulla Lachauer

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Beschreibung

Bienen sind sehr besondere Tiere. Wie es diesen fleißigen Wesen ergeht, wie wir Menschen mit ihnen umgehen – das ist ein Seismograph für den Zustand unserer Welt. Slowenien ist ein kleines Land auf dem Balkan – und doch eine Region voller Geschichte und Geschichten. Seit den Zeiten von Maria Theresia war es ein Kerngebiet der europäischen Imkerei. Und bis heute ist die Imker-Tradition ein wichtiger Wirtschaftszweig des Landes. Ulla Lachauer hat sich auf die Reise dorthin begeben – und einen außergewöhnlichen Menschen kennengelernt, Franc Šivic. Manche nennen ihn den «Bienenkönig». Auf einem Foto sieht er tatsächlich so aus: Er trägt auf nackter Haut einen majestätischen Bart aus Bienen, von den Schläfen bis zur Brust. «Mein ganzes Leben lang haben mir die Bienen Glück gebracht», erzählt er. Bereits als Schüler hält er im elterlichen Garten in Ljubljana drei Völker. Durch den Imker-Verein gerät er in oppositionelle Kreise, und «weil der Wald die Urheimat der Bienen ist», studiert er Forstwirtschaft. Bienen öffnen ihm früh das Tor zum Westen, sie lassen ihn zum Forscher und meisterhaften Fotografen werden. Sogar in der Liebe, bei der Eroberung seiner Frau Silvana, spielen sie eine Rolle. Heute, in der freien Republik Slowenien, ist der Imker Šivic ein gefragter Mann. Dieses Buch erzählt die Geschichte des Franc Šivic und zeigt an seinem Beispiel, warum Bienenzucht glücklich macht – und wie besonders die Welt eines Imkers aussieht, in Slowenien und anderswo. Eine erstaunliche Reportage, ein großes Lesevergnügen.

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Seitenzahl: 57

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Ulla Lachauer

Der Bienenkönig

Das gute Leben des Franc Šivic

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

Bienen sind sehr besondere Tiere. Wie es diesen fleißigen Wesen ergeht, wie wir Menschen mit ihnen umgehen – das ist ein Seismograph für den Zustand unserer Welt.

 

Slowenien ist ein kleines Land auf dem Balkan – und doch eine Region voller Geschichte und Geschichten. Seit den Zeiten von Maria Theresia war es ein Kerngebiet der europäischen Imkerei. Und bis heute ist die Imker-Tradition ein wichtiger Wirtschaftszweig des Landes. Ulla Lachauer hat sich auf die Reise dorthin begeben – und einen außergewöhnlichen Menschen kennengelernt, Franc Šivic.

 

Manche nennen ihn den «Bienenkönig». Auf einem Foto sieht er tatsächlich so aus: Er trägt auf nackter Haut einen majestätischen Bart aus Bienen, von den Schläfen bis zur Brust. «Mein ganzes Leben lang haben mir die Bienen Glück gebracht», erzählt er.

 

Bereits als Schüler hält er im elterlichen Garten in Ljubljana drei Völker. Durch den Imker-Verein gerät er in oppositionelle Kreise, und «weil der Wald die Urheimat der Bienen ist», studiert er Forstwirtschaft. Bienen öffnen ihm früh das Tor zum Westen, sie lassen ihn zum Forscher und meisterhaften Fotografen werden. Sogar in der Liebe, bei der Eroberung seiner Frau Silvana, spielen sie eine Rolle. Heute, in der freien Republik Slowenien, ist der Imker Šivic ein gefragter Mann.

 

Über Ulla Lachauer

Ulla Lachauer, geboren 1951 in Ahlen/Westfalen, lebt in Lüneburg. Sie arbeitet als freie Autorin und Dokumentarfilmerin. Buchveröffentlichungen: «Die Brücke von Tilsit» (1994), «Paradiesstraße» (1996), «Ostpreußische Lebensläufe» (1998), «Ritas Leute» (2002), «Der Akazienkavalier» (2008), «Magdalenas Blau» (2011), alle bei Rowohlt. Derzeit arbeitet sie an einem umfangreichen Buch über Bienenkultur und Imkerei in Europa.

Der Bienenkönig

Das gute Leben des Franc Šivic

Selten war ich so glücklich, auf jemanden warten zu müssen. «Nehmen S’ den Schweinsbraten mit Honigkruste, gnädige Frau.» Empfiehlt der Ober und holt den Block aus der langen schwarzen Schürze. «Mit Knödel!» Sein Deutsch klingt wienerisch. «Und was wünschen S’ zum Trinken?» Mit einem Seitenblick auf das tropfende Hörnchen in meiner Rechten rät er zu Wein. «Bier auf Eis, da kriegen S’ Leibschmerzen.» Ein Eis ins Restaurant mitzunehmen, das gehört sich nicht im alten Europa. An diesem Abend habe ich es einfach vergessen, so verzaubert bin ich von dieser Stadt, dem vergnügten Treiben um mich herum. Ein Tafeln und Flanieren, ungeniert küssende Paare, an den Ufern des Flüsschens Ljubljanica ist Hochbetrieb. Jeunesse dorée, leicht bekleidet, und alte Zausel, Händchen haltende junge Männer. Hier und da Frauen mit dunklen Kopftüchern, Bosnierinnen, auch sie scheinen sich wohl zu fühlen. Es ist südlich warm, geradezu schwül, und das Anfang September. Es ist mein erstes schwarzes Eis, grauschwarz von Mohn, eine von vielen Überraschungen in diesen Tagen des Wartens. Am Himmel über der Burg sind unbemerkt riesige Quellwolken aufgezogen. Ein letzter Sonnenstrahl lässt die rosafarbenen Türme der Franziskanerkirche erglühen.

Franc Šivic, der «Bienenkönig», wird erst am 8. September zurück sein. Schrieb er gestern. «Erst an Mariä Geburt bin ich wieder zu Hause, das ist Feiertag für uns Katholiker.» Seine SMS erreichte mich am Grenzübergang, im Niemandsland zwischen Österreich und Slowenien. Eigentlich waren wir fest verabredet. Auf meine englisch formulierte Bitte, mir seine Geschichte und die der slowenischen Bienenzucht zu erzählen, hatte er in feinstem Deutsch geantwortet: «Die Bienen haben mir zeitlebens Glück gebracht. Schon als ganz kleiner Junge …»

Kurzfristig ist ihm etwas dazwischengekommen. Womöglich hat es mit seinen Bienenvölkern zu tun, die irgendwo im Süden des Landes stehen, an der Grenze zu Italien. Imker müssen zuweilen schnell reagieren, es gibt Pflichten, die keinen Aufschub dulden. Ich weiß das inzwischen, denn seit ein paar Jahren bin ich auf den Spuren dieser eigensinnigen, manchmal eigenbrötlerischen Spezies. Im Schwarzwald hab ich sie getroffen, im Isergebirge, auf Gotland und an der Memel – eine Reise mit vielen Etappen, die mich nun nach Slowenien führt, dem Bienenland schlechthin.

Aus Slowenien stammt Anton Janša, der im 18. Jahrhundert eines der großen Geheimnisse des Bienenvolkes ergründet hat: Wozu sind die Drohnen nütze? Zum Wasserholen, war die seinerzeit gängige Theorie – irgendetwas müssen diese Faulpelze ja tun, während die Arbeitsbienen Pollen und Nektar sammeln! Falsch, sagte Janša, Drohnen sind die Männer im Stock und dazu bestimmt, die Königin zu begatten. Das Geschehen selbst konnte er zwar nicht beobachten, weil es hoch oben am Himmel stattfindet, aber es gab Anhaltspunkte dafür, dass es sich um einen Geschlechtsakt handelt. Moralisch ein ziemlicher Skandal, noch dazu stirbt der Mann nach getaner Tat. Und noch anstößiger war: Janša erbrachte damit den endgültigen Beweis, dass an der Spitze des Bienenstaates eine Frau steht. Jahrtausende glaubte man, dass so ein großes und kompliziertes Gemeinwesen nur von einem König regiert werden könne. Dieser Anton Janša, Bauernsohn aus Breznica, ein Empiriker mit analytischem Verstand, den Maria Theresia 1770 zum Direktor der von ihr gegründeten Wiener Imker-Schule ernannte, revolutionierte damals die Bienenwissenschaft. Unser modernes Wissen ist zu großen Teilen slowenischen Ursprungs, ebenso das Erbgut, slowenische Bienenköniginnen sind Exportschlager. Schon zu Zeiten der Habsburger Monarchie wurden sie mitsamt Hofstaat per Post in alle fünf Kontinente verschickt, in speziellen luftigen Kisten. Die hiesige graue Biene, die Apis mellifera carnica, ist weltweit bekannt, Inbegriff von Fleiß, Sanftmut, Genügsamkeit.

Im Bienenland

Warum eigentlich bin ich nie in Ljubljana gewesen? Gleich am ersten Abend bin ich der Stadt verfallen. Dem langsamen grünen Flüsschen, dem Schweinsbraten, dem Beli Pinot und dem Bier, das ich im Überschwang doch noch trinke, ein Pale Ale slowenischer Herkunft, einfach köstlich. Auf der Suche nach dem Bienenland bin ich in eine der schönsten Städte Europas geraten.