Der Dschungel der Zweibeiner. Liebevoll illustrierter Fantasieroman - Josi Saefkow - E-Book

Der Dschungel der Zweibeiner. Liebevoll illustrierter Fantasieroman E-Book

Josi Saefkow

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Beschreibung

Ein unend­licher Dschungel. Flüsse, Mon­ster, Drachen, Mammutbäume, bewohnt von Wesen, laufend auf zwei Beinen, spitze Ohren, buntes Fell. Mhaya ist eine davon. Eine junge Frau, die vom eigenen Vater darum gebeten wird, auf Jagd zu gehen. Sie findet ein Ei, nimmt es mit und es schlüpft ein Drache. Mehrfach muss sie Monsterbabys großziehen, angefangen mit einem rosa Papageien, Piku, der es liebt, die Zweibeiner zu beobachten. Plötzlich steht Mhaya`s Traummann in ihrem Zimmer: Rey. Gut gebaut, dunkle Haare, ein hübsches Gesicht, er ist einfach perfekt. Doch später gerät sie mit ihm in einen Konflikt. Er ist Monsterjäger und sie hasst es, denn im Gegensatz zu ihm, liebt sie die Tiere… 3 Jahre später: Ein schwarzer Drache stürmt vom Himmel und landet mitten im Dorf. Aber er ist nicht alleine. Jemand reitet auf ihm. Es ist nicht irgendwer, sondern Rey`s Onkel, Cohan. In Rey brodeln Wut und Angst, denn dieser Mann war es, der sein Leben zerstörte, als Rey noch ein kleiner Junge war… 17 Jahre später: Die Zweibeiner erfahren, wie es ist, wenn die eigenen Waffen gegen sie gerichtet werden. Das Dorf liegt bald in Trümmern. Rey`s Sohn Tonyo ist einer der Überlebenden, doch ihre Gegner sind ihnen dicht auf den Fersen. Das kleine Vogelmädchen Ria lernt diejenigen kennen, welche die Geflohenen verfolgen. Deren Anführer will etwas von Tonyo wiederhaben, das ihm gehört. Je länger Ria ihn beobachtet, desto mysteriöser wird dieser Mann. Er ist nicht normal. Sie findet währenddessen heraus, dass etwas weitaus Gefährlicheres hinter den Überlebenden her ist. Ein Wesen mit unheimlicher Kraft… Es war einmal ein Comic. Das war 2012. In der neunten Klasse entschied ich mich, daraus ein Buch zu machen. Das Nachwort ist eine halbe Biografie. Ich zeige etliche uralte Zeichnungen sowie Ausschnitte des Comics. Es ist interessant, wie aus den Comicfiguren langsam "echte Menschen" wurden. Ich musste meine liebsten Charaktere neu auf Papier bringen, 18 Porträts sind entstanden sowie eine realistische Skulptur des Antagonisten. Alles zu finden auf den letzten Seiten. Ich rede außerdem darüber, wie ich die Entscheidung traf, ein Buch zu schreiben und wo ich meine Inspirationen fand. Wie in allen meinen älteren Büchern habe ich auch dieses Werk beim Lesen kommentiert und schrieb, wie ich es fand oder was mir sonst so auffiel... Das Nachwort ist über 80 Seiten lang. 2015 geschrieben, 2017 gekürzt und 2023 wieder gelesen und verbessert. Jetzt ist es endlich zeigbar, nach so langer Zeit... mein Erstgeborenes...

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Seitenzahl: 574

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Josi Saefkow

Der Dschungel der Zweibeiner

© 2023 Josi Saefkow

Umschlag, Illustrationen: Josi Saefkow

Email: [email protected]

Web: linktr.ee/josi.saefkow

ISBN Softcover: 978-3-347-95340-6

ISBN Hardcover: 978-3-347-95341-3

ISBN E-Book: 978-3-347-95342-0

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

Die Geschichte von Mhaya und Rey

Piku

Die Begegmng mit dem Tod

Die Zweibeiner

Der Beginn neuer Freundschaften

Näheres Kennenlernen

Der Kampf

Eine blutige Entscheidung

Der Streit

Der Weiße Drache

Ein wunderschöner Sternenhimmel

Die Geschichte von Cohan und Akira

Ein Ausflug ans Meer

Erste Begegnung

Langsames Kennenlernen

Vergangenheiten

Die Vorbereitung auf den Kampf

Aufbruch zum Strand

Ein erbarmungsloser Kampf

Neue Bekanntschaften

Bis zum Abschied

Ein gefährlicher Konflikt

Die letzte Nacht

Die Geschichte von Tonyo und Kiorus

Ria

Ein herrlicher Tag

Geronnenes Blut und vergossene Tränen

Die Flucht vor dem Tod

Feind?

Abschied der Verzweiflung

Ein Sumpf voller Wasser

Eine sogenannte Geisel

Das Bündnis mit dem Dämon

Weiße Locken und braune Mähne

Weinende Umarmungen

Der nahe Tod

Die letzten Schritte zum Ziel

Leben und sterben

Das Nachwort

Mein erster Eindruck, als ich es geschrieben hab: Ein Bestseller

Zehn Jahre, eine Minute, siebenundreißig Sekunden später…

Es war einmal ein Comic…

Inspiration

Der Beginn von Allem: Miss Burti

Miss Burti 2

Das Comic

Der zweite Versuch

Eine Änderung musste her

Die Bilder abseits von denMiss Burti`s

Mein erstes Mal

Liebling

Kritik

Schon vorbei?

Meine anderen Bücher

Über mich

Illustratione

Der Dschungel der Zweibeiner. Liebevoll illustrierter Fantasieroman

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

Über mich

Der Dschungel der Zweibeiner. Liebevoll illustrierter Fantasieroman

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Vorwort

Was du hier gerade in den Händen hältst, ist mein erstes Buch. Eines von bisher sechs. Ich bin 25, es ist Mitte 2023. Ich schrieb es, da war ich etwa zehn Jahre jünger. Wann, was, wie, wieso… darauf werde ich im Nachwort ausführlich eingehen. Einmal vorweg: Diese Geschichte war zum Teil ein Comic, ich entschied mich in der 9. Klasse dann dazu, daraus ein Buch zu machen. Ich veröffentlichte es jedoch nicht. Stattdessen galt „Herrscher der Wüste“ immer als mein erstes Buch. Jetzt mache ich es. Ich will es endlich sehen, es endlich in den Händen halten, mein Erstgeborenes…

Was ihr zwischendrin (vor allem anfangs) immer wieder sehen werdet, sind kleine Skizzen oder grobe Zeichnungen von damals. Vieles ist von 2015 (ich war 17), die besseren Bilder sind von 2017. Teilweise sind noch Linien im Hintergrund zu sehen, weil ich damals oft während des Unterrichts zeichnete (nicht nachmachen, Kinder, das ist illegal). Diese kleinen, gekrakelten Skizzen helfen dennoch, sich die Monster besser vorzustellen. Am Anfang seht ihr außerdem einige Ausschnitte des Comics. In allen meinen Büchern findet ihr auf den letzten Seiten Illustrationen der wichtigsten Charaktere. Neue (Mai 2023) und alte Porträtzeichnungen sowie eine Skulptur des Antagonisten.

Und eine Warnung an alle Deutschprofessoren: Ich bin KEIN Deutschprofessor. Ich geb mir Mühe bei Rechtschreibung usw., aber entweder ich finde nicht alle Fehler, weil ich blind bin oder zu blöd, um etwas als einen Fehler anzuerkennen.

Wundert euch nicht, dass viele Namen, die das erste Mal auftauchen, in Klammern anders geschrieben stehen. Da Leser oft mit der Aussprache fiktiver Namen überfordert sind, möchte ich ihnen diese Hilfestellung geben. Die Leute sollen gefälligst wissen, wie man meine GEILEN Namen ausspricht!!

Im Nachwort könnt ihr gerne blättern und auf eigene Gefahr auch vorweg schon lesen. Jedoch solltet ihr wissen, dass ich dort zum Teil auf wichtige Momente der Geschichte eingehe. Ihr könntet euch durchs Lesen die Spannung nehmen.

Ich hoffe, es gefällt euch…

Die Geschichte von Mhaya und Rey

Piku

Ich spürte die Luft unter mir, denn ich flog in einer Geschwindigkeit, in der ich kaum noch etwas fühlen konnte. Der kühle Wind streifte meine Federn. Einige echsenähnliche Schmetterlinge folgten mir. Sie besaßen viele prachtvolle Farben, dunkles Fell und hübsche Flügel, die in der strahlenden Sonne schimmerten.

Der Wind flog über das hellgrüne Gras, wodurch es schien, als wären es Wellen. Der blaue Himmel war mit wenigen strahlend weißen Wolken bedeckt. Ein breiter, klarer Fluss schlängelte sich durch dieses Gebiet. Riesige Pflanzenfresserherden kamen hierher, um zu trinken. Hinter dem Fluss begann sich der äußerst riesige und endlos lange Regenwald zu entfalten.

Hoch am Himmel drehte ein Kruasúros [Krua-ssu-ross] seine Kreise, ein männlicher, großer und kräftiger Wyvern mit hellgrünen Schuppen, hellbraunem Bauch und blauem Rücken. Aus seinem Maul ragen zwei gezackte Stoßzähne nach unten. Er hat farbenfrohe, lederne Schwingen und einen Kehlsack, um Gift zu versprühen. Auf seinem Rücken besitzt er ein Segel, und außerdem hat er ein verdicktes Schweifende, um das Gleichgewicht unter Kontrolle zu halten.

Der Wyvern wartete einen Moment und machte sich bereit. Er hatte einen riesigen Pflanzenfresser gesichtet. Der Drache zog seine Flügel im Flug an seinen Körper und schoss vom Himmel herab. Erst kurz vor dem Ziel bremste er den Sturz mit ausgebreiteten Flügeln ab. Ein kleiner, aber kräftiger Stoß, und das Tier lag am Boden. Der Kruasuros drehte eine Runde und flog zurück zu seiner immer noch zappelnden Beute. Diese versuchte aufzustehen. Der Wyvern landete, blähte sich auf und versprühte sein lila gefärbtes und giftiges Gas. Das Tier fiel zu Boden, nachdem es das Gift einatmete. Der Jäger krallte sich mit seinen Hinterbeinen an seine Beute, um mit ihr davonzufliegen. Ich nahm dieselbe Richtung wie er.

Den Fluss hatten wir bereits überquert. Nach ihm folgte der unendlich große und unüberschaubare Regenwald. Auf dem ersten Blick erkannte man, dass die Bäume hier viel größer waren als irgendwo anders auf der Welt. Durch das gesamte Gebiet schlängelten sich hunderte von langen Flüssen. Am Horizont sah man unerreichbare Berge, die weit in den Himmel empor ragten. Der Kruasuros bog ab. Ich hingegen flog weiter geradeaus.

In einer Lichtung neben einem Hügel stand ein lebloser, von Moos, Pflanzen und Pilzen bewachsener, großer Baum. In und an ihm wohnten Insekten und Tiere. Jedoch waren an ihm keine Vögel zu sehen. Jedenfalls nicht mehr.

Die Begegmng mit dem Tod

Ich weiß noch, dass meine Eltern ein kleines, aber gemütliches Nest für uns fünf Geschwister gebaut hatten. Wir hatten einen wunderschönen Ausblick auf die Berge, die Bäume und die Wasserfälle. Ich kann mich noch genau an einen bestimmten Tag erinnern, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt noch ein kleines Küken war. Es war bereits abends, als sich der Himmel mit schwarzen Wolken verdunkelte. Bis zum Horizont konnte man nichts anderes als Dunkelheit erkennen. Ich fürchtete mich, weil ich das erste Mal in meinem Leben den Donner hörte. Wir konnten nicht flüchten, weil ich und meine Geschwister noch nicht in der Lage waren, zu fliegen.

Doch dann sah ich nach unten. Ein majestätisches Wesen auf vier Hufen ging neben dem Bächlein. Es hatte schwarzes Fell, nur ein Teil seines Kopfes, sein Horn, seine Mähne, sein Schweif und seine Hufe waren strahlend weiß. Ganz unerwartet blieb es stehen und schaute zu mir herauf. Mir kam der Gedanke, dass ich springen sollte. Ich überlegte nicht, ich tat es einfach. Der Wind trug mich. Mein Bewusstsein kam erst wieder, als ich am Boden lag. Mir war nichts zugestoßen. Ich landete auf weichem Moos. Das Wesen war verschwunden.

Ein langer, schmaler Blitz schoss plötzlich vom Himmel herab. Er bewegte sich in die Richtung unseres Baumes und spaltete dessen obere Hälfte. Er besaß eine enorme Kraft, sodass Blätter und ein Teil der Krone abgerissen wurden. Mich wunderte, dass meine Geschwister noch keinen Schaden genommen hatten.

Danach wandte sich der Blitz um den Stamm, als wäre er eine Würgeschlange mit ihrer Beute. Ich sah meinen Vater dort umherfliegen. Mir schien es, als wolle er seinen Feind angreifen. Mit einem Mal hob benutzte die Kreatur ihr unteres Ende wie eine Peitsche. Durch die unglaubliche Geschwindigkeit erwischte sie meinen Vater und drückte ihn zu Boden. Das war kein gewöhnlicher Blitz, es war ein Lebewesen, eine Schlange.

Damals dachte ich, dass meine Mutter anscheinend keine andere Möglichkeit sah, als zu fliehen

und ihre Kinder zurückzulassen. Heute weiß ich,

dass sie unseren Gegner nur ablenken wollte. Der Blitz schnappte nach ihr, doch sie war zu schnell für ihn. Dann aber schossen aus seinem Rachen blitzähnliche Flammen in die

Richtung meiner Mutter. Sie fiel leblos zu Boden. Unsere Eltern wurden ermordet, jetzt gab es nur noch mich und meine Geschwister. Sie fingen an zu schreien, wodurch das Monster auf sie aufmerksam wurde. Dieses schlängelte sich zu dem Nest, öffnete seine Kiefer und biss mit einer extremen Kraft in unser Nest, sodass es den gesamten Ast wegriss. Einer meiner Brüder sprang vorher herunter, um ihr zu entkommen. Die Bestie löste sich vom Baum und folgte ihm. Kurz vor dem Aufprall schnappte sie nach meinem Bruder. Hinterher verschwand sie durch den Baumstamm und die Wurzeln in den Boden. Der Baum besaß kein Loch, wo das Ungeheuer eingetaucht ist, nicht einmal einen kleinen Spalt. Das Untier kam aus der abgebrochenen Spitze des Baumes wieder heraus und flog hinauf in die großen, schwarzen Wolken, wobei es bald nicht mehr zu sehen war.

Mein Heimatbaum war zerstört. Meine Eltern und Geschwister wurden von der Himmelsschlange ermordet. Ich war allein, und zu jung um einsam zu überleben. Ohne Familie, ohne Nahrung, ohne mütterliche Wärme. Irgendwann schloss ich meine Augen, in der Hoffnung, dass ich sterbe…

Nach einiger Zeit erwachte ich an einem fremden Ort. Ich lag in einem warmen Nest aus Fell, Federn und Blättern. Ab dem Zeitpunkt wurde ich von meiner Ersatzmutter aufgezogen. Bis ich dann endlich zu einem gesunden, stolzen, neugierigen Vogel herangewachsen bin.

Die Zweibeiner

Ich flog weiter in die Richtung meiner Heimat. Die Bäume wurden noch größer, breiter und höher. Diese Lebewesen hatten sich deshalb dort angesiedelt, weil die riesigen Bäume ihnen Schutz boten. Merkwürdige Kobeln waren mit Seilen und Ästen an den Bäumen gebunden. In diesen Behausungen wohnten die zweibeinigen Geschöpfe. Ich flog nach unten, hinein in den Wald, bis ich die dunkle Erde sah. Ranken hingen von weit oben herunter. Die Bäume waren bewachsen mit Moos, Pilzen und anderen Pflanzen, wodurch die Stämme eine grünliche Färbung annahmen.

Diese Tiere, die sich hier angesiedelt hatten, besaßen eine eigene Sprache und Schrift, um miteinander zu kommunizieren. Sie hatten auch Krallen an den Händen und Füßen, um auf Bäume zu klettern. An ihrem Körper besaßen sie kurzes, aber flauschiges Fell, einen langen Schweif, Schnurrhaare und spitze, fellige Ohren oben am Kopf. Außerdem trugen sie fremde Federn, welche sie Kleidung nannten.

Sie benutzten selbstgebaute Gegenstände, um Monster zu töten. Vor allem die Männchen gingen auf Jagd. Und sie taten dies oft. Sie töteten nicht nur, um an Nahrung zu gelangen oder um sich selbst zu beschützen, sondern auch aus Spaß und Langeweile. Bei Manchen war es ein Wettstreit, der beste Jäger des Dorfes zu sein. Meine Ersatzmutter war jedoch anders. Selbst das Futter, mit welchem sie mich aufgepäppelt hatte, musste ihr Vater töten.

Ich flog weiter nach oben, um die Übersicht nicht zu verlieren. Während ich nach rechts abbog, sah ich einen noch gigantischeren Baum. Dieser befand sich im Zentrum des Dorfes. Er war breiter und umschlungen von einer rankenähnlichen Pflanze. Sie schmückte den Baum mit hellgrün leuchtenden Blättern und feuerroten Blüten. Ihre langen, breiten Arme zweigten sich ab und bewegten sich alle in Richtungen anderer Bäume. Sie hingen von einem Baum zum Anderen, um jeden Einzelnen zu umwickeln. Die Statur des Baumes war so gebaut, als würde er aus mehreren Bäumen gleichzeitig bestehen. Der Laubbaum war an den Stellen dünner, an denen die efeuähnliche Pflanze ihn umarmte. Er stand etwas abseits von den anderen riesigen Bäumen. Oben auf den Ranken sah ich mehrere männliche Zweibeiner sitzen. Sie sahen im Gegensatz zum Baum ziemlich winzig aus.

Ich flog durch die Pflanzen hindurch, bis ich nach kurzer Zeit einen auffälligen, abgeschiedenen und großen Mammutbaum versteckt im Dschungel sah. Viele kleine, aber auch größere Ranken umklammerten ihn. Es war deshalb so ungewöhnlich, weil er der einzige Baum war, der von so vielen Pflanzen belaubt wurde. Obwohl dieser Baum abseits vom Dorf stand, wurde er jedoch trotzdem bewohnt. Auf einem der Äste saß eine kleine, zweibeinige Gestalt, die in den Himmel schaute.

Sie hatte schwarzes Fell mit einigen dunkelbraunen Streifen. Der Bauch und das Gesicht waren beige, die Hände und Füße hellbraun. Ihr Schweif und ihre langen Haare waren schwarz mit dunkelbraunen Strähnchen. Das Mädchen trug dunkle Kleidung mit hellgrünen Verzierungen am Körper. An ihrem Hals hing eine lange Halskette herunter.

Sie war anscheinend froh, mich wiederzusehen. „Na, schon zurück, Kleiner?“

Ich setzte mich auf ihre Schulter und beobachtete zusammen mit ihr den tiefen Dschungel. Dann plötzlich kam ein Mann zu dem Mädchen. Sein Fell war hellbraun und weiß. Es war ihr Vater, er hieß Rénos [Reh-noss]. Mich hatte schon immer gewundert, dass sie kaum Ähnlichkeiten mit ihm hatte, nicht nur äußerlich.

Schließlich fing er an zu reden: „Mháya, ich muss noch was mit dir besprechen, was dir nicht gefallen wird.” Der Mann setzte sich neben uns. „Durch den Unfall kann ich nicht mehr jagen gehen. Und… ich wollte dich fragen, ob du dann vielleicht an meine Stelle treten könntest?”, fragte Renos mit einer unruhigen Stimme.

Dass ich dagegen war, beschloss ich ihnen auch mitzuteilen. Meine Augen wurden rot, mein Gefieder stellte sich auf, meine schneeweißen Federn wurden hässlich grau und meine sonst rosa strahlenden wurden zu blutrot. Ich fing an, einen hohen, nervenden Schrei auszustoßen, woraufhin ich schnell davonflog. Natürlich flog ich nicht wirklich weg, sondern krallte mich in der Nähe von ihnen an einen Ast, ohne von ihnen gesehen zu werden.

„Musst du immer alles vermiesen,

Papa?“

„War ich das? Hab ich was falsches…“

Mhaya meinte, dass Jäger mit ihrer Sucht das gesamte Gleichgewicht zerstört hätten und es nun nicht mehr so friedlich wäre wie früher. „Es war so friedlich. Ihr habt doch alles verdorben! Und jetzt willst du mich da auch noch mit reinziehen!“

Renos entgegnete ihr: „Es ist nur so… Da ich es nicht mehr kann, musst du. Irgendwie müssen wir ja auch überleben.”

„Ich kann nicht töten, Papa! Das wird sich auch nicht ändern.“

Plötzlich fing ihr Vater an, ein völlig anderes Thema zu erfragen: „Alles wäre viel einfacher, wenn du einen Freund hättest. Der könnte dann für dich jagen gehen.”

„Mich will aber keiner. Außerdem sind die eh schon alle vergeben.“

Er meinte dann noch, dass er schon einige hübsche Jungen kennt, die ihr gefallen könnten. Bockig und mit einem schlechten Gewissen richtete sie sich auf und stampfte davon.

Um Luft zu schnappen und nachzudenken, spazierte sie auf der Ranke entlang. „Na toll, ich schaff das doch nie im Leben!“

Daher, dass alle großen Äste zum Zentrum führen, stand sie bald direkt vor dem riesigen Baum des Dorfes. Sie schlenderte um ihn herum. Nach kurzer Zeit blieb sie plötzlich stehen und starrte auf eine bestimmte Stelle. Ihre Schnurrhaare zuckten. Ihr Fell und ihre spitzen Ohren stellten sich hastig auf. An dem Ort, auf den sie schaute, saßen drei junge Männer. Sie waren in dem gleichen Alter wie Mhaya. Um nicht zu sehr aufzufallen, drehte sie sich um und ging fort.

Einer der jungen Zweibeiner sah ihr hinterher. Er war blond und hatte orange-braunes Fell. Er fing kurz darauf an, seinen Nebenmann zu nerven. „Réy? Guck mal!”

Jedoch reagierte dieser nicht.

„Rey, guck doch mal!”

Er nervte ihn immer mehr, bis der Schwarzhaarige schrie: „Was? Ich hab zu tun.” Seine beiden Augen besaßen eine stechende, rote Farbe. Das hübsche, dunkle Fell war schwarz gepunktet. Seine Haare auf seinem Kopf bedeckten seine Stirn.

„Da hinten!” Der Blonde zeigte auf meine Freundin.

„Kannst du nicht endlich mal aufhören, mich zu…”

Der Schwarze beendete den Satz abrupt und sah zufällig zu ihr. Der Mann mit der schwarz, weißen Mähne schaute Mhaya an. Gleichzeitig zuckten seine weißen, buschigen Ohren. Dabei erkannte ich, dass sein rechtes Gehör etwas angeknabbert und zerrissen war. Außerdem hatte er zwei Kratzer auf der linken Augenbraue. Dieser junge Mann besaß neben den starken Muskeln auch zahlreiche Narben.

Danach begann der Blonde zu fragen: „Wäre die da nicht was für…”

„Ne, ich hab schon eine”, sagte der Schwarze mit einem seltsamen Lächeln im Gesicht. Er konnte seinen Blick kaum von ihr abwenden.

„Eigentlich meinte ich, ob die zu mir passen würde”, fragte der Blonde aufgeregt.

Dann mischte sich der Dritte ein. „Du kriegst doch eh keine ab, Skorpion [Skorp-jen]!“ Der dritte der Bande war ein Albino. Sein Fell war komplett weiß, bloß seine beiden Augen waren strahlend gelb.

Und ja, der Blonde wurde stets und überall Skorpion genannt. Doch es war eher ein Spitzname und wurde cooler ausgesprochen als das eigentliche Wort.

„Was denkst du, Rey? Soll ichs wagen?“

„Ne, du hast es doch schon bei den anderen versucht und hast es bei jeder gerade noch so überlebt!“, entgegnete der Schwarze.

Irgendwann wechselten die drei Jungs das Thema. Sie redeten über ein bestimmtes Monster, welches von ihnen gesichtet wurde.

„Ich hab auf dem ersten Blick gar nicht erkannt, dass es ein Tier war“, sagte der Weiße. „Der sah zuerst so aus wie Hügel, auf dem alle möglichen Pflanzen wuchsen. Und dann hatte der noch so ein gewaltiges Nackenschild und riesige Hörner. Ich glaub, ich nenn ihn Krombenos oder so…”

Bei den Jägern war es üblich, dass derjenige, der das unbekannte Monster als Erster entdeckt hatte, und überlebte, diesem seinen Namen gab.

„Ja, ist ja auch egal. Jedenfalls wird es ziemlich schmutzig.”, sagte Rey mit einem bösen Grinsen.

Sie wollten also dieses fremde Monster töten. Ich hätte vor Wut am liebsten so brutal auf ihren Köpfen rumgepickt, dass sie gar nicht mehr jagen gehen könnten. Zum Glück hatte ich das nicht getan, sonst hätten die Männer gewiss Löcher im Schädel und ausgekratzte Augen.

Nach einiger Zeit kam hinter einer kleinen Höhle am großen Baum, die aus Blättern und Ähnlichem bestand, ein weiterer, doch für mich eher unbedeutender Kerl hervor. Er sah sich suchend um und fragte: „Kennt einer von euch Volltrotteln Kátu?”

Dieser seltsame Mann war spezialisiert auf das Waffenschmieden. Er half anderen Leuten, ihre Waffen zu entwerfen und jagdfähig zu machen.

Skorpion fragte: „Wieso? Willst du aus ihm eine Waffe herstellen?” Und er lachte.

Der Unbekannte meinte genervt und gleichzeitig wütend: „Nur weil wir verwandt sind, heißt das nicht, dass wir auch nur einen einzigen Blickkontakt wechseln müssen!!”

Daraufhin fing Skorpion plötzlich an, die dramatische Vorgeschichte von dem Typen zu erzählen: „Er hat eine sehr, sehr schlimme Vergangenheit hinter sich… Es war einfach nur schrecklich… Ich mag es euch nicht gern erzählen, aber… ihm wurde mal… in der Öffentlichkeit… die Hose runtergezogen!”, dabei lachte er Tränen. Kurz darauf wurde er ernster: „Also von mir… Und deshalb hat er geschworen, mich umzubringen.”

Einer von den Beiden fragte ihn, wie er bloß zu solchen Gedanken kam.

Er antwortete: „Ich hatte da solch eine Wette zu laufen.”

Auf einmal stand der Albino auf und ging zu dem Handwerker.

„Ey, wo willst du hin?”, wollte Skorpion wissen.

Der Weiße stellte die Gegenfrage: „Warum wohl? Nicht aufgepasst?“

Anschließend setzte Skorpion einen verängstigten Blick auf. „Katu, geh nicht! Du wirst das nicht überleben!“ Er zog ihn am Arm und sagte leise: „Geh doch lieber zu `nem anderen Handwerker! Dem hier ist nicht zu vertrauen. Zuerst hackt er deine Gliedmaßen ab, hängt sie über den Grill und isst sie dann. Als Nachspeise frisst er dann dein Gehirn”, meinte er ironisch und gleichzeitig ernst.

„Der Typ ist zwar ein blöder Griesgram, aber der tut doch nichts. Du bist der Einzige, dem er sowas antun würde.“

Rasch ließ Skorpion los. Das, was ihn reizte, war ein gut aussehender, junger Mann in ihrer Nähe. Dieser hatte dunkelbraunes Fell und war vom Gesicht bis zum Bauch beige. An seinem perfekten Körper besaß er unglaublich Narben. Dann fiel mir etwas Ungewöhnliches an ihm auf. Der Mann besaß keinen Schweif. ,,Was guckst du denn da so blöd?”, fragte Rey verwirrt. „Kennst du den?”

„Das ist eigentlich ne ganz gute Frage“, murmelte er und kreischte danach: „Du kennst den nicht? Der Typ bringt dich um, wenn der das mitkriegt.”

Rey war es eigentlich ziemlich egal, sagte nur: „Aha.“

Dann meinte Skorpion noch: „Jedes Weib kennt ihn. Jeder Jäger kennt den, jeder Jäger hasst ihn. Für manche ist er sogar ein Vorbild.”

„Für Frauen ist er ein Vorbild?“

„Nein, für die Jäger, man!“

Rey fiel erst später ein, dass er noch gar nicht den Namen des seltsamen Typen kannte.

‚‚Taikún. Alle Welt weiß das. Man, das ist der beste und stärkste Jäger des Dorfes. Oder sogar aller Zeiten. Und außerdem ist er am gefragtesten bei den Frauen. Sie vergöttern ihn!“

Und Rey sagte: „Mich auch.“

„Nein, du bist anders! Die lieben dich wegen deinem Aussehen, den Muskeln oder Fell, weil du cool bist. Und ihn lieben sie wegen seinen Muskeln und seinem Ausse… Ach! Du bist halt anders. Du springst eben nicht mit jeder zweiten ins Bett so wie er! Deswegen hassen wir Jungs ihn auch so. Weil er uns die Weiber wegkrallt.“

„Du kriegst doch eh keine ab?“, dachte Rey.

„Ja. Frag mal warum!“

Und Rey fragte: „Wegen deinem Charakter?“

„Ähm… Nein… Ne! Wegen ihml“

„Was ist so schlimm an ihm?“, wollte der Dunkelhaarige wissen. „Nur, weil er bei den meisten Frauen gut ankommt?“

„Er legt sie ALLE flach!“

„Na und? Strengt euch an! Dann bekommt ihr auch eine ab.“

„Lustig“, grummelte der Blonde. „Du willst mich nicht verstehen.“

„Nö.“

Der Beginn neuer Freundschaften

Mhaya war sich bewusst, dass sie es wenigstens versuchen müsste, auf Jagd zu gehen. Also nahm sie sich ein kleines Messer von ihrem Vater mit und hoffte, dass sie mit etwas Essbarem zurückkommen würde.

Mitten im Wald hörten wir einen auf stöhnenden Schrei, „Was soll ich denn jetzt machen? Das bringt auch nichts. Ich… ich kann das nicht…“

der nur von einem Monster verursacht werden konnte. Mhaya ging an den Bäumen vorbei, bis sie ein mit Moos bewachsenes Geirge sah. Durch einen großen Spalt zwängte sie sich hindurch. Am Ende des Durchganges hob sie ihren Kopf und schaute sich um. In der Mitte dieser Gegend lag ein großer Wyvern. Mhaya erblickte eine leblose Gestalt am Boden liegen. Es war einer der Zweibeiner. Sie blickte wieder zum Drachen, denn er bewegte sich nach vorne und versuchte aufzustehen. Das gequälte Wesen wollte an sein Nest mit den Eiern gelangen, welches direkt vor ihm lag.

Der Wyvern war das Weibchen des Kruasuros und wurde Kruasiasa [Krua-ssi-ah-sa] genannt. Sie war kleiner und weniger farbig als das Männchen.

Die grünlichen Eier waren alle zerbrochen. Mhaya erblickte tatsächlich ein noch unbeschädigtes Ei. Das Mädchen eilte aus der Höhle heraus und riss von einem kleinen Baum einige große, starke Blätter ab, wobei sie damit wieder zu dem Ei lief. Sie wickelte es mit den Blättern ein, um es besser tragen zu können.

Leise sagte sie: „Ich verspreche dir, ich werde gut auf deinen Kleinen aufpassen.“

Der Drache war entspannter als vorher. Mhaya bückte sich und berührte die Haut des Drachen. Sie sahen sich beide an. Der Wyvern schloss seine beiden nassen Augen. Ein letzter Atemzug, und die Farben der Schuppen erloschen und verloren an Schönheit.

„Ich werde ihn mit meinem Leben beschützen. So… wie du es getan hast.“

Traurig ging Mhaya den Weg nach Hause. Sie verlief sich ein paar Male und ich musste ihr dabei helfen, zurückzufinden.

Als wir ungefähr die Hälfte des Weges geschafft hatten, sah ich einige kleine Raptoren in dem Gestrüpp. Ich machte sie auf mich aufmerksam, damit sie mir folgten. Die Echsen liefen mir hinterher, bis sie endlich weit genug von Mhaya entfernt waren, sodass sie keine Gefahr mehr für sie darstellen konnten.

Nach einiger Zeit hatten wir den Weg zurückgefunden. Ohne mich wäre Mhaya schon längst ein zerfetzter Fleischklops in den Mägen der Raptoren oder wäre in dem großen, weiten Dschungel vereinsamt oder verhungert. Als wir dort ankamen, fiel ihr ein, dass hier irgendwo eine bestimmte Rampe oder etwas Ähnliches gebaut wurde, um schwere Gegenstände müheloser auf die Bäume zu transportieren. Man konnte ganz einfach an der Ranke hochgelangen, welche den großen Baum im Zentrum umschlang. Mhaya ging mit dem Ei zu ihrer Kobel und legte es auf ihr Bett. Sie wickelte es noch mit einigen Decken und Blättern ein. Sie setzte sich vor das Drachenei und sah es einfach nur an, weil sie sonst nichts zu tun hatte. Ich selber langweilte mich, darum flog ich nach draußen und schaute mich nach etwas Interessantem um.

Kurze Zeit später erblickte ich auf einer Ranke den schwarzen Zweibeiner, Rey. Neben ihm saß ein anderer junger Mann, genannt Katu. Sie redeten über irgendetwas, aber auch das war mir zu langweilig. Ich sah mir die vielen Zweibeiner an, die überall herumliefen. Hinter einem Baum, der von Büschen umrandet war, gingen mehrere, jüngere Frauen. Sie wechselten das Thema von Männern zu Halsschmuck. Dadurch kam mir plötzlich eine brillante Idee.

Mhaya saß noch vor dem Ei. Sie hielt mir den Arm hin, damit ich mich an ihm festkrallen konnte. „Du schon wieder?“

Ich schaute lange auf ihre Kette. Ich nahm den Halsschmuck in meinen Schnabel und zog daran.

„Du interessierst dich für meine Kette?“ Sie nahm ihn dann endlich von ihrem Hals ab. Mhaya erzählte, was sie ihr bedeutete, obwohl sie sich darin nie sicher war. „Die hab ich schon immer auf. Mir kommt es vor, als würde mein ganzes Leben hier drinne stecken.“

Ich schnappte in einem perfekten Moment zu und eilte hinaus, wobei Mhaya mir verwirrt und wütend hinterherrannte, um sie mir aus dem Schnabel zu reißen.

„Hey! Ich krieg dich schon noch! Na, warte!“

Ich achtete aber auch darauf, dass sie hinterherkam, denn sonst wäre mein Plan nicht aufgegangen. Ich nutzte die großen Ranken, um Mhaya an ihr Ziel zu bringen.

„Warte, du kleines Biestchen! Dass sogar die Kleinsten so gemein sein können!“

Nach einiger Zeit kamen wir an einer großen, moosigen Ranke an. Ein unbekannter, junger Mann spazierte auf ihr entlang. Mhaya rannte ihn fast um. Ich selbst achtete nur auf die braun-beige Farbe des Zweibeiners. Den Typen hielt ich zuerst für Taikun, aber dieser hingegen hatte einen Schweif.

Mhaya lief immer noch hinter mir her. Dann flog ich an einer bestimmten Stelle viel zu hoch. Wir wären eigentlich schon fast da gewesen, aber durch dieses kleine Missgeschick ging mein Plan fast schief. Das Mädchen erkletterte eilig den Baum und folgte mir durch eine andere, obere Ranke. Unter diesem Pflanzenarm saßen die zwei Jungs.

Ich ließ die Halskette bewusst fallen, denn ich war mir sicher, sie würde neben Rey landen. Er bemerkte es, nahm sie in beide Hände und schaute verwundert nach oben. Als Mhaya bemerkte, dass ihr Halsschmuck sich gerade in seinen Händen befand, drehte sie sich weg, damit er sie nicht sah. Die ganzen Überlegungen, ob sie nun zu ihm gehen sollte oder nicht, brachten nichts. Sie ging zu ihm hin, um ihn anzusprechen. Ich wusste ganz genau, dass sie zu schüchtern dazu war, also half ich ihr dabei. Ich flog zu den Schwarzhaarigen und zog ihm kräftig an seinen Haaren, sodass er sich endlich umdrehte.

Rey grüßte Mhaya freundlich.

„Entschuldigung, aber, ähm… die… gehört mir…“ Sie sagte, dass ihre Kette ihr aus der Hand gefallen sei.

Rey gab ihr natürlich den Schmuck. Sie lächelten sich schweigend an.

Langsam wurde es peinlich, also fing der Kumpel von Rey an zu reden. „Ja, weißt du denn, wen ich meine?“

„Nein“, antwortete Rey.

„Der Mann von meiner Tante hat nen Kumpel und dessen Bruder is es…“ Er beschrieb sein Äußeres und meinte, der Typ sei vor kurzem auf Jagd gegangen und noch nicht wiedergekommen. „Ich wüsste gerne, wo er ist.“

Plötzlich hatte das Mädchen wieder das Bild vor den Augen. Ein älterer Herr mit dem genannten Aussehen lag am Boden. Sie sagte dem Jungen, was sie wusste und wischte sich das Wasser aus ihrem Gesicht. Rey ging zu ihr, um sie zu beruhigen. Mhaya bekam das Bild nicht aus ihrem Kopf. Sie wollte verhindern, dass sie anfing zu weinen. Daher trat sie zurück und Rey verabschiedete sich, während sie ihm bereits den Rücken zudrehte.

In ihrer Kobel angelangt, fiel mir bereits auf, dass etwas nicht stimmte. Das Mädchen schaute zu der Stelle, wo das Ei lag. Die Decke und die Blätter waren weggerissen. Dort lagen Scherben, die von dem Ei stammten.

„Sag mal, is der Kleine etwa schon geschlüpft? Nein! Nein, das kann doch nicht…“ Sie hatte wohl erst die Vermutungen, dass das Ei einfach zerbrochen wäre oder dass ihr Vater es aus Wut zerstört hätte. „Sicherlich steckt Papa dahinter!“

Wir bemerkten, dass sich irgendetwas in den Lianen am Rande der Kobel verfangen hatte. Man sah auf dem ersten Blick nicht genau, was das für ein Tier war, aber es war klein mit einer grünlichen Färbung. Mhaya befreite das Kleine von dem Gestrüpp. Sie war noch gar nicht ganz fertig geworden, da rannte das Tier einfach mit den vielen, verknoteten Lianen am Körper los. Es verkroch sich hinter dem Bett. Mhaya musste sich etwas ausdenken, um das kleine Monster herauszulocken. Sie kletterte den Baum hinauf. Oben wurde das Erjagte aufbewahrt und ausgeweidet, dort lagen aber auch Waffen und alles Andere.

Sie murmelte: „Man, ist das widerlich, mit diesem Zeug rumzulaufen…“

Mit dem Fleisch lockte sie das Tier an.

„Kaum geschlüpft und schon so einen großen Hunger?“

Weil es abgelenkt war, konnte Mhaya die letzten Ranken entfernen, mit denen das Kleine verknotet war. Es war das Jungtier der Kruasiasa, dem Wyvern, den wir vor kurzer Zeit begegnet sind. Er hatte bereits kleine Stoßzähne. An seinen großen Augen konnte man erkennen, dass es ein Männchen sein musste, ein Kruasuros. Die Männlichen besitzen eher eine gelbe Augenfarbe, bei den Weibchen ist sie orange.

Die Zweibeinerin beschäftigte sich den restlichen Tag mit dem Jungtier. Sie baute sogar eine kleine Wand, damit es nicht durch die Lianen und Blätter die Kobel herunterfällt.

Näheres Kennenlernen

Am nächsten Tag wachte ich früher auf als Mhaya. Der kleine Kruasuros lag noch neben ihr und träumte.

Ich flog herunter, um meinen täglichen Gesang von mir zu geben. Ich trällerte wie alle Vögel, jeder Zweibeiner hörte meinen schönen Rufen gerne zu. Dabei tat ich das unter Anderem nur, um mein Revier zu markieren, aber auch um Weibchen anzulocken. Bis jetzt hatte ich dabei noch kein Glück.

Anschließend machte ich meinen morgendlichen Rundflug. Vor mir gingen irgendwann zwei junge Männer. Der eine war Rey. Und neben ihm spazierte ein Zweibeiner, den ich schon vom Sehen kannte. Ich flatterte voller Aufregung dorthin, denn ich wollte den jungen Mann besser kennenlernen.

Sein Kumpel war derjenige, den Mhaya gestern angerempelt hatte. Er hatte viele Ähnlichkeiten mit Taikun. Die beige und braune Farbe seines Fells und die schwarzen Streifen und Muster waren fast genauso wie bei ihm angeordnet. Dieser allerdings hatte hellere Haare und seine Ohren waren schwarz. Seine Augen waren strahlend blau. Er war auffällig jünger als Taikun.

Rey versuchte, über das Jagen zu sprechen, doch der Andere lehnte das ab.

„Ich bin doch hier der, der am wenigsten davon versteht“, meinte der Braune.

„Ja, ich frag mich immer noch, warum.“

„Das hast du mich doch schon so oft gefragt!“

„Ich versteh es einfach nur nicht.“

„Ach, hör doch auf, Rey! Können wir mal dieses blöde Thema wechseln?“

Als hätte Rey meine Gedanken gelesen, sagte er: „Ja, ok, ich wollt dich noch was fragen. Kennst… kennst du Taikun?“

„Was, ob ich ihn kenne?“ Dieser bekam sofort einen Lachanfall. „Ne, den kenn ich nich!“

Rey wunderte sich, weshalb diese normale Frage so lustig gewesen sein könnte.

Als der Typ sich wieder eingekriegt hatte, fragte er: „Boar, man, bist du lustig. Was willst`n von dem?”

Er meinte nur, er wolle mehr von ihm wissen. Rey beschimpfte Taikun als Macho und sah ihn als Konkurrenten.

Ganz unerwartet brüllte sein Freund ihn ins Gesicht. „Er ist mein Bruder, man!”

Er sah zwar kurze Zeit wütend aus, aber fing nochmals an, loszulachen. Vielleicht konnte er es verstehen, dass Rey ihn nicht mochte. „Konkurrenz? Eine schwierige Aufgabe. In was denn? Also jagen kann er besser als jeder andere. In jedem Fachgebiet. Ob Frau oder Monster…“

„Was is`n so toll an dem? Was finden die Frauen so toll an ihm, mhm? Ich mein, der hat ja nicht mal nen Schwanz.“

„Doch, einen noch“, brummte der Braune. „Er ist doch schon fast ein Verbündeter von dir, also!“

„Ne, gar nicht!“, schimpfte Rey. „Das meinte Skorpion auch, dass ich nicht so sei wie er. Ich bin anders.“

„Was das Jagen angeht… vom Charakter seid ihr doch fast Zwillinge.“

„Nein!“, meckerte der Schwarze.

Bald wechselten sie das Thema. Weil Rey mich zufällig bemerkte, erzählte er seinem Freund, woher er mich kannte und sprach auch über Mhaya.

Der Andere sagte: „Ich glaub, ich weiß, wen du meinst. Die hat mich letztens angerempelt. Und warum redest du über die? Du interessierst dich doch nicht etwa für die?”

Rey wirkte auf einmal schüchtern. „Was? Nein…”

Sein Kumpel glaubte ihm das nicht wirklich: „Wenn das deine Freundin mitkriegt.”

„Zamúra [Sa-muh-ra]? Die würde ich doch nie betrügen.”

Sein Kumpel erwähnte, er könnte auch petzen, woraufhin Rey sich wunderte: „Was? Woher kennst du Zamura?“

Er musste es ihm gestehen: „Wir kennen uns noch von früher. Sie war halt mal… ein bisschen… mit Taikun zusammen.”

„Was?“, brüllte Rey. „Sie hat mir gesagt, sie wäre schon immer Single gewesen. Bis ich kam! Wann? Wie lange ging das mit den Zweien?“

„Ja, also… als sich da was… zwischen euch aufgebaut hat, haben sie… sich getrennt, aber… danach hatte er schon eine Neue.“ Es klang, als würde er lügen.

„Wachsen die bei ihm nach, oder was?“, scherzte der dunkle Zweibeiner. „Der hatte sicherlich noch nie eine feste Beziehung!“

Bald fragte Rey seinem Freund, ob Taikun überhaupt schon mal eine feste Beziehung hatte.

Der antwortete dann ironisch: „Naja, er jagt mit einem Hammer… zu dem hat er ´ne feste Beziehung”, lachte er.

Nach einiger Zeit schaute Rey nach unten. Zuerst war es ihm nicht aufgefallen, doch dann bemerkte er es. „Was? Na, das passt ja gut!“

Ganz leise murmelte sein Kumpel: „Oh, nein…“

Unten am Boden ging Taikun entlang. Manchmal frage ich mich wirklich, warum es solche Zufälle gibt. Rey wollte wohl zu ihm, um ihm eine Lektion zu erteilen.

Sein Freund wirkte ziemlich nervös. „Mach's nicht! Ich werd doch nur auch mit reingezogen!“

Rey sprang herunter, hielt sich einmal an einer Pflanze fest und rutschte hinab auf den Boden. Ich hatte mich gefragt, wie er das immer schaffte, ohne sich zu verletzen.

Als er einige Meter hinter seinem Feind stand, rief er sogleich: „Ey, du! Ich hab was mit dir zu klären! Sagt dir der Name Zamura etwas?”

Taikun drehte sich verwirrt um. „Mhm, du bist doch sicher der, mit dem sie angeblich noch zusammen ist. Du kannst die vergessen, sie hat ´nen Neuen!”

„Pff… Und wer soll das sein?”

„Da fragst du noch?”

Taikun`s Bruder flüsterte: „Okay… Ich bin sowas von tot.“

Plötzlich sprang es Rey in den Kopf. Zamura hatte noch immer ein Verhältnis mit Taikun. Rey kochte vor Wut und rannte direkt auf ihn zu, packte ihn an den Schultern und war kurz davor sich mit ihm zu prügeln. Doch bevor das geschehen konnte, schritt der Bruder von Taikun ein und zerrte Rey von ihm weg.

Auf einem Baum konnte ich dann bald Mhaya entdecken. Dort wohnte ihre beste Freundin. Ich fand es schon immer schade, dass sie nur eine Person hatte, mit der sie reden konnte. Ich setzte mich auf ihre Schulter. Sie erzählte mir zwar auch viel, aber ich konnte ihr noch nie sagen, was ich dachte oder jemals erlebt hab. Vielleicht hatte sie ja auch ein wenig Angst, dass wenn ich einmal losfliege, nie mehr wiederkommen könnte. Doch eigentlich könnte ich sie niemals für den Rest meines Lebens verlassen. Mein Leben wäre sonst zu langweilig, ohne jemanden zu kennen, den ich ständig beobachten kann…

„Was`n, beste Freundin?“, rief das Mädchen.

„Muss dir was erzählen, beste Freundin!“

Mhaya ging zusammen mit ihrer Freundin in die Kobel, um mit ihr zu reden. Die Weißhaarige hieß Elektra. Sie war beinahe ein Albino, denn sie war vom Gesicht bis zum Bauch beige. Ihre Augen waren hellgrün. In ihrem Haar hatte sie seltsamen, türkisen Schmuck hinein geflochten. Ihre Kleidung war ebenfalls hellblau.

Mhaya erzählte ihr von ihrem gestrigen Tag. „Also, ich war heute im Wald, alleine, und dann war da so`n Monster…“

„Ach! Erzähl, was hast du gemacht mit dem Monster, alleine im Wald? Hast du`s ausgesaugt, bis es nicht mehr konnte?“

„Da war so eine Kruasiasa…“

„Ja, ähm…“

„Und ein Toter…“, ergänzte Mhaya.

„Oh.“

„Und ein Ei von ihr.“

„Mhm?“

„Sie wollte es beschützen… bevor sie starb… Ich hab das Ei eingepackt und mitgenommen. Und jetzt hab ich ein Drachenbaby an der Backe.“

Sie fragte Elektra, was sie nun tun sollte, weil das Kleine ja auch Nahrung brauchte. Mhaya wusste schließlich auch nicht, welches Fleisch so ein Drachenbaby überhaupt frisst. Elektra meinte, sie könnte auch ihren Bruder Katu fragen, ob er ihr hilft, aber dieser wäre in letzter Zeit ziemlich beschäftigt. Sie sagte, er arbeite gerade an einer neuen Waffe und diese nenne er Armbrust. Er erfand also eine neue Mördermaschine. Na, das ist ja super, dachte ich mir, dann könnten sie noch mehr Monster umbringen. Bis irgendwann nur noch die Zweibeiner übrigbleiben.

Elektra wollte sie davon überzeugen, selbst auf Jagd zu gehen. „Ihr braucht ja nicht unbedingt Fleisch… aber das Baby, das kann sich nicht einfach von Früchten ernähren. Also, tu es einfach!“

Es hätte sein können, dass das Fleisch, welches oben auf dem Baum gelagert wird, nicht für Babywyvern geeignet ist. Und es musste frisch sein.

Mhaya stieg vom Baum. Sie wollte wohl jetzt erneut in den Wald, um Fressen zu besorgen. Bald hatten wir das Dorf hinter uns gelassen und konnten keine andere Person mehr sehen. Wir waren im tiefen Wald und gingen einfach geradeaus, doch Mhaya konnte nichts entdecken, was sich für das Baby hätte lohnen können.

„Das ist so doof, warum immer ich? Kann das nicht einem anderen passieren?“, nörgelte sie.

Dann irgendwann sah sie aber in der Ferne ein kleines Säugetier mit viel Fell und Nagezähnen. Sie schlich sich leise an. Weil das Tierchen gerade Gras anknabberte, war es beschäftigt und bemerkte sie nicht. Plötzlich aber, als Mhaya schon direkt hinter ihm stand und ihr Messer bereits gezückt hatte, trat sie ausversehen auf einen winzigen Stock. Das Tier sah sich um, erkannte Mhaya und rannte mit einer unglaublichen Schnelligkeit davon. Ich denke, das unentschlossene Mädchen hätte es gar nicht geschafft, es zu erstechen. Es war ihr sicherlich viel zu niedlich. Möglicherweise trat sie sogar absichtlich auf den Ast.

Plötzlich kam ein Schmetterling zu Mhaya geflogen und setzte sich auf ihre Nase. Sie versuchte sich nicht zu bewegen, um ihn nicht zu verscheuchen. Zum Glück saß ich noch auf ihrer Schulter und konnte ihn dann gut sehen. Ich näherte mich, öffnete meinen Schnabel und schwupps, war er verschwunden. Mhaya schaute mich danach etwas ärgerlich und bösartig an…

Bald kamen wir an einer von der Sonne bestrahlten, großen Lichtung an. In der Mitte befand sich ein breiter See. Mhaya hatte wohl die Vermutung, Wasservögel würden sich dort aufhalten.

Irgendwann fühlten wir uns beobachtet. Mhaya schaute aus Nervosität nach hinten. Wir beide erschraken sofort. Eine Raptorenherde war uns auf den Fersen. Sie bestand aus ungefähr zehn Tieren. An ihrer Spitze stand das Alphamännchen, ein Krudénom, ein großes, rot und orangenes, blutrünstiges Monster.

Sie hatten vor, Mhaya zu fressen. Gegen diese vielen, schnellen Räuber hätte sie niemals eine Chance. Das Mädchen rannte los, in der Hoffnung, die Raptoren abzuschütteln. Doch sie liefen direkt hinterher. In dieser Lichtung stand kein Baum, auf den Mhaya flüchten konnte. Sie rannte um ihr Leben. Die Raptoren waren nur einige Meter hinter ihr und kurz davor zuzuschnappen. Ein kleiner Krúro, eine normale Form der Raptorenart, näherte sich ihr. Mhaya zückte ihr Messer und schwang dieses umher, wonach das Biest auf die Erde fiel. Gegen die anderen Monster konnte sie sich nicht wehren. Der Krudenom wurde wütend und kreischte ihr direkt ins Gesicht.

Plötzlich schaute der Raptor verwirrt zu allen Seiten, denn er witterte etwas. Er und seine Untertanen nahmen Mhaya nicht mehr wahr. Sie hatten etwas Anderes bemerkt, etwas Größeres und Gewaltigeres. Dort, am Rande der Lichtung, stand ein riesiges, kräftiges Monster. Sein Fell war hauptsächlich schwarz, einige Muster rot bis lila. Der Bauch und seine Füße und Hände waren beige. Er hatte viele Stacheln an seinem Kopf. Seine beiden Reißzähne waren lang und spitz. Das Monster stand dort auf allen Vieren, doch seine Hände waren zu einer Faust geballt. Es war ein Pregános.

Er brüllte stark. Sofort rannte er auf Mhaya und die Herde zu. Die kleinen Kruro´s machten sich bereits aus dem Staub. Jetzt standen nur noch Mhaya und der Krudenom an der Stelle.

Er näherte sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Der Boden bebte. Doch kurz bevor das Biest Mhaya hätte schnappen können, sprang es über sie hinweg. Als es landete, tötete es den Raptor. Es verbiss sich in ihm.

Der riesige Preganos schaute Mhaya direkt in die Augen. Dann verschwand er in dem Wald.

Das verwirrte Mädchen folgte ihm unauffällig. Sein Weg führte in eine nahegelegene Höhle. Mhaya sah ganz vorsichtig hinein. Das Monster fütterte seine Jungtiere mit dem Fleisch.

Ganz unerwartet drehte sich ein Jungtier zu Mhaya um, nachdem sie zu weit hineinschaute. Es riss einen großen Fleischfetzen von dem toten Raptor ab und ging damit zu dem Mädchen. Als Mhaya es bemerkte, drehte sie sich schnell um, damit sie nicht gesehen wird. Das ziemlich aufgeregte Mädchen saß vor der Höhle.

Das Baby kam ihr schüchtern näher. Dann legte es ihr auf einmal das Stückchen Fleisch auf ihr Bein. Danach kam die große Mutter der Babys heraus, um ihren Schützling wieder in den Unterschlupf zu begleiten. Sie sah Mhaya einfach nur an. Es ging zusammen mit ihrem Kind zurück in die Höhle. Mhaya nahm das Stück Fleisch mit und nahm den Weg wieder nach Hause.

Nach langem Wandern kamen wir endlich unversehrt wieder an ihrem Baum an. Es war mir immer noch ein Wunder, dass diese muskulöse, kräftige Bestie Mhaya verschont hatte und sie vor den gefährlichen Raptoren gerettet hatte. Sie kam oben an und fütterte das Wyvernbaby mit dem blutigen Fleisch.

Ich selbst machte zuerst einmal ein kleines Schläfchen. Als ich wieder aufwachte, flog ich aus Mhaya´s langweiligen Kobel, um mich nach etwas Besserem umzusehen.

Später wurde ich fündig. Ich hörte Gestreite und Gebrülle in einer anderen Behausung. Ich war zu neugierig und wollte wissen, worum es in dem Streit geht. Die Stimme des jungen Mannes kam mir bekannt vor. Um nicht gesehen zu werden, flog ich durch die Blätter und Lianen am Rand der Wohnung. Ich saß neben und gleichzeitig hinter dem Bett und konnte somit nicht bemerkt werden. Was in den nächsten Momenten geschah, waren wieder unvorstellbare Zufälle, die ich dann miterleben durfte.

„Ach, da kommt ja mein… Verführer!“, sagte eine Frau. „Ich hab dich mit einer anderen gesehen!“

„Was soll denn das jetzt heißen?“ Es war Rey´s Stimme, die ich hörte.

Vor ihm, auf dem Bett, saß ein Weibchen. Sie hatte orangenes und weißes Fell. Ihre Kleidung war hellgrün. Mir fiel wieder ein, dass Rey bereits eine Freundin hatte. Dann hieß sie wohl Zamura, wie mir wieder einfiel.

„Ich hab doch nur mit ihr geredet…“

„Warum?“, schrie sie. „Worüber? Über deine Kindheit? So Sachen, die ich nicht einmal weiß? Wirklich keiner weiß, was dir früher so schlimmes passiert sein soll… oder weiß sie es? Ist sie deine Neue?“

„Was? Nein, wie kommst du darauf?“

Zamura erwähnte: „Jemand hat mir gesagt, dass du sie schon öfters gesehen hast!“

„Ich kenn sie gar nicht!“

„Lüg mich nicht an!“

Unerwartet nahm sie ein Messer in die Hand und schmiss es in Rey´s Richtung. Sie traf ihn zum Glück nicht, denn er wich aus und sprang auf den nächsten Baum.

Seine sogenannte Freundin hob die Waffe auf. Er krabbelte dem Stamm hoch, aber blieb kurze Zeit stehen um den Streit irgendwie mit Worten zu beenden.

„Können wir das nicht lieber lassen? Bevor noch einem… ähm… einem was passiert?“

„Ich scheiß drauf!“

Zamura warf erneut nach ihm. Rey kletterte dabei gerade noch rechtzeitig ein Stückchen höher. Das Messer steckte dann tief im Baumstamm fest. Beinahe hätte es zwischen Rey´s Beinen gesteckt.

„Mist! Daneben!“, meckerte die junge Frau.

Er kletterte weiter nach oben.

Sie schrie ihm hinterher, er solle zurückkommen, doch dann hätte sie ihn mit Sicherheit umgebracht. „Bleib hier, du! Komm wieder her! Du kannst nicht ewig auf diesem Baum sein. Irgendwann wirst du wiederkommen müssen!“

Jetzt musste er wohl auch vor seiner Freundin fliehen, die sich in ein blutrünstiges Monster verwandelt hatte. Rey sprang auf eine moosbewachsene Ranke, auf der er weiterlief. Diese führte ihn zu einem ganz bestimmten Baum. Er wollte eigentlich wieder herunterklettern, doch hörte dann ein seltsames Geräusch, ein Knurren. Rey war zu neugierig, sodass er vorsichtig in diejenige Kobel schaute, ob dort jemand wäre. Kurz darauf bemerkte er, dass das Etwas unter der Bettdecke stecken musste. Rey nahm die Decke weg und erschrak heftig. Dann tat er etwas mir Unvorstellbares. Er zückte sein Messer. Er hatte wirklich vor, das Drachenbaby zu töten. Ich war geschockt, obwohl ich mir denken konnte, dass er so reagieren und handeln würde. Langsam schlich er zu ihm hin, um ihn nicht zu verschrecken. Ich wurde immer nervöser und wusste einfach nicht, was ich gegen ihn tun könnte. Ich wurde furchtbar wütend. Bevor er ihm die Kehle durchschneiden konnte, flatterte ich zu ihm und stieß einen grauenvollen Schrei aus. Rey schlug nach mir. Er wollte mich loswerden. Das Drachenbaby konnte in der Zeit schnell und unbemerkt fliehen.

Während wir unseren Krieg weiter ausführten, kam endlich meine Rettung.

„Fass ihn nicht an!“ Mhaya betrat die Kobel.

Rey stand errötend auf. Es war ihm peinlich, einfach ohne Erlaubnis hier in der Wohnung von Mhaya zu stehen.

„Das ist… aber das ist ein Drache!“

„Warum bist du hier?“, wollte sie wissen. „Was wird das?“

Er versuchte, ein gutes Argument zu finden. „Ich hab dieses Knurren gehört…“ Jedoch erzählte er ihr nicht, dass er das Baby töten wollte.

Beide waren in ein Gespräch verwickelt und die schlechte Laune verschwand. Rey war wohl froh, dass sie nicht mehr über diese Sache redeten. Dann erinnerte er sie an den Vorfall gestern, als Mhaya fast heulend weggegangen war. Sie meinte, es wäre ihr sehr peinlich gewesen. Doch er wollte nicht, dass sie sich deswegen schämt.

„Ach, jetzt fällts mir ein, ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ja, ähm, ich bin Rey.“

„Mhaya…“ Sie wusste es nun endlich. Sie war ein wenig rot im Gesicht.

Als er sich danach verabschieden wollte, um zu gehen, verwickelte Mhaya ihn erneut in ein Gespräch.

„Nein, warte, ähm… du musst mir noch sagen, was… also was ich dem Baby zu Fressen geben soll! Also, was der so frisst…“

„Ja, also, ich würd sagen, dass…“ Er schaute sie an, war stumm und lächelte, als würde er Mhaya mögen. Er meinte dann, sie könnte es mit etwas größeren, flugunfähigen Vögeln versuchen. Die Beute müsse wohl direkt vor dem Drachenbaby getötet werden, damit es sich daran gewöhnt und auch später selbst auf Jagd gehen kann. Danach fragte er: „Wie kamst du überhaupt zu dem?“

Mhaya erzählte ihm die Geschichte. Sie wollte auch wissen, ob es ein Männchen oder ein Weibchen ist. Das hätte ich ihr auch beantworten können, aber ich konnte ja nicht sprechen. Zum Glück beantwortete er die Frage richtig.

„Der Kleine ist ja überhaupt nicht scheu, oder?“, bemerkte er. „Tja…“ Daraufhin kam ein merkwürdiger Satz von ihm. „Ich kann auch gut mit Monstern. Sie gehorchen mir aufs Wort.“

Diese Worte blieben mir und Mhaya noch lange im Gedächtnis. Zum Schluss musste er ihr noch aus der Ferne den Baum zeigen, auf dem er wohnte.

Das Schlimmste kam aber noch. „Ähm, eine Frage noch. Sind deine Augen braun oder rot?“

„Wieso fragst du?“

„Ich mag sie eben.“

Mhaya wurde noch nervöser. „Ach, quatsch.“

„Warum sollte ich Quatsch erzählen?“ Dann verschwand Rey endlich von hier.

Mhaya schmiss sich lächelnd in ihr Bett und bekam ihr Grinsen nicht weg. Sie lag dort lange, aber wollte den Ort bald wechseln, besuchte ihre beste Freundin.

„Was`n jetzt los?“, wunderte sich Elektra.

„Fang mich auf, beste Freundin!“

Mhaya schmiss sich in Elektra`s Arme.

„Was geht`n hier ab?“, fragte die Weiße und brachte sie in ihr Bett. „Was ist los, mhm?“

„Ein toller Tag…“

„Wieso, was war?“

„Was tolles…“

„Ja, und?“

„Du wirst es mir eh nicht glauben“, vermutete Mhaya. „Einer meiner größten Tagträume ist wahr geworden!“

„Und was?“

„Zwar nicht lange, aber es war trotzdem toll.“

„Ja!“, brüllte Elektra. „Toll, toll, toll! Was jetzt? Dass es toll war, weiß ich nu auch!“

„Kennst du noch den süßen Schwarzen, den wir früher heimlich beobachtet haben?“

„Ja… ohh… man… jaaa… Ich krieg die Bilder im Kopf immer noch nicht weg…“ Elektra seufzte.

„Er war bei mir und ich weiß jetzt seinen Namen!“

„Was?“, schrie die Weiße. „Sag, wie heißt er!“

„Rey.“

„Ohhhhh…. Das ist nicht wahr, oder? Du verarschst mich doch hier!“

„Nein, es war wirklich…“

„Der-der geilste Typ des Dorfes war bei dir? Wie ist das möglich? Wie kommt er dazu? Ich meine, warum war er bei DIR? Mhm?“

„Ist doch egal“, meinte Mhaya.“ Wenn plötzlich dein Traummann im Zimmer steht, ist doch alles andere egal!“

„Oh man, ich bin grad voll neidisch auf dich! Ich will auch mal sowas erleben!“

„Tja, warum immer ich?“

„Ich würd ihm gerne mal direkt in die Augen sehen…“

Sie lagen nun beide in dem Bett und redeten nur noch über ihn. Sie waren zwei total verknallte Mädels. Mhaya sollte ihr wirklich jedes Detail erzählen. Rey hatte gesagt, eine Freundin hätte ihn verscheucht und er wäre so in die Nähe ihres Zimmers gekommen.

„Eine Freundin? Eine? Oder seine?“

Sie diskutierten darüber, was er denn gemeint haben könnte.

„Wenn er Single wäre… Stell dir das vor! Er und Single…“, sagte Elektra. „Wir wären dann aber wieder Feinde.“

„Tja, aus besten Freunden werden auch mal beste Feinde! Und dann kloppen wir uns wieder, wie in den alten Zeiten!“

„Oh man…“, seufzte Elektra. „Du musst wohl jetzt sehr glücklich sein! Du Glückliche! Du bist gerade voll dabei, den bestaussehenden Typen überhaupt abzubekommen! Du hattest noch nie einen und nu fängst du gleich so an, mit DEM! Das kapier ich nicht! Naja, wenigstens eine von uns… Dann bleib ich eben mein Leben lang Single. Hauptsache, du hast deinen Spaß!“

„War ja klar, jetzt bist du sauer.“

„Hast Recht, ich bin neidisch.“

„Aber warum interessiert sich keiner für dich?“

„Ja genau!“, rief Elektra.

„Vielleicht solltest du mal deinen Bruder Katu fragen, der weiß doch alles!“

Elektra lachte. „Er ist zwar der schlauste, den ich kenne, aber das kann echt, aber wirklich keiner, KEINER beantworten!“

Mhaya schüttelte den Kopf. „Denk jetzt aber nicht, dass da schon was zwischen mir und Rey läuft! Da ist nichts, wird wahrscheinlich auch nie…“

„Ich hab sowas ja eh gar nicht verdient. Er wird mich sicher überhaupt niemals ansprechen oder wenigstens einmal im Leben ansehen. Ich bin halt Dreck. Etwas, was man gar nicht erst beachten sollte…“

„Denk doch nicht so negativ über dich, du bist kein Müll! Du wirst schon noch jemanden finden, der… dich mag.“

„Ich werd sicherlich nie so einen hübschen Kerl abkriegen!“

„Irgendwann kommt schon noch dein Traummann auf einem goldenen Drachen angeflogen…“

„JA! Goldene Drachen gibt’s ja auch so oft und Traummänner schon gar nicht! Tzz!“

Mhaya war langsam genervt von ihr. Es wurde mir zu unangenehm um weiter zuzuhören, wie sie sich über diesen einen angeblich total normalen Kerl stritten.

Ich flog wieder heraus. Natürlich wollte ich wissen, wie der Streit zwischen Rey und Zamura weiterging. Ich spürte ihn auf, aber er begab sich nicht zu dem Baum, in dem er vorher war, sondern zu seiner eigenen Bude. Dass, was ihn dort erwartete, war seine Freundin. Dort wartete Zamura schon auf ihn.

„Na, wie war es bei ihr? Hast bestimmt noch richtig mit der rumgemacht, mhm?“

Er verneinte es allerdings.

Zamura wollte ihn unbedingt ausquetschen. „Wo denn sonst?“

„Na, bei Ma… Ähm…“

„Ma? Mama? Bei deinen Eltern? Ach ja. Ich weiß ja nicht einmal, ob du überhaupt Eltern hast. Du lenkst immer vom Thema ab, wenn ich das anspreche.“

Rey betonte: „Ich will nicht darüber reden.“

Dann brüllte Zamura wieder zurück: „Aber ich bin doch deine Freundin, der du eigentlich alles erzählen kannst. Vielleicht hast du ja gar keine Verwandten mehr. Ich hab noch nie jemanden gesehen, der dieselbe Fellfarbe hat wie du. Du hast sicher nicht mal `ne Schwester oder so!”

„Das Ganze hab ich niemandem erzählt! Und werd es sicher nicht zuerst dir erzählen“, sagte er leise.

„Ach, klar, wem denn?“

„Soll es lieber gar keiner wissen!“

„Ok! Denn mach ich eben Schluss! Mit dir!“ Sie ging weg. „Ich hab ja zum Glück noch einen anderen. Der ist nicht so bescheuert wie du!“

Rey setzte sich aufgebracht auf sein Bett. Er sah dabei traurig aus, sicher nicht wegen der Trennung. Er dachte über seine Vergangenheit nach. Wie gerne hätte ich sie an dem Zeitpunkt schon erfahren.

Mhaya ging gerade mit Elektra zu ihrer Behausung. Diese sollte das Kleine kennenlernen, denn schließlich musste sie darauf aufpassen, wenn Mhaya mal auf Jagd gehen musste.

„Oh, Gott, ist der süß! Kann ich ihn streicheln? Ist er zahm?“

„Ne, bei dir natürlich nicht! Quatsch, mach ruhig!“

Mhaya hatte ihm schon einen Namen gegeben. Er hieß von nun an Kóyo.

„Willst du den jetzt ernsthaft behalten? Wie verrückt ist das denn?“

„Ich kann ihn doch nicht verhungern lassen oder den Jägern überlassen.“

Ich ließ Mhaya nicht alleine, als sie in den Wald ging.

„Wie denkst du dir das eigentlich?“, fragte sich Mhaya. „Ähm, also ich such mir jetzt so einen dummen dicken Vogel und leine ihn an? Geht der dann überhaupt ganz ruhig und fröhlich mit mir mit?“ Sie erschrak. „Was war das? Werd ich schon wieder verfolgt?“ Sie schaute hoch und erblickte mich auf einem Ast. „Oh. Ach, ja, Piku, der verfolgt mich immer.“

Irgendwann begegneten wir einem ungewöhnlichen, kleinen Lebewesen.

„Hey, was ist das für ein Vieh? Ein Wurm? Eine Larve? Ein Fisch? Ein Baby? Oder überhaupt ein Monster? Eine Pflanze? Albino? Eine neue Spezies? Ein Pilz?“ Sie kam näher. „Ach, du scheiße! Ne, was ganz anderes!“

Das Vieh sah fast aus, wie ein hässlicher, fetter Wurm. Sein riesiger Kopf hatte keine Augen, nur seltsame, grüne Leuchten.

Das eklige Ding kroch in die Richtung einer kleinen Klippe. Dort fiel es herunter und robbte sich in eine Höhle, die sich am Fuße dieses Abhanges befand.

„Alter, den muss ich mir ansehen!“, sagte Mhaya. „Die Chance muss ich nutzen. Vielleicht kann ich den mitnehmen? Fragt sich nur, wie ich da runter komme…“