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Chris Karlden

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Beschreibung

Nur er kennt die Wahrheit. Hinter verschlossenen Türen haben sie grausame Dinge getan. Und es ist seine Aufgabe, sie zur Rechenschaft zu ziehen. Ein nächtlicher Überfall. Der Täter foltert ein altes Ehepaar auf entsetzliche Weise. Schließlich brandmarkt er beide mit einem Pentagramm und schneidet ihnen die Kehlen durch. Die Überwachungskamera zeigt eine Person mit Teufelsmaske. Dahinter vermutet das Team um die Kommissare Bogner und Speer zunächst einen Satanisten. Als jedoch ein weiterer bestialischer Mord geschieht, beginnt diese Theorie zu bröckeln. Eine alte Videokassette deutet auf ein tief in der Vergangenheit verwurzeltes Motiv. Um die stockenden Ermittlungen voranzubringen, verfolgt Oberkommissarin Tina Jeschke einen eigenen Ansatz, ohne zu ahnen, in welche Gefahr sie sich begibt. Inmitten der sich plötzlich überschlagenden Ereignisse sieht sich Speer dem Angriff eines unbekannten Gegners ausgesetzt und erkennt zu spät: Nicht nur er allein ist in dessen Visier geraten.

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DER FINSTERMANN

THRILLER

CHRIS KARLDEN

INHALT

Über den Autor

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

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Nachwort

Weitere Bücher

Psychothriller

Vertrau Dir (Nicht)

Unvergolten

Der Todesprophet

IMPRESSUM

Der Finstermann

Copyright © 2023 by Chris Karlden

Alle Rechte vorbehalten

Chris Karlden

c/o COCENTER

Koppoldstr. 1

86551 Aichach

E-Mail: [email protected]

https://chriskarlden.de

Umschlaggestaltung: Artwize, https://cover.artwize.de/

Lektorat: Philip Anton

Erweitertes Korrektorat: Heidemarie Rabe

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jedwede Verwendung des Werkes darf nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors erfolgen. Dies betrifft insbesondere die Vervielfältigung, Verbreitung und Übersetzung. Dies ist ein fiktiver Roman. Die Figuren und Ereignisse darin sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, lebend oder tot, wäre zufällig und nicht beabsichtigt.

ÜBER DAS BUCH

Nur er kennt die Wahrheit. Hinter verschlossenen Türen haben sie grausame Dinge getan. Und es ist seine Aufgabe, sie zur Rechenschaft zu ziehen.

Ein nächtlicher Überfall. Der Täter foltert ein altes Ehepaar auf entsetzliche Weise. Schließlich brandmarkt er beide mit einem Pentagramm und schneidet ihnen die Kehlen durch. Die Überwachungskamera zeigt eine Person mit Teufelsmaske. Dahinter vermutet das Team um die Kommissare Bogner und Speer zunächst einen Satanisten. Als jedoch ein weiterer bestialischer Mord geschieht, beginnt diese Theorie zu bröckeln. Eine alte Videokassette deutet auf ein tief in der Vergangenheit verwurzeltes Motiv. Um die stockenden Ermittlungen voranzubringen, verfolgt Oberkommissarin Tina Jeschke einen eigenen Ansatz, ohne zu ahnen, in welche Gefahr sie sich begibt. Inmitten der sich plötzlich überschlagenden Ereignisse sieht sich Speer dem Angriff eines unbekannten Gegners ausgesetzt und erkennt zu spät: Nicht nur er allein ist in dessen Visier geraten.

ÜBER DEN AUTOR

Chris Karlden, geb. 1971, studierte Rechtswissenschaften. Seine Bücher steigen regelmäßig auf Spitzenpositionen in den Bestsellerlisten und begeistern Hundertausende LeserInnen. Insbesondere seine Thriller-Reihe um die Kommissare Adrian Speer und Robert Bogner erfreut sich einer immer größer werdenden Anhängerschaft. Chris Karlden widmet sich beruflich mittlerweile ausschließlich dem Schreiben von Spannungsromanen. Seine LeserInnen hält er auf Facebook und mit seinem Newsletter auf dem Laufenden.

Um kein neues Buch des Autors zu verpassen, empfiehlt es sich, seinen kostenlosen Newsletter unter www.chriskarlden.de/newsletter zu abonnieren.

Für alle, die viel zu früh von uns gegangen sind.

1

Sonntagnacht

Heinrich Bartel saß am Steuer seines Mercedes und fuhr gemeinsam mit seiner Frau Elvira langsam auf ihre Villa zu. Seit sie in die Allee eingebogen waren, die vorwiegend von Gebäuden im Jugendstil gesäumt wurde, hatte kein anderes Fahrzeug ihren Weg gekreuzt. Bartel hatte von seinen Eltern ein Vermögen geerbt. Als versierter Rechtsanwalt und mittels seiner Kapitalanlagen war es ihm gelungen, seinen Reichtum auszubauen. Er hoffte, trotz ihres fortgeschrittenen Alters mit seiner Frau noch einige schöne Jahre erleben zu dürfen.

Schweigend genossen die Eheleute die sanften Klänge der klassischen Musik auf den letzten Metern ihrer Heimfahrt. In Gedanken war Heinrich noch immer in der Oper Unter den Linden. Er hatte schon bessere Aufführungen erlebt als die des heutigen Abends. Vor allem der Tenor, der einen erstklassigen internationalen Ruf besaß, hatte ihn enttäuscht. Insgesamt hatte das Ensemble aber eine passable Vorstellung geboten.

Vor dem Einfahrtstor, das zu ihrem Anwesen führte, stoppte Heinrich den Wagen und betätigte die Fernbedienung. Das Tor schwenkte auf und er ließ seinen Wagen über die gepflasterte Zufahrt auf das sich öffnende Garagentor zurollen.

* * *

Er saß auf einem Klapphocker auf der Transportfläche seines Lieferwagens. Seit Stunden beobachtete er durch einen Spalt im Vorhang, der den hinteren Teil des Wagens zum Fahrerhaus abtrennte, das etwa dreißig Meter entfernte und quer gegenüberliegende Anwesen.

Der schwarze Mercedes war dort vor vier Stunden im Hellen weggefahren. Sie hatten beide im Wagen gesessen.

Er hatte seinen Transporter am frühen Abend seitlich neben den Sträuchern auf dem kleinen Parkplatz einer öffentlichen Grünanlage platziert, überschattet von einem Laubbaum und ein paar Meter von der Straße zurückgesetzt. Für Vorbeifahrende und Anwohner war sein Wagen so kaum wahrnehmbar und mittlerweile war es stockfinster. Die dichte Wolkendecke schluckte das Licht des Mondes und der Sterne.

Schon lange hatte eine tiefe innere Leere von ihm Besitz ergriffen. Er fühlte nichts mehr. Und das war nun gut, denn es würde ihm ermöglichen, ab jetzt das zu tun, was nötig war. Er würde Grausamkeiten verüben, die ihn früher mit tiefer Abscheu erfüllt hätten und zu denen er niemals im Stande gewesen wäre.

Während er auf ihre Rückkehr wartete, war er seinen umfänglichen Plan immer wieder durchgegangen. Er hatte sich dabei wiederholt vor Augen geführt, dass er das einzig Richtige tat. Es gab kein Zurück mehr.

Er würde sie alle töten, einen nach dem anderen. Ihnen keinen gnädigen Tod bereiten. Sie sollten leiden. Er setzte seiner Fantasie keine Grenzen, auf welche Weise er das bewerkstelligen würde.

Erst vor wenigen Wochen hatte er erfahren, was diese Leute getan hatten. Seine Trauer hatte sich mit der Zeit in Wut und sein Selbstmitleid in Entschlossenheit verwandelt.

Zunächst hatte er viel darüber nachgedacht, mit sich gehadert, doch immer war er zu dem gleichen Ergebnis gelangt. Niemand sonst würde für Gerechtigkeit sorgen.

Ein Wagen, der sich dem Anwesen langsam näherte, riss ihn aus seinen Gedanken.

Es war der Mercedes. Die Stunden, die er auf ihre Rückkehr gewartet hatte, erschienen ihm rückblickend wie Minuten.

Er zog den Vorhang vorsichtig beiseite und sah sich um. Kein Fußgänger war zu sehen. Hinter den Fenstern der umliegenden Häuser, von denen man auf die Straße blicken konnte, brannte kein Licht mehr oder die Rollläden waren heruntergelassen. Im Vorfeld hatte er die Gegend auf Überwachungskameras überprüft, die auch die Straße im Bild haben konnten, hatte aber nichts dergleichen entdeckt, außer an der Außenwand der Villa, die er gleich betreten würde. Aber damit kam er klar.

Jeden Handgriff war er Hunderte Male im Kopf durchgegangen. Nichts sollte dem Zufall überlassen bleiben. Wie mechanisch schulterte er nun seinen Rucksack mit dem Werkzeug und stülpte die mitgebrachte Maske über seinen Kopf, die ihn als Satan erscheinen ließ.

Um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, benutzte er Einweghandschuhe. Durch die Hecktür des Transporters stieg er nun aus und drückte diese mit einem leisen Knacken wieder ins Schloss.

Nachdem er sich auch vorne an der Straße vergewissert hatte, dass kein Passant unterwegs war, huschte er über die Straße und bewegte sich schnell, aber nicht hastig auf das Einfahrtstor zu, das sich inzwischen ganz geöffnet hatte. Der Mercedes fuhr an und er schlüpfte wenige Meter dahinter auf das Grundstück.

Im Schutz des seitlichen Stahlzaunes, in den ein dunkler Sichtschutz eingewebt war, schlich er hinter dem Wagen her bis zu der hell erleuchteten Garage. Dort stellte er sich außen neben das Tor und holte mit schnellem Griff seine Pistole aus dem Rucksack.

Nichts deutete darauf hin, dass die Eheleute ihn bemerkt hatten. Das Garagentor ruckte und rollte nach unten. Wenige Augenblicke später schlüpfte er hinein. Die Insassen des Autos stiegen gerade aus. Die Frau erblickte ihn zuerst, der Mann einen Moment später. Beide starrten sie ihn für lange zwei Sekunden nur stumm an. Ihr Mienenspiel blieb regungslos. Schon bald würde sich das ändern.

Der Mann fand als Erster seine Stimme wieder. »Wer sind Sie?«, herrschte er ihn an und warf die Fahrertür mit Wucht zu.

»Das siehst du doch. Ich bin der Teufel«, gab er lapidar zurück.

Der Mann lachte auf. »Wohl kaum. Und jetzt hauen Sie ab! Sie glauben vielleicht zu wissen, wer wir sind. Aber tatsächlich haben Sie nicht die geringste Ahnung.«

»Was wollen Sie von uns?«, mischte sich die Frau ein.

»Später«, antwortete er knapp und richtete seine Pistole auf den Mann. »Jetzt gehen wir gemeinsam rein. Ich werde euch Fragen stellen und ihr werdet sie beantworten.«

»Was haben Sie mit uns vor?«, fragte die Frau. Trotz der bedrohlichen Situation war ihre Stimme fest.

Der Maskierte entgegnete höhnisch: »Wartet es ab. Das Spiel, das der Teufel gleich mit euch treibt, wird euch bestimmt gefallen.«

»Was soll das Gerede? Woher wollen Sie wissen, was uns gefällt?«, schrie Heinrich Bartel und rang nun doch um Fassung.

Der Mann mit der Teufelsmaske wiegte den Kopf hin und her. »Ich weiß, wie ihr beide tickt.«

Er deutete mit der Pistole zur Tür. »Auf geht‘s. Rein da! Meine Geduld mit euch ist nicht grenzenlos.«

Widerwillig drehte sich Heinrich Bartel um und öffnete die Stahltür, die die Garage mit dem Haus verband.

Im Wohnzimmer nahm der Maskierte zwei Stricke aus seinem Rucksack und warf sie dem Mann vor die Füße. Mit der Waffe zeigte er auf die Frau. »Du legst dich mit dem Bauch auf den Boden und dein Mann fesselt dich an den Fuß- und Handgelenken.«

Heinrich Bartel bekam einen hochroten Kopf und machte einen Schritt auf den Eindringling zu. Seine Frau hielt ihn am Arm zurück. »Wir tun, was er verlangt«, sagte sie und legte sich auf den Boden.

»Das wirst du bereuen«, zeterte Bartel und durchbohrte den Fremden mit einem zornigen Blick. Dann fesselte er seine Gattin.

Als er fertig war und auf dem Boden kniete, marschierte der Maskierte auf ihn zu und trat ihm ins Gesicht, sodass der alte Mann nach hinten kippte und neben seiner Frau liegen blieb. Seine Augenbraue war bei der Attacke aufgeplatzt und Blut spritzte über den hellen Marmorfußboden.

Der Angreifer schleifte den Hausherrn über den glatten Boden zu einem Heizkörper und fesselte ihn mit einer Handschelle an das Leitungsrohr. Um die Fußgelenke des Alten schlang er einen Kabelbinder und ließ ihn einrasten. Anschließend ging er zu den bodentiefen Fenstern und der Glastür, die auf die Terrasse führte, und zog die Vorhänge zu. Zwar war das Wohnzimmer nur vom Garten aus einsehbar, dennoch verlieh es ihm ein besseres Gefühl, nun garantiert unbeobachtet zu sein.

Der Mann, der wieder zu sich gekommen war, knurrte vor Wut und riss an der Fessel. Das solide Heizkörperrohr wackelte allenfalls ein wenig.

Die Frau verharrte still und bäuchlings auf dem Boden.

Der Fremde zückte zwei Mundknebel aus seinem Rucksack. Es handelte sich um rote Bälle aus Silikon mit je zwei Riemen und Schnallenverschluss, die er online gekauft hatte.

»Wir sind nicht so dumm und schreien um Hilfe«, fuhr ihn der Mann harsch an, als er der Frau den Ball in den Mund drückte und die Haltevorrichtung hinter dem Kopf festzog.

Er wiederholte den Vorgang bei ihrem Gatten. Der wehrte sich, schüttelte den Kopf. Doch als er dessen Schädel an den Haaren in den Nacken riss und den Ball so sehr gegen die Zähne des Mannes drückte, dass sie zu brechen drohten, gab dieser nach und öffnete Mund.

Er erhob sich und stellte sich vor den Herrn des Hauses, dessen Augen vor Zorn funkelten. Angst konnte er darin immer noch nicht erkennen.

»Ihr werdet schreien, so viel steht fest. Denn ich bin nicht hier, um etwas zu stehlen. Ich bin hier, um euch Schmerzen zuzufügen.«

Mit diesen Worten begab er sich zurück in die Garage. Dort nahm er seine Maske ab. Er hatte sie zu Hause, um sich daran zu gewöhnen, über viele Stunden getragen. Sie war leicht und bestand aus einem hochwertigen atmungsaktiven Material, sodass er darunter nicht sonderlich schwitzte. Dennoch war es ohne sie angenehmer.

Er betrachtete die Tafel hinter der Werkbank, an der hilfreiche Utensilien hingen. Eine Bohrmaschine, eine Fuchssäge, Zangen und vieles mehr. Er entschied sich für einen schweren Hammer und eine akkubetriebene Säbelsäge. Das Brandeisen, den Bunsenbrenner und das Jagdmesser in seinem Rucksack würde er ebenfalls noch brauchen. Aber der mitgebrachte Teleskopschlagstock konnte verstaut und sauber bleiben. Er zog die Maske wieder über und nahm Hammer und Säbelsäge von der Wand.

Als seine Gastgeber die Werkzeuge sahen, meinte er nun doch endlich eine Reaktion in ihren Gesichtern zu sehen.

Er schaltete die Stereoanlage ein, die auf einem Schränkchen stand, und setzte die Nadel auf die Vinylscheibe, die auf dem Plattenteller lag.

Ein Violinkonzert erfüllte den Raum. Er drehte die Musik lauter und überlegte, wen von den beiden er sich zuerst vornehmen sollte. Er hatte Zeit, bis der Morgen nahte, und er würde die Stunden nutzen. Er ließ den Hammer ein paar Mal in seine Handfläche fallen, sodass ein klatschendes Geräusch zu vernehmen war. Dann tänzelte er auf die Frau zu.

2

Montag

Normalerweise warf der Wecker Robert Bogner in der Woche um sechs Uhr aus dem Bett. Doch heute hatte er sich freigenommen, um den Tag mit seiner Frau zu verbringen.

Der Wetterdienst hatte viel Sonne bei fünfundzwanzig Grad Celsius angekündigt. Eine für Mitte Juli noch moderate Temperatur, wie Bogner fand.

Laura und er wollten heute ins Grüne fahren, um auf schattigen Waldwegen eine Wanderung zu unternehmen.

Da sie beide etwas aus der Übung gekommen waren, hatten sie einen Rundweg mit weniger als zehn Kilometern ausgesucht. Diese nicht so lange Strecke bot zudem den Vorteil, dass sie im Anschluss an diese Tour noch rechtzeitig zu einem späten Mittagessen in einem Restaurant einkehren konnten.

Auf dem Rückweg würden sie bei ihrer Lieblingsbäckerei vorbeischauen und abends draußen grillen und Wein trinken. Er wollte die Zeit allein mit seiner Frau genießen, da er dazu viel zu selten Gelegenheit bekam.

Wenn sie aber heute Abend wider Erwarten Lust auf Gesellschaft hätten, konnten sie spontan ein paar Freunde aus der Nachbarschaft einladen.

Sie waren erst gegen acht Uhr aufgestanden und hatten gemeinsam den Frühstückstisch gedeckt. Bogner war kurz zum Bäcker gelaufen und nahm nun seinen ersten Schluck Kaffee und biss in ein herrlich frisches Brötchen, das er mit Butter und Erdbeermarmelade bestrichen hatte.

Er betrachtete gedankenversunken seine Frau, die auf ihrem Handy herumtippte. Ihr Mienenspiel verriet ihm, dass sie sich in einem Chat befand.

»Mit wem schreibst du denn?«, erkundigte er sich schließlich doch.

»Mit unserer Tochter. Sie hat heute erst um elf Uhr Vorlesung und ist gerade erst aufgewacht.«

»Ihr zwei könntet diese Woche mal zusammen essen gehen«, schlug Bogner vor.

Laura seufzte. »Julia hat keine Zeit. Sie muss für Klausuren lernen und schreibt an einer Hausarbeit.«

»Marius hat sicher auch seinen Anteil daran, dass ihr Tag so ausgefüllt ist«, sagte Bogner und lächelte.

Laura nickte wissend. »Die erste gemeinsame Wohnung. Da geht man lieber zusammen Deko und Möbel kaufen oder kocht zusammen.«

»Ich koche noch heute gerne mit dir«, gab Bogner sich charmant.

»Du meinst wohl, du trinkst gerne Wein, während du mir beim Kochen zuschaust«, verbesserte sie.

»Ich bewundere eben gern deine Kochfähigkeiten. Und das ist auch ein Beitrag zu einem perfekten Ergebnis.«

»Wie kommst du denn darauf? Meinst du, ich koche schlechter, wenn ich alleine in der Küche bin?«, spielte Laura die Empörte.

Bogner zuckte mir den Schultern und grinste. »Fußballer spielen auch besser, wenn im Stadion Fans sind.«

Laura musste nun doch lachen. »Ich glaube, der Vergleich hinkt.«

»Sei wenigstens froh, dass ich mich in der Küche mit einem Gläschen Wein in der Hand kleinmache und nicht im Weg herumstehe.«

Laura goss ihnen Kaffee nach. Trotz der Albereien wirkte sie ein wenig bedrückt. Bogner nahm diesen Zustand bei ihr wahr, seit ihre Tochter Julia vor drei Wochen zu ihrem Freund gezogen war. Zum ersten Mal hatte einer von Julias Verehrern bei Bogner keine negativen Gefühle ausgelöst, sondern war ihm fast zu seiner eigenen Verwunderung regelrecht sympathisch. Der junge Mann hatte sein Jurastudium bereits mit einem guten ersten Examen abgeschlossen und befand sich nun im Referendariat.

Gleichwohl konnte Bogner nachfühlen, was in seiner Frau vorging. Ihr Kind war nun erwachsen und ging seine eigenen Wege. Einundzwanzig Jahre hatten Laura und er in familiärer Umgebung für Julias Wohlergehen gesorgt.

Nun, da sie beide knapp vor dem fünfzigsten Geburtstag standen, begann plötzlich ein neuer Lebensabschnitt. Mit mehr Zeit zu zweit, aber auch mit der Herausforderung, diese sinnvoll auszufüllen.

Im Haus schien es plötzlich sehr ruhig und Laura beklagte sich darüber, insbesondere am Abend einsam zu sein, während er wie so oft Überstunden schob, um seinem Job als Leiter der achten Mordkommission gerecht zu werden.

»Was hältst du von einem Sommerurlaub zu zweit auf den Kanaren. Wir suchen uns ein 5-Sterne-Hotel und genießen für zwei Wochen Luxus pur?«, durchbrach Bogner den kurzen Moment des Schweigens, um Laura auf andere Gedanken zu bringen.

Laura erwachte aus ihrer Melancholie. »Es ist Jahre her, dass wir im Urlaub waren. Warum sollte es diesmal so einfach funktionieren?«

»Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg«, ließ Bogner keine Zweifel aufkommen. »Auf welche der Inseln würdest du am liebsten?«

So ganz konnte er Laura mit seinem Elan nicht anstecken. »Da müsste ich erst mal recherchieren. Ich habe vor ein paar Tagen einen Bericht über Teneriffa gesehen. Dort ist es sehr schön. Es gibt tolle Strände, aber auch abwechslungsreiche Landschaften und wunderbare Wanderwege.«

Na also. Bogner nippte lächelnd an seiner Kaffeetasse.

Das Klingeln seines Diensthandys auf dem Sideboard im Flur ertönte und riss beide aus ihren Urlaubsträumereien.

Laura zog eine Augenbraue hoch.

»Was ist denn?«, fragte er.

»Ich zähle die Sekunden, bis du aufstehst und rangehst.«

»Du weißt doch, dass ich rangehen muss«, erinnerte Bogner sie und presste die Lippen zusammen. »Es könnte wichtig sein.«

»Ist es das nicht immer?«, erwiderte Laura mit einem desillusionierten Gesichtsausdruck und einem Tonfall, der ihre dunkle Vorahnung zum Ausdruck brachte.

Er seufzte und erhob sich, beugte sich zu Laura hinunter und küsste sie. Sie legte ihre Hand auf seine, die auf ihrer Schulter ruhte. Das Telefon hörte nicht auf zu klingeln. Bogner löste sich sanft von ihr, ging in den Flur und nahm das Gespräch entgegen.

»Endlich«, hörte er Fernanda Gomez‘ kratzige Stimme.

»Ich habe mir heute ...«

»... freigenommen«, unterbrach sie ihn. »Ich weiß. Leider hat der Täter, der gestern Nacht ein altes Ehepaar ermordet hat, das nicht gewusst. Andernfalls hätte er bestimmt einen Tag länger gewartet.«

So viel Wortwitz hätte er der Chefin gar nicht zugetraut.

»Urlaub auf den Kanaren, dass ich nicht lache«, hörte er Laura aus der Küche rufen. Bogner schob angespannt den Unterkiefer vor und konzentrierte sich wieder auf das Telefonat.

»Und Sie ordnen die Ermittlungen in dem Fall klar der Zuständigkeit der Achten ein?«

»Glasklar«, entgegnete Gomez trocken. »Der Täter hat die Opfer abgeschlachtet.«

Vor einigen Jahren war in Berlin eine achte Mordkommission mit der Spezialzuständigkeit für besonders schwere Gewaltverbrechen und ungelöste Fälle eingerichtet worden. Robert Bogner hatte man mit der Leitung betraut und ihm Adrian Speer, einen Drogenfahnder, der zur Mordkommission gewechselt war, zur Seite gestellt.

Bogners offene und hitzköpfige Art war auf Speers Verschlossenheit und Besonnenheit gestoßen. So hatte es etwas gedauert, bis sie miteinander warm geworden waren. Aber mittlerweile waren sie ein eingespieltes Team und ergänzten sich gut bei ihren Ermittlungen.

Ihre bemerkenswerte Aufklärungsquote verdankte man aber auch Tina Jeschke, einem weiteren Mitglied der Achten, ihres Zeichens Computerspezialistin. Zu guter Letzt war ihre Einheit noch durch Cornelius Lander verstärkt worden, den es aus privaten Gründen nach Berlin verschlagen hatte. Lander hatte zuvor in Hamburg sieben Jahre in der Abteilung für Tötungsdelikte gearbeitet und danach eine fünfjährige Sonderausbildung zum Profiler absolviert. Inzwischen war er seit einem Jahr in Berlin in Bogners achter Mordkommission tätig.

Als Lander zu ihnen stieß, war es sein ausdrücklicher Wunsch gewesen, der reinen Aktenarbeit, welche die Fallanalyse, das sogenannte Profiling, mit sich brachte, den Rücken zu kehren. Er wollte unbedingt in den Außendienst. Doch nachdem einer ihrer jüngsten Fälle, an dessen Lösung er maßgeblich beteiligt war, ihn persönlich schwer getroffen hatte, war er zurückgerudert und wollte möglichst nur noch vor Ort ermitteln, wenn Not am Mann war.

Die Leiterin der Mordkommission Fernanda Gomez entsprach seinem Wunsch und versetzte ihn zu Tina Jeschke in den Dienst am Schreibtisch. Seine vornehmliche Aufgabe bestand nun darin, sie bei der Hintergrundrecherche mit seinen erlernten Profilingtechniken zu unterstützen.

»Wollen Sie von Anfang an dabei sein oder soll Speer Sie morgen auf den Stand der Dinge bringen? Sie wissen, ein mündlicher Bericht und Fotos ersetzen niemals eine persönliche Inaugenscheinnahme des Tatortes. Für meinen Geschmack wäre das wie aufgebrühter Kaffee.«

Bogner wusste, dass sie damit mehr als richtiglag. »Sie können aufhören. Sie haben mich am Haken. Ist Speer schon am Tatort?«

»Die Meldung kam erst vor einer halben Stunde rein. Er ist unterwegs dorthin.«

»Verraten Sie mir bitte noch die Adresse.« Schon halb in Gedanken bei dem Gespräch, das ihm mit Laura bevorstand, notierte er sich die Anschrift.

»Was genau ist passiert?«

»Wie schon gesagt. Zwei Tote. Ein altes Ehepaar. Lassen Sie sich überraschen«, gab Gomez sich nun kurz angebunden und legte auf.

Als Bogner zurück in die Küche kam und den Mund öffnete, um einen Erklärungsversuch zu starten, hob Laura nur den Arm und gebot ihm mit der flachen Hand Einhalt. »Sag bitte nichts! Ich weiß ja sowieso, was kommt.«

Er senkte betreten den Kopf. »Es tut mir leid. Ich bin auch enttäuscht.«

»Aber nicht so wie ich«. Sie hatte Tränen in den Augen. »Ich habe mich so auf den Tag gefreut.«

Sie warf das Geschirrtuch auf die Arbeitsfläche und lief an ihm vorbei nach oben. Die Schlafzimmertür flog krachend zu.

Bogner schaute ihr noch einen Moment nach, dann griff er nach den Wagenschlüsseln, die in einer Holzschüssel auf dem Sideboard im Flur lagen. »Was für ein grandioser Urlaubstag«, fluchte er und verließ das Haus.

3

Adrian Speer zog die Überzieher für die Schuhe aus, trat über die Schwelle der Haustür ins Freie und atmete durch. Nach dem entsetzlichen Anblick, der sich ihm im Wohnzimmer der Villa geboten hatte, war die frische Morgenluft wie Balsam. Er hatte schon viel gesehen, aber diese grausam verstümmelten Opfer übertrafen das meiste davon bei Weitem. Kein Wunder, dass Gomez nicht gezögert hatte, ihnen den Fall zuzuteilen.

Die Beamten der Spurensicherung waren geschäftig drinnen und draußen bei der Arbeit. Vor dem Grundstück scharten sich wie üblich einige Schaulustige. Darunter waren auch schon die ersten Presseleute, die ihre Fotos schossen.

Der Wagen von Dr. Eisenbeiß, seines Zeichens Chef der Gerichtsmedizin an der Charité und Professor für forensische Pathologie und Toxikologie an der Universitätsklinik Berlin, fuhr in die offen stehende Einfahrt. Fast hätte sich ein Schmunzeln auf Speers Lippen geschlichen: Derart zugerichtete und derart prestigeträchtige Mordopfer überließ der Herr Professor nicht seinen Untergebenen. Kurz darauf stieg Eisenbeiß aus und eilte mit seinem Arbeitskoffer auf ihn zu.

Seit Speer ihn vor sechs Jahren zum ersten Mal gesehen hatte, schien er sich kaum verändert zu haben. Schlohweißes Haar, eckige Brille, glattrasiert, dunkelblauer Anzug, rote Krawatte und ein weißes Hemd.

Der Doc, wie sein Spitzname lautete, grüßte Speer mit einem Kopfnicken. Speer erwiderte die Geste.

Als ein weiterer Wagen mit quietschenden Bremsen vor der Einfahrt hielt, wandten sich beide um.

»Bogner hat heute eigentlich frei«, stellte Speer fest, als der Doc ihn mit fragendem Blick ansah.

»Wie auch immer. Ich gehe schon mal rein«, sagte dieser und verschwand im Haus.

»Ist das dein neues Dienstoutfit?

---ENDE DER LESEPROBE---