Der geblümte Hund und andere Tiere - Klaus Möckel - E-Book

Der geblümte Hund und andere Tiere E-Book

Klaus Möckel

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Beschreibung

"Im Waldsee war ein Haubentaucher/ ein ausgemachter Kettenraucher./ Statt frischen Fisch herbeizuschaffen,/ sah man im Schilf ihn Kolben paffen." So beginnt eins der Gedichte, die, vermischt mit lustigen Geschichten, in diesem Band vereint sind. Da wohnen Mäuse in einem Kanister, Hühner legen Eier in den Fluss, und ein Löwe hat einen Sonnenbrand. In den Märchen und Geschichten bewacht ein Hund mit Blumen im Fell ein Puddingfeld, der Sohn des gestiefelten Katers legt sich, genau wie sein Vater, mit einem bösen Zauberer an, ein Känguru wünscht sich einen neuen Beutel und wird von einem Betrüger hereingelegt, eine Schildkröte reist in die Stadt, um Reisbrei für ein Fest zu kaufen. Doch der Leser bekommt es mit noch anderen Themen zu tun. Eine Hundeelf muss einen Torwart finden, aber nur eine Katze bietet sich an, ein Mann wird vorgestellt, der fünf Daumen an jeder Hand hat, der Große Popanz regiert im Tal der Porinden, wo Berge und Bäume krumm sind, und Kinder unternehmen eine Fahrt zu den Sternen. Diese Sammlung ist voll prallen Lebens, ein bunter Strauß phantasievoller und abenteuerlicher Begebenheiten. INHALT: er geblümte Hund Das Känguru und der Beutelschneider Kanister, Kanaster Der Haubentaucher Hühnerballade Kleines Lied Vor dem Einschlafen Lied zur Nacht Der Sohn des Gestiefelten Katers Johanna, die Schildkröte Die Hunde-Elf Auf seinem Baum sitzt Meister Zäpfel Der Daumenpflaumenmann Die Schatzgräber Rätsel Winter und Sonne Fahrtgedicht Dani Das Märchen von den Porinden Die Weltraumfahrt Im Nebel Das Mikroskop Lied vom Roboter Schrauberus

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Impressum

Klaus Möckel

Der geblümte Hund und andere Tiere

Lustige Geschichten für kleine Leute

ISBN 978-3-86394-176-5 (E-Book)

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

© 2012 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Alte Dorfstraße 2 b 19065 Godern Tel.: 03860-505 788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de

Der geblümte Hund

Thomas saß bei den Erlenbüschen hinterm Dorf, als unvermutet der geblümte Hund auftauchte. Der Junge war nicht gerade guter Laune. Vor einer Stunde noch hatte er sich über die kleine Schwester lustig gemacht, weil sie wieder einmal eine ihrer Lügengeschichten erzählte. Von einem fliegenden Apfelkuchen und einem Ferkel auf Rädern. Was Iris doch so alles zusammenspann. Und das Schönste war, sie behauptete, diese Dinge wirklich gesehen zu haben. Manchmal kam es Thomas vor, als glaubte sie im Ernst daran. Da blieb ihm nichts anderes übrig - er musste sie einfach verspotten.

Er selbst hatte nichts mit Märchen im Sinn, war für Autos, Computer und Fußball. Doch kaum war die Schwester zu den Großeltern gefahren, fehlte sie ihm schon. Obwohl er sich das nicht eingestehen wollte.

"Ich bin froh, dass die Schwindelsuse mal für ein paar Tage weg ist", brummte er vor sich hin, war aber wider Willen unzufrieden.

Und plötzlich kam dieser Hund über die Wiese.

Sein Fell war tatsächlich weder schwarz, noch weiß, noch braun, sondern voller bunter Blumen. Rote Nelken, gelbe Tulpen, lila Stiefmütterchen, Rosen in allen Farben. Thomas war platt, so was hatte er noch nicht gesehen.

Der Hund kam heran und blieb stehen.

"Was starrst du mich so an?", fragte er.

"Ich ... ich bin überrascht."

"Hast du noch nie einen Hund gesehen?"

"Natürlich", stotterte Thomas, "aber noch nie einen mit Blumen auf dem Fell. Hat man dich bemalt?"

"Bist du verrückt? Das ist Natur. Willst du anfassen?"

Thomas streckte vorsichtig die Hand aus, strich ihm übers Fell. Die Blumen fühlten sich echt an.

"Unglaublich", sagte er.

"Was heißt hier unglaublich? Und dass ich spreche, wundert dich wohl gar nicht?"

Erst jetzt wurde Thomas bewusst, dass er sich mit dem Hund unterhielt wie mit einem Menschen. Wie mit Vater, Mutter oder seinem Freund Bernd.

"Das ist genauso unglaublich", gab er zu.

"Liegt alles in der Familie", sagte der Hund lässig. "Meine Vorfahren waren Artisten. Sie sind im Zirkus aufgetreten."

"Und was machst du?"

"Ich bewache das Puddingfeld. Bin hinter den Puddingdieben her. Aber ich hab ihre Spur verloren." Der Hund setzte sich missmutig ins Gras.

"Das Puddingfeld??"

"Ich kann dir das jetzt nicht erklären. Wie heißt du eigentlich?"

"Thomas", sagte Thomas.

"Ich bin Wuffwoffmichel. Aber du kannst Wuff zu mir sagen. Oder Woff. Das ist beides einfacher."

Sie schwiegen einen Augenblick. Thomas konnte nicht so schnell verdauen, was er sah und hörte.

Nach einer Weile fragte Wuff:

"Du hast nicht zufällig einen Knochen dabei?"

"N-nein. Leider."

"Na ja. Hätte man ja auch gerochen ... Aber vielleicht kannst du einen besorgen?"

"Ich weiß nicht. Möglicherweise aus der Küche."

"Es muss nicht umsonst sein", sagte der Hund eifrig. "Du kriegst einen Pudding dafür. Einen Vanillepudding."

"Schoko wär mir lieber."

"Der ist noch nicht reif. Aber wir können uns ja mal umgucken. Es findet sich bestimmt was. Du holst den Knochen, und wir treffen uns hier wieder. Wie lange brauchst du?"

Thomas fühlte sich ein wenig überrumpelt, doch die Sache war zu ungewöhnlich, als dass er jetzt noch abgesprungen wäre. Er wollte wissen, wie es weiterging.

"Eine halbe Stunde", sagte er.

"Gut, abgemacht."

Der Junge rannte nach Hause, während Wuff sich erwartungsvoll ins Gras streckte.

Wenig später liefen sie an einem Graben entlang, krochen durch eine Hecke und wateten dann im Sumpf. Hier traute sich sonst niemand durch, aber Wuffwoffmichel wusste den Weg, ging auf sicherem Grund. Den schönen Kasslerknochen, den ihm Thomas mitgebracht hatte, trug er im Maul.

"Du könntest ihn ins Wasser fallen lassen", erklärte er.

Thomas hatte die Schuhe und Strümpfe ausgezogen, sie in die Hand genommen. Allerlei Insekten summten und brummten um ihn herum. Urplötzlich aber war der Sumpf zu Ende. Hinter einem Waldstreifen, von Gebüsch umrahmt, dehnte sich ein Feld. Auf hohen kräftigen Stängeln wuchsen unbekannte Blüten. Große Früchte hingen zur Erde.

"Du kannst die Schuhe wieder anziehen", sagte der Hund, wobei er die Worte am Knochen vorbei durch die Zähne quetschte, "wir sind da."

"Was sind das für sonderbare Pflanzen?"

Wuff bog mit der einen Vorderpfote einen Stängel herab und drückte mit der zweiten gegen die Frucht. Untertassengroß öffnete sich eine graue Kapsel. Ein kleiner Pudding kam zum Vorschein.

"Du kannst ja mal kosten", sagte der geblümte Hund.

Thomas nahm einen Finger voll Pudding in den Mund. Er schmeckte grießig und sauer.

"Der ist noch grün, muss wachsen und reifen", erklärte Wuff. "Ist sonst aber eine gute Sorte. Kirscharoma."

"Wem gehört denn das Feld?", fragte der Junge.

"Dem Bär, dem Fahrstuhl und mir."

Thomas wusste schon nicht mehr, worüber er noch alles staunen sollte. Er fragte nicht weiter.

"Der Bär ist nicht da. Zur Erntezeit verdrückt er sich. Komm trotzdem mit. Ich mach dich mit dem Fahrstuhl bekannt."

Sie gingen am Feld entlang zu einer kräftigen Buche. Zu Füßen des Baumes befand sich tatsächlich ein Lift. Das heißt, man sah ein Metallgehäuse, das drei bis vier Personen aufnehmen konnte. Stahlseile führten nach oben, über zwei Rollen hinweg, die an einem kräftigen Ast befestigt waren.

"Ich hab Besuch mitgebracht", sagte Wuff. "Das ist Thomas."

"Sehr erfreut. Felix, der Fahrstuhl", stellte sich mit knarrender Stimme der Lift vor. Dann wandte er sich an den Hund:

"Hast du die Diebe geschnappt?"

"Nichts zu machen. Sie verwischen ihre Spuren im Sumpf. Wenn der Bär nicht so ein Feigling wäre ..."

"Aber er ist fleißig, ein guter Händler und ein ausgezeichneter Mechaniker", verteidigte ihn der Fahrstuhl.

"Nimm du ihn nur wieder in Schutz."

Thomas, dessen technisches Interesse erwacht war, unterbrach ihren Streit.

"Funktionieren Sie denn noch?", fragte er höflich den Lift.

"Natürlich. Der Bär hat doch alles ordentlich installiert. Willst du's mal versuchen?"

"Sehr gern!"

Der Fahrstuhl öffnete sich, der Junge stieg ein, drückte auf die Taste "Vierter Ast", und hoch ging's. Von oben hatten sie eine herrliche Aussicht.

Der Fahrstuhl erzählte Thomas seine Geschichte. Nachdem er vierunddreißig Jahre lang treu in einem sechsstöckigen Haus auf und ab gefahren war, wurde er durch einen neuen Lift ersetzt und sollte in die Schrottpresse.

"Stell dir vor, ich hab mich immer nur in meinem engen Schacht bewegt, hätte nie was anderes zu sehen gekriegt, und dann so ein trauriges Ende. Aber Wuff und der Bär haben mich gerettet. Wir kannten uns, weil sie in meinem Haus Pudding verkauften. Sie haben mich auf einem Wagen hierher gebracht."

Als sie nach einer Weile wieder am Fuß des Baumes ankamen, hatte sich der Hund mit seinem Knochen in die Hütte nebenan zurückgezogen. Er knautschte darauf herum, nagte das Fleisch ab und man merkte, wie schwer es ihm fiel, sich loszureißen. Aber er hatte gegenüber Thomas ja noch ein Versprechen zu erfüllen.

"Na komm schon", sagte Wuffwoffmichel schließlich und schob den Kasslerknochen in die äußerste Ecke der Hütte, "such dir deinen Pudding aus. Kannst auch zwei haben oder drei, iss dich ruhig satt."

Sie gingen an der Bärenhöhle vorbei, die ein Stück abseits lag, zu den großen Lagerräumen. Dort standen, schön gekühlt und in Dutzenden von Schälchen, die bereits ausgereiften Portionen Pudding. Auch Rote Grütze und grüne Götterspeise wuchsen auf dem Feld.

Schokoladenpudding war tatsächlich noch nicht dabei, so musste sich Thomas mit Vanille und Orange begnügen. Dann schlug er sich noch mit Götterspeise den Bauch voll.

Kurz darauf kam der Bär nach Hause. Zu Thomas' Überraschung hatte er nichts an sich, was ihn von einem gewöhnlichen Petz unterschieden hätte. Er besaß ein ganz normales braunes Fell und einen schönen runden Hintern.

Es stimmte nicht, dass er sich, wie vom Hund behauptet, vor den Erntearbeiten gedrückt hatte - er war nur der Geschäfte wegen unterwegs gewesen. Schließlich musste der Pudding an den Mann gebracht werden, denn die drei lebten vom Erlös. Richtig war aber, dass der Bär eine panische Angst vor Spitzbuben hatte. Sobald welche auftauchten, nahm er Reißaus.

Wuffwoffmichel ärgerte das, und er verspottete den Petz.

In Wirklichkeit fürchtete der Bär sich freilich nur vor den Salmiakpistolen der Puddingdiebe. Vor einem Jahr hatten sie ihm damit ins Gesicht geschossen, und er war wochenlang halb blind gewesen.

Es ging bereits auf den Abend zu. Thomas hatte einen höchst erlebnisreichen Nachmittag verbracht und eine Menge über den Puddinganbau gelernt. Er staunte noch immer über all das Ungewöhnliche, das ihm passiert war, konnte sich nun aber besser in die Gedankenwelt seiner kleinen Schwester versetzen.

Der geblümte Hund wollte Thomas gerade durch den Sumpf zurückbringen, als er jäh die Nase hob.

"Ich rieche den Bärtigen", knurrte er, "sie sind bei der Roten Grütze."

"Wo ist das?", fragte Thomas leise.

"Schräg gegenüber am anderen Ende des Feldes." Wütend wollte der Hund losstürzen.

"Warte doch mal", flüsterte Thomas, "so verjagst du sie nur."

"Ich verjag sie? Natürlich verjag ich sie. Sie sollen mich kennenlernen!" Und er bleckte die Zähne.

Der Bär versuchte gleichfalls ein grimmiges Gesicht zu machen, was ihm freilich nicht recht gelang.

"Ich helfe dir, ich laufe hier herum", brummte er, trollte sich aber in Richtung seiner Höhle.

Thomas hielt den Hund zurück:

"Wenn du sie verjagst, sind sie morgen wieder da. Ihr müsst sie erwischen." Diese letzten Worte richtete er auch an den Petz.

"Es sind drei - der Lange, der Bärtige und der Dicke", knurrte Wuff. "Den Dicken hätte ich gestern fast geschnappt."

"Haben sie euch schon viel gestohlen?"

"Es reicht", mischte sich der Fahrstuhl ein. "Wir hatten ganz schöne Verluste. Wenn ich sie packen könnte, ich würde sie schütteln und rütteln." Er zerrte wütend an seinen Seilen.

Der Bär war stehen geblieben. Erstens sah er im Moment keine Gefahr durch Salmiakpatronen, zweitens genierte er sich vor dem Jungen, der ihn zu durchschauen schien.

"Wir müssen sie einkreisen", sagte Thomas, "bevor sie abhaun und durch den Sumpf entkommen können. Dann treiben wir sie hierher."

"Und wenn sie uns mit Salmiak beschießen?", fragte der Bär.

"Sie werden nicht dazu kommen. Wir machen einen Heidenlärm. Wie die Bremer Stadtmusikanten."

"Wie wer?", fragte Felix, der Fahrstuhl.

"Ein Märchen, das meiner kleinen Schwester gefällt. Darin kommen Tiere vor, die Musik machen. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Wichtig ist, dass du dich für die Diebe bereithältst."

Thomas schickte den Hund links ums Feld herum und schlich mit dem Bären rechts entlang. Wuff sollte weder knurren noch bellen.

"Wir müssen die Spitzbuben in absolute Sicherheit wiegen", flüsterte der Junge.

Man sah, dass der Petz sich liebend gern aus dem Staub gemacht hätte, doch scheute er sich, vor Thomas als Feigling dazustehen. Der Hund wiederum hatte große Mühe nicht mit Gebell auf die Feinde loszustürzen. Aber er beherrschte sich gleichfalls. Er wollte nicht als Hitzkopf gelten.

Von Bäumen und Buschwerk gedeckt, näherten sie sich den Puddingdieben. Die horchten nur ab und zu, ob irgendwo ein Hund knurrte oder gar bellte. Im Übrigen packten sie eifrig Rote Grütze in große Kühltaschen. Sie wollten die Nachspeise auf den Märkten verhökern.

Als die drei den Dieben ganz nahe waren, gab Thomas das Zeichen, loszuschlagen. Mit wildem Geschrei, lautem Gekläffe und einem Brummen, das schon Geheul war, jagten die beiden Tiere und der Junge heran. Die Spitzbuben waren so erschrocken, dass sie alles stehen und liegen ließen. Nur der Bärtige griff nach der Salmiakpistole. Aber seine Finger zitterten derart, dass der Schuss in die Luft ging.

Wohin sollten sie fliehen? Es blieb nur der Weg nach vorn, ins Puddingfeld. Sie rannten los, die Verfolger hinterher. Zwar wurden dadurch etliche Stauden und Früchte zertrampelt - vor allem der Bär walzte die Stängel nieder, die er im Frühjahr selber mit gepflanzt hatte - , aber die Jäger erreichten ihr Ziel. Die Puddingdiebe kamen genau bei Felix heraus. Und der Fahrstuhl öffnete weit seine Tür vor ihnen.

Wuffwoffmichel hatte den Dicken fast am Hosenboden, der Bär fetzte dem Langen mit einem Hieb die Salmiakpistole aus der Jackentasche. Die Diebe retteten sich mit letzter Kraft in den Lift und drückten auf den Knopf, der die Tür verschloss.

Darauf hatte Felix aber nur gewartet. Kaum waren die Gauner in der Falle, setzte er sich in Bewegung. Er schoss in einem Höllentempo nach oben und kehrte sofort wieder um. Wumm, flogen die Diebe mit den Köpfen an die Decke, krach, setzten sie sich aufs Hinterteil. Und erneut ging's hoch, und erneut sausten sie hinunter. An die zehn Mal wiederholte sich dieses Manöver.

Schließlich hielt Felix an. Ihm war bei dieser rasenden Fahrt selbst schwindlig geworden. Er war ja nicht mehr der Jüngste.

Die Tür ging auf, die Puddingdiebe wankten und krochen aus dem Fahrstuhl. Sie waren jetzt selber wie Pudding.

Der Bär nahm dem Bärtigen und dem Dicken die Salmiakpistolen ab. Die vom Langen hatte er bereits aufgehoben.

"Da haben wir euch also auf frischer Tat gestellt", knurrte Wuff und rollte mit den Augen. "Ihr wollt euch auf unsere Kosten ein feines Leben machen, habt uns schon im vorigen Jahr bestohlen. Damit ist ein für alle Mal Schluss. Wir werden euch alle Knochen brechen."

"Um Himmels willen, nein. Die sind ja schon fast entzwei!", schrien die Diebe.

"Ich fange mit ein paar kleinen Ohrfeigen an." Der Bär, der jetzt Oberwasser hatte, hob drohend die Tatze.

"Dreht euch um, damit ich euch in den Hintern beißen kann", verlangte Wuffwoffmichel.

"Wir flehen euch an, tut uns nichts!" Die Puddingdiebe fielen auf die Knie. "Wir werden euch nie wieder bestehlen und den Schaden ersetzen."

"Wir könnten euch in eine Höhle sperren, euch verhungern lassen oder später verspeisen", sagte der geblümte Hund. "Zwar scheint's, dass ihr nicht viel Mark in den Knochen habt, aber zur Not ..."

"Nein, nein, nein, sperrt uns nicht ein. Lasst uns am Leben!"

Felix, der Fahrstuhl, mischte sich ein:

"Wie stellt ihr euch das vor, den Schaden ersetzen?"

Der Bärtige ergriff die Chance.

"Wir geben euch, was ihr wollt. Lebensmittel, Werkzeug, Geld. Wenn ihr uns nur laufen lasst!"

"Ein Fässchen Honig wäre nicht schlecht", brummte der Bär.

"Fünf Kilo Kasslerknochen würde ich für angemessen halten", erklärte Wuff.

"Eine Flasche Maschinenöl, Sorte Extra, könnte ich gut gebrauchen", fügte Felix hinzu.

"In Ordnung", rief der Bärtige schnell, "wir bringen es euch. Schon morgen."

Die anderen Gauner brauchten sich nicht erst zu beraten. Sie stimmten eilig zu.

Um wegzukommen, hätten die Puddingdiebe gewiss sonst was versprochen, deshalb knurrte Wuff:

"Falls ihr morgen um elf nicht mit den Sachen hier seid, geht's euch schlecht. Wir finden euch!" Und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, schnappte er kurz nach dem Handgelenk des Bärtigen. Der Bär versetzte dem Dicken einen ganz kleinen Nasenstüber, sodass der sich zweimal überschlug.

Dann gaben sie den Puddingdieben den Weg frei. Der Bärtige, der Dicke und der Lange rannten davon, als würden sie von Peitschenhieben getrieben.

Thomas hatte nun auch keinen Grund mehr zu bleiben. Zu Hause warteten bestimmt schon die Eltern.

Er schüttelte dem Bären die Tatze und gab dem Fahrstuhl einen Klaps gegen das Blech. Der geblümte Hund brachte ihn durch den Sumpf zurück zum Dorf.

"Du hast uns geholfen", sagte er zum Abschied, "wenn du uns mal besuchen willst, in vier Wochen ist der Schokoladenpudding reif. Und ab und zu mit Felix zu fahren, macht ja auch Spaß, oder?"

Dann trollte er sich. Da es bereits dunkel war, hatten die Blumen auf seinem Fell ihre Kelche geschlossen.