Hoffnung, die zweite – Dan und seine Bilder - Klaus Möckel - E-Book
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Hoffnung, die zweite – Dan und seine Bilder E-Book

Klaus Möckel

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Beschreibung

1983 erschien Klaus Möckels aufrüttelndes Buch über seinen gehörlosen Sohn "Hoffnung für Dan", einer der ersten Berichte über Behinderte in der DDR. Dieses authentische Zeugnis, Dans Mutter gewidmet, erzählt vom schwierigen Alltag mit solchen Kindern und von den schier unlösbaren Problemen, vor denen die Eltern oft stehen. Es löste damals heftige Diskussionen aus und fand bis in die neunziger Jahre hinein eine breite Leserschar. In dem Buch, inzwischen wieder als E-Book bei Edition digital vorliegend, wird das Heranwachsen des Kindes bis zum vierzehnten Lebensjahr geschildert. Es endet mit dem Wunsch der Eltern, für den Sohn ein zweites Zuhause zu finden, das ihm auch nach ihrem Tod Sicherheit bietet – ein Wunsch, der seinerzeit großen Optimismus erforderte. Durch "Hoffnung, die zweite" erfährt der Leser, dass der Optimismus, wenn auch anders als damals gedacht, begründet war. Inzwischen erheblich älter, lebt Dan unter Betreuung in einem Behindertenwohnheim in Potsdam und arbeitet in einer geschützten Werkstatt. Seine Eltern achten darauf, dass der Kontakt erhalten bleibt: Sie holen ihn regelmäßig zu sich und verbringen oft den Urlaub mit ihm. Dieses zweite Buch ist aber kein weiterer Lebensbericht, sondern eine Sammlung von Bildern, die Dan über die Jahre hinweg geschaffen hat. Mit kleinen humorvollen Geschichten versuchen die Autoren, die Sprache ihres "sprachlosen" Sohnes zu verdeutlichen, der sich wegen eines frühkindlichen Hirnschadens weder über Gebärden noch über Lesen und Schreiben mit seiner Umwelt verständigen kann. Es entstand ein verführerischer Band voller naiver Kunst und prächtiger Farben, voller dunkelgrüner Wälder, bunter Blüten, japanisch anmutender Zweige, blauer Häuser, roter oder gelber Himmel. Ein Buch vor allem, das dem Betrachter Einblick in eine vielfach verschlüsselte Welt gewährt.

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Seitenzahl: 48

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Impressum

Aljonna und Klaus Möckel

Hoffnung die zweite – Dan und seine Bilder

ISBN 978-3-95655-486-5 (E-Book)

ISBN 978-3-95655-485-8 (Buch)

Bilder: Dan Möckel

Fotos 112 und 113: Ramona Dumack

© 2015 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de

Für Dan

Zur Einführung

Bild 1

Dans Bilder beleben und verschönen unsere Räume. Betritt ein Besucher unser Wohnzimmer, wird sein Blick magisch von einigen Landschaften an der gegenüberliegenden Wand angezogen. In Acryl gemalt, wirken sie vor allem durch ihre Farben. Besonders das Bild in der Mitte fällt auf, und zwar nicht nur, weil es größer als die anderen ist. Es zeigt drei Bäume auf einer Wiese, die, aus dunklem Grün emporstrebend, ihre dicken belaubten Äste in einen roten Himmel recken. Das Rot lässt nach oben Helligkeit erahnen, und eine sonderbar bräunliche Sonne dümpelt vor den Bäumen, doch darüber wird später noch zu sprechen sein. <Bild 1>

Bild 2

Unser Sohn schuf dieses und andere Bilder <Bild 2 u. 3>, als er die dreißig bereits überschritten hatte – vorher "begnügte" er sich mit Ausmalen. Wenn man ihm einen Stift oder Pinsel und Farbe in die Hand gab, kamen bestenfalls Strichmännchen zustande. Das hing mit seiner Andersartigkeit zusammen - solcherlei Beschäftigung ergab für ihn keinen Sinn. So sehr wir uns auch bemühten, ihm die Freude an einer Tätigkeit zu vermitteln, die unsereins als schöpferisch bezeichnet, ihm fehlten ganz offensichtlich Verständnis und Antrieb.

Bild 3

Über das schwierige Kind Dan und seine Jugendjahre, über die Probleme mit ihm, haben wir an anderer Stelle ausführlich berichtet, deshalb hier nur ein paar Fakten, die zum Verstehen des Buches beitragen können. 1966 zur Welt gekommen, erkrankte unser Sohn gleich nach der Geburt schwer und erlitt irreparable frühkindliche Hirnschäden. Er verlor das Gehör, und alle Versuche, ihm das Sprechen beizubringen, schlugen fehl. Trotz erheblichen Einsatzes durch uns und die Spezialisten schaffte er es nicht, sich die Gebärdensprache anzueignen. Er konnte nicht lesen lernen und folglich auch nicht vom Mund ablesen, weshalb er auf seine eigene innere Welt verwiesen blieb. Nur ansatzweise vermochten wir durch natürliche Gesten und mit Hilfe einzelner geschriebener Wörter, die er bestimmten Gegenständen zuordnete, in diese Welt einzudringen. (siehe "Hoffnung für Dan" (Berlin, 1983) und "Drei Tropfen Licht" (Erfurt, 2012), beide auch als E-Book bei EDITION digital)

Kinder erhalten ihr Wissen zu großen Teilen über das Wort, sie stellen Fragen und bekommen (wenigstens im allgemeinen) Antwort. Sie nutzen den Computer oder lesen (zumindest manchmal) Bücher, und selbst wenn sie Filme anschauen, bilden die Texte den Kitt zwischen den Bildern. Dan musste sein Wissen allein über die Augen, den Geruch und Geschmack erwerben; wenn er Erfahrungen machte, dann sehr direkt und körperlich. Weder Geräusche (Straßenlärm, Musik, der Gesang der Vögel) noch Erklärungen erreichten ihn. Man vermag unserem "sprachlosen" Sohn nicht klarzumachen, wieso das Wasser aus dem Hahn kommt, wie Wolken entstehen oder warum die Sonne Licht und Wärme gibt. Bei Konflikten kann er niemanden um Rat oder Hilfe fragen, muss alles mit sich selbst austragen. Zu all dem kommt noch, dass Dan zwar auf seine Art intelligent, aber insgesamt sehr passiv ist. Wohl passt er sich schnell an äußere Gegebenheiten an, fügt ein Fünfhundert-Teile-Puzzle, ohne die Vorlage zu beachten, in kurzer Zeit zu einem Ganzen (was wir nicht in Tagen bewältigen würden), aber von selbst zum Puzzle oder zum Stift zu greifen, käme ihm nicht in den Sinn. <Foto 4>.

Foto 4

Dan ist auf ständige Betreuung angewiesen, er arbeitet in einer geschützten Werkstatt. Aufgaben, deren Zielstellung er begriffen hat, vermag er aber durchaus zu lösen. Besonders wenn eine "Respektsperson" diese Aufgabe stellt, was wohl auch der Fall war, als irgendwann, Ende der neunziger Jahre, in dem Wohnheim, wo er seit längerem lebte, engagierte Mitarbeiterinnen einen Malkurs begründeten. Für die Teilnahme war unter anderen unser Sohn vorgesehen, und wir stimmten natürlich zu. Eine Beschäftigung, die Abwechslung in seine Freizeit brachte, konnte nur gut sein.

Foto 5

Einige Ergebnisse seiner Arbeit in diesem Zirkel, der über mehrere Jahre hinweg einmal wöchentlich stattfand, werden in diesem Buch vorgestellt. Dan hatte damals schon getöpfert, gewebt, unter Anleitung alles Mögliche gebastelt, und der eine oder andere Gegenstand aus diesen kurzzeitigen Tätigkeiten ist sogar erhalten geblieben. <Foto 5>

Bild 6

Doch diesmal war es anders – er entdeckte die Farben für sich. Weniger das Figürliche: Menschen gibt es auf seinen Bildern kaum, und wenn, geraten sie eher kindlich-ungelenk. In solchen Fällen allerdings wiederum bunt und plastisch! <Bild 6> Vollends erschließt sich die Leuchtkraft von Rot, Gelb, Grün, Blau aber erst in seinen Landschaften. In Himmeln mit oder ohne Wolken, in den Wäldern und Wiesen unterschiedlicher Schattierungen, in den Häusern, Türmen, Bäumen mit starken Ästen oder zarten, japanisch anmutenden Zweigen. <Bilder 7-14>

Einige Schöpfungen scheinen nach berühmten Vorbildern gestaltet, in anderen erinnerte er sich vielleicht an Urlaube, die wir mit ihm verbrachten. Ein wenig mag es die Sprache des "Sprachlosen" sein, in der er sich zu äußern versucht, und einige Details geben uns Gelegenheit, eine kleine Geschichte über ihn zu erzählen. Doch wie auch immer - die Bilder lassen Raum für Fantasie und Interpretation. Wir hoffen, dass sie dem Betrachter Überraschung und Freude bereiten.

Aljonna und Klaus Möckel,

Juli 2015

Bild 7

Bild 8

Bild 9

Bild 10

Bild 11

Bild 12

Bild 13

Bild 14

1. Kapitel

Am Anfang war das Chaos. Das Ungeordnete, Verwirrende: Die Elemente suchten nach Formen und Verbindungen. Hier ist der Pinsel, dort die Farbe – was fange ich damit an? Erste abstrakte Konstruktionen entstehen; Gelb leuchtet auf, von roten, braunen, grünlichen Rändern umgeben, vor allem aber von waberndem Schwarz. Ein anderes Bild zeigt zwei große rote Kugeln, dazwischen das Blau eines Sees und ein Stück Himmel. Ein Gemenge von Rosa, Blau und Grün ergibt andernorts eine bunte Landschaft, die aus der Vogelperspektive gemalt scheint. <Bilder 15-17>

Bild 15

Bild 16

Bild 17