Der Herr der Ringe - Anhänge und Register - J.R.R. Tolkien - E-Book

Der Herr der Ringe - Anhänge und Register E-Book

J.R.R. Tolkien

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Beschreibung

Ein Pfad zur Vorgeschichte des Herrn der Ringe Ausgabe zur Serienverfilmung Vor unvordenklichen Zeiten wurden die Ringe der Macht von den Elben geschaffen und Sauron, der Dunkle Herrscher, schmiedete heimlich den Einen Ring und füllte ihn mit seiner Macht, auf dass er über alle anderen Ringe und ihre Träger gebieten konnte. Der Eine Ring wurde Sauron im Lauf der Zeit genommen und so sehr er ihn auch in ganz Mittelerde suchte, er blieb dennoch für ihn verloren. Zeitalter später fällt der Ring in die Hände des Hobbits Bilbo Beutlin, der ihn an seinen Neffen Frodo weitergibt … und so beginnt das größte und gefährlichste Abenteuer der Fantasyliteratur. Dieser Band ergänzt die die dreibändige Ausgabe »Der Herr der Ringe«: - Die Anhänge mit ausführlichen Texten zu den númenórischen Königen, zum Haus Eorl und zu Durins Volk - Die Zeittafel der Westlande vom Zweiten Zeitalter bis zum Aufbruch der Elben in die Unsterblichen Lande und dem Beginn des Vierten Zeitalters - Der Auenland-Kalender - Die Sprachen und Völker des Dritten Zeitalters - Ein ausführliches Personen-, Orts- und Sachregister, sowie ein Register der Gedichte und Lieder

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Seitenzahl: 299

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J.R.R. Tolkien

DER HERR DER RINGE

Anhänge und Register

Aus dem Englischen übersetztvon Wolfgang Krege

KLETT-COTTA

Impressum

Hobbit Presse

www.hobbitpresse.de

Die Originalausgabe erschien als Teil des Bandes »The Return of the King. Being the Third Part of the Lord of the Rings« im Verlag George Allen & Unwin Ltd., London

Published by arrangement with HarperCollins Publishers Ltd., London

© Tolkien Estate Limited 1954, 1955, 1966

® und Tolkien® und Tolkien® sind eingetragene Markenzeichen der Tolkien Estate Limited

Für die deutsche Ausgabe:

© 1970, 1972, 1999, 2012 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Cover: vh7 Medienküche GmbH, Stuttgart

unter Verwendung der Daten des Originalverlags © HarperCollins Publishers Ltd

Cover art © 2022 Amazon Content Services LLC

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Printausgabe: ISBN 978-3-608-98702-7

E-Book: ISBN 978-3-608-11984-8

Dieses E-Book entspricht der aktuellen Auflage der Printausgabe.

INHALT

ANHANG AAnnalen der Könige und Herrscher

I Die númenórischen Könige

II Das Haus von Eorl

III Durins Volk

ANHANG BZeittafel: Die Jahre der Westlande

ANHANG CAhnentafeln

ANHANG DAuenland-Kalender

ANHANG ESchrift und Lautung

I Die Aussprache fremder Wörter und Namen

II Schriften

ANHANG F

I Die Sprachen und Völker des Dritten Zeitalters

II Zur Übersetzung

REGISTER DER BÄNDE I–III

I Gedichte und Lieder

a) Titel

b) Anfänge

II Personen, Tiere und Untiere

III Orte

IV Sachen

ANMERKUNGEN

EINLEITUNG

ANHANG AAnnalen der Könige und Herrscher

ANHANG BZeittafel - Die Jahre der Westlande

ANHANG DAuenland-Kalender

ANHANG ESchrift und Lautung

ANHANG F

Informationen zum Autor

Angaben zu den Quellen für die meisten der in diesem und den folgenden Anhängen (besonders A bis D) zu behandelnden Stoffe finden sich in der Anmerkung über die auenländischen Geschichtsbücher am Ende des Prologs. Der Abschnitt A III, Durins Volk, geht wahrscheinlich auf Gimli den Zwerg zurück, der die Freundschaft mit Peregrin und Meriadoc aufrechterhielt und sich in Gondor und Rohan mehrmals mit ihnen traf.

Die in den Quellen enthaltenen Legenden, Erzählungen und Überlieferungen sind sehr umfangreich. Nur Auszüge aus ihnen, zumeist stark verkürzt, werden hier wiedergegeben. Unser Ziel dabei ist vor allem, den Ringkrieg und seine Ursprünge zu verdeutlichen und manche Lücken in der Haupterzählung zu schließen. Die alten Sagen aus dem Ersten Zeitalter, denen Bilbos besondere Aufmerksamkeit galt, werden nur sehr kurz behandelt, da sie von den Vorfahren Elronds und der númenórischen Könige und Stammesfürsten berichten. Wörtliche Auszüge aus längeren Geschichtswerken und Erzählungen erscheinen in Anführungszeichen, Hinzufügungen von späterer Hand in eckigen Klammern. Auch Zitate in den Fußnoten, soweit in Anführungszeichen, stammen aus den Quellen. Andere Fußnoten sind vom Herausgeber.1

Die angegebenen Jahreszahlen beziehen sich auf das Dritte Zeitalter, soweit sie nicht mit Z.Z. (Zweites Zeitalter) oder V.Z. (Viertes Zeitalter) gekennzeichnet sind. Das Dritte Zeitalter galt mit dem Scheiden der Drei Ringe im September 3021 als beendet; doch für die amtlichen Aufzeichnungen in Gondor begann das erste Jahr des Vierten Zeitalters mit dem 25. März 3021. Zur Umrechnung der Datierungen zwischen der gondorischen und der auenländischen Zeitrechnung vgl. I 22 und Anhänge 128f. In den Listen der Könige und Herrscher bezeichnen die Zahlen nach den Namen, sofern nur eine angegeben wird, das Todesjahr. Das Zeichen † bedeutet vorzeitiger Tod, in der Schlacht oder auf andere Weise, auch wenn keine Jahreszahl bekannt ist.

ANHANG A

ANNALEN DER KÖNIGE UND HERRSCHER

IDIE NÚMENÓRISCHEN KÖNIGE

1. Númenor

Feanor war unter den Eldar der größte Künstler und Gelehrte, aber zugleich auch der Stolzeste und Eigenmächtigste. Er schuf die drei Edelsteine, die silmarilli, und gab ihnen das Licht der Zwei Bäume ein, Telperions und Laurelins1, die das Land der Valar erhellten. Die Edelsteine begehrte Morgoth, der Feind, der sie, nachdem er die Bäume vernichtet hatte, stahl und nach Mittelerde brachte, wo er sie in seiner großen Festung Thangorodrim2 verwahrte. Gegen den Willen der Valar verließ Feanor das Glückselige Reich und zog mit einem großen Teil seines Volkes nach Mittelerde ins Exil; denn in seinem Stolz glaubte er, Morgoth die Silmaril mit Gewalt wieder abringen zu können. So kam es zu dem aussichtslosen Krieg der Eldar und der Edain gegen Thangorodrim, in dem sie am Ende vernichtend besiegt wurden. Die Edain (Atani) waren die drei Menschenvölker, die zuerst in den Westen von Mittelerde und an die Küsten des Großen Meeres kamen und zu Verbündeten der Eldar gegen den Feind wurden.

Zwischen den Eldar und den Edain kam es in drei Fällen zu ehelichen Vereinigungen: zwischen Lúthien und Beren, Idril und Tuor, Arwen und Aragorn. Durch die letzte wurden die lange getrennten Zweige der Halbelben wieder vereinigt und ihre Erblinie wiederhergestellt.

Lúthien Tinúviel war die Tochter König Thingol Graumantels, der im Ersten Zeitalter das Elbenreich von Doriath beherrschte; ihre Mutter aber war Melian vom Volk der Valar. Beren war der Sohn Barahirs vom Ersten Haus der Edain. Gemeinsam errangen sie einen der Silmaril aus Morgoths Eisenkrone.3 Lúthien wurde sterblich und war für das Elbengeschlecht verloren. Ihr Sohn war Dior, und dessen Tochter Elwing hatte den Silmaril in Verwahrung.

Idril Celebrindal war die Tochter Turgons, des Königs der verborgenen Stadt Gondolin.4 Tuor war der Sohn Huors aus dem Haus Hador, dem Dritten Haus der Edain, das in den Kriegen mit Morgoth den höchsten Ruhm erlangte. Earendil, der Seefahrer, war Idrils und Tuors Sohn.

Earendil heiratete Elwing, und mit der Macht des Silmarils durchfuhr er das Schattenmeer5 und erreichte den äußersten Westen. Als Botschafter der Elben und Menschen erlangte er dort Hilfe, mit der Morgoth niedergeworfen wurde. Ihm wurde nicht erlaubt, in die Lande der Sterblichen zurückzukehren, und sein Schiff mit dem Silmaril wurde als Stern an den Himmel versetzt, zum Zeichen der Hoffnung für alle vom Großen Feind oder seinen Dienern unterdrückten Bewohner von Mittelerde.6 Allein die Silmaril bewahrten noch das alte Licht der Zwei Bäume von Valinor aus der Zeit, bevor Morgoth sie vergiftete; die anderen beiden jedoch gingen am Ende des Ersten Zeitalters verloren. Von alledem und vielem andern, das Elben und Menschen betrifft, wird ausführlich im Silmarillion berichtet.

Earendils Söhne waren Elros und Elrond, die Peredhil oder Halbelben. In ihnen allein war die Erblinie der heldenhaften Edain-Stammesfürsten aus dem Ersten Zeitalter erhalten; und nach Gilgalads7 Tod war auch die Linie der Hochelbenkönige in Mittelerde nur noch durch die Nachkommen der Halbelben vertreten.

Am Ende des Ersten Zeitalters erwirkten die Valar von den Halbelben eine unwiderrufliche Entscheidung, welchem der beiden Geschlechter sie angehören wollten. Elrond entschied sich für die Elben und wurde ein Weiser. Ihm wurde daher dieselbe Gunst gewährt wie denjenigen Hochelben, die noch immer in Mittelerde verweilten: dass er, wenn er schließlich der Sterblichen Lande müde würde, bei den Grauen Anfurten zu Schiff gehen und in den Äußersten Westen fahren könne; und dies galt auch nach der Verwandlung der Welt. Elronds Kinder wurden ebenfalls vor eine Wahl gestellt: entweder mit ihm aus den Kreisen der Welt zu scheiden oder aber, wenn sie blieben, sterblich zu werden und in Mittelerde den Tod zu erwarten. Für Elrond war daher jeder mögliche Ausgang des Ringkriegs schmerzlich.8

Elros entschied sich für das Menschengeschlecht und blieb unter den Edain; doch wurde ihm ein langes Leben gewährt, viele Male länger als das gewöhnlicher Menschen.

Zum Lohn für ihre Leiden im Kampf gegen Morgoth wurde den Edain von den Welthütern, den Valar, ein Land gegeben, wo sie sich fern von allen Gefahren Mittelerdes niederlassen konnten. Die meisten von ihnen schifften sich daher ein und fuhren, von Earendils Stern geleitet, übers Meer bis zu der großen Insel Elenna, dem westlichsten aller Sterblichen Lande. Dort gründeten sie das Reich von Númenor.

In der Mitte des Landes stand ein hoher Berg, der Meneltarma, und wer gute Augen hatte, konnte von seinem Gipfel aus den Weißen Turm am Hafen der Eldar in Eressea sehen. Von dort kamen die Eldar zu den Edain herübergefahren und machten sie um viele Kenntnisse und Geschenke reicher. Den Edain aber war ein Verbot auferlegt worden, der »Bann der Valar«: sie durften nicht außer Sichtweite der eigenen Küsten nach Westen segeln oder versuchen, den Fuß auf die Unsterblichen Lande zu setzen. Denn obwohl ihnen ein langes Leben gewährt war, anfangs dreimal so lange wie das Leben gewöhnlicher Menschen, mussten sie doch sterblich bleiben, denn den Valar war nicht erlaubt, ihnen die »Gabe der Menschen« zu nehmen (oder das Menschenlos, wie man es später nannte).

Elros wurde der erste König von Númenor und trug später den hochelbischen Namen Tar-Minyatur. Seine Nachkommen waren langlebig, aber sterblich. Später, als sie viel Macht errangen, reute sie die Entscheidung ihres Ahnherrn; sie wünschten sich die Unsterblichkeit in dieser Welt, die das Schicksal der Eldar war, und murrten gegen den Bann. So kam es, dass sie sich empörten und Saurons tückische Lehren annahmen, was zum Untergang von Númenor und zur Zertrümmerung der alten Welt führte, wie in der Akallabêth berichtet wird.

Dies sind die Namen der Könige und Königinnen von Númenor: Elros Tar-Minyatur, Vardamir, Tar-Amandil, Tar-Elendil, Tar-Meneldur, Tar-Aldarion, Tar-Ancalime (die erste regierende Königin), Tar-Anárion, Tar-Súrion, Tar-Telperien (die zweite Königin), Tar-Minastir, Tar-Ciryatan, Tar-Atanamir der Große, Tar-Ancalimon, Tar-Telemmaite, Tar-Vanimelde (die dritte Königin), Tar-Alcarin, Tar-Calmacil, Tar-Ardamin.

Nach Ardamin übernahmen die Könige das Zepter unter Namen aus der númenórischen (oder adûnaischen) Sprache: Ar-Adûnakhôr, Ar-Zimrathôn, Ar-Sakalthôr, Ar-Gimilzôr, Ar-Inziladûn. Inziladûn bedauerte das Gebaren seiner Vorgänger und nahm wieder einen hochelbischen Namen an: Tar-Palantír, »der Weitblickende«. Seine Tochter hätte die vierte Königin, Tar-Míriël, werden müssen, doch sein Neffe riss das Zepter an sich: Ar-Pharazôn der Goldene, der letzte König von Númenor.

In den Tagen Tar-Elendils fuhren zum ersten Mal wieder Schiffe der Númenórer nach Mittelerde. Tar-Elendils ältestes Kind war eine Tochter, Silmariën. Ihr Sohn war Valandil, der erste der Fürsten von Andunië, die für ihre Freundschaft mit den Eldar bekannt waren. Von ihm stammten Amandil ab, der letzte Fürst des Hauses, und dessen Sohn Elendil der Große.

Der sechste König hinterließ nur ein Kind, eine Tochter. Sie wurde die erste Königin, und damals wurde es zum Gesetz für das Königshaus, dass jeweils das älteste Kind, ob Mann oder Frau, das Zepter übernehmen solle.

Das Reich von Númenor bestand bis zum Ende des Zweiten Zeitalters, bei fortwährendem Zuwachs an Macht und Glanz; und während der ersten Hälfte des Zeitalters wurden die Númenórer auch immer klüger und glücklicher. Das erste Anzeichen des Schattens, der später auf sie fallen sollte, trat in den Tagen Tar-Minastirs auf, des elften Königs. Er war es, der Gil-galad ein großes Heer zu Hilfe schickte. Er schätzte die Eldar, aber er beneidete sie. Die Númenórer waren nun große Seefahrer geworden; und nachdem sie alle Meere im Osten erkundet hatten, dachten sie immer sehnsüchtiger an die verbotenen Gewässer im Westen. Je glücklicher ihr Leben war, desto mehr verlangte es sie nach der Unsterblichkeit der Eldar.

Überdies wurden die Könige nach Minastir hab- und machtgierig. Zuerst waren die Númenórer in Mittelerde nur als Lehrer und Freunde der geringeren Menschenvölker aufgetreten, die unter Sauron zu leiden hatten; doch nun wurden ihre Häfen zu Festungen, von denen aus sie weite Küstengebiete in Knechtschaft hielten. Atanamir und seine Nachfolger erhoben schwere Tribute, und ihre Schiffe kehrten beutebeladen nach Númenor zurück.

Tar-Atanamir war es, der sich zuerst offen gegen den Bann aussprach und erklärte, dass das Leben der Eldar von Rechts wegen auch ihm gebühre. So verdichtete sich der Schatten, und der Gedanke an den Tod verdunkelte die Herzen der Menschen. Nun bildeten sich Parteien: einerseits die Könige und ihre Gefolgsleute, die den Eldar und den Valar fremd geworden waren; andererseits die wenigen, die sich selbst die Getreuen nannten. Von diesen wohnten die meisten im Westen des Landes.

Die Könige und ihre Anhänger gingen nach und nach vom Gebrauch der Elbensprachen ab, und schließlich nahm der zwanzigste König einen Herrschernamen in der númenórischen Form an: Er nannte sich Ar-Adûnakhôr, »Herr des Westens«. Dies schien den Getreuen nichts Gutes zu verheißen, denn bisher hatten sie diesen Titel nur einem Vala oder dem Ältesten König selbst verliehen.9 Und tatsächlich begann Ar-Adûnakhôr die Getreuen zu verfolgen und alle, die sich öffentlich der Elbensprachen bedienten, zu bestrafen; und die Eldar besuchten Númenor nicht länger.

Macht und Reichtum der Númenórer wuchsen indessen weiter; doch ihre Lebenszeit wurde kürzer, während zugleich ihre Todesfurcht zunahm und ihr Dasein freudlos wurde. Tar-Palantír versuchte, das Unheil abzuwenden, aber es war zu spät, und in Númenor kam es zum Zwist und Aufstand. Als er starb, ergriff sein Neffe das Zepter, der Anführer des Aufstands, und machte sich zum König. Ar-Pharazôn der Goldene war der stolzeste und mächtigste aller Könige, und sein Bestreben zielte auf nichts Geringeres als die Weltherrschaft.

Er beschloss, Sauron dem Großen die Vorherrschaft in Mittelerde streitig zu machen. Mit einer gewaltigen Flotte stach er in See und landete in Umbar. So stark und prächtig war das Heer der Númenórer, dass Sauron, von den eigenen Dienern im Stich gelassen, sich demütigte und unterwarf und um Verzeihung bat. Da nahm ihn Ar-Pharazôn, vom Hochmut verblendet, als Gefangenen mit nach Númenor. Es dauerte nicht lange, und Sauron hatte den König behext und verstand alle seine Entschlüsse zu lenken; und bald hatte er bis auf einen kleinen Rest der Getreuen alle Númenórer für die Sache des Dunkels eingenommen.

Sauron belog den König und verkündete, das ewige Leben werde dem zuteil, der die Unsterblichen Lande besitze, und der Bann sei nur verhängt worden, damit die Könige der Menschen nicht mächtiger würden als die Valar. »Doch große Könige«, sagte er, »nehmen sich, was ihnen zukommt.«

Schließlich hörte Ar-Pharazôn auf diesen Rat, denn er spürte, dass seine Tage gezählt waren, und die Todesfurcht trübte seinen Verstand. Er rüstete die größte Streitmacht, die die Welt je gesehen hatte, und als alles bereit war, ließ er die Trompeten blasen und die Segel setzen. Den Bann der Valar brechend, zog er gegen die Herren des Westens in den Krieg, um ihnen das ewige Leben abzuringen. Doch als er den Fuß ans Ufer des gesegneten Landes Aman setzte, legten die Valar ihr Hüteramt nieder und riefen den Einen an, und die Welt wurde geändert. Númenor wurde zertrümmert und vom Meer verschlungen, und die Unsterblichen Lande wurden für immer aus den Kreisen der Welt entrückt. So endete Númenors Herrlichkeit.

Die letzten Führer der Getreuen, Elendil und seine Söhne, entkamen dem Untergang mit neun Schiffen, auf denen sie einen Sämling von Nimloth und die Sieben Sehenden Steine (ein Geschenk der Eldar für ihr Haus)10 mitführten, und ein gewaltiger Sturm trug sie davon und warf sie an die Küsten von Mittelerde. Dort, im Nordwesten, gründeten sie die númenórischen Exilreiche von Arnor und Gondor.11 Elendil wurde ihr Hoher König und nahm seinen Sitz im Norden, in Annúminas; die Herrschaft im Süden übertrug er seinen Söhnen Isildur und Anárion. Dort gründeten sie die Stadt Osgiliath, zwischen Minas Ithil und Minas Anor gelegen12, unweit der Grenzen von Mordor. Denn sie glaubten, wenigstens dies eine Gute habe das Unglück bewirkt, dass auch Sauron mit umgekommen sei.

Doch so war es nicht. Zwar hatte Sauron beim Untergang von Númenor Schaden genommen, sodass die leibliche Gestalt, in der er lange aufgetreten war, zugrunde ging; aber er rettete sich nach Mittelerde, ein Geist des Hasses, getragen von einem dunklen Wind. Hernach konnte er nie wieder eine für Menschen erträgliche äußere Erscheinung annehmen; er wurde schwarz und abscheulich und herrschte nur noch durch Schrecken. Er drang wieder nach Mordor ein und hielt sich dort eine Zeitlang in aller Stille verborgen. Doch es erboste ihn gewaltig zu erfahren, dass Elendil, den er am innigsten hasste, davongekommen war und nun an seinen Grenzen ein Reich errichtete.

Daher überzog er die Exilreiche nach einiger Zeit mit Krieg, um sie nicht erst Wurzel fassen zu lassen. Von neuem brach der Orodruin in Flammen aus, und in Gondor erhielt er einen neuen Namen: Amon Amarth, der Schicksalsberg. Aber Sauron führte seinen Schlag zu früh, bevor er die eigene Macht wieder gefestigt hatte, während Gil-galad in seiner Abwesenheit mächtiger geworden war; und als das Letzte Bündnis gegen ihn geschlossen wurde, konnte es Sauron niederwerfen und ihm den Einen Ring abnehmen.13 So endete das Zweite Zeitalter.

2. Die Reiche im Exil

Die nördliche Linie: Isildurs Erben

Arnor: Elendil † Z.Z. 3441, Isildur † 2, Valandil14 249, Eldacar 339, Arantar 435, Tarcil 515, Tarondor 602, Valandur † 652, Elendur 777, Earendur 681.

Arthedain: Amlaith von Fornost15 (Earendurs ältester Sohn) 946, Beleg 1029, Mallor 1110, Celepharn 1191, Celebrindor 1272, Malvegil 134916, Argeleb I. † 1356, Arveleg I. 1409, Araphor 1589, Argeleb II. 1670, Arvegil 1743, Arveleg II. 1813, Araval 1891, Araphant 1964, Arvedui der Letzte König † 1974. Ende des Nördlichen Königsreichs.

Stammesoberhäupter: Aranarth (Arveduis ältester Sohn) 2106, Arahael 2177, Aranuir 2247, Aravir 2319, Aragorn I. † 2327, Araglas 2455, Arahad I. 2523, Aragost 2588, Aravorn 2654, Arahad II. 2719, Arassuil 2784, Arathorn I. † 2848, Argonui 2912, Arador † 2930, Arathorn II. † 2933, Aragorn II. V.Z. 120.

Die südliche Linie: Anárions Erben

Könige von Gondor: (Elendil, Isildur und) Anárion † Z.Z. 3440, Meneldil (Anárions Sohn) 158, Cemendur 238, Earendil 324, Anardil 411, Ostoher 492, Rómendacil I. (Tarostar) † 541, Turambar 667, Atanatar I. 784, Siriondil 830. Es folgten die vier »Schiffskönige«:

Tarannon Falastur 913. Er war der erste kinderlose König, und der Sohn seines Bruders Tarciryan wurde sein Nachfolger. Earnil I. † 936, Ciryandil † 1015, Hyarmendacil I. (Ciryaher) 1149. Gondor erreichte nun den Gipfel seiner Macht.

Atanatar II. Alcarin, »der Prächtige« 1226, Narmacil I. 1294. Er war der zweite kinderlose König, und sein jüngerer Bruder wurde sein Nachfolger. Calmacil 1304, Minalcar (Regent 1240–1304), gekrönt 1304 als Rómendacil II., starb 1366. Valacar 1432, zu seiner Zeit begann Gondors erste Krise, der Sippenstreit.

Eldacar, Valacars Sohn (zuerst Vinitharya genannt), abgesetzt 1437. Castamir, der Thronräuber † 1447. Eldacar, wieder eingesetzt, starb 1490.

Aldamir (zweiter Sohn Eldacars) † 1540, Hyarmendacil II. (Vinyarion) 1621, Minardil † 1634, Telemnar † 1636. Telemnar und alle seine Kinder erlagen der Pest; Nachfolger wurde sein Neffe (der Sohn Minastans, des zweiten Sohnes von Minardil) Tarondor 1798, Telumehtar Umbardacil 1850, Narmacil II. † 1856, Calimehtar 1936, Ondoher † 1944. Ondoher und seine zwei Söhne fielen in der Schlacht. Ein Jahr später, 1945, wurde die Krone dem siegreichen General Earnil verliehen, einem Nachkommen Telumehtar Umbardacils. Earnil II. 2043, Earnur † 2050. Hier endete die Linie der Könige, bis sie 3019 von Elessar Telcontar wieder aufgenommen wurde. In der Zwischenzeit regierten die Statthalter das Reich.

Statthalter von Gondor: Das Haus Húrin; Pelendur 1998. Er regierte nach Ondohers Tod ein Jahr lang und riet zur Ablehnung von Arveduis Anspruch auf die Krone. Vorondil der Jäger17 2029: Mardil Voronwe, »der Standhafte«, der erste Regierende Statthalter. Seine Nachfolger trugen keine hochelbischen Namen mehr.

Regierende Statthalter: Mardil 2080, Eradan 2116, Herion 2148, Belegorn 2204, Húrin I. 2244, Túrin I. 2278, Hador 2395, Barahir 2412, Dior 2435, Denethor I. 2477, Boromir 2489, Cirion 2567. Zu seiner Zeit kamen die Rohirrim nach Calenardhon.

Hallas 2605, Húrin II. 2628, Belecthor I. 2655, Orodreth 2685, Ecthelion I. 2698, Egalmoth 2743, Beren 2763, Beregond 2811, Belecthor II. 2872, Thorondir 2882, Túrin II. 2914, Turgon 2953, Ecthelion II. 2984, Denethor II. Er war der letzte Regierende Statthalter, und sein Nachfolger wurde sein zweiter Sohn Faramir, Fürst von Emyn Arnen, König Elessars Statthalter, V.Z. 82.

3. Eriador, Arnor und Isildurs Erben

»Eriador war von alters her der Name aller Lande zwischen dem Nebelgebirge und den Blauen Bergen; im Süden waren seine Grenzen die Grauflut und der Glanduin, der oberhalb von Tharbad in sie mündet.

Zur Zeit seiner größten Ausdehnung umfasste Arnor ganz Eriador, ausgenommen die Gebiete nordwestlich des Lhûn und das Land östlich von Grauflut und Lautwasser, wo Bruchtal und Hulsten lagen. Jenseits des Lhûn war grünes, stilles Elbenland, das Menschen nicht betraten; doch an den Osthängen der Blauen Berge lebten und leben noch immer Zwerge, besonders in der Gegend südlich der Förde von Lhûn, wo sie seit alter Zeit Bergwerke betreiben. Daher waren sie es gewohnt, auf ihren Wegen nach Osten die Große Straße entlangzuziehen, wie sie es schon seit vielen Jahren getan hatten, ehe wir ins Auenland kamen. Bei den Grauen Anfurten wohnte Círdan der Schiffbauer, und manche sagen, er wohne noch immer dort, bis das letzte Schiff nach Westen abfährt. Zur Zeit der Könige wohnten die meisten der Hochelben, die noch in Mittelerde verweilten, bei Círdan oder in den küstennahen Gebieten von Lindon. Vielleicht sind einige heute noch dort, aber nur wenige.«

Das Nördliche Königreich und die Dúnedain

Auf Elendil und Isildur folgten acht Hohe Könige von Arnor. Nach Earendurs Tod zerstritten sich seine Söhne, und das Reich zerfiel in drei Teile: Arthedain, Rhudaur und Cardolan. Arthedain, im Nordwesten, umfasste das Gebiet zwischen Brandywein und Lhûn, außerdem das Land nördlich der Großen Straße bis zu den Wetterbergen. Rhudaur lag im Nordosten zwischen den Ettenöden, den Wetterbergen und dem Nebelgebirge, doch auch der Winkel zwischen Weißquell und Lautwasser gehörte dazu. Cardolan lag südlich der Großen Straße zwischen Brandywein und Grauflut.

In Arthedain setzte sich Isildurs Erblinie fort, doch in Cardolan und Rhudaur war sie bald erloschen. Es gab oft Streit zwischen den Königreichen, was den Niedergang beschleunigte. Meistens ging es dabei um den Besitz der Wetterberge und des westlich davon, nach Bree hin gelegenen Landstrichs. Sowohl Rhudaur wie auch Cardolan waren bestrebt, den Amon Sûl (die Wetterspitze) an sich zu bringen, der an der Grenze ihres Reiches stand; denn in dem Turm auf diesem Berg befand sich der wichtigste Palantír des Nordens, während die beiden anderen in Arthedain verwahrt wurden.

»In Arthedain hatte eben Malvegil die Herrschaft angetreten, als sich das Unglück für Arnor anbahnte. Denn zu dieser Zeit erwuchs im Norden jenseits der Ettenöden das Reich von Angmar. Es erstreckte sich beiderseits des Nebelgebirges, und dort sammelten sich allerlei menschliches Gelichter, Orks und andere Unwesen. [Den Herrscher über dieses Land nannte man den Hexenkönig, und erst später wurde bekannt, dass er niemand anders als der Anführer der Ringgeister und mit der Absicht in den Norden gekommen war, die Dúnedain zu vernichten, wozu ihre Uneinigkeit gute Aussichten bot, während Gondor noch stark war.]«

Zur Zeit von Malvegils Sohn Argeleb erhoben die Könige von Arthedain von neuem Anspruch auf die Herrschaft über ganz Arnor, da in den anderen Reichen keine Nachkommen Isildurs mehr lebten. Rhudaur wies den Anspruch zurück. Dort gab es nur noch wenige Dúnedain, und ein böser Fürst der Bergmenschen, der insgeheim mit Angmar im Bunde stand, hatte die Macht an sich gerissen. Argeleb befestigte daher die Wetterberge18; doch er fiel im Krieg gegen Rhudaur und Angmar.

Argelebs Sohn Arveleg konnte mit Hilfe aus Cardolan und Lindon die Feinde von den Bergen vertreiben; und dann verteidigten Arthedain und Cardolan viele Jahre lang eine Grenze längs der Wetterberge, der Großen Straße und des unteren Weißquells. Es heißt, in dieser Zeit sei Bruchtal belagert worden.

1409 kam ein großes Heer aus Angmar, drang über den Fluss nach Cardolan hinein und umzingelte die Wetterspitze. Die Dúnedain wurden besiegt, und Arveleg fiel. Der Turm auf dem Amon Sûl wurde niedergebrannt und geschleift; doch der Palantír wurde beim Rückzug gerettet und nach Fornost gebracht. Rhudaur wurde nun ganz von den üblen, Angmar ergebenen Menschen besetzt19, und die dort noch verbliebenen Dúnedain wurden getötet, oder sie flohen nach Westen. Cardolan wurde verwüstet. Arvelegs Sohn Araphor war noch nicht erwachsen, aber ein tapferer Fürst, und mit Círdans Hilfe konnte er die Feinde von Fornost und den Nordhöhen zurückschlagen. Ein Rest der Getreuen unter den Dúnedain von Cardolan hielt sich außerdem noch in den Tyrn Gorthad (den Hügelgräberhöhen) oder fand Zuflucht in dem Wald dahinter.

Es heißt, eine Zeitlang sei Angmar von dem Elbenvolk aus Lindon in Schach gehalten worden; und auch Bruchtal leistete Hilfe, denn Elrond holte über die Berge Elben aus Lórien heran. Zu dieser Zeit war es, dass die Starren, die im Winkel zwischen Weißquell und Lautwasser gewohnt hatten, vor den Kriegen und den Schrecknissen aus Angmar nach Westen und Süden flohen, auch deshalb, weil Land und Klima in Eriador, besonders im Osten, immer schlechter und unfreundlicher wurden. Manche kehrten nach Wilderland zurück, ließen sich am Schwertelfluss nieder und wurden ein Fischervolk.

Zur Zeit Argelebs II. drang von Südosten her die Pest nach Eriador ein, und die meisten Menschen in Cardolan, besonders in Minhiriath, kamen um. Auch die Hobbits und alle anderen Völker hatten schwer zu leiden, doch nach Norden zu schwächte die Seuche sich ab, und die nördlichen Teile von Arthedain berührte sie kaum. Zu dieser Zeit fanden die Dúnedain von Cardolan ihr Ende, und üble Geister aus Angmar und Rhudaur drangen in die verlassenen Hügelgräber ein und hausten dort.

»Es heißt, die Hügelgräber der Tyrn Gorthad, wie man die Hügelgräberhöhen einst nannte, seien sehr alt; und viele hätten schon die Vorväter der Edain in der alten Welt des Ersten Zeitalters angelegt, bevor sie über die Blauen Berge nach Beleriand gingen, von dem heute allein Lindon noch übrig ist. Diese Hügel wurden daher von den Dúnedain nach ihrer Rückkehr in Ehren gehalten, und viele ihrer Fürsten und Könige wurden dort begraben. [Einige sagen, der Hügel, in dem der Ringträger gefangen wurde, sei das Grab des letzten Fürsten von Cardolan gewesen, der im Krieg von 1409 gefallen war.]«

»1974 hatte Angmars Macht wieder zugenommen, und der Hexenkönig fiel über Arthedain her, ehe noch der Winter vorüber war. Er eroberte Fornost und vertrieb den größten Teil der überlebenden Dúnedain über den Lhûn, unter ihnen die Söhne des Königs. König Arvedui selbst aber hielt auf den Nordhöhen bis zuletzt stand und floh dann mit einigen Leibwächtern nach Norden. Dank der Schnelligkeit ihrer Pferde entkamen sie.

Eine Zeitlang hielt sich Arvedui in den Stollen der alten Zwergenminen am Nordende des Gebirges verborgen, doch schließlich trieb ihn der Hunger, die Lossoth20 um Hilfe zu bitten, die Schneemenschen von Forochel. Einige von ihnen traf er in einem Lager am Meeresufer; aber sie halfen dem König nicht gern, denn er hatte ihnen nichts zu bieten außer ein paar Edelsteinen, denen sie keinen Wert beimaßen. Außerdem fürchteten sie den Hexenkönig, der (wie sie sagten) nach Belieben Frost oder Tauwetter machen konnte. Doch teils aus Mitleid mit dem halb verhungerten König und seinen Männern, teils aus Furcht vor ihren Waffen gaben sie ihnen ein wenig zu essen und bauten ihnen Schneehütten. Dort konnte Arvedui nur warten und auf Hilfe von Süden hoffen, denn seine Pferde waren umgekommen.

Als Círdan von Arveduis Sohn Aranarth erfuhr, dass der König nach Norden geflohen war, schickte er sogleich ein Schiff nach Forochel, um ihn zu suchen. Wegen widriger Winde kam das Schiff erst nach vielen Tagen dort an, und die Seeleute sahen schon von weitem das kleine Treibholzfeuer, das die Verlassenen notdürftig unterhielten. Aber der Winter wollte in diesem Jahr noch nicht weichen, und obwohl es schon März war, brach das Eis erst langsam auf und reichte noch weit vor die Küste hinaus.

Die Schneemenschen erblickten das Schiff mit Furcht und Erstaunen, denn ein solches Schiff hatten sie noch nie auf dem Meer gesehen, so weit ihre Erinnerungen zurückreichten; doch inzwischen waren sie hilfsbereiter, und sie zogen den König und seine überlebenden Gefährten auf ihren Gleitkarren so weit aufs Eis hinaus, wie sie es wagten. Dort konnte ein Boot vom Schiff sie erreichen.

Doch die Schneemenschen waren besorgt; denn, sagten sie, sie könnten Gefahr aus dem Wind wittern. Und der Häuptling der Lossoth sagte zu Arvedui: ›Steige nicht auf dieses Seeungeheuer! Lass die Seeleute uns Nahrung bringen und anderes Brauchbare, das sie vielleicht haben, und dann bleibe hier, bis der Hexenkönig heimgeht. Denn im Sommer schwindet seine Macht; jetzt aber ist sein Hauch tödlich, und sein kalter Arm ist lang.‹

Doch Arvedui nahm den Rat nicht an. Er dankte ihm und gab ihm zum Abschied seinen Ring mit den Worten: ›Dies Ding ist von höherem Wert, als du ermessen kannst, schon seines Alters wegen. Es besitzt keine Kraft außer der Hochachtung derer, die meinem Haus verbunden sind. Es kann dir nicht helfen, doch wenn du je in Not bist, wird meine Sippe es auslösen und dir Vorräte dafür geben, so viel und von allem was du dir nur wünschen kannst.‹21

Doch, ob aus Zufall oder Voraussicht, der Rat der Lossoth war gut gewesen; denn bevor das Schiff aufs offene Meer hinausgelangt war, brach ein schwerer Sturm los und trug von Norden blendendes Schneegestöber heran; er trieb das Schiff ins Eis zurück und keilte es ein. Selbst Círdans Seeleute waren da hilflos, und in der Nacht zerdrückte das Eis den Rumpf, und das Schiff sank. So endete der Letztkönig Arvedui, und mit ihm wurden die Palantíri im Meer begraben.22 Die Nachricht von dem Schiffbruch erfuhr man erst viel später von den Schneemenschen.«

Die Hobbits überstanden den Krieg, der über das Auenland hinwegfegte, obwohl die meisten sich in Verstecke flüchten mussten. Dem König schickten sie ein paar Bogenschützen zu Hilfe, die nie wiederkehrten; und andere zogen auch mit in die Schlacht, in der Angmar dann niedergeworfen wurde (über die in den Annalen des Südens mehr gesagt wird). In der nun folgenden Friedenszeit regierte das Auenlandvolk sich selbst und gedieh gut dabei. Es wählte sich einen Thain als Stellvertreter des Königs und war es zufrieden; allerdings hofften viele noch lange auf die Rückkehr des Königs. Doch schließlich war auch diese Hoffnung vergessen, und nur noch eine Redensart erinnerte an sie: Wenn der König wiederkommt, sagte man, um zu vertrösten, wenn etwas Gutes nun einmal nicht möglich oder etwas Schlimmes nicht zu ändern war. Der erste Thain des Auenlandes war ein gewisser Bucca aus dem Bruch, von dem die Altbocks abzustammen behaupten. Thain wurde er im Jahre 379 unserer Zeitrechnung (1979).

Mit Arvedui nahm das Nördliche Königreich ein Ende, denn die Dúnedain waren nur noch wenige, und alle Völker von Eriador schrumpften zusammen. Das Geschlecht der Könige aber pflanzte sich fort in den Stammesfürsten der Dúnedain, von denen Arveduis Sohn Aranarth der erste war. Dessen Sohn Arahael wurde in Bruchtal aufgezogen wie auch alle Söhne der Stammesfürsten nach ihm; und alle Erbstücke ihres Hauses wurden dort verwahrt: die Bruchstücke von Narsil, Elendils Stern und das Zepter von Annúminas.23

»Nach dem Ende ihres Königreichs traten die Dúnedain in den Schatten. Sie wurden ein verborgen lebendes, umherwanderndes Volk, von dessen Mühen und Taten kaum gesungen oder berichtet wurde. Wenig ist nun über sie in Erinnerung geblieben, seit Elrond fort ist. Obwohl schon vor dem Ende des Wachsamen Friedens wieder manche Unwesen über Eriador herzufallen oder sich einzuschleichen begannen, starben die meisten Stammesfürsten nach langem Leben eines natürlichen Todes. Aragorn I., heißt es, fiel den Wölfen zum Opfer, die seither bis auf den heutigen Tag in Eriador eine Gefahr geblieben sind. In den Tagen Arahads I. machten sich die Orks plötzlich wieder bemerkbar, die, wie später deutlich wurde, seit langem geheime Stützpunkte in den Nebelbergen angelegt hatten, von denen aus sie alle Pässe sperren konnten. 2509 lauerten sie am Rothornpass Elronds Gattin Celebrían auf, die nach Lórien unterwegs war. Nachdem ihre Eskorte durch den überraschenden Angriff der Orks zersprengt war, wurde sie gefangen genommen und weggeschleppt. Elladan und Elrohir konnten sie befreien, aber erst, nachdem man sie gefoltert und ihr eine vergiftete Wunde beigebracht hatte.24 Sie wurde nach Imladris zurückgebracht, doch obwohl Elrond sie körperlich heilen konnte, war ihr Mittelerde verleidet. Im Jahr darauf ritt sie zu den Anfurten und fuhr übers Meer. Auch später, zur Zeit Arassuils, vermehrten die Orks sich wieder im Nebelgebirge und begannen das Land zu verheeren; und die Dúnedain und Elronds Söhne bekämpften sie. Zu dieser Zeit war es, dass eine große Horde weit nach Westen bis ins Auenland vordrang, wo sie von Bandobras Tuk vertrieben wurde.«25

Fünfzehn Stammesfürsten folgten einander, bevor der sechzehnte und letzte geboren wurde, Aragorn II., der wieder König von Gondor und Arnor wurde. »Unseren König nennen wir ihn; und wenn er nach Norden kommt, um für eine Weile sein Haus im wieder aufgebauten Annúminas am Abendrotsee zu bewohnen, freut sich das ganze Auenland. Aber unser Land betritt er nicht, denn er hält sich an das Gesetz, das er selbst erlassen hat: dass keiner vom Großen Volk unsere Grenzen überschreiten darf. Doch oft kommt er mit vielen Edlen an die Große Brücke und begrüßt dort seine Freunde und alle andern, die ihn sehen wollen; und manche reiten dann mit ihm und wohnen in seinem Haus, so lange es ihnen beliebt. Thain Peregrin ist oft dort gewesen, und ebenso Master Samweis, der Bürgermeister. Seine Tochter, die schöne Elanor, ist eine von Königin Abendsterns Ehrenjungfrauen.«

Es war der Stolz und das Wunder der nördlichen Linie, dass sie trotz des Verlusts der Macht und des Schwunds ihres Volkes über viele Generationen hin die Erbfolge vom Vater zum Sohn lückenlos aufrechterhalten konnte. Außerdem ging die Langlebigkeit der Dúnedain in Mittelerde zwar immer mehr zurück, in Gondor aber besonders schnell, nachdem das Geschlecht der Könige dort erloschen war; während im Norden viele der Stammesfürsten noch immer das doppelte Menschenalter erreichten und weit älter wurden als selbst die Ältesten unter uns. Aragorn lebte immerhin hundertundneunzig Jahre, länger als jeder seiner Vorfahren seit dem König Arvegil; doch in Aragorn Elessar war die Würde der Könige von einst wiederhergestellt.

4. Gondor und Anárions Erben

Auf Anárion, der vor Barad-dûr gefallen war, folgten in Gondor einunddreißig Könige. Obwohl die Kriege an den Grenzen nie aufhörten, vermehrten die Dúnedain des Südens über tausend Jahre lang zu Wasser und zu Lande ihre Macht und ihren Reichtum, bis zur Regierungszeit Atanatars II., der den Beinamen Alcarin, der Prächtige, erhielt. Doch die Vorzeichen ihres Niedergangs waren da schon zu erkennen, denn die hohen Herren des Südens heirateten spät und hatten wenige Kinder. Der erste kinderlose König war Falastur, der zweite Narmacil I., Atanatar Alcarins Sohn.

Ostoher, der siebente König, ließ Minas Anor erneuern, dem die Könige dann als Sommersitz den Vorzug vor Osgiliath gaben. Zu dieser Zeit wurde Gondor zum ersten Mal von wilden Menschenvölkern aus dem Osten angegriffen. Ostohers Sohn Tarostar besiegte und vertrieb sie; er legte sich den Namen Rómendacil, »Ost-Sieger«, bei. Später jedoch fiel er im Kampf mit neu herandrängenden Scharen von Ostlingen. Sein Sohn Turambar rächte ihn und gewann im Osten große Gebiete.

Mit Tarannon, dem zwölften König, begann die Folge der Schiffskönige, die Flotten bauten und Gondors Macht an den Küsten westlich und südlich der Anduin-Mündungen ausweiteten. Um seiner Siege als Feldherr zu gedenken, nahm Tarannon bei seiner Krönung den Namen Falastur an, »Herr der Küsten«.

Sein Neffe Earnil I., der ihm folgte, ließ den alten Hafen Pelargir ausbessern und baute eine starke Flotte auf. Dann belagerte er Umbar von der See und vom Land aus und nahm es ein. Es wurde ein großer Hafen und eine Festung im Dienste Gondors.26 Earnil aber konnte sich seines Sieges nicht lange freuen. Mit vielen Schiffen und Menschen ging er unter in einem großen Sturm vor Umbar. Sein Sohn Ciryandil setzte den Flottenbau fort; doch die Menschen von Harad, angeführt von den aus Umbar vertriebenen Fürsten, rückten mit einem großen Heer gegen die Festung an, und Ciryandil fiel in einer Schlacht in Haradwaith.

Viele Jahre lang blieb Umbar zu Lande eingeschlossen, konnte aber dank Gondors Seemacht nicht erobert werden. Ciryandils Sohn Ciryaher wartete ab, bis er genug Streitkräfte gesammelt hatte, und rückte dann zugleich zur See und zu Lande von Norden heran. Sein Heer überschritt den Fluss Harnen und besiegte die Menschen von Harad vollständig, sodass ihre Könige die Oberhoheit Gondors anerkennen mussten (1050). Ciryaher legte sich den Namen Hyarmendacil, »Südsieger«, bei.

Während Hyarmendacils langer Regierungszeit wagte es kein Feind mehr, seine Macht anzufechten. Hundertvierunddreißig Jahre war er König, länger als alle anderen Nachkommen Anárions, bis auf einen. Zu seiner Zeit erreichte Gondor den Gipfel seiner Macht. Das Reich erstreckte sich nun nach Norden bis zum Celebrant und zum Südrand des Düsterwalds, nach Westen bis zur Grauflut, nach Osten bis zum Binnenmeer von Rhûn, nach Süden bis zum Harnen und am Küstenstreifen weiter bis zur Halbinsel von Umbar und ihrem Hafen. Die Menschen in den Anduin-Tälern erkannten seine Hoheit an; die Könige von Harad leisteten Gondor Gefolgschaft, und ihre Söhne lebten als Leibbürgen am Hof des Königs. Mordor war verödet, wurde aber überwacht von den starken Festungen an den Pässen.