Der Himmel über Meran - Joseph Zoderer - E-Book

Der Himmel über Meran E-Book

Joseph Zoderer

4,8

Beschreibung

Der Südtiroler Joseph Zoderer hat einem ganzen Land seine Stimme gegeben, eine Stimme voller Zuneigung, voller Kraft, aber immer auch kritisch, provozierend und unbequem. Der Himmel über Meran zeigt ihn auf dem Höhepunkt seines Könnens.

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Joseph Zoderer

Der Himmel über Meran

Erzählungen

© 2013HAYMON verlagInnsbruck-Wienwww.haymonverlag.at

Originalausgabe: Carl Hanser Verlag München Wien 2005

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-7099-7667-8

Umschlag: hœretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol

Wir gingen

Mein Bruder wurde in Lackschuhen von den Onkeln und der Tante zum Zug gebracht, mit dem wir wegfuhren, und in diesen schwarzen Lackschuhen, die er immer an den Füßen der eleganten Kurgäste bewundert hatte, fror er, als wir über die Grenze, über den Brennerpaß, »heim ins Reich« gebracht wurden.

Wir waren die Kinder eines ehemaligen Hotelhausmeisters, also Hotelschuhputzers und später dann entlassenen Hilfskurgärtners.

Wir waren die Dummen, die glaubten, das Richtige zu machen, weil die meisten um uns herum im Lande so redeten. Und aus einigen von diesen wurden später auch gut funktionierende Henker oder vaterlandsliebende Mörder.

Ich höre meinen Vater schreien: Ich hab einen Bock geschossen! Ich weiß nicht, warum dieser Satz in meinem Kopf zurückblieb, einer von den wenigen Sätzen meines Vaters, an die ich mich erinnere. Ich höre meinen Vater aufschreien und höre diesen Satz und sehe eine braune Kommode mit Schubläden, sehe meinen Vater und dieses Möbelstück, das nichts mit diesem Satz zu tun haben konnte, sehe keine Zimmerwand und keinen anderen Gegenstand, sehe auch keine andere Person, obwohl wahrscheinlich andere Personen – meine Mutter, meine Geschwister – Vaters Publikum gewesen sein müssen, denn mir Vierjährigem wird er diesen Satz nicht entgegengebrüllt haben, und ich kann mich nur an diese gebrüllten Worte erinnern, an keine Gesichter, nicht an das Gesicht einer Schwester oder des Bruders, nicht an das Gesicht meiner Mutter, auch an keinen anderen Satz, der von meinem Vater oder jemand anderem noch gesagt worden wäre. Ich hab einen Bock geschossen: Diesen Satz trug ich mit mir durch das Leben, ohne mich die längste Zeit nach seinem Sinn zu fragen. Er beschwerte mich nicht, dieser Satz, eigenartigerweise vergaß ich ihn aber auch nicht. Irgendeinmal als Erwachsener verstand ich ihn, ging mir der Sinn dieses Satzes auf, mein Vater war ja nie ein Jäger gewesen, und wenn er einen Bock geschossen hatte, so meinte er damit einen schweren Irrtum, der ihm passiert war, in den er mit uns hineingerannt war: die Option für Deutschland.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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