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Willkommen in der Welt von Agatha Christie! Begeben Sie sich auf eine spannende Reise zu den Orten, die ihre legendären Krimis inspiriert haben. Entdecken Sie Miss Marples mörderische Kleinstadt-Idyllen, Poirots exotische Hotels und Orte, die mit dem Leben der Queen of Crime verbunden sind – von der englischen Riviera bis zu den Ufern des Nils. Dieser Reiseführer bietet spannende Einblicke, historische Hintergründe und praktische Tipps für Krimi-Fans und Abenteurer gleichermaßen.
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Seitenzahl: 202
Veröffentlichungsjahr: 2025
Stefanie Bisping
DER INOFFIZIELLE
REISEFÜHRER
Entdecke die Schauplätze dergroßen Krimis aus Buch und Film
Für Julius
Vorwort
Special: Die Queen of Crime
Agatha Christies London
1St Martin’s Theatre
2Agatha Christie Memorial, West End
3Brown’s Hotel und Flemings Hotel
4Burlington Arcade
5Bond Street
6Savoy Hotel
7The Adelphi
8The Dorchester
9Paddington Station
10Florin Court, Smithfield
11Christie Cottage, 22 Cresswell Place
1258 Sheffield Terrace, Kensington
13Hampstead Heath
14Swan Court, Chelsea
15Apothecaries Hall, Blackfriars
16St Bartholomew’s Hospital
17Battersea Park
18Das Britische Museum
19Eltham Palace, Greenwich
20South Ealing
Rund um London
21Dover
22Chilham, Kent
23Wisley Garden, Woking
24Chilworth Manor, Surrey
25Dorney Court, Buckinghamshire
26Turville, Buckinghamshire
27Denham, Buckinghamshire
28Hambleden, Buckinghamshire
29West Wycombe, Buckinghamshire
30Styles House, Sunningdale
31Englefield House, Berkshire
32Sarratt, Hertfordshire
33Knebworth House, Hertfordshire
Englands Südwesten
34Die englische Riviera
35Torquay
36Greenway House, Brixham
37Dittisham, Devon
38Kents Cavern
39Church of St Mary the Virgin, Churston Ferrers, Brixham
40Burgh Island, Bigbury-on-Sea, Devon
41The Moorland Hotel, Haytor, Dartmoor
42Dartmoor-Nationalpark
43Princetown
44Exeter
Im Herzen Englands
45Wallingford, Oxfordshire
46Oxford
47Chavenage House, Tetbury, Gloucestershire
Englands Norden
48Abney Hall, Cheadle, Cheshire
49Marple
50Isle of Man
Special: Sherlock Holmes und Lord Peter Wimsey suchen nach Agatha Christie
51Harrogate, North Yorkshire
52The Old Swan Hotel, Harrogate
53Von Skye nach St Cuthbert’s, Edinburgh
Europa und Übersee
54Restaurant Le Train Bleu, Paris
55Nord-Pas-de-Calais
56Deauville, Normandie
57Dinard, Bretagne
58Côte d’Azur
59Dolomiten, Südtirol
60Venedig
61Malta
62Mallorca
63Teneriffa und Gran Canaria
64Coral Reef Club, Barbados
65Waikiki Beach, Hawaii
Afrika
66Ägypten
67Kapstadt
68Victoria Falls, Simbabwe
Naher Osten
69Simplon-Orient-Express
Special: Die Kultrollen: Miss Marple und Hercule Poirot
70Istanbul
71Petra und Amman, Jordanien
72Shiraz und Isfahan, Iran
73Babylon und Basra, Ninive und Nimrud
Special: Krimikompass für Reise und Sofa
Register
Bildnachweis
Impressum
Ein Stapel Christies auf dem Nachttisch verkürzt die Nachtruhe auf angenehme Weise.
Mit Tee und Scones wird’s noch gemütlicher.
1St. Martin’s Theater
2Knebworth House
3Torquay
4Greenway House
5Dartmoor
6Burgh Island
7Oxford
8Harrogate
9Simplon-Orient-Express
10Ägypten
Willkommen in der Welt der Queen of Crime! Agatha Christies Krimis wirken wie eine Tasse Earl Grey an einem frostigen Wintertag: wohlig und wärmend – selbst wenn sich im Buch bereits Blut auf teure Teppiche ergießt und dem ersten Mord bald ein zweiter folgt. Zu dieser Lektüre passen Kaminfeuer und grauer Himmel. Für mich zumindest. Für die nächste Generation, repräsentiert von meinem Sohn, ist ein Sommer ohne Christie undenkbar, seit er Harry Potter gegen Hercule Poirot tauschte. Hitze, Hängematte und ein Reise-Thriller wie Der Tod auf dem Nil ergeben für ihn den perfekten Sommertag.
Die Liebe zu den Romanen Christies eint Generationen und überdauert alle Strömungen der Zeit. Und das seit 100 Jahren. Christies Geschichten spielen in analogen Tagen, doch sie fesseln auch Menschen, die mit dem Smartphone in der Hand aufwuchsen. Denn betulich ist nichts an ihnen – höchstens die Strickmuster, die Miss Marple für eine lange Reihe von Babyjäckchen nutzt, um in der Rolle der harmlosen alten Dame von der Schärfe ihres hellwachen Verstands abzulenken. Zugleich funkelt schönster britischer Humor aus den Seiten.
1890 wurde Agatha Mary Clarissa Miller in Torquay an jenem Teil der Südküste Englands geboren, der auch die Englische Riviera genannt wird. Wenig deutete darauf hin, dass hier mit der kleinen Agatha der künftige Weltstar der Krimiliteratur heranwuchs. 66 Kriminalromane sollte sie schreiben, dazu einige Dutzend Kurzgeschichten sowie überaus erfolgreiche Theaterstücke. Ihre Bücher wurden in mehr als 100 Sprachen übersetzt und über zwei Milliarden Mal verkauft. Zugleich blieb sie eine Königin der Bescheidenheit. Die meistverkaufte Autorin aller Zeiten gab als ihren Beruf offiziell stets »Hausfrau« an. Besonders glücklich war sie, wenn sie in ihrer späteren Heimat Wallingford unerkannt einkaufen gehen konnte. Die diskreten Kaufleute taten zumindest so, als wüssten sie nicht, unter welchem Namen ihre Kundin Mrs Mallowan weltbekannt war.
Sie liebte aber auch das Reisen. Pfarrhäuser und Grand Hotels, schläfrige Dörfer, elegante Seebäder und die Hauptstadt London, glamouröse Orte in Festlandeuropa und im Nahen Osten, exotische Inseln und historische Züge sind die Schauplätze der Romane. Was könnte also schöner sein, als Dame Agatha mit ein paar Krimis im Gepäck nachzureisen? Dieses Buch führt zu Schauplätzen ihres Lebens und ihrer Bücher und zu den Drehorten der Verfilmungen.
»Ich bin sicher, dass sich niemand mehr an mich erinnert, wenn ich erst mal zehn Jahre tot bin«, soll Agatha Christie einmal gesagt haben. Ausnahmsweise irrte die Krimikönigin. Auch ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod am 12. Januar 1976 werden ihre Bücher gelesen, geliebt und immer wieder neu aufgelegt. Es gibt Hörspiele, Miss-Marple-Puzzles, Graphic Novels und sogar einen Plüsch-Poirot von Steiff in limitierter Auflage. Ich wünsche Ihnen eine wunderschöne Reise auf den Spuren von Miss Marple, Hercule Poirot und der Queen of Crime herself!
Ihre Stefanie Bisping
Dame Agatha Mary Clarissa Christie, Lady Mallowan: ein Leben wie ein Roman
Am 15. September 1890 wurde Agatha Mary Clarissa Miller als drittes Kind von Clarissa Miller, geborene Boehmer, und ihrem amerikanischen Mann Frederick Miller in Ashfield House in Torquay geboren. Schwester Margaret, die stets Madge genannt wurde, und Bruder Louis Montan, genannt Monty, waren elf bzw. zehn Jahre älter als sie.
Vater Frederick war ein amerikanischer Erbe mit privatem Einkommen aus angelegtem Vermögen. Zunächst hatten die Millers erwogen, sich in den USA niederzulassen, doch während eines Besuchs in England kaufte Clarissa spontan Ashfield House. So schildert Agatha es in ihrer Autobiografie – juristisch war das einer Ehefrau seinerzeit ohne ihren Mann kaum möglich, wie ihre Biografin Lucy Worsley erläutert. Insofern dürfte Fredericks Überraschung sich in Grenzen gehalten haben.
Der Neigung, sich auf den ersten Blick in eine Immobilie zu verlieben und diese möglichst auch zu erwerben, sollte jedoch später auch Tochter Agatha mit einer gewissen Leidenschaft frönen. Ihre Eltern hatten häufig Gäste, unter ihnen auch der in England lebende amerikanische Romancier Henry James und der erste englische Literaturnobelpreisträger Rudyard Kipling.
Als Agatha elf Jahre alt war, starb ihr Vater nach kurzer Krankheit. Schon vor seinem Tod war sein Vermögen durch unfähige, womöglich auch betrügerische Verwalter stark geschrumpft; die Millers hatten deshalb ein Jahr in Frankreich verbracht, wo das Leben preiswerter war. Nach seinem Tod blieb die finanzielle Lage der Familie angespannt.
Bis zu ihrem 16. Lebensjahr wurde Agatha zu Hause unterrichtet. Dort stand ihr eine große Bibliothek zur Verfügung, durch die sie sich mit Freude und großem Interesse las. Außerdem erhielt sie Klavier- und Tanzunterricht. Schon früh schrieb sie Gedichte und Kurzgeschichten, die sie bei Zeitungen und Magazinen einreichte und die diese auch druckten. Den letzten erzieherischen Schliff erhielt sie, wie damals in der gehobenen Gesellschaft üblich, in Frankreich, wo sie Pensionate besuchte sowie Gesang und Klavierspiel studierte. Trotz dieser standesgemäßen und nicht billigen Ausbildung wirkten sich die veränderten Vermögensverhältnisse der Millers auch auf Agatha Christies Start ins Erwachsenenleben aus.
Aus finanziellen Gründen wurde Agatha 1908 nicht in London in die Gesellschaft eingeführt, sondern in Kairo. Für das Debüt seiner Tochter Madge hatte der Vater noch New York City aufgerollt und die Erstgeborene in allem Glanz der amerikanischen High Society präsentiert. Als es für Agatha Zeit wurde, sich auf dem Heiratsmarkt zu zeigen, war für Mutter Clarissa ein dreimonatiger Aufenthalt am Nil noch am erschwinglichsten. Dennoch waren die Kosten für diese – damals unerlässliche – Investition in die Zukunft noch immer sehr hoch. Mutter und Tochter logierten im Hotel, Agatha besuchte Dutzende von Bällen und tanzte mit den Mitgliedern der britischen Regimente in Kairo. Nach ihrer Rückkehr aus Ägypten wohnte sie wieder in Ashfield, besuchte Wochenendpartys in Herrenhäusern überall im Land und hielt Ausschau nach Mister Right.
Fast zeitgleich mit seinem Erscheinen brach jedoch der Große Krieg aus. Agatha arbeitete zunächst fürs Britische Rote Kreuz im Krankenhaus in Torquay und wechselte dann in dessen Apotheke, wo sie lernte, Arzneien herzustellen – und nebenbei profundes Wissen über Heil- und Giftpflanzen sowie giftige Stoffe erwarb, das schon recht bald auch ihrem Publikum zugutekommen würde. Bereits in ihrem ersten Krimi Das fehlende Glied in der Kette, der 1920 veröffentlicht wurde, schöpft sie aus diesen Erfahrungen. Da war sie schon Mrs Archibald Christie. Sie hatte den jungen Piloten der Royal Air Force am Heiligabend des ersten Kriegsjahres geheiratet. Tochter Rosalind wurde im August 1919 geboren.
1922 unternahmen Agatha und Archie als Teil einer britischen Handelsdelegation eine einjährige Weltreise. Die Erfahrung trug literarische Früchte und festigte ihre Liebe zum Reisen. 1926 wurde ihr Schicksalsjahr. Ihr sechster Roman Alibi war zwar ein Riesenerfolg. Doch im selben Jahr starb ihre Mutter. Archie zögerte nicht, sie in ihrer Trauer um die Mutter mit seinem Scheidungswunsch zu konfrontieren. Die Lebenskrise gipfelte in ihrem rätselhaften Verschwinden im Dezember des Jahres (s. S. 126).
Als sie wieder auf die Beine gekommen war, verordnete sie sich 1928 eine längere Reise. Eigentlich wollte sie in die Karibik, dann aber buchte sie kurzentschlossen eine Fahrt mit dem Orient-Express nach Bagdad. In Ur besuchte sie die Ausgrabungen der englischen Archäologen Leonard und Katharine Woolley. Die Reise war der Beginn einer lebenslangen Liebe für diese Region und für die Archäologie. Die Woolleys luden sie ein, wiederzukommen. Im Frühjahr 1930 nahm sie den Orient-Express und lernte in Ur den jungen Archäologen Max Mallowan kennen. Trotz des Altersunterschieds, der der 14 Jahre älteren Agatha zunächst einiges Kopfzerbrechen bereitete, heirateten sie noch im selben Jahr in Edinburgh. In diesem Jahr schenkte sie zudem der Welt eine außergewöhnliche Ermittlerin: Miss Marple gab ihr Debüt als Romanfigur.
»Vieles habe ich selbst gesäubert. Ich hatte meine eigenen Werkzeuge: ein Holzstäbchen zum Nagelreinigen. Eine sehr feine Stricknadel, einmal auch einen Zahnbohrer, den mir ein Zahnarzt geschenkt hatte – und einen Tiegel Gesichtscreme, die sich ausgezeichnet dazu eignete, behutsam den Schmutz aus den Sprüngen zu entfernen, ohne das bröckelige Elfenbein zu beschädigen.«
Die Autobiografie
Den Reisen und Expeditionen mit Max, die nur von den Jahren des Zweiten Weltkriegs unterbrochen wurden, sind nicht nur Krimis wie Tod auf dem Nil, Mord im Orient-Express und Mord in Mesopotamien zu verdanken. Sie wurden für Agatha auch eine große Leidenschaft in ihrem Leben. Sie half anonym bei der Finanzierung der Ausgrabungen und spendete häufig den Erlös einer Kurzgeschichte für eine Expedition. Für ihre Reisekosten und ihren Aufenthalt kam sie stets selbst auf. Zudem beteiligte sie sich aktiv an den Projekten, war für die Fotografie an den Stätten verantwortlich und entwickelte sich zu einer kundigen Archäologin. Ihre Herangehensweise war dabei so tatkräftig wie pragmatisch.
Bei allem Engagement zog sie sich aber auch immer wieder zum Schreiben zurück und schöpfte aus den Reise-Impressionen Inspiration für ihre Romane und Kurzgeschichten.
Sie blieb äußerst produktiv und wurde 1971 von Königin Elizabeth II. als Dame Commander in den Order of the British Empire aufgenommen. Die Ehre war ihr schon früher angetragen worden, doch sie akzeptierte sie erst, nachdem Max 1968 für seine Verdienste in der Archäologie in den persönlichen Adelsstand erhoben wurde. Seither war sie Lady Mallowan, drei Jahre später wurde sie Dame Agatha.
Am 12. Januar 1976 starb Agatha Christie mit 85 Jahren in Winterbrook House in Wallingford, wo sie und Max seit über 40 Jahren ihren Hauptwohnsitz hatten. Ihre letzte Ruhe fand sie auf dem Friedhof St. Mary’s im nahen Cholsey. Max, der ein Jahr nach ihrem Tod noch einmal geheiratet hatte, folgte ihr am 19. August 1978.
Mit dem Archäologen Max Mallowan fand Agatha Christie dauerhaftes Glück.
Die Houses of Parliament und Big Ben sind Zentrum und Wahrzeichen Londons.
Viel Grün, noch mehr Glamour und eine vor Leben sprühende Kultur- und Theaterszene: London ist das Herz des Königreichs und auch als Krimischauplatz ein Zentrum der Welt. Wunderschöne Architektur, prachtvolle Parks, spannende Museen und das Flair einer der schönsten Städte der Welt machen die Kapitale zu einem Ziel, das sich immer wieder neu entdecken lässt.
Spannend
WEIL:
Die funkelnde Metropole des Königreichs bietet nicht nur unendliche Vergnügungen und eine fantastische Kulturszene. Hier sehen Sie auch Agatha Christies Wohnsitze, Schauplätze ihrer Krimis und dazu ihren ewig jungen Theaterhit The Mousetrap.
DIE DREI MUST-DOS:
The MousetrapAfternoon TeaHampstead Heath
In Londoner Theatern wird gezeigt, was das Publikum sehen will – und zwar so lange, wie es Zuschauer findet. Agatha Christie, obwohl nicht in erster Linie als Dramatikerin bekannt, liegt auch hier uneinholbar an der Spitze. Ihre Mousetrap schnappt seit dem 25. November 1952 jeden Abend in London zu, erst im Ambassadors Theatre, seit 1974 im größeren St Martin’s Theatre. Ursprünglich hatte sie Three Blind Mice als Hörspiel fürs Radio geschrieben und Queen Mary zum Geburtstag geschenkt. 1947 wurde diese Urfassung gesendet. Später machte Christie ein Bühnenstück daraus und schenkte die Rechte ihrem Enkel Mathew Prichard zum neunten Geburtstag. Es sollte mehr werden als ein Taschengeld: Bei Christies Tod 1976 hatte das Stück bereits drei Millionen Pfund eingespielt. Später machte Prichard aus den Erlösen eine Stiftung zur Förderung von Kunstprojekten.
Im St. Martin‹s Theatre wird Christies Kult-Klassiker jeden Abend gespielt.
Routine wäre Gift für den Bühnenkrimi, der sein Publikum sommers wie winters in ein verschneites englisches Landhaus lockt. So wird das Ensemble aus acht Darstellern regelmäßig ausgetauscht – was nicht alle Schauspieler an der Rückkehr hindert. Verschleiß gibt es dennoch: Das Inventar musste im Lauf dieser längsten aller Spielzeiten runderneuert, die im Stück erwähnte Hotelrechnung mehrfach den veränderten Preisverhältnissen angepasst werden. Sogar am Text hat man ein wenig gefingert – die Hinweise auf Lebensmittelrationierung fielen weg, nachdem diese Unbill der Nachkriegszeit im Königreich überstanden war. Auch das Bühnenbild wurde 1965 und 1999 ausgetauscht. Nur die Uhr auf dem Kaminsims ist noch dieselbe wie vor über 70 Jahren und damit die einzige Requisite, die die Jahrzehnte überdauert hat. Aber auch der Erfolg beim Publikum ist geblieben. 2021 war das Stück das erste Theater, das nach dem Lockdown wieder gespielt wurde, und führte das Theaterviertel West End aus der Pandemie.
Zum 50. Bühnenjubiläum, an das dieses Schild an der Fassade erinnert, kam auch Elizabeth II.
Das denkmalgeschützte Theater ist selbst eine Klasse für sich. 1916 hob sich hier erstmals der Vorhang. Es wurde von Richard Verney, dem 19. Baron Willoughby de Broke, in Auftrag gegeben, ist noch heute im Besitz der Familie und hat königliche Besuche und Hunderte renommierter britischer Schauspieler erlebt.
INFO
The Moustrap, St Martin’s Theatre, West Street London WC2H 9NZ, Tube Station: Leicester Square. Das Stück wird dienstags, donnerstags und samstags um 15 und 19.30 Uhr gespielt, mittwochs und freitags nur um 19.30 Uhr, Karten ab 25 Pfund. https://the-mousetrap.co.uk
Das 2,40 Meter hohe Denkmal von Bildhauer Ben Twiston-Davies befindet sich im Herzen des Londoner Theaterbezirks, keine 3 Gehminuten von Covent Garden und nur 2 vom St Martin’s Theatre entfernt. Es wurde am 25. November 2012 enthüllt, dem 60. Bühnenjubiläum der Mausefalle. Obwohl es ein überdimensionales Buch mit dem seitlichen Porträt Christies, ihrem typischen Namenszug und ihren Lebensdaten darauf darstellt, wird Dame Agatha Christie an dieser Location vor allem als erfolgreichste Dramatikerin der Londoner Theatergeschichte gewürdigt. Denn nicht nur bricht die Mausefalle mittlerweile seit Jahrzehnten alle Rekorde. Die Queen of Crime war auch die erste Autorin, von der drei Stücke gleichzeitig im Westend gespielt wurden. Die Ornamente am oberen Rand des Buchcovers erinnern dennoch ein wenig an einen Theatervorhang und schaffen eine optische Verbindung zwischen der Bühne und der Verlagswelt. Das Memorial wurde auf Initiative ihres Enkels Mathew Prichard und des Theaterproduzenten Sir Stephen Waley-Cohen (geb. 1946) geschaffen. Cohen ist seit 1994 Produzent der Mausefalle.
Agatha Christies Denkmal in Londons Theaterviertel
INFO
Agatha Christie Memorial, Cranbourn Street, London WC2H 7AB, Tube Station: Leicester Square.
Geschickt verwischte Agatha Christie ihre Spuren beim Marple-Krimi Bertrams Hotel und verschleierte das Vorbild für ihren Hauptschauplatz. Da das Hotel im Buch in einen größeren Kriminalfall verwickelt wird, war das sicher für alle Beteiligten das Beste. Doch wie glücklich ist Miss Marple, in dieses gediegene, auf wunderbare Weise altmodische Hotel zurückzukehren, mit dem sie schönste Erinnerungen an die London-Besuche ihrer Kindheit und Jugend verbindet! Womöglich so glücklich wie Christie selbst, die gute Hotels sehr zu schätzen wusste – »würdevoll, schlicht und diskret kostspielig«, wie sie Bertrams Hotel im Buch beschreibt. Und auch als Leser möchte man gerne in die Welt knisternder Kaminfeuer, gemütlicher Ohrensessel und stilvoller Cream Teas eintauchen, die Bertrams Hotel zum Inbegriff englischer Lebensart machen.
Zwei Hotels im eleganten Mayfair mochten als Vorbild gedient haben: Zum einen Brown’s Hotel, das älteste noch betriebene in der Hauptstadt an der Albemarle Street. 1832 begründeten James und Sarah Brown das Hotel, das noch heute ihren Namen trägt. In der Morning Post vom 12. März 1832 machte James »Familien und Parlamentsmitglieder« auf die soeben eröffneten, geräumigen Apartments in Piccadilly aufmerksam. Gäste mussten ihm persönlich bekannt sein oder ein Empfehlungsschreiben vorlegen, um Räumlichkeiten reservieren zu können. Im 19. Jahrhundert nahm Queen Victoria im holzgetäfelten Drawing Room gelegentlich den Afternoon Tee ein.
Im Drawing Room von Brown’s Hotel wird der Afternoon Tea serviert.
So kann dieses Haus auf jeden Fall den Anspruch erheben, das älteste Luxushotel Londons zu sein – und ein besonders exklusives, wiewohl hier heute jeder einchecken darf, dessen Kreditkarte die erforderliche Deckung aufweist. Stammgast Rudyard Kipling, erster englischer Literaturnobelpreisträger und Autor des Dschungelbuchs (das zum Teil hier entstanden sein soll), nannte es »unser treues, geliebtes, warmes, freundliches Brown’s Hotel«. Das klingt ein wenig, als hätte es Miss Marple über das Bertrams gesagt. Tatsächlich sind zahlreiche Besuche von Agatha Christie verbrieft.
Zweiter Kandidat als Location für Bertrams Hotel ist das Flemings Mayfair Hotel an der Half Moon Street – zufällig auch jene Straße, in der Agatha und Max während des Zweiten Weltkriegs kurzzeitig eine Wohnung hatten, bevor sie nach einer weiteren Zwischenlösung nahe des Ritz ihr Haus an der Sheffield Terrace bezogen.
Die beiden Fünf-Sterne-Hotels befinden sich – wie das Bertrams – in einer Seitenstraße der Prachtmeile Piccadilly; das Flemings liegt etwas näher am schönen Green Park. »Splendidly English« nennt sich das Brown’s in aller Bescheidenheit selbst und kommt damit dem literarischen Hotel sehr nahe. Das Flemings aber betont, Christie habe vor der Veröffentlichung in letzter Minute den Namen des Hotelmanagers im Buch geändert, da er dem des Leiters des realen Hotels zu ähnlich gewesen sei.
Afternoon Tea in Brown’s Hotel
Logenplatz am Kamin
TIPP
SCONES, SANDWICHES UND EIN GLAS SPARKLING: AFTERNOON TEA
Es muss nicht gleich eine Übernachtung sein. Afternoon Tea im holzgetäfelten Drawing Room von Brown’s Hotel, wo schon Lords, Ladies und königliche Hoheiten zu Gast waren, ist ein Erlebnis für sich (und mit 80 Pfund pro Person – für eine stattliche Etagere voller Sandwiches und süßer Sünden; wer ein Glas Champagner dazu möchte, zahlt 92 Pfund – auch fast so teuer wie anderswo ein Bett für eine Nacht). Öffnungszeiten: täglich 12 bis 18.30 Uhr.
www.roccofortehotels.com/hotels-and-resorts/brown-s-hotel
Flemings Hotel besitzt das mit einem Michelin-Stern dekorierte Restaurant Ormer und ebenfalls einen Drawing Room für den Afternoon Tea. Dieser hier ist eher zeitgenössisch eingerichtet; Bücherregale, ein Kamin aus Marmor und Akzente wie die von Hand bemalten Wandpaneele schaffen jedoch das notwendige urbritische Ambiente. Hier kostet der Afternoon Tea mit Sandwiches, Scones und einem Glas Champagner 65 Pfund pro Person. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 14 bis 16.30 Uhr.
www.flemings-mayfair.co.uk
Art-Nouveau-Juwel, Konsumparadies der Luxusklasse und Schauplatz unter anderem von Sie kamen nach Bagdad – die glamouröse Einkaufsmeile ist mit 179 Metern eine der längsten überdachten Arkaden im Land. Hier ersteht Anna Scheele in Sie kamen nach Bagdad drei Dutzend langstielige rote Rosen, nachdem sie sich zuvor bereits einen Saphir- und einen Diamantring gegönnt hat. In der Savile Row eine Ecke weiter ordert sie dann noch ein Kostüm. Im Bermudadreieck von Bond Street, Savile Row und der Burlington Arcade ist schnell ein kleines Vermögen versenkt.
Die in der Arkade aufgereihten Geschäfte für Mode, Schuhe, Schmuck und Kunst erfordern eine belastbare Kreditkarte. Dennoch lohnen die Arkaden auch einen Besuch, wenn man sich auf Window-Shopping beschränkt – oder nur seinen Schuhen einen Besuch bei Romi Topi gönnt. Er reinigt die Schuhe von Shoppern, Businessleuten und Urlaubern.
Reich der Versuchung und Rettung bei Regen: die Burlington Arcade
Namen und Existenz verdankt die Arkade Lord George Cavendish, dem Grafen von Burlington. Der aufmerksame Gemahl wünschte sich für seine Gattin ein Shopping-Areal, in dem sie unbehelligt ihre Besorgungen machen konnte – fußläufig zum ehelichen Stadthaus. Burlington House, heute Sitz der Royal Academy of Arts für die schönen Künste, liegt nebenan. Nebeneffekt: Die Arkade hinderte die Londoner daran, ihre Austernschalen in den Garten von Burlington House zu schleudern. Schon bei der Eröffnung 1818 waren 51 Fachhändler für Schmuck, Hüte und andere Gegenstände des täglichen Bedarfs der Aristokratin vertreten.
INFO
Burlington Arcade, 51 Piccadilly, London W1J 0QJ, Tube Station: Green Park. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8 bis 19 Uhr, Samstag 9 bis 19 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr. www.burlingtonarcade.com
Shopping zwischen Marmor, Glas und rotem Teppich
Die Arkade als Schaufenster-Zierde
In dieser vor Nobelboutiquen, Juwelieren und teuren Galerien funkelnden Einkaufsstraße beginnt Miss Marple in Bertrams Hotel ihre genüsslichen Streifzüge durch die exklusiven Kaufhäuser und Haushaltswarengeschäfte von Mayfair, bevor sie in einen Kriminalfall gezogen wird, der Kreise bis weit über London hinaus zieht. Jane Marple wird zwar von ihrem ebenso fürsorglichen wie ergebenen Neffen, dem Bestsellerautor Raymond West, gelegentlich in erlesene Hotels wie das Bertrams in London (oder das Golden Palm Resort auf einer karibischen Insel) eingeladen und womöglich auch mit einem angemessenen Taschengeld versorgt. Dennoch plant sie ihre Einkäufe – hauptsächlich Nützliches und Schmückendes für ihr gepflegtes Heim – sorgfältig. Doch wer Geld auf den Kopf hauen möchte, ist hier goldrichtig. Faustregel: In der in New und Old Bond Street unterteilten Einkaufsmeile konzentriert sich der höchste Anteil an Nobel- und Designermarken in der New Bond Street – ihrem nördlichen Abschnitt.
Von der Prachtstraße Piccadilly zweigt das Shopping-Paradies Bond Street ab.
INFO
Bond Street, London W1S 1SP, Tube Station: Bond Street
Das über 135 Jahre alte Fünf-Sterne-Haus gilt bereits in den Marple-Romanen als Traditionsadresse. Kein Wunder: Schon Claude Monet checkte hier ein, um die Themse unter pastellfarbenem Himmel zu malen. Zwischen 1898 und 1901 kam er deimal und malte von seinem Zimmerfenster aus den Fluss. Marlene Dietrich ließ sich für ihre Ankunft stets ein Dutzend Rosen und eine Flasche gekühlten Champagner ins Zimmer stellen.
Traditionshaus mit fünf Sternen: das elegante Savoy.
Das Savoy zieht sich von den ersten Romanen an quer durch Agatha Christies Werk. In Die Großen Vier (1927) absolviert Captain Hastings im Savoy in der Suite von Mr Ryland ein Einstellungsgespräch, in Der blaue Express (1928) bewohnen hier der amerikanische Millionär Rufus van Aldin und die junge Erbin Katherine Grey Suiten. In Der Tod wartet(1938) treffen sich die handelnden Personen zu einer glückseligen Party im Savoy, nachdem Hercule Poirot – der ebenfalls zugegen ist – den Mord in Jordanien aufgeklärt hat, in den sie verwickelt waren. In Das Geheimnis der Schnallenschuhe (1940) ist es ebenso präsent wie in Sie kamen nach Bagdad (1951), wo die geheimnisvolle Anna Scheele hier logiert, bevor sich die Handlung mitsamt Scheele und der Hauptfigur Victoria Jones in den Irak verlagert. In Mord im Spiegel (1962) bekommt Schauspielerin Lola Brewster in Suite 1800 Besuch von Chefinspektor Dermot Craddock, der im Fall eines Giftmords in St. Mary Mead ermittelt.
INFO
The Savoy London, Strand, London WC2R 0EZ, Tube Station: Charing Cross oder Covent Garden. www.thesavoylondon.com
Für Agatha Christie war das schicke Hotel auch im persönlichen Leben eine vertraute Größe; so fand hier die Party zum zehnjährigen Bühnenjubiläum von Die Mausefalle statt, bei der sie zu ihrem eigenen Schrecken eine Rede halten sollte (was ihr gelang).
