Der kleine Alltagsphilosoph - Dr. phil. Christoph Quarch - E-Book

Der kleine Alltagsphilosoph E-Book

Dr. phil. Christoph Quarch

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Beschreibung

Der kleine Alltagsphilosoph erfüllt, was viele sich von der Philosophie erwarten: Orientierung bei allen möglichen Fragen des modernen Lebens. Was bedeutet eigentlich heute Freundschaft - angesichts von 714 Facebook-Freunden? Was ist Glück? Bin ich ein Egoist, wenn ich mich mal nur um mich kümmern will? Oder auch: Woran erkennt man guten Sex? Diese und viele weitere spannende Fragen beantwortet der Autor, indem er abendländische Philosophen und Denker klug zu Rate zieht. Letztlich geht es um Fragen nach den Grundlagen des Zusammenlebens, nach menschlichen Werten, die doch über die Jahrtausende seit Platon dieselben geblieben sind, aber dennoch vor dem Hintergrund des heutigen Zeitgeists neu beantwortet werden müssen. Das Buch besticht durch typische Fragestellungen aus dem richtigen Leben, mit denen sich jeder identifizieren kann. Die Antworten sind ebenso ratgeberisch wie unterhaltsam. Als Zugabe wird jeder zitierte Philosoph kurz und einprägsam portraitiert.

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Seitenzahl: 124

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Einleitung

Warum lohnt es, sich mit Philosophie zu befassen?

»Die Philosophie ist das größte Geschenk, welches die Götter dem Menschengeschlecht je gemacht haben.« Cicero

So alt wie die Philosophie ist die Frage, welchen Nutzen sie den Menschen bringt. Schon in der Antike erzählte man die Geschichte von der thrakischen Magd, die in schallendes Gelächter ausbrach, als sie Zeugin eines Missgeschicks des Thales wurde – eines Mannes, der gemeinhin als der älteste der griechischen Philosophen verehrt wird. Von ihm nun heißt es, er habe sich einst so sehr in seinen Gedanken über die geheimen Gesetze des Himmels verloren, dass er den Brunnen vor sich nicht sah und unversehens hineinstürzte. »Du kennst wohl die Dinge am Himmel«, habe das kecke Weib ihn da verspottet, »siehst aber nicht, was dir vor Füßen liegt!« Seither stehen Philosophen im Ruf, weltfremde Käuze zu sein, Einsiedler in luftigen Elfenbeintürmen, die vor lauter Gedanken das Leben nicht sehen.

Das stimmt aber nicht. Oder sagen wir so: Es stimmt nur zum Teil. Gewiss gab es zu allen Zeiten weltabgewandte, asketische Philosophen, die meinten, sich von den Dingen des Lebens fernhalten zu müssen, um ungestört im Ozean des Geistes kreuzen zu können. Und ebenso gewiss neigt die akademische Philosophie der Gegenwart dazu, sich in den Universitäten zu verschanzen und eine Sprache zu sprechen, die kein normaler Mensch versteht. Ganz so, als wollte sie dem großen Denker Martin Heidegger (den die gelehrten Professoren wegen seiner kühnen Denkabenteuer ansonsten nicht sehr schätzen) folgen, der einst lehrte, das Sichverständlich-Machen sei der »Selbstmord der Philosophie«. All das gibt es, aber all das ist nur die eine Seite der Philosophie. Und es ist nicht unbedingt die aufregendste.

Philosophie als Lebenskunst

Daneben aber gibt es von alters her ein Philosophieren, das dem Leben zugewandt ist, das dem Menschen dienen will: das getragen ist von der Sehnsucht nach einem guten und sinnvollen Leben. Man nennt es philosophische Lebenskunst, und sie ist es, die einst im alten Griechenland im Zentrum allen Nachdenkens stand. Nicht zufällig ließ Platon, der wohl führende Kopf der antiken Weisen, seine Leser wissen, es gehe in all seinen Werken allem voran um »die Frage, wie man auf eine gute Weise leben könne«. Diese Frage zu beantworten, sei das Geschäft allen Philosophierens, das seinen Namen verdient. Wobei man wissen muss, dass »Philosophie« ursprünglich nichts anderes bedeutet als die Liebe (philía) zur Weisheit (sophía); und dass die Griechen unter Weisheit eben nichts anderes verstanden als jene eigentümliche und schwer vermittelbare Fertigkeit, ein gutes, glückliches, lebendiges und nicht zuletzt wahres Leben zu führen.

Nun ist die Weisheit niemandem in die Wiege gelegt, und die Fertigkeit des guten und glücklichen Lebens will immer neu erlernt werden. Auch ist die Sehnsucht des Menschen nach einem sinnvollen und bejahenswerten Leben selbst nach gut 2500 Jahren abendländischen Philosophierens keineswegs erloschen. Im Gegenteil: Sie entflammt immer neu. Gerade jetzt, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, da viele der tradierten Antworten nicht mehr überzeugen und die christlichen Kirchen als tragende Institutionen der Sinnstiftung reichlich Federn gelassen haben. Gerade heute, da immer mehr Menschen darunter leiden, keinen fundamentalen Sinn in ihrem Leben zu finden, und nicht zuletzt deshalb über kurz oder lang Depressionen oder Burn-out-Symptome entwickeln. Gerade jetzt tut Weisheit not. Und da trifft es sich gut, dass wir auf eine so lange und facettenreiche Geschichte des philosophischen Ringens um die Weisheit zurückgreifen gönnen.

Beschäftigung mit sich und der Welt

Die alte Frage nach dem Nutzen der Philosophie findet so ihre Antwort: Philosophie ist nicht in dem Sinne nützlich, dass sie profitabel wäre. Sie ist nicht nützlich nach Maßgabe dessen, was in unserer heutigen, vom ökonomischen Denken durchsetzten Welt als erstrebenswert gilt. Ihr Nutzen liegt allein darin, dass sie denen, die sich mit ihr befassen, Sinnperspektiven eröffnet – dass sie Vorschläge unterbreitet, wie das eigene Leben und die Welt interpretiert und gedeutet werden können. Sie ermutigt dazu, sich und die Welt zu bejahen, und schafft damit die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, wenn sich Glück einstellen soll.

Antisthenes, der Begründer der antiken Philosophenschule des Kynismus, wurde einst gefragt, was die Philosophie ihm gebracht habe. »Die Fähigkeit, mit mir selbst umzugehen«, war seine Antwort – ein beachtliches Wort, das von seiner Gültigkeit nichts eingebüßt hat. Denn eben darum geht es bis heute jeder philosophischen Lebenskunst: ein gutes, stimmiges Verhältnis zu sich selbst zu finden, mit sich befreundet zu sein, um im eigenen Leben heimisch zu werden. Und darum geht es auch in diesem Buch.

Fragen, die wir alle kennen

Es lädt Sie dazu ein, sich mit sich selbst zu befassen, und es bietet Ihnen eine Basis, sich und die Ansichten, mit denen Sie sich gemeinhin identifizieren, auf den Prüfstand zu stellen, um neue, ungewohnte Sichtweisen zu erschließen – neue, vielleicht überraschende und unerwartete Perspektiven zu erproben, die Sie dazu bringen, besser als bislang mit sich und dem Leben zurechtzukommen. Oder auch Ihre bisherigen Einsichten zu bestätigen, dabei aber neue und tiefere Gründe dafür auszuloten. Kurz: Dieses Buch will Sie ermutigen, mit sich und dem Leben ins Gespräch zu kommen – einen tieferen Blick zu wagen, sich vom Leben in Anspruch nehmen zu lassen, um solcherart ein anspruchsvolles und lebendiges Leben zu führen.

Der Weg dorthin beginnt immer im Alltag. Meist sind es nicht Vorträge oder Bücher, die uns zu denken geben, sondern alltägliche Situationen, Sorgen, Probleme und Fragen, wie sie sich den meisten Menschen – auch dem Philosophen – immer wieder stellen. Sie sollen hier als Ausgangspunkt zu kleinen philosophischen Spaziergängen dienen, bei denen Sie unterschiedlichen Weisheitsliebhabern und -liebhaberinnen aus unterschiedlichen Epochen begegnen werden. Und Sie sind herzlich eingeladen, sich von ihnen in einen philosophischen Dialog verwickeln zu lassen, eine Konversation, die Ihnen von Nutzen ist, die Sie inspiriert, die Ihnen Freude macht – ja, die Sie am Ende gar zum Lachen bringt. Wie einst die thrakische Magd.

Christoph Quarch, August 2013

Glück und Sinn

Im Einklang mit der Welt

Glücklich sind wir dann, wenn wir zu uns und der Welt »Ja« sagen können: wenn wir das Leben als sinnvoll erleben. Ob uns das gelingt, hängt vor allem davon ab, ob wir uns auf die Wirklichkeit einlassen können.

Der griechische Philosoph Aristoteles lehrte einst, jeder Mensch strebe danach, glücklich zu sein. Nur gebe es beträchtliche Meinungsverschiedenheiten darüber, worin das Glück des Menschen eigentlich bestehe.

Tatsächlich haben die Philosophen über die Jahrhunderte sehr unterschiedliche Deutungen des Glücks vorgetragen. Nach alledem erscheint es am überzeugendsten, Glück als die Erfahrung von Stimmigkeit zu deuten: Es macht uns glücklich, wenn alles stimmt, wenn sich die Dinge zu einem Ganzen fügen, wenn wir unser Leben als sinnvoll und harmonisch erfahren, sodass wir »Ja« sagen können. Dazu braucht es gar nicht viel. Oft sind es unerwartete, geschenkte Augenblicke, die uns glücklich machen.

»Geld regiert die Welt«, sagt das Sprichwort. Und tatsächlich: Alles scheint sich nur ums Geld zu drehen. Aber macht Geld wirklich glücklich?

Klare Frage, klare Antwort: Nein. Glück kann man nicht kaufen. Auch wenn es ganze Heerscharen von Werbeleuten gibt, die uns weismachen wollen, wenn wir nur dieses oder jenes Produkt erwerben, erhielten wir das Glück gleich mit dazu. Oder wir müssten unbedingt in diesen oder jenen Ferienflieger steigen, um zuverlässig im Glück zu landen. Ja, wenn es doch so einfach wäre! Dann bräuchten wir nur hinter jedem verheißungsvollen Schnäppchen herzulaufen oder bis zum Umfallen zu schuften, um immer mehr materielle Reichtümer anzuhäufen. Nur: Wer solches tut, ist meist nicht glücklich. Und wenn doch, dann nicht wegen, sondern trotz des Geldes.

Das wussten schon die alten Griechen. Ohne dass sie deshalb auf die Idee gekommen wären, das Geld in Bausch und Bogen zu verdammen. Geld ist ein Mittel, das Menschen ersonnen haben, um sich das zu verschaffen, was sie zum Leben brauchen. Platon, der wohl einflussreichste Denker Europas, hat einmal die Geschichte erzählt, am Anfang hätten die Menschen die Güter und Dienstleistungen, die sie brauchten, einfach gegeneinander eingetauscht. Erst als das zu kompliziert wurde, hätten sie das Geld erfunden. Das sei auch gut gegangen, solange sie das Geld als bloßes Instrument betrachtet hätten: als Mittel zu einem guten- Leben, nicht aber als Sinn und Zweck des Lebens; als Mittel, um Bedürfnisse zu befriedigen, nicht aber als etwas, das selbst zum Bedürfnis wird – zum Bedürfnis, ja zur Gier nach immer mehr Geld. Das Mehrhaben-Wollen, so Platon, ist aller Übel Anfang.

Und noch eines lehrte er: Glücklich werden wir nicht dadurch, dass wir vieles haben – selbst dann nicht, wenn wir alles hätten, was wir zum Leben in Wohlstand und Sicherheit brauchen. Gewiss: Wir brauchen Geld, um unsere Miete zu zahlen, um Nahrungsmittel zu kaufen, um uns weiterzubilden, uns fortbewegen und erholen zu können. Ja, wir brauchen Geld, um uns den einen oder anderen Wunsch zu erfüllen. Gegen all das ist überhaupt nichts einzuwenden. Nur sollten wir nicht glauben, dass wir dadurch schon glücklich werden.

Glücklich werden wir Platon zufolge nämlich erst dann, wenn wir das, was wir haben, auf eine gute und sinnvolle Weise verwenden. Und sinnvoll und gut ist in seinen Augen, das Leben so zu gestalten, dass es stimmt: dass wir mit uns und der Welt im Reinen sind, in Harmonie. Das echte, tiefe Glück – das Glück, das unsere ganze Seele vor Freude vibrieren lässt – erfüllt uns dann, wenn wir »Ja« sagen können: zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen, zu der Welt, in der wir leben. Glücklich werden wir nicht dadurch, immer mehr zu haben, sondern immer mehr zu sein, immer mehr in Balance zu sein. Das heißt: nur so viel zu uns zu nehmen, wie wir verdauen können; zu geben, ohne uns zu verausgaben; unser Leben zu arrangieren wie eine Symphonie, bei der aus der Vielfalt der einzelnen Klänge ein geordnetes, stimmiges Ganzes entsteht – ein Ganzes, zu dem wir »Ja« sagen können und das uns glücklich macht. Dafür braucht es nicht viel: nur, dass wir der Wahrheit ins Gesicht schauen und der Welt unser Herz öffnen, uns von Gier befreien und die Geschenke des Lebens annehmen. Mit ihnen kommt dann auch das Glück.

Platon (428 — 348 v. Chr.)

Der englische Philosoph A. N. Whitehead hat einmal gesagt, die europäische Philosophie sei nichts anderes als eine Fußnotensammlung zu Platon. Das stimmt. Platon ist der bedeutendste Philosoph des Abendlandes. Und sicher auch einer der spannendsten. Vor allem wenn es um die großen Fragen des Lebens geht. Denn in seinen Schriften leuchtet noch ganz viel von der uralten Weisheit der mythologischen Zeit durch. Das gibt seiner Philosophie eine Ursprünglichkeit, die man bei späteren Denkern vergeblich sucht. Sein wichtigster Gedanke: Alles lebt – und gut leben bedeutet: im Einklang mit dem großen kosmischen Leben sein.

Seines Glückes Schmied zu sein – ist das möglich? Blättert man in Zeitschriften, könnte man meinen, es gibt tatsächlich wirksame Glücksrezepte oder -programme.

Schön wär’s! Wenn es ein Zehn-Punkte-Programm gäbe, das einem zuverlässig den Weg zum Glück wiese – die ultimative Glücksdiät, die allein selig machende Methode! Tja, dann … dann gäbe es weniger- Gejammer in der Welt. Aber gejammert wird reichlich. Ganz so leicht ist es offenbar nicht, sein Glück zu machen.

Dass der Mensch seines eigenen Glückes Schmied sein könne, ist eine relativ junge Idee. Erst mit Beginn des technischen Zeitalters hat sich die Vorstellung durchgesetzt, dass uns Menschen alles machbar wäre – dass wir nur die richtige Methode oder Technik anwenden müssten, um alles erreichen zu können – zum Mond fliegen, Atomkraftwerke bauen … und glücklich sein.

Einer, der dieses Denken aufs Korn genommen hat, war Friedrich Nietzsche. Zwar war der kauzige Denker durchaus davon überzeugt, dass es in der Macht des Menschen stehe, das eigene Leben so zu gestalten, dass man es gutheißen kann. Was für ihn allerdings viel mehr bedeutete, als selbst gesteckte Ziele zu erreichen. Die Glücksvorstellungen des modernen Menschen waren ihm zuwider – dieses Glück, das aus ein bisschen Freude über erfüllte Wünsche und gestillte Bedürfnisse besteht. Worum es Nietzsche ging, war etwas anderes: ein Leben, zu dem man jeden Augenblick »Da capo!« rufen möchte: »Noch einmal! Und: Immer wieder!« Selbst dann, wenn es nicht lustig ist; selbst dann, wenn man wie er unter ständigen Kopfschmerzen leidet.

Nietzsche glaubte, wirklich glücklich sein könne nur, wer das Leben aus freien Stücken bejaht; wer sich frei gemacht hat von den Glücksverheißungen der Werbestrategen und Moralprediger; wer sein Leben nicht mit dem Maßstab anderer misst, sondern herausgefunden hat, wie er sich zu sich selbst und zur Welt so ins Verhältnis setzen kann, dass es für ihn persönlich stimmt. Autorschaft über das eigene- Leben – das war Nietzsches große Idee. Mich wie ein Künstler zu mir selbst verhalten: meinen eigenen- Idealen folgen und mit dem Hammer des »Willens zur Macht« (wie er das nannte) die Skulptur meines Lebens meißeln.

Mit einem Glücksrezept hat das nicht viel zu tun. Wer wie Nietzsche denkt, dem wäre es peinlich, irgendeinem Glücksideal hinterherzudackeln, das ihm irgendwelche Marktschreier als Soll-Zustand anpreisen – für Nietzsche ein Symptom sklavischer Gesinnung. Er ruft stattdessen dazu auf, Meister des eigenen Lebens zu sein. Das heißt nun aber gerade nicht, dass sich alles nach den eigenen Wünschen formen lässt – weil der Stoff, aus dem wir unser Leben- meißeln, nicht beliebig formbar ist. Lebenskunst bedeutet nicht, so tun, als wäre man allmächtig. Es bedeutet vielmehr: mit den Gegebenheiten des Lebens klarkommen, wissen, wer man ist und was man kann, die eigenen Grenzen annehmen und mit ihnen etwas anfangen. »Amor fati« – das Schicksal lieben. Der österreichische Autor Karl Gamper hat dafür eine schöne Formel gefunden: »Wolle, was da komme«!

Friedrich Nietzsche (1844 — 1900)

Er selbst sah sich als »Philosoph mit dem Hammer«: als einer, der gründlich Kehraus macht mit dem Muff der – wie er meinte – lebensfeindlichen Kultur des christlichen Abendlands. Nietzsche predigte stattdessen Lebenslust und Weltbejahung. »Bleibt der Erde treu!«, rief er den Lesern seines »Also sprach Zarathustra« zu. Und: »Lernt mir lachen.« Er sagte »Gott ist tot«, sah sich aber als Gefolgsmann des antiken Gottes Dionysos – als Tänzer und Aufrührer, als Freund des Lebens und Verächter der Moral. Als er später erkrankte, sahen seine Gegner darin ein Zeichen seiner geistigen Verwirrung. Er selbst meinte, dass er zu früh gekommen war und erst nach seinem Tod verstanden werden würde. Eine tragische Figur, aber eine liebenswerte.

Manchmal trifft man Menschen, die glücklich sind. Fragt man sie nach dem Grund dafür, erzählen sie oft ganz unspektakuläre Dinge. Ist Glück also gar nichts Besonderes?

Einer der schönsten Texte, die je über das Glück geschrieben wurden, stammt aus der Feder von Hermann Hesse. Er erzählt darin von einer Erfahrung aus Kindheitstagen, die so tief und so beglückend war, dass sie ihn über die Spanne eines ganzen Lebens begleitet hat. Aber was noch mehr zählt: Wenn man seinen Worten folgt, überkommt einen selbst eine Woge des Glücks – als schlügen sie in der Seele eine vergessene Saite an, deren Klang ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Neugierig geworden?