Der kleine Kämpfer und sein Weg ins Glück - Klaus Doppler - E-Book

Der kleine Kämpfer und sein Weg ins Glück E-Book

Klaus Doppler

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Beschreibung

Nach dem Schulabschluss verändert sich für den Kleinen Kämpfer das Leben. In dem großen Industrieunternehmen, für das er arbeitet, gilt die Devise: Mach hier nichts anders als es immer schon war. Der Kleine Kämpfer steht vor der Frage: Mach ich hier einfach immer so weiter? Träume sind sein Wegweiser. Sie erinnern ihn an die Zeit in seinem kleinen Dorf - als der Kleine Kämpfer noch ein richtiger kleiner Unternehmer war. Der Psychologe Klaus Doppler, Bestsellerautor und Coach vieler großer Unternehmenslenker, legt mit einer kleinen Geschichte ein großes Buch vor. Es zeigt den Weg aus persönlicher Krise in das richtige Leben.

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KLAUS DOPPLER

Der kleine Kämpfer

und sein Weg ins Glück

Mit Zeichnungen von Katja Bandlow

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Copyright © 2009. Murmann Verlag GmbH, Hamburg

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|7| Was ich nicht tue, wird nicht geschehen

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|9| Der kleine Kämpfer in seinem kleinen Dorf

|11| Andere Jungen waren körperlich stärker und mutiger als er, zum Beispiel sein älterer Bruder, der auch ein toller Fußballspieler war. Der kleine Kämpfer traute sich dagegen, wo es um Kraft, Geschicklichkeit und körperliches Durchsetzungsvermögen ging, nicht viel zu. Auch hatte er Angst vor Hunden, und er hatte Angst vor Pferden. Er traute sich später auch nicht, ein Pferd mit der Hand zu füttern, aus Angst, es könnte ihm in die Hand beißen, obwohl er oft bei seinem Vater beobachtet hatte, wie selbst wildfremde Pferde das Futter nie mit den Zähnen, sondern immer nur mit den Lippen aufnahmen. Er hatte Angst, wenn er allein im Wald war, und er hatte eine Heidenangst vor der Dunkelheit. Wenn er nach Hause kam und niemand aus der Familie da war, durchsuchte er voller Bangen das ganze Haus, öffnete jeden Schrank, durchsuchte jede Kommode, schaute unter den Tisch und die Sitzbank, um sich zu vergewissern, dass sich niemand eingeschlichen hatte, der ihm hätte Böses zufügen und gegen den er sich nicht hätte wehren können. Vielleicht hatte diese Angst aber auch Vorteile. Sie machte ihn vorsichtig und hielt ihn davon ab, sich auf übermütige körperliche Abenteuer einzulassen.

Auf der anderen Seite war der kleine Kämpfer sehr risikofreudig und hartnäckig, wenn es darum ging, Kontakte zu knüpfen. Er hatte keinerlei Scheu vor fremden Menschen. Ganz gleich, ob er die Menschen schon einmal getroffen hatte oder ob sie ihm völlig fremd waren, gleichgültig, ob er etwas von ihnen wusste oder nicht, ob|12| sie im Moment offen oder verschlossen schienen, er ließ sich nicht entmutigen. Er traute sich immer, den ersten Schritt zu machen, und war überzeugt, am Ende erfolgreich zu sein. Kam er mit einem ersten Versuch nicht gleich ans Ziel, so ließ er sich davon in keiner Weise abschrecken. Einen anfänglichen Misserfolg erlebte er nicht als persönliche Zurückweisung, sondern erklärte sich dies mit der jeweiligen Situation, in der die Menschen gerade waren – und probierte es ein anderes Mal aufs Neue. Wenn er nicht durch die Vordertür ins Haus kam, versuchte er es eben durch die Hintertür. Wenn er nicht direkt an die Person, die er treffen wollte, herankam, dann nutzte er jemand anderen als Mittler. Wenn es auch beim zweiten Mal nicht klappte, dann versuchte er es eben ein drittes Mal. In dieser Hinsicht hatte der kleine Kämpfer ein kaum zu erschütterndes Grundvertrauen.

|13|Im Dorf

Er war in einem kleineren Dorf als jüngstes von fünf Geschwistern in einer Arbeiterfamilie auf die Welt gekommen. Sie wohnten mitten im Ort zur Miete in einem Austragshäuschen, das zu einem kleinen Bauernhof gehörte. Es gab nur drei Zimmer im Haus: eine kleine Wohnküche, das Schlafzimmer der Eltern und ein Zimmer mit schiefen Wänden und drei Betten direkt unter dem Dach für die Kinder. Er schlief mit seinem Bruder in einem Bett. Die Unterlage war keine richtige Matratze wie im elterlichen Schlafzimmer, sondern ein Strohsack. Er vermisste die Matratze überhaupt nicht. Im Gegenteil, er fand es lustig, sich am Sonntagmorgen, wenn sie nicht zur Schule mussten und länger schlafen konnten, mit seinem Bruder so wild im Bett zu balgen, dass am Schluss das ganze Zimmer voller Strohhalme war. Die Strohsäcke mussten dann neu gefüllt werden, aber das war ja nicht teuer. Stroh gab es beim Bauern im Überfluss. Er war zufrieden und glücklich, ihm fehlte nichts. Er war nichts anderes gewohnt als das, was es gab und wie es eben war. Er bekam allerdings mit, dass seine Mutter im Gegensatz zu anderen Leuten im Dorf am Abend häufig nicht wusste, wie sie am nächsten Tag ihre Kinder ernähren sollte. Sie war jeden Tag aufs Neue |14| darauf angewiesen, im Dorf Arbeit zu finden und von den Bauern Lebensmittel zu kaufen oder diese von besonders gütigen Bauern als Zugabe zum geringen Lohn einer Tagelöhnerin geschenkt zu bekommen. Manchmal hörte er auch, wie sich Leute im Dorf über seine Eltern wunderten, wie die es schafften, dass die Kinder trotz Armut zwar mit geflickter Kleidung, aber immer sehr sauber und ordentlich daherkamen. Aber auch das war für ihn normal, er kannte nichts anderes.

Im Dorf gab es unterschiedliche Arten von Menschen. Da waren zunächst die Bauern. Die besaßen eigene Häuser, Äcker, Kühe, Schweine, Hühner, einige auch Pferde und Maschinen. Es gab zwar Unterschiede zwischen den großen und den kleineren Bauern, aber nicht so groß, dass es zwei unterschiedliche Gruppen gewesen wären. Viele Bauern waren miteinander verwandt – und so half man sich gegenseitig aus, wenn Not am Mann war – mit den Arbeitskräften, den Arbeitstieren und auch mit den Maschinen. Einige Bauern hatten noch zusätzlich ein Wirtshaus. Die Bauern bildeten die größte Gruppe im Dorf und hatten das Sagen.

Dann gab es im Dorf einige Arbeiter mit ihren Familien. Diese arbeiteten tagsüber in kleineren Betrieben in der Nähe oder im Zwölf-Stunden-Schichtbetrieb in dem großen Chemieunternehmen der weiter entfernt liegenden Großstadt. Die Arbeiter hatten im Dorf keine große Bedeutung. Sie wurden von den Bauern nur geschätzt, wenn sie abends nach ihrer regulären Arbeitszeit oder |15| in ihrer schichtfreien Zeit als Aushilfe für die Feldarbeit zur Verfügung standen – was die Bauern auch völlig ungeniert ohne jede Rücksicht auf deren eigentliche Arbeit in Anspruch nahmen, ja geradezu forderten.

Zu dieser Gruppe gehörte auch sein Vater. Früher hatte er sich als Knecht in einer Mühle verdingt. Dann arbeitete er als Hilfskraft in der kleinen Firma seines Bruders nur wenige Kilometer vom Dorf entfernt. Schließlich war es ihm gelungen, einen der hochbegehrten Arbeitsplätze in dem großen Chemieunternehmen zu bekommen. Er benötigte mehr als zwei Stunden, um seinen Arbeitsplatz zu erreichen, und die gleiche Zeit, um wieder nach Hause zu kommen. Wenn seine Schicht morgens um sechs begann, musste er auch mitten im Winter um drei Uhr aufstehen, bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad mehr als zehn Kilometer zum nächstgelegenen Bahnhof fahren, um dann von dort mit dem Zug zur Fabrik zu gelangen. Erst später konnte er sich ein Moped leisten. Der kleine Kämpfer war voller Achtung für seinen Vater.

Eine besondere Gruppe von Arbeitenden bildeten die Frauen, die sich bei den Bauern verdingten, um im Haushalt oder auch bei der Feldarbeit zu helfen. Dazu gehörte seine Mutter. Als jüngstes Kind durfte er sie oft begleiten. Deshalb wusste er auch, was sie machte: Sie putzte bei den Bauern die Wohnung, wusch und bügelte ihre Wäsche, jätete auf den Feldern das Unkraut und arbeitete als Erntehelferin. Bei der Feldarbeit half er mit – |16| und spürte deshalb oft am eigenen Leib, wie anstrengend diese Tätigkeit war.

Dann gab es im Dorf die Beamten: bei der Post, bei der Bahn, bei der Landwirtschaftsgenossenschaft und bei der Gemeindeverwaltung. Es waren nicht allzu viele. Aber diese wenigen standen hoch im Kurs. Sie waren für ihr ganzes Leben abgesichert. Und das war schon etwas ganz Besonderes. Die Bauern konnten durch Unwetter Ernteeinbußen erleiden – und das war nicht selten der Fall. Arbeiter konnten ihren Arbeitsplatz verlieren oder sogar längere Zeit arbeitslos sein. Die Entwicklung der Beamten war dagegen genau berechenbar – es ging immer nur nach oben. Aus den Bemerkungen, die er darüber gelegentlich aufschnappte, gewann er allerdings die Überzeugung, dass nur die Kinder der Beamten das Recht und die Chance hatten, selbst wieder in die Beamtenlaufbahn einzutreten. Deshalb wäre er als Arbeiterkind nie auf den Gedanken gekommen, Beamter werden zu wollen.

Und es gab noch eine vierte, ganz spezielle Gruppe von Menschen. Dazu gehörten die Geschäftsleute, der Arzt, die beiden Pfarrer, der Dentist, die katholischen Ordensschwestern und die Lehrer. Das waren lauter Leute, vor denen er eine besondere Achtung haben sollte und auch hatte. Nicht, dass er sich ihnen gegenüber klein oder minderwertig vorgekommen wäre. Er hatte einfach den Eindruck, dass sie etwas Besonderes waren – und das machte ihn neugierig.

|17| Spontane Freude am Kontakt

Ihn interessierten aber, trotz der Unterschiede, alle Menschen: Ob reich oder arm, Bauer oder Arbeiter, alt oder jung, gescheit oder beschränkt – alle waren für ihn gleich interessant, und er war neugierig, mit ihnen Kontakt aufzunehmen und zu pflegen. Er hatte dabei immer den Eindruck, willkommen zu sein. Ab und zu ließen ihn seine Geschwister ihre Verwunderung darüber spüren, wenn er ihnen erzählte, wen alles er besucht oder getroffen hatte. In dieser Hinsicht waren sie viel zurückhaltender. Der kleine Kämpfer war einfach neugierig und ohne jede Scheu vor Menschen. Er spürte, dass er das erreichte, was er erreichen wollte, ohne es eigentlich genau geplant zu haben. Er konnte einfach gut Beziehungen herstellen. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass er auch hätte scheitern können.

Jeder Kontakt war für ihn ein schönes Erlebnis – und er hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass die Menschen, mit denen er Kontakt aufnahm, diesen nicht auch als angenehm empfinden würden. Und wahrscheinlich war das auch das eigentliche Geheimnis seines Erfolges. Für ihn war das alles so selbstverständlich, dass er in keiner Sekunde darüber nachdachte. Dieses spontane selbstsichere Auftreten war wohl auch der Grund, |18| dass man ihm die Angst, die es auch in ihm gab, nicht ansah. Und es war wohl auch die Anerkennung aus seinem Umfeld, die ihn stärker erscheinen ließ, ihn sogar mit der Zeit tatsächlich stärker machte, als er wirklich war. Er war einfach erfinderisch, um sich auch ohne körperliche Stärke Ansehen und Geltung zu verschaffen. Er konnte sich nur an eine einzige Situation erinnern, in der er leichtfertig, ohne groß nachzudenken, dieser Richtschnur fast untreu geworden wäre, ihn aber sein Vater so zurecht gewiesen hatte, dass er es in seinem ganzen Leben nie vergaß. Er war mit seinem Vater zu Fuß unterwegs. Als sie an einem kleinen, etwas heruntergekommenen Haus vorbeigingen, machte der kleine Kämpfer, ohne sich etwas dabei zu denken, über die Bewohner eine abfällige Bemerkung, die er irgendwo aufgeschnappt hatte. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf ihn die Zurechtweisung seines Vaters, dass diese Menschen es nicht verdient hätten, nur wegen ihrer Armut missachtet zu werden. Eine solche Empörung hatte er bei seinem Vater weder zuvor noch später jemals wieder erlebt.

|19| Der interessierte Zuhörer

Der kleine Kämpfer war auch ein guter Erzähler. Es fiel ihm überhaupt nicht schwer, stundenlang den Unterhalter zu spielen. Andererseits konnte er unermüdlich Fragen stellen, um seine grenzenlose Neugierde zu befriedigen. Einmal bot man ihm sogar eine Belohnung an, wenn er wenigstens für einige Minuten Ruhe geben würde.

Aber zuzuhören, das war ihm das Allerliebste. Ihn interessierte alles, was die Menschen erzählten, und ihn interessierten auch die Menschen selbst, die erzählten. Und dieses Interesse konnte man ihm wohl auch anmerken. Die Menschen schätzten ihn einfach als guten Zuhörer. Als er Jahre später über solche Situationen nachdachte, wunderte ihn noch nachträglich, wie häufig Erwachsene mit ihm auch über Angelegenheiten sprachen, über die sie sich normalerweise nur mit ihresgleichen auszutauschen pflegten.

|20| Männer und Frauen

Die Männer sprachen viel darüber, was man alles tun sollte, was andere – vor allem der Lehrer, der Pfarrer, der Bürgermeister – alles falsch machten und was für großartige Sachen sie selbst früher in ihrer Jugend oder im Krieg oder sonst wo geleistet hatten. Sie saßen im Gasthaus, redeten, erregten sich dabei, wurden immer lauter, keiner hörte dem anderen zu – und tranken gleichzeitig Wein oder Bier und spielten Karten. Des Öfteren setzte er sich einfach dazu, und solange er sich nicht störend einmischte, durfte er bleiben und zuhören. Dem kleinen Kämpfer gefielen solche Szenen. Alle erwachsenen Männer waren wichtige Leute, und alle waren Helden. Sie versuchten, sich gegenseitig mit ihren Heldentaten zu übertrumpfen. Er war ganz fasziniert. War sein Vater daheim, dann war von diesem Heldentum allerdings nichts mehr zu spüren. Zu Hause hatte die Mutter das Sagen. Vielleicht, so dachte sich der kleine Kämpfer, war das auch nicht die richtige Umgebung für ein Heldenleben. Der Held braucht eine Bühne, wo er auftreten kann und wo andere ihm zuhören müssen – zumindest wo andere das Publikum abgeben, auch wenn sie vielleicht nicht zuhören, sondern nur auf ein Stichwort warten, das ihnen die Chance bietet, selbst das Wort zu ergreifen.

|21| Daheim war keine Bühne. Da ging es um die alltägliche Sorge, ob genügend Geld für das Allernotwendigste vorhanden war, da ging es um Lernen, um Saubermachen, um Essen, da ging es darum zu organisieren, was auf dem normalen Weg auch nicht zu erhalten war. Da gab die Mutter den Ton an.