Der Kollapsar - Alan Dean Foster - E-Book

Der Kollapsar E-Book

Alan Dean Foster

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Beschreibung

Wie stoppt man ein Schwarzes Loch?

Flinx hat keine Ahnung, weshalb man ihm ständig nach dem Leben trachtet, und noch weniger, warum man seinen harmlosen, etwas vertrottelten Reisebegleiter umbringen will, der auf den unaussprechlichen Namen Abalamahalamatandra hört. Erst als er erfährt, dass Der Kollapsar, ein gigantisches Schwarzes Loch, durch die Galaxis zieht und ein Sonnensystem nach dem anderen verschlingt, klärt sich dieses Geheimnis: Es gibt eine Waffe, die den Kollapsar aufhalten kann. Und Flinx‘ Begleiter ist der Schlüssel dazu …

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Seitenzahl: 425

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ALAN DEAN FOSTER

DER KOLLAPSAR

Roman

PROLOG

Man nehme eine Flasche von der Größe Gottes, angefüllt mit hundertprozentiger Nacht und gieße ihren Inhalt über ein paar Dutzend Lichtjahre aus – dann haben Sie das Phänomen, das die Homanx den Samtenen Damm nennen. Ein Dunkelnebel, so dicht, dass kein Stern in der Nähe genügend Kraft hat, um ihn zum Glühen zu bringen – ein undurchdringlicher Vorhang quer über einen großen Teil jener grenzenlosen Bühne, die da der Weltraum ist. Keine Sonne schickt ihr Licht durch ihn hindurch in die bewohnte Region, die als das Commonwealth der Homanx bekannt ist. Jene endlose Mauer aus Ebenholz ist zu dicht, als dass irgend etwas sie durchdringen könnte – seien es nun Radiosendungen oder Geburtstagsgrüße.

Sie lag weit über dem sich ausdehnenden Ellipsoiden des Commonwealth und verlief etwa parallel zum galaktischen Äquator. Aber weil das, was man nicht sehen kann, immer die größte Anziehungskraft ausübt, hatten die Forscher der Homanx es nie aufgegeben, sich hartnäckig an seine Flanken heranzutasten.

Der Drohne war ein Auftrag so lieb wie der andere. Ob sie nun neue Informationen hinter dem bis jetzt noch unerforschten Damm oder über der Oberfläche des Mondes der Erde suchen sollte, war ihrem unermüdlichen Geist gleichgültig. Nicht, dass die Drohne unwissend gewesen wäre.

Die ungeheuren Entfernungen, die von solchen Sensorgefährten durchmessen werden mussten, machten eine dauernde Überwachung unmöglich. Und so waren die unabhängigen Robotdrohnen zusätzlich zu der Vielfalt von Präzisionsaufzeichnungsgeräten und wissenschaftlichen Instrumenten, derer man bedurfte, um die fernen Bereiche des Weltraums zu erforschen, auch mit höchst komplizierten elektronischen Gehirnen ausgestattet. Notwendigerweise besaßen sie auch ein gewisses Maß von Entscheidungsfähigkeit.

Ihr eigener, unglaublich komplizierter Komplex winzigster Schaltkreise war es auch, der den vorprogrammierten Kurs der Drohne abänderte. In ihrer eigenen beschränkten mechanischen Art hatte die Drohne die Entscheidung getroffen, dass der neue Gegenstand genügend wichtig war, um eine Abänderung des Planes zu verlangen. Also löste sie sich aus ihrem vorbestimmten Kurs, schaltete den winzigen KK-Antrieb ein und leitete ihre Entscheidung an die Überwachungsstation weiter.

Der Antrieb war zwar nur schwach, konnte aber das unbemannte Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit durch das All jagen, die kein von Homanx besetztes Fahrzeug erreichte. Und während sie jetzt auf den Herkunftsort der Störung zuraste, übertrug sie weiterhin ihre Messergebnisse an die Monitorstation. Es dauerte nicht lange (nach dem Zeitempfinden von Drohnen) bis sie einen Punkt erreicht hatte, wo visuelle Aufzeichnungen möglich waren. Ohne irgendein Urteil zu fällen, ohne etwas auszuwerten, mühte sich die Drohne ab, um eine Flut von Informationen zu der Station zu schicken, die am Rande des Samtenen Damms hing.

Was die Drohne aufzeichnete und weiterleitete, war ein Verschlingen im kosmischen Maßstab. Sie durchforschte ihre Erinnerung nach Aufzeichnungen ähnlicher Phänomene, wurde jedoch nicht fündig. Das war erschütternd, da die Drohne in ihrem ultraminiaturisierten Datendenken Hinweise auf jede Spielart von astronomischen Ereignissen besaß, die je von Homanx wahrgenommen und aufgezeichnet worden waren.

Das Drohnen-Gehirn arbeitete fieberhaft. Die vorläufigen Beobachtungsergebnisse waren fertig – sollte sie jetzt kehrt machen und sich wieder ihrer ursprünglichen Aufgabe zuwenden, oder sollte sie fortfahren, dieses einzigartige Ereignis zu studieren? Das war eine kritische Entscheidung. Die Drohne war sich ihres eigenen Wertes bewusst, und doch schien es unzweifelhaft, dass jedes zusätzliche Quäntchen an Information, das sie hier aufzeichnen konnte, für ihre Hersteller wesentlich wertvoller sein würde als alles andere, das sie vielleicht andernorts würde erreichen können. Und so flackerte es mit geradezu religiösem Eifer in ihren Stromkreisen. Die Drohne rückte näher, noch näher, studierte und übertrug neues Wissen bis sie – ohne auch nur ein elektronisches Wimmern – ebenfalls verschlungen wurde.

Die Drohne protestierte elektronisch gegen ihre eigene Vernichtung, aber ihre Botschaft wurde weder gehört, noch gesehen. Es war nicht Schuld der Drohne. In dem Augenblick, in dem sie verschlungen wurde, war einfach nichts zu sehen. Aber andere Instrumente waren besser ausgestattet, um von jenen letzten Sekunden zu berichten, und sie berichteten der Drohnenstation alles, was notwendig war.

Einige Monate verstrichen.

Im Zentrum der Station schloss sich ein Stromkreis. Mächtige Maschinen liefen an. Alle Informationen, die von einem Dutzend weitverstreuter Drohnen gesammelt worden waren, wurden auf einen eng gebündelten Strahl geladen, um durch das All gejagt zu werden. Mit einem heftigen Energiestoß spie die Station das Wissen zu einer gelegentlich bemannten Station auf einer weit entfernten Homanxkoloniewelt, und jene Station gab die Sendung weiter zu einer anderen Welt und dann wieder zu einer anderen und schließlich zur Erde, einer der beiden Hauptwelten, des Commonwealth. Dort, am Rande einer Stadt auf einer hohen Bergebene, deren Bewohner einst Menschenopfer dargebracht hatten, befand sich das wissenschaftliche Hauptquartier des Commonwealth.

Geduldig entzifferten die Computer und taten auch sonst das ihre, um die Sendung verständlich zu machen. Ein kleiner Teil jener Information wurde markiert, um gesondert aufgenommen zu werden. Und nach einer Weile gelangte sie auf dem vorgeschriebenen Wege unter die Augen eines erfahrenen, wenn auch gelangweilten, menschlichen Wesens. Als die Frau die Information zu Gesicht bekam, weiteten sich ihre Augen, und plötzlich war ihre Langeweile wie weggeblasen. Dann alarmierte sie andere – Menschen und Thranx –, und aus ursprünglicher Verblüffung wurde Panik, die sich bald in betroffene Resignation wandelte. Die Information wurde noch einmal bearbeitet, überprüft, untersucht. Der wissenschaftliche Stab der Station resignierte.

Auf der anderen Seite der Welt wurde unverzüglich eine Sitzung einberufen. Die vier Anwesenden – zwei Menschen, zwei Thranx – waren sehr wichtig; wichtig genug, um über die Arroganz hinausgewachsen zu sein zu Demut.

Einer der Thranx war der gegenwärtige Präsident des Commonwealth, der andere der Leiter der gesamten, von Commonwealth unterstützten wissenschaftlichen Forschung. Einer der Menschen war die Letzte Zuflucht der Vereinigten Kirche. Den anderen hätte man normalerweise nicht für so wichtig gehalten wie die anderen drei Wesen, die in dem Raum versammelt waren, aber die Umstände hatten ihn für den Augenblick doch wichtig gemacht. Er war der technische Abteilungsleiter, der die Bearbeitung der Drohneninformation in dem Komplex außerhalb von Mexiko City überwacht hatte.

Als es in der Diskussion schließlich keine neuen Dinge mehr gab, faltete der alte Präsident trieint Drusindromid seine Echthände über dem Thorax und seufzte. Sein Chiton glänzte von den vielen Jahren in violettem Blau und seine Antennen hingen so tief, dass sie vor seinen glühenden Facettenaugen wippten. Er wandte sich dem menschlichen Techniker zu. »Die Information ist korrekt. Es gibt keine Fehler. Dessen sind Sie sicher?«

Der Techniker und der leitende Thranxwissenschaftler nickten, und der Mensch fügte hinzu: »Wir schicken noch eine Drohne in die Gegend, Sir. Sie wird auf einem projizierten Kollisionskurs fliegen. Da die Sonne, welche absorbiert wurde, bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Drohne in die Gegend kommt, völlig vernichtet sein wird, müssen wir uns auf nichtvisuelle Instrumente verlassen, um den Wanderstern zu entdecken. Aber ich glaube nicht, dass all dies nötig sein wird, Sir. Der Bericht der ersten Drohne ist zuverlässig.«

»Ich kenne die Geschwindigkeit, zu welcher diese Drohnen fähig sind«, murmelte der Präsident. »Und doch ist dieses Objekt so massiv, dass es bestimmt einen weiteren ganzen Stern in sich aufgesogen haben wird, bis die neue Drohne eintrifft?«

»Ja, Ehrenwerter«, räumte der Thranxwissenschaftschef betrübt ein. »Die Strahlung, die ursprünglich unsere Drohne anzog, stammte vom letzten Plasma der Sonne, welches von ihrer Oberfläche gezogen wurde. Jene Region des Weltalls war mit einem Ginhoughtbetrag von Partikelstrahlung erfüllt, insbesondere Gammastrahlen. Sie …« Der Wissenschaftler hielt respektvoll inne, als er bemerkte, dass der Präsident ihm nicht mehr seine volle Aufmerksamkeit schenkte, sondern mit wesentlich weniger technischen Sorgen beschäftigt war.

Der alte Thranx schüttelte den Kopf, eine Geste, die sich die Insektoiden bereits in den ersten Jahren der Verschmelzung angeeignet hatten, vor ein paar hundert Jahren, als sich Menschheit und Thranx miteinander verbündet hatten. »Dieser Kurs«, sagte er und wies mit einer Fußhand auf die dreidimensionale Sternprojektion, die über dem Tisch schwebte – »wie lang?«

Der menschliche Techniker wischte sich das weißbraune Haar aus der Stirn und antwortete mechanisch: »Sofern er nicht aus irgendeinem mir unvorstellbaren Grund seine Bahn ändert, Sir, wird der massive Kollapsar in zweiundsiebzigkommaeinem Standard-Commonwealthjahr aus dem Samtenen Damm hervortreten. Fünfzehnkommasechs Jahre darauf wird er die projizierte kritische Distanz zu der Sonne erreichen, um welche die Zwillingscommonwealthwelten von Carmague-Collangatta kreisen. Wir schätzen …« – er hielt inne, um zu schlucken –, »dass die Sonne der Zwillingswelten innerhalb einer Woche völlig in dem Loch verschwunden sein wird.«

»So schnell«, flüsterte der Präsident. »So schnell.«

»Siebenundzwanzigkommadrei Jahre darauf«, fuhr der Techniker gnadenlos fort, »wird die gleiche Katastrophe den Stern befallen, um welchen die Welt Twosky Bright kreist.« Er hielt einen Augenblick lang inne und fuhr dann fort. »Andere Commonwealthsonnen oder -welten liegen nicht innerhalb kritischer Distanz des projizierten Weges des Kollapsars durch unsere Galaxis. Er wird seinen Weg durch die galaktische Achse fortsetzen. Einige zehntausend Jähre später wird er die Milchstraße in Richtung auf RNGC 185 verlassen.«

»Wie kann der Kollapsar sich so schnell bewegen?«, wollte der Präsident wissen.

Der Techniker warf seinem Vorgesetzten einen Blick zu, worauf dieser antwortete: »Wir kennen noch nicht alle Einzelheiten der Kollapsare, Ehrenwerter. Derart radikale Verzerrungen des Sternmatrix haben noch viele Geheimnisse. Es genügt uns zu wissen, dass er sich tatsächlich mit der angegebenen Geschwindigkeit und auf dem projizierten Kurs bewegt.«

Der Präsident nickte und tippte an einen Schalter, wodurch eine mächtige halbkreisförmige Karte an die Decke projiziert wurde. Er studierte die Landkarte und ignorierte den schwellenden Dschungel, den man durch das Fenster unterhalb der Decke sehen konnte. »Was wird dann aus den drei Welten?«

Die letzte Zuflucht erhob sich und trat neben den Wissenschaftsrat. Als hochgewachsener Mensch überragte er den Präsidenten – aber nur in physischer Hinsicht. Eine der drei gefährdeten Welten war fast ausschließlich von Thranx bewohnt, und doch waren sie ebenso ein Teil seiner Herde, ebenso ergeben wie seine eigene Familie. Sein Umhang im Aquamarin der Kirche war schlicht und bequem. Nur ein einziges goldenes Abzeichen an Ärmel und Kragen verriet, dass er das Oberhaupt der größten spirituellen Organisation des Commonwealth war.

»Carmague und Collangatta stehen in der Bevölkerungsstatistik des Commonwealth an vierter und zwölfter Stelle«, erklärte er. »Twosky Bright steht an dreiundzwanzigster, allerdings hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Produktion an fünfzehnter. Zusammengenommen besitzen die drei gefährdeten Planeten eine Bevölkerung von etwas mehr als dreieinhalb Milliarden. Sowohl vom homanxistischen als auch vom ökonomischen Standpunkt aus betrachtet, wäre ihre Vernichtung ein erschütternder Schlag.«

Große Facettenaugen starrten ihn erwartungsvoll an. Der Präsident hoffte in den Facetten Weisheit lesen zu können, anstelle der Angst und Hilflosigkeit, die er empfand. »Was kann man für sie tun?«

Der oberste geistige Führer des Commonwealth senkte die Augen, fand aber auch auf dem gefliesten Boden keine Erleuchtung. »Die Logistiker der Kirche sagen mir … sehr wenig, Sir. Selbst in den fast neunzig Jahren, die uns noch bleiben, ist eine nennenswerte Evakuierung der Bevölkerungen nicht möglich. Der Einsatz der gesamten Marine und jedes einzelnen Schiffes der Friedensmacht der Kirche würde nur dazu ausreichen, einen Bruchteil der Leute sicher und erfolgreich auf andere Welten zu evakuieren. Und sobald eine solche Maßnahme eingeleitet würde, wäre es natürlich unmöglich, die Motive geheim zu halten. Es würde zu einer Panik schlimmster Art kommen. Wir können natürlich eine solche Aktion nicht in Betracht ziehen. Und wenn das Commonwealth so geschwächt würde, gäbe es Leute, die aus dem Abzug unserer Verteidigungskräfte Nutzen ziehen würden.«

»Ich weiß«, murmelte Präsident Drusindromid. »Welche Anzahl könnte maximal gerettet werden, ohne unsere Streitkräfte so zu schwächen, dass unsere Feinde das als Einladung betrachten würden?«

»Das ist schwer genau zu sagen …«, begann die Letzte Zuflucht mit entschuldigender Stimme.

Und plötzlich war die Stimme des Präsidenten schneidend, statt beruhigend. »Ich liebe keine Ungenauigkeiten, wenn es um Homanxleben geht, Anthony.«

»Ja, Sir. Wenn wir Glück haben, so sagt man mir, dann können wir hoffen, bis zu fünf Prozent zu retten.«

In dem Saal herrschte Schweigen. Und dann murmelte der Präsident auf Hochthranx etwas, das nur er selbst hören konnte. Als ihm dann bewusst wurde, dass niemand ihn verstanden hatte, hob er die Stimme. »Man unternehme die notwendigen Schritte. Und wenn es nur ein Prozent wäre, ich würde die Mühe doch für sinnvoll halten.«

»Es bleibt aber das Problem der Panik, Sir«, erinnerte ihn die Letzte Zuflucht.

»Wir werden uns eine geeignete Ausrede einfallen lassen«, versicherte ihm der Präsident. »Aber es muss getan werden. Fünf Prozent sind fast zweihundert Millionen. Die Rettung von zweihundert Millionen Leben ist das Risiko der Panik wert. Und vielleicht haben wir Glück und können sogar noch mehr retten.«

»Die Wissenschaft lässt dem Glück nicht viel Spielraum«, murmelte der Wissenschaftsrat, aber so leise, dass nur er es hören konnte. Der Präsident musterte sie der Reihe nach.

»Wenn sonst nichts ist, meine Herren?« Schweigen im Raum. »Wir haben noch viel zu tun – und ich habe in einer halben Stunde eine andere Besprechung. Diese Unterredung ist beendet.«

Auf dieses Signal hin entfernten sich die Letzte Zuflucht, der Wissenschaftsrat und der Techniker aus dem Raum. Der Präsident geleitete sie zur Tür und benutzte seine Fußhände neben allen vier Echtbeinen, um sich zu stützen. Wie stets ruhte am Ende alles auf jenen uralten Antennen, dachte der Techniker, als er gerade im Begriff war, sich von dem Präsidenten zu verabschieden. Aber eine Echthand hielt ihn fest.

»Einen Augenblick, junger Mann.« Der Techniker war fast siebzig. Aber der Präsident war ein gutes Stück älter. »Es gibt also keine Möglichkeit, einen Kollapsar anzuhalten, abzuwenden oder zu vernichten?«

Der Techniker bedachte, mit wem er sprach, und hütete sich daher, Herablassung in seiner Stimme erkennen zu lassen. »Kaum, Sir. Alles, was wir darauf abschießen könnten, ob es nun eine Million SCCAM-Projektile sind oder ein anderer Stern, würde einfach aufgesogen werden. Je mehr wir uns darum bemühten, ihn zu vernichten, desto größer würde er werden, obwohl wir natürlich sein Wachstum nicht feststellen könnten, da er immer noch nur ein Punkt im Weltraum wäre. Außerdem wissen wir bereits aus den Messungen, die die erste Drohne an uns durchgegeben hat, dass dieser Wanderer aus viel mehr als einem einzigen zusammengebrochenen Stern besteht. Viel mehr. Vielleicht aus ein paar hundert Sonnen, die er auf seinem Weg bereits geschluckt hat.« Er zuckte die Achseln. »Einige meiner Kollegen glauben sogar aus der Geschwindigkeit und der theoretischen Masse des Wanderers schließen zu können, dass es sich bei ihm um ein Objekt handelt, von dem die Mathematik nur spekuliert: ein Kollapsar. Eine in sich zusammengebrochene Galaxis, Sir, anstatt um einen zusammengebrochenen Einzelstern.«

»Oh.«

Das war alles, was der Präsident darauf sagte. Seine oberen Kiefer scharrten über das untere Paar, während er die Information verarbeitete. »Es gibt da eine politische Analogie, junger Mann«, meinte er schließlich. »So etwas wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Je mehr Beleidigungen und Argumente man auf sie schleudert, desto mächtiger wird sie, bis man von ihr überwältigt wird.«

»Ja, Sir«, pflichtete der Techniker ihm bei. »Ich wünschte nur, dass wir es hier nur mit einer Idee zu tun hätten, Sir.«

»Unterschätzen Sie die Vernichtungskraft von Ideen nicht, junger Freund«, riet ihm der Präsident. Dann blickte er auf seine Uhr. »Vierundzwanzig Minuten bis zu meiner nächsten Besprechung. Guten Tag, mein Herr.«

»Guten Tag, Mr. Präsident«, sagte der Techniker. Dann verließ er den Raum.

Jedes der Wesen, die kurz zu dieser so weit reichenden Besprechung zusammengekommen waren, kehrte zu seiner Arbeit zurück. Jeder von ihnen hatte viel zu tun, das keine Beziehung zum Thema der Besprechung hatte, und war froh darüber. Beschäftigt zu sein war eine Gnade. Es war nicht gesund, über den vorzeitigen Tod von drei Milliarden Zeitgenossen nachdenken zu müssen.

1

»Für dieses Angebot«, keifte die Frau mit dem runzeligen Gesicht, »sollte ich Sie in die Eier treten!« Dann wurde ihre Stimme nur um eine Spur leiser. »Aber ich bin eine alte schwache Frau. Sie sind jünger, größer, stärker, gesünder und reicher.« Ihre rechte Hand schloss sich um das Heft einer gekrümmten Klinge, die aus einem Loch in dem schmutzigen braunen Fetzen von einem Rock hervorlugte. Ihre Linke hielt den Gegenstand, um den sie feilschten. »Was soll ich also machen?«, fragte sie beinahe kläglich.

»Regen Sie sich doch bitte nicht auf«, versuchte der junge Mann, der ihr gegenüber stand, sie zu besänftigen und machte dabei entsprechende Handbewegungen, während sein Blick unstet herumhuschte.

Niemand in dem Gewimmel von Straßenhändlern und Käufern achtete auf die Auseinandersetzung. Aber der junge Mann war als Fremdweltler für die Angriffe der alten Frau besonders empfindlich. Schließlich sollten er und seine Braut sich nur drei Tage auf Moth aufhalten ehe sie mit dem Rest der Gruppe nach New Paris weiterreisten. Während seiner Flitterwochen ins Gefängnis gesteckt zu werden, weil er sich in einen Streit mit einer Eingeborenen eingelassen hatte, war so ziemlich das letzte, was er sich wünschte.

»Wirklich«, erklärte er verzweifelt und zog sich den vom Regen durchnässten Umhang zurecht, »dreißig Credits ist alles, was ich ausgeben kann. Verstehen Sie doch. Meine Frau wartet im Hotel. Sie fühlt sich nicht besonders gut. Wahrscheinlich liegt es an dem täglichen Regen und der ewigen Wolkendecke. Ich möchte sie mit irgend etwas aufmuntern. Aber wir haben noch eine lange Reise vor uns. Dreißig Credits ist alles, was ich ausgeben kann.«

Die alte Frau richtete sich stolz zu ihrer ganzen Größe auf. Ihre Augen befanden sich jetzt auf gleicher Höhe mit der Brust des jungen Mannes. Sie hielt den Gegenstand ihrer Auseinandersetzung fest in der Hand und schüttelte ihn anklagend vor seiner Nase. Das dünne elegante Armband aus silberähnlichem Metall war mit polierten Holz- und Steinstücken eingelegt.

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