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Sie erhalten hier zum ersten Mal die vollständige dreiteilige Serie, die von Fans als „fesselnd“, „unterhaltsam“ und „faszinierend“ beschrieben wird. Begleiten Sie in dieser Trilogie die Diebin und Gestaltwandlerin Mel und Luke, den Anführer der Löwen, die in einer explosiven Begegnung aneinandergeraten und sich nicht voneinander fernhalten können. Was als einfache Mission beginnt, führt sie auf eine Reise, die ihr Leben verändern … oder tödlich enden könnte. 
 Der Raubüberfall Der Alpha beschützt, was ihm gehört ... Niemand bestiehlt Luke Torres. Seine Festung ist legendär und sein Löwenrudel ist tödlich und bereit, sich jeder Bedrohung zu stellen. Als Luke Mel zum ersten Mal begegnet, haut sie ihn mit einem sengenden Kuss von den Socken, aber nach der zweiten Begegnung ist sie seine Gefangene in einem lebensgefährlichen Spiel von Katze gegen Katze. 
 Der Fluch
 Lukes Schwester ist in Schwierigkeiten, der Scharlachrote Smaragd ist verschwunden und Mel ist zurück, bereit, sich wieder mit dem Alpha zu messen. Und um seine Schwester zu heilen, ist Luke bereit, das Undenkbare tun. Die Anziehungskraft zwischen dem Alpha und der Diebin verflechten ihrer beider Leben in einer Weise, die sie sich niemals hätten träumen lassen. 
 Die Quelle der Macht
 Rache ist ein Gericht, dass am besten heiß serviert wird ... Luke hätte niemals ahnen können, wohin der Weg mit Mel ihn führen würde. Aber jetzt wird er alles tun, um das Leben seiner Schwester zu retten und das Herz seiner Diebin zu erobern. Ava bedroht sein Rudel, entschlossen, ein magisches Artefakt von immenser Macht zu stehlen, von dem er bisher gar nicht wusste, dass er es besitzt.
 Sich zu verlieben war noch nie so tödlich ...
 Inmitten all dessen haben Luke und Mel sich gefunden. Aber Mel hat keine Erfahrung mit Beziehungen, und Lukes Rudel ist nicht begeistert, eine Diebin als weiblichen Alpha zu haben. Wenn Mel und Luke zusammen sind, ist ihre Beziehung explosiv. Aber dieses Feuer wird entweder reinigen ... oder zerstören.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Original: Stealing the Alpha The Complete Series © Kate Rudolph 2017.
Der Löwe und die Diebin Die vollständige Serie © Kate Rudolph 2021.
Deutsche Erstausgabe von Celestial Heart Press, PO Box 1172, Valparaiso, Indiana, 46383 USA
November 2021
Umschlaggestaltung: Kate Rudolph.
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Erzählung darf ohne schriftliche Genehmigung des Copyright-Inhabers in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise verwendet, reproduziert oder übertragen werden, mit Ausnahme von kurzen Zitaten, die in Rezensionen und Artikeln verwendet werden.
Diese Geschichte ist frei erfunden. Die Namen, Personen, Orte und Ereignisse sind Produkte der Fantasie des Schriftstellers, sie sind erfunden und basieren nicht auf der Realität. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten oder Organisationen ist vollkommen zufällig.
Herausgegeben von Kate Rudolph.
www.katerudolph.net
Erstellt mit Vellum
Der Raubüberfall
1. Kapitel Eins
2. Kapitel Zwei
3. Kapitel Drei
4. Kapitel Vier
5. Kapitel Fünf
6. Kapitel Sechs
7. Kapitel Sieben
8. Kapitel Acht
9. Kapitel Neun
10. Kapitel Zehn
11. Kapitel Elf
Der Fluch
12. Kapitel Eins
13. Kapitel Zwei
14. Kapitel Drei
15. Kapitel Vier
16. Kapitel Fünf
17. Kapitel Sechs
18. Kapitel Sieben
19. Kapitel Acht
20. Kapitel Neun
21. Kapitel Zehn
Die Quelle der Macht
22. Kapitel Eins
23. Kapitel Zwei
24. Kapitel Drei
25. Kapitel Vier
26. Kapitel Fünf
27. Kapitel Sechs
28. Kapitel Sieben
29. Kapitel Acht
30. Kapitel Neun
31. Kapitel Zehn
32. Kapitel Elf
33. Kapitel Zwölf
34. Kapitel Dreizehn
Über Kate Rudolph
Weitere Bücher von Kate Rudolph
Der Löwe und die Diebin Die vollständige Serie
Von Kate Rudolph
Klappentext:
Sie erhalten hier zum ersten Mal die vollständige dreiteilige Serie, die von Fans als „fesselnd“, „unterhaltsam“ und „faszinierend“ beschrieben wird. Begleiten Sie in dieser Trilogie die Diebin und Gestaltwandlerin Mel und Luke, den Anführer der Löwen, die in einer explosiven Begegnung aneinandergeraten und sich nicht voneinander fernhalten können. Was als einfache Mission beginnt, führt sie auf eine Reise, die ihr Leben verändern … oder tödlich enden könnte.
Der Raubüberfall
Der Alpha beschützt, was ihm gehört ...
Niemand bestiehlt Luke Torres. Seine Festung ist legendär und sein Löwenrudel ist tödlich und bereit, sich jeder Bedrohung zu stellen. Als Luke Mel zum ersten Mal begegnet, haut sie ihn mit einem sengenden Kuss von den Socken, aber nach der zweiten Begegnung ist sie seine Gefangene in einem lebensgefährlichen Spiel von Katze gegen Katze.
Die Diebin ist der Aufgabe gewachsen ...
Als Mel den Auftrag annimmt, weiß sie, dass es eigentlich unmöglich ist. Aber für die beste Diebin in der Welt des Übernatürlichen ist eine unmögliche Aufgabe eine unwiderstehliche Herausforderung. Insbesondere, wenn die Bezahlung für diesen Job sie ihrer Rache einen Schritt näher bringt. Als der Job schief geht, befindet sie sich in der Höhle des Löwen und trifft auf den verführerischsten Mann, der ihr jemals begegnet ist.
Kann sie einen Weg finden, den Job durchzuführen, ohne ihr Herz zu verlieren?
Der Löwe und die Diebin
Der Raubüberfall
Der Fluch
Die Quelle der Macht
Außerirdischer Gefährte
Ruwen
Tyral
Original: The Alpha Heist © Kate Rudolph 2015.
Die Gestaltwandler © Kate Rudolph 2015.
Umschlaggestaltung: Kate Rudolph.
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Erzählung darf ohne schriftliche Genehmigung des Copyright-Inhabers in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise verwendet, reproduziert oder übertragen werden, mit Ausnahme von kurzen Zitaten, die in Rezensionen und Artikeln verwendet werden.
Diese Geschichte ist frei erfunden. Die Namen, Personen, Orte und Ereignisse sind Produkte der Fantasie des Schriftstellers, sie sind erfunden und basieren nicht auf der Realität. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten oder Organisationen ist vollkommen zufällig.
Herausgegeben von Kate Rudolph.
www.katerudolph.net
Erstellt mit Vellum
Der Job ging in die Hose, kurz nachdem Mel den USB-Stick aus dem Tresor herausgeholt hatte. Die Bezeichnung ‚Tresor‘ war allerdings stark übertrieben für dieses traurige Exemplar eines Safes in den Räumen der Geschäftsführung. Das Ganze hätte viel schwieriger sein müssen. Sie war sicher, dass das Unternehmen von Wissenschaftlern geführt wurde, die keine Ahnung von wirksamen Sicherheitsmaßnahmen hatten.
Umso besser für sie.
Sogar noch besser war, dass die lächerlichen Sicherheitsvorkehrungen es zu einem Ein-Mann – oder genauer gesagt Eine-Frau – Job machten. Mehr Geld für sie, und weniger Leute, die es vergeigen konnten. Genau so mochte sie es. Während sie den letzten Flur des Gebäudes entlangsprintete, dachte sie lieber nicht darüber nach, dass es mit Krista und Bob vielleicht doch ein bisschen leichter gewesen wäre. Sie war durchaus in der Lage, alleine zu arbeiten und hatte das jetzt auch schon eine Weile getan.
Sie hörte zuerst das Bellen der Hunde, gefolgt von den stampfenden Schritten der Wachleute. Mel konnte den Wachen davonlaufen, kein Problem. Die Hunde waren ein anderes Thema. Sie hoffte, sie würden sie nicht einholen. Sie hatte schärfere Zähne und viel gefährlichere Klauen als die Hunde, aber Gewalt gegen Unschuldige war noch nie ihr Ding gewesen. Wenn nötig, war sie dazu bereit, aber die Tiere hatten es nicht verdient.
Was zum Teufel hatte diesen verdammten Alarm ausgelöst?
Sie stürmte mit vollem Karacho durch die Doppeltür und spürte kaum den Aufprall, gefolgt von einem Sprint über den Parkplatz, der nur vom schwachen Licht der Straßenlaternen beleuchtet wurde. Mel hätte sich selbst in den Hintern getreten, wenn sie dafür noch die Energie übrig gehabt hätte. Ihr Auto stand fast eine Meile entfernt. Sie hatte absolut nicht damit gerechnet, die Distanz rennen zu müssen. Sie war sich sicher, dass sie keinen Alarm ausgelöst hatte.
Und doch war sie hier und rannte so schnell sie konnte, um ihren Hintern in Sicherheit zu bringen.
Aber gut, dann war das eben so. Die Alternative wäre, sich von idiotischen Menschen und ihren Haustieren gefangen nehmen zu lassen. Oder sie alle zu töten. Keine der beiden Optionen klang attraktiv, also blieb nur der Sprint. Sie überquerte den Parkplatz und erreichte den Grasboden eines kleinen Wäldchens, das an das Bürogebäude grenzte. Dieser Park sollte das Firmengebäude angeblich nahtlos in die Natur integrieren, um den Mitarbeitern ein gesünderes Umfeld zu bieten. Mel hatte noch kein Firmengebäude gesehen, das sich erfolgreich in die Natur integriert, und diese Forschungseinrichtung war keine Ausnahme.
Grillen zirpten und nachtaktive Kreaturen suchten Deckung, als sie an ihnen vorbeiraste. Das hätten sie natürlich auch getan, wenn sie nur eine normale Person gewesen wäre, aber ihr Geruch musste sie verwirrt und umso mehr erschreckt haben. Der Halbmond stand hoch am Himmel und in seinem Licht konnte sie genug sehen, um sicher ihren Weg zwischen den Bäumen zu finden.
Während sie bei diesem Licht deutlich sehen konnte, konnten die Sicherheitskräfte das nicht. Sie konnte sie immer noch hören, aber sie waren langsamer geworden. Und die Hunde auch. Gut.
Nach ein paar weiteren Metern war sie von Stille umgeben. Der Wald sah aus wie vorher, aber alle Geräusche waren verschwunden. Mel schaute hinter sich und sah ein ganz schwaches Schimmern der Luft. Sie hob langsam ihre Hand und schob sie nach vorne. Die Luft bildete einen Widerstand.
Ein Schutzzauber.
Sie hätte den Widerstand durchbrechen können; dieser Zauber war nicht dazu gedacht, sie gefangen zu halten. Aber ihre Neugier war größer. „Zeige dich, Hexe.“ Es lag eine gewisse Drohung in ihrer Stimme. Aber es war noch kein Fauchen.
Eine Frau trat aus den Schatten. „Willst du mich wirklich so begrüßen, Mellie?“ Sie sah aus wie um die Vierzig, aber Mel hatte ihr genaues Alter nie erfahren. Jeder mit magischen Fähigkeiten konnte sich so alt erscheinen lassen, wie er wollte. Das Aussehen hatte keine Bedeutung, wenn jemand sowohl dreißig als auch dreihundert Jahre alt sein konnte. Die Frau trug eine schwarze Hose und ein dunkelgraues Oberteil, gut geeignet, um so spät in der Nacht nicht aufzufallen. Ihr einziger Schmuck war ein Paar einfache Diamantohrringe, die fast von ihrem dunkelbraunen schulterlangen Haar verdeckt wurden.
Und auf einmal wurden einige Dinge klarer. „Hallo Tina. Hast du den Alarm ausgelöst?“ Sie war überrascht über die Verachtung, die sie empfand. Schließlich hatte sie sich schon lange an Tinas Mätzchen gewöhnt.
Tina lachte aus vollem Hals. Wenn der Schutzzauber nicht gewesen wäre, wäre ihr Lachen durch den ganzen Wald zu hören gewesen. „Vielleicht wirst du einfach nur nachlässig.“
Mel schluckte die Antwort, die ihr auf der Zunge lag, hinunter. „Wenn ich nachlässig bin, warum bietest du mir dann einen Job an?“
Tina legte eine Hand auf ihre Brust und ihr Mund öffnete sich leicht – ein Bild der perfekten Unschuld. „Das verletzt mich jetzt aber, meine Liebe. Vielleicht wollte ich nur reden.“
„Mitten in einem Wald, während Wachen hinter mir her sind?“ Mel lehnte sich gegen eine der stabilen Eichen, etwas friedlicher gestimmt. „Gut, lass uns reden.“
Tina warf ihre Haare nach hinten über die Schultern und stemmte die Hände in die Hüfte. „Der Scharlachrote Smaragd.“
Wenn Mel etwas in der Hand gehabt hätte, hätte sie es fallen lassen. Tatsächlich fiel es ihr schwer, einen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten. „Wie kommst du darauf, dass mich dieser Vorschlag nicht beleidigt?“ Der Scharlachrote Smaragd war eine Legende unter den Gestaltwandlern.
Tina war voll des Hohns. „Ich bitte dich. Du tust alles, wenn der Preis stimmt.“
Diese kleine Bemerkung brachte Mel beinahe dazu, das Ganze rundweg abzulehnen. Für wen zum Teufel hielt Tina sie eigentlich? Irgendeine miese kleine Diebin, die nicht das Zeug zur Hexe hatte? Jedenfalls nicht zu einer mächtigen Hexe. Aber Mel war nicht bereit, so weit zu gehen. Zumindest nicht jetzt. „Es gibt vielleicht – vielleicht – drei Leute, die das durchziehen könnten. Und das sind alle, die mir spontan einfallen.“ Sie hielt einen Finger hoch. „Cyn wurde vor zwei Jahren von Vampiren erwischt, damit ist sie raus. Ice Queen würde es nicht einmal versuchen. Damit bleibe nur ich übrig. Und wenn ich entdeckt werde, wird ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt, hoch genug, um ganz Kansas zu kaufen. Kein Interesse.“
„Hast du Angst vor diesem Kätzchen?“ Die Stimme der älteren Frau triefte vor Verachtung. „Torres kann dich trotz seiner Festung nicht aufhalten, selbst wenn er es wollte.“
Lucio Torres, Alpha eines kleinen Katzenclans, war der derzeitige Besitzer des Scharlachroten Smaragds. Jeder wusste das. Ohne weitere Nachforschungen war das allerdings alles, was Mel wusste. Anscheinend hatte er bisher jeden Kampf gewonnen und seine Wachen hatten den Ruf, die Besten zu sein. Doch sie konnte sie überlisten.
Aber sie würde es nicht tun. Dieser Auftrag war quasi ein Todesurteil.
„Du willst nicht einmal den Preis wissen?“ Tina hob eine Braue. Mit einer blitzschnellen Bewegung ihrer Hände ließ sie einen reinen Diamanten in einer Platinfassung vor Mel baumeln. „Für die Unannehmlichkeiten.“
Unbewusst griff Mel mit klopfendem Herzen danach. Aber Tina zog ihn schnell wieder aus ihrer Reichweite. „Ist das der von Ava?“, fragte Mel. Hass stieg in ihrer Kehle auf und sie konnte fühlen, wie ihre Krallen unter ihrer Haut auf den richtigen Moment warteten, herauszufahren.
Tina lächelte. „Ja. Du hast hellseherische Fähigkeiten.“
Den Job anzunehmen wäre Selbstmord. Das würde sie, und wahrscheinlich auch ihr Team, das Leben kosten. „Wieviel Zeit hätte ich?“ Sie holte nur Informationen ein, keine Verpflichtung.
„Drei Wochen.“
Definitiv Selbstmord. Sie hätte keine Zeit, sich richtig auf den Auftrag vorzubereiten. „Lass mich den Edelstein nur für einen Moment halten.“
Tina warf ihn ihr zu und Mel pflückte ihn mit einer leichten Bewegung aus der Luft. Es war ein langer, schlanker Diamant, der oben in eine Fassung aus Platin eingebettet war. Die Kette war lang genug, um zwischen den Brüsten einer Frau getragen zu werden, und der Edelstein war fast klar und rein. Mel legte ihre Hand darum. Sie konnte Ava vor sich sehen, wie sie ihn trug, und wie ein Blutstropfen am unteren Ende des Steins hing.
Der Diamant in ihrer Hand leistete einen kleinen Widerstand. Mel ließ ihn los und sah zu, wie er zu Tina zurück flog, die sagte: „Sag Krista liebe Grüße.“ Sie lächelte und verschwand. Sie wartete nicht darauf, dass Mel den Job annahm.
Sobald Mel den Stein berührt hatte, hatten sie beide gewusst, dass sie es tun würde.
Es gab schlimmere Arten zu sterben.
Eine Woche später
Eagle Creek, Colorado, hatte zwei schmuddelige Motels und ein Restaurant, in dem Mel sich sicher genug fühlte, um dort zu essen. Es war nicht die Kundschaft, wegen der sie sich Sorgen machte – es war das Essen. Und sie war dafür bekannt, dass sie ihre Beute blutig aß, wenn sie als Katze unterwegs war. Aber eine Frau in menschlicher Gestalt war es sich schuldig, einige Standards zu haben. Krista und Bob waren bereits an ihrem Tisch. Er stand in der äußersten Ecke, auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes, möglichst weit sowohl von der Bar als auch von den Toiletten entfernt.
Das Eagle Creek Bar and Grille – das zusätzliche E sollte eine gewisse Klasse suggerieren – war nur ein kleines Restaurant. Vielleicht zwanzig Tische und eine robuste Bar mit einem Dutzend Hockern. Die Bewohner der Stadt fühlten sich hier wohl, aber die Camper, die auf ihrem Weg in die Berge durch den Ort trampelten, sahen den Charme wahrscheinlich nicht. Mel konnte den Charme auch nicht erkennen, aber es war besser als Ramen-Nudeln aus der Mikrowelle von der Tankstelle.
Um sieben Uhr an einem Dienstagabend war das Restaurant, wie zu erwarten, gut besucht. Alle Tische, bis auf einen, waren besetzt und die Kellnerinnen flitzten in Windeseile hin und her, servierten Getränke und brachten das Essen. Nach den Gesprächen mit den Gästen zu urteilen, arbeiteten die Kellnerinnen schon lange hier und viele der Anwesenden waren Stammgäste. In einer Stadt dieser Größe konnte es auch nicht anders sein.
Der schroffe Mann hinter der Bar war ein Gestaltwandler, wahrscheinlich eine Katze. Und wenn Mel raten sollte, ebenso die vierköpfige Familie an dem Tisch, der am nächsten zum Fenster stand. Aber beide Kinder waren noch nicht alt genug. Es gab so gut wie keine Gestaltwandler, deren Fähigkeiten sich vor dem Ende der Pubertät zeigten. Aber die Eltern waren kein Paar. Nicht, wenn die Blicke des Vaters, die auf ihrer Brust klebten, ein zuverlässiger Hinweis waren.
Alle anderen waren Menschen. Sie sah es ihnen an. Durch ihr Parfüm war es unmöglich, sie am Geruch zu unterscheiden. Ein Handicap, aber es lohnte sich, da es so für das örtliche Rudel schwierig sein würde, sie als Gestaltwandlerin zu erkennen. Die Kasse war vorne, der Safe wahrscheinlich irgendwo hinten, vielleicht am Boden festgeschraubt, wenn sie schlau waren. Sie konnte sie in wenigen Minuten um ein paar Riesen erleichtern, aber das war es nicht wert. Nicht, wenn sie wochenlang in der Stadt bleiben und mehr als genug Geld haben würden.
Sie sah Krista ungeduldig schnauben, die Arme vor sich verschränkt. Die Frau verkörperte alles, was man sich unter dem Wort ‚Elf‘ vorstellt. Sie war kaum 1,50 m groß, hatte kurzes, braunes, abstehendes Haar und ihre Haut leuchtete in einem Bronzeton. Sie sah aus wie eine Art Waldnymphen-Punk. Und da Mel genau wusste, wie hart sie zuschlagen konnte, wusste sie, dass sie der Frau das niemals sagen würde.
Bob hingegen war … Bob. Sie hatten gemeinsam ein paar Jobs erledigt, bevor sie anfing, alleine zu arbeiten, und er war der Erste, den sie anrief, als sie ein Team brauchte. Aber wenn jemand sie bitten würde, ihn zu beschreiben, könnte sie es nicht, obwohl sie ihn direkt ansah. Er war ein Mann mit braunen oder schwarzen, vielleicht blonden Haaren und Augen ... die Augen waren dort, wo sie hingehörten, zusammen mit Nase und Mund. Sie fand, seine Haut sei dunkel, konnte den Ton aber nicht genau beschreiben. Es musste ein Wahrnehmungszauber sein, aber sie spürte nie den magischen kleinen Nadelstich, den eine normale Hexe ausstrahlte. Aber wenn es darauf ankam, wusste sie immer, dass er Bob war und dass er für sie da war. Und wenn es nach ihr ging, war mehr auch nicht nötig.
Sie setzte sich gegenüber ihren Partnern an den Tisch. Mit einem Nicken aktivierte Krista einen Abhörschutzzauber. Dieser Zauber würde zwar alles verzerren, was sie sagen, so dass niemand um sie herum den Inhalt ihrer Unterhaltung verstehen würde. Aber trotzdem wäre immer noch das Murmeln ihrer Stimmen zu hören. Niemandem ist das jemals aufgefallen und die Magie war so subtil, dass nicht einmal Mel mit ihren stark ausgeprägten Sinnen sie sicher wahrnehmen konnte.
„Also, warum hast du uns hierher bestellt?“, fragte Krista. „Ich dachte, Teamwork wäre nicht mehr dein Ding.“ Ihre Stimme hatte eine Schärfe, und Mel wusste, dass dies gerechtfertigt war.
„Tina hat mir den Job angeboten.“ Kristas Augenbrauen schossen hoch, während sich ihre Lippen verzogen, also fuhr Mel fort. „Und ich kann es auf keinen Fall alleine schaffen. Ich traue niemandem mehr als euch beiden zu, das durchzuziehen.“
„Der Scharlachrote Smaragd?“, fragte Bob in neutralem Ton. „Glaubst du, ich habe Todessehnsucht, Kitty?“
Mels Hand ballte sich zur Faust, als sie den Spitznamen hörte. Er musste wirklich sauer sein. „Ja. Und als Bezahlung könnt ihr jeden Gegenstand aus meiner Sammlung haben, den ihr wollt. Jeder einen.“ Sie wäre sogar bereit, noch viel mehr wegzugeben, um an Ava heranzukommen. Aber dazu musste es nicht kommen.
„Und du musstest uns ins Gestaltwandler-Territorium bringen, um uns das Angebot zu machen?“ Krista sah nicht zufrieden aus. „Wir beide haben wahrscheinlich allein dadurch, dass wir hierher geflogen sind, schon drei Verträge gebrochen. Mal abgesehen davon, dass wir in einer Bar sitzen, die dreizehn Meilen vom Schloss des Katzenkönigs entfernt ist!“ Wenn es nicht nötig gewesen wäre, sehr diskret zu sein, hätte die jüngere Frau mit der Faust auf den Tisch geschlagen. „Das ist manipulativer Schwachsinn, Mellie, versuch das nicht bei mir. Wenn du mich für einen Job haben willst, frag einfach.“
Bob sagte nichts, aber er nickte zustimmend.
Mel nahm sich einen Moment Zeit und versuchte, die Spannung aus ihren Schultern weichen zu lassen. „Helft ihr mir, den Scharlachroten Smaragd zu stehlen? Ohne euch kann ich es nicht tun.“ Es tat nicht einmal weh, es zu sagen, nicht zu Bob und Krista. Das war eine Überraschung.
Ihre Partner grinsten sich gegenseitig an. „Und dieser Diamant so groß wie Bobs Faust?“
Mel wusste genau, wovon sie sprach. Dem Diebstahl waren sechs Monate Planung vorausgegangen. „Er gehört dir.“ Sie sah Bob an.
Er zuckte mit den Achseln. „Ich bin sicher, mir wird was einfallen.“ Sicher, ihm fiel immer etwas ein.
Sie beugte sich vor, die Ellbogen auf dem Tisch. Sie konnte beinahe die Stimme ihrer Mutter hören, die schimpfte, sie solle sie vom Tisch nehmen. „Es wird schwierig. Kein Bauplan, keine Informationen zum Sicherheitssystem. Und sie sind Gestaltwandler, das heißt, es ist um ein Vielfaches schwerer, dort einzudringen und sie zu bestehlen. Fast genau so schwer wie auf ein Gelände zu gelangen, das von einem Hexenzirkel geschützt wird.“
Krista war nicht wohl beim Ergebnis der Analyse. „Versuch mal, einen Hexenzirkel zu bestehlen, ohne jemanden dabei zu haben, der Schutzzauber durchbrechen kann.“
„Gibt es keine Unterlagen bei der Bezirksverwaltung?“, fragte Bob.
Mel lächelte. „Laut den Aufzeichnungen lebt Mr. Torres in einem 140 Quadratmeter großen, zweistöckigen Haus mit drei Schlafzimmern und zwei Badezimmern.“ Sie zog einen Ordner aus ihrer Tasche und legte die Fotos auf den Tisch vor ihnen.
‚Festung‘ war nicht ganz der richtige Begriff für Torres Anwesen. Dazu war es viel zu modern. Alles bestand aus geraden Linien und Beton, die Fenster im Erdgeschoss waren klein und ab der vierten Etage etwas größer. Das ganze Ding war so hoch wie die Bäume um es herum, und zum Glück kamen die Bäume fast bis zum Gebäude heran. Aus Sicht der Verteidigung war es eine dumme Entscheidung, aber eine Katze konnte dem Ruf des Waldes nicht widerstehen.
„Offensichtlich hat die Verwaltung gefälschte Unterlagen bekommen.“ Sie sah Krista an. „Wie kannst du mich reinbringen?“
Krista konnte zwar jeden niederschlagen, der sie auch nur falsch ansah, ihr wahres Talent lag jedoch im Bereich der Aufklärung und der taktischen Magie. „Ich habe da schon eine Idee. Ich brauche zwei Stunden. Sollte in der Lage sein, eine passable Darstellung des Innenbereichs zu bekommen.“
Perfekt. „Wann kannst du anfangen?“
Krista lächelte. „Heute Abend. Ich warte schon seit Monaten auf eine Gelegenheit, dieses Baby zu benutzen.“ Krista liebte es, magische Geräte zu entwickeln, die selbst schwer bewachte Orte infiltrieren konnten.
Mel spürte ein Schaudern und sah sich um. Ein Mann in einer Lederjacke war gerade durch die Tür gekommen. Als sie ihn ansah war es, als würde eine elektrische Leitung ihre Brust, und noch ein paar andere Bereiche ihres Körpers, berühren. Es ging eine ursprüngliche Kraft von ihm aus. Sie drehte schnell ihren Kopf wieder weg. „Sieht so aus, als wäre der Alpha hier. Kannst du jetzt loslegen? Ich verschaffe dir etwas Zeit, um alles vorzubereiten.“ Wenn der Alpha aus dem Haus war, war die Gefahr beim Ausspionieren des Anwesens eher gering. Wenn jemand das durchziehen konnte, dann waren das Krista und Bob.
Ihre Mitverschwörer sahen sich an und führten ein stilles Gespräch. Ihre Mimik wechselte so schnell, dass Mel ihre Bedeutung nicht erfassen konnte. Es war nichts Telepathisches, die beiden hatten einfach nur schon so lange zusammengearbeitet, dass einige Gespräche nicht laut geführt werden mussten. Bob nickte schließlich. Krista sagte: „Verschaff uns so viel Zeit wie möglich, aber sorge dafür, dass er mindestens zwanzig Minuten hier bleibt. Wir treffen uns in drei Stunden in der Hütte.“ Mel nickte. Sie hatte für einen Monat eine nette Ferienhütte in der Nähe der Stadt gemietet, gerade ein bisschen außerhalb des Bezirks, in dem Luke Torres´ Territorium lag. Wenn er nach dem Raub die richtigen Leute ausfragte, würde er irgendwann herausfinden, wer dahintersteckte. Aber sie wollte es ihm nicht so einfach machen, dass er nur die Gästelisten der beiden Motels in der Stadt überprüfen musste.
Krista löste den Schutzzauber wieder auf und der Geruch der Katzen, die gerade hereingekommen waren, überwältigte sie fast, aber ihr Gesichtsausdruck blieb neutral. Bob und Krista glitten unauffällig hinaus und Mel sah ihnen nicht nach. Ihre Augen wandten sich dem Alpha zu.
Sie hatte einen Job zu erledigen.
Irgendetwas stimmte nicht in Eagle Creek. Luke spürte es in dem Moment, als er durch die Tür kam. Auf den ersten Blick schien alles normal zu sein. Fast jeder der Anwesenden lebte in der Stadt, und er entdeckte auch die kleine Familie, die auf ihrem Weg durch die Berge in Sids Motel übernachtete. Aber sie waren in Ordnung, sie waren definitiv menschlich und sie hatten keine Ahnung, dass hier Leute waren, auf die das nicht zutraf.
Er ging zur Bar, wo Sinclair die glänzende Oberfläche abwischte. „Irgendwelche Neuigkeiten?“
Der Bart des Mannes bedeckte die Hälfte seines Gesichts und hing einige Zentimeter herunter. Er verbarg eine böse, unschöne Ansammlung von Narben und bedeckte seinen Kiefer, so dass die Tatsache verborgen blieb, dass sein Gesicht schon einmal eingeschlagen worden war. Der Bart ließ ihn eher wie sechzig als wie dreißig aussehen, aber das war seine Sache. „Vince und die anderen sind draußen und rauchen. Sie haben einen Tisch. Sie haben keinen Ärger gemacht, seit sie hier sind.“
Ausgerechnet die. Vince Hardy und seine Freunde waren genau die kleinen Scheißer, mit denen er sich im Moment nicht befassen wollte. „Und unsere Gäste?“
Sinclairs Bart bewegte sich, als er grinste: „Welche?“
Luke zögerte. Es gab, nachdem er sein Update erhalten hatte, offensichtlich Neuankömmlinge. So verrückt es auch klang, der Gipfel würde in zwei Wochen stattfinden, und er musste sicher sein, dass der Lockdown eingehalten wurde. Keine Fremden in der Stadt, von denen er nichts wusste, keine Überraschungen. „Über die Familie habe ich Informationen.“
Sinclair nickte in Richtung des Tisches am anderen Ende des Raums. „Drei Leute. Ich glaube, sie sind menschlich, kann es aber nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Sind wohl auf der Durchreise. Haben kein Zimmer gemietet.“
Lukas schaute zu dem Tisch hinüber, zu dem sein Mann zeigte. Eine sehr zierliche Frau saß neben einem hochgewachsenen Mann, und den beiden gegenüber saß ein Rotschopf. Das Einzige, was er sehen konnte, waren ihre vollen Locken. Und trotzdem war der bloße Anblick schon wie ein Schlag in den Bauch. Er machte eine Faust und atmete tief durch. Sicher, es war schon eine Weile her, aber er würde sich nicht vom Anblick ihres Haars allein erregen lassen.
Ihre Freunde standen auf und gingen, bevor er überhaupt in Erwägung ziehen konnte, ihre Unterhaltung zu belauschen. Sie blieb alleine zurück. Er beobachtete, wie die anderen beiden das Lokal durch den Vordereingang verließen, und es sah nicht so aus, als wollte der Rotschopf ihnen folgen. Er wandte sich wieder Sinclair zu. „Wann sind sie gekommen?“
Der Barkeeper zuckte mit den Achseln: „Vor einer halben Stunde, oder vielleicht auch vor einer Stunde? Haben Getränke bestellt, aber kein Essen. Haben sich nur unterhalten. Ich habe Lucy an ihren Tisch geschickt, aber sie sagte, dass sie nichts Verdächtiges gehört hat. Ich behalte das im Auge.“
„Tu das.“
Vince und seine Freunde kamen wieder herein und Luke musste bei dem Tabakgeruch fast würgen. Es war ihm vollkommen unbegreiflich, wie man als Werkatze Zigaretten rauchen konnte. Der kleinste Hauch und es fühlte sich an, als ob seine Nasenlöcher brennen würden. Aber dumme Kinder sind dumme Kinder. Vince Hardy war einer dieser Tunichtgute, denen alles gegeben war und die sich entscheiden, nichts davon zu nutzen. Er verschleuderte das Geld aus seinem Treuhandfonds für Alkohol und Firlefanz und er wäre selbst für einfache handwerkliche Tätigkeiten nicht zu gebrauchen, selbst wenn sein Leben davon abhinge. Aber Luke konnte ihn nicht aus dem Rudel verbannen, nur weil der ein dummer Junge war. Aber er empfand ein bisschen mehr Befriedigung beim Gedanken an seine Bestrafung als er sollte.
Er blieb an der Bar stehen und wartete darauf, dass Vince ihn sah. Der Junge nahm so viel Platz ein, wie er konnte. Er beugte sich fast über den Rotschopf, um ihr in den Ausschnitt ihrer Bluse zu schauen. Sein hellgrünes Poloshirt war eine regelrechte Beleidigung für Lukes Augen, und zusätzlich sah er so aus, als hätte er eine halbe Stunde damit verbracht, seinem blonden Haar einen beiläufig zerzausten Look zu verpassen. Vince sah genauso aus, wie man sich einen Idioten mit Geld vorstellt, aber es machte ihn umso beliebter.
Nachdem er sich gut zwei Minuten wie ein Depp aufgeführt hatte, begann Vince endlich, auf seine Umgebung zu achten und sah, dass sein Alpha sich lässig an die Bar lehnte. Er wurde blass und zwei rote Flecken zierten seine Wangen. Luke musste ein Lächeln unterdrücken. Der Junge wusste, dass er Mist gebaut hatte, wenn Luke noch am Tag des Vorfalls mit ihm sprechen wollte.
Er hielt einige Sekunden lang Augenkontakt, bevor er sich umdrehte und die Bar verließ. Vince und seine Freunde würden ihm folgen. Sie kannten die Regeln.
Luke wartete nicht auf dem Parkplatz. Es gab zu viele normale Leute in der Stadt, die keine Ahnung hatten, welche Monster unter ihnen lebten. Er ging um das kleine Backsteingebäude herum und wartete direkt hinter dem hohen Holzzaun, der die Rückseite des Restaurants straßenseitig gegen Blicke abschirmte. Im Sommer stellten sie dort Stühle und Tische für die Urlauber auf, damit sie das schöne Wetter in Colorado genießen konnten. Aber jetzt, da der Herbst hereinbrach, waren die Tische aufgestapelt und zur Seite geräumt worden und sie wurden nur noch auf besonderen Wunsch aufgestellt. Es war der perfekte Ort für solche Meetings.
Vince kam zuerst angeschlichen, mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern. Er lehnte sich gegen den Zaun und sagte nichts. Luke wartete nur. Es verging fast eine Minute, bis auch Henry und Mick eintrafen. Alle drei Jungen warteten darauf, dass der Alpha anfing zu sprechen. Luke schwieg einige Minuten lang und ließ sie schmoren. Sie machten ihm das Leben schwer und er hatte keinen Grund, es ihnen leicht zu machen.
Erst als er eine Schweißperle auf Vinces Stirn sah, fing er an zu sprechen. „Könnt ihr mir das erklären?“
Vinces Schultern sanken noch tiefer, soweit das überhaupt möglich war. Noch tiefer und er würde sich nach vorne beugen. „Sie benutzt es doch gar nicht“, murmelte er.
Luke machte eine Bewegung mit seiner Hand. „Seht ihr Schnee auf dem Boden?“ Er hob seine Stimme nicht. Das musste er nicht.
Vince schluckte und seine Freunde zuckten zusammen. „Nein, Sir.“
„Habt ihr in Rinnas Garage Geräusche gehört, die darauf hindeuteten, dass ein Notfall vorlag? Vielleicht ein verängstigter Welpe?“ Er beugte sich vor, nur Zentimeter vom Gesicht des Jungen entfernt.
„Nein, Sir.“
„Also, würde es euch etwas ausmachen, mir zu erklären, warum ihr das Schneemobil einer Frau gestohlen und versucht habt, damit auf der Straße zu fahren, was Tausende von Dollar Schaden angerichtet hat?“ Er beendete die Frage mit einem leisen Knurren und hörte mit Befriedigung, dass Vince winselte. Das Geräusch aus der Kehle des Jungen war kaum hörbar.
Sowohl Henry als auch Mick hielten den Kopf gesenkt und vermieden es, Augenkontakt herzustellen oder ihren Freund zu verteidigen. Vince sagte nichts zu seiner Verteidigung.
„Ihr geht alle zur Schule und dann kommt ihr nach Hause. Wenn ihr Jobs habt, dann macht ihr diese. Jeder von euch schuldet Rinna 500 Dollar für den Schaden, und ihr werdet bis Weihnachten jedes Wochenende auf ihrem Grundstück arbeiten. Wenn ihr darüber hinaus etwas tun wollt, müsst ihr mich erst um Erlaubnis fragen. Wenn ich euch dabei erwische, dass ihr euch nicht daran haltet, dann sperre ich euch in meinem Haus ein, wenn ihr nicht schlaft, bei der Arbeit oder in der Schule seid. Verstanden?“ Die drei waren zwar fast erwachsen, aber sie galten im Rudel immer noch als Kinder. Sie hatten Glück – wenn einer von ihnen nur ein Jahr älter gewesen wäre, hätte die Bestrafung viel schlimmer ausfallen können. Und dann, um das Problem deutlich zu machen: „Weiß einer von euch, was in ein paar Wochen passiert?“ Er ließ die Frage in der Luft hängen und beobachtete die Jungen.
Henry sah schließlich auf und nickte eifrig. „Der Gipfel.“
„Genau.“ Zumindest waren sie nicht völlig ahnungslos. „Zum ersten Mal seit einem Jahrhundert werden Vampire in unserem Territorium sein, ohne dass Krieg ist. Baut keinen Mist.“ Damit ließ Luke sie stehen. Die Jungs würden seinen Befehlen entweder folgen oder nicht, und wenn sie es nicht taten, würde er sich darum kümmern. Aber jetzt brauchte er einen Drink, eine Frau oder einen Kampf. Alles davon wäre ihm recht, aber seine Gedanken wanderten zu dem Rotschopf von vorhin und er dachte, ein Drink und eine Frau klangen nach einer netten Kombination.
Sinclair hatte ihm bereits ein Bier eingegossen, bevor er auf dem Barhocker Platz genommen hatte. „Haben sie dir irgendwelchen Ärger gemacht?“
Luke schüttelte den Kopf und trank das Bier. „Sobald diese kleinen Scheißer erwischt werden, verwandeln sie sich in Kätzchen. Ich werde mir erst Sorgen machen, wenn sie erkennen, dass ihre Krallen tatsächlich gefährlich sein können.“
Sinclair lächelte, entfernte sich und wischte das andere Ende des Tresens ab.
Luke warf einen Blick nach hinten zu dem Tisch, an dem der Rotschopf gesessen hatte. Er war nur fünf Minuten draußen gewesen und hoffte, dass sie noch nicht gegangen war. Aber sie saß nicht mehr da. Als er sich wieder seinem Getränk zuwandte, nahm er den Hauch eines dezenten blumigen Duftes wahr. Zumindest wäre er dezent gewesen, wenn er kein Gestaltwandler gewesen wäre. Aber gesteigerte Sinneswahrnehmungen gehörten nun mal dazu. Für ihn roch es, als würde er durch einen Rosengarten gehen, aber zumindest schien der Duft ganz natürlich zu sein. Einige künstliche Stoffe führten dazu, dass er niesen musste.
Er sah in die Richtung, aus der der Duft kam und lächelte, als er den Rotschopf sah. Ein Teil von ihm war enttäuscht, dass sie keine Gestaltwandlerin war – er konnte sich keinen Gestaltwandler vorstellen, die ein so starkes Parfüm tragen würde – aber das hielt nicht lange an. Sie nahm nicht Platz sondern stand dicht bei ihm und lehnte sich an die Bar. Ihre Ellbogen ruhten auf der Kante des Tresens und ihr Rücken war gewölbt und zeigte die unglaublich verführerische Krümmung ihrer Brust.
Lukes Blick wanderte nach unten und er nahm ihre smaragdgrünen Augen und leuchtend roten Lippen in sich auf. Er hätte eine hellere Haut erwartet, die meisten Rotschopfe hatten helle Haut, aber sie hatte eine schöne Bräune, als würde sie an einem sonnigen Ort leben. Ein schickes Kleid bedeckte sie kaum von der Schulter bis zur Mitte der Oberschenkel und er war dankbar für die enge Passform. Und er war auch dankbar, dass seine Jeans die Wirkung verbarg, die sie auf ihn zu haben begann. Verdammt, wenn er nicht schon alleine von ihrem Anblick halb hart war.
Sie beugte sich näher, ihre leuchtend roten Lippen verlockend nah an seiner Wange. „Kaufst du mir einen Drink?“, atmete sie in sein Ohr.
Luke unterdrückte einen Schauer, als ihr Atem seine Haut streichelte. Verdammt, es musste lange her sein, wenn ein kleiner Mensch diesen Effekt auf ihn hatte. Etwas verwirrte seine Sinne, während er dort stand. Etwas roch falsch, nicht ungesund, nicht wie die widerliche Fäulnis eines Vampirs oder wie die brandige Gefährlichkeit einer Hexe. „Was für ein Drink?“, fragte er und studierte sie immer noch. Sie tat das Gleiche.
Sie griff um ihn herum und ihre Brüste streiften seine Brust. Luke holte nicht tief Luft. Seine Muskeln verspannten sich nicht. Er war eine Alpha-Katze und reagierte nicht wie ein geiler Junge, wenn eine heiße Frau ihm nahe kam. Sie nahm sein Bier, hob die Flasche an ihre Lippen und nahm sich Zeit, es zu schlürfen. Er sah zu, wie sie schluckte, als die Flüssigkeit ihren Hals hinunter glitt. „Das hier.“ Sie lächelte und verweilte nur Zentimeter von ihm entfernt.
Luke konnte erkennen, dass sie Ärger bedeutete, und zwar genau die Art, auf die er aus war. Er legte seine Hand auf ihre Hüfte. Sie lächelte noch mehr. Als er ihr Gesicht betrachtete, sah er, woher der seltsame Duft kam. Ihr Haaransatz war falsch, er war nicht so, wie er sein sollte. Sie trug eine Perücke. Es schien, dass der Rotschopf nicht so war, wie sie erschien. Enttäuschend, aber er würde es überleben. „Du hast etwas genommen, das mir gehört“, sagte er. Er griff nach seinem Bier, aber sie hielt es außer Reichweite. „Ich denke, damit habe ich Anspruch auf etwas von dir.“
„Ist das so?“ Ihre Stimme war wie geschmolzene Schokolade, samtig, warm, alles, was er wollte.
Er würde sein Bier nicht zurück bekommen und es war ihm egal. „Ja, das ist so.“ Er fügte dem Flirt eine minimale Prise an Autorität hinzu und sah sie grinsen. „Sag mir deinen Namen und ich werde dir vergeben.“
Sie trank den Rest seines Bieres und beugte sich an ihm vorbei, um die leere Flasche auf die Theke zu stellen. Wieder streifte sie ihn. „Ich bin Katie.“ Das war der komplett falsche Name für diese Frau. Katie war ein Name für ein Mädchen, ein einfaches, süßes Mädchen. Und er musste sie nur ansehen, um zu wissen, dass sie alles andere als einfach war. „Wer bist du?“, fragte sie.
Er beugte sich näher und fing ihren Duft ein, etwas Ätherisches unter den Blumen und dem synthetischen Haar. Er wollte sie nackt vor sich haben, ihre Geheimnisse seinen Sinnen offenbart. „Mein Name ist Luke.“ Er konnte ihre Frage nicht vollständig beantworten – jeder Mensch würde seine Antwort für verrückt halten. Aber Worte waren jetzt, wo die Chemie in ihm in Schwung kam, nicht mehr nötig zwischen ihnen. Seine Katze kratzte von innen an seiner Haut und wollte heraus, sich herumrollen und vor ihr angeben. Er zog sie an sich und sie gab ohne Widerstand nach.
Als er gerade mit seinen Lippen ihre Kehle berührte, hörte er hinter sich deutlich eine Stimme. Luke kam für einen Moment wieder zur Besinnung und sah Sinclair hinter der Bar stehen, wie er mit einem Grinsen im Gesicht seinen Putzlappen herumwirbelte. „Was für einen Laden, glaubst du, habe ich hier?“, fragte der wortkarge Mann.
Obwohl es Vorteile hatte, der Alpha zu sein, konnte er nicht einfach rücksichtlos die Regeln ignorieren. Luke grinste und nickte. Er hielt Katie eng an sich, aber anstatt sie zu küssen, flüsterte er ihr ins Ohr. „Wollen wir hier raus?“
Sie warf einen Blick nach hinten auf die gegenüberliegende Wand. Alles, was Luke sah, waren ein paar Gäste, die an den Tischen saßen, und das eklektische Dekor an der Wand. Ein paar Spiegel und Plakate, der Kopf eines Elchs und eine alte Uhr. Aber als sie ihn wieder ansah, lächelte sie. „Jetzt sprichst du meine Sprache.“ Sie sprach gedehnt mit einem leichten Südstaatenakzent und verschluckte die Wortendungen. Luke konnte es kaum erwarten, sie für sich alleine zu haben und zu hören, was sie sonst noch sagen würde.
Er führte sie aus dem Restaurant, einen Arm besitzergreifend um ihre Taille gelegt. Ein paar Mitglieder des Rudels beäugten ihn, aber sie sagten nichts und achteten sorgfältig auf einen neutralen Gesichtsausdruck. Luke Torres schleppte keine Frauen aus örtlichen Bars ab. Niemals. Aber diese Frau hatte etwas an sich, das ihn nicht losließ.
Vince und seine Freunde waren schon lange weg und der Parkplatz war voller Autos, aber es waren keine Menschen zu sehen. Katie machte keine Anstalten, zu ihrem eigenen Fahrzeug zu gehen, und ließ sich von ihm zu seinem Motorrad führen. Wenn er gewusst hätte, dass er jemanden mitnehmen würde, hätte er einen Truck genommen. Aber ihre Augen leuchteten auf, als sie das stromlinienförmige schwarze Bike sah. Vielleicht war es doch eine gute Wahl gewesen. „Das ist deins?“ Sie klang begeistert.
„Schon seit vielen Jahren.“ Er hätte gerne gesagt, dass er es bei einem Kartenspiel gewonnen oder es als verrosteten Blechhaufen in einer verlassenen Garage gefunden und restauriert hatte. Aber die Herkunft war wesentlich banaler. Er hatte es einfach gekauft, nachdem er sich auf den ersten Blick in das Bike verliebt hatte. „Wo bist du ...“ Das vibrierende Telefon in seiner Tasche unterbrach ihn. Ein Alpha hatte nie Feierabend. Er warf ihr einen entschuldigenden Blick zu und nahm das Gespräch an. „Torres hier.“ Der Mann, der gerade noch geflirtet hatte, war verschwunden. Jetzt war seine Stimme ganz sachlich und geschäftsmäßig.
Maya Nunez, seine Sicherheitschefin, war dran. „Wir hatten heute Abend einige Unregelmäßigkeiten. Ich denke, es ist am besten, wenn du kommst und dir den Sicherheits-Feed ansiehst.“
Er hätte am liebsten geflucht. Hier hatte er eine schöne Frau, die ihn und sein Motorrad zu mögen schien, und er musste nach Hause. Für einen Moment überlegte er, sie mitzunehmen. Aber sie war ein Mensch, und das kam nicht infrage. „Verstanden. Bereite einen Bericht vor.“ Er legte auf und sah zu Katie. „Wie lange bist du in der Stadt?“ Sie lebte nicht in Eagle Creek, er hätte sie erkannt.
Sie zuckte mit den Schultern und sie schien enttäuscht zu sein: „Ich werde noch ein bisschen hier sein. Aber wer weiß?“
Ach, zum Teufel. Er zog sie an sich und legte seine Lippen auf ihren Mund. Wenn dies das einzige Mal sein sollte, dass er sie sehen würde, würde er sich zumindest einen Kuss genehmigen. Ihre Arme schlangen sich um ihn und sie öffnete sich für ihn, ihre Zunge spielte mit seiner. Verdammt. Luke hatte einen schrecklichen Fehler gemacht.
Der kleine Vorgeschmack würde ihm niemals genügen.
Wenn er sie nochmal so küssen würde, hätte Mel ein Problem. Sie schüttelte den Kopf, als er mit einem schick aussehenden Motorrad davon fuhr. Es gab noch eine Menge zu tun. Aber ihre Finger wanderten nach oben zu dem verschmierten Lipgloss auf Katies Lippen. Mel war nicht der Typ, der etwas so Leuchtendes oder Auffälliges trug, aber Katie Jenkins, eine ihrer lebenslustigeren Identitäten, liebte solche Dinge. Aber beide, Mel und Katie, hatten eindeutig eine große Schwäche für eine bestimmte verwegene Werkatze.
Aber das war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort. Sie holte ihr Handy heraus und sah auf die Uhr. Die Zeit, die sie bis zu seinem Haus brauchten, mit eingerechnet, hatten Krista und Bob mindestens zwanzig Minuten Zeit gehabt, um loszulegen, genau wie sie es verlangt hatten. Und da Luke erst jetzt losgefahren war, blieb wahrscheinlich noch ein wenig mehr Zeit.
Ein Teil von ihr wollte sie anrufen und sich davon überzeugen, dass sie sicher dort rausgekommen waren, aber das würde die Mission gefährden und sie erst recht in Gefahr bringen. Außerdem würden sie einen solchen Anruf nicht gutheißen. Sie waren schließlich erwachsen und sie wusste, dass Krista mindestens so viel Erfahrung hatte wie sie selbst. Und wer wusste, wie lange Bob schon im Geschäft war? Nachzufragen war nicht sinnvoll. Sie musste nur zurück zur Hütte und warten. Dann würden sie planen.
Mel juckte es, in ihre andere Form zu wechseln und die Strecke zu Fuß zurückzulegen. Zum einen war sie seit Wochen nicht mehr als Katze gelaufen, und die Straßen hier draußen waren so schlecht, dass sie viel schneller wäre, wenn sie durch den Wald laufen würde. Aber ein Leopard würde ihr viel mehr Aufmerksamkeit einbringen als die graue Limousine, die sie für diesen Job besorgt hatte. Bestenfalls würde sie jemanden zu Tode erschrecken, wenn sie gesehen würde, schlimmstenfalls würde sie das örtliche Rudel alarmieren. Und es war besser, wenn Luke Torres keine Ahnung davon hatte, dass sie kommen würde.
Sie nahm die Landstraße aus der Stadt und blieb aufmerksam, um sicherzugehen, dass sie nicht verfolgt wurde. Obwohl es noch nicht so spät war, waren fast keine anderen Autos unterwegs. Nach einem Dutzend Meilen bog sie auf eine Straße ein, die durch einen dichten Wald führte. Die Bäume hingen über der Straße, blockierten das Mondlicht und machten die Umgebung unnatürlich dunkel. Sie konnte nur das sehen, was sich im Kegel ihrer Scheinwerfer befand. Mit Hilfe ihres GPS fand sie die zweite Straße, die irgendwie noch dunkler war als die erste. Sie sah keine Häuser, keine Briefkästen, nichts, was darauf hindeutete, dass hier draußen jemand lebte.
Die Steigung nahm zu, je weiter sie den Hügel hinauf fuhr. Dies war kein Berg, es gab keinen in der Nähe der Stadt, aber hier im Vorgebirge gab es gerade genug Wildnis, damit Feriengäste das Gefühl hatten, der Zivilisation entkommen zu sein. Ihre letzte Straße war eher ein Feldweg.
