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Sie sitzt auf dem falschen Planeten fest ...
 Lena sollte eigentlich wieder auf der Erde sein, aber jede Chance, nach Hause zurückzukehren, wurde ihr von den Außerirdischen, die sie entführt haben, genommen. Jetzt ist sie zwar vor den Piraten in Sicherheit, aber auf Aorsa wird sie noch verrückt, weil sie nichts zu tun hat. Ihre einzige Hoffnung liegt bei Solan, dem heißen Militärführer, der sie vor ihren ehemaligen Entführern gerettet hat. Sie wird sich mit ihm zusammentun, um sich ihre Flügel zu verdienen - im wahrsten Sinne des Wortes. Aber egal was passiert, sie werden sich nicht ineinander verlieben. 
 Er kann keinen Menschen für sich beanspruchen ...
 Beim Militär war alles ganz einfach: Befehle befolgen, Bösewichte ausschalten, sein Volk beschützen. Zu Hause in Osais hat Solan einen Haufen familiärer Verpflichtungen und Erwartungen, denen er nicht gerecht werden kann. Wenn dann auch noch eine menschliche Schicksalsgefährtin hinzukommt, wird alles nur noch komplizierter, aber eine verbundene Einheit könnte es im Synnr-Militär weit bringen. Um sich mit Lena zu verbinden, hat er Regeln aufgestellt, von denen eine wichtiger ist als alle anderen: Ihre Beziehung ist rein professionell. 
Aber als sie nicht als Einheit zusammenarbeiten können, werden sie zu einem intensiven Training mitten im Nirgendwo geschickt. Nur Solan, Lena und ein Haus, das entschlossen ist, das bestmögliche Team aus ihnen zu machen. Als die Funken fliegen, gibt es nichts, was die beiden davon abhält, mit explosiver Hitze aufeinander zu prallen.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
ZULIR KRIEGER-GEFÄHRTEN
BUCH ZWEI
Über Die Hoffnung der Synnr
1. Kapitel Eins
2. Kapitel Zwei
3. Kapitel Drei
4. Kapitel Vier
5. Kapitel Fünf
6. Kapitel Sechs
7. Kapitel Sieben
8. Kapitel Acht
9. Kapitel Neun
10. Kapitel Zehn
11. Kapitel Elf
12. Kapitel Zwölf
13. Kapitel Dreizehn
14. Kapitel Vierzehn
15. Kapitel Fünfzehn
16. Kapitel Sechzehn
17. Kapitel Siebzehn
18. Kapitel Achtzehn
19. Kapitel Neunzehn
20. Kapitel Zwanzig
21. Kapitel Einundzwanzig
22. Kapitel Zweiundzwanzig
23. Kapitel Dreiundzwanzig
Über Ruwen
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Über Kate Rudolph
Die Hoffnung der Synnr © Kate Rudolph 2020.
Einbandgestaltung von Kate Rudolph.
Übersetzung ins Deutsche © Sabrina Barde
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Geschichte darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln ohne schriftliche Genehmigung des Urheberrechtsinhabers verwendet, vervielfältigt oder übertragen werden, mit Ausnahme von kurzen Zitaten, die in kritischen Rezensionen und Artikeln erscheinen.
Dieses Buch ist ein fiktives Werk. Die Namen, Charaktere, Orte und Begebenheiten sind Produkte der Fantasie des Autors oder wurden fiktiv verwendet und sind nicht als real zu betrachten. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächlichen Ereignissen, Orten oder Organisationen ist rein zufällig.
Herausgegeben von Kate Rudolph.
www.katerudolph.net
Deutsche Erstausgabe von Celestial Heart Press, PO Box 1172, Valparaiso, Indiana, 46383 USA
September 2022
www.de.katerudolph.net
Erstellt mit Vellum
Sie sitzt auf dem falschen Planeten fest ...
Lena sollte eigentlich wieder auf der Erde sein, aber jede Chance, nach Hause zurückzukehren, wurde ihr von den Außerirdischen, die sie entführt haben, genommen. Jetzt ist sie zwar vor den Piraten in Sicherheit, aber auf Aorsa wird sie noch verrückt, weil sie nichts zu tun hat. Ihre einzige Hoffnung liegt bei Solan, dem heißen Militärführer, der sie vor ihren ehemaligen Entführern gerettet hat. Sie wird sich mit ihm zusammentun, um sich ihre Flügel zu verdienen - im wahrsten Sinne des Wortes. Aber egal was passiert, sie werden sich nicht ineinander verlieben.
Er kann keinen Menschen für sich beanspruchen ...
Beim Militär war alles ganz einfach: Befehle befolgen, Bösewichte ausschalten, sein Volk beschützen. Zu Hause in Osais hat Solan einen Haufen familiärer Verpflichtungen und Erwartungen, denen er nicht gerecht werden kann. Wenn dann auch noch eine menschliche Schicksalsgefährtin hinzukommt, wird alles nur noch komplizierter, aber eine verbundene Einheit könnte es im Synnr-Militär weit bringen. Um sich mit Lena zu verbinden, hat er Regeln aufgestellt, von denen eine wichtiger ist als alle anderen: Ihre Beziehung ist rein professionell.
Aber als sie nicht als Einheit zusammenarbeiten können, werden sie zu einem intensiven Training mitten im Nirgendwo geschickt. Nur Solan, Lena und ein Haus, das entschlossen ist, das bestmögliche Team aus ihnen zu machen. Als die Funken fliegen, gibt es nichts, was die beiden davon abhält, mit explosiver Hitze aufeinander zu prallen.
Oklahoma City, Erde | 2006
Lena Richardson sah rot. Wenn Phillips sie beschuldigen wollte, korrupt zu sein, sollte er es offen sagen. Schluss mit dieser Netter-Typ-Nummer. Sie war nicht Fuller. Sie wusste einen Scheißdreck darüber, was Fuller getan hatte. Sie mögen Partner gewesen sein, aber das war's auch schon. Sie waren nie Freunde gewesen.
Und jetzt wollte Fuller sie um ihre größte Verhaftung bringen.
Arschloch.
Sie war den ganzen Tag im Verhör gewesen und brauchte einen Drink und drei volle Tage Schlaf. Ihr Körper schmerzte und sie bedauerte die Wahl ihrer Schuhe. Normalerweise trug sie keine Stöckelschuhe, aber sie hatte Eindruck machen wollen. Jetzt wusste sie nicht mehr, was für ein Eindruck das sein sollte, und ihre Füße schmerzten so sehr, dass sie sie am liebsten abgesägt hätte, um sich ein wenig Erleichterung zu verschaffen.
Ihr Auto war am Ende des Wohnblocks geparkt, und sie hatte nur noch ein paar Dutzend Schritte zu gehen, bevor sie die süße Erleichterung ihres Fahrersitzes erreichte.
Als sich ihr die Nackenhaare aufstellten, wollte sie es ignorieren. Aber ihr Training würde sie nicht mit solch einer Dummheit davonkommen lassen. Sie griff nach ihrer Waffe, bevor ihr einfiel, dass sie während ihrer Suspendierung konfisziert worden war. Zu jeder anderen Zeit hätte sie eine nicht von der Regierung ausgegebene Seitenwaffe dabeigehabt, aber nicht heute.
Blöde Schuhe. Blöder Fuller.
Nur weil sie keine Waffe hatte, hieß das nicht, dass sie wehrlos war, und derjenige, der hinter ihr auftauchte, war im Begriff, das zu erkennen.
Lena hörte nicht auf, sich zu bewegen. Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie wusste, dass jemand sie im Visier hatte. Vielleicht hatte es der Angreifer nicht auf sie abgesehen. Vielleicht würde sie es zu ihrem Auto schaffen, bevor etwas passierte. Der beste Weg, sich aus Schwierigkeiten herauszuwinden, war, gar nicht erst in sie hineinzugeraten. Und so nahe am Büro wurde sie genauso wahrscheinlich von einem Agenten verfolgt wie von einem Kriminellen.
Ein Luftzug in ihrem Nacken war ihre einzige Warnung. Es waren keine Schritte zu hören, die ihren Angreifer verrieten; sie hatte nichts gesehen. Doch Lena zögerte nicht, wirbelte herum, streckte die Hände aus und klammerte sich an etwas fest, um sich Halt zu verschaffen.
Aber irgendetwas stimmtenicht mit der Person hinter ihr.
War es ein Mensch?
Sie streckte ihre Hand aus und traf auf nichts als Schatten. Als sie erneut versuchte, zuzuschlagen, war es, als würde sie gegen die Dunkelheit selbst kämpfen.
Sie hatte nicht vor, hier zu bleiben, um herauszufinden, was los war. Lena drehte sich um und rannte.
Doch die Dunkelheit war schneller. Sie verschlang sie vollständig, und in Sekundenschnelle war sie bewusstlos.
Osais, Aorsa | Etwa 80 Jahre später
Die letzten sechs Monate waren scheiße. Oder die letzten achtzig Jahre. Lena war sich immer noch nicht sicher, wie sie das Verstreichen der Zeit in ihrem Kopf einordnen sollte. Sie war immer noch dieselbe Vierunddreißigjährige, die in jener schicksalhaften Nacht durch die Straßen von Oklahoma City gelaufen war, und sie hatte sechs Monate in der Gefangenschaft von Außerirdischen verbracht, die sie für ihre abgedrehten Experimente benutzen wollten.
Aber anscheinend war sie seit fast acht Jahrzehnten von der Erde verschwunden. Niemand konnte ihr das genaue Jahr auf der Erde nennen, aber Sklavenschiffe brauchten zwischen siebzig und hundert Jahren, um die Galaxis zu durchqueren und Menschen in der Nähe von Kilrym und Aorsa, dem Herrschaftsgebiet der Zulir, abzusetzen. Einige Spezies waren so langlebig, dass sich die Reisen lohnten. Sie und ihre Mitgefangenen waren in Stasis versetzt worden, um zu verhindern, dass sie während der Reise alterten.
War ihre gesamte Familie tot?
Lena verdrängte diesen Gedanken in einer winzigen Schublade in den dunkleren Ecken ihres Geistes. Wenn sie darüber nachdachte, was ihr genommen worden war, würde sie vor Trauer und Wut verrückt werden, und das konnte sie nicht gebrauchen. Sie hatte etwas Besseres zu tun.
Okay, sie hatte sich selbst belogen. Sie hatte nichts zu tun, und das machte sie fast genauso verrückt wie der Rest.
Eine knochige Hüfte stieß gegen ihre, und Luci warf ihr einen fragenden Blick zu. „Alles in Ordnung?“, fragte das Mädchen. Sie war achtzehn und sah jünger aus, obwohl ihre Zeit als Apsyn-Gefangene sie abgehärtet hatte. Luci erinnerte Lena an ihre kleinen Schwestern, und sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, für Lucis Sicherheit zu sorgen.
Jetzt waren sie sicher. Beschützt.
Alleine.
Nein. Sie wollte nicht darüber nachdenken.
„Es geht mir gut.“ Lena setzte ein Lächeln auf. „Um mich solltest du dir keine Sorgen machen. Emily sieht aus, als würde sie gleich umfallen.“ Das stimmte. Im Gegensatz zu Lena hatte Emily Saint viel zu tun. Sie und ihr Gefährte Oz bereiteten sich auf den Krieg zwischen den Synnr und den Apsyns vor, von dem jeder wusste, dass er kurz bevorstand. Außerdem war sie aufgrund ihrer juristischen Ausbildung als Vertreterin der menschlichen Flüchtlinge aus Kilrym ausgewählt worden. Trotz alledem nahm sie sich Zeit, um mit Lena und Luci einkaufen zu gehen.
Lena wollte nicht eifersüchtig sein und redete sich ein, dass sie nur auf Emilys Zeitplan eifersüchtig war. Sie brauchte den Mann oder den Job nicht.
Emily gab ein herzhaftes Gähnen von sich, woraufhin ein paar Außerirdische, Zulir, in ihre Richtung schauten. Sie verzog das Gesicht als sie Lena und Luci ansah. „Tut mir leid, es war schon sehr spät, als wir endlich eingeschlafen sind.“
„Kann ich euch nicht wirklich verübeln.“ Luci grinste sie an.
Jetzt war es an Lena, sie mit der Hüfte anzustoßen. Als sie gefangen gewesen waren, hatte sie Luci für ein unschuldiges kleines Kind gehalten. Es stellte sich heraus, dass sie einen guten Teil ihrer Persönlichkeit aus Angst zurückgehalten hatte.
„Wo denkst du hin?“, murmelte Emily, aber sie wurde rot, als sie es sagte. Lena war sich ziemlich sicher, dass sie alle wussten, was sie so lange wachgehalten hatte.
Wenn Lena ganz ehrlich war, war sie auch ein bisschen eifersüchtig auf die Sache mit dem Typen. Sie wollte Oz nicht für sich selbst, aber es war lange her, dass sie einen festen Partner gehabt hatte, ganz abgesehen von der extralangen Weltraumreise. Und obwohl es unter den Menschen, die von den Apsyns gerettet wurden, ein paar Männer gab, hatte es mit keinem von ihnen gefunkt.
Vielleicht würde sie sich selbst einen Außerirdischen suchen müssen.
Lena schaute sich um. Sie befanden sich auf einem offenen Markt und sahen sich am Stand eines Verkäufers Kleidung an. Die Materialien waren ähnlich wie Baumwolle und Seide, und es gab nur begrenzte Möglichkeiten, eine Tunika zu tragen. In den letzten Monaten hatte sie festgestellt, dass sich außerirdisches Leben gar nicht so sehr vom Leben auf der Erde unterschied, wie sie erwartet hatte. Wenn sie die Tatsache ignorierte, dass die meisten Leute schimmernde, irisierende Haut hatten und sich Flügel aus Elektrizitätsfäden wachsen lassen konnten, konnte sie so tun, als sei sie in einem fremden Land. Aber das funktionierte nur vorübergehend.
Die Luft roch nicht so wie auf der Erde. Sie hatte etwas Süßes und vage Metallisches, als stünde man zwischen einer Schlosserei und einer Bäckerei. Der Himmel war eher violett als blau, und anstelle des Mondes konnten sie den Planeten Kilrym sehen, auf dem die Apsyns lebten. Die Synnr benutzten irgendeine Technologie, um die Schwerkraft auf Aorsa zu verstärken, aber sie konnte immer noch höher springen, als sie es sich auf der Erde je hätte träumen lassen, nicht dass sie sich von jemandem beim Spielen erwischen lassen würde.
Sie wünschte sich allerdings, dass die Dinge etwas fremder wären. Wenn alles völlig unkenntlich wäre, würde sie vielleicht nicht an manchen Tagen aufwachen und vergessen, dass sie die Erde oder ihre Familie nie wieder sehen würde.
„Was hältst du von der hier?“, fragte Emily und riss Lena aus ihrer Träumerei.
Sie hatte sich eine tiefgrüne Tunika über die triste braune Kleidung gezogen, die sie bisher getragen hatte. Sie brachte das Grau ihrer Augen zur Geltung und erinnerte Lena an einen dichten Wald. „Die ist süß.“
„Sie ist umwerfend!“, fügte Luci hinzu. „Gibt es die auch in lila?“ Sie begann, die Kleiderstapel zu durchforsten, um ein Outfit für sich zu finden.
Lena hielt sich zurück. Sie wollte die Credits, die sie bekommen hatte, nicht für Kleidung ausgeben, die sie nicht brauchte. Sie wollte die Credits überhaupt nicht ausgeben. Sie hatte sie nicht verdient. Sie und ihre Mitmenschen waren mit nichts als den Kleidern an ihrem Leib auf Aorsa angekommen, und diese waren aus der Einrichtung gestohlen worden, in der sie gefangen gehalten worden waren. Einer ihrer Retter, Crowze, hatte ihnen eine Unterkunft auf seinem riesigen Anwesen zur Verfügung gestellt. Und dann gab er ihnen Kleidung, Essen, Unterricht über das Leben der Synnr und mehr. Er hatte keine Gegenleistung verlangt und war reich genug, um die Unkosten gar nicht zu bemerken.
Aber Lena wollte nicht in jemandes Schuld stehen. Das war nicht ihre Art.
„Du musst etwas mitnehmen.“ Luci drehte sich zu ihr um und hielt eine klobige Perlenkette in ihren Händen.
„Nicht das.“ Lena zuckte zusammen. Das Monstrum sah aus, als würde es zehn Pfund wiegen und wäre für ein Kleinkind zum Spielen gemacht. Eindeutig nicht ihr Stil. Ein dezenterer grüner Stein stach ihr ins Auge, aber sie zwang sich, den Blick abzuwenden. „Ich brauche nichts.“
„Es geht nicht darum, etwas zu brauchen“, sagte Luci und legte die Halskette ab. „Wir haben eine schlimme Zeit hinter uns und jetzt wird es langsam besser. Du verdienst etwas Schönes. Das tun wir alle.“ Sie hielt inne und warf einen Blick auf ihre Begleiterinnen. „Außer Emily. Die hat schon genug.“
Emily verdrehte die Augen und ging zu dem Verkäufer, um ihre Kleidung zu bezahlen.
Hatte Luci recht? Vielleicht dachte sie zu viel über all das nach, und sie musste ihre Lage jetzt einfach akzeptieren. Es würde nicht für immer sein.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf warf sie einen erneuten Blick auf die Kleider in den Regalen, aber nichts stach heraus. Diesmal hatte es nichts mit dem Gedanken zu tun, das Geld eines anderen Menschen auszugeben. Sie bevorzugte einfach ... schlichtere Sachen. Sie mochte es nicht so luftig.
Luci stand am Rande des Verkaufsstandes und war so sehr auf ihre Kleidung konzentriert, dass sie nicht bemerkte, wie sich ein Fremder neben sie schlich. Lena aber schon. Sie fühlte sich immer noch für die Sicherheit des jungen Mädchens verantwortlich, und mehr als ein Jahrzehnt in der Strafverfolgung konnte nicht einfach aufgrund einer winzigen Alien-Entführung ignoriert werden.
Sie trat näher heran, um zu sehen, was als nächstes geschehen würde. Vielleicht betrachtete der Zulir einfach nur die Kleidung, aber sie mochte das Aussehen des Kerls nicht. Ärger sah nach Ärger aus, egal auf welchem Planeten.
Und als er Luci anrempelte und mit schnellen Schritten davonlief, war sie sich sicher, dass etwas nicht stimmte.
„Mmmpf!“ Luci stieß gegen das Regal, bevor sie sich wieder aufrappelte. „Unhöflich!“, rief sie in Richtung der sich zurückziehenden Gestalt.
Sie war nicht verletzt. Aber trotzdem ... „Hast du dein Portemonnaie?“, fragte Lena. Jeder von ihnen hatte eins bekommen, um seine Credit-Chips und Kommunikatoren aufzubewahren.
„Es ist gleich ...“ Luci verstummte und tippte auf ihre Gesäßtasche. „Ich dachte, ich ...“ Dann blickte sie auf den Boden, als ob es heruntergefallen sein musste.
Verdammte Scheiße.
Lena rannte los. Dieser Abschaum konnte nicht weit gekommen sein.
Vorhin war der Markt noch nicht so voll gewesen, aber jetzt wich sie Körben, Eltern und Kindern aus, wobei sie sich bemühte, mit niemandem zusammenzustoßen, während sie versuchte, mit dem Kerl mitzuhalten. Sie entdeckte einen Fleck dunklen Stoffs und war sich sicher, dass es die Person war, die Lucis Brieftasche gestohlen hatte.
Sie beschleunigte.
Jemand schrie auf, als sie um ihn herum raste und ihn zum Umfallen brachte, aber Lena verschwendete keine Zeit damit, sich zu entschuldigen.
Sie hatte zwei weitere Stände passiert und war durch einen Laden gelaufen, bevor sie bemerkte, dass sie verfolgt wurde. Sie war nicht lange gerannt, aber der Atem stockte ihr, weil sie schon lange nicht mehr so trainiert war wie früher bei ihren täglichen Sprints. Sie konnte den dummen Dieb nicht sehen, aber sie wollte nicht aufgeben.
Und sie wäre weitergelaufen, wenn sie nicht eine autoritäre Stimme gehört hätte, die rief: „Stehen bleiben oder ich schieße!“
Ein Polizist hörte sich auch wie ein Polizist an, egal auf welchem Planeten.
Lena erstarrte, hob die Hände und drehte sich langsam um. Zwei Synnr in Patrouillenuniformen standen aufrecht, einer mit ausgebreiteten Flügeln, der andere richtete einen Blaster direkt auf Lenas Rücken. Wunderbar. „Ein Dieb hat meiner Freundin die Brieftasche gestohlen“, erklärte sie. „Ich habe versucht, ihn zu finden.“
„Sachbeschädigung und Ruhestörung sind Straftaten, Neuling“, sagte die geflügelte Polizistin. Und sie betonte das Wort Neuling so sehr, dass Lena wusste, dass es ihr nicht gefallen sollte. Die Synnr waren den Menschen gegenüber aufgeschlossener als die Apsyns, aber das hieß nicht, dass es keine Vorurteile gab. Und Lena wollte nicht herausfinden, wie schlimm es werden konnte.
Sie verhielt sich ruhig. Keine der Wachen schien daran interessiert zu sein, den Dieb zu verfolgen, und weiter zu reden würde die Dinge nur noch schlimmer machen.
„Und?“, fragte die Wächterin. „Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?“
Lena überlegte, was sie tun sollte. Nichts sagen, nichts zugeben, die Polizisten verärgern? Oder sich entschuldigen und hoffen, dass sie es nicht als Geständnis auffassen? Zu Hause würde sie wissen, was zu tun war, aber in Osais wusste sie gar nichts. „Ich habe versucht, meiner Freundin zu helfen“, sagte sie schließlich.
Der Polizist schnaubte. „Sie kommen mit uns.“
Lena wehrte sich nicht. Es war zwecklos. Verhaftet von Außerirdischen. Wie war es nur so weit gekommen in ihrem Leben?
Die Stadtwache im Stadtzentrum von Osais war der letzte Ort, an dem Solan sein wollte. Sie war überfüllt mit Leuten, die versuchten, die notwendigen bürokratischen Formalitäten zu erledigen, um ihr tägliches Leben zu bewältigen, und mit Kriminellen und Unruhestiftern, die die Patrouillen von der Straße holten. Patrouillen, von denen er wusste, dass sie in höchster Alarmbereitschaft waren, nachdem eine Bombe vor weniger als einem Monat einen Teil der Stadt zerstört hatte.
Apsyns.
Der Krieg stand unmittelbar bevor. Die wachsende Bedrohung hatte ihn dazu gebracht, monatelang auf dem von den Apsyns kontrollierten Planeten Kilrym zu leben. Er hatte sich an die Dinge dort gewöhnt. Nicht an das Leben der Apsyns, nicht an ihren Hass auf alles, was nicht Zulir war, und auch nicht an ihr krankhaftes Gefühl der Überlegenheit gegenüber allen anderen. Aber er konnte einfach Solan, der Soldat, sein, auf dessen Fähigkeiten seine Mannschaft sich verlassen konnte.
Er hatte keine familiären Verpflichtungen.
Jetzt hielt er einen Haufen Papierkram in den Händen, der ausgefüllt werden musste, bevor sein Bruder heiraten konnte, und das wäre noch lange nicht alles, wenn seine Schwester sich trauen ließ. Seine Mutter hätte das erledigen können. Sie war zwar offiziell das Familienoberhaupt, aber sie erinnerte ihn gern daran, dass er eines Tages die Führung übernehmen würde und sich an seine Verantwortung gewöhnen musste.
Er wollte keinen Titel. Er wollte nicht, dass alle Augen der angesehenen Familien auf ihn gerichtet waren, während er versuchte, sein Leben zu meistern. Er wollte nicht ständig unter Druck gesetzt werden, seine Schicksalsgefährtin zu finden oder eine Ehe einzugehen.
Aber so war das Leben eines Nachkommen des Synnr-Adels.
Er konnte es nicht erwarten, dass der Krieg begann.
Früher war es nicht so schlimm gewesen. Damals hatte er sich auf seinen besten Freund Oz verlassen können, der ein offenes Ohr für ihn hatte und ihm einen Platz zum Zurückziehen bot, wenn ihm alles zu viel wurde. Aber jetzt war Oz glücklich mit seiner menschlichen Schicksalsgefährtin Emily zusammen, und Solan wollte sich nicht aufdrängen.
Er freute sich wirklich für den Mann. Er hatte seinen Freund noch nie so gut gelaunt gesehen, und er würde ihm seine Verpaarung nicht missgönnen. Aber er fühlte sich dadurch definitiv allein.
„Sie hat nichts getan! Lassen Sie sie raus.“
Jetzt verfolgte ihn Emilys Stimme schon. Es hörte sich an, als wäre sie eine der hundert Personen im Gebäude, die sich mit den Wachen stritten.
„Als ihr Anwalt verlange ich, mit ihr zu sprechen.“
Nein. Das war Emily. Er würde diesen eindringlichen Ton überall erkennen. Hatte sich einer der Menschen in Schwierigkeiten gebracht? Was hatten sie getan?
Er warf einen Blick auf die Papiere in seinen Händen und schob sie in seine große Hosentasche. Er würde sich später damit befassen. Die Wartezeit würde lang werden, und er wollte weder in der Schlange stehen noch wollte er sich der Sonderbehandlung aussetzen, die ihm zuteilwerden würde, wenn er versuchte, seinen Familiennamen zu nutzen, um die Wartezeit zu umgehen.
Als er sich den Büros der Patrouille und der öffentlichen Sicherheit näherte, fiel ihm Emilys dunkles Haar auf und er erkannte das schmächtige Mädchen neben ihr als Luci, aber sie war eindeutig nicht in Schwierigkeiten.
„Die Vorwürfe gegen die Inhaftierte werden von einem Vorgesetzten geprüft, bevor irgendwelche Schritte eingeleitet werden können“, sagte eine gestresste Angestellte zu Emily, und es war sicher nicht das erste Mal, dass die Frau das sagte. Sie hatte den mürrischen Blick von jemandem, der nicht die Absicht hatte, sich zu rühren.
„Was ist das für ein Ort, an dem man jemanden verhaftet, der einen Raub verhindern wollte, und sich nicht die Mühe macht, den Dieb zu verfolgen?“ Solan spürte, wie Elektrizität in der Luft knisterte. Wie viel Kontrolle hatte Emily über ihren Funken? Als Oz' Schicksalsgefährtin hatte sie elektrische Flügel und die Fähigkeit, Blitze zu schleudern, wie jeder Zulir. Aber wusste sie, wie unhöflich es wäre, ihre Flügel als Zeichen von Aggression aufblitzen zu lassen?
Wenn eine der Wachen das sah und schlecht gelaunt war, konnte sie wegen versuchter Körperverletzung festgenommen werden. Er wollte nicht, dass Oz damit konfrontiert wurde.
Solan trat näher heran. „Was ist hier los?“, fragte er in dem Ton, den seine Mutter ihm beigebracht hatte, wenn die Zeit für Verhandlungen vorbei war.
Emily versteifte sich, bevor sie einen Blick nach hinten warf. Ihre Schultern entspannten sich, als sie ihn erkannte. „Sie haben Lena verhaftet, nachdem sie einen Taschendieb verfolgt hat, der Lucis Brieftasche gestohlen hat.“
Lena. Solan beschwor ein Bild der Frau herauf. Üppiges dunkles Haar, goldene Haut, scharfe Augen, die alles sahen, und die Fähigkeit, jede Situation, in der sie sich befand, zu meistern. Es war ein Wunder, dass sie und Emily befreundet waren, wenn man bedenkt, dass beide die geborenen Anführer waren, aber keine von ihnen schien mit einem zu großen Ego belastet zu sein, als dass sie sich nicht auch mal unterordnen könnten.
Lena war diejenige, die Emily und Luci zusammen mit zwei anderen Menschen aus der Forschungseinrichtung, in der sie auf Kilrym festgehalten wurden, befreit hatte. Und dabei war sie schwer verletzt worden. Er war sich nicht sicher gewesen, ob sie überleben würde, und er mochte nicht daran denken, wie sie an den Medbot angeschlossen ausgesehen hatte. Es war ein starker erster Eindruck, den sie hinterlassen hatte, aber wenn Solan etwas daraus gelernt hatte, dann, dass die Frau nicht schwach war.
Sie war innerhalb weniger Tage wieder auf den Beinen und rannte sofort zurück in die Einrichtung, um den Rest der Menschen zu retten. Es überraschte ihn nicht im Geringsten zu erfahren, dass sie heute versucht hatte, Luci auf dem Markt zu beschützen.
Aber er konnte sich nicht einfach auf Emilys Wort verlassen. „Was steht in Ihrem Bericht?“, fragte er die Angestellte.
Sie kniff die Augen zusammen, da sie seinen Akzent zweifellos als den der Oberschicht erkannt hatte. Er hätte ihn verbergen können, aber was würde das bringen, wenn er gleich mit seinem Namen um sich werfen würde?
Die Angestellte holte die Akte hervor. „Hier steht, dass dieser Mensch von zwei Wachen auf dem Marktplatz festgenommen wurde, nachdem man sich über die Zerstörung von Eigentum und Ruhestörung beschwert hatte. Sie gab an, einen Dieb zu verfolgen, aber es gab keine Beweise für einen solchen.“
„Hey ...“ Luci wollte etwas sagen, wurde aber durch einen Blick der Dame unterbrochen.
„In den letzten Wochen gab es Beschwerden über andere Diebstähle“, fügte die Angestellte hinzu. „Das werden wir berücksichtigen.“
„Das klingt für mich nach einem Missverständnis. Wurde ihre Dokumentation schon bearbeitet?“ Die Abteilung für Streife und öffentliche Sicherheit liebte es, Berichte zu schreiben und abzuheften, und alles wurde noch komplizierter, sobald sich die höheren Stellen einmischten. Er hatte keinen Zweifel daran, dass Emily bereit war, ihre irdischen Fähigkeiten einzusetzen, um für Lenas Freiheit zu argumentieren, aber im Moment konnte er hoffentlich sein Wissen über das System nutzen, bevor alles noch komplizierter wurde.
„Es befindet sich in der Bearbeitung“, sagte der Angestellte mit einem abschätzigen Achselzucken. „Es war ein arbeitsreicher Tag.“
Solan griff in seine Tasche, zog seinen Ausweis heraus und schob ihn über den Schreibtisch. „Wenn das der Fall ist, übergeben Sie sie in meine Obhut, und ich werde dafür sorgen, dass sie über das richtige Verhalten in der Öffentlichkeit aufgeklärt wird.“
Er spürte, wie Emily neben ihm vor Energie strotzte, und war sich sicher, dass sie etwas sagen wollte. Zweifellos würde sie sich nicht mehr beruhigen, wenn das hier erledigt war, aber sie würde ihm später danken.
Oder auch nicht.
Es war nicht besonders wichtig. Er half seinen Freunden gerne, und Emilys Beziehung zu Oz machte sie zu seiner Freundin.
Der Angestellte scannte seinen Ausweis in das System ein und gab ein überraschtes Geräusch von sich, als seine Daten auftauchten. „Sind Sie mit der ehrenwerten Lureyne Zadra verwandt?“, fragte sie. Ihre Stimme war bis jetzt neutral gewesen, aber er erkannte nun, wie sich ein Hauch von Ehrfurcht einschlich.
„Das bin ich“, bestätigte er. Wenn seine Mutter davon erfuhr, würde sie ihm einen stundenlangen Vortrag über den Missbrauch seines Namens halten.
„Geben Sie mir einen Moment“, sagte die Sachbearbeiterin. Es gab eine hektische Bewegung, als sie etwas in ihr System eintippte und dann aufsprang und zurück zu den Arrestzellen ging.
„Was soll das alles?“, fragte Emily. Sie war eindeutig nicht sehr beeindruckt von seinem Familiennamen, aber sie hatte auch keinen Grund, es zu sein. Und Solan hatte keine Lust auf dieses Gespräch. Er mochte die Art und Weise, wie die Schicksalsgefährtin seines Freundes sich ihm gegenüber verhielt, und er wollte nicht, dass sich das änderte.
„Ich hatte gehofft, ich könnte helfen“, war seine Antwort.
Und es sah so aus, als konnte er das.
Die Angestellte kam mit Lena im Schlepptau wieder durch die Tür und Solan sah sich an ihr satt. Ihre Haut war durch die fast ständige Sonneneinstrahlung in dieser Jahreszeit noch goldener geworden, und sie sah viel gesünder aus als noch vor einem Monat, als sich ihre Wege getrennt hatten. Er hatte nicht bemerkt, was für einen Unterschied das machte, aber sein Körper war jetzt aufmerksam geworden. Er hatte schon vorher gewusst, dass sie attraktiv war, aber jetzt wollte er sie genauer betrachten.
Ihre Blicke trafen sich und Lena starrte ihn an. Die Angestellte redete mit ihr, aber sie waren weit genug entfernt und der Raum war laut genug, dass Solan nicht verstehen konnte, was sie sagte. Ging es um ihn?
Das war anmaßend. Aber bei der schieren Bosheit in Lenas Blick war es schwer, etwas anderes zu glauben.
Dann stand die Angestellte direkt vor ihnen und Lena war frei. „Ich danke seiner Lordschaft für seine Freundlichkeit“, sagte sie.
„Ich bin kein Lord“, stellte Solan schnell klar. Das war ein Problem, mit dem er sich hoffentlich nie herumzuschlagen hatte. Er war zwar mit Lords verwandt, aber es müssten schon mehr als ein Dutzend Menschen sterben, damit er Anspruch auf den Titel hätte. „Und es gibt keinen Grund, mir zu danken“, fügte er hinzu. Aber das machte Lenas Gesichtsausdruck nur noch finsterer.
„Danke schön“, sagte sie hölzern. „Ich weiß deine Freundlichkeit zu schätzen.“ Dann wandte sie sich an Emily und Luci. „Lasst uns von hier verschwinden.“
Und die drei gingen ohne ein weiteres Wort davon. Die Angestellte sah aus, als wolle sie ein Gespräch beginnen, aber das war das Letzte, was Solan wollte. Er verabschiedete sich von ihr und machte sich auf den Weg zurück zu seinem ursprünglichen Vorhaben.
Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, eine halbe Stunde lang friedlich in einer Schlange zu stehen.
Lena wusste, dass sie auf dem Rückweg zum Menschen-Haus eine schreckliche Gesellschaft war.
