Der Masterplan der Trump-Regierung - David A. Graham - E-Book

Der Masterplan der Trump-Regierung E-Book

David A. Graham

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Beschreibung

Wie das Project 2025 Amerika und den Rest der Welt radikal verändern wird Was genau ist das Project 2025? Wer hat es verfasst, was steht darin, wie kann Donald Trump es umsetzen – und welche Konsequenzen wird es für Amerika und den Rest der Welt haben? Der preisgekrönte Atlantic-Journalist David A. Graham erklärt und liefert alle relevanten Hintergründe. In den Monaten vor der Präsidentschaftswahl 2024 verbreitete sich die Nachricht über das Project 2025 von der ultrarechten Heritage Foundation. Trump wies jede Verbindung dazu von sich. Doch seit Tag eins seiner zweiten Amtszeit führt er in erschreckender Präzision aus, was dieser Masterplan vorgibt.  David A. Graham schlüsselt die radikale Strategie auf und zeigt, was konkret geplant ist u.a. in Bezug auf Bildung, Familie und Gleichberechtigung, Handel und Zölle sowie Außenpolitik.  Mit einem Vorwort von Klaus Brinkbäumer

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Seitenzahl: 173

Veröffentlichungsjahr: 2025

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David A. Graham

Mit einem Vorwort von Klaus Brinkbäumer

Der Masterplan der Trump-Regierung

Project 2025: Wie ein radikales Netzwerk in Amerika die Macht übernimmt

 

Aus dem Englischen von Stephanie Singh

 

Über dieses Buch

 

 

In den Monaten vor der Präsidentschaftswahl 2024 verbreitete sich die Nachricht über das Project 2025 von der ultrarechten Heritage Foundation. Trump wies jede Verbindung dazu von sich. Doch seit Tag eins seiner zweiten Amtszeit führt er in erschreckender Präzision aus, was dieser Masterplan vorgibt. 

Der preisgekrönte Journalist David A. Graham schlüsselt die radikale Strategie auf und zeigt, was konkret geplant ist u.a. in Bezug auf Bildung, Familie und Gleichberechtigung, Handel und Zölle sowie Außenpolitik. 

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Biografie

 

 

David A. Graham ist Redakteur bei »The Atlantic«, wo er über Politik und nationale Angelegenheiten berichtet. Für seine Berichterstattung über die Präsidentschaftswahlen 2020 wurde er mit dem Toner Prize for Excellence in National Political Reporting ausgezeichnet. Bevor er zu »The Atlantic« kam, berichtete er für »Newsweek«, »The Daily Beast«, »The Wall Street Journal« und »The National«. David Graham liebt in Durham, North Carolina.

 

Dr. Stephanie Singh, geboren 1975 in München, studierte Literaturwissenschaften und Philosophie in Tübingen, Aix-en-Provence, Strasbourg und München. Nach der Promotion absolvierte sie ein Volontariat zur Verlagsredakteurin und ist heute selbständige Übersetzerin aus dem Englischen und Französischen. Zu ihren Schwerpunkten gehören anspruchsvolle Sachbücher aus den Bereichen Philosophie, Kultur- und Ideengeschichte sowie Werke zu feministischen Themen. Nach zwei längeren Aufenthalten in den USA lebt sie seit 2022 mit ihrem Mann und ihrem Sohn wieder in München.

Impressum

 

 

Erschienen bei FISCHER E-Books

 

Die amerikanische Origianlausgabe erschien 2025 unter dem Titel: »The Project. How Project 2025 Is Reshaping America« im Verlag Random House, an imprint and division of Penguin Random House LLC

© 2025 by David A. Graham

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2025 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, 60596 Frankfurt am Main

Covergestaltung: Gundula Hißmann und Andreas Heilmann, Hamburg

Coverabbildung: getty images / rob dobi

ISBN 978-3-10-492336-9

 

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Inhalt

[Widmung]

Anmerkung zum Text

Vorwort

Einleitung

I Mittel und Wege

Die Männer hinter den Kulissen

Der Griff nach der Exekutivgewalt

Office of Management and Budget

Justizministerium

II Die Agenda

Geschlecht, Familie und Rechte

Abtreibung

Familienpolitik

Bildung

Gesundheitswesen

Rassismus

Andere Rechte

Einwanderung und Grenzschutz

Wirtschaft und Handel

Steuern und Ausgaben

Handel

Big Tech

Finanzmarktregulierung

Die Notenbank

Arbeit

Soziale Sicherheit

Die Volkszählung

Umwelt und Energie

Klimawandel

Fossile Brennstoffe

Außenpolitik und Verteidigung

Die politische Säuberung

Das Pentagon und die Streitkräfte

Konfrontation mit China

Der Rest der Welt

Danksagung

Anmerkungen

In Erinnerung an Karen Blumenthal und John F. Burness

Anmerkung zum Text

Project 2025 beinhaltet Vorhaben, an deren Umsetzung seit Beginn der zweiten Präsidentschaft Donald Trumps intensiv und mit hohem Tempo gearbeitet wird. Manche Vorhaben und Maßnahmen sind bereits umgesetzt, andere in Umsetzung begriffen, wieder andere Gegenstand von Gerichtsverfahren und möglicherweise nicht von Dauer. Die Übersetzung versucht bis zu einem gewissen Grad, dieser Aktualität Rechnung zu tragen. Es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass sie in einigen Punkten von der Realität überholt wird.

Vorwort

von Klaus Brinkbäumer

Dieses Buch ist ein Alarmruf, und es ist zugleich die präzise Analyse eines Operationsplans. David Graham hat kein Werk über Ideen oder Ideologien geschrieben, sondern einen Bericht über konkrete, kondensierte Macht – und darüber, wie sie organisiert, kanalisiert, konzentriert, entfesselt und missbraucht wird. Denn Project 2025, der Gegenstand seiner Recherche, ist kein dystopisches Gedankenspiel. Project 2025 ist ein reales, systematisch ausgearbeitetes Regierungsprogramm, entworfen von der Heritage Foundation und anderen rechtskonservativen Denkfabriken; ein Papier, das seit Donald Trumps Wahlniederlage 2020 erarbeitet wurde, zur Wahl 2024 bereit lag und nun – in der zweiten Amtszeit des Präsidenten Trump – Punkt für Punkt umgesetzt wird.

Was Graham hier beschreibt, ist auch nicht lediglich ein konservatives Reformprojekt, sondern ein staatsfeindliches Manifest in staatsrechtlichem Gewand. Es richtet sich gegen so ziemlich alles, was die amerikanische Demokratie über Jahrzehnte stabilisiert hat: die Gewaltenteilung, den professionellen Verwaltungsapparat, internationale Kooperation, einen Grundkonsens über gesellschaftlichen Pluralismus und demokratische Normen.

Project 2025 greift die Demokratie an, weil die Autoren dieses Plans in Fremden und in liberalen Demokraten Feinde und eine Gefahr für Amerika sehen – und wenn der politische Gegner und sämtliche Migranten erst einmal zum Feind und zur Bedrohung für die Nation herabgewürdigt sind, kann der nächste Schritt bestechend logisch erscheinen: Jetzt gibt es Wichtigeres als die Demokratie, nun geht es, bedingungslos, um den Machterhalt. Das Ziel von Project 2025 ist es, zugleich der rückwärtsgewandten »Make America Great Again«-Bewegung, den Freunden und Verwandten Donald Trumps und den futuristisch-libertären Demokratie-Verächtern Elon Musk und Peter Thiel aus dem Silicon Valley dauerhaft die Macht zu sichern. Deshalb wird die Statik der USA demontiert; nicht durch einen Putsch, sondern durch administrative statecraft: Dekrete, Personalien, Haushaltsmaßnahmen, juristische Umdeutungen.

Diese Strategie ist ebenso radikal wie raffiniert. Anstatt mit Verfassungsänderungen (die in den gleichermaßen gespaltenen zwei Kammern des Kongresses chancenlos wären) oder offenen Brüchen der Verfassung zu operieren, setzt Project 2025 in den Grauzonen präsidialer Macht an.

Trump, der 45. Präsident der USA, fühlte sich in den Jahren von 2017 bis 2021 gebremst und umzingelt – tatsächlich gab es damals einige Erwachsene in seiner Umgebung, frei Denkende, die ihn zumindest bisweilen lenken und, ja, bremsen konnten. Trump, der 47. Präsident der USA, regiert mit einem Apparat aus loyalistischen Juristen, Strategen und Exekutoren, die seinen Launen, seiner Rachsucht, seiner Machtgier, auch seiner zynischen Grausamkeit folgen und sehr genau wissen, wie man ein demokratisches System aushöhlt, ohne es formell abzuschaffen; oder wie man es nutzt, um es auszuhöhlen.

Der Begriff soft depotism taucht in diversen Analysen der zweiten Trump-Präsidentschaft auf, trifft die neue Wirklichkeit aber kaum. Es geht eher um eine diktatorische Sehnsucht und eine autoritäre Praxis mit demokratischer Fassade; es geht um die systematische Verschiebung der Machtachse, Stück für Stück, Erlass für Erlass.

Trump regiert nicht wie ein klassischer Autokrat, sondern wie ein improvisierender Vollstrecker, der niemals diese so verdammt lange Liste vergangener Kränkungen vergisst. Kein rationales Kalkül prägt sein Handeln, stattdessen ein Repertoire der Reflexe: Revanche, Disziplinierung, Belohnung, Demütigung. Trump ist auch kein Staatslenker im ideologischen Sinne, sondern ein Instinktpolitiker mit autoritärem Temperament, dessen Wut und Willkür nun durch ein festes Regelwerk kanalisiert und somit erst effektiv werden: Project 2025.

»Das ist jetzt eine andere Macht«, sagte er, nachdem er das Justizministerium angewiesen hatte, gegen seine politischen Gegner zu ermitteln. Es ist diese Mischung aus struktureller Enthemmung und strategisch-ideologischem Rahmen, die Trump II so gefährlich macht. Er weiß, dass er nicht mehr gebremst wird, nicht vom Kongress, nicht von seinem Kabinett, nicht von Gerichten, schon gar nicht vom Supreme Court, der durch Trump prägend besetzt wurde und sich seither Urteil für Urteil unterwürfig dankbar zeigt. Theoretisch wäre da noch die Republikanische Partei, aber die hat sich zur Jubelpartei transformiert und die eigene Macht preisgegeben.

Trumps Regierungsstil folgt gleichwohl der Logik autoritärer Systeme: Er entscheidet per Erlass, delegitimiert durch Sprache. Seine Dekrete sind nicht bloß Verwaltungshandeln, sie sind maximal dröhnende Inszenierungen – mit medialem Pomp, unterschrieben auf Bühnen vor vielen Flaggen. Verordnungen zur »Wiederherstellung biologischer Wahrheit« oder zur »Entsorgung genderbasierter Ideologie« sind weniger als Gesetzgebung gedacht, eher als moralische Korrektur einer angeblich dekadenten Gesellschaft.

David Graham gelingt es in diesem Text, diese Prozesse nicht bloß zu beschreiben, sondern als politische Strategie zu dechiffrieren: als Versuch, den Staat von einer Plattform liberaler Aushandlungen in ein Werkzeug exekutiver und vor allem konservativer Disziplin zu verwandeln. Besonders präzise beschreibt er, wie Project 2025 den Verwaltungsapparat umbauen will – durch Budgetkürzungen und eine ideologisch motivierte Personalpolitik. Beamte sollen ersetzt, Richter loyalisiert, Ministerien ausgehöhlt oder aufgelöst werden. Es ist die Trump-Version eines institutionellen Kulturkampfs.

Das alles wäre nicht möglich ohne ein orthodoxes Fundament. Graham zeigt eindringlich, wie tief Project 2025 in einem christlich-nationalen Weltbild verwurzelt ist, das die heteronormative Kleinfamilie zum Modell erhebt: Frauen als Mütter, Männer als Ernährer, Transmenschen als Bedrohung, staatliche Fürsorge als Schwäche. Die USA dieses düsteren Werks erinnern an den Staat Gilead in Margaret Atwoods Handmaid‘s Tale, denn Project 2025 entwirft eine Sozialordnung nach den Regeln des 19. Jahrhunderts, codiert im Verwaltungsrecht des 21. Jahrhunderts. Dabei entsteht eine Form von regressivem Etatismus: ein autoritärer Staat, der sich allerdings weniger mittels Überwachung, sondern mit einer rigorosen Wucht unzähliger zeitgleicher Übergriffe durchsetzt.

Und außenpolitisch zeigt sich der neue, alte Präsident als unberechenbarer Pate. Bündnisse, selbst Freundschaften zählen nichts, Grenzen akzeptiert Trump nicht mehr als gegeben. Seine Außenpolitik ist immer transaktional, und ethische Grundsätze, die Demokratie, Menschenrechte oder sonstige Leitlinien des alten Westens sind im Washington der Trump-Jahre nicht länger relevant.

Während klassische Autokraten auf Stabilität durch Kontrolle setzen, regiert Trump durch kalkuliertes Chaos: keine Hilfe mehr für Afrika, Provokationen gegen Kanada, Deportationsdrohungen gegen Kolumbien. All das sind keine Ausrutscher, sondern Teile eines Modells; es geht um Stärke durch Disruption. Grahams Kapitel über die Zerschlagung von USAID ist in diesem Zusammenhang zentral. Es zeigt, wie ein Präsident ein Instrument globaler Einflussnahme nicht reformiert, sondern zerstört – weil es dem eigenen Menschen- und Weltbild widerspricht.

Was Project 2025 letztlich entwickelt, ist nicht weniger als ein neues Regieren: autoritär im Stil, regressiv in der Sozialpolitik, aggressiv in der Kommunikation. Graham dokumentiert, wie dieses System funktioniert – mit massenhaftem Personalaustausch und der permanenten Gewinnung und Steuerung von Aufmerksamkeit.

Was bedeutet das für Europa, für Deutschland? Zunächst einmal gibt es eine nüchterne Erkenntnis. Jene Vereinigten Staaten, die über Jahrzehnte als transatlantischer Partner galten, als berechenbar, multilateral, normativ gebunden, existieren nicht mehr. Ein Amerika unter Trump ist kein liberaler Hegemon, sondern ein ausschließlich auf den eigenen Vorteil bedachter Machtblock. Die alte Allianz mit Europa steht in Washington unter Vorbehalt, und dieser Vorbehalt lautet: »What’s in it for us?«NATO-Garantien, Handelsabkommen, Sicherheitskooperationen werden unter Trump II nicht an gemeinsamen Werten gemessen, sondern an kurzfristigen Vorteilsrechnungen.

Die neue Bundesregierung ist wirtschaftlich abhängig vom transatlantischen Handel, sicherheitspolitisch vorerst noch eingebunden in NATO-Strukturen, doch kulturell und politisch weit entfernt von Trumps Weltsicht. Project 2025 zielt auf ein Amerika ohne Rücksichten, auch ohne Verpflichtungen oder Empathie. Für Europa bedeutet das: Es muss lernen, sich selbst zu verteidigen. Wer jetzt noch glaubt, die USA seien zwar ein bisschen schroff und laut geworden, würden uns im Ernstfall aber so natürlich wie automatisch zur Seite springen, hat die Trumpwelt nicht verstanden.

Der normative Bruch wird zugleich zu einem kulturellen Problem. Wenn die führende Demokratie des Westens offen gegen Pressefreiheit, Gleichstellung, den Schutz von Minderheiten und internationale Zusammenarbeit agitiert, schwächt das in Europa all jene, die für diese Werte eintreten. Amerikas neues ideologisches Exportmodell heißt: Polarisierung und Antiintellektualismus. All das ist längst in den Diskursen rechter Parteien in Europa angekommen, von Meloni zu Orban und weiter zur AfD. Project 2025 ist nicht nur ein amerikanischer Fahrplan. Es ist ein identitäts- und kulturpolitischer Resonanzkörper.

David Grahams Buch hilft, die neue Gegenwart klarer zu sehen, nämlich mit dem Instrumentarium eines historisch bewanderten Analytikers. Darum ist dieser Alarmruf auch ein Beitrag zur Verteidigung – der liberalen Demokratie, der offenen Gesellschaft sowie der amerikanischen und der europäischen Idee.

Einleitung

Als Präsident Donald Trump im Januar 2021 aus dem Amt schied, galt seine Regierung fast überall als gescheitert. Er hatte die selbst gesetzten Erwartungen – den Bau einer Mauer an der mexikanischen Grenze, die Wiederbelebung der amerikanischen Industrie und die Umgestaltung der Wirtschaft – bei weitem nicht erfüllt und in der Corona-Pandemie, die das Land schwer getroffen hatte, planlos und unkoordiniert agiert. Nach der deutlichen Wahlniederlage im November 2020 versuchte Trump mit einer Reihe von Scheinprozessen und anderen Methoden, die Stimmenauszählung zu untergraben. Dieses unverhohlene Streben nach Machterhalt gipfelte im gewaltsamen Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021. In einem Amtsenthebungsverfahren durch den Senat wurde Trump zwar nicht verurteilt, doch Wähler aus allen politischen Lagern gaben ihm die Schuld an dem Aufstand,[1] ebenso wie viele gewählte Amtsträger der Republikanischen Partei.[2]

Noch während die Presse die politischen Nachrufe auf Trump schrieb, kam jedoch eine kleine Gruppe ehemaliger Regierungsmitglieder zu einem anderen Schluss: Trump war nicht gescheitert, sondern sabotiert worden. Die Gruppe war davon überzeugt, dass die Wahl gestohlen worden war – obwohl es keine Beweise dafür gab. Zwar waren diese Leute nicht unbedingt anderer Meinung als jene Kritiker, die Trumps Regierungszeit als politisches Versagen beurteilten. Die Ursache jedoch sahen sie darin, dass Trump vom ihn umgebenden System im Stich gelassen worden sei. Ihrer Ansicht nach waren eine vielversprechende Regierung und ein visionärer Präsident durch faule Angestellte, alten Parteidogmen verpflichtete Republikaner und Karrieristen in der Bürokratie ausgebremst worden.

Diese Andersdenkenden glaubten, der einzige Weg zur Verwirklichung der von ihnen angestrebten christlichen, rechtsgerichteten Nation sei ein sorgfältig organisierter Angriff auf die US-Regierung in ihrer damaligen Form. Der nächste republikanische Präsident müsste nicht nur Programm und Politik neu denken, sondern auch grundlegende Fragen der Arbeitsweise der Regierung klären sowie ausloten, welche Akteure an der Umsetzung dieser Neuausrichtung beteiligt sein sollten. Dieses Verständnis von Regierung war nicht einfach nur konservativ. Es war bewusst radikal und gründete in der Überzeugung, dass es keine verfassungsmäßige Ordnung mehr zu retten gab. Die Vertreter dieser Sichtweise glaubten nicht nur, dass ihre Chance bald kommen würde, sondern dass es nur einen Mann gab, der sie verwirklichen konnte und würde: Donald J. Trump.

Während der vierjährigen Präsidentschaft von Joe Biden widmeten sich Menschen wie Paul Dans, Russell Vought und Kevin D. Roberts der Vorbereitung einer zweiten Trump-Regierung, die die erste bei weitem übertreffen sollte. Zwar waren einige von ihnen auch Teil von Trumps Wahlkampfteam, aber hauptsächlich ging es um alles, was nach dem erneuten Wahlsieg geschehen sollte. Unter der Schirmherrschaft der Heritage Foundation, einer konservativen Denkfabrik mit fünfzigjähriger Geschichte, entwarfen sie einen aus vier Säulen bestehenden Plan. Er umfasste eine detaillierte programmatische Plattform, eine riesige Datenbank mit potenziellen Mitarbeitern für die Verwaltung, Schulungen für angehende Mitarbeiter sowie ein Handbuch für die blitzschnelle Übernahme der Regierung am ersten Tag: das sogenannte Project 2025.

Project 2025 ist der Generalschlüssel zum Verständnis der zweiten Präsidentschaft Trumps, der Zukunft der Republikanischen Partei und der amerikanischen Rechten. Das Projekt ist nicht vollständig identisch mit der Trump-Agenda, doch durch die sorgfältige, zu Trumps chaotischer Improvisation[3] im Gegensatz stehenden Planung ist es in der Lage, die Regierung zu dominieren und die intellektuelle Blaupause für programmatische und politische Entscheidungen der nächsten vier Jahre und darüber hinaus zu liefern.

Laut Kevin D. Roberts, Präsident der Heritage Foundation, verfolgt Project 2025 vier Ziele: »Die Wiederherstellung der Familie als Mittelpunkt des amerikanischen Lebens und den Schutz unserer Kinder; den Abbau des Verwaltungsstaats und die Rückgabe der Selbstverwaltung an das amerikanische Volk; die Verteidigung der Souveränität, der Grenzen und des Reichtums unserer Nation gegen globale Bedrohungen; [und] die Sicherung unserer von Gott gegebenen individuellen Rechte auf ein freies Leben – also das, was unsere Verfassung als die ›Segnungen der Freiheit‹ bezeichnet.«

Diese Zusammenfassung lässt auf einige eher ungewöhnliche Ideen schließen, insbesondere angesichts der Hervorhebung von Familienthemen und des Angriffs auf den ›Verwaltungsstaat‹ – ein akademischer Begriff für weite Teile der Bundesbürokratie, wie wir sie kennen. Dabei beschönigt Roberts den Radikalismus des Vorhabens. Project 2025 ist ein Plan zur massiven Erweiterung der Macht des Präsidenten. Die Beteiligten wollen Trump in die Lage versetzen, die Exekutive mit politisch genehmen Kandidaten zu besetzen, Beamte nach Belieben zu entlassen, die historische Unparteilichkeit des Justizministeriums aufzugeben, die gesetzlich verankerte Unabhängigkeit von Behörden wie der Federal Communications Commission (FCC, Bundeskommunikationskommission) anzugreifen und die Befugnisse des Kongresses an sich zu reißen.

Ein Glaubensgrundsatz des Project 2025 besagt, die Linke sei im Gegensatz zur Rechten hochgradig organisiert und reglementiert. Diese Perspektive überrascht jeden, der die Linke in den letzten zehn Jahren in Aktion erlebt hat. Doch die Autoren meinen es todernst. Linke Politiker bezeichnen konservative Führungskräfte manchmal abfällig als Zyniker, aber hinter den hier vorgetragenen Ansichten steht eine tiefe Überzeugung.

»Amerikas bittere Wirklichkeit ist, dass wir uns in der Endphase einer vollständigen marxistischen Übernahme des Landes befinden, wobei unsere Gegner bereits die Waffen des Regierungsapparats in der Hand haben und sie auf uns richten«, so Russell Vought, Trumps Haushaltschef und eine der Schlüsselfiguren im Project 2025. »Und sie werden sie weiter auf uns richten, bis sie keine Wahlen mehr gewinnen müssen.«[4] Paul Dans, Direktor des Projekts und in der ersten Trump-Administration auf mittlerer Ebene tätig, warnte einmal, die Amerikaner lebten »unter einer Art tyrannischer Herrschaft von Joe Biden«[5] und befänden sich »inmitten einer neomarxistischen Revolution hier in den Vereinigten Staaten«; sie müssten »aufwachen und sehen, was vor sich geht«.

Die düstere Sichtweise erinnert an den Artikel »The Flight 93 Election« aus dem Jahr 2016, erschienen in der Claremont Review of Books.[6] Er wurde zu einem Schlachtruf für rechtsradikale Intellektuelle. (Der Titel bezieht sich auf den entführten Flug vom 11. September, bei dem die Passagiere und die Besatzung ihr Leben opferten, indem sie die Terroristen zwangen, das Flugzeug weit entfernt vom eigentlichen Ziel, dem Kapitol, zum Absturz zu bringen.) Der Autor beschreibt die Wahl 2016 in apokalyptischen Worten und argumentiert, dass drastische Maßnahmen und möglicherweise persönliche Opfer zur Rettung der Rechten, der Amerikaner und des Westens als Ganzes erforderlich seien.

»Die Wahl 2016 ist wie Flug 93: Wer nicht das Cockpit stürmt, stirbt. Möglicherweise schaffen wir oder unser Parteiführer es ins Cockpit, wissen aber nicht, wie man ein Flugzeug fliegt oder landet«, warnt der Essay. »Nichts ist garantiert. Außer eines: Wenn man es nicht versucht, ist der Tod sicher. Um die Metapher zuzuspitzen: Eine Präsidentschaft von Hillary Clinton ist wie russisches Roulette mit einer halbautomatischen Waffe. Mit Trump kann man zumindest den Zylinder drehen und sein Glück versuchen.«

Der Verfasser, der sich später als Michael Anton entpuppte, trat bald darauf Trumps Nationalem Sicherheitsrat bei. Später wurde er Mitarbeiter vom Project 2025, das seinen Ton und seine Vision aufgreift. Einem zentralen Grundsatz des Projekts zufolge besteht der einzige Weg, die gefährliche Politisierung der Exekutive rückgängig zu machen, darin, sie weiter zu politisieren. Das erinnert an den berüchtigten Spruch über den Vietnamkrieg, demzufolge wir das Dorf zerstören müssen, um es zu retten. Diese nihilistische Sichtweise findet bei der wachsenden Zahl jener Wähler Anklang, die laut Meinungsforschung das amerikanische System für so verrottet halten, dass sie einfach alles niederbrennen wollen.[7]

Die Diagnosen des Project 2025 mögen dramatisch sein, aber die Ambitionen sind noch größer. Dans prophezeite: »Es wird ein JFK-Moment. Es handelt sich, wenn man so will, um eine echte Renaissance der Staatsführung.«[8] Vought erklärte, 2024 werde in seiner Bedeutung für die Nation »mit 1776 und 1860 konkurrieren«.[9] Und Roberts formulierte deutlich, um welchen Preis man sich diesem Projekt in den Weg stellt: »Wir befinden uns mitten in der zweiten amerikanischen Revolution, die unblutig bleiben wird, wenn die Linke es zulässt«, sagte er in einem Interview im Juli 2024.[10]

Diese Art von Rhetorik sowie Voughts leicht an einen Bond-Bösewicht erinnernder Name erklären, warum das Project 2025 vor der letzten US-Wahl so viel mehr Aufmerksamkeit erhalten hat als ähnliche Dokumente, die alle vier Jahre in den Denkfabriken der Parteien produziert werden. Das Hauptdokument unter dem Titel Mandate for Leadership (Mandat zur Führung) ist eine verwirrende Lektüre. Es enthält trockene, objektive Beschreibungen der Ämter der Exekutive, die sich den Platz mit ausgefallenen politischen Ideen teilen müssen – manchmal auf ein und derselben Seite. Politiker werfen ihren Gegnern oft vor, schändliche, unpopuläre Absichten vor den Wählern zu verbergen. In diesem Fall jedoch hat die Heritage Foundation alle Ideen eineinhalb Jahre vor der Wahl zusammengetragen und sie in einer von jedermann einsehbaren PDF-Datei online veröffentlicht.

Kritiker schlugen bereits Alarm, als Mandate 2023 veröffentlicht wurde, aber viele Wähler hörten erst im Sommer 2024 davon. Bei den BET Awards am 30. Juni ermutigte die Schauspielerin Taraji P. Henson die Zuschauer, sich mit dem Namen vertraut zu machen. »Der Plan von Project 2025 ist kein Spiel. Lesen Sie es nach«, forderte sie. Viele Menschen taten dies; die Suchanfragen vervielfachten sich. Während des Parteitags der Demokraten im August hielten die Redner eine übergroße Reproduktion des Buchs hoch, um die Aufmerksamkeit der Wähler auf Project 2025 zu lenken.