Der memetische Pfad - Hermann R. Bolz - E-Book

Der memetische Pfad E-Book

Hermann R. Bolz

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Beschreibung

Mit uns Menschen ist eine weitere Art der Evolution auf der Erde aufgetreten: die kulturelle, oder nach Richard Dawkins, die memetische Evolution. Durch sie überwindet der Mensch seine körperlichen Begrenzungen in atemberaubender Weise. Damit unmittelbar verknüpft ist ein ungeheures Maß an Energieumwandlung mit weitreichenden Folgen für die unbelebte und die belebte Natur. Die Wirkmächtigkeit dieser Evolution ist so gewaltig, dass man inzwischen die Zeit nach 1750 n.Chr. als das Anthropozän, also ein vom Menschen geprägtes Erdzeitalter, bezeichnet. Nicht zuletzt durch Gen- und Biotechnik in Verbindung mit den unabsehbaren Gestaltungsmöglichkeiten, welche die modernen elektronischen Medien eröffnen, entflicht die Menschheit zunehmend die Verbindung zu ihren ursprünglichen, natürlichen Wurzeln. Der zentrale Ort dieser sich beschleunigenden Entwicklung wird die urbane Verdichtung sein. Der Weg dorthin führt über den in diesem Beitrag dargestellten memetischen Pfad. Auf dieser Wanderung kommt dem Staat als subsidiär wirksamem Gewährleister der Nachhaltigen Entwicklung der Menschheit eine besondere Verantwortung zu.

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Seitenzahl: 68

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Der Autor

Hermann Roland Bolz, 1952 in Kaiserslautern geboren, verlebte dort eine glückliche Kindheit und Jugend. Angeregt durch seinen flugbegeisterten Vater widmete er sich schon früh dem Modell-, und hierauf aufbauend bereits mit 14 Jahren dem Segelflug, welchen er auch heute noch als Vereinsfluglehrer betreibt.

Nach dem Abitur verpflichtete er sich für zwei Jahre bei der Bundesluftwaffe. Sein Wehrdienst war überschattet von den dramatisch-tragischen Ereignissen um die israelische Olympiamannschaft, welche er als stellvertretender Wachhabender im Jahre 1972 auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck unmittelbar erlebte, und die ihn in seiner Lebenseinstellung nachhaltig prägten.

Anschließend studierte er Forstwissenschaften in Freiburg im Breisgau. Sein hieran anknüpfender beruflicher Lebensweg umfasst zahlreiche Stationen inner- und außerhalb der Forstverwaltung von Rheinland-Pfalz. So war er nach dem Fall des Eisernen Vorhangs als Amtshelfer in Thüringen, als Verwaltungsmodernisierer in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei und nicht zuletzt als Entwicklungshelfer in Jordanien tätig. Heute ist er Direktor der Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt an der Weinstraße.

Hermann Roland Bolz ist verheiratet und Vater von insgesamt sieben Kindern.

Er ist geprägt durch seinen an weiten Zeithorizonten und komplexen natürlichen und sozioökonomischen Systemen orientierten forstlichen Beruf und inspiriert sich immer wieder durch die einzigartige Weltperspektive des Segelfliegers.

Im Mittelpunkt seines Handelns steht der Wunsch, seiner Verantwortung gegenüber künftigen Generationen gerecht zu werden. Daher beschäftigt er sich heute intensiv mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Im Fokus steht dabei die Frage der Nachhaltigen Entwicklung der Menschheit.

Für Petra,

die glücklich ist und deshalb stark!

1 INHALTSVERZEICHNIS

2 Vorwort

3 Einleitung

4 Der Mensch

4.1 Der Mensch und seine Energie

4.1.1 Somatische Energie

4.1.2 Extrasomatische Energie

4.2 Der Mensch und seine Evolution

4.2.1 Eine wirkmächtige Evolution tritt auf - die memetische Evolution

4.3 Mensch und Gerechtigkeit

4.3.1 Gerechtigkeit gegenüber vergangenen Generationen

4.3.2 Räumliche Gerechtigkeit

4.3.3 Gerechtigkeit gegenüber künftigen Generationen

4.4 Mensch und Verantwortung

4.5 Der Mensch an der Schwelle zur Zukunft

4.5.1 Artifizielle Welten

4.5.2 Digitale Welten

4.5.3 Gentechnik

4.5.4 Künstliche Intelligenz

4.5.5 Hybridmenschen

4.5.6 Menschenähnliche Automaten

4.5.7 Ausblick

4.6 Natur

4.6.1 Lebensinteresse

5 Der memetische Pfad

5.1 Die Entflechtung von Mensch und Natur

5.1.1 Räumliche Entflechtung

5.1.1.1 Eine kurze Geschichte der Stadt

5.1.1.2 Zwischenfazit

5.1.1.3 Ein Leitbild für die Stadt

5.1.1.4 Die Stadt - der zentrale Ort der memetischen Evolution

5.1.2 Energetische Entflechtung

5.1.2.1 Somatische Energie

5.1.2.2 Extrasomatische Energie

5.1.3 Geistige Entflechtung

5.1.3.1 Reale künstliche Umgebungen

5.1.3.2 Virtuelle Umgebungen realer Art

5.1.3.3 Virtuelle Umgebungen virtueller Art

6 Der Staat

6.1 Der Staat und die Nimbys

6.2 Der Staat und seine Beamtinnen und Beamten

6.3 Der Staat und die Entwicklung der Lebensgrundlagen

6.4 Der Staat und die Energieversorgung

7 Ausblick

8 Stichwortverzeichnis

9 Literaturverzeichnis

2 VORWORT

You can count the seeds in an apple – but you can’t count the apples in a seed.

(Angeles Arrien)

Der Perspektivenwechsel in dieser Metapher hat mich sehr beeindruckt. Mir wurde urplötzlich klar, dass ich während eines großen Teils meines bisherigen Lebens in erster Linie auf Äpfel geschaut habe und nicht auf die potenzialschwangeren Apfelkerne. Das hat sich geändert, und bezüglich der Apfelkerne ist für mich heute noch ein weiterer Aspekt hinzugetreten: Welches Potenzial haben memetisch modellierte Apfelkerne?

Es gibt immer wieder Zeiten, in denen Probleme auftreten, die mit herkömmlichen Lösungsansätzen nicht zufriedenstellend gelöst werden können. Dann ist angesagt, grundsätzlich neue Wege zu suchen und im wahrsten Sinne des Wortes mit der Vergangenheit zu brechen. An die Stelle eines alten Paradigmas tritt dann ein neues. Im politischen wie im wissenschaftlichen Raum kann man dann von einer Revolution sprechen1. Ein Beispiel unter vielen hierfür ist die Epoche vor etwa 300 Jahren, als die Leistungsfähigkeit der Wälder als damalige zentrale Lebensgrundlage überfordert wurde. Ohne den Umstieg auf die Nutzung fossiler Energieträger in Verbindung mit dem Ersatz tierischer Arbeit durch mechanische Kraftmaschinen hätte es keine belastbare Option für die Weiterentwicklung der Menschheit gegeben.

Heute leben wir wiederum in einer solchen Übergangszeit. Vordergründig geht es um die Frage, wie die Menschheit mit den knappen natürlichen Ressourcen umgehen soll, um ihre Lebensgrundlage nicht über die Maßen zu gefährden. Die Frage hinter dieser Frage ist jedoch eine weitergehende. Es ist die Frage nach den Auswirkungen der ganz wesentlich vom Menschen getragenen memetischen Evolution auf die genetisch gesteuerte belebte und darüber hinaus auch auf die unbelebte Natur.

Die Leserinnen und Leser meiner beiden Bücher

„Nachhaltigkeit – eine weitere Worthülse oder ein wirksamer Beitrag zur Verringerung der Ontologischen Differenz?“

und

„Der Staat als Zukunftsagentur – Gesellschaft und Herrschaftssysteme in Nachhaltiger Entwicklung“,

auf denen dieses Buch aufbaut, haben häufig mit Unverständnis auf die dort verwendete, anspruchsvolle Sprache reagiert. Dieser Kritik stelle ich mich gerne, wohl wissend, dass man ebenso neue wie komplizierte und komplexe Sachverhalte nicht ohne Weiteres auf Sprechblasenbilder-Niveau behandeln kann. Hier sollen insbesondere der weitgehende Verzicht auf Fremdworte, ein umfassendes Glossar sowie ein Stichwortverzeichnis diesen Anregungen Rechnung tragen.

Den Interessierten an diesem Buch wünsche ich eher weniger Spaß beim Lesen als vielmehr solchen an der gewonnenen Erkenntnis.

Lambrecht, im September 2014

Hermann Bolz

1 Vgl. hierzu: KUHN, T.S., 1999, S. 104 ff.

3 EINLEITUNG

Eingebettet in das Thema „Nachhaltige Entwicklung“ beginnt der Weg durch dieses Buch mit einer Auseinandersetzung mit der Natur des Menschen als heterotrophem Lebewesen. Dabei wird deutlich, dass zumindest bis zur Stunde Menschsein gleichbedeutend ist mit der Notwendigkeit, zum eigenen Überleben andere Lebewesen, seien es Tiere oder Pflanzen, töten zu müssen. Ein Umstand, den der Mensch grundsätzlich mit allen anderen heterotrophen Lebewesen teilt.

Was den Menschen von nahezu allen anderen Lebewesen dagegen unterscheidet, ist das Selbstbewusstsein, das er im Vergleich etwa zu anderen Primaten in einzigartiger Weise entwickelt hat. Dieses ist dadurch gekennzeichnet, dass sich der Mensch selbst als Individuum zu erkennen und zu reflektieren vermag. Darüber hinaus ist er sich der zeitlichen Befristung seines Lebens durch den Tod bewusst. Auf dieser Grundlage trat neben die genetisch gesteuerte Evolution die kulturelle (memetische). Die Auseinandersetzung mit dieser Spielart der Evolution zeigt, dass sich der Mensch von den Wirkmechanismen der genetischen Evolution unumkehrbar (irreversibel) entfernt. Eine Rückeingliederung des Menschen in alleine genetisch gesteuerte Kreisläufe zur Lösung der bestehenden Spannungsfelder ist nicht mehr möglich.

Die Befreiung aus dieser Situation führt über den memetischen Pfad.

Zentraler Ort der memetischen Evolution ist die städtische (urbane) Verdichtung. Daher wird einer intensiven Auseinandersetzung mit der Entwicklungsgeschichte der Städte breiterer Raum gewidmet. Hieran schließen sich Überlegungen zur Weiterentwicklung herrschender Stadtleitbilder an.

Unabhängig davon, ob die Nationen dieser Erde zukünftig Wirtschaftswachstum, Null-Wachstum oder sogar negatives Wachstum anstreben: Die Ressourcen dieses Planeten werden sich so oder so verzehren. Angesichts der Wirkmächtigkeit der memetischen Evolution liegt es nahe, sich ohne Zögern so früh wie möglich mit den hieraus zu ziehenden Schlussfolgerungen auseinander zu setzen. Daher wird auch dieser Frage nachgegangen.

Die Auseinandersetzung mit all’ diesen Herausforderungen findet sicherlich in weiten Teilen innerhalb mündiger Bürgergesellschaften statt. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob es bei besonders komplizierten und/oder komplexen, auch zeitkritischen Problemen nicht eines Engagements des Staates bedarf. Hier wird abschließend der Versuch gewagt, aus staatlicher Sicht wichtige Zukunftsaufgaben zu benennen.

4 DER MENSCH

Die Begriffe „Nachhaltigkeit“, „Nachhaltige Entwicklung“ oder „Sustainable Development“ werden heute sehr oft gebraucht. Dies häufig in Zusammenhängen, die Zweifel daran aufkommen lassen, ob es sich hierbei um ein ernsthaftes Anliegen im Begriffssinn oder nur um Worthülsen, etwa zur verkaufsfördernden oder das Gewissen der Konsumenten beruhigenden Kennzeichnung eines Allerweltsprodukts handelt.

Nachhaltige Entwicklung kann nur im Zusammenhang mit der Menschheit gedacht werden, denn dieses Leitbild ist von Menschen entwickelt und auf Menschen bezogen (anthropogen und anthropozentrisch).2 Sich mit Nachhaltiger Entwicklung zu beschäftigen bedeutet daher in erster Linie, sich mit dem Menschen, seiner Stammesgeschichte und seiner künftigen Entwicklung auseinander zu setzen. Hier ist besonders wichtig, dass es der Mensch wie kein anderes Lebewesen versteht, jenseits seiner körperlichen Begrenzungen zu wirken. Diese Befähigung hat er sich auf der Grundlage seiner kulturellen (memetischen) Evolution3