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Die Menschheit lebt heute in der Zeit der großen Transformation. Die anthropogene Überprägung der Erde zeigt Wirkungen, die dem Fortbestand der Menschheit abträglich sein können. Dazu gesellen sich Entwicklungen im Bereich der Biotechnologie sowie der künstlichen Intelligenz, deren Auswirkungen auf die Menschen und ihre Gesellschaften kaum zu überschauen sind. In diesem Kontext identifiziert der Autor vier Evolutionen und zeigt deren Entstehung sowie Zusammenspiel auf. Dabei wird deutlich, dass es eine Reintegration des Menschen in natürliche Kreisläufe nicht mehr geben kann, sondern vielmehr eine systematische Entflechtung der Menschheit insbesondere von der belebten Natur erforderlich ist. Bündelnde Wirkung kann dabei der Aufbruch in das Universum entfalten. So wie in der Vergangenheit die memetische aus der genetischen und diese wiederum aus der materiellen Evolution emergierte, steht heute zu erwarten, dass sich erneut eine weitere Evolution auf den Weg macht: die transmemetische. Die Menschheit wäre gut beraten, sich dessen bewusst zu werden und sich mit den Auswirkungen derselben auf ihre Zukunft auseinander zu setzen.
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Seitenzahl: 98
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Hermann Roland Bolz, 1952 in Kaiserslautern geboren, verlebte dort eine glückliche Kindheit und Jugend. Angeregt durch seinen flugbegeisterten Vater widmete er sich schon früh dem Modell-, und hierauf aufbauend bereits mit 14 Jahren dem Segelflug, welchen er auch heute noch als Vereinsfluglehrer betreibt.
Nach dem Abitur verpflichtete er sich für zwei Jahre bei der Bundesluftwaffe. Sein Wehrdienst war überschattet von den dramatisch-tragischen Ereignissen um die israelische Olympiamannschaft, welche er als stellvertretender Wachhabender im Jahre 1972 auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck unmittelbar erlebte, und die ihn in seiner Lebenseinstellung nachhaltig prägten.
Anschließend studierte er Forstwissenschaften in Freiburg im Breisgau. Sein hieran anknüpfender beruflicher Lebensweg umfasst zahlreiche Stationen inner- und außerhalb der Forstverwaltung von Rheinland-Pfalz. So war er nach dem Fall des Eisernen Vorhangs als Amtshelfer in Thüringen, als Verwaltungsmodernisierer in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei und nicht zuletzt als Entwicklungshelfer in Jordanien tätig. Heute ist er Direktor der Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt an der Weinstraße.
Hermann Roland Bolz ist verheiratet und Vater von insgesamt sieben Kindern.
Er ist geprägt durch seinen an weiten Zeithorizonten und komplexen natürlichen und sozioökonomischen Systemen orientierten forstlichen Beruf und inspiriert sich immer wieder durch die einzigartige Weltperspektive des Segelfliegers. Im Mittelpunkt seines Handelns steht der Wunsch, seiner Verantwortung gegenüber künftigen Generationen gerecht zu werden. Daher beschäftigt er sich heute intensiv mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Im Fokus steht dabei die Frage der Nachhaltigen Entwicklung der Menschheit.
Vorwort
Einleitung
Evolutionen
Materielle Evolution
Die Sonne
Himmelskörper
Die Erde
Geodynamo
Plattentektonik
Klima
Atmosphäre
Hydrosphäre
Kryosphäre
Lithosphäre
Treibhauseffekt
Zwischenresümee
Genetische Evolution
Merkmale der genetischen Evolution
Meilensteine der genetischen Evolution
Extremophile
Cyanobakterien
Kambrische Explosion
Erste Landlebewesen
Hominiden
Genetische Evolution und Nachhaltigkeit
Die Natur - das Paradebeispiel für Nachhaltige Entwicklung?
Memetische Evolution
Ein wirkmächtiger Replikator tritt auf – das Mem
Meilensteine der memetischen Evolution in der Vergangenheit
Feuer
Sprache
Entwicklung der Landwirtschaft
Erfindung der Schrift
Gewaltmonopol
Kraftmaschinen und die Erhöhung der menschlichen Mobilität
Bevölkerungsentwicklung
Meilensteine der memetischen Evolution an der Schwelle zur Zukunft
Biotechnische Ergänzung des Menschen
Gentechnische Modellierung
Teilautonome Agenten
Unterschiedliche Geschwindigkeiten der memetischen Evolution
Das Mem – Triebkraft der Nachhaltigen Entwicklung
Nachhaltigkeit – eine anthropogene und anthropozentrische Leitidee
Die Rolle des Staates
Transmemetische Evolution
Der Reigen der Evolutionen
Materielle und genetische Evolution
Materiell-genetische und memetische Evolution
Der Mensch im Reigen der Evolutionen
Mentale Emanzipation
Entkoppelung in artifizielle Welten
Weitere Modellierung der belebten, nicht-menschlichen Natur
Homo sapiens – quo vadis?
Hybridmensch
Artifizieller Kosmos 1.0
Artifizieller Kosmos 2.0
Neue Heimaten
Besiedlung von Himmelskörpern durch autonome Agenten
Besiedlung von Himmelskörpern durch Menschen
Sprache schafft Bewusstsein
Erneuerbare Energien
Kohlenstofffreie Zukunft
Greenpeace
Invasive Arten
Urwälder
Die Frage hinter der Frage
Ein Dankeschön
Literaturverzeichnis
Unsere Gegenwart ist außerordentlich. Sie liegt auf dem Gipfel einer atemberaubenden Vergangenheit. Der Blick in diese Vergangenheit verschwimmt recht bald, wo wir doch gerne wissen wollen, woher wir kommen. Und sie ist Ausgangspunkt in eine Zukunft, deren Umrisse noch schneller undeutlich werden. Eigentlich ist Gegenwart ein Hauch zwischen zwei Welten. Das Herausfordernde dabei ist die Frage, welche Rolle wir, Homo Sapiens, an dieser Stelle innehaben. Sind wir bedeutungslos, ein selbstverliebtes Aperçu der Weltgeschichte, das bald vergeht, oder sind wir wirkmächtig und nähern uns wenigstens ein wenig der absoluten Erkenntnis, die, wenn vorhanden, im Nebel der Zukunft verborgen liegt? Wenn Letzteres der Fall ist, dann müssen wir uns um diese Zukunft kümmern, denn wir werden den Rest unseres Lebens in ihr verbringen.
Schon seit meiner Kindheit haben mich diese Fragen beschäftigt. Froh bin ich darüber, stolz darauf und verzweifele mitunter daran, dass sie mich in meinem Erwachsenenleben begleiten. Und so will ich mich erneut auf den Weg machen in der Hoffnung, dass er mich Antworten näher bringt.
Allen, die hieran Anteil haben, danke ich. Auf den Höhen meiner Gedanken fühle ich mich mitunter einsam. Die Aussicht ist gewaltig, und kaum jemand da, mit dem ich dieses Erlebnis teilen kann. Gleichwohl begleitet mich die unendliche Dankbarkeit, dass mir immer wieder liebe Menschen den Weg dorthin ermöglichen.
Die Menschheit steht nicht vor einem Trümmerhaufen, sie ist nicht am Ende. Im Gegenteil: Sie befindet sich am Beginn einer großartigen Zukunft. Dem Warum und Wohin möchte ich in diesem Buch nachgehen, soweit es mein Verstand gestattet.
Im Kern dieses Buchs geht es um Evolution. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen. „Evolution“ bedeutet in etwa „allmähliche Entwicklung“. Er steht damit im Gegensatz zu „Revolution“, welche im gesellschaftlich-politischen Bereich einen Umsturz beschreibt.
Besondere Aufmerksamkeit hat der Begriff „Evolution“ zunächst durch Charles Darwin in seinem Werk „On the Origin of Species by Means of Natural Selection“1 erfahren. Und auch heute noch wird Evolution vielfach mit der Entwicklung von niedererem zu höherem Leben verbunden. Eine bemerkenswerte Erweiterung auf diesem Gebiet leistete Richard Dawkins mit seinem Buch „Das egoistische Gen“2, indem er als Motor der kulturellen Evolution das von ihm so genannte „Mem“ einführte. Schließlich erweiterte sich die Betrachtungsweise zu einer verallgemeinerten Evolutionstheorie.3
Vor diesem Hintergrund kann man sich mit Fug und Recht fragen, wieso zu diesem Thema ein weiteres Buch erforderlich ist. Hier geht es um die Einbettung des Bestrebens nach Nachhaltiger Entwicklung in den Reigen der verschiedenen Evolutionen sowie um eine Präzisierung der Rolle des Staates in diesem Zusammenhang.
Insgesamt werden vier Ausprägungen4 von Evolutionen identifiziert:
Materielle Evolution
Genetische Evolution
Memetische Evolution
Transmemetische Evolution
Mit den Wirkungen jeder dieser Evolutionen ist eine bestimmte Phänomenologie5 verbunden, die nachfolgend zunächst als solche beschrieben wird. Insgesamt wird dabei davon ausgegangen, dass die identifizierten Formen der Evolutionen sich zwar gegenseitig beeinflussen, jedoch nicht Weiterentwicklungen eines Entwicklungsstranges sind. Sie verlaufen, zeitlich versetzt, wesentlich vernetzt, parallel zueinander weiter. Auf ihre Verflechtungen wird anschließend eingegangen.
Mit Blick auf die Sicherung der Nachhaltigen Entwicklung wird kurz die diesbezügliche Rolle des Staates und die Bedeutung der Sprache für deren Gelingen behandelt.
Als wirksame Schlüsseltechnologie zur Vertiefung der memetischen Evolution wird schließlich die Raumfahrt identifiziert, die, zumindest im Anfangsstadium, des Engagements des Staates bedarf.
1 DARWIN, C., 1859.
2 DAWKINS, R., 1994.
3 Vgl. hierzu: SCHURZ, G., 2011, aber auch MERSCH, R., 2012.
4 Die Evolution vor unserer derzeitigen Erkenntnisschwelle (1 Planck-Zeit nach dem Urknall) wird hier ausgeklammert.
5 Vgl. hierzu: MATURANA, H.R., VARELA, F.J., 2012, S. 60.
Nachstehend werden die verschiedenen Evolutionen näher beschrieben. Die Breite des hier gewählten Ansatzes lässt nur eine begrenzte Tiefe zu. Daher erfolgt eine Beschränkung auf „Orientierungs-Verallgemeinerungswissen“6. Hierunter wird der Rekurs auf derzeit herrschende Grundaussagen der berührten Disziplinen verstanden, ohne diese bis in die tiefen Verästelungen ihrer Begründungen auszuleuchten. Gleichwohl erschließt diese Vorgehensweise neue, erkenntnisgeneigte Perspektiven.
Die materielle Evolution ist die Evolutionsart, die nach heutiger Kenntnis am Längsten währt. Ihr Ursprung liegt nach herrschender Auffassung im „Urknall“ vor ca. 13,75 Milliarden Jahren. Dieser stellt derzeit einen Ereignishorizont dar. Bisher ist es nicht möglich, durch dieses Ereignis „hindurch zu schauen“. Mehr noch: Die Erklärungskraft unserer großen physikalischen Theorien erschöpfen sich, in die Vergangenheit betrachtet, 1 Planck-Zeit7 vor dem Urknall.
Inzwischen gibt es erste Hinweise, dass es sich bei dem Urknall nicht um eine Singularität handelt, sondern dass das Universum bereits davor existierte.8 Die in diesem Zusammenhang bestehenden wissenschaftlichen Herausforderungen sind enorm und schlagen sich derzeit in der Entwicklung der Superstring- sowie der M-Theorie als einer „Theorie von Allem“ nieder.9 Die nachstehende Betrachtung klammert diesen Bereich aus und verfolgt den Gang der Entwicklung unseres Universums, hier materielle Evolution genannt, ab dem Zeitpunkt einer Planck-Zeit nach dem Urknall. Diese verlief nach SMOOT10 wie folgt:
5,391.10-44 Sekunden, Temperatur 1032 Kelvin
Epoche der großen Vereinheitlichung. Starke, schwache und elektromagnetische Kraft sind ununterscheidbar vereint.
10-34 Sekunden, Temperatur 1027 Kelvin
Die starke trennt sich von der elektro-schwachen Kraft. Das Universum ist ein Plasma aus Quarks, Elektronen und anderen Teilchen. Seine Ausdehnung wird durch die Gravitation verlangsamt.
10-10 Sekunden, Temperatur 1015 Kelvin
Die elektromagnetische und die schwache Kraft trennen sich. Ein Überschuss von einem Milliardstel an Materie gegenüber der Antimaterie ist entstanden. Quarks können zu Protonen und Neutronen verschmelzen. Teilchen haben Substanz gewonnen.
1 Sekunde, Temperatur 1010 Kelvin
Neutrinos entkoppeln, daraufhin vernichten sich Elektronen und Positronen, wobei aber ein Rest an Elektronen übrig bleibt.
3 Minuten, Temperatur 109 Kelvin
Protonen und Neutronen können sich zu Kernen verbinden, da ihre Bindungsenergie größer ist als die Energie der kosmischen Hintergrundstrahlung. Es kommt zu einer raschen Synthese leichter Kerne (Deuterium), dann von schweren Elementen wie Helium bis hin zu Lithium.
300.000 Jahre, Temperatur 3.000 Kelvin
Materie und Hintergrundstrahlung entkoppeln, als Elektronen sich mit Protonen zu neutralen Atomen verbinden. Das Universum wird transparent für die kosmische Hintergrundstrahlung.
1 Milliarde Jahre, Temperatur 18 Kelvin
Materieansammlungen entstehen, die zu Quasaren, Sternen und Protogalaxien werden. Im Innern der Sterne bilden sich durch die Verbrennung der ursprünglichen Wasserstoff- und Heliumkerne schwere Kerne wie Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Eisen. Diese werden durch stellare Winde und Supernova-Explosionen zerstreut, wodurch neue Sterne, Planeten und das Leben entstehen können.
8,75 Milliarden Jahre: Unser Sonnensystem entsteht aus Überresten älterer Sterne. Durch chemische Prozesse sind Atome zu Molekülen und schließlich zu komplizierten Festkörpern und Flüssigkeiten zusammen getreten.
Besonders hervorzuheben sind die zunehmend langen Zeiträume zwischen den verschiedenen Entwicklungsstufen des Universums. Auch heute hält die materielle Evolution an. Für die Erde wichtige Einflussfaktoren werden nachstehend ohne Anspruch auf Vollständigkeit beschrieben.
Von herausragender Bedeutung für die Lebensverhältnisse auf der Erde ist die Sonne. Beinahe 100% der auf der Erde zur Umwandlung zur Verfügung stehenden Energie stammt von ihr. Der nahezu zu vernachlässigende Rest ist Wärme aus der Zeit der Entstehung der Erde sowie Ergebnis radioaktiver Vorgänge im Innern unseres Planeten.
Durch die Bildung schwererer Heliumatome verdichtet sich die Sonne, was zu einer Erhöhung der Strahlungsleistung führt. Diese bewirkt nach heutiger Kenntnis eine Zunahme von etwa 1 % je 110 Millionen Jahre. Dadurch erhöht sich in etwa 900 Millionen Jahren die Durchschnittstemperatur auf der Erde auf 30° C, was als Grenze für die Fortdauer höheren irdischen Lebens gilt. Angesichts dieses langen Zeitraums wird diese Entwicklung bei den hier angestellten Betrachtungen vernachlässigt. Grundsätzlich betrachtet bedeutet sie jedoch, dass einer Nachhaltigen Entwicklung auf der Erde auch aus diesem Grund grundsätzliche Grenzen gesetzt sind.
Die von der Sonne an der Atmosphärenoberfläche der Erde ankommende Energie beträgt derzeit 1.367 W/m2. Dieser Wert wird auch als Solarkonstante bezeichnet. Sie halbiert sich auf dem Weg zur Erdoberfläche etwa auf die Hälfte. Zusätzlich ist deren Krümmung zu berücksichtigen, so dass sie sich weiter auf durchschnittlich 342 W/m2 reduziert.
Der Begriff der Solarkonstante vermittelt den Eindruck von Unveränderlichkeit. Dies ist insofern nicht korrekt, als die Intensität der Sonnenaktivität verschiedenen Zyklen unterliegt.
Bekannte Hinweise auf die Schwankungen der Sonnenaktivität sind das Maunder-Minimum von 1645 bis 1717 n.Chr. sowie das Dalton-Minimum von 1790 bis 1830 n.Chr. Inzwischen hat man zahlreiche Zyklen der Sonnenaktivität identifiziert, nämlich den
11-jährigen Schwabe-Zyklus
22-jährigen Hale-Zyklus
80 – 90-jährigen Gleißberg-Zyklus
210-jährigen Suess/de-Vries-Zyklus
1000-jährigen Eddy-Zyklus
2300-jährigen Hallstadt-Zyklus
Die Zahlenangaben sind Mittelwerte, um die die tatsächlichen Sonnenaktivitätszyklen schwanken. Alle Zyklen überlagern sich, wodurch sowohl Verstärkungen als auch Abschwächungen entstehen können.
Beim Durchgang durch die Erdatmosphäre werden die modifizierten Strahlungsgänge zusätzlich verändert, was wiederum die Strahlungsbilanz an der Erdoberfläche verändern kann. Insgesamt entsteht so ein sehr kompliziertes und komplexes Wirkungsgefüge.