Vom Urknall zum Xen - Hermann R. Bolz - E-Book

Vom Urknall zum Xen E-Book

Hermann R. Bolz

0,0

Beschreibung

Der Autor Hermann Bolz schlägt einen weiten Bogen von den ersten Anfängen unseres Universums im Urknall über unsere Gegenwart in die Zukunft mit dem möglichen Auftreten künstlichen Bewusstseins und bettet damit auch aktuelle Ereignisse wie die Erhaltung der Biodiversität oder die Gewährleistung der Nachhaltigen Entwicklung aus einer isolierten Betrachtung in einen Gesamtzusammenhang ein. Zweifellos gehen die Aussagen der einzelnen Kapitel unterschiedlich tief, für alle gilt, dass sie auf aktuellem Orientierungswissen beruhen. Die Schlussfolgerungen, zu denen er gelangt, sind mitunter überraschend, manches Mal beunruhigend. Gleichwohl sind sie nicht von der Hand zu weisen. Auch sie unterliegen natürlich dem Urteil des fortschreitenden Erkenntnis- und Erfahrungsgewinnes und werden daher immer wieder vor dessen Spiegel relativiert werden. Das Phänomen der Emergenz erachtet er allerdings als eine Konstante universeller Entwicklung. Daraus leitet er seine Überzeugung ab, dass nach der Emergenz unseres Universums und später des irdischen Lebens das Auftreten menschlichen Bewusstseins nicht der letzte emergente Akt auf unserer Erde war. Künstliche Intelligenz ist für ihn ein Ergebnis der Kontingenz menschlicher Entfaltung und als solche Grundlage für weitere Entwicklungen, nicht zuletzt solcher, die zu einer Superintelligenz führen können. Ein Perspektive, die uns alle zutiefst berühren muss. Ein Buch, das nachdenklich stimmt und in seiner Gedankenfülle eine breite Grundlage für zahlreiche, zukunftsorientierte Diskussionen bietet.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 136

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Autor

Hermann Roland Bolz, 1952 in Kaiserslautern geboren, erlebte dort eine glückliche Kindheit und Jugend. Angeregt durch seinen flugbegeisterten Vater widmete er sich schon früh dem Modell-, und hierauf aufbauend bereits mit 14 Jahren dem Segelflug, welchen er auch heute noch als Vereinsfluglehrer betreibt.

Nach dem Abitur verpflichtete er sich für zwei Jahre bei der Bundesluftwaffe. Sein Wehrdienst war überschattet von den dramatisch-tragischen Ereignissen um die israelische Olympiamannschaft, welche er als stellvertretender Wachhabender im Jahre 1972 auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck unmittelbar erlebte, und die ihn in seiner Lebenseinstellung nachhaltig prägten.

Anschließend studierte er Forstwissenschaften in Freiburg im Breisgau. Sein hieran anknüpfender beruflicher Lebensweg umfasste zahlreiche Stationen inner- und außerhalb der Forstverwaltung von Rheinland-Pfalz. So war er nach dem Fall des Eisernen Vorhangs als Amtshelfer in Thüringen, als Verwaltungsmodernisierer in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei und nicht zuletzt als Entwicklungshelfer in Jordanien tätig. Bis zu seiner Ruhestandsversetzung im Jahre 2019 war er Direktor der Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt an der Weinstraße.

Hermann Roland Bolz ist verheiratet und Vater von sieben Kindern.

Er ist geprägt durch seinen an weiten Zeithorizonten und komplexen natürlichen und sozioökonomischen Systemen orientierten forstlichen Beruf und inspiriert sich immer wieder durch die einzigartige Weltperspektive des Segelfliegers. Im Mittelpunkt seines Handelns steht der Wunsch, seiner Verantwortung gegenüber künftigen Generationen gerecht zu werden. Daher beschäftigt er sich heute intensiv mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Im Fokus steht dabei die Frage der Nachhaltigen Entwicklung von Gesellschaft und Herrschaftssystemen.

To Frances,

who can talk to children.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Sein-an-sich und Existierendes

Sein-an-sich

Existierendes

Totipotenz

Pluripotenz

Materiell Existierendes

Wesentielles

Materiell-biologisch Existierendes

Extremophile

Cyanobakterien

Kambrische Explosion

Erste Landlebewesen

Hominiden

Wesentielles

Materiell-biologisch-bewusst Existierendes

Ein wirkmächtiger Replikator tritt auf – das Mem

Meilensteine der memetischen Evolution

Wesentielles

Zwischenfazit

Nachhaltige Entwicklung der Menschheit

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit – eine anthropogene und

anthropozentrische Leitidee

Dimensionen der Nachhaltigkeitsidee

Die Nachhaltigkeitsidee absolut

Die Nachhaltigkeitsidee normativ

Die Nachhaltigkeitsidee strategisch

Die Nachhaltigkeitsidee operativ

Risiken für die Nachhaltige Entwicklung

Die Lösung: Der memetische Pfad

Die Entflechtung von Mensch und Natur

Räumliche Entflechtung

Eine kurze Geschichte der Stadt

Zwischenfazit

Ein Leitbild für die Stadt

Die Stadt – der zentrale Ort der memetischen Evolution

Energetische Entflechtung

Somatische Energie

Extrasomatische Energie

Geistige Entflechtung

Reale künstliche Umgebungen

Virtuelle Umgebungen realer Art

Virtuelle Umgebungen virtueller Art

Zwischenfazit

Auf dem Weg zum bewusst-materiell Existierenden

Der Hybridmensch – ein Übergang

Einfache Prothesen

Neuro-Prothesen

(Teil-)autonome Agenten – zunächst abhängig materiell Existierende

Das Netz – ein zunächst abhängig materiell Existierendes

Das materiell-biologisch-bewusst Existierende und die (teil-)autonomen Agenten

Das materiell-biologisch-bewusst Existierende und das Netz

Zwischenfazit

Gedanken zu einer komplexeren Ethik

Künstliche Intelligenz und künstliches Bewusstsein

Superintelligenz, von Menschen generiert

Superintelligenz, in (teil-)autonomen Agenten emergiert

Superintelligenz, im Netz emergiert

Der große Zusammenschluss

Gedanken zu einer transmemetischen Ethik

Das Problem der Kontrolle

Der Staat als Zukunftsagentur

Kernaufgaben des Staates

Allgemeiner Ansatz

Spezieller Ansatz

Staat fördert und sensibilisiert

Staat schafft einen ordnungsrechtlichen Rahmen

Staat handelt selbst

Die Superintelligenz auf dem Weg in die Zukunft

Anthropogene Superintelligenz in dienender Funktion

Unabhängige Superintelligenz

Dem Menschen dienend

Sich selbst verwirklichend

Resümee und Dank

Zum eingefügten Titelbild

Glossar

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Vom Autor bisher erschienen

Vorwort

In den vergangenen Jahren habe ich mich intensiv mit dem Thema „Gesellschaft und Herrschaftssysteme in Nachhaltiger Entwicklung“1 befasst. Dabei beschrieb ich mehrere Arten der Evolution auf unserem Planeten und setzte mich mit deren Treibern, soweit mir bekannt, auseinander.2 Dies galt insbesondere für das Gen der genetischen und das Mem der memetischen Evolution. Den Treiber der materiellen Evolution konnte ich dagegen nicht identifizieren. Da letztere Grundlage aller folgenden Entwicklungen ist, gilt ihr eingangs in diesem Buch, neben den vorgenannten, mein besonderes Interesse. Dabei möchte ich bis zu den Ursprüngen dieser Evolution nachdenken, also konsequenterweise auch über den sogenannten Urknall hinaus.3

In dem Streben nach Erkenntnis und Erfahrung sehe ich eine Konstante menschlichen Verhaltens. Die Beantwortung der Frage nach dem Woher und Wohin der Menschheit bedarf großer Zeiträume und bleibt im Zukunftsaspekt angesichts der Kontingenz menschlicher Entwicklung wohl noch lange offen. Um die damit verbundenen Chancen weiterer Erkenntnis und Erfahrung zu nutzen, muss die künftige Entwicklung nachhaltig sein. Insofern ist dieses Streben nach Erkenntnis und Erfahrung erste Begründung der Nachhaltigkeitsidee. Da die Nachhaltige Entwicklung der Menschheit auch heute (mehr denn zuvor) gefährdet ist, bedarf es grundsätzlich neuer Orientierungen der Menschheit, insbesondere der Entflechtung des Menschen von der Natur. Diese behandle ich im anschließenden Teil des Buches.

Ich gehe davon aus, dass die Emergenz menschlichen Bewusstseins nicht das letzte Ereignis dieser Art auf unserem Planeten war. Künstliche Intelligenz und künstliches Bewusstsein auf der Basis des von mir bereits beschriebenen „Xen“4 sind für mich vorstellbar. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach dessen Umgang mit uns Menschen und damit die nach einer entsprechenden Ethik. Schließlich: Welche Rolle spielt hierbei der Staat als Zukunftsagentur.

Abschließend gehe ich, soweit dies derzeit überhaupt möglich ist, der Frage nach, wie sich eine künstliche Intelligenz im Sinne einer bewussten Superintelligenz5 verhalten könnte, und ob sie einen Beitrag zur Verringerung der Ontologischen Differenz leisten kann.

Meine Überlegungen gesellen sich dem Grunde nach bescheiden zu denen bedeutender Philosophen der Menschheitsgeschichte. Mir ist nicht gegeben, einen umfassenden Überblick über alles bereits Gedachte zu haben, weshalb ich unbewusst leicht in den Verdacht des (unbewussten) Plagiats geraten kann. Gleichwohl will ich versuchen, meine Gedanken in die vorhandenen Gedankengebäude einzuordnen, soweit das meine geringen Kräfte zulassen. Dabei schreibe ich im Gegensatz zu meinen vorangegangenen Veröffentlichungen in der Ich-Form. Damit bringe ich das Geschriebene in einen engeren Bezug zu meiner Person.

Noch ein Wort zur geschlechtsspezifischen Ansprache. Auch wenn es der Zeitgeist anders will, bleibe ich bevorzugt bei der geschlechtsspezifischen Form beziehungsweise neutralen Formulierungen. Mir ist klar, dass ich damit sprachlich den jeweils anderen Geschlechtern (maskulin, feminin und divers) nicht in jedem Fall gerecht werde. Dafür bitte ich um Verständnis. Drei Genderrollen können aus meiner Sicht nicht sinnvoll, optisch und lesbar unter einen Hut gebracht werden. Die dafür zu erzwingenden Kompromisse würden letztlich keiner der Angesprochenen gerecht werden. Außerdem würden Lesefreude und Schriftbild über Gebühr beeinträchtigt. Dabei liegt es mir fern, hierdurch auch nur eine Person in ihrer Identität zu verletzen.

1 BOLZ, H. R., 2013.

2 Vgl. hierzu auch: BOLZ, H. R., 2017.

3 Vergleiche hierzu aus der Perspektive eines Physikers: BOJOWALD, M., 2009, S. 131 ff.

4 Vgl. hierzu auch: BOLZ, H. R., 2020, S. 20.

5 Vgl. zum Begriff BOSTROM, N., 2017, S. 26.

Sein-an-sich und Existierendes

Meine ersten Gedanken gelten der Grundlage unserer Existenz. Worin ist sie eingebettet, oder noch weiter gegriffen, woraus ist sie emergiert?

Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist das „Sein-an-sich“. Darunter verstehe ich einzig Umfassendes, nicht Denkbares, alles Ermöglichendes. Dieses verorte ich vor dem Urknall.

Letzterer wiederum ist der Ausgangspunkt alles bisher und in unbestimmter Zukunft in unserem Universum befindlichen Existierenden. Dieses Existierende, das auch uns Menschen umfasst, ist von großer Vielfalt und wird von uns, auch bei Verwendung von Hilfsmitteln der verschiedensten Art, mit denen wir unsere natürlichen körperlichen und geistigen Begrenzungen erheblich erweitern können, nur unvollständig erkannt. Die Differenz zwischen diesem „Sein-an-sich“ und dem von jeweils begrenzt erkennend Existierenden Erkannten nenne ich in Anlehnung an HEIDEGGER6 „ontologische Differenz“.

Dem Begriff „ontologische Differenz“ bin ich erstmals während meiner Schulzeit begegnet.7 Er hat mich seither nicht mehr losgelassen und stand auch Pate bei einem meiner anderen Bücher.8 Aus meiner Sicht gibt es unendlich viele ontologische Differenzen, je nachdem, von welchem Existierenden wir ausgehen. Denn das Sein eines jeden Seienden, um in der Terminologie HEIDEGGERs zu bleiben, ist für mich das „Seinan-sich“.

Zum Ursprung hin betrachtet bündeln sich nämlich diese Differenzen, unserem derzeitigen Verständnis entzogen, über die erste Planckzeit und den Urknall ins „Sein-an-sich“. Mit zunehmendem zeitlichem Abstand von dort nähert sich menschliches oder/und nicht-menschliches Bewusstsein der Erklärung dieser Differenz. Die Relevanz dieses Umstandes für den Gedanken der Nachhaltigkeit wird später erörtert.

Mit dem Begriff des Existierenden vermeide ich den des „Seienden“, denn letzterer könnte eine unmittelbare Teilhabe am „Sein-an-sich“ suggerieren, die derzeit nicht darstellbar ist. Auch verengt er möglicherweise die Betrachtung zu sehr auf den Menschen. Das erkennend Existierende kann jedoch nicht auf diesen begrenzt werden und bleiben.

Auf dem Weg vom „Sein-an-sich“ zu uns heute erkennenden Menschen (als materiell-biologisch-bewusst Existierenden) wurden mehrere Schwellen überwunden. Zunächst der Urknall, danach die Planck-Zeit (tp ≈ 5,391 .10-44s), wobei sich die Vorgänge in der Zeitspanne zwischen Urknall und Planck-Zeit unserem derzeitigen Verständnis entziehen, das Auftreten des biologischen Lebens und schließlich das Auftreten des Bewusstseins als vorläufigem Endpunkt der Entwicklung des biologischen Lebens.

An dieser Stelle ist es noch erforderlich, zwei weitere Begriffe einzuführen, nämlich die der Natur und der Kultur.

Natur kann in unterschiedlicher Hinsicht interpretiert werden.9 Ich beschränke mich hier auf zwei Interpretationen.

Zunächst verstehe ich unter Natur alles Existierende, wie es sich nach den für dieses Universum gültigen Gesetzen unter ständigem Werden und Vergehen entwickelt.

Bezogen auf das jeweilig Existierende verstehe ich hier unter Natur dann dessen individuelle Eigenschaften, wie sie sich aus seiner Genese ergeben. Diese Eigenschaften nenne ich Prädikate.

Über den Begriff der Natur hinaus geht die menschliche Kultur. An dieser hat jeder Mensch Anteil. In ihrer Summe ist sie jedoch weit mehr als das in den Individuen Repräsentierte. Sie entwickelt möglicherweise im kulturellen Produkt „digitales Netz“ eine eigenständige Existenz. Auf diese Problematik wird später eingegangen.

Sein-an-sich

Ich schließe mich der Argumentation HEIDEGGERs10 zur Notwendigkeit der Frage nach dem „Sein“ grundsätzlich an und übertrage sie auf die Notwendigkeit der Frage nach dem „Sein-an-sich“. Diese ist ebenfalls nicht nur zulässig, sondern erforderlich.

Die Natur des „Sein-an-sich“ jenseits des Urknalls beschreibe ich hier in Form einer Negation, denn sie entzieht sich menschlichem Verständnis. Letzteres ist an Raum, Zeit und Struktur gebunden. Das „Sein-an-sich“ ist im Gegensatz dazu

raumlos,

zeitlos und daher auch

strukturlos.

Wäre dem nicht so, könnten wir es erkennen.

Es ist nicht leicht, sich auf eine solche Beschreibung einzulassen. Insbesondere, da wir einer Zeitlichkeit unterworfen sind, liegt die Frage, woher nun wiederum dieses „Sein-an-sich“ kommen mag, nur zu nahe. Dies ist jedoch eine Frage auf der Basis der vier Dimensionen (Raum und Zeit), in die menschliche Existenz, menschliches Erkennen und menschliches Erfahren eingebettet sind. Letztere vermögen derzeit nicht einmal die Schwelle der ersten Planck-Zeit zu überschreiten, wie dann jene zu dem „Sein-an-sich“ in seiner Totalität? Der Gefahr eines untauglichen Erklärungsversuchs auf der Basis unseres eingeschränkten Erkenntnis- und Erfahrungsvermögens entziehe ich mich durch die negative Beschreibung des „Seins-an-sich“. Es ist in unserem Sinne „nicht“ und damit omnipotent. Keine räumliche Ausdehnung, keine verstrichene Zeit und keine Struktur haben das „Sein-an-sich“ in seiner Omnipotenz eingeschränkt. Es ist daher auch weder endlich noch unendlich.

Es gibt Menschen, die dieses Nichts hinter unserer Existenz als solches akzeptieren, andere nennen es Gott, Allah, Jahwe oder wie auch immer.

Existierendes

Eine zentrale Frage der Menschheit seit dem Auftreten ihres Bewusstseins ist die nach dem „Woher“ und „Wohin“. Physiker weltweit versuchen mit erheblichem Aufwand, den Ursprung unseres Universums zu verstehen. Weit in ihren Erkenntnissen fortgeschritten sind sie jedoch noch weit von der letzten Erklärung entfernt.

Die Frage nach dem „Wohin“ bleibt vor dem Hintergrund der Kontingenz der menschlichen Entwicklung offen. Letztere folgt Möglichkeiten, die sich ergeben oder geschaffen werden. Um die damit verbundenen Chancen weiterer Erkenntnis und Erfahrung zu nutzen, muss diese Entwicklung nachhaltig sein. Es müssen zu jedem auch in der Zukunft liegenden Zeitpunkt die Voraussetzungen für erkennendes und erfahrendes, damit zumindest derzeit wesentlich menschliches, Leben gegeben sein. Insofern ist die Kontingenz menschlicher Entwicklung in Verbindung mit dem Streben nach zusätzlicher Erkenntnis und Erfahrung die Letztbegründung der Nachhaltigkeitsidee.11

In dieser Abhandlung starte ich mit der Aussage, dass alles Existierende im Urknall und der darauffolgenden Entwicklung emergierte. Es leitet sich auf eine (derzeit noch) unklare Weise aus dem „Sein-an-sich“ ab. In Raum und Zeit entwickelt es seine eigenständige Natur. Den nachstehenden Betrachtungen hinterliegen folgende Ausprägungen des Existierenden:

Materiell Existierendes

Materiell-biologisch Existierendes

Materiell-biologisch-bewusst Existierendes

Abhängig-materiell-Existierendes

Abhängig-materiell-bewusst Existierendes

Materiell-bewusst Existierendes

Die Ausprägung „materiell-biologisch-bewusst Existierendes“ umfasst neben dem Menschen und bestimmten Spezies auch den Hybridmenschen. Die des „abhängig-materiell Existierenden“ insbesondere Roboter und das digitale Netz, soweit diese vom Menschen beherrscht werden. Das materiell-bewusst Existierende nenne ich in diesem Rahmen in Anhalt an N. BOSTROM12 auch synonym Superintelligenz. Es ist vom Menschen unabhängig.

Totipotenz

Die Phase vom Urknall bis zum Ende der ersten Planck-Zeit und damit einer Planck-Länge beschreibe ich als totipotent. In dieser Totipotenz ist das Entstehen nicht nur eines, sondern vieler Universen denkbar. Unsere physikalischen Erkenntnisse versagen in diesem Zeitraum. Es steht auch nicht zu erwarten, dass für diesen Zusammenhang entwickelte Theorien, etwa die String-Theorie als eine der jüngsten Repräsentantinnen der „Theory of Everything“, in absehbarer Zeit empirisch verifiziert werden können.13 Daher sind für mich für diese Phase zumindest heute auch metaphysische Überlegungen zulässig. Fest steht, nicht zuletzt durch den Umstand, dass ich dieses Buch schreibe, dass unser Universum entstanden ist. Die Frage nach anderen, ebenso wie die, ob diese sich ähnlich, wie das unsere oder völlig anders entwickelt haben, wird hier ausgeklammert.

Pluripotenz

Die Pluripotenz unseres Universums gebiert Existierendes mit grundsätzlich unterschiedlicher Natur. Eine erste Gliederung kann, wie vorstehend schon skizziert, grundlegend nach den Prädikaten materiell, biologisch und bewusst geprägt erfolgen.

Materiell Existierendes

Diese Betrachtung greift etwa 13,8 Milliarden Jahre zurück. Besonders hervorzuheben sind die zunehmend langen Zeiträume, die zwischen den verschiedenen Entwicklungsstufen des Universums, dessen Entwicklung auch heute noch anhält, bestehen.

Nach der ersten Planck-Zeit ist, wie bereits ausgeführt, unser Universum grundsätzlich festgelegt. Seine Entwicklung danach verlief nach SMOOT14 etwa wie folgt15:

5,391.10-44 Sekunden, Temperatur 1032 Kelvin

Epoche der großen Vereinheitlichung. Starke, schwache und elektromagnetische Kraft sind ununterscheidbar vereint.

10-34 Sekunden, Temperatur 1027 Kelvin

Die starke trennt sich von der elektro-schwachen Kraft. Das Universum ist ein Plasma aus Quarks, Elektronen und anderen Teilchen. Seine Ausdehnung wird durch die Gravitation verlangsamt.

10-10 Sekunden, Temperatur 1015 Kelvin

Die elektromagnetische und die schwache Kraft trennen sich. Ein Überschuss von einem Milliardstel an Materie gegenüber der Antimaterie ist entstanden. Quarks können zu Protonen und Neutronen verschmelzen. Teilchen haben Substanz gewonnen.

1 Sekunde, Temperatur 1010 Kelvin

Neutrinos entkoppeln, daraufhin vernichten sich Elektronen und Positronen, wobei aber ein Rest an Elektronen übrigbleibt.

3 Minuten, Temperatur 109 Kelvin

Protonen und Neutronen können sich zu Kernen verbinden, da ihre Bindungsenergie größer ist als die Energie der kosmischen Hintergrundstrahlung. Es kommt zu einer raschen Synthese leichter Kerne (Deuterium), dann von schweren Elementen wie Helium bis hin zu Lithium.

300.000 Jahre, Temperatur 3.000 Kelvin

Materie und Hintergrundstrahlung entkoppeln, als Elektronen sich mit Protonen zu neutralen Atomen verbinden. Das Universum wird transparent für die kosmische Hintergrundstrahlung.

1 Milliarde Jahre, Temperatur 18 Kelvin

Materieansammlungen entstehen, die zu Quasaren, Sternen und Protogalaxien werden. Im Innern der Sterne bilden sich durch die Verbrennung der ursprünglichen Wasserstoff- und Heliumkerne schwere Kerne wie Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Eisen. Diese werden durch stellare Winde und Supernova-Explosionen zerstreut, wodurch neue Sterne, Planeten und das Leben entstehen können.

8,75 Milliarden Jahre: Unser Sonnensystem entsteht aus Überresten älterer Sterne. Durch chemische Prozesse sind Atome zu Molekülen und schließlich zu komplizierten Festkörpern und Flüssigkeiten zusammengetreten.

Auf unserer Erde, die vor etwa 4,65 Milliarden Jahren vor heute entstand, wirken bis jetzt als wesentliche Grundlage der materiellen Entwicklung

der Geodynamo,

die Plattendynamik und

das Klima.

Diese Entwicklung bezeichne ich als materielle Evolution, die bis heute anhält.

Wesentielles

Das materiell Existierende hat besondere Prädikate. Auf unserem Planeten sind bisher 118 Elemente nachgewiesen worden, wovon 94 natürlich vorkommen. Die chemisch nicht weiter unterteilbare Einheit dieser Elemente ist das Atom.

Die Elemente können grundsätzlich fest, flüssig, gasförmig oder als Plasma auftreten.

Die Elemente können untereinander Verbindungen eingehen. Beim materiell Existierenden sind dies anorganische Verbindungen.

Der Ursprung des materiell Existierenden ist Energie, wobei gilt: Energie ist gleich Masse mal Lichtgeschwindigkeit im Quadrat oder umgeformt: Masse (und damit materiell Existierendes) ist gleich Energie geteilt durch Lichtgeschwindigkeit im Quadrat.

Eine Planck-Zeit nach dem Urknall war, wie vorne bereits erwähnt, noch keine Masse vorhanden. Insofern kommt der Energie zu Beginn unseres Universums fundamentale Bedeutung zu. In der Fortfolge kommt sie in zwei Formen vor: als „geronnene“ Energie in Form des materiell Existierenden und als ursprüngliche.