Herr Dogder, dess do geht nimmie lang gut! - Hermann R. Bolz - E-Book

Herr Dogder, dess do geht nimmie lang gut! E-Book

Hermann R. Bolz

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Beschreibung

Die Jugendzeit der in der Holzbranche tätigen Hauptfigur dieser Erzählung war eine Zeit, in der aus dem Nichts eine Existenz aufgebaut werden musste. Eine Zeit, in der es keine staatlich finanzierten Rundum-sorglos-Pakete gab. Eine Zeit, in der man selbst anpackte und zuversichtlich, im Vertrauen auf die eigene Kraft und Geschicklichkeit sowie den Rückhalt in der Familie in die Zukunft schaute. Eine Zeit, in der man nicht einen Veggieday vorschlagen musste, um den Fleischkonsum einzudämmen, denn erstens war zumindest bei Katholiken der Freitag fleischfrei, und zweitens gab es Fleisch allenfalls ausnahmsweise, vielleicht sonntags. Es war eine Zeit, in der jeder für sich und die Seinen Verantwortung übernehmen musste, Tag und Nacht, Woche um Woche, Monat um Monat. Kaum vorstellbar die Verhältnisse von heute mit ihren Ansprüchen auf auch im weltweiten Vergleich höchstem Niveau. Kein Wunder, dass sich auf dem Boden seiner Werte und Überzeugungen seine skeptischen Bemerkungen bis heute quasi als Kontrapunkte zu unserer heutigen Welt erhalten haben. Beginnend mit: Iss dann dess noch normal?, hörte man immer öfter: Dess do geht nimmie lang gut! und schließlich in jüngster Zeit: Wann dess do gut geht, geht nix mä schief!

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Seitenzahl: 55

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Der Autor

Hermann Roland Bolz, 1952 in Kaiserslautern geboren, verlebte dort eine glückliche Kindheit und Jugend. Angeregt durch seinen flugbegeisterten Vater widmete er sich schon früh dem Modell-, und hierauf aufbauend bereits mit 14 Jahren dem Segelflug, welchen er auch heute noch als Vereinsfluglehrer betreibt.

Nach dem Abitur verpflichtete er sich für zwei Jahre bei der Bundesluftwaffe. Sein Wehrdienst war überschattet von den dramatisch-tragischen Ereignissen um die israelische Olympiamannschaft, welche er als stellvertretender Wachhabender im Jahre 1972 auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck unmittelbar erlebte, und die ihn in seiner Lebenseinstellung nachhaltig prägten.

Anschließend studierte er Forstwissenschaften in Freiburg im Breisgau. Sein hieran anknüpfender beruflicher Lebensweg umfasst zahlreiche Stationen inner- und außerhalb der Forstverwaltung von Rheinland-Pfalz. So war er nach dem Fall des Eisernen Vorhangs als Amtshelfer in Thüringen, als Verwaltungsmodernisierer in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei und nicht zuletzt als Entwicklungshelfer in Jordanien tätig. Bis zu seiner Ruhestandsversetzung im Jahr 2019 war er Direktor der Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt an der Weinstraße.

Hermann Roland Bolz ist verheiratet und Vater von sieben Kindern.

Er ist geprägt durch seinen an weiten Zeithorizonten und komplexen natürlichen und sozioökonomischen Systemen orientierten forstlichen Beruf und inspiriert sich immer wieder durch die einzigartige Weltperspektive des Segelfliegers. Im Mittelpunkt seines Handelns steht der Wunsch, seiner Verantwortung gegenüber künftigen Generationen gerecht zu werden. Daher beschäftigt er sich heute intensiv mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Im Fokus steht dabei die Frage der Nachhaltigen Entwicklung der Menschheit.

Für Hannelore,

die immer der Rückhalt der Familie ist!

Inhalt

Prolog

Von der Geburt bis zum Einzug zur Wehrmacht

Brennholz und Grubenholz

Militärdienst in den letzten Kriegsmonaten

Der Holzhandel in den letzten Kriegsmonaten

Die Zeit unmittelbar nach dem Krieg

Beinahebegegnungen

Die bayerische Grube

Die Pferde

Die Gerüststangen

Ein beinahe folgenschwerer Unfall

Arztbesuche

Die letzten Pferde

Lohnsteigerungen

Reklamationen an höherer Stelle

Überladen

Ein ungewöhnlicher Km-Stand

Mein Mann schläft noch

Holzdiebstahl

Epilog

Vom Autor bisher erschienen

Prolog

Es war ein sympathischer, älterer Herr, der mich, begleitet von seiner Tochter, in meinem Forstamtsbüro aufgesucht hatte. Nachdem die beiden Platz genommen, und wir uns bekannt gemacht hatten, teilte er mir mit, er möchte schwaches Eichenstammholz kaufen. Das klang gut, das klang sehr gut, denn der Eichenschwachholzmarkt war seinerzeit im wahrsten Sinne des Wortes schwach, und Käufer wurden händeringend gesucht. Selbst die zuständigen Kollegen der Forstdirektion im entfernten Neustadt an der Weinstraße konnten nicht wirklich helfen.

Im Verlauf des Gesprächs äußerte der Kunde den Wunsch, die Bestände, aus denen das Holz kommen würde, zu sehen. Dem entsprach ich gerne und während einer Waldfahrt zeigte ich ihm geeignete Waldorte. Er bekundete großes Interesse an dem Holz. „Ja, dieser Bestand ist gut!“ hörte ich ihn allemal sagen. Zurück im Büro wurde verhandelt. Nach einigem Hin und Her einigten wir uns auf Menge und Preis. Ein entsprechender Kaufvertrag wurde geschlossen, und der Handel mit einem Glas Cognac begossen. Ich war froh, als junger Forstamtsleiter ein so gutes Geschäft gemacht zu haben. Als die beiden sich verabschiedeten erklärte er, dass er sich derzeit wegen eines kürzlich erlittenen Herzinfarkts von seiner Tochter chauffieren lasse, ansonsten führe er schon selbst.

Das Holz wurde zügig eingeschlagen, aufgemessen und zur Übernahme angeboten. Von Seiten des Käufers erfolgte jedoch hierauf, auch nach mehrmaligem Mahnen, keine Reaktion.

Misstrauisch geworden unterzog der zuständige Sachbearbeiter den Kopfbogen des Käufers aus dem zurückliegenden Schriftverkehr einer kritischen Untersuchung. Er stellte fest, dass die Abkürzung dessen Vornamens auffällig war. Unter der Lupe konnte man erkennen, dass es sich dabei nicht um ein „J.“ sondern um ein „I.“ handelte. Der Eindruck des „J.“ entstand durch einen zusätzlich links schräg unter dem Buchstaben angebrachten Punkt, der, vergrößert, ohne Verbindung mit dem „I.“ war. Der Kollege war der festen Überzeugung, dass sich dieser Punkt nicht zufällig dort auf dem Geschäftsbogen befand.

Recherchen ergaben dann auch, dass der Käufer nicht Inhaber der Firma war, sondern dessen Frau. Es war eben nicht die Firma eines Josip, sondern die einer Ilona. Kontaktiert gab diese an, ihr Mann sei entmündigt. Er fahre wohl tagtäglich über Land um Holzgeschäfte zu machen. Das sei sein Hobby aus alten Tagen. Wenn sie das Holz gebrauchen könne, steige sie in die Verträge, die er abschließe, ein, ansonsten, und das sei hier der Fall, nicht.

So hatten wir nun ein schlecht verkäufliches Holzsortiment in beachtlicher Menge am Wegrand liegen und dafür keinen Käufer. Dass es sich dabei um Holz aus verschiedenen Gemeindewäldern handelte, war umso ärgerlicher, denn diese würden auf dem Vollzug des Vertrages bestehen und selbst bei einem späteren Weiterverkauf konnte ein zu erwartender Mindererlös erhebliche Konsequenzen haben.

Einige Zeit später fuhr ein anderer Holzkäufer auf den Forstamtshof. Sein Fahrzeug war ein schlichter 1200er VW-Käfer, unauffällig grün lackiert. Nach Anmeldung durch das Vorzimmer trat er ein. Aufrecht und mit offenem Blick ging er auf mich zu und schüttelte mir kräftig die Hand. Er war unscheinbar adrett gekleidet und trug sein dunkles Haar streng nach hinten gekämmt. Er sprach einen angenehmen und gleichzeitig sehr ausgeprägten Pfälzer Dialekt. In dieser Erzählung will ich ihn des Schutzes seiner Persönlichkeit halber „unseren älteren Herrn“ nennen, wie auch die vielen anderen hier erwähnten Personen nicht namentlich genannt werden.

Wir unterhielten uns lange und er teilte eine große Zahl von beruflichen Bekannten mit mir. Seine Ausführungen zu vergangenen Ereignissen trug er lebhaft und engagiert vor. Gerne verweilte er in alten, aus seiner Sicht besseren Zeiten und kommentierte aktuelle Ereignisse in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit selbstsicheren, offenen Kommentaren, wie etwa: „Dess do geht nimmie lang gut!“, „Iss dann dess normal?“, oder in Abwandlung: „Dess do iss doch net normal!“ und schließlich: „Wann dess do gut geht, geht nix mä schief!“ Wenn er dabei mich adressiert, ergänzte er die Anrede mit: „Herr Dogder, …“.

So kam es, dass ich ihm von dem missglückten Holzgeschäft berichtete. Und sofort ertönte eine dieser Lieblingsfloskeln: „Herr Dogder, iss dann dess normal?“ Und ohne großes Zögern bot er mir an, dieses Holz zu übernehmen. Dabei nutzte er meine Situation keineswegs aus, und wir konnten einen guten Abschluss treffen. Den angebotenen Cognac wies er zurück. Im Gegensatz zu dem anderen trank er nie Alkohol. Überhaupt lebte er enthaltsam. „Vom Geldausgeben ist noch niemand reich geworden, habe ich Recht?“, war sein Credo.

Vor wenigen Jahren, 35 Jahre nach unserer ersten Begegnung, haben wir seinen 90. Geburtstag gefeiert. Da meine