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Der Kapitalismus ist eine Natur und Mensch zerstörende Wirtschaftsordnung. Die Gründe für diesen Umstand liegen in dem nie wahr oder gar ernst genommenen Umstand, dass die Technik als Ge-Stell ein Holon ist, an dem Markt, der noch nie ein "freier" war, an den nicht zu begründenden Zinsen, die ein ständiges Wachstum erzwingen, das in einer begrenzten Welt nicht möglich ist, und dem Eigentum. das jede Gesellschaft in Eigentümer und Nichteigentümer spaltet und damit eine Demokratie unmöglich macht.
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Seitenzahl: 387
Veröffentlichungsjahr: 2021
Peter Schlabach
Der Mythos des „Freien Marktes“
oder
der „real existierende“
Finanzkapitalismus,
die tödliche Despotie der Holons Technik,
Markt, Geld, Zins und Eigentum.
© 2021 Peter Schlabach
3., umfassend überarbeitete Auflage
Covermotiv pixabay.de
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-347-20406-5
Hardcover
978-3-347-20407-2
e-Book
978-3-347-20408-9
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Inhaltsverzeichnis
Historische Zitate
Vorwort
Einleitende Gedanken
I. Kapitel, Kapitalismus, der Schein
II. Kapitel, Begriffsklärungen
a) Holon
b) Die Wirtschaft
c) Technik als Ent-bergen von Wahrheit
d) Technik als Ge-Stell
e.1.) Der „erwünschte“ Markt
e.2.) Wie entstehen Wertvorstellungen und wie werden sie ausgedrückt?
f) Geld und Eigentum
g) Schlussbemerkung
III. Kapitel, Die Evolution des menschlichen Denkens
a) Kurze Darstellung der Weltsichtebenen
b) Der Staat, welche Ideen und Sichtweisen verkörpert er?
IV. Kapitel, der „real existierende“ Kapitalismus
a) Vorläufe
b) Der Holon dominierte Kapitalismus
b) 1. Die konkreten Folgen der Weltsichtebene Orange
b) 2. Die Folgen patriarchaler Weltsicht und patriarchalen Verhaltens
b) 3. Der Kapitalismus und seine besondere Beziehung zu Geld, Zins und dem Markt
b) 3.1. Ökonomisches Geld
b) 3.2. Zins und Zinseszins
b) 3.3. Der Markt
b) 4. Die Basis des Kapitalismus, Eigentum und Arbeit
b) 4.1. Das Eigentum
b) 4.2. Die Arbeit
b) 5. Die Rolle von Wissenschaft und Technik im Kapitalismus
b) 5.1. Die Wissenschaft
b) 5.2. Die Technik als besonders kapitalistisch bedingte
c) Der „real existierende“ Kapitalismus heute
c) 1. Erste Phase der kapitalistischen Entwicklung
c) 2. Die Entwicklung zum Finanzkapitalismus und Neoliberalismus
V. Kapitel, Welche alternative Ansätze sind denkbar?
Literaturverzeichnis
Historische Zitate
Es gibt keine größere Sünde als viele Wünsche.
Es gibt kein größeres Übel als kein Genügen
Es gibt keinen größeren Fehler als haben wollen.
Lao tse 6. Jh. v. Chr. 46. Vers aus dem Tao te king
„Jedem Vorschlag zu einem neuen Gesetz oder einer neuen Regelung über den Handel, der von Kaufleuten kommt, sollte man immer mit großer Vorsicht begegnen. Man sollte ihn auch niemals übernehmen, ohne ihn vorher gründlich und sorgfältig, ja sogar misstrauisch und argwöhnisch geprüft zu haben, denn er stammt von einer Gruppe von Menschen, deren Interessen niemals dem öffentlichen Wohl genau entspricht, und in der Regel vielmehr daran interessiert sind, die Allgemeinheit zu täuschen, ja sogar zu missbrauchen“.
Adam Smith 18. Jh. „Der Wohlstand der Nationen“ S.213
Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet und der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.
Prophezeiung der Cree-Indianer 19. Jh.
„Das Kapital ist für sich selbst da und für sonst nichts mehr.“
Carl Amery 20. Jh. „Global Exit“ S.77
„Eine Entlohnung der Arbeit kommt einer Entwürdigung des Arbeiters gleich, der dadurch wie eine Ware, nicht wie ein Mensch behandelt wird“!!
Rudolf Steiner „Geist, Recht und Wirtschaft“ 20. Jh.
Einleitende Gedanken
Was sind die Umstände, die uns selbst und unser Überleben bestimmen und in manchen geschichtlichen Phasen auch bedrohen? Es waren immer die in den bestimmten Epochen existierenden grundlegenden Denkmöglichkeiten und dadurch hervorgebrachten Überzeugungen6, die das allgemeine Handeln begründeten und bestimmten. Da ma´u aber über die hier ablaufenden Vorgänge noch keine Kenntnisse hatte, konnten diese Umstände nie wirklich zutreffend erklärt werden. Aber was heißt hier Denkmöglichkeiten? Und kann ma´u diese heute so deutlich erkennen, um die allgemeinen gesellschaftlichen Umstände von daher begründet zu verstehen?
Bis vor kurzem wäre eine Antwort schwierig bis unmöglich gewesen, wie ja die historisch ungezählten Versuche belegen. Aber mit den Erforschungen der geistigen Entwicklung der Kinder durch Piaget und dann insbesondere die der geistigen Evolution der Erwachsenen durch Claire Graves, Jean Gebser und vieler mehr, ist es möglich das Verständnis dieser Umstände mit Aussicht auf Erfolg angehen zu können.
Aber hier ist folgendes zu beachten. Schon Piaget erkannte, dass sich unsere geistige Entwicklung in Stadien oder Stufen vollzieht. Aber solche Begriffe rufen bei uns bestimmte Vorstellungen hervor, die oft falsche Meinungen über diese Erkenntnisse provozieren. Anders formuliert kann ma´u auch sagen; ma´u darf solche Begriffe nicht zu „wörtlich“ verstehen. Diese bedingen dann falsche Vorstellungen. Denn sie stellen ja nur vergleichende Bilder dar, benennen aber nicht den Sachverhalt selbst. Es ist eben keineswegs so, dass es hier so etwas wie „Stufen“ oder „Stadien“ gäbe, die wir auf dem Weg unserer geistigen Evolution „erklimmen“ müssten oder gar könnten. Die Übergänge von einer Stadie zur nächsten sind erstens sehr individuell und zweitens sehr fließend. Daher heißt auch das Buch, das die Studenten von Graves, Beck und Cowan nach seinem Tode veröffentlichten und damit seine Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich machten, „Spiral Dynamics“.
Diese eben angesprochenen, schon immer existenten Missverständnisse, bzw. Unkenntnisse, entstammen damit dieser unserer geistigen Evolution. Denn diese gab es von Beginn dessen an, was wir Philosophie und/oder Theologie nennen. Aber diese übertragen sich umfassend auch auf unsere Sprache, indem sie diese prägt. Der Grund dafür ist leicht zu erkennen: Alle unsere Erfahrungen, daher kommende Gedanken und folgende Erkenntnisse können wir nur mit Hilfe unserer Sprache verstehen und weitergeben. Dabei wird hier die Mathematik mit eingeschlossen gedacht.
Aber jede von einer Person verwendete Sprache und deren verwendete Begriffe sind immer in ihren Bedeutungen auf deren persönliche „Bilder im Kopf“ bezogen. Oder anders, da sie sich damit verbinden7, würde zu wörtliches Verstehen solcher Begriffe das Gemeinte verzerren bis verfälschen. Da wir aber anders nicht kommunizieren können, bleibt gar keine andere Wahl, als Begriffe zu benutzen, die in anderen Zusammenhängen eine oft andere Bedeutung haben.
Hier ist in unserem Zusammenhang gemeint, dass die Begriffe Stadien oder Stufen Abgrenzungen beinhalten, die in den hier erkannten Abläufen eben schlicht unzutreffend wären. Dies gilt in noch weiterem Umfang für die W-Meme oder Weltsichtebenen nach Graves. Was aber sagt uns dieses Buch? Nach seinen Forschungsergebnissen, die weltweit durchgeführt wurden, erkannte Graves, dass alle Menschen auf einer ihn/sie bezeichnenden Weltsichtebene denken und die Welt „von daher“ interpretieren. Er konnte acht solcher Ebenen nachweisen.
Anders formuliert kann ma´u auch sagen: Wir Menschen sind keine Träger, kein Objekt mehr der biologischen Evolution, sondern des Geistes8. Interessant ist, dass der russische Forscher Konstantin Korotkov aufgrund ganz andere Überlegungen und Forschungen zum gleichen Ergebnis kommt. Diese Ergebnisse werden aber für mich noch dadurch gesichert, da sie
erstens dir Forschungen Piagets bestätigen, aber auch zweitens weitgehend deckungsgleich mit den etwas früheren Ergebnissen Jean Gebsers in Bezug auf dessen Überlegungen in Richtung der Entwicklung unserer Bewusstseinsstrukturen gehen.
Darüber hinaus hat Ken Wilber in seinem Buch „Integrale Psychologie“ noch eine ganze Reihe weiterer Psycholog*innen aufgeführt, die zu vergleichbaren Ergebnissen kamen.
Bezieht ma´u nun diese neuen Erkenntnisse auf die eingangs gestellten Fragen, kann ma´u ganz neue und vor allem andere Antworten als bisher anbieten. Historisch gesehen dachten Menschen während der Zeit der Stammeskulturen9 auf der des Stammesdenkens, oder auch als animistisch bezeichnet. Beck und Cowan machten hier den Vorschlag, alle die von Graves erkannten Ebenen mit Farben zu benennen. Das deshalb, um mögliche „Abhebungen“ oder „Abgrenzungen“ von Menschen gegenüber anderen zu vermeiden. Das gelingt allerdings wohl auch damit nur mäßig. Nach diesem Vorschlag wäre die Ebene des Stammesdenkens auch mit Purpur zu bezeichnen. Wichtig ist hier aber weiter zu erwähnen, dass sich die so denkenden Menschen am Wir, also ihrer Gruppe orientieren.
Vor ca. 10000 Jahren begann sich dann Rot durchzusetzen, oder auch als egoisches Denken bezeichnet, es orientiert sich am Ich.
Dann folgte vor ca. 3000-2500 Jahren Blau oder mythologisch, wieder am Wir orientiert,
vor ca. 500 Orange oder rational, am Ich orientiert, vor ca. 150 Grün oder mitfühlend, wieder Wir-orientiert und dann vor ca. 70 und dann 50 Jahren die Ebenen der 2. Ordnung10 Gelb und Türkis, auch als integral und holistisch bezeichnet, wobei diese Begriffe in das Gemeinte verweisen.
Alle diese früher dominanten Weltsichtebenen begründeten sowohl eine eigene gesellschaftliche Lebens- und Wirtschaftsform, als auch eine eigene Religion. Zum Beleg hier kurz:
Purpur gleich Stämme, Animismus oder Totemismus, Leben in der Natur mit gemeinschaftlicher Aufteilung der Ergebnisse von Jagd und Sammlung.
Rot gleich Feudalreiche, Götterhimmel und Zivilisation, erste Großverwaltungen und erste Märkte
Blau gleich Großreiche und Großreligionen, also z.B. der Eingottglaube. Zunächst die "Erfindung" des ökonomischen Geldes (Lyder) und des Privateigentums (Griechen) als staatlich garantiertes Herrschaftsrecht. Dann teilweise im Mittelalter wieder Rückkehr zum Warentausch.
Dann Orange oder rational, mit Regierungsformen des Rechts und der Schein-Demokratien und als Religion die Wissenschaft, insbesondere aber dann die des Kapitalismus11.
Entscheidend ist aber, dass es nach wie vor viele Menschen gibt, die immer noch auf früheren Ebenen denken. Unsere derzeitigen Lebensumstände sind aber grundlegend durch das rationale Denken zu begründen und von daher zu verstehen. Auf dieser Ebene denken momentan ca. 30% der Menschen, die allerdings die gesellschaftliche Macht haben. Um dies zu belegen hier ein längeres Zitat aus „Spiral Dynamics“, das dieses Denken näher beschreibt. Dort heißt es unter anderem:
Orange: Handle im eigenen Interesse als Individuum, das Du bist und spiele so, dass du gewinnst.
Veränderung und Fortschritt liegen in der Natur der Dinge und im eigenen Interesse
Fortschritt, indem wir die Geheimnisse der Natur in Erfahrung bringen, bzw. sie der Erde „entreißen“ und die besten Lösungen für uns finden.
Die Schätze der Erde so verarbeiten, dass ein Überfluss an gutem Leben geschaffen und verbreitet wird. Die absolut schädliche Ausbeutung der Erde ist unwichtig.
Optimistische, risikofreudige Menschen, die sich auf sich selbst verlassen können, verdienen Erfolg. In manchen Fällen führt dies zu überdimensionalen Reichtum und damit Macht.
Gesellschaften gedeihen durch Strategien, Technologie und Konkurrenzdenken, das immer nur im eigenen Interesse liegt.
Liest ma´u sich diese „Liste“ möglicher Verhaltensweisen von Menschen durch, kann ma´u einige wichtige Schwerpunkte erkennen. Vorab geht es immer um die Wünsche und Bedürfnisse des Ich, noch deutlicher muss ma´u eigentlich Ego sagen. Erst dessen extreme Selbstbehauptungs- und Bestätigungsbedürfnisse bringt solches Verhalten hervor. Wie das dann konkret aussieht haben Beck und Cowan klar und deutlich wie folgt beschrieben: „Ich will etwas leisten und gewinnen und etwas in meinem Leben erreichen. Die Welt ist voller Möglichkeiten für den, der sie ergreift und dabei bereit ist, mit Überlegung auch etwas zu riskieren. Nichts ist sicher, aber wenn du gut bist, versuchst du das Beste aus deinen Chancen zu machen, und findest unter vielen Möglichkeiten die besten. Zuerst musst du an dich selbst glauben, dann klappt auch alles andere. Du darfst dich nicht in Strukturen oder Regeln verheddern, wenn sie den Fortschritt hemmen. Stattdessen kannst du die Lage für dich selbst ständig verbessern, wenn du Versuche unternimmst und aus deinen Erfahrungen lernst.
Ich habe Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten und beabsichtige, etwas in der Welt zu verändern>. Von Rot erhält es das Verlangen, den Wünschen des eigenen Selbst zu folgen“. Auch in Orange sucht ma´u oft jemanden, „dem sie im Falle des Scheiterns die Schuld geben können, denn die liegt <wie in Rot> ganz sicher nicht bei ihnen. In derartigen Systemen bedenken Vorständler einander ausnahmslos mit üppigen Zulagen, selbst wenn sich das Unternehmen insgesamt auf dem absteigenden Ast befindet. Das seit Beginn der Zivilisation existente Elitedenken schafft auch hier zwischenmenschliche Distanz. Freude beschert dir Jagd, nicht der Fang. Andere Menschen müssen der besten und angemessensten Vorgehensweise – nämlich der eigenen – zustimmen“.
Das aus diesem Denken entstehende „moderne Leben ist das Resultat arbeitskraftsparender Maschinen, das den Geist für bessere Dinge freisetzt: eine überlegene Gesundheitsvorsorge und bessere
Medikamente, <verbesserte> Tiere und Pflanzen sowie den Glauben, dass wir Gewalt über alles haben. Der Glaube an Dogmen ist verschwunden und von Versuchsergebnissen <der wissenschaftlichen Methode› und ständigen Auswertung, was gerade am besten funktioniert, abgelöst worden. Erfolgreiches Handeln bestimmt, was richtig ist. Es kann gelegentlich Sympathie, aber keine Empathie geben. Es handelt sich um Männer, welche die Verantwortung übernehmen, und Frauen, die wissen was sie wollen und wie sie es bekommen können. Beide Geschlechter wollen es ganz und sie wollen es jetzt.
Außerdem begrüßen Menschen in Orange Werte und Glaubensvorstellungen, die dem Materialismus gegenüber dem Spiritualismus, dem Pragmatismus gegenüber Prinzipien und Siegen gegenüber langfristigen Garantien den Vorzug geben. Vielgestaltiges Denken ist vergleichend, das Leben ist wettbewerbsorientiert. Man tut das, was funktioniert und sagt das, was die anderen hören wollen. Wenn Orange aktiv ist, zählt das Äußere oft mehr als das Wesen. Der erstklassige Lebensstil, den man in Orange ersehnt, ist ausgestattet mit einem psychoanalysierenden Verstand und teuren Anzügen, Trophäenfrauen oder –Männern, mit denen man sich in Cannes zeigen kann. Orange und Mobilität gehören zusammen. Loyalität gründet auf Nützlichkeit, nicht auf Verpflichtung. Menschen in Orange kann es an Gewissen fehlen, insbesondere, wenn es um gewichtige Ergebnisse geht. Entscheidungen basieren auf kalten, quantitativen Berechnungen und der Beurteilung der Möglichkeiten - ‹Fakten, nichts als Fakten› - sagt man in Orange.
Man kann andere nicht um Unterstützung oder Rat bitten, da dies ein Anzeichen von Schwäche wäre und die Selbsttäuschung vollständiger Autonomie untergraben würde. Ein Charakteristikum des gesamten orangen Bereichs ist das Gefühl eines unbegrenzten Selbst und grenzenloser Möglichkeiten. Warmherzigkeit zu zeigen, ist immer noch eine Frage des kalkulierenden Nutzens. Das große Verdienst dieses w- Mems liegt darin, dass es die Mutter der Moderne ist. Dem Einzelnen hat es Befreiung, Technologie und die Bereitschaft, Ideen zu erforschen gebracht. Allerdings ist es auch die Quelle der problematischen Lebensbedingungen, die zu den Fragen führen, ob Regierungen funktionieren, wie Milliarden von Menschen mit einer vernünftigen Lebensqualität koexistieren können und wie die Erde ein Konsumniveau, wie es derzeit herrscht, verkraften kann“12.
Diese Beschreibung ist klar und eindeutig eine Charakterisierung solcher Menschen, die ma´u heute in besonderer Weise als erfolgreich versteht. Vor allem aber, die uns permanent als dringend nachahmenswert vorgesetzt werden. Allerdings auch solcher, die wir eigentlich nicht kennen, die aber gleichwohl über fast unbegrenzte Macht verfügen. Es sind diejenigen, die uns in der Wirtschaft und von daher bestimmter Politik „beherrschen“. Betrachtet ma´u sich aber die jüngste Geschichte etwas genauer, kann ma´u erkennen, dass sich das rationale Denken in aller Regel auf Prämissen bezieht, die ihrerseits puren Behauptungen oder Wunschvorstellungen entspringen. Als Beleg hier der Hinweis auf den sog. „Freien Markt“, der von Beginn an nie wirklich frei war. Oder den etwas später entstandenen „real existierende Sozialismus“, der ebenfalls keiner war, zumindest nicht im Sinne der Theorien von Marx. Dieser hätte aber auch nach den Ideen von Marx nicht funktioniert.
Aber trotz all dem funktionierten und funktionieren beide teilweise noch immer, als die Begründung der Einstellungen ganzer Gesellschaften. Oder anders formuliert; rationales Denken ist als Instrument sehr brauchbar und nützlich. Wenn ma´u aber seine Voraussetzungen keiner gründlichen kritischen Analyse unterzieht und diese nicht in ihren Folgen umfassend bedenkt, dann führt dies zu dem, was wir in der Moderne so umfassend erleben. Nämlich zu Ideologien und zwar ganz im Sinne von Marx als falsches Bewusstsein gemeint. Oder m.a.W., Jeremy Rifkin13 ist der Überzeugung, dass das moderne Denken nicht rational genannt werden muss, sondern ideologisch. Ich ziehe es jedoch vor dieses Denken immer noch rational zu benennen, aber keineswegs seine ideologische Ausrichtung zu übersehen.
Bezieht ma´u nun diese Darstellung auf unsere Ausgangsfrage, kann ma´u anders formuliert sagen: Unsere derzeitige weltweite Wirklichkeit wird von einer Sicht geprägt, die ma´u nur mit dem Begriff des Kapitalismus richtig beschreiben kann. Dies werden die folgenden Darstellungen der diesem zugrundeliegenden Überzeugungen deutlich zeigen. Dieser Kapitalismus ist die umfassend ideologisch begründete Wirtschaftsform, die aus dem oben näher beschriebenen Denken entstand. Er erfüllt dabei gleichzeitig weitgehend die Funktion einer Religion innerhalb dieser Weltsichtebene.
In ihm sind aber mehrere ideologische Verfremdungen enthalten. Nämlich
die Markttheorie,
das Geldsystem mit Zinsen und Zinseszinsen
und eine sehr einseitige, ja eigentlich völlig falsche Sicht der Arbeit14.
Da es aber beide Funktionen erfüllt15, hat es eine umfassend beherrschende Position. Diese entwickelt sich ununterbrochen in einer immer bedrohlicheren Weise weiter16, vor allem aber einer allgemeinen Bedrohung unserer Überlebensmöglichkeiten. Dabei nähert sich unsere allgemeine gesellschaftliche Wirklichkeit immer umfassender der einer Despotie. M.a.W., einer absoluten Fremdbestimmung. Aber warum beschreibt ma´u denn dieses System dann üblicherweise mit dem Begriff der „Freien Marktwirtschaft“?
Der Grund warum ma´u diesen „neuen“ ideologisch bestimmten Begriff brauchte, ist ganz offensichtlich17. Der Begriff Kapitalismus war nämlich insbesondere in den USA seit der Weltwirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts in Misskredit geraten. Daraufhin suchte ma´u nach einem Ersatzbegriff. Dieser sollte aber dieses Wirtschaftssystem so bezeichnen, dass er von der weltweiten Öffentlichkeit akzeptiert wurde. Dabei waren und sind aber letztlich alle beide ideologische Begriffe. Er hatte aber noch eine weitere wichtige Funktion zu erfüllen. Er sollte die gesellschaftsprägende, ja absolut dominierende Wirklichkeit dieses Systems möglichst „verschleiern“ und unkenntlich machen. Das leisten ideologische Begriffe immer.
In dem Begriff der „Freien Marktwirtschaft“ hatte ma´u das Idealwort gefunden. Es verband den Begriff der Freiheit mit dem des Marktes. Die „Freiheit“ ist ja im Zusammenhang mit dem Liberalismus in der Moderne seit langem ein Schlüsselbegriff mit positiver Besetzung18. Dieser erscheint vordergründig völlig harmlos, wird er doch schon lange für den allgemeinen Handelsplatz benutzt. Daneben behauptet seine „gelehrte“ Theorie, dass er ein in allen gesellschaftlichen Bereichen zutreffendes Gleichgewicht herstellen würde. Ma´u beachte die berühmte „unsichtbare Hand Gottes“ nach Adam Smith, eine umfassend unbelegbare, eben ideologische Behauptung. Allerdings hat ma´u den Marktbegriff im Kapitalismus auf Bereiche ausgedehnt, die keineswegs unter den mit einem üblichen Markt verbundenen Aktivitäten zusammenfallen. Siehe z.B. den sog. Kapitalmarkt, aber auch noch andere, wie sich noch zeigen wird.
Diese deutlichen Widersprüche belegen durch diesen jetzt kurz dargestellten Hintergrund, dass unsere derzeitige gesellschaftliche „Realität“ nur von daher zu erklären ist. Vor allem wenn ma´u dazu einen weiten Bereich unserer verschiedenen gesellschaftswissenschaftlichen Ansätze in eine Erklärung mit einbezieht und diese miteinander verbindet. Es sei aber nicht verschwiegen, dass dies manchmal selbst wissenschaftlich in einer Weise geschieht, die von diesen Fachvertreter*innen nicht immer vorbehaltlos akzeptiert wird. Dies hat dann oft damit zu tun, dass diese Wissenschaftsbereiche ihrerseits sehr „unterschiedlich“ – vorsichtig ausgedrückt – aufgestellt sind und argumentieren. Ich kann daher nur hoffen, dass der angestrebte Ertrag dieser Bemühungen so ausfallen wird, dass dies für alle Leser*innen akzeptabel, zumindest aber nachvollziehbar ist.
Aber natürlich sind neben den Umständen unseres Denkens noch weitere uns umfassend betreffende Voraussetzungen zu beachten. Nämlich vor allem und zuerst unsere patriarchale, machthierarchisch geprägte gesellschaftlich-geschichtliche Imagination19. Diese bestimmt neben den Denkprozessen auch unsere seelisch-psychischen Umstände mit. Also das, was wir seit Freud unser Unbewusstes, das Ich, bzw. Ego und das Über-Ich nennen. Aber teils auch von daher mit zu verstehen die Ausprägung dessen, was in manchen Bereichen der Psychologie Linien genannt wird. Oder m.a.W., alle die persönlich-psychischen Bereiche, die die Psychologie erforscht. Darüber hinaus machte Ken Wilber darauf aufmerksam, dass unsere übliche objektive, positivistische Sicht auf uns selbst und die Wirklichkeit eindeutig zu einseitig ist.
Er schlägt daher das Modell der sog. vier Quadranten vor. Jede Beobachtung müsse sowohl von Subjekten, als auch Objekten, sowohl subjektiv, oder „von Innen“, als auch objektiv, also von „Außen“ erfolgen. Da solches nun auch in der Einzahl als auch Mehrzahl erfolgen kann, ergeben sich eben vier Bereiche des Sehens. Nämlich Ich und Wir als die subjektive Seite, und Es und Sie als die objektive.
Aber zu einem wirklichen Verständnis unserer Wirklichkeit gibt es noch einen weiteren Zusammenhang, der wenig bekannt ist. Oder anders, der trotz existierender Hinweise bisher strikt ignoriert wird. Nämlich die grundlegende Selbständigkeit allen Existierenden. Was meint dieser Satz? Eigentlich ist ja alles Existierende keineswegs selbständig, abgegrenzt, wie uns der Begriff des Objekts nahelegt. Ganz im Gegenteil hängt Alles mit Allem zusammen.
Aber diese objektive "Selbständigkeit" ist hier nicht gemeint. Gemeint ist eine solche, die einer hervorgekommenen Existenz20, eigenes Sein, in umfassender und insbesondere eigendynamischer Weise zukommt. Konkret bedeutet dies, dass ein solches neu Hervorgekommenes versucht seine Eigenexistenz mit allen Mitteln zu behaupten. Darüber hinaus aber sich auch in seinen Möglichkeiten zu seinen eigenen Seinsumständen weiterentwickelt. Bezogen auf das Leben nennen wir diesen Prozess Evolution.
Dies gilt aber auch für andere Seinsbereiche, wie z.B. die Wirtschaft und die Technik. Der alles entscheidende Punkt ist der Umstand, dass die jeweils eigene Entwicklung solcher Seinsbereiche auch die eigene „Umwelt“ in eigenbezogener Weise verändert. M.a.W., sie verändern ihre Umwelt in einer Weise, die ihren eigenen Bedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten entspricht. Dies gilt vor allem und gerade in Beziehung auf uns Menschen. Daher lautet eine der entscheidenden Thesen dieses Buches: Wesentliche unserer menschlichen Entwicklungen erfolgten nicht nur in unserem zuerst menschlichen Interesse und unseren zuerst menschlichen Bedürfnissen. Sondern auch und vor allem denen dieser neu hervorgekommenen Entitäten oder Ideen, wie z.B. der Wirtschaft und der Technik.
Aber Moment, was soll denn nun diese völlig abstruse Behauptung? Unsere Entwicklung verliefe nicht in unserem Interesse, sondern auch der von Wirtschaft und Technik? Das ist doch völlig absurd. Wir sind es doch, die uns ganz im biblischen Auftrag „die Erde untertan gemacht haben“. Es ist gerade diese unsere allzu menschliche Überheblichkeit, die uns die wirklichen Verhältnisse völlig übersehen lässt. Vor allem in dem Sinne, dass diese auch uns in immer umfassenderer Weise fremdbestimmen. Schon Martin Heidegger hat auf diesen Umstand in einem Vortrag besonders in Bezug auf die Technik aufmerksam gemacht. Dieser wurde in seinem Büchlein „Die Technik und die Kehre“ veröffentlicht. Er machte diese Eigendynamik am Sein und am Wesen der Technik fest. Denn alles was ist, also Sein hat, west auch an, hat ein eigenes Wesen. Dieses „Wesen“ der Technik ist das Ge-Stell. Wie begründet er diesen eigenartigen Ausdruck?
Die Technik ist dasjenige Sein, in dessem Anwesen der Natur
nach-gestellt wird,
um sie fest-zu-stellen,
damit sie sich heraus-stellt bzw.
wir uns etwas vor-stellen können,
um damit und daraus etwas herzu-stellen,
das ma´u dann zu-stellen, hin-stellen, auf-stellen kann.
Und so ist eben die Technik bezogen auf dieses vielfältige Stellen ein Ge-Stell, wie viele Berge ein Gebirge sind. Oder mit seinen Worten: „Das Wesen des Ge-Stells ist (daher) das in sich (also der Technik) gesammelte Stellen, das seiner eigenen Wesenswahrheit (also seinem so zu beschreibenden und verstehenden Sein, seiner Anwesenheit) mit der (menschlichen) Vergessenheit nachstellt, welches Nachstellen sich dadurch (nämlich die menschliche Vergessenheit) verstellt (für uns unsichtbar wird), dass es sich in das Bestellen (Zurechtbiegen, zur Verfügung halten) alles Anwesenden (also auch der Menschen) als den (seinen) Bestand (also seine Wirklichkeit) entfaltet, sich in diesem einrichtet und als dieser herrscht“21 (!!!). Und er fährt unter dieser Voraussetzung mit Recht fort: “Das Ge-Stell west als die Gefahr“. Oder m.a.W., das Sein der Technik, des Ge-Stells ist für uns Menschen gefährlich. Und warum ist sie das?
„Aber bekundet sich damit (mit dem herkömmlichen Anschauen der Technik, als diese Technik) schon die Gefahr als die Gefahr? Nein.“ Und warum nicht? „Fährnisse und Nöte bedrängen zwar allerorten die Menschen übermäßig zu jeder Stunde. Aber die Gefahr, nämlich das in der Wahrheit seines (des Ge-Stells) Wesens sich gefährdende Sein (nämlich die Gefahr für uns Menschen) selbst, bleibt verhüllt und verstellt (für uns durch unsere Unkenntnis unsichtbar). Diese Verstellung (unsere Unkenntnis) ist das Gefährlichste der Gefahr.
Gemäß dieser Verstellung der Gefahr durch das Bestellen des Ge-Stells (es stellt scheinbar alles her, was wir wollen), sieht es immer noch und immer wieder so aus, als sei die Technik ein Mittel in der Hand des Menschen. In Wirklichkeit aber ist jetzt das Wesen des Menschen (und damit sein Sein, seine Wirklichkeit) dahin bestellt (er ist dazu verurteilt), dem Wesen der Technik an die Hand zu gehen“22. Nämlich sich ihr unterzuordnen und ihr einzufügen. Ma´u beachte zu dieser Aussage die Umstände von Arbeiter*innen an Fließbändern, vor allem in noch nicht weit zurückliegender Vergangenheit, in Entwicklungsländern aber auch noch gegenwärtig.
Dieser Ansatz eines enorm wichtigen „Weckrufes“ von Heidegger blieb leider fast völlig ungehört. Wo kämen wir denn da hin, anerkennen zu sollen oder gar zu müssen, dass wir, die "Krone der Schöpfung", in Wirklichkeit gar nicht diese Krone sind, sondern nur „Bestand des GeStells“? Das geht natürlich gar nicht. Aber vielleicht verhinderte auch die Wortwahl – Sein und Wesen – Heideggers eine weitere Verbreitung dieser Gedanken. Diese werden doch
erstens auch für andere Bezüge genutzt,
vor allem aber bringen sie nicht die umfassendere Wirklichkeit
solcher Umstände zum Vorschein.
Wie sich noch zeigen wird, leistet dies aber sehr deutlich der von Arthur Koestler vorgeschlagene Begriff des Holon. Diesem werden wir uns unten noch sehr ausführlich annehmen.
6 auch die nicht öffentlich bekannten, also geheimen.
7 ma´u vergleiche hierzu die Erkenntnisse von de Saussure, bezeichnet als Signifikant und Signifikat.
8 allerdings ist hier Geist im Sinne von mind gemeint.
9 hier sind im Folgenden immer die in der jeweiligen Gesellschaft existierenden dominierenden Denkformen der üblichen Erklärungen gemeint.
10 die Erklärung dieses Begriffs würde hier etwas zu weit abführen, siehe hierzu aber unten.
11 ma´u vergleiche z.B. Max Weber, Ernst Bloch, Walter Benjamin oder Carl Amery.
12 a.a.O. S.396fff
13 siehe sein Buch „Die empathische Gesellschaft“.
14 siehe zu allen drei Aussagen als umfassende Begründung die späteren Ausführungen.
15 also scheinbar unsere äußeren wie inneren Bedürfnisse befriedigt.
16 als Bedrohung unserer wirklichen menschlichen Werte gemeint, nämlich Freiheit, Gleichheit, Empathie und Liebe.
17 wie auch schon J.K. Galbraith vermutete. Siehe seine Bücher in der Literaturliste.
18 siehe hierzu besonders mein Buch „frei sein“.
19 siehe Cornelius Castoriadis „Gesellschaft als imaginäre Institution“ und „Kapitalismus als imaginäre Institution“.
20 ob dies durch evolutive Prozesse, oder von uns Menschen hervorgebracht ist, ist einerlei.
21 M. Heidegger a.a.O. S.37 Hervorh. PS
22 a.a.O.
I. Kapitel, Kapitalismus, der Schein
Es wurde im Eingang darauf verwiesen, wie wichtig es ist deutlich zu machen, von woher der Autor denkt. Hier die Erklärung; die folgenden Gedanken gründen umfassend auf diesen Überzeugungen:
Alle Menschen sind als Teil der Spezies Mensch gleich. Dieser Umstand wurde jetzt endgültig durch die Genforschung bestätigt. Alle haben daher das Recht auf ein aus ihrer Kultur begründetes „gutes Leben“. Also ausreichende Nahrung, zuträgliche Lebensbedingungen, selbstbestimmte, sichere Lebensumstände und umfassende Bildung.
Alle Menschen sind aber auch je eigene Individuen. Daher sind sie alle unterschiedlich in Bezug auf diese ihre individuelle Realität. Dies ist eine Folge der unterschiedlichen Voraussetzung ihrer Herkunft, sozialen Rahmenbedingungen und der je eigenen Ontogenese. Jeder Mensch trägt damit in seinem Kopf seine je eigene Welt, seine eigenen „Bilder im Kopf“ - Qualia - mit sich. Alles was ihm/ihr begegnet, wird mit Hilfe dieser „Bilder“ interpretiert und beurteilt. Sie begründen die aus diesen Urteilen entstehenden je eigenen Lebensumstände und Handlungen. Jeder Mensch trägt daher dafür auch die Verantwortung, ob er will oder nicht. Dies gilt auch dann, wenn er/sie diese ablehnt, oder auch nicht wahrund/oder annehmen will.
Es ist unumgänglich, dass eine von daher begründeten Sicht auf uns Menschen eine ganz spezielle Vorstellung über diese unsere derzeitige gesellschaftliche Wirklichkeit folgt. Wie aber sieht eine solche aus?
Wenn wir uns mit anderen Menschen unterhalten, sind wir oft erstaunt, wie unterschiedlich unsere jeweiligen Ansichten über uns selbst und die uns umgebende Welt sind. Auf dem Hintergrund der in den einleitenden Gedanken dargestellten Erkenntnisse über die Weltsichtebenen und den eben begründeten je eigenen „Bilder im Kopf“ ist das auch nicht verwunderlich. Jede/r hat eben seine/ihre je eigene Welt in seinem/ihrem Kopf. Dass diese je nach persönlicher Entwicklung
erstens sehr unterschiedlich ausfallen,
vor allem aber zweitens von daher kommend umfassend vorgegebenen Vormeinungen unterliegen und dann sich daraus ergebenden eigenen Ansichten23, ist unumgänglich.
Leider ist dieser Umstand den wenigsten Menschen bewusst. So dass sie fast immer davon ausgehen, dass das von ihnen Ausgesagte immer bei dem/der Gesprächspartner/in so „ankommt“, wie sie es gemeint hatten. Das ist aber in aller Regel nicht so. Woher kommt das? Geistig (im Sinne von mind) sind wir bei unserer Geburt eine tabula rasa. Alles uns Menschen Ausmachende müssen wir erst auf der Grundlage und mit Hilfe eigener genetischer Ausstattung24 erlernen. Das beginnt beim gezielten Bewegen, die Gefühle - siehe das Konzept der Linien -, über die Sprache bis zum Denken. Aber - und das ist besonders wichtig – alles was jetzt das Ergebnis dieses Prozesses ist, ist ganz persönlich, individuell. Jede/r hat damit und daher seine/ihre je eigenen „Bilder im Kopf“.
Alle patriarchal denkenden und daher machthierarchisch organisierten Gesellschaften versuchten nun aber seit ihrer Existenz in den heraufziehenden Feudalherrschaften und den folgenden25, diese „Bilder“ so einheitlich, vor allem aber „gesteuert“ wie möglich zu machen. Und zwar einerseits direkt in den Familien, andererseits über die öffentlichen Bildungseinrichtungen. Vor allem aber heute durch die folgende alles überschwemmende ideologisch bestimmte Propaganda. Hier ist nicht der Ort, sich ausführlicher damit auseinanderzusetzen.
Aber jederma´u kann dies bei kritischem Blick auf unsere Gesellschaft deutlich beobachten. Aber wenn dies zu einer unkritischen Einstellung gegenüber sich selbst oder gar der Gesellschaft führt26, dann ist das selbstverständlich für jede so „be-dachte“ Gesellschaft absolut schädlich und daher grundlegend abzulehnen.
Die Begriffe Untertanentum als eine Bezeichnung des überwiegenden Teils der Bevölkerung solcher Gesellschaften27, aber auch "gouvernementale Republik"28 bringen diesen Umstand sehr gut auf den Punkt. Untertanen sind von ihren zunächst vorgegebenen – in der Regel zunächst die Eltern - und danach meist unbewusst gewählten Autoritäten - z.B. führenden Politiker*innen und/oder Parteivorsitzenden - immer abhängiger. Dies gilt auch, wenn sie zu gewählte Vertreter*innen des Volkes werden. Dies gilt ja nicht nur in ihrem Verhalten. Mehr noch in ihrem Denken und den daher kommenden Urteilen. Da sich all dies sowohl in der Politik, mehr aber noch in der Wissenschaft und der Wirtschaft auswirkt, entstehen daraus gravierende öffentliche Probleme. Th. S. Kuhn hat diese Folgen mit dem Begriff des Paradigmas29 und dessen spezielle Wirkungen deutlich auf den Punkt gebracht.
Was also sind die eigentlich hier besonders gemeinten gesellschaftlichen Umstände, die die oben genannten allgemeinen Bedrohungen hervorbringen? Wir bekommen diese zwar ständig als sog. „Freie Marktwirtschaft“ aufgeredet. Aber der zutreffendere Begriff für die Abläufe, die diese Vorgänge bewirken, ist nach wie vor Kapitalismus. Wir werden uns noch darüber unterhalten müssen, warum ma´u diese ständige „undeutliche“ Kennzeichnung des derzeit herrschenden Gesellschaftssystems betreibt. Oder anders formuliert; einen Schein erzeugt, hinter dem die Wirklichkeit verschwindet.
Wie kann ma´u sich aber ein zutreffendes Verständnis des Kapitalismus erarbeiten, um diese Dynamik zu verstehen? Denn dabei machen sich ja alle die eben erwähnten Voraussetzungen unseres jeweiligen persönlichen Denkens absolut umfassend bemerkbar? Damit ist aber schon eine ihrer wichtigsten „Aufgaben“ beschrieben. Das hat neben den schon dargestellten Bedingungen auch noch den Hintergrund, dass hier die Interessen der derzeit herrschenden Eliten in besonderer Weise betroffen sin. Natürlich werden diese daher von diesen mit allen Mitteln geschützt und verteidigt.
Aus der Geschichte kann ma´u wissen - wenn ma´u es denn wissen will -, dass ein solcher Umstand ganz besonders negative Wirkungen auf eine möglichst „wahre“ Darstellung solcher Verhältnisse hatte und heute mehr denn je hat. Alle diese Vorbemerkungen treffen eben absolut auf die derzeit existierenden Definitionen und daher kommenden Sichtweisen des Kapitalismus zu. Ma´u hat um diesen mit Hilfe existenter Denkmuster, einen alles überstrahlenden und daher unkenntlich machenden Schein erzeugt. Aber natürlich auch ausgeprägte ideologische Darstellungen. Um dies zu zeigen, wollen wir uns zunächst verschiedene solcher Definitionen anschauen.
Dabei kann ma´u von Beginn an die Absicht erkennen, dass diese ein umfassendes „Übersehen“ und Verschweigen besonders wichtiger Umstände darstellen. Daher lautet die Überschrift dieses Kapitels ja auch „der Schein“. Damit ist gemeint, dass diese Definitionen in aller Regel nicht die wirkliche Wirklichkeit dieses Systems beschreiben. Sondern in erheblichem Umfang Wunschvorstellungen oder schlichte Behauptungen sind, die meist wenig bis gar nichts mit den wirklichen Zuständen zu tun haben.
Dies ist natürlich eine ungeheure Behauptung. Aber die folgenden Gedanken sollen dies belegen. Dabei kann dieses natürlich nur auf dem Hintergrund meiner „Bilder im Kopf“ geschehen. Diese werden dann aber durch umfassende Daten und Literaturhinweise belegt. Meine hier vorausgesetzte Absicht ist es, so deutlich wie möglich die daher kommenden schädlichen Wirkungen – auf Mensch und Natur gemeint – dieser Verhältnisse zu bezeichnen. Dies ist dann Inhalt der folgenden Kapitel. Ob dies für Sie nachvollziehbar gelingt, können nur Sie selbst auf dem Hintergrund Ihrer „Bilder im Kopf“ beurteilen, bzw. diese eventuell infrage stellen lassen.
Beginnen wir also ganz grundsätzlich. Was ist der Kapitalismus? Sucht ma´u heute die Definition oder nähere Beschreibung von etwas, schaut ma´u in aller Regel zunächst bei Wikipedia nach. Dort können wir lesen30: „Allgemein bezeichnet Kapitalismus eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die auf Privateigentum an den Produktionsmitteln und einer Steuerung von Produktion und Konsum über den Markt beruht. Daneben ist das ‹Streben nach Gewinn im kontinuierlichen, rationalen kapitalistischen Betrieb› entscheidend“.
Und was meint das speziell heute? „Kapitalismus ist heute ein grundlegender Zustand unserer Gesellschaft, wird aber sehr unterschiedlich wahrgenommen. Bachinger/Matis unterscheiden in ihrem Buch ‚ Entwicklungsdimensionen des Kapitalismus‘ drei verschiedene Wahrnehmungen des Kapitalismus, eine sog. markteuphorische, eine mentalitätskritische und eine sozialkritische. In der markteuphorischen Wahrnehmung31 werden Kapitalismus und Marktwirtschaft de facto gleichgesetzt. Kapitalismus wird (demnach) als entbehrlicher Begriff gesehen, der aus der ‚sozialistischen Mottenkiste‘ kommt“.
Ab hier wollen wir uns zunächst die markteuphorische Sicht vornehmen. Die ‚mentalitätskritische und sozialkritische‘ Wahrnehmung wollen wir uns dann in späteren Kapiteln näher anschauen. Also nochmals ganz konkret; der Kapitalismus ist danach der „grundlegende Zustand unserer Gesellschaft“. Will ma´u also diese verstehen, muss ma´u den Kapitalismus verstehen. Oder anders formuliert; wenn es zutrifft, dass unsere Gesellschaft gefährdet ist, kommt dies zuvörderst aus den Wirkmechanismen des Kapitalismus, da dieser ja der „grundlegende Zustand“ dieser Gesellschaft ist. Daher nochmals nachdrücklich gefragt; was ist der Kapitalismus?
In einem markteuphorischen Sinne besonders wichtige und bezeichnende Beispiele von Antworten auf diese Frage liefert die Ende des 19. Jahrhunderts sich in Wien um Carl Menger bildende „Österreichische Schule“. Diese wird hier deshalb besonders angesprochen, weil sie erstens sehr deutlich bestimmte Sichtweisen betont, um die es hier geht. Vor allem aber durch von Mises, Schumpeter und von Hayek wurde sie überaus einflussreich in Richtung des heute dominanten Neoliberalismus.
Diese Schule lehnte auf besondere Geschichtsepochen bezogene, oder gar durch angeblich unbekannte Geschichtsbedingungen vorgegebene Kapitalismustheorien ab. Ökonomische Gesetze gelten für sie - ihre Interpreten und Anhänger - immer und überall und ergeben sich aus der Knappheit der Güter und der subjektiven Beziehung der Menschen zu diesen. Aus solchen Überlegungen ist also zu entnehmen, dass der Kapitalismus aus immer und überall, also zu allen Zeiten und in allen Gesellschaften, geltenden ökonomischen Gesetzen abgeleitet ist.
Hier haben wir eine der schon angesprochenen puren Behauptung, die historisch klar zu widerlegen ist. Und welche sind dies? Die Antwort darauf erfolgt auf allen folgenden Seiten. Da es in dieser Aussage zuerst um die Bewältigung der Knappheit der Güter im Interesse aller geht, bestimmt diese angeblich die schon immer geltenden ökonomischen Gesetze. Nach dieser Überzeugung ist danach der Kapitalismus die beste Wirtschaftsform, die sich Menschen jemals haben einfallen lassen, um dieses Ziel – eine optimale Versorgung aller - zu erreichen. Wir werden noch sehen, dass eine solche Sichtweise auf den Kapitalismus eine erste, aber besonders wirksame „Nebelkerze“, oder eben pure Ideologie, zum Verständnis dieses Systems ist. Diese Schule lehnt aber auch den „Homooeconomicus“ der Klassischen Nationalökonomie als unrealistisch ab und bezieht auch außerwirtschaftliche Ziele in ihre Theorie ein.
Auch hier werden wir noch sehen, was das konkret meint und welche Folgen das hat. Vor allem aber wird hier jeglicher Staatsinterventionismus in das Wirtschaftssystem generell abgelehnt (Ölflecktheorem). Für die Anhänger dieser Schule ist das Gewinnstreben der kapitalistischen Gesellschaft kein charakteristisches Merkmal, da auch für die Produktion zur Bedürfnisbefriedigung eine Wertsteigerung der entsprechenden Güter angestrebt werden muss.
M.a.W., zwischen der „kapitalistischen“ Produktion für Profit und der „sozialistischen“ Produktion für Bedürfnisse gibt es keinen Unterschied. Der Unterschied bestehe nur darin, dass im Kapitalismus „Gewinn“ durch sinnvolle Kostenrechnung erst rational erzielbar wird. In welchem Maße und insbesondere in welche Richtung diese Position einfach die wirklichen Verhältnisse regelrecht „auf den Kopf“ stellt, wird sich in den nächsten Kapiteln zeigen.
Die wichtigsten Vertreter dieser Schule waren v. Mises, Schumpeter und v Hayek. In der früheren Verfassung habe ich diesen jeweils ein kurzes Kapitel gewidmet. Beim erneuten Lesen musste ich feststellen, dass eine so absolut kurze Darstellung keine angemessene Methode ist. Eine solche wird der Bedeutung dieser Männer in keiner Weise gerecht. Zumal dann nicht, wenn sie nur die in meinen Augen negativen Seiten darstellt. Aber es bleibt ein Umstand festzuhalten. Besonders für v Mises und v Hayek war der „Freie“ Markt der alles regelnde Ort in eine marktorientierten Gesellschaft. Auch der Staat hatte sich für alle drei aus allem herauszuhalten.
Wie wir noch sehen werden ist dies eine absolut markteuphorische Sicht. Sie übersieht oder missachtet ganz einfach wesentliche Aufgaben auch innerhalb einer solchen Gesellschaft, die eben nur ein Staat einbringen kann. Eine solche umfassend auf alles wirtschaftliche Handeln bezogene markteuphorische Sicht ist eine ganz wesentliche Voraussetzung des „Scheins", der hier darzustellen ist.
Seiner Bedeutung wegen, insbesondere zum besseren Verständnisses des behaupteten Scheins, müssen wir uns hier etwas ausführlicher Milton Friedman zuwenden. Dieser stand in seinem Denken Hayek sehr nahe. Er arbeitete auch mit diesem in Chicago zeitweise zusammen. Auch er hob die angeblichen Vorteile eines freien Marktes und die Nachteile staatlicher Eingriffe in einem Ausmaß hervor, wie sonst kaum jemand. Daher wird er hier besonders dargestellt. Seine Grundhaltung kommt insbesondere in seinem Bestseller „Kapitalismus und Freiheit“ (1962) zum Ausdruck.
Darin forderte er die absolute Minimierung der Rolle des Staates, um somit politische und gesellschaftliche Freiheit zu fördern. Für ihn stand, wie für Hayek, die Freiheit des Einzelnen im Zentrum der Argumentation. Er hielt das „freie Wählen“ im wirtschaftlichen Handeln der/s Einzelnen für nutzbringender als staatliche Regelungen. Daher unterstützte er eine Reduktion der Staatsquote, freie Wechselkurse, den Wegfall staatlicher Handelsbeschränkungen, die Aufhebung der Zugangsbeschränkungen zu bestimmten Berufsgruppen und eine Reduktion staatlicher Fürsorge.
Allerdings war er durchaus in seiner Position in Bezug auf die Freiheit konsequent. So setzte er sich stets für die Abschaffung der Wehrpflicht in Friedenszeiten ein, plädierte für die Legalisierung von Marihuana und kämpfte für ein Bildungsgutscheinmodell. Aber auch in anderen Bereichen vertrat er selbst Extrempositionen. So bezeichnete er den Wohlfahrtsstaat als den größten Feind der Wirtschaft. Für Friedman ist der Wohlfahrtsstaat ein Betrug an den Leuten, die noch arbeiten und Steuern zahlen. Hier einige wörtliche Zitate aus seinem eben erwähnten Buch.
Beginnen wir mit einigen grundsätzlichen Äußerungen zum Markt. So schreibt er in Bezug auf eine umfassende wirtschaftliche Koordination der Menschen selbst schon in einer „einfachen“ Gesellschaft32, dass diese „bereits in dem einfachen Modell der Tauschwirtschaft, die weder Unternehmen noch Geld kennt, vollzählig enthalten“33 sei. Das ist die typische Behauptung der klassischen Ökonomie, die historisch schlicht falsch ist.
Aber ab hier kommen die entscheidenden Gedanken: „Wie in dem einfachen Modell bleibt auch in der komplexen Unternehmens- und Geldwirtschaft die Kooperation (auf einem Markt) vollkommen privat und freiwillig, vorausgesetzt
a die Unternehmen sind privat, sodass die letztlich vertragsschließenden Parteien Individuen bleiben, und b die Individuen sind tatsächlich frei, einen bestimmtem Austausch zu betreiben oder nicht zu betreiben, sodass jeder Tauschvorgang strikt freiwillig bleibt“34.
Der Grund, warum aber überhaupt solche Transaktionen ablaufen wird hier verdeutlicht: „Voraussetzung (ist), dass beide Parteien einer wirtschaftlichen Transaktion von ihr profitieren, vorausgesetzt die Transaktion geschieht auf beiden Seiten freiwillig und in vollem Wissen darüber, was geschieht. Der Austausch kann daher Koordination ohne Zwang herbeiführen. Das funktionierende Modell einer Gesellschaft, die durch das Mittel des freiwilligen Austausches organisiert wird, ist die freie, auf privatem Unternehmertum basierende Marktwirtschaft – was wir den Wettbewerbs-Kapitalismus genannt haben“. Und welches ist dann letztlich das Ziel all diese Aktivitäten? „Sich gegenseitig mit dem täglichen Brot zu versorgen“ (also die allgemeine Lebensvoraussetzung zu gewährleisten) und „mit dem jährlichen (!!!) Automobil“ 35. Ja, Sie lesen richtig; mit dem jährlichen Automobil.
Aber dieser Markt kann noch mehr als nur Waren zu bestmöglichen Bedingungen für alle zu verteilen. So heißt es weiter: „ Die weitverbreitete Wirksamkeit des Marktes verringert die Belastung der sozialen Struktur, indem er Konformität36 im Hinblick auf alle damit im Zusammenhang stehenden Aktivitäten (z.B. des Staates) überflüssig macht. Je mehr Aktivitäten durch den Markt erfasst werden, umso geringer ist die Zahl der Probleme, die eine eindeutige politische Entscheidung und Einigung erfordern“37.
Diesen etwas geschwurbelten Satz auf den Punkt gebracht; da der Markt alles zum Besten aller regelt, regelt er auch die sozialen Probleme einer Gesellschaft zum Besten aller. Und wie erreicht er ein solches Wunder? Ab hier wird uns dies deutlich erklärt: „Das große Verdienst des Kapitalismus liegt nicht in der Anhäufung von Besitz38, sondern in der Vielfalt von Möglichkeiten, die er den Menschen zur Ausweitung, Entwicklung und Verbesserung ihrer Fähigkeiten verschafft“39(??). Deswegen müssen ja auch immer mehr US-AmerikanerInnen 2 bis 3 Jobs betreiben, um überleben zu können. Kennen Sie ein Land auf dieser Erde, auf das sich eine solche Aussage beziehen ließe? Ich nicht.
Der bekannte Ökonom Hans Christoph Binswanger hat ein Buch mit dem sehr interessanten Titel „Die Glaubensgemeinschaft der Ökonomen“ geschrieben. Mit solchen Aussagen, wie die eben vorgetragenen, wird eine solche Benennung für Ökonom*innen verständlich. Was hier ausgesagt wird, hat mit unserer täglich erlebbaren Wirklichkeit wenig bis gar nichts zu tun. Das Problem ist nur, dass dieser Mann, der solches von sich gegeben hat, einer der entscheidenden Theoretiker des Neoliberalismus ist.
Er hat unsere derzeitige wirtschaftliche Situation bestimmt und mit hervorgebracht. Und was noch schlimmer ist, ma´u hat ihm dafür auch noch den Nobelpreis für Wirtschaft verliehen. Nun ist das zwar kein „richtiger“ Nobelpreis, sondern einer den die schwedische Reichsbank gestiftet hat40. Angeblich ist die Nobelstiftung am überlegen, diesem Preis seine Bezeichnung Nobel zu entziehen, da hier Standpunkte vertreten werden, die Alfred Nobel nie vertreten hätte. Aber da das kaum jemand weiß, hat er natürlich trotzdem seine entsprechende Wirkung in der Öffentlichkeit. Aber glauben Sie nicht, dass es keine weitere solcher völlig unzutreffender, die wirtschaftliche Wirklichkeit verschleiernder oder schlicht falscher Aussagen in diesem Buch gäbe.
Hayek und andere Vertreter der Österreichischen Schule behaupteten immer wieder, dass das eigentliche Ziel des Kapitalismus keineswegs das Erzielen von Gewinn sei. Hier die Meinung von Friedman: „Sie (die Natur eines freien Wirtschaftssystems) besagt, dass die verfügbaren Mittel (in diesem System) möglichst Gewinn bringend eingesetzt und Unternehmungen unter dem Gesichtspunkt der größtmöglichen Profitabilität geführt werden müssen“. Allerdings unter „Beachtung der Regeln des offenen und freien Wettbewerbs und ohne Betrugs und Täuschungsmanöver“.
Wir werden noch sehen, wie gerade diese Verhältnisse heute wirklich aussehen. Und eine Seite weiter lesen wir: „Es gibt wenig Entwicklungstendenzen, die so gründlich das Fundament unserer freien Gesellschaft untergraben können, wie die Annahme einer anderen sozialen (??) Verantwortung durch Unternehmer als die, für die Aktionäre ihrer Gesellschaften so viel Gewinn wie möglich zuerwirtschaften“41