Der neue Landdoktor 11 – Arztroman - Tessa Hofreiter - E-Book

Der neue Landdoktor 11 – Arztroman E-Book

Tessa Hofreiter

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Beschreibung

"Der neue Landdoktor" zeichnet sich gegenüber dem Vorgänger durch ein völlig neues Konzept aus. Es wird noch größerer Wert auf Romantik, Spannung und sich weiterdichtende, zum Leben erwachende Romanfiguren, Charaktere und Typen gelegt. Eines darf verraten werden: Betörend schöne Frauen machen dem attraktiven Landdoktor schon bald den Hof. Und eine wirkliche Romanze beginnt... Der Kosmetiksalon Simone im Hotel Sonnenblick, auf einem Hang oberhalb von Bergmoosbach gelegen, war bei den Einheimischen und Urlaubern gleichermaßen beliebt. Schon der Empfangstresen aus honigfarbenem Holz, die hellen Fußbodendielen und die schönen Pflanzen wirkten beruhigend auf die Besucher, und erst recht der großzügige Raum mit den vier bequemen Liegen für die kosmetische Behandlung, die getrennt durch helle spanische Wände vor der bodentiefen Fensterfront standen und einen weiten Blick über das Tal boten. "Mei, ganz zart, wie bei einem jungen Madl." Traudel Bruckner betastete ihr Gesicht und schaute in den Vergrößerungsspiegel, den sie in der Hand hielt.

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Der neue Landdoktor –11–

Jonas kennt die Wahrheit ...

Aber kann er Mona überzeugen?

Roman von Tessa Hofreiter

Der Kosmetiksalon Simone im Hotel Sonnenblick, auf einem Hang oberhalb von Bergmoosbach gelegen, war bei den Einheimischen und Urlaubern gleichermaßen beliebt. Schon der Empfangstresen aus honigfarbenem Holz, die hellen Fußbodendielen und die schönen Pflanzen wirkten beruhigend auf die Besucher, und erst recht der großzügige Raum mit den vier bequemen Liegen für die kosmetische Behandlung, die getrennt durch helle spanische Wände vor der bodentiefen Fensterfront standen und einen weiten Blick über das Tal boten.

»Mei, ganz zart, wie bei einem jungen Madl.« Traudel Bruckner betastete ihr Gesicht und schaute in den Vergrößerungsspiegel, den sie in der Hand hielt. Hin und wieder gönnte sich Traudel, die sich um den Haushalt der Landarztpraxis Seefeld kümmerte, einen Besuch im Kosmetiksalon und ließ sich dort verwöhnen.

»Ich habe Ihrer natürlichen Schönheit nur ein wenig nachgeholfen. Meine Kräutermaske ist eine wohltuende Auffrischung für die Haut, aber den Alterungsprozess aufhalten, das geht nur von innen«, entgegnete Mona Wagner, die Kosmetikerin, die Traudel gerade behandelt hatte.

»Vorsicht, Herzl, du verdirbst uns noch das Geschäft«, mischte sich Simone Windfang ein, die hinter einer spanischen Wand hervorkam und sich zu ihnen gesellte. Simone, die Inhaberin des Salons, hatte Mona erst vor kurzem zu ihrer Verstärkung eingestellt, aber ihre Kräutermasken waren bei den Bergmoosbacherinnen bereits so beliebt, dass einige inzwischen jede Woche vorbeikamen. Die eine oder andere hatte sich sogar zum ersten Mal in ihrem Leben in einen Schönheitssalon gewagt und neben Monas Kräutermaske noch andere Behandlungen ausprobiert. Das Geschäft blühte, und Simone befürchtete ganz und gar nicht, dass Mona es verdarb. »Obwohl, so gesund wie du, Traudel, ernähren sich die meisten Leute ja nicht, da muss schon öfter von außen nachgeholfen werden«, fügte sie dann auch mit einem Augenzwinkern hinzu.

»Das ist wohl wahr«, stimmte Traudel ihr zu, während sie auf der bequemen Liege saß, deren Kopfteil Mona aufgestellt hatte, nachdem sie die Gesichtsmaske wieder abgewaschen hatte.

»Was ist?«, fragte Simone, als Traudel sie nachdenklich musterte.

»Mein Neun-Kräuter-Trank ist zurzeit sehr beliebt«, sagte Traudel.

»Hilft bei was?«

»Er ist gut für die Linie.«

Simone war eine füllige Blondine mit rundem Gesicht und Pausbacken. Offensichtlich hatte sie in den letzten Monaten noch ein wenig mehr zugelegt und hatte sicher große Mühe gehabt, sich in das beige ärmellose Sommerkleid zu pressen, das sie an diesem Vormittag trug und das ziemlich viele Falten über ihren breiten Hüften warf. Neben der schlanken dunkelhaarigen Mona in dem sonnengelben Kleid mit der schmalen Taille und dem weitschwingenden Rock fiel Simones Gewichtszunahme noch mehr ins Auge.

»Den trinkst du selbst aber nicht sehr oft«, konterte Simone und betrachtete die rundliche ältere Frau mit den hellen kurzen Locken.

»Doch, das tue ich, damit ich das Gewicht halte, was leider im Alter immer schwieriger wird«, seufzte Traudel und lächelte Simone von unten herauf an.

»O ja, es wird tatsächlich schwieriger«, gab Simone zu und zupfte an ihrem Kleid. »Was ist denn so drin in deinem Trank?«

»Ein bissel von dem und ein bissel von dem.«

»Eine geheime Mischung, verstehe. Mona wollte zuerst auch ein Geheimnis um ihre Kräuterbehandlungen veranstalten, aber das konnte ich nicht zulassen. Schließlich muss ich wissen, womit wir unsere Kundinnen behandeln. Ich bin ohnehin ein bissel skeptisch, was dieses Naturzeug betrifft. Wer sich nicht wirklich auskennt, langt auch schnell mal daneben, das hat dann vielleicht böse Folgen.«

»Wer sich nicht auskennt, sollte auch keine Kräuter sammeln.«

»Freilich nicht, aber was sagen denn deine beiden Doktoren zu deinem Trank?«, wollte Simone von Traudel wissen.

»Benedikt trinkt zweimal die Woche ein Glas davon.«

»Aber nur zur Vorbeugung, nehme ich an. Seefeld senior ist ja noch eine äußerst sportliche Erscheinung und ungemein attraktiv. Vielleicht, wenn ich mich wieder ein bissel in Form bringe …«

»Hast du nichts zu tun?«, fragte Traudel und dabei schaute sie Simone biestig an, so wie sie es immer tat, wenn eine Frau in ihrer Gegenwart von Benedikt Seefeld schwärmte.

»Schon gut, war nicht so gemeint«, entschuldigte sich Simone, die wie alle im Dorf wusste, dass Traudel in Benedikt Seefeld verliebt war, auch wenn sie es nie aussprach. »Vielleicht komme ich demnächst mal vorbei und hole mir etwas von deinem Trank. Ich hab so ein schönes Dirndl, das ich zum Trachtenumzug anziehen möcht, das aber leider recht spannt.«

»Der Umzug ist schon in der nächsten Woche, da hast du nicht mehr lange.«

»Ich weiß, ich werde mich wohl mächtig anstrengen müssen«, seufzte Simone und verschwand wieder hinter der spanischen Wand.

»Wenn Sie sich so gut mit Kräutern auskennen, Frau Bruckner, dann können Sie mir vielleicht weiterhelfen«, wandte sich Mona an die Haushälterin der Seefelds, während sie eine Feuchtigkeitscreme auf ihr Gesicht auftrug.

»Was kann ich für Sie tun, Frau Wagner?«, erkundigte sich Traudel.

»Bitte, Frau Bruckner, sagen Sie Mona zu mir.«

»Das mache ich, Kindchen«, antwortete Traudel.

»Was die Kräuter betrifft, bisher habe ich die für meine Maske von einem Biohof in der Nähe von Augsburg bezogen, weil ich dort in der Nähe in einem Kosmetikstudio gearbeitet habe. Mir wäre es aber lieber, ich könnte sie hier vor Ort bekommen.«

»Was brauchen Sie denn?«

»Fenchel, Wacholderbeeren, Nessel, Farn und noch einige andere Pflanzen.«

»Ehrlich gesagt, ich sammle meine Kräuter auch nicht alle selbst. Die mir fehlen, die hole ich vom Biohof Kastner.«

»Wo genau finde ich den Hof?«

»Sie fahren am Sternwolkensee vorbei in Richtung Norden, nach dem Tannenwäldchen rechts den Feldweg entlang, der führt direkt zum Hof.«

»Danke, Frau Bruckner, ich denke, ich werde mir den Hof gleich heute einmal ansehen.«

»Dann grüßen Sie Jonas recht schön von mir, ihm gehört der Hof.«

»Das will ich gern tun.«

»Die riecht aber gut, was ist das?«, fragte Traudel, als ihr der Duft der Gesichtscreme in die Nase zog.

»Olive und Aprikose«, antwortete Mona.

»Auch selbst hergestellt?«

»Im Gegensatz zu Simone vertraue ich gern auf das, was die Natur uns anbietet.«

»Bleiben Sie dabei«, bestärkte Traudel die junge Frau. »Darf ich Sie fragen, warum es Sie ausgerechnet nach Bergmoosbach verschlagen hat?«

»Meine Großeltern wohnen im Nachbartal, und seitdem meine Eltern vor drei Jahren bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen sind, haben sie nur noch mich. Sie haben sich gewünscht, dass ich näher bei ihnen wohne, deshalb habe ich mich gleich hier beworben, als ich Simones Anzeige las. Einen Freund, auf den ich Rücksicht nehmen muss, habe ich zurzeit ja nicht.«

»Lange wird so ein hübsches Madl nicht allein bleiben, schon gar nicht bei uns. In Bergmoosbach herrscht ein günstiges Klima für die Liebe«, erklärte Traudel mit einem geheimnisvollen Lächeln.

»Ich habe es nicht so eilig mit der Liebe, aber wenn sie anklopft, dann nehme ich sie an. Kann ich noch etwas für Sie tun, Frau Bruckner?«, fragte Mona, nachdem sie mit der Gesichtspflege für Traudel fertig war.

»Mei, ich fühle mich gerade so entspannt, ich möchte schon gern noch ein bissel bleiben. Vielleicht eine Maniküre?«

»Sehr gern«, antwortete Mona mit einem freundlichen Lächeln.

*

Mona fuhr gleich nach Feierabend mit dem Fahrrad zum Kastnerhof. Als sie die Kleewiese erreichte, auf der die braun gefleckten Kühe weideten, stieg sie von ihrem Rad und schob es den letzten Teil des Weges. Das Herz wurde ihr ganz weit, als sie die Kälbchen sah, die behütet von ihren Müttern auf der Wiese lagen. Es war ihr auch eine Freude, das große Gehege mit der Sandkuhle, den Wassertümpeln und dem offenen Stall zu sehen, auf dem die Schweine des Biohofes zusammen mit den Hühnern lebten und sich offensichtlich wohlfühlten.

Das Haus mit den angebauten Stallungen lag inmitten eines großflächigen Blumen- und Kräutergarten. Unten weiß verputzt, der erste Stock und das Dachgeschoss mit dunklem Holz verkleidet und die Balkons mit bunt bepflanzten Blumenkästen geschmückt. Ein junger Mann, groß, mit hellblondem Haar, in Jeans und Gummistiefeln, kam gerade aus der Tür, als Mona ihr Fahrrad neben einem Blumenbeet im Hof abstellte.

»Hallo, zu wem möchten Sie?«, fragte er.

»Ich suche Jonas Kastner. Traudel Bruckner meinte, er könnte mir helfen.«

»Bei was denn?«

»Es geht um Kräuter.« Sie zuckte zusammen, als der Mann näherkam und sie mit seinen grünen Augen anschaute.

»Jonas Kastner«, stellte er sich vor und reichte ihr die Hand. »Und Sie sind?«, fragte er, als sie ihn nur anschaute und nichts sagte, weil sie plötzlich kein Wort mehr herausbrachte.

»Mona Wagner«, antwortete sie, nachdem sie sich wieder gefangen hatte.

»Welche Kräuter brauchen Sie?«, erkundigte sich Jonas und ließ ihre Hand wieder los.

»Ich habe sie aufgeschrieben.« Sie holte den Zettel aus ihrer Umhängetasche, auf dem sie notiert hatte, wieviel sie von jedem Kraut im Laufe eines Monats brauchte.

»Interessante Mischung, was haben Sie denn damit vor?«, fragte Jonas erstaunt, nachdem er den Zettel überflogen hatte.

»Ich arbeite im Kosmetiksalon Simone. Ich stelle meine eigenen Gesichtsmasken, Peelings und Cremes her.«

»Das ist sicher mächtig viel Arbeit.«

»Ich habe inzwischen Routine im Mixen und Anrühren.«

»Alles klar, wie möchten Sie die Kräuter haben? Schon zerkleinert oder im Bund?«

»Je kleiner, desto besser.«

»Das sind meine Preise«, sagte Jonas und notierte neben jeden einzelnen Posten auf ihrem Zettel, wie viel ein Kilo des jeweiligen Krautes kostete.

»Einverstanden.« Die Preise entsprachen ungefähr denen, die sie bisher bezahlt hatte. »Wäre es möglich, dass ich die erste Lieferung schon morgen bekomme? 300 Gramm von jedem Posten.«

»Kein Problem, ich könnte Ihnen die Bestellung morgen Abend bringen.«

»Das wäre großartig. Ich wohne zurzeit im Appartementhaus des Hotels Sonnenblick.«

»Mixen Sie dort Ihre Kosmetik?«

»Nein, dafür gibt es eine Küche im Kosmetiksalon«, antwortete sie lächelnd. »Ich soll Sie übrigens von Traudel Bruckner grüßen. Sie hat mich zu Ihnen geschickt.«

»Haben Sie sie mit Ihren Fähigkeiten überzeugt?«

»Wenn Sie von mir wissen wollen, ob sie sich von mir behandeln lässt, dann kann ich nicht darauf antworten. Als Kosmetikerin muss ich verschwiegen sein. Keine Frau möchte, dass das Geheimnis Ihrer Schönheit ans Tageslicht kommt.«

»Natürlich«, antwortete Jonas.

»Stimmt etwas nicht?«, fragte sie, als er sie mit einem verträumten Lächeln betrachtete.

»Könnte es sein, dass wir uns schon einmal begegnet sind?«

»Ich glaube nicht. Gibt es hier auch einen Hofladen?«, fragte Mona, weil sie seinem Blick nicht länger standhalten konnte.

»Dienstags und freitags bauen wir im Hof unsere Stände mit Eiern, Käse, Obst und Gemüse auf. Kommen Sie doch einfach mal vorbei, dann können Sie sehen, was es bei uns alles gibt. Jetzt muss ich leider auf die Weide.«

»Das heißt, der Hof gehört Ihnen und Ihrer Frau.«

»Meiner Frau?«

»Sie sagten doch, was es bei uns alles gibt.«

»Damit meinte ich meine Schwester, ich bin nicht verheiratet.«

»Wird Ihre Schwester meine Kräuter zusammenstellen?«

»Nein, das mache ich selbst. Eleonore kümmert sich um die Aufzucht und die Ernte, ich um die Weiterverarbeitung. Sie leidet seit einiger Zeit an einer Sehschwäche und traut sich die Auslese nicht mehr allein zu. Wenn ich morgen Abend gegen sieben Uhr bei Ihnen bin, ist das für Sie in Ordnung?«

»Sieben Uhr ist eine gute Zeit.«

»Dann bis morgen«, verabschiedete sich Jonas und gab ihr wieder die Hand.

»Bis morgen«, sagte sie und schaute ihm noch eine Weile nach, bevor sie auf ihr Rad stieg.

»Wer ist das?«, murmelte Eleonore, die in der gemütlichen Bauernküche vor der Anrichte stand und eine Salatgurke raspelte. Die Brille mit den dicken Gläsern hing an einer Kette um den Hals der hageren Frau. Dass diese Brille eine Spezialanfertigung war, die ihre Sehschwäche nur vortäuschte, wusste niemand, deshalb durfte diese Brille auch niemand außer ihr in die Finger bekommen. Die Sehschwäche hatte Eleonore sich zugelegt, als es im letzten Jahr so aussah, als hätte Jonas sich ernsthaft verliebt. Sie brauchte eine Versicherung, dass er sie nicht aus dem Haus schickte, weil er mit seiner Frau allein sein wollte, was ihm durchaus möglich war, da die Eltern ihm das Haus allein vererbt hatten. Aber dann hatte Jonas selbst einen Rückzieher gemacht. Die Ehe sei noch nichts für ihn, hatte er gesagt. »Sie kommen und gehen«, murmelte Eleonore und raspelte weiter die Gurke für das Abendessen.

*

»Hallo, Mona, warst du schon auf dem Kastnerhof?!«, rief Traudel, die im Steingarten vor dem Haus der Seefelds die Blumen goss, als Mona auf dem Weg zum Hotel Sonnenblick am Haus des Landarztes vorbeikam.

»Ich habe gerade mit Jonas Kastner gesprochen. Danke für den Tipp, wir sind uns schon einig.« Mona hatte an der Treppe angehalten, die durch den Steingarten hinauf zur Terrasse des Hauses mit den hellgrünen Fensterläden führte. »Wer bist du denn?«, fragte sie lachend, als ein junger Hund mit grauweißem buschigem Fell die Treppe heruntergesaust kam und sie neugierig beschnupperte.

»Das ist unser Nolan.« Traudel rief den Hund nicht gleich zurück, weil Mona sich offensichtlich über diese Begegnung freute, sich zu ihm hinunterbeugte und ihn streichelte.

»Du bist also ein kleiner Kämpfer«, sagte Mona.

»Wow, Sie kennen die Bedeutung seines Namens«, stellte das Mädchen fest, das mit einer Leine in der Hand über die Wiese neben dem Steingarten zur Straße hinunterlief.

»Ich habe in meiner Schulzeit einmal ein Referat über die Bedeutung der Namen gehalten. Einige habe ich behalten. Mona Wagner«, stellte sie sich dem hübschen Mädchen mit dem kastanienfarbenen langen Haar und den hellgrauen Augen vor.

»Emilia Seefeld«, antwortete das Mädchen. »Traudel hat mir von Ihrer fantastischen Kräutermaske erzählt.«

»Die du aber nicht brauchst«, entgegnete Mona lächelnd.

»Ich habe Glück, einige Mädchen in meiner Klasse geben eine Menge Geld aus, um ihre unreine Haut zu bekämpfen.«

»Sie sollten es mit einer Honig-Tomaten-Maske versuchen.«

»Klebriger Honig und zermatschte Tomaten, das klingt nicht besonders lecker.«

»Aber es hilft.«

»Sie werden es nicht mögen.«

»Sie sollten es ausprobieren. Honig und Tomaten wirken antibakteriell, das ist der erste Weg, um die lästigen Hautunreinheiten loszuwerden«, sagte Sebastian Seefeld, der die Treppe durch den Steingarten herunterkam.

»Also gut, Papa, ich werde meinen Freundinnen diese Gesichtsmaske vorschlagen. Wenn eine davon noch mehr Pickel bekommt, dann schicke ich sie zu dir«, wandte Emilia sich an ihren Vater.

»Geh, Spatzl, Mona wird dir schon nichts empfehlen, was jemandem schaden könnte, und dein Vater tut das auch nicht«, mischte sich Traudel ein.

»Aber wenn jemand allergisch ist.«

»Äußerlich angewendet ist das Risiko in diesem Fall gering«, versicherte Sebastian seiner Tochter.

»Okay, überzeugt«, verkündete Emilia.

»Ich nehme an, Sie sind die junge Dame, von der Traudel heute beim Mittagessen geschwärmt hat.«

»Geschwärmt? Von mir?«, fragte Mona erstaunt.

»Freilich, wenn jemand sich so einfühlsam auf seine Kundschaft einlässt und noch dazu auf das Natürliche steht, da kommt eine Kräuterliebhaberin wie ich schon ins Schwärmen«, erklärte Traudel.

»Dann werde ich mir Mühe geben, Sie auch in Zukunft nicht zu enttäuschen«, antwortete Mona ein wenig verlegen über Traudels Lob.

»Mona Wagner, Sebastian Seefeld«, stellte Traudel die beiden einander vor.

Das ist also Sebastian Seefeld, dachte Mona und betrachtete den gut aussehenden Mann, dessen graue Augen in einem wundervollen Kontrast zu seinem dunklen Haar standen. Obwohl sie erst seit kurzem in Bergmoosbach war, wusste sie bereits, dass der junge Arzt zu den begehrtesten Männern im ganzen Tal gehörte. Und jetzt, da sie ihm zum ersten Mal begegnete, wusste sie auch warum. Es war nicht nur sein Aussehen, es war seine Stimme, die Art wie er sich bewegte, sein Lächeln. Obwohl, da war jemand, der durchaus mit ihm mithalten konnte, dachte sie, und in diesem Moment sah sie wieder Jonas vor sich.

»Papa, wir können dann«, sagte Emilia, die Nolan die Leine angelegt hatte.

»In welche Richtung?«, fragte Sebastian, der mit seiner Tochter und dem Familienhund noch einen Spaziergang unternehmen wollte.

»Zum See.«

»Also dann zum See«, stimmte Sebastian Emilia zu und verabschiedete sich von Mona.

»Und wie verbringen Sie den Feierabend?«, fragte Traudel, als Mona wieder auf ihr Fahrrad stieg.

»Ich werde erst mit meinen Großeltern telefonieren und danach ein bisschen lesen. Simone hat mich heute übrigens damit beauftragt, dass ich in diesem Jahr die Schönheitsparty der Landfrauen übernehmen soll, die sie ein paar Tage vor dem Trachtenumzug veranstalten. Sie meinte, die Damen hätten es sich so gewünscht, weil sie alle meine Kräutermaske ausprobieren wollen.«

»Da werden Sie viel zu tun haben. Sie werden dort vor allem auf die älteren Semester treffen, die darauf hoffen, ein bissel jünger auszusehen. Es werden sicher einige kommen.«