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Dieses Buch befasst sich speziell mit der Umsetzung des Permakultur-Konzeptes im Garten. Die Permakultur lässt sich ohne Weiteres im Garten umsetzen. Dazu sind weder fundierte gärtnerische Erfahrungen noch riesige Grundstücke nötig. Es geht vielmehr vor allem darum, neue Perspektiven zu gewinnen. Auf diese Weise kann auch ein kleiner städtischer Vorgarten zu einem vielseitigen und lebendigen Biotop werden. Das Konzept der Permakultur beruht auf der Beobachtung der Natur. Ziel ist es, dauerhafte ökologische Kreisläufe zu schaffen, die sich aus eigener Kraft aufrechterhalten. Graham Bell zeigt, welche Faktoren zu beachten sind, damit sich ein solches Gleichgewicht im Garten einstellt. Der Autor beschreibt verschiedene Gartenkonzepte, zeigt, wie unterschiedliche Bedürfnisse im Garten in Einklang gebracht werden können, und gibt Tipps für den individuellen Umgang mit vorhandenen Ressourcen. Die anschauliche Darstellung wird durch zahlreiche Abbildungen und Skizzen vervollständigt.
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Seitenzahl: 245
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Graham Bell
Der Permakultur-Garten
Anbau in Harmonie mit der Natur
Für Nancy und die Herrlichkeit des Gartens
Graham Bell ist Herausgeber der britischen Zeitschrift Permaculture News und Autor zahlreicher Artikel zum Thema Permakultur. Er ist im Prüfungsausschuss des britischen Permakultur-Instituts tätig, hält Vorträge auf internationaler Ebene und ist für seine Umsetzung der Permakulturprinzipien in die Praxis bereits verschiedentlich ausgezeichnet worden. Während er nun in Schottland ansässig ist, werden seine Kurse von Menschen in der ganzen Welt besucht.
Von ihm ist im pala-verlag der Titel Permakultur praktisch (The Permaculture Way) erschienen.
Der Inhalt dieses Buches und die Bezeichnung Permakultur© sind urheberrechtlich geschützt. Die Bezeichnung Permakultur darf von allen verwendet werden, die die hier beschriebenen Prinzipien und ethischen Vorstellungen unterstützen. Eine Einschränkung gilt nur für die Lehre: Nur wer an einem Permakultur-Institut erfolgreich studiert hat, darf »Permakultur« unterrichten, wobei die vereinbarten Grundsätze, die von den Permakultur-Instituten gemeinsam entwickelt wurden, zu befolgen sind.
Cover
Titel
Impressum
Danksagung
Einleitung
Eine andere Art Gartenkultur / Was genau ist Permakultur? / Eine Vision globaler Gartenkultur
Was ist ein Garten?
Schönheit und Nutzen / Arbeit und Spiel / Nahrung / Faser- und Brennstofflieferanten / Gesunder Boden / Gärten für Menschen
Die Planung des Gartens
Flächen und Ränder / Der vertikale Raum / Ausdehnung nach oben / Die Dimension Zeit / Alles hängt zusammen / Mit der Natur arbeiten / Aus Nachteilen Vorteile machen / Den Ertrag berechnen / Zusammenfassung
Was kann ich alles an einem Tag erreichen?
Behälter auf Beton / Der Baumgarten (1) / Der Baumgarten (2) / Wie Gras zu Gemüse wird / Das Hügelbeet / Ein Garten für Kinder / Wie die Garage zum Garten wird / Grauwasserschilfbeet
Welche Ressourcen habe ich?
Ressourcen / Sonne / Wind / Wasser / Feuer / Energie sparen / Hänge und Höhenlinien / Zugang
Hilfreiche Techniken
Minimaler Arbeitsaufwand / Mehrjährige Gemüsepflanzen / Mulchen / Bodenbedeckung / Fruchtwechsel und Fruchtfolge / Rohkost / Die richtige Platzierung / Kompostierung / Pflanzen, die für uns arbeiten / Integration des Ertrags
Der Erde Form geben
Beetarten / Hochbeete / Minimale Bodenbestellung / Steingärten / Höhenliniengräben / Terrassen
Zusätzliche Elemente
Häuser / Gewächshäuser / Spaliere / Zugang: Wege und Straßen / Wäsche / Platz zum Spielen / Zonen
Wasser im Garten
Woher es kommt / Speicherung / Das Sammeln des Wassers / Wasser als Ertragsquelle / Schilfbeete und Grauwassersysteme
Der Waldgarten
Zusammenstellung / Die Architektur der Bäume / Baumschnitt und Veredelung / Baumerträge / Die Auffangfunktion der Bäume / Andere Erträge / Beziehungen zwischen Bäumen / Obstbäume
Gemeinschaftsgärten
Pflanzengemeinschaften / Tiere mit einbeziehen / Integration von Wasser / Gärten für Menschen
Mit dem Boden arbeiten
Pflanzenbedürfnisse / Geologische Einflüsse / Bodenarten / Der pH-Wert / Das Leben im Boden / Bodenergänzung / Systeme zur Selbsterhaltung des Bodens / Bodenbedeckung
Literatur
Adressen
Index
Ich möchte folgenden Gärtnerinnen und Gärtnern für die Inspirationen aus ihren Gärten danken:
Eoin Cox, Jedburgh
Kate Cox, Holefield
Rod und Jane Everett, Middlewood
Phil und Anne Harris, Heatherslaw
Robert Hart, Rushbury
Ken Fern und alle in Lower Penpol
John Manson, Greenlaw
Steve und Yvonne Page, Chez Forest
Emma und Bernard Platerose, Scourie
Clive Simms, Essendine
Owen Smith und Jill Jackson, Tai Madog
Tony Wrench, Wales
Ich möchte mich bei den vielen anderen entschuldigen, denen ich ebenfalls zu Dank verpflichtet bin.
Ich möchte den folgenden Lehrenden der Permakultur für das danken, was ich von ihnen gelernt habe:
Chris Dixon, Sylvia Eagle, Patsy Garrard, Lea Harrison, Jane Hera, Joanna Jackson, Andy Langford, Ian Lillington, Bill Mollison, Stephen Nutt, Simon Pratt, George Sobol, Charlie Wannop, Patrick Whitefield.
Außerdem wäre dieses Buch nicht möglich gewesen ohne die nette und liebevolle Unterstützung von Bob Clarke, Martin Hadshar, Steve Hoyle, Bruce Lowe, Julian Watson, Sandy Watson, Nancy Woodhead, Diana und Jay Woodhead.
Folgende Abkürzungen werden in den Tabellen benutzt:
Für weitere Informationen über die Verwendung der einzelnen Pflanzen möchte ich auf mein anderes Buch, Permakultur praktisch (pala-verlag), verweisen.
Was einzig zählt, ist eins zu
sein mit dem lebendigen Gott
Ein Geschöpf im Hause des
Gottes des Lebens zu sein.
D. H. LAWRENCE (1885 – 1930) ,PAX‘
Ich liebe Gärten. Wenn ich im Garten arbeite oder mich einfach nur dort aufhalte, fühle ich mich wirklich lebendig, als würde mich der Garten mit einer tiefen nahrhaften Energiequelle verbinden. Der Garten ist und bleibt eine zentrale Quelle positiver und kraftspendender Freude im Leben vieler Menschen, die darum kämpfen, sich in einer stressigen und möglicherweise verrückten Welt zurechtzufinden und darin zu überleben.
Dieses Buch ist für alle gedacht, bei denen diese Gedanken auf ein Echo stoßen, und es soll den Menschen Mut machen, die gerne mehr aus ihrem Garten machen würden, die jedoch nur wenig Zeit dafür zur Verfügung haben. Die im Folgenden aufgezeigten Ansätze und Methoden sind im Einklang mit den Überzeugungen jener Menschen, die sich der Wiederbelebung der Erde und auch des menschlichen Geistes verschrieben haben. Diese Perspektive wird häufig mit dem symbolischen Etikett »grün« versehen, was nicht unbedingt immer eine hilfreiche Bezeichnung sein muss. Es ist aber ein angemessenes Wort zur Beschreibung des prächtigen Wuchses, den Sie in Ihrem Garten bewirken können, wenn Sie sich die in diesem Buch enthaltenen Empfehlungen zunutze machen.
Wenn wir Zeit im Garten verbringen, stellen wir eine Rückverbindung zwischen uns und den Lebensvorgängen des Planeten Erde, unseres Zuhauses, her. Gartenarbeit ist aktive Freizeitgestaltung; es handelt sich dabei nicht um einen »Zeitvertreib«, sondern um eine kreative und bereichernde Erfahrung. Törichterweise sprechen wir oft davon, »draußen zu sein«, als ob das Haus und nicht das Freie unser »wirklicher« Platz in der Welt sei.
Das Gefühl des Nicht-Verbundenseins ist eine direkte Folge verschiedener Revolutionen, nämlich der landwirtschaftlichen, der industriellen und der jüngsten, der informationstechnologischen Revolution. Bevor diese Veränderungen die Gesellschaft zerrissen, verbrachten die meisten Menschen den größten Teil ihrer Zeit in enger Verbundenheit mit der natürlichen Umwelt, der außerdem ein Großteil unseres Interesses galt.
In diesem Buch wird eine andere Art Gartenkultur vorgeschlagen, und zwar eine, die unser Gefühl wiederherstellt, zur Welt dazuzugehören und eng mit dem lebendigen Kosmos verbunden, anstatt davon abgetrennt zu sein. In diesem Buch wird nicht vorgeschlagen, dass wir alle »zurück zur Natur« gehen (wir waren nie fort von ihr) oder gar dass wir unseren Broterwerb aufgeben; auch wird niemand durch dieses Buch zu einer Menge schwerer Arbeit angehalten. Was dieses Buch allerdings aufzeigt, ist eine Möglichkeit, anhand derer normale Menschen ihren ganz persönlichen Beitrag leisten können, wenn es darum geht, den Planeten wieder zu begrünen.
Dies sind vielleicht sehr große Worte für eine so bescheidene Tätigkeit wie das Gärtnern. Und doch befinden wir uns mitten in einer kritischen Phase, in der Entscheidungen in Angelegenheiten, die die gesamte Menschheit betreffen, getroffen werden. Entweder fahren wir fort, unsere Eingriffsmöglichkeiten in die Natur als unbegrenzt und die Erde als unversiegbare Rohstoffquelle für unseren Konsum anzusehen, oder wir sehen dem Verfall der Umwelt und der menschlichen Seele als global evidente Tatsachen ins Auge und entscheiden uns, die Verantwortung dafür anzunehmen. Im Angesicht drohender weltweiter Katastrophen fühlen sich die meisten von uns überwältigt – aber vor unserer eigenen Haustür bieten sich uns sofort beschreitbare Wege, uns für die Erhaltung des Planeten persönlich und praktisch einzusetzen.
Boden von guter Qualität wird immer seltener, die Weltbevölkerung wächst, es gibt kaum noch Öl. Wir könnten angesichts dessen in Weltuntergangsstimmung verfallen, oder aber – und das ist mein Tipp – uns mit dem Garten beschäftigen. Der Anbau der eigenen Nahrungsmittel oder etwa die Verwandlung einer winzigen Parzelle in einen von Leben nur so strotzenden Miniwald ist eine unmittelbare und positive Reaktion, die zum Ziel hat, den angerichteten Schaden wieder geradezubiegen.
In Kerala in Indien (einem Staat, der vor Gärten förmlich platzt) erachtet man ein Fünftel Hektar Land als eine ausreichend große landwirtschaftliche Fläche für die Versorgung einer Familie. Der durchschnittliche Hausgarten mag eine kleinere Fläche haben, kann aber immer noch hochproduktiv sein und dabei nur ein bis zwei Stunden Arbeit pro Woche in Anspruch nehmen, wenn Gestaltungsmethoden angewendet werden, die den Arbeitseinsatz minimieren.
Wenn wir im Garten arbeiten, sind wir mit all unseren Sinnen in Kontakt mit den Launen des Wetters, den wechselnden Stimmungen und Ansprüchen der Jahreszeiten und sogar mit den relativen Bewegungen der Sterne und Mondphasen. So entwickeln wir wieder ein inneres Wissen von der Qualität der fruchtbaren Vorgänge, die unserem Garten seine Fülle verleihen, und fühlen uns wieder als Teil des Kontinuums des Lebens anstatt als davon abgetrennte Beobachter.
Diese Methode der Lebensgestaltung, die auf Beobachtungen der Natur beruht, wobei das Verständnis unserer selbst als Teil dieser Natur zugrunde liegt, wird mit dem Begriff »Permakultur« bezeichnet (von Permanent Agriculture – dauerhafte Landwirtschaft –, wobei auch die Vorstellung einer dauerhaften Kultur impliziert wird). Mein voriges Buch, Permakultur praktisch (pala-verlag), enthält eine allgemeine Einführung in die Gestaltungsmethodologie der Permakultur. Im vorliegenden Buch geht es um die spezifische Anwendung von Permakultur im Garten. Wir werden uns weiter hinten im Buch auch mit den größeren kulturellen Zusammenhängen und mit der Rolle des Gartenbaus in unseren kulturellen Überlieferungen beschäftigen.
Man könnte diese Frage kurz damit beantworten, dass Permakultur die Kunst des Möglichen ist. Im Zuge der Artenschutzfrage in den sechziger Jahren drang Umweltbewusstsein erstmals in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Permakultur will jedoch über das bloße Schützen der Umwelt hinausgehen und mit regenerativen Mitteln für die langfristige Wiederherstellung der globalen Umwelt auf lebendige und dynamische Weise sorgen, anstatt einfach nur die weitere Zerstörung kleiner Teile des Planeten aufzuhalten und sie als Museumsstücke zu konservieren.
Aus kleinen Anfängen hat sich inzwischen ein bedeutender Fundus an Wissen über die Gestaltung von menschlichem Lebens- und Arbeitsraum entwickelt. Nur was langfristig aufrechtzuerhalten ist, kann dauerhafte Gesellschaften aufbauen. Die derzeitige instabile Politik, die Art, wie wir den Boden nutzen und die Gefühlskälte unter den Menschen müssen einfach zu einer Veränderung führen. Diese Veränderung wird uns zu beständigen Gesellschaften zurückführen und muss auf der Grundlage einer dauerhaften Landwirtschaft vollzogen werden.
Warum brauchen wir dauerhafte Landwirtschaft und wodurch zeichnet sie sich aus? Wir sind gerade dabei, mit großer Geschwindigkeit zu lernen, dass der Preis für unser derzeitiges hohes Konsumniveau in der massiven Schädigung der globalen Umwelt besteht.
Wer während der letzten Jahre ferngesehen oder Zeitung gelesen hat, wird die mannigfaltigen Beweise dafür nicht übersehen haben können. Ob es sich um Löcher in der Ozonschicht handelt, um Verschmutzung, Ölkriege oder um die Aufheizung der Atmosphäre – alle diese Faktoren bedrohen unsere zukünftigen Nahrungsquellen.
Der Begriff Permakultur wurde 1978 von dem Australier Bill Mollison geprägt, als dieser zusammen mit David Holmgren ein Buch mit dem Titel Permakultur veröffentlichte. Das Konzept gründet sich auf die langjährige Beobachtung natürlicher Systeme. Als bestes Beispiel eines solchen Systems in den gemäßigten Klimazonen könnte der Laubwald genannt werden.
In echter Wildnis (von der in Europa praktisch nichts übrig ist) ist ein Wald ein System der Pflanzenbedeckung, das sich selbst regeneriert und von unbegrenzter Nachhaltigkeit ist. Es handelt sich dabei um ein System, dessen Funktionen fünf Dimensionen umspannen: die zwei horizontalen Dimensionen, die vertikale Dimension, die zusätzliche vierte Dimension der Zeit und als krönenden Abschluss die fünfte Dimension der Beziehungen. Jede dieser »Richtungen« maximiert die räumliche Nutzung und steigert damit die Gesamtproduktivität.
Die mechanisierte monokulturelle Landwirtschaft ist extrem zweidimensional. Im Gegensatz dazu bietet der Wald aus unserem Beispiel eine breite Palette an Lebensmöglichkeiten von der tiefsten Wurzel bis zur höchsten Baumspitze. Der Baum selbst verändert sich mit den Jahreszeiten, sodass am Anfang des Frühlings Zwiebelgewächse gedeihen können, bevor eine dichtere Belaubung das Eindringen von Sonnenlicht verhindert. Selbst die Veränderungen eines Tages bieten hintereinander verschiedenen Säugetieren, Vögeln und Insekten diverse Möglichkeiten für die Nahrungsbeschaffung und die Ausführung der anderen lebenswichtigen Funktionen. Der Baum und die anderen Lebensformen gedeihen nicht in Isolation, sondern gerade aufgrund ihrer vielen, sich gegenseitig begünstigenden Beziehungen. Die Baumwurzeln nehmen Nährstoffe nicht nur mittels physischer und chemischer Prozesse auf, sondern auch aufgrund der engen Verbindung mit allerlei im Erdreich befindlichen Lebensformen vom Regenwurm bis zur Bakterie. Auf der anderen Seite ist der Baum ohne Insekten, die seine Blüten bestäuben, und ohne Säugetiere und Vögel, die seine Samen verbreiten, nicht in der Lage, die Fortpflanzung zu gewährleisten. Und dies ist nur ein winziger Ausschnitt aus dem komplexen Beziehungsnetz eines einzigen Baums.
Auf der Grundlage ihrer Beobachtungen von natürlichen Kreisläufen haben Menschen, die Permakultur praktizieren, aus diesen Prinzipien Strategien entwickelt, anhand derer jeder in der Lage ist, überall auf der Erde Systeme aufzubauen, die
extrem ertragreich, regenerativ und nahrhaft sind,
minimalen Aufwand bei maximalem Ertrag bieten,
ethisch vertretbar sind, da sie das Wohl des Bodens sowie das der Menschen im Auge haben,
Überschüsse erzeugen, die geteilt werden können.
Die Permakultur im eigenen Garten anzuwenden, kann der erste Schritt hin zur Einschränkung des persönlichen Konsums und zur Gestaltung des eigenen Lebens in immer kreativeren Bahnen sein.
Konsumeinschränkung heißt, dass wir genau beobachten, welchen Aufwand ein System für welchen Ertrag erfordert. Niemand würde tonnenweise Dünger in den Wald schleppen oder säckeweise Holzschnitt abtransportieren. Alle Bedürfnisse des Waldes müssen aus ihm selbst heraus befriedigt werden, und seine Erträge müssen von anderen Elementen des Systems aufgebraucht werden. Wenn Regenwürmer, aber auch andere Bodenflora und -fauna, die gefallen Blätter nicht zersetzen und verdauen würden, würde der Wald schnell unter »Blattverschmutzung« leiden.
Neue Häuser, neue Möbel, neue Straßen, neue Kleidung, neues Bettzeug, alles Neue und von Maschinen Hergestellte saugt das Leben aus uns heraus und macht uns kalt, macht uns leblos, je mehr wir haben.D. H. LAWRENCE (1885 – 1930), »NEW HOUSES, NEW CLOTHES«
Verschmutzung ist im Grunde nichts anderes als ein unerwünschtes Maß an Rohstoffen, und in der Permakultur lernen wir, alle Einsätze und Erträge richtig zu platzieren, und zwar mit dem Ziel, den Arbeitsaufwand zu reduzieren und den Grad der Verschmutzung zu minimieren.
Ihr nachhaltig gestalteter Garten wird ein deutlich sichtbares und lebendiges Zeugnis von der Kunst des Möglichen ablegen. Er wird auch ein lebendiges Beispiel für eine Gestaltungsmethode sein, die auf alle Aspekte der Gemeinschaft, in der Sie leben, angewendet werden kann. Das Gärtnern ist tief in der menschlichen Kultur verwurzelt und stellt ein praktisches Symbol all dessen dar, was lebensfördernd ist. Der Garten ist verstandene und durch Umsicht beherrschte Natur.
Ich erinnere mich daran, dass Leute in den Garten meiner Mutter kamen, um Ableger von ihren Blumen zu bekommen; Ich höre wieder das Lob, mit dem sie überschüttet wurde, denn egal wie steinig der Boden, den sie vorfand, war, sie verwandelte ihn in einen Garten ... Sie engagiert sich in einer Arbeit, die für ihre Seele Notwendigkeit ist. Das Ordnen des Universums nach dem Bild ihrer persönlichen Auffassung von Schönheit.ALICE WALKER, IN SEARCH OF OUR MOTHERS’ GARDENS
Für viele schwarze Frauen in den Südstaaten stellte das Gärtnern die einzige erlaubte Ausdrucksmöglichkeit ihrer inneren Kreativität dar. Meiner Meinung nach trifft dies heute auf noch sehr viel mehr Menschen zu, die den Garten als Ventil für die Seele verwenden. Es ist kein Zufall, dass das Christentum die Erschaffung des Menschen im Garten Eden vollziehen lässt, und dass Adam und Eva den Garten verlassen müssen, als Gott sie verbannt; ebenso ist es kein Zufall, dass dem Koran zufolge die Gerechten nach dem Tod bei Gott in einem wunderschönen Garten ihre Ruhe finden werden.
Das Wort »Paradies« selbst leitet sich aus dem alten persischen Wort Pairidaeza ab, was »ein mit Mauern umgrenzter Garten« bedeutet. Das Bild wird oft in der Literatur, insbesondere in Allegorien, verwendet und dient der Darstellung der menschlichen Seele. C.S. Lewis sagte darüber:
»Lassen wir uns nicht von der allegorischen Form täuschen. Es ... bedeutet nicht, dass der Autor über Unwesentliches spricht, sondern dass er über die innere Welt spricht, also über jene Realitäten, die er am besten kennt.«
Ein weiteres Kennzeichen für diese Bedeutsamkeit zeigt sich darin, dass viele Menschen einen einmaligen oder wiederkehrenden »Gartentraum« haben, in welchem die Träumer sich in einem geheimen Garten befinden (meist zusammen mit ihren Geschwistern), welcher auf die eine oder andere Weise einen sicheren, ruhigen und glücklichen Ort darstellt. Der geträumte Garten weist eine Tür auf, und der Traum selbst ist zumeist ohne Handlung. Man denkt, dass es sich bei diesem Traum um eine Erinnerung an das Leben in der Gebärmutter handelt, die in eine für das nachgeburtliche Bewusstsein verständliche Ausdrucksweise übersetzt wird.
Das Ausmaß der tiefen inneren Verpflichtung unseres Bewusstseins gegenüber dem Garten als Bild und Symbol, ein kulturübergreifendes Phänomen, wird nur von der eigentlichen Praxis des Gärtnerns als menschliche Bindung übertroffen. Es handelt sich dabei um eine der wenigen Aktivitäten, der Menschen überall auf der Welt nachgehen, und – wenn wir uns in erster Linie als Gärtnerinnen und Gärtner verstehen – verdeutlicht die Menschlichkeit, die wir alle miteinander teilen. Aus solchen Bindungen kann eine friedliche und kreative Zukunft erwachsen.
Zum Schluss noch einige weitere Gründe für den Garten als Ausgangspunkt für die Regeneration der Umwelt:
vor Ort – Gärten sind normalerweise nicht weit von unserer Wohnstätte entfernt,
persönlich – ihre Bearbeitung kann individuell erfolgen,
einladend – Gärten laden dazu ein, etwas gemeinsam mit anderen zu machen und zu teilen,
erreichbar – die nötigen Fähigkeiten sind leicht zu erlernen.
Gartenarbeit ist also eine Aktivität, die einer großen Mehrheit der Menschen offensteht. Sie kann schon im Blumenkasten vor dem Fenster und auf dem Balkon oder sogar ganz ohne Erde praktiziert werden. In meiner Vision einer friedvollen und üppigen Zukunft für diesen Planeten sehe ich, wie die Landwirtschaft der Großbetriebe und die monokulturelle Forstwirtschaft praktisch abgebaut werden und an ihre Stelle autonome Regionen mit Förstern und Försterinnen treten, die geringere Ansprüche an den Planeten und an sich selbst stellen als wir es heute tun, die ein einfacheres Leben führen, über genügend Nahrungsmittel, Kleidung und Wohnraum verfügen und die wahrscheinlich sehr viel mehr Freizeit haben als wir heute.
Mehr Zeit, mit unseren Kindern zu spielen, mit unseren Geliebten zusammen zu sein, in der Natur spazieren zu gehen oder einfach zusammenzusitzen und den sich ständig wandelnden Anblick unseres Gartens zu bewundern.
Jeder Mensch braucht ein Stück Garten, wie klein es auch immer sein mag, sodass er in Kontakt mit der Erde und deshalb mit etwas Tieferem in ihm selbst bleibt.C. G. JUNG (1875 – 1961)
Ich hoffe, dieses Buch kann Ihr Leben im Garten mit neuen Dimensionen der Freude und Produktivität bereichern. Wir müssen unser Leben nicht in Angst vor Krieg, Pest oder Umweltzerstörung verbringen. Mutter Natur zeigt, dass wir Veränderungen bewirken müssen. Und wir werden möglicherweise erkennen, dass diese Veränderungen unser Leben angenehmer und fruchtbarer machen. Kurzum, unsere Gärten könnten zu Orten werden, wo unsere Seelen geheilt werden und wo wir eine tiefe Lebensfreude erfahren können. In diesem Sinne möchte ich Sie nun dazu einladen, den Permakultur-Garten zu betreten ...
Graham Bell
Coldstream, Maifeiertag 1993
Sonnenlicht,
Drei Ringelblumen
Und eine dunkle, violette Mohnkapsel -
Daraus habe ich eine schöne Welt gemacht
AMY LOWELL (1874 – 1925), »FUGITIVE«
Die bewusste Planung einer Sache kann erst erfolgen, wenn wir uns über ihre Wichtigkeit in unserem Leben klar geworden sind. Bei der Gestaltung des Gartens richten sich viele Menschen nach der jeweiligen Mode und nicht danach, was am besten für sie wäre. Wir können uns einige grundsätzliche Fragen stellen, um sicherzustellen, dass der Garten für uns und nicht gegen uns arbeitet.
Wir alle möchten, dass der eigene Garten schön ist. Welche Sinneseindrücke als angenehm empfunden werden, ist dabei von Mensch zu Mensch völlig verschieden. Und doch kennen wir alle das Gefühl, einen Garten zu betreten und zu spüren, dass wir uns an einem ganz besonderen Ort befinden – und es muss sich dabei nicht unbedingt um unser eigenes Gärtchen handeln! Auf der Grundlage welcher Kriterien entscheiden wir eigentlich, wenn wir der Schönheit ansichtig werden, das dieser ganz bestimmte Garten einen besonderen ästhetischen Reiz aufweist?
Einer bestimmten Lehrmeinung zufolge sollte »alternativ« gleichbedeutend sein mit »nützlich« – als gäbe es für solchen Flitterkram wie »Schönheit« keinen Platz im großen Plan des Lebens. Schönheit ist jedoch auch eine nützliche Eigenschaft. Sie ist, wenn Sie so wollen, Nahrung für die Seele. In einem Garten, dessen Ziel es ist, der Natur nachzueifern, und zwar durch Hervorbringung jener erstaunlichen Üppigkeit, mit der die Wildnis die Sinne erfreut, ist es jedoch gut möglich, dass einige der charakteristischen Züge, die konventionell »schöne« Gärten auszeichnen, fehlen.
Zum einen gibt es da eine übertriebene Obsession mit »Ordentlichkeit«. Wenn Sie den Ideen in diesem Buch folgen, werden Sie wenig Interesse an nackter, gejäteter Erde haben oder am Anblick schnurgerader Reihen in Reih und Glied gesetzter Pflanzen gleicher Größe, die im Stil ewig gleicher Tapetenmuster angeordnet sind. Ordnung entsteht auf der Grundlage viel subtilerer Muster. Mit der Zeit wird sich die fruchtbare und willkürliche Pracht Ihres natürlichen Gartens mit jedem formalen Garten hinsichtlich ihrer Fähigkeit, die Sinne zu erfreuen, messen können.
Dem nachhaltigen Gartenbau geht es um die kontrollierte Wiederholung der Fruchtbarkeit natürlicher Systeme. Schönheit zeigt sich hier in der Pracht der Farben, Formen, Gerüche, Beschaffenheiten, Licht- und Schatteneigenschaften, Höhenunterschiede und sonstigen Kontraste, die das fruchtbare Gewebe der ungehinderten Natur bilden. Jede Pflanze, vom unerwünschtesten Wildkraut bis zum empfindlichsten Treibhausexoten, ist an sich ästhetisch schön. Die Schönheit eines jeden Aspekts des Permakultur-Gartens liegt in seiner gesunden Entwicklung.
Dies kommt in den Produkten selbst zum Ausdruck, und zwar nicht nur in ihrem Geschmack und unserer Zufriedenheit über eine reiche Nahrungsmittelernte, sondern auch in der Aufmerksamkeit, die wir der attraktiven Gestaltung unserer Mahlzeiten zukommen lassen.
Wir finden etwas schön, wenn es sich so verhält, wie wir es ursprünglich beabsichtigt haben. Es gibt aber auch die Schönheit der unkontrollierten Ereignisse im Garten. Ein unerwartetes Wildkraut kann uns erfreuen, weil es uns etwas über die Vorgänge lehrt, die sich abspielen, wenn die Natur aus eigener Kraft walten darf.
Der Hausgarten ist nicht nur Arbeits-, sondern auch Spielgelände. Wir, die erwachsenen Gärtnerinnen und Gärtner, wissen das wohl. In einem Großteil der Gärten spielen auch Kinder. Fast jeden Garten schmücken außerdem mindestens ein Mal pro Woche diverse Wäschestücke, die zum Trocknen aufgehängt worden sind. Ferner nutzen wir den Garten, um dort bei schönem Wetter zu essen, um Fahrräder abzustellen oder zu reparieren, um Abfälle zu sammeln, um Gerümpel, das vielleicht eines Tages nützlich sein könnte, aufzubewahren, um intime Augenblicke mit unseren Geliebten dort zu verbringen, um im Alter zu entspannen oder um irgendeiner anderen Beschäftigung nachzugehen, die sich eventuell nicht mit den Teerosenhybriden und den Staudenrabatten verträgt.
Gestalten und pflegen Sie Ihren Garten als realen Ort und nicht als fiktive Eleganz, wie sie in Fernsehgärten vorgegaukelt wird. Der Anblick einer derartig sorgfältig gepflegten Anlage, an der tage- und wochenlang intensiv herumgeschliffen und -gefeilt wurde, bevor die Kamera eingeschaltet werden darf, kann uns schon Minderwertigkeitsgefühle einreden. Die Wirklichkeit ist aber anders. Am besten sehen wir das alles nicht so eng und nehmen unser Stück Land einfach so wie es ist. Wenn Sie Freude an Ihrem Garten haben, können Sie letztendlich doch gar nicht so verkehrt liegen.
Menschen geht es ums Essen, nicht um die Nährstoffaufnahme.MAGNUS PYKE, FOOD & SOCIETY, 1968
Als wir Menschen uns erstmals niederließen, um Boden zu bewirtschaften, war unser allererstes Bedürfnis, etwas Essbares anzubauen. Die früheste Geschichte der Gärtnerei lässt sich nur anhand von Vermutungen rekonstruieren. Man nimmt an, dass sich die Menschen irgendwann von Jägern und Sammlern zu Sesshaften entwickelten, sich der Agrikultur zuwandten und den Boden buchstäblich kultivierten.
Über eine ausreichende Nahrungsmenge von der richtigen Qualität zu verfügen, ist für unsere Gesundheit unabdingbar. Wir sind alle dafür verantwortlich, eine vernünftige Mischung von Nahrungsmitteln zu uns zu nehmen, die unseren Bedürfnissen nach Energie zum Leben, Wachsen und für die Regeneration unseres Körpers und nach befriedigenden und angenehmen Mahlzeiten, gerecht werden. Wir können uns dafür entscheiden, uns gesund zu ernähren; wie wir dies definieren, variiert allerdings von Mensch zu Mensch. Rohe Nacktschnecken, Steckrübenpüree, Grassamen und Löwenzahn in Apfelsaft würden ein ausgewogenes und nahrhaftes Gericht mit einer gesunden Mischung aus Proteinen, Kohlehydraten, Ballaststoffen, Fetten und Vitaminen ergeben; für die meisten Menschen würde sich dieses Gericht jedoch als schwer verdaulich erweisen.
Wir essen – und tun auch vieles andere mehr im Leben – nicht nur mit dem Zweck, Schmerzen (Hunger) zu vermeiden, sondern auch, um Positives und Angenehmes zu erleben.
Wenn wir unsere eigene Nahrung im Garten anbauen, können wir die Mühe und den Lohn einer Ernährung mit Frischem viel besser würdigen. Wir werden uns nicht nur der Köstlichkeit einer Schüssel neuer Kartoffeln bewusst, sondern auch des Wetters selbst, das den Wuchs dieser Kartoffeln beeinflusste, der Art des Bodens, der Sonnenlicht und Wasser in unsere nächste Mahlzeit verwandelte sowie unseres ererbten Platzes als Söhne und Töchter der Erde. Denn wir haben genauso viel Recht auf die Freuden, die der Garten bereithält, wie die wilden Vögel und Insekten, die seine Freiheit auf eine scheinbar so sorgenfreie Art und Weise genießen, und nur zu oft scheinen wir zu glauben, dass wir die Nahrung nur zu ihren Gunsten angebaut hätten.
Der Sinn und Zweck, unsere eigene Nahrung anzubauen, liegt nicht nur darin, unserer körperlichen und seelischen Gesundheit durch die Freude am Genuss der eigenen Erzeugnisse etwas Gutes zu tun.
Wir können ohne jede Schwierigkeit in den nächsten Supermarkt gehen und alles Mögliche von Kiwis über Sternfrüchte und meterlange Bohnen bis hin zu Fleischtomaten aus den Regalen holen – und das so gut wie an jedem Tag des Jahres. Ich habe schon Tomaten »aus ökologischem Anbau« im Angebot gesehen, als ein halber Meter Schnee lag. Ökologisch? Wie denn, bitteschön? Nicht saisongerechtes Essen ist eine leichtfertige Energieverschwendung, und das nicht nur aufgrund des Transports und des Aufwands, den die Konservierung von Lebensmitteln erfordert, die von der anderen Seite des Globus hergeschafft werden. Es kommt hinzu, dass in vielen Ländern, wo diese zum Export bestimmte Ware produziert wird, der Nahrungsmittelanbau für die vor Ort lebende Bevölkerung als Folge zurückgeht.
Jede Frucht und jedes Gemüse ist Fruchtbarkeit, die dem Boden entnommen wurde. Wenn wir die Pflanzenabfälle nicht dem Boden zurückgeben, von dem die Pflanze ursprünglich kam, machen wir eigentlich einen Teil des weltweiten Erosionssystems aus.
In weiten Teilen Großbritanniens hat der Handel mit regional angebautem und zum regionalen Verbrauch bestimmten Gemüse immer mehr abgenommen. Während die Verstädterung gutes, landwirtschaftlich nutzbares Land verschlungen hat, gibt es eine halbe Million Hektar Bodenfläche in Form von Hausgärten, die nur darauf warten, ihre volle Produktivität zu entfalten. Ein Teil des Problems war bisher, dass diese Nutzbarmachung nach Schwerarbeit roch und dass der Gemüseanbau den Vorstellungen von einem attraktiven Garten widersprach. Wie wir sehen werden, muss dies nicht so sein.
Es wäre eine Zeitverschwendung, uns wegen der Tatsache, dass wir gelegentlich importierte Lebensmittel verzehren, schuldig zu fühlen, solange wir uns auf eine vermehrte Eigenproduktion zubewegen. Ein Hauptaspekt der nachhaltigen Gartenkultur ist die Produktion von Lebensmitteln für den eigenen Verzehr.
Einst bauten die Menschen ihre eigenen Kleidungs- und Heizmaterialien an, und innerhalb einer Region war man bezüglich der Faser- und Brennstoffe bis zum Industriezeitalter zu einem viel höheren Grad unabhängig als das heute der Fall ist. Die kleinen Agrargemeinschaften in den Wirtschaftsrandzonen hatten keine überschüssige Energie für eine weitläufige Verschiffung ihrer Waren zur Verfügung. Nur die Reichen konnten sich dies in beträchtlichem Maße leisten.
Jedes Dorf hatte seine eigenen Flachsfelder für die Leinenherstellung. Und das Schaf wurde aufgrund der Vielfältigkeit seiner Erzeugnisse, insbesondere durch den hohen Wert seiner Wolle, zum Wundertier des Mittelalters. Die Menschen mussten sich in der Tat kreative Lösungsmöglichkeiten für den Bedarf an Fasermaterialien zur Herstellung von Kleidungsstücken und anderen Gebrauchsgegenständen wie etwa Seilen einfallen lassen. Hanf- und Flachspollen wurden an zahlreichen archäologischen Stätten aus dem Mittelalter gefunden, was auf deren Gebrauch als Faserpflanzen hinweist. In Schottland benutzte man zum Beispiel Adlerfarn zum Flechten von Seilen und in vielen Ländern bildeten Brennnesseln den allgemeinen Grundstoff für Tuchfasern. Ressourcen, die heute als »Nebenprodukte« angesehen werden, z. B. Baumrinde, galten für bestimmte Zwecke als äußerst wertvoll.
Das Gleiche galt auch für Brennstoffe. In einem Zeitalter, in dem Holzbauten und Möbel in Übereinstimmung mit der Form und Maserung des Baumes angefertigt wurden und man sich noch nicht dem geradlinigen Diktat der mechanischen Kreissäge unterwarf, wäre ein Großteil des Holzes, das heutzutage unbedacht verfeuert wird, für baustofflich wertvoll erachtet worden. Die Beschaffung von Brennholz bestand nicht darin, dass reifes Hartholz mit der Kettensäge zersägt und gespalten wurde; vielmehr gewann man dies durch mühsames Auflesen von Kleinholz und Reisig, das der Wind von den Bäumen geweht hatte. In China, wo man noch für jedes letzte Stückchen Gemüse einen Verwendungszweck fand, wurden Kohlstrünke als Feueranzünder verwendet. Die Vorstellung, ein Feuer im Garten zu machen, um »Gartenabfälle« zu verbrennen, wäre für jene Menschen ein absolutes Unding gewesen.
Im Permakultur-Garten wollen wir uns wieder die Frage stellen, welche dieser Bedürfnisse wir aus eigener Kraft befriedigen können. Das bedeutet nicht, dass wir alle Brennnesselkutten tragen und Wildkrautsuppe essen, die auf der Weißkohlstrunkglut gekocht wurde. Aber wir werden vielleicht feststellen, was wir alles eigentlich gar nicht brauchen, obwohl wir dachten, dass wir es brauchen, und wie viel von dem, was wir tatsächlich brauchen, auf einer kleinen Fläche schnell und einfach zur Verfügung steht. Sparsamkeit kam aus der Mode, als die Zeit der Entbehrungen nach dem Krieg vom »Wirtschaftswunder« abgelöst wurde. Durch die Auswirkungen der letzten Wirtschaftsrezession hat ein Umdenken eingesetzt. Jetzt ist es an der Zeit, sich zu vergegenwärtigen, dass Sparsamkeit eine Kardinalstugend ist, deren praktische Ausübung eine Notwendigkeit (aber auch ein Vergnügen!) sein kann.
Große Zivilisationen verfügten fast durchweg über guten Boden als einen ihrer Hauptrohstoffe.NYLE C. BRADY, THE NATURE AND PROPERTIES OF SOILS, 5TH EDITION, 1974.
