Der Persische Dekameron - Franz Blei - E-Book

Der Persische Dekameron E-Book

Franz Blei

0,0
0,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Erotische Geschichten aus Persien: Aus: "Scherben bedeuten Glück" ... Zur festgesetzten Stunde waren die beiden Freunde bei dem Baum. Es dauerte nicht lange und Seida stand verschleiert neben ihnen. Kaum hatte der Liebende sie an ihrer Stimme erkannt, die ihm einen süßen Gruß zuflüsterte, so nahm er sie auch gleich in seine Arme und küsste sie mit der ersten Glut des Wiedersehens. »Geliebte, ich ertrug die Zeit nicht ohne dich! Nun musst du mir auch die ganze Nacht gehören. Aber wie es anstellen, ohne dass dein Gatte etwas merkt?« ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 108

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Persische Dekameron

Der Persische DekameronDie befragte WahrheitVerratenes VertrauenDas GeheimnisDie unerbittliche KurtisaneDie Frau des KrämersDer Berg der FreudenDiebserlebnisLegendeDie VergeltungDer Traum des PagenDie unbesiegbare PrinzessinDas Weib auf dem ElefantenDer PapageiDie FeuerprobeLiebestodDer SiegTod und LebenDie UngetreueDie SchelminDie PrinzessinDie Frau des KaufmannsDer befreite JünglingDie Tränen der KerzeScherben bedeuten GlückDer schöne KadiDer listige DschahisImpressum

Der Persische Dekameron

Franz Blei

Erotische Geschichten

Die befragte Wahrheit

In dem Staate Machriq regierte der weise König Nauroûz, so genannt nach dem Feste der Tagundnachtgleiche. Dieser König hatte unter seinem Gesinde einen Mann, der über seinen Kreis hinaus ob seiner Wahrheitsliebe bekannt und geachtet war. Als der König von dieser seiner Eigenschaft erfuhr, ernannte er ihn zum Oberstallmeister. Gleich hatte er auch seine Neider, die natürlich, gemäß dem höheren Rang, in ihren Mitteln, Fallen zu stellen, viel tückischer sein konnten. So war es besonders ein Höfling des Königs, der es auf ihn abgesehen hatte. Dieser Höfling bekannte auch offen seine Absicht, es darauf anzulegen, den wahrheitsliebenden Oberstallmeister in eine Lüge zu verstricken, und ihn soweit zu bringen, dass er eine Unwahrheit sage. Der Höfling hatte eine hübsche und verwegene Tochter, die ihm bei diesem Werke behilflich sein sollte. Eines Nachts nun stand dieses Mädchen länger als sonst vor dem Spiegel, schmückte und putzte sich, bis sie vollkommen dem Bilde einer Verführerin glich. So gerüstet betrat sie die Stube des Oberstallmeisters. Der war sehr erstaunt, einen so schönen Gast bei sich zu haben, und da er sie nicht kannte, glaubte er an einen Irrtum. Sie aber grüßte ihn, nannte ihn bei seinem Namen, und er bat sie nun, ganz in seine Stube eintreten zu wollen. Sie nahm auch gleich neben ihm Platz und begann ihren Angriff. Zuerst war der junge Mann ganz verdutzt, aber das Mädchen sah darüber hinweg, es wurde immer deutlicher, berührte ihn erst und umschlang ihn dann ganz. Dem jungen Manne schwanden die Sinne, doch das Mädchen machte, knapp vor der letzten Erfüllung, halt. Ihr war es im Augenblick genug zu wissen, dass sie den jungen Mann nun in ihre Gewalt bekomme. »Lache mich nicht aus, aber ich habe Verlangen nach einem köstlich zubereiteten Gericht aus Pferdefleisch. Lass uns doch eines der fetten Pferde des Königs schlachten, wir wollen davon essen.«

Der junge Mann bekam Furcht. »Was wird der König dazu sagen?«

»Was fürchtest du dich! Falls der König nach dem Pferde fragen sollte, so kannst du sagen, es sei krank geworden und du musstest es schlachten. Vertraut dir der König nicht vollends?«

Das Mädchen bat mit so anmutiger Gebärde, dass der Oberstallmeister nicht widerstehen konnte. Er wollte schon einen Knecht herbeirufen, damit dieser den Auftrag zu schlachten übernehme. Das Mädchen aber kam ihm zuvor und sagte: »Wenn du schon schlachten willst, so schlachte wenigstens den Rappen des Königs!« Bei diesem Ansinnen erschrak der Stallmeister und rief: »Gerade dieses Tier ist dem König ans Herz gewachsen, er liebt es und ich soll es schlachten!« Das Mädchen warf sich ihm an den Hals, bat und beschwor ihn, und als alles nichts helfen wollte, verlegte sie sich auf das Mittel zu trotzen. »Wenn du dies Pferd nicht schlachtest, dann will ich niemals mehr etwas von dir wissen!« Diese Drohung nahm dem Stallmeister die letzte Besinnung. Er ließ den Rappen vor den Augen des Mädchens schlachten. Sie briet selber das Herz und aß es. Hernach ging sie wieder in seine Stube und verweilte dort längere Zeit.

In der Klarheit des Morgens übersah der Oberstallmeister erst, was er da angerichtet hatte. Seine Achtung vor der Wahrheit war so groß, sein Gewissen so peinlich, dass er die Gewohnheit angenommen hatte, bei schwierigen Fällen laut mit sich zu verhandeln, damit nicht auch nur der Schein einer Lüge hindurchschlüpfen könne. Nach dieser Methode disputierte er auch jetzt. »Wenn nun wirklich heute der König zu mir sprechen wollte: Bring mir den Rappen, ich will auf ihm ausreiten! – was dann? Sage ich ihm eine Lüge, so bringt diese nichts Gutes; sage ich ihm die Wahrheit, so gefällt diese ihm sicherlich nicht. Dann gibt er Befehl, mich zu töten! Freilich ist es besser, ich sterbe, weil ich die Wahrheit gesagt habe, als ich verdanke mein Leben einer Lüge!«

Um nun noch besser die Stimme seines Gewissens zu hören, ging er in ein anderes Zimmer, legte seine Mütze auf eine erhöhte Stelle und sagte: »Das soll nun der König sein!« Dann ging er aus dem Zimmer und kam wieder herein. Nach seiner Gewohnheit grüßte er den König und erwiderte selbst diesen Gruß. Dann sprach er, als wäre er der König: »Wohlan, sattle mir meinen Rappen, ich will auf ihm heute zur Jagd ausreiten.«

Er selbst erwiderte darauf: »O König, diese Nacht hat der Rappe sein Futter nicht gefressen; als es Mitternacht war, fiel er um und starb. Ich wusste kein Mittel, das ihm noch hätte helfen können.«

Weiter sprach er, als wäre er der König: »Heda, was willst du mir da einreden. Gestern war der Rappe noch ganz gesund, und heute soll gerade er gestorben sein! Gestehe lieber, du hast ihn geschlachtet! Du willst es leugnen – erschlagt den frechen Lügner!« Diese Rede behagte dem Oberstallmeister gar nicht. Er sprach zu sich, indem er der Mütze den Rücken kehrte: »Diesmal will ich die Wahrheit sagen!«

Wieder ging er hinaus, kam von neuem herein, grüßte und erwiderte selbst den Gruß. Darauf sprach er, als ob er der König wäre: »Geh und sattle mir den Rappen, ich will heute auf ihm spazierenreiten.«

Er erwiderte: »O König, heute Nacht ist mir etwas Besonderes begegnet: Ich saß in meinem Zimmer, da trat plötzlich ein so hübsches und gutgekleidetes Mädchen zu mir herein, dass der Mond neben ihr verblassen musste. Sie kam, setzte sich an meine Seite, warf sich an meinen Hals und verlangte schließlich das Herz des königlichen Rappens. Ich sprach: Ich will dir ein anderes schlachten. Das Mädchen bestand aber auf dem Rappen. O König, ich kann dir nur die Wahrheit gestehen. Was war mir da der Rappe; hätte das Mädchen mein Leben verlangt, ich hätte es ihr willig gegeben. Wisse denn, ich habe ihr diese Nacht den Rappen geschlachtet. Zögere nicht, hier ist mein Kopf und dort dein Schwert!«

Diese Rede tat dem Gewissen des Stallmeisters wohl. Er sprach, als wäre er der König: »Du hast die Wahrheit gesagt; wäre ich an deiner Stelle gewesen, ich würde auch manche Dummheit begangen haben. Dafür aber, dass du die Wahrheit gesprochen hast, bekommst du ein Ehrenkleid!«

Bei dieser Rede blieb der Stallmeister und er lernte sie auswendig. Während er nachdachte, kamen auch schon Abgesandte des Königs, um ihn vor diesen zu bringen. Und wirklich sprach ihn der König an: »Bring mir den Rappen, ich will heute auf ihm spazierenreiten.«

Der Oberstallmeister murmelte rasch ein Gebet vor sich hin und sprach dann: »O König, diese Nacht hatte ich eine besondere Begegnung: Ich saß in meinem Zimmer, plötzlich stand ein so hübsches und wohlgekleidetes Mädchen vor mir, dass der Glanz des Mondes vor dieser Schönheit hätte erblassen müssen. Dieses Mädchen setzte sich an meine Seite, schmiegte sich an mich und verlangte von mir das Herz des königlichen Rappens. Ich sprach: Ich will ein anderes Pferd schlachten. Aber sie bestand auf dem Rappen. Wie ich sie auch beschwor und meine Treue zum König anführte – sie bestand darauf. Gerade das Fleisch des Rappens will ich verspeisen. Ihr Bitten und Beschwören war mit so viel Anmut ausgesprochen, dass, hätte sie mein Leben verlangt, ich nicht gezögert hätte, es ihr zu geben. Ich verlor meinen klaren Kopf; das Herz des Mädchens zu betrüben war ich nicht imstande. So ließ ich mich von dem Mädchen berücken, um mir ihre Zuneigung und ihr Wohlwollen zu erhalten. Ich schlachtete den Rappen, das Mädchen briet dessen Herz und aß es. O König, schlage den Kopf des Sünders ab, dort ist dein Schwert.«

Diese Rede gefiel dem König und es kam so, wie es sich der Stallmeister vorgespielt hatte: Er bekam ein Ehrenkleid. Das Mädchen des Höflings bekam der Oberstallmeister von seinem König zur Frau.

Der Aufrichtigkeit und Wahrheitsliebe hatte es der Oberstallmeister zu verdanken, dass er auch weiterhin in der Gunst und Gnade des Königs stand. Aus dieser Zeit rührt das Sprichwort her: Wenn du niemanden findest, der dir raten kann, so lege deine Mütze vor dich hin und frage diese um Rat.

Verratenes Vertrauen

Unter der Herrschaft des Hadjdjâdj ibn Jussuf erlebte ein junger Mann eine Geschichte, die, von ihm selbst erzählt, den Reiz der Unmittelbarkeit wohl am besten bewahrt.

»Meine Wangen zierte noch der erste Flaum meines Bartes, als ich schon die Tätigkeit eines Geldwechslers ausübte. Auch hatte ich zu dieser Zeit bereits hundert Liebschaften, wenn nicht sogar mehr. Hadjdjâdj besaß eine Favoritin, in die er solchermaßen verliebt war, dass er sie stets um sich haben wollte. Es war keine Übertreibung, wenn man von ihr sagte, dass er sie bis zum Irrsinn liebe. Als ich einmal auf dem Weg zum Bade war, traf mich ein verliebter Blick dieser Auserwählten.

Gleich am nächsten Tag sandte sie einen Boten nach mir. »Du sollst zur Favoritin des Hadjdjâdj kommen, sie will bei dir Gold einwechseln!« Von ihm wurde ich in den Harem des Hadjdjâdj geleitet. Das junge Mädchen, das mich erwartete, war so schön wie ein Traumbild. Es fehlte nicht viel und ich hätte bei solchem Anblick auch den Verstand verloren.

Wir suchten die Einsamkeit des Parkes auf. Hier zog uns das Liebesspiel immer enger aneinander und wir tauschten alles aus, was wir uns an Köstlichem geben konnten.

Wir verplauderten gerade eine Pause, als einer der Emire des Hadjdjâdj erschien. Er überreichte dem jungen Mädchen drei Vögel, die ihr hoher Herr für ihre Tafel bestimmt hatte. Aber meine Schöne, die wohl dachte, dass ich eine gute Mahlzeit verdient habe, schenkte sie mir.

Mit dieser Gabe kehrte ich in den Basar zurück und lud meinen Geschäftsfreund ein, mit mir die Vögel zu verspeisen. Als wir die Tiere aufschnitten, fanden wir sie im Innern mit kostbaren Steinen gefüllt. Erstaunt über diese Entdeckung fragte mich mein Geschäftsfreund, wie ich in den Besitz dieser Vögel gekommen war. Ohne Bedenken erzählte ich ihm mein wunderbares Abenteuer, schenkte ihm einen Teil der Steine und behielt den Rest für mich. Der Schurke ging zu Hadjdjâdj und berichtete ihm, was er von mir erfahren hatte.

Wir wurden alle vor den Fürsten geladen, das junge Mädchen, mein Geschäftsfreund, der Emir und ich. Zuerst verhörte er den Emir. »Wie kommt es, dass du die Vögel, statt mit gehacktem Fleisch, mit Edelsteinen fülltest?« Darauf der Emir: »Ich tat es, um deinen Auftrag in einer Form zu erledigen, die deiner würdig ist. Ich sagte mir, in der Küche meines Herrn ist an leckeren Speisen kein Mangel. Mein Ehrgeiz aber ging dahin, ein außergewöhnliches Gericht herzustellen. Um den Ruhm deiner Küche zu erhöhen, ließ ich die Vögel nicht, wie üblich, mit gehacktem Fleisch, sondern mit Edelsteinen füllen.«

Nun wandte sich der Fürst an das junge Mädchen. »Warum hast du das Gericht, das ich dir zur Mahlzeit bestimmt hatte, nicht selbst gegessen? Warum verschenktest du es an diesen Jüngling?«

»Mein Gebieter«, antwortete sie, »in welcher Absicht sandtest du mir die Vögel? Du hättest sie doch selbst essen können?«

»Aus Liebe zu dir ließ ich sie unberührt und es war im Sinne dieser Liebe, sie ausschließlich dir anzubieten.«

»Nun gut. Mit denselben Gefühlen der Liebe, wie du sie für mich hast, schenkte ich die Vögel diesem Jüngling. Ich wollte sie lieber von ihm allein verspeist wissen, als selbst davon genießen.«

Hierauf fragte mich der Fürst: »Wie konntest du so verwegen sein, dir im Harem deines Fürsten alle Freiheiten zu erlauben, die nur mir zustehen?«

»O Fürst«, antwortete ich, »warum die Wahrheit entstellen?! Was wäre das wohl für ein Mann, der die Aufmunterung einer schönen Frau, sie zu lieben, unerwidert ließe!«

Der Fürst musste lachen. »Aber du hättest ein so zartes Geheimnis nicht preisgeben sollen, auch deinem besten Freunde nicht. Sind dir die Worte des Dichters unbekannt:

»Vertraue dein Geheimnis auch nicht deinem besten Freunde an, denn dieser hat wieder beste Freunde.«

»O Fürst! ich hielt ihn nicht für so unwürdig. Ich vertraute ihm wie einem Bruder, und dennoch hat er mich verraten.«

Der Fürst wandte sich mit erhobener Stimme an meinen Freund: »Warum hast du so an ihm gehandelt?«

Dieser senkte sein Haupt und wusste kein Wort zu sagen.

»Der Teufel hat dich geritten. Ich werde dich, wie du es verdienst, bestrafen!« Nach diesen Worten machte mir Hadjdjâdj das schöne Mädchen zum Geschenk und sprach zu uns: »Weil ihr so freimütig die Wahrheit gesprochen habt, will ich euch verzeihen!«

Mein Freund wurde zum Tode verurteilt und sein Kopf als abschreckendes Beispiel für Verräter dem Volke gezeigt.

Die Moral dieser Geschichte: Verrate nicht die Geheimnisse desjenigen, der dir voll vertraut, handle nicht unwürdig an ihm, sondern denke daran, dass du selber das Opfer einer solchen schmählichen Handlung werden könntest.

Das Geheimnis

Eines Abends, da ich beim Brunnen Azmeh saß, belauschte ich die Unterhaltung zweier junger Mädchen. Die eine sagte zur andern:

»Ich kann mir wirklich nicht erklären, weshalb mir meine Mutter immer rät, mich von den Männern fernzuhalten, die mich anschauen. Kannst du mir sagen, was ich eigentlich von denen zu fürchten habe?«

Ihre Freundin gab zur Antwort:

»Meine Mutter rät mir Gleiches. Nur sagt sie, ich soll die Männer vermeiden, die mich nicht anschauen. So wenig wie du weiß ich einen Grund dafür.«

Ich erhob mich und sagte zu den jungen Mädchen:

»Ich hatte mich entschlossen, euch nicht näher zu kommen ... Nun ist's aber doch nötig, dass ich mich euch nähere, denn der Schmetterling gräbt sich in den Kelch der Rose ein, wenn er ihr von der Liebe sprechen will.«

»Wir hören dich«, sagten die beiden und lachten.

Die eine hatte kleine, sehr schöne Brüste, und die andere allzu vollendete Beine, und zum ersten Male zauderte mein Wort. Aber da die Nacht herannahte und eines der beiden Mädchen sich anschickte, die heiligen Waschungen vorzunehmen, zog ich die andere auf mein Knie und sagte: