Der Prinz der Klingen - Torsten Fink - E-Book

Der Prinz der Klingen E-Book

Torsten Fink

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Beschreibung

Die Liebe seines Lebens ist seine größte Feindin

Sahif war ein Schatten, ein Meisterassassine. Doch das ist beinahe schon alles, was er nach einem Unfall noch von seinem früheren Leben weiß. Auf der Flucht vor den finsteren Intrigen seiner Halbschwester erfährt er, dass sich die Frau, die er liebte und für die er seine düstere Berufung aufgeben wollte, ganz in der Nähe aufhält. Viel zu spät erkennt er, dass er einer heimtückischen Lüge aufgesessen ist. Denn die Frau, die ihn aus strahlenden Augen anschaut und ihm Liebe schwört, will nur eins – seinen Tod!

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Seitenzahl: 1055

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Torsten Fink

Roman

Originalausgabe

1. Auflage

Originalausgabe Januar 2013 bei Blanvalet,

einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Copyright © 2013 by Torsten Fink

Umschlaggestaltung und -illustration: © Isabelle Hirtz, München,

unter Verwendung einer Fotografie von Katrin Diesner

Lektorat: Simone Heller

HK · Herstellung: sam

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-08467-7

www.blanvalet.de

Prolog

Der Schnee, der so widernatürlich aus wolkenlosem Herbsthimmel über die Stadt gekommen war, taute fast so schnell, wie er gefallen war. Ein Mädchen spielte mit den Rinnsalen aus Tauwasser, die über die enge Gasse im Gerberviertel zum Kristallbach liefen. Es legte dem Wasser kleine und größere Steine in den Weg und freute sich, wenn es doch einen Pfad um das Hindernis herum fand. Es war ein fesselndes Spiel, das das Mädchen so sehr in Anspruch nahm, dass es seine Umgebung schon lange nicht mehr beachtete.

»Das sind aber schöne Steine, mit denen du da spielst«, sagte eine samtene Stimme.

Das Mädchen blickte auf. Vor ihm stand eine große Frau, gehüllt in einen grauen, abgetragenen Mantel, und sah ihm zu. Es nickte ernst und legte einen neuen weißen Stein in das Rinnsal. Aber das Wasser fand auch jetzt wieder einen Weg.

»Würdest du mir einen schenken?«, fragte die Frau und lächelte.

Das Mädchen betrachtete die Frau von oben bis unten, fand, dass die weißen Haare nicht zu dem alterslosen, etwas müde wirkenden Gesicht passten, und schüttelte dann den Kopf.

»Ich verstehe«, sagte die Frau mit ernster Freundlichkeit. »Aber vielleicht magst du mit mir tauschen?«

Sie hielt plötzlich einen Apfel in der schlanken Hand.

Das Mädchen zögerte, aber der Apfel war rot und glänzte verführerisch in der Abendsonne. Es nickte, wählte den kleinsten seiner Steine aus, lief hinüber zu der Frau und hielt ihr den Stein auf der flachen Hand hin.

»Warte, gib ihn mir nicht hier. Trage ihn für mich doch noch dort hinüber, in den Schatten. Er sieht sehr schwer aus, weißt du«, bat die Frau freundlich.

»Gar nicht schwer«, sagte das Mädchen und blieb stehen, als sich die Frau zwischen zwei engstehenden Häusern in den Schatten setzte. Sie schien beinahe zu verschwinden. Nur der Apfel leuchtete noch rot aus dem Zwielicht und lockte.

Das Mädchen hüpfte hinüber und legte der Frau den Stein in die kalten Finger.

»Du bist sehr freundlich, Kind. Sag, bevor ich dir den Apfel gebe, wo sind denn all die anderen Menschen?«

Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Der Herzog ist tot. Und jetzt sind alle drüben an der Burg. Hast du das nicht gewusst, Großmutter?«

»Nein, mein Kind, ich war mit anderen Dingen beschäftigt, und ich gehe Menschen, vor allem, wenn es sehr viele sind, lieber aus dem Weg.«

Das Mädchen nahm den Apfel, aber die Frau ließ ihn nicht los. »Bevor ich ihn dir gebe, beiße doch einmal hinein und sage mir, wie er schmeckt.«

»Weißt du nicht, wie ein Apfel schmeckt?«

Für einen Augenblick bekam das Lächeln der Frau etwas Gequältes. »Ich weiß sehr wohl, wie Äpfel schmecken, jedenfalls wusste ich es einmal. Doch ich weiß natürlich nicht, wie dieser Apfel schmeckt, mein Kind. Und deshalb musst du den Geschmack für mich beschreiben. Willst du das mir zuliebe tun?«

Das Mädchen nickte ernst und nahm den Apfel nun beinahe ehrfürchtig in die Hand.

»Du musst die Augen schließen, Kind, dann ist der Geschmack stärker.«

Das Mädchen gehorchte, schloss die Augen und biss voller Vorfreude in den roten Apfel. »Süß«, sagte es kauend, »und ganz viel Saft.« So sah es das ernste Lächeln nicht, und es sah nicht, wie die Frau einen sehr schmalen Dolch aus den Falten ihres Gewandes hervorzog. Nur das Geräusch, als der Stahl aus der Scheide fuhr, das hörte es, aber es öffnete die Augen nicht, denn der Apfel schmeckte einfach zu süß.

Erster Tag

Es war nur ein kleiner Ausschnitt der Welt, den Prinz Sahif at Hassat durch den Eingang des Stollens sehen konnte. Der Schnee schmolz selbst hier in den Bergen schnell von den Felsen. Es war ruhig dort draußen, nur ein stetiges Tropfen war zu hören, und nichts, nicht einmal ein Tier, rührte sich. Sahif hatte sich in der Nacht in dem Bergwerk versteckt. Erst hatte er sich in der Tiefe des Stollens verkrochen, aber bald bemerkt, dass dieser nicht so tief war, wie er es sich gewünscht hätte. Es war eines der Silberbergwerke, die einst so zahlreich um Atgath herum entstanden und alle schnell wieder aufgegeben worden waren, weil die Mahre das Silber, das es eigentlich reichlich in diesen Bergen gab, vor den Menschen versteckt hatten. Das hatten sie ihm selbst erzählt, diese Berggeister, die den alten Geschichten entstiegen zu sein schienen.

Es war ein schlechtes Versteck, aber Sahif hatte kein besseres. Also blieb er in der Nähe des Ausgangs und starrte Stunde um Stunde hinaus. Er konnte dort draußen immer noch nichts entdecken, was gefährlich aussah, und gerade das weckte sein Misstrauen. Sollte er seinen Verfolgern wirklich entkommen sein? Die ganze Stadt war doch hinter ihm her, und im letzten Licht des vorigen Abends hatte er weit unterhalb am Berg schwarze Punkte gesehen– Männer, die ihm seine Schwester Shahila auf den Hals gehetzt hatte. Er war sich beinahe sicher, dass es die Bergkrieger waren, die Shahila nach Atgath mitgebracht hatte– seine Halbschwester, die den Herzog ermordet und Sahif zum Sündenbock für dieses Verbrechen auserkoren hatte. Er wurde zornig, wenn er an sie dachte, und das war gut, denn der Zorn war besser als die Leere, die er sonst in sich spürte. Vielleicht hätte er sie doch töten sollen, wie es die Mahre verlangt hatten– er hatte große Lust dazu verspürt, aber zu lange gezögert. Früher hätte er ihr bestimmt kalten Herzens die Kehle durchgeschnitten, aber dieser Mann war er nicht mehr. Er hatte sein Gedächtnis verloren, und was er nach und nach über sein altes Ich erfahren hatte, war erschreckend und verstörend. Vieles war möglicherweise gar nicht wahr, denn das meiste hatte ihm seine Halbschwester erzählt, und die hatte ihn belogen, betrogen und benutzt, wie er leidvoll hatte erfahren müssen. Ja, inzwischen bereute er es, dass er sie nicht umgebracht hatte, aber als er seinem Zorn und dem Blutdurst endlich freien Lauf hatte lassen wollen, hatte sie sich hinter der Magie versteckt, die eigentlich den toten Herzog hätte schützen sollen. Sahif verfluchte Shahila, und er verfluchte sein Schicksal, aber beides half ihm nicht weiter.

Er war müde, hungrig, fror, und er wusste nicht, was er tun sollte. Nur, dass er nicht bleiben konnte, wo er war, das wusste er. Wenn er wenigstens eine Waffe gehabt hätte! Aber er hatte in dem Stollen nichts Besseres gefunden als den morschen Stiel einer Hacke, der einen mehr als armseligen Knüppel abgab. Und da draußen, vor dem Eingang dieses Bergwerks, wartete eine Welt voller Feinde auf ihn. Einmal, als er schon drauf und dran gewesen war hinauszugehen, hatte der Klang von leichtem Steinschlag ihn abgehalten. Stundenlang hatte er danach auf die Schneedecke gestarrt, die den Boden vor der Höhle deckte. Sie schmolz dahin, und das war das Einzige, was er an Bewegung erkennen konnte. Hieß das nun, dass er seine Jäger abgeschüttelt hatte? Er bezweifelte es, aber er wusste nicht, warum. Vielleicht hätte es ihm der Schatten sagen können, der er gewesen war, bevor er sein Gedächtnis verloren hatte. Aber der alte Sahif schwieg, und das war vielleicht ein gutes Zeichen, denn bislang hatte er sich nur in höchster Not bemerkbar gemacht, hatte gezeigt, dass er noch da war, irgendwo, verborgen in der Leere, die Sahif in sich fühlte und die er loswerden wollte.

Kurz entschlossen erhob er sich und trat hinaus in den Herbsttag, der so überraschend mild über die Berge gekommen war. Sahif kannte sich nicht aus mit Schnee, aber wie er so weiß und unberührt vor ihm lag, kam er ihm einfach nicht richtig vor. Er spähte nach allen Seiten, dann ging er ein paar Schritte hinaus. Da war ein Geruch im Wind, der ihm fehl am Platze schien. Er hielt inne und sog die Luft ein. Es roch schwach nach nassem Leder. Es war schon fast zu spät, als er begriff, was das bedeutete. Er duckte sich, und der Wurfspieß zischte nur fingerbreit über seinen Kopf hinweg, und als er mit einem hässlichen Knirschen auf den Fels hinter Sahif prallte, wurde der Schnee zu seinen Füßen lebendig, bekam Hände, Arme, Köpfe und Klingen, wurde zu Männern, die ihn umbringen wollten. Hinter ihm stieß jemand einen durchdringenden Schrei aus. Sahif drehte sich nicht um, auch wenn sein Instinkt es verlangte. Er sah weder nach dem Speerwerfer noch nach dem Mann, der hinter ihm geschrien hatte, denn die drei Krieger, die fast zu seinen Füßen aus dem Schnee aufgetaucht waren, griffen ihn an. Der erste schleuderte eines seiner Kriegsbeile, und Sahif sah, wie es sich in der Luft drehte und direkt auf seine Stirn zusauste. Der nächste stach brüllend mit einem kurzen Speer nach seiner Brust, während der dritte von der Seite angriff und mit seinem Breitschwert ausholte. Sahif reagierte, nein, etwas in ihm reagierte, sagte ihm, was zu tun war, und er tat es, noch bevor er darüber nachdenken konnte. Er sprang mit einer Drehung vor der Speerspitze zurück und spürte den Stiel der Wurfaxt, die seine Schläfe streifte. Er fiel dem Schwertträger in den Arm und brachte ihn mit einem harten Tritt gegen das Schienbein aus dem Gleichgewicht.

Die eisige Kälte war wieder da, füllte Sahif aus, leitete ihn, ließ ihn schnell und kühl bis ins Mark handeln, so schnell, dass es ihm vorkam, als würde er sich selbst zusehen, als würde ein anderer diese Bewegungen ausführen, das Ausweichen, Zuschlagen und Kämpfen, und er sah und hörte alles in kristallener Klarheit: den stoßweisen Atem der Männer, ihr Stöhnen, das Knirschen ihrer Schritte im Schnee und das Klirren der Waffen. Es war erschreckend und faszinierend zugleich, ein machtvolles Gefühl, und der kalte Rausch steigerte sich mit jeder Sekunde des Kampfes. Er konnte nicht genug davon bekommen. Der Krieger mit den Äxten schwang sein zweites Wurfbeil und sprang mit einem durchdringenden Schrei auf ihn los. Sahif, der noch mit dem Schwertkämpfer rang, riss den Arm seines Gegners hart nach unten und kugelte ihm die Schulter aus. Der Mann schrie, ließ sein Schwert aber nicht los. Sahif wirbelte herum, riss den Gegner mit und ließ den Krieger mit der Axt genau in die stählerne Spitze des Schwertes laufen. Er registrierte mit durchdringender Klarheit, wie die Spitze durch das lederne Wams in den Leib fuhr, Fleisch und eine Rippe spaltete und sich in die Lunge des Angreifers bohrte. Das Angriffsgebrüll des Mannes erstarb in einem Röcheln.

Sahif rammte das Schwert mit kaltem Zorn tiefer in den Bergkrieger hinein und war erst zufrieden, als er hörte, dass es am Rücken wieder austrat. Der Schwertkämpfer konnte die Waffe nicht länger festhalten und stürzte in den Schnee. Aber der Mann, den das Schwert durchbohrt hatte, griff nach Sahifs Arm und hielt ihn fest, obwohl ein Blick in seine Augen verriet, dass er seinen nahen Tod bereits begriffen hatte. Der andere, der sich stöhnend zu ihren Füßen im Schnee wälzte, umklammerte mit dem linken Arm eines von Sahifs Beinen. Der Speerträger! Er hatte den Speerträger aus den Augen verloren! Jetzt hörte er seinen Atem. Er versuchte, sich aus der doppelten Umklammerung loszureißen. Dann fuhr ihm heißer Schmerz in die Seite, etwas durchbohrte sein Fleisch. Er stöhnte auf, fuhr herum und schüttelte den sterbenden Bergkrieger ab. Der dritte Angreifer riss den Speer zurück und holte zum erneuten Stoß aus. Sahif sah, dass der Mann auf dem glatten Untergrund keinen festen Stand hatte, was ihm einen Augenblick Zeit verschaffte. Er trat nach dem Mann, der seine Beine umklammerte. Als das nicht half, stieß er ihm seinen Knüppel hart ins Gesicht, mehrfach, bis der Mann Zähne spuckte und endlich losließ.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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