Der Ruf des Waldes - Christian Brand - E-Book

Der Ruf des Waldes E-Book

Christian Brand

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Beschreibung

In einer Zeit, in der die Menschen ihre Verbindung zur Natur verloren haben, verspürt der Jäger Brenemos ein mysteriöses Flüstern im Wald von Lauriacum. Auf einer verborgenen Lichtung entdeckt er einen leuchtenden blauen Stein, ein uraltes Relikt der Druiden. Bei der Berührung durchströmt ihn eine Vision vergessenen Wissens und plötzlich kann er mit Tieren sprechen und die Sprache der Pflanzen verstehen. Seine neu erwachten Fähigkeiten machen die Dorfbewohner misstrauisch. Als ein unnatürlicher Sturm das Dorf bedroht, versucht Brenemos einzugreifen und öffnet dabei ungewollt ein Tor zur Anderswelt. Ein uralter Schatten dringt in unsere Welt ein und entreißt ihm den magischen Stein. Verbannt und seiner Kraft beraubt, muss Brenemos die wahre Quelle seiner Macht finden. Im Herzen des Waldes begegnet er Cernunnos, dem gehörnten Herrn der Wildnis, der ihm eine erschütternde Wahrheit offenbart. Brenemos trägt das Blut der ersten Druiden in sich und ist mit dem Zeichen der dreifachen Göttin gesegnet. Er ist der lebende Seelenanker, die Verkörperung der Verbindung zwischen Mensch und Natur. In einem finalen Kampf erkennt Brenemos, dass wahre Kraft nicht in Artefakten liegt, sondern im Gleichgewicht zwischen den Welten. Kann er Lauriacum retten und die Menschen zu ihren vergessenen Wurzeln zurückführen, bevor der Schatten die Barriere zwischen den Welten für immer zerstört? "Der Ruf des Waldes" ist der fesselnde Auftakt der Brenemos-Saga, der keltische Mystik mit historischem Abenteuer verbindet. Tauche ein in eine Welt, in der druidische Weisheiten lebendig werden und ein einfacher Jäger seine wahre Bestimmung entdeckt. Folge Brenemos auf seiner Reise und erkenne die zeitlose Wahrheit: Die Kraft, die wir in der äußeren Welt suchen, schlummert bereits in uns selbst.

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Seitenzahl: 89

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Christian Brand

BRENEMOS

Der Ruf des Waldes

Brenemos-Saga - Band 1

ladruido von DRUVIDES

Impressum

Hinweis:        Der Inhalt dieses Buches wurde mit größter Sorgfalt und nach bestem Wissen zusammengestellt. Der Autor und der Verlag übernehmen jedoch keine Garantie für die Art oder Richtigkeit des Materials. Darüber hinaus wird keine Haftung (einschließlich Haftung für indirekten Verlust oder Gewinn- oder Umsatzverlust) in Bezug auf das Material oder den Inhalt oder die Verwendung dieses Materials oder Inhalts übernommen. Die Inhalte und Hinweise stellen keine wissenschaftlichen Abhandlungen dar, sondern verlangen vom Informierenden, Leser und Anwender den Einsatz seines gesunden Menschenverstandes.

Alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder tatsächlichen Ereignissen sind rein zufällig und unbeabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Form reproduziert werden.

Impressum:

Texte: © 2025 Copyright by Christian Brand

Umschlag: © 2025 Copyright by Christian Brand

Verantwortlich für den Inhalt:

Christian Brand alias ladruido von DRUVIDES

AT-3353 Biberbach, Riedl 167/1

www.druvides.info

Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Inhalt
Anfang
Inhalt
Titel
Impressum
Kapitel 1: Der Ruf der Natur
Kapitel 2:Feuer und Dunkelheit
Kapitel 3:Die Rückkehr des Schattens
Kapitel 4:Der Weg der Erkenntnis
Glossar
Der Autor

Kapitel 1: Der Ruf der Natur

Der Pfeil fand sein Ziel mit tödlicher Präzision. Das Reh zuckte, sank dann lautlos ins feuchte Moos. Brenemos trat aus dem Schatten der alten Eiche, sein Atem ruhig, sein Schritt katzengleich auf dem weichen Waldboden. Die Morgensonne brach durch das Blätterdach und malte tanzende Muster auf sein wettergegerbtes Gesicht. Fünf Tage lang war er dem Tier gefolgt, hatte geduldig seine Gewohnheiten studiert, bis der perfekte Moment gekommen war. Keinen Schuss zu viel, kein Leben unnötig genommen. So hatte es ihm sein Vater beigebracht, bevor ihn vor drei Wintern das Fieber dahingerafft hatte.

"Danke, Schwester Reh, für dein Opfer," flüsterte er und kniete neben dem Tier nieder. Die Worte kamen wie von selbst, wie ein Echo aus einer Zeit, die das Dorf längst vergessen hatte. Seltsam, wie diese alten Wortmuster in ihm aufstiegen, obwohl sie niemand mehr lehrte. Die anderen Jäger lachten über solche Sentimentalitäten.

Mit geübten Händen begann er, das Reh auszuweiden. Das Dorf Lauriacum würde heute Abend gut essen. Stolz würde durch seine Adern fließen, wenn die Kinder mit glänzenden Augen auf die Beute starrten und die Ältesten anerkennend nickten. Etwas bewegte sich am Rande seines Bewusstseins. Brenemos hielt inne, die Hand am Messer. Da war es wieder – ein Flüstern, so leise, dass er nicht sicher war, ob es der Wind in den Blättern war oder etwas anderes. Er spürte ein Kribbeln im Nacken, wie immer, wenn er sich beobachtet fühlte.

"Wer ist da?" Seine Stimme klang fester, als er sich fühlte.

Keine Antwort, nur das sanfte Rauschen der Blätter und das ferne Plätschern des Anias. Doch die Vögel schwiegen, und das war nie ein gutes Zeichen. Brenemos schüttelte den Kopf. In letzter Zeit häuften sich diese seltsamen Empfindungen. Manchmal glaubte er, Stimmen im Wind zu hören oder die Anwesenheit von Tieren zu spüren, lange bevor er sie sah. Der alte Tanno hatte ihn einmal dabei erwischt, wie er mit einem Eichhörnchen zu sprechen schien, und ihn daraufhin misstrauisch beäugt.

"Hörst du Geister, Junge?" hatte Tanno halb spöttisch, halb besorgt gefragt. "Meine Großmutter hat von solchen Dingen erzählt. Von der Zeit, als die Druiden noch durch unsere Wälder streiften und die alten Götter uns näher waren."

Brenemos hatte gelacht und es als Scherz abgetan. Doch insgeheim wusste er, dass etwas anders war. Dass er anders war. Er band das ausgeweidete Reh an seinen Stab und erhob sich. Die Sonne stand höher, und er hatte noch einen weiten Weg zurück nach Lauriacum vor sich. Sein Blick schweifte über die Lichtung, dann tiefer in den Wald hinein, wo die Schatten dichter wurden und uralte Eichen wie stumme Wächter standen. Etwas war dort. Etwas rief ihn.

* * *

Brenemos spürte, wie sein Herz schneller schlug. Das Gefühl war nicht neu, aber heute intensiver denn je. Die Stimme des Waldes, wie er sie nannte, hatte ihn schon als Kind begleitet. Damals hatte ihn seine Mutter noch verstanden. Sie hatte ihm von den alten Wegen erzählt, von den Druiden, die einst das Land behüteten, von der tiefen Verbundenheit zwischen Mensch und Natur.

"Folge nie allein der Stimme im Wald", hatte sie gewarnt. "Nicht alle Geister meinen es gut mit uns."

Dann war sie gestorben, und mit ihr schienen auch die letzten Erinnerungen an die alten Traditionen zu verblassen. Sein Vater war mit ihm auf die Jagd gegangen, hatte ihm das Töten beigebracht, aber nicht wie man dankte.Brenemos hatte die Worte des Dankes wie einen kostbaren Schatz bewahrt.

Er warf einen letzten Blick auf den dunklen Waldrand und wandte sich zum Gehen. Das Reh lastete schwer auf seinen Schultern, aber noch schwerer wog die Last, die er in seinen Gedanken trug. In Lauriacum würden sie das Fleisch verteilen, ohne Ritual, ohne Dank an die Götter. Die Bäume würden für neue Häuser gefällt, ohne dass jemand um Erlaubnis fragte. Die Ernte wurde eingebracht, ohne Opfer für die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres. Die alten Steinkreise am Waldrand waren längst überwuchert, der heilige Hain ein gewöhnlicher Treffpunkt für Verliebte. Nur die Ältesten im Dorf erinnerten sich noch an die Zeit, als der Druide durch die Siedlungen zog und Rat gab. Als die Feste des Jahreskreises noch mit Feuer und Tanz und nicht nur mit einem hastigen Mahl gefeiert wurden.

"Was suchst du im Wald, Brenemos?" Die Stimme des Dorfältesten Drustan riss ihn aus seinen Gedanken. Der Mann stand mit verschränkten Armen am Dorfrand, als hätte er auf ihn gewartet.

"Was die Jäger suchen." Brenemos zeigte auf seine Beute.

Drustan nickte anerkennend, doch sein Blick blieb misstrauisch. "Du verbringst zu viel Zeit da draußen. Wir brauchen jeden Mann auf den Feldern."

"Die Felder bringen kein Fleisch."

"Und der Wald bringt keine Gemeinschaft." Drustan trat näher. "Meine Tochter Kendra hat nach dir gefragt."

Brenemos unterdrückte einen Seufzer. Kendra war schön, keine Frage, aber ihre Welt endete am Dorfrand. Sie verstand nicht, warum er stundenlang schweigend unter den Bäumen sitzen konnte. Warum er dem Gesang der Vögel lauschte, als könnten sie ihm Geheimnisse zuflüstern.

"Ich bringe das Fleisch zum Verteiler", sagte er nur und ging am Dorfältesten vorbei.

Die Häuser von Lauriacum drängten sich eng aneinander, als suchten sie Schutz vor dem Wald, der sie umgab. Rauch stieg aus den Schornsteinen, Kinder spielten zwischen den Hütten. Seine Heimat. Und doch fühlte sich Brenemos hier oft wie ein Fremder. Die Stimme aus dem Wald hatte ihn gerufen. Und zum ersten Mal dachte er ernsthaft daran, ihr zu folgen.

* * *

Nachdem Brenemos das Fleisch übergeben hatte, wanderte er ziellos durch das Dorf. Noch immer hallte die Stimme aus dem Wald in seinen Gedanken nach. Er musste zurück. Nicht morgen. Heute.

Die Abendsonne tauchte die Bäume in goldenes Licht, als er den Waldrand erreichte. Brenemos atmete tief ein und ließ die Düfte des Waldes seine Lungen füllen. Feuchte Erde, Moos, verrottendes Laub. Leben und Tod, untrennbar miteinander verwoben. Er schloss die Augen und spürte, wie sein Herzschlag sich dem Puls des Waldes anpasste. Ein Rascheln rechts von ihm. Ohne hinzusehen wusste er, dass ein Eichhörnchen über den Waldboden huschte. Über ihm sang ein Rotkehlchen, drei kurze Töne, dann eine Pause, wieder drei Töne. Eine Warnung? Eine Einladung?

"Was willst du mir sagen?", flüsterte er.

Der Wind frischte auf, strich durch die Blätter der Buchen und Eichen. In seinem Rauschen lag ein Rhythmus, der an Worte erinnerte. Unverständlich und doch seltsam vertraut. Wie die Sprache einer längst vergessenen Heimat. Brenemos drang tiefer in den Wald ein. Mit jedem Schritt wurde das Murmeln deutlicher. Die Bäume neigten ihre Äste, als wollten sie ihm den Weg weisen. Ein Fuchs kreuzte seinen Pfad, blieb stehen und sah ihn an. Keine Spur von Furcht in den bernsteinfarbenen Augen.

"Du erwartest mich", bemerkte Brenemos.

Der Fuchs wandte sich um und trottete davon. Nach wenigen Schritten blieb er stehen und blickte zurück.

Brenemos folgte ihm. Das Tier führte ihn tiefer in den Wald, an Orte, die er noch nie betreten hatte. Hier standen die Bäume dichter, ihre Stämme knorrig und mit Moos bewachsen. Alte Bäume. Bäume, die Geschichten zu erzählen hatten. Das Flüstern wurde zu einem Summen, das seinen ganzen Körper erfüllte. Energie pulsierte durch seine Adern, ließ seine Haut kribbeln. Er spürte den Saft in den Bäumen aufsteigen, das Wachsen der Wurzeln unter seinen Füßen. Jeder Atemzug verband ihn tiefer mit dem Wald. Der Fuchs verschwand zwischen zwei mächtigen Eichen. Brenemos blieb stehen. Vor ihm lag eine kreisrunde Lichtung, in deren Mitte ein einzelner Stein lag. Nicht groß, kaum höher als sein Knie, aber vollkommen rund. In der Abendsonne schimmerte er bläulich. Als er näher kam, verstummte das Flüstern. Die Lichtung lag in völliger Stille. Sogar der Wind schien den Atem anzuhalten. Brenemos spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten.Etwas Uraltes wohnte hier, etwas, das viel älter war als die ältesten Bäume. Der Stein rief ihn.Nicht mit Worten, sondern mit einer Sehnsucht, die sein Innerstes berührte. Zögernd streckte er seine Hand aus.

* * *

Seine Finger schwebten Millimeter über der bläulichen Oberfläche. Ein plötzliches Rascheln im Unterholz ließ Brenemos zusammenzucken. Er zog seine Hand zurück, als hätte der Stein ihn verbrannt. Augen. Überall um ihn herum spürte er Augen. Die Lichtung war nicht leer. Sie war voller Leben, das ihn beobachtete. Ein Reh stand regungslos zwischen zwei Eichen, die Ohren aufmerksam nach vorne gerichtet. Ein Dachs lugte aus seinem Bau, die Schnauze schnüffelnd in die Luft gestreckt. Hoch oben in den Zweigen saß eine Eule, obwohl die Sonne noch nicht ganz untergegangen war. Brenemos' Herz schlug schneller. Nicht vor Angst, sondern vor Ehrfurcht. Diese Tiere fürchteten ihn nicht. Sie warteten. Beobachteten. Als wären sie Zeugen eines uralten Rituals. Ein Windhauch strich über seine Wange, sanft wie die Berührung einer Mutter. In seinem Rauschen hörte er deutlich Worte, klarer als je zuvor:

“Heute nicht – es ist schon spät.”

Die Stimme war weder männlich noch weiblich, weder jung noch alt. Sie klang wie das Knistern von trockenem Laub, wie das Plätschern eines Baches, wie das Knarren alter Äste.

“Geh zurück ins Dorf und komm bei einem deiner nächsten Jagdausflüge wieder hier vorbei.”

Brenemos richtete sich auf, den Blick noch immer auf den Stein gerichtet. Hatte er sich die Worte nur eingebildet? War es nur der Wind in den Blättern?

“Du wirst wissen, wann.”

Die letzten Worte hallten in ihm wider, als hätte jemand einen Stein in einen tiefen Brunnen geworfen. Die Wellen der Bedeutung breiteten sich aus, berührten etwas in ihm, das lange geschlafen hatte.

"Wer bist du?", flüsterte er.