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Nach zweieinhalb Jahren intensiver Ausbildung beim Erzdruiden Mythrin steht Brenemos vor einem neuen Lebensabschnitt. Mit dem eigenen Druidenstab in der Hand und einer göttlichen Vision im Herzen bricht er zu seiner Reise auf. Die Göttin Morrigan hat ihn ausgesandt, um den verschwundenen Barden Gwydion zu finden und mit ihm gemeinsam das uralte Geheimnis der Frequenzen zu entschlüsseln. Die Spur führt durch wilde Landschaften, zu fremden Völkern und vergessenen Kraftorten. Inmitten von Gefahren, Gefangenschaft und wundersamer Flucht entdecken die beiden Wanderer eine verborgene Sprache aus Klang, Zahl und Stein, eine Verbindung zwischen den Welten, die tiefer reicht als alles, was sie je kannten. "Klangmagie" ist ein spirituell verwobenes Abenteuer voller Weisheit, Naturmystik und innerem Erwachen. Der dritte Band der Brenemos-Saga lädt dazu ein, den eigenen Klang im großen Lied der Welt zu finden.
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Seitenzahl: 83
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Christian Brand
BRENEMOS
Klangmagie
Brenemos Saga - Band 3
ladruido von DRUVIDES
Hinweis: Der Inhalt dieses Buches wurde mit größter Sorgfalt und nach bestem Wissen zusammengestellt. Der Autor und der Verlag übernehmen jedoch keine Garantie für die Art oder Richtigkeit des Materials. Darüber hinaus wird keine Haftung (einschließlich Haftung für indirekten Verlust oder Gewinn- oder Umsatzverlust) in Bezug auf das Material oder den Inhalt oder die Verwendung dieses Materials oder Inhalts übernommen. Die Inhalte und Hinweise stellen keine wissenschaftlichen Abhandlungen dar, sondern verlangen vom Informierenden, Leser und Anwender den Einsatz seines gesunden Menschenverstandes. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder tatsächlichen Ereignissen sind rein zufällig und unbeabsichtigt. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Form reproduziert werden.
Impressum:
Texte: © 2025 Copyright by Christian Brand
Umschlag: © 2025 Copyright by Christian Brand
Verantwortlich für den Inhalt:
Christian Brand alias ladruido von DRUVIDES
AT-3353 Biberbach, Riedl 167/1 | www.druvides.info
Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
Die Morgendämmerung kroch wie flüssiges Gold durch die Wipfel der uralten Bäume Gabretas. Brenemos stand mit geschlossenen Augen auf einem moosbedeckten Felsen, die Arme weit ausgestreckt, während sein Atem in rhythmischen Zügen floss. Die fließenden Bewegungen des Wyda hatten längst aufgehört, fremdartig zu wirken. Sie waren Teil von ihm geworden, wie das Blut in seinen Adern.
"Du bist unkonzentriert heute", bemerkte Mythrin, der ihn aus einiger Entfernung beobachtete. Der Erzdruide saß auf einem Baumstumpf, seine Finger spielten gedankenverloren mit einem Bündel Schafgarbe.
"Die Elemente sind unruhig", antwortete Brenemos, ohne die Augen zu öffnen. Er spürte es in jeder Faser seines Körpers – ein Flüstern im Wind, ein Zittern in der Erde unter seinen nackten Füßen.
"Und was sagen sie dir?"
Brenemos ließ die Arme sinken und atmete tief durch. "Das Feuer drängt nach vorn, will sich Raum nehmen. Das Wasser zieht sich zurück. Die Luft..." Er stockte, suchte nach Worten. "Die Luft vibriert in einem ungewohnten Muster."
Mythrin nickte anerkennend. "Vor zweieinhalb Jahren hättest du nicht einmal den Unterschied zwischen dem Rauschen des Windes und der Stimme der Luft erkannt."
Ein schmales Lächeln huschte über Brenemos' Gesicht. Die Zeit unter Mythrins Anleitung hatte ihn verändert. Seine Sinne waren geschärft, sein Verständnis der Welt tiefer geworden. Die Pflanzen, die er nun sammelte, sprachen zu ihm, offenbarten ihre heilenden Eigenschaften. Die Tiere des Waldes betrachteten ihn nicht mehr als Fremden.
"Sing für mich", forderte Mythrin unvermittelt.
Brenemos schloss erneut die Augen. Der Gesang kam aus einer Tiefe in ihm, die er vor seiner Ankunft in Gabreta nicht gekannt hatte. Die Töne schwangen in perfekter Harmonie, bildeten Muster in der Luft, die er fast sehen konnte. Der Klang pulsierte in den Frequenzen, die Mythrin ihn gelehrt hatte – drei, sechs, neun – die heiligen Zahlen, die den Kosmos im Gleichgewicht hielten.
"Genug." Mythrin erhob sich. "Du beherrschst die Technik. Aber verstehst du auch die Essenz?"
"Die Essenz?" Brenemos runzelte die Stirn.
"Warum singen wir, Brenemos? Warum studieren wir die Pflanzen, lesen die Sterne, spüren den Puls der Erde?"
"Um zu verstehen. Um zu heilen. Um in Einklang zu leben."
"Und doch bist du unruhig."
Fionn, der die ganze Zeit regungslos am Waldrand gelegen hatte, hob plötzlich den Kopf. Der Wolf witterte, seine Ohren gespitzt.
"Er spürt es auch", murmelte Brenemos.
Mythrin betrachtete ihn mit einem durchdringenden Blick. "Du hast in diesen Jahren viel gelernt. Dein Geist erfasst die Zusammenhänge schneller als die meisten. Du erkennst das Nwyfre in allen Dingen, kannst die Kraft des Awen durch dich fließen lassen. Philosophisch..." Ein seltenes Lächeln erschien auf Mythrins Gesicht. "Philosophisch bist du mir manchmal sogar voraus."
"Aber?"
"Aber Wissen ist nicht alles. Der wahre Druide versteht nicht nur mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen."
* * *
Brenemos parierte Ermens Hieb mit dem Bo, ließ den langen Stab in einer fließenden Bewegung über seinen Rücken gleiten und stieß das andere Ende nach vorn. Der Krieger aus Aniasdunum wich gerade noch rechtzeitig aus, verlor aber sein Gleichgewicht. Bevor er sich fangen konnte, hatte Brenemos die Spitze des Stabes bereits an seiner Kehle.
"Genug." Ermen lachte und hob die Hand. "Beim Willen der Götter, ich habe nichts mehr, was ich dir beibringen könnte."
Brenemos senkte den Bo und verbeugte sich leicht. Schweiß perlte von seiner Stirn, sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Anders als in seinen ersten Trainingseinheiten mit dem Fada oder dem Spatha, wo jede Bewegung Anstrengung bedeutet hatte, flossen seine Aktionen mit dem Bo wie von selbst. Es war, als würde der Stab zu einer Verlängerung seines Körpers, seines Willens.
"Du wirst eins mit dem Bo", sagte Ermen anerkennend und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Ich habe selten jemanden gesehen, der die Waffe so schnell meistert. Es ist, als hättest du schon in einem früheren Leben damit gekämpft."
Die Worte trafen etwas in Brenemos. Vielleicht war es genau das – eine Erinnerung, die tiefer reichte als sein bewusstes Denken. Der Bo fühlte sich nicht wie ein Werkzeug an, sondern wie ein Teil des großen Kreislaufs, in dem alles miteinander verbunden war. Inwy, die Durchdringung aller Dinge.
"Ich danke dir für alles, was du mich gelehrt hast", sagte Brenemos und meinte es aufrichtig. Die Fähigkeit, sich verteidigen zu können, war wichtig. Nicht um zu zerstören, sondern um zu schützen.
"Die Pflicht ruft mich zurück nach Aniasdunum." Ermen sammelte seine Ausrüstung zusammen. "Aber solltest du jemals dort vorbeikommen, wäre es mir eine Ehre, wieder mit dir zu trainieren."
Die beiden Männer verabschiedeten sich mit einem festen Handgriff. Als Ermen gegangen war, stand Brenemos noch lange auf der Lichtung, den Bo in seinen Händen, und ließ die Energie durch seinen Körper fließen.
Der Abend senkte sich über Gabreta. Brenemos saß am Feuer, Fionn ruhte an seiner Seite, den massigen Kopf auf seine Pfoten gebettet. Die Flammen tanzten, warfen flackernde Schatten auf Mythrins Gesicht, der ihm gegenübersaß.
"Du hast alles gelernt, was ich dir beibringen kann", sagte der Erzdruide schließlich. "Den Rest musst du durch eigenes Handeln erfahren."
Brenemos spürte, wie sein Herz schneller schlug. "Was meinst du damit?"
"Es ist Zeit, dass du deinen eigenen Weg gehst. Geh und erfülle deine Aufgabe."
"Welche Aufgabe?"
Mythrin lächelte nur. Es war jenes rätselhafte Lächeln, das Brenemos in den letzten Jahren so oft gesehen hatte – ein Lächeln, das sagte, dass manche Antworten nicht gegeben, sondern gefunden werden mussten. Die Nacht war still, nur das Knistern des Feuers und der ferne Ruf einer Eule durchbrachen die Ruhe. Brenemos starrte in die Flammen, während seine Gedanken kreisten. Fionn hob den Kopf und sah ihn mit seinen bernsteinfarbenen Augen an, als könnte er seine Überlegungen spüren.
"Gut", murmelte Brenemos schließlich. "Als Erstes gehe ich nach Lauriacum und besuche Aelwyn."
Der Name seines ersten Mentors löste ein seltsames Gefühl in ihm aus – eine Mischung aus Sehnsucht und Unruhe. Zweieinhalb Jahre waren vergangen, seit er das kleine Dorf am Ufer des Anias verlassen hatte. Was würde ihn dort erwarten? Und was danach?
Die Flammen züngelten höher, als hätten sie seine Gedanken aufgefangen. Das Feuer drängte vorwärts, genau wie sein eigener Weg. Es war Zeit zu gehen.
Grau und neblig dämmerte der Morgen über dem Wald von Gabreta. Brenemos rollte seine wenigen Habseligkeiten in ein Leinentuch: das zweite Gewand, die Ledersandalen, einen Feuerstahl, einen Kräuterbeutel und eine Wasserhaut. Die Jahre bei Mythrin hatten ihm gezeigt, dass wahre Stärke nicht im Besitz, sondern in der Freiheit lag, die aus Verzicht erwuchs. Seine Hände verharrten über dem kleinen Bündel. Würde er jemals an diesen Ort zurückkehren? Er wusste, dass der Weg, den er nun beschritt, ihn für immer verändern würde. Dieser Gedanke hinterließ einen bittersüßen Geschmack in seinem Mund, wie Honig mit einem Hauch von Wermut. Fionn lag im Eingang der Hütte und beobachtete jede seiner Bewegungen mit wachsamen Augen. Der Wolf schien seine Unruhe zu spüren, sein Schwanz zuckte leicht auf dem Boden.
"Du spürst es auch, nicht wahr?" flüsterte Brenemos. "Dass nichts mehr sein wird wie zuvor."
Ein Schatten fiel durch die offene Tür. Mythrin stand dort, sein silbernes Haar glänzte im frühen Morgenlicht. In seinen Händen hielt er etwas Langes, in Tuch gewickelt.
"Bevor du gehst, habe ich ein Geschenk für dich."
Der alte Druide trat ein und reichte Brenemos das verhüllte Objekt. Als er das Tuch zurückschlug, blickte er auf einen Stab aus Eibenholz. Die Oberfläche war glatt poliert, mit feinen Linien, die sich wie Flüsse durch das rotbraune Holz schlängelten. An der Spitze war eine Triskele eingeschnitzt, deren Spiralen sich ineinander verwoben.
"Eibe", sagte Mythrin leise. "Der heilige Baum unseres Volkes."
Brenemos' Finger glitten ehrfürchtig über das Holz. Er spürte die Kraft, die darin pulsierte – alt und lebendig zugleich.
"Unsere Vorfahren nannten die Eibe den Baum des Lebens und des Todes", fuhr Mythrin fort, seine Stimme tief und ehrfürchtig wie das Rauschen alter Blätter im Wind. "Ihre Nadeln und Samen sind tödlich, und doch lebt sie länger als jeder andere Baum in unseren Wäldern. Manche werden über tausend Jahre alt, überdauern Generationen von Menschen, sehen Königreiche entstehen und vergehen."
Brenemos betrachtete die feinen Maserungen des Holzes, die wie Erinnerungen längst vergangener Zeiten in den Stab eingewoben schienen. Er wusste, dass die Eibe für sein Volk seit jeher einer der heiligsten Bäume war, der Morrigan geweiht, jener geheimnisvollen Göttin, die über Schlachtfelder wandelte und die Seelen der Gefallenen sammelte. Aus ihrem Holz wurden seit Anbeginn todbringende Speere und Bögen gefertigt, die in Schlachten über Leben und Tod entschieden hatten. Und doch war die Eibe mehr als ein Werkzeug der Zerstörung – sie war ein Baum, der in die Ewigkeit führte, ein lebendiges Portal zwischen den Welten. Er spürte, wie sich die uralte Weisheit des Baumes durch seine Fingerspitzen in sein Bewusstsein schlich, flüsternd und lockend wie ein ferner Ruf aus der Anderswelt. Der Erzdruide berührte die Triskele an der Spitze des Stabs.