Die Geister der alten Welt - Christian Brand - E-Book

Die Geister der alten Welt E-Book

Christian Brand

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Beschreibung

Die Echos der alten Götter sind lauter, als wir ahnen. Sie leben verborgen in unserer Sprache, schlummern in alten Bräuchen und prägen unser Denken bis heute. Jacob Grimm hat dieses Erbe in seiner "Deutschen Mythologie" für die Ewigkeit festgehalten. Doch das epochale Meisterwerk ist durch seine archaische Sprache und die unzähligen gelehrten Anmerkungen für moderne Leser kaum noch zugänglich. Dieses Buch schlägt die Brücke. Christian Brand (ladruido) hat Grimms tiefes Wissen behutsam in das 21. Jahrhundert geholt. Er befreit die faszinierenden Details aus den Fußnoten und verwebt sie mit dem Haupttext zu einer klaren, flüssigen und fesselnden Erzählung. "Die Geister der alten Welt" ist keine bloße Übersetzung, sondern eine Neuschöpfung. Sie macht die Weisheit unserer Vorfahren wieder lebendig und lädt dazu ein, die Magie wiederzuentdecken, die uns alle umgibt. Eine faszinierende Reise zu den Wurzeln unserer Kultur – endlich zugänglich für jeden. - Dies ist keine reine 1:1-Übersetzung. Der Autor hat die oft seitenlangen, aber essenziellen Anmerkungen Grimms (Details, Vergleiche, Etymologie) aus den Fußnoten extrahiert und sie behutsam direkt in den Haupttext eingewoben. Das Ergebnis ist ein völlig neues Leseerlebnis: Ein wissenschaftlich fundierter Text, der die ganze Tiefe des Originals bewahrt, sich aber wie eine flüssige, fesselnde und moderne Sach-Erzählung liest. Die sprachliche Barriere wird vollständig beseitigt, ohne den Inhalt zu banalisieren.

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Seitenzahl: 108

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Christian Brand

Die Geister der alten Welt

Eine moderne Neuinterpretation

von Jacob Grimms

„Deutscher Mythologie“

Populärwissenschaftliches Sachbuch /

Kulturgeschichte / Mythologie

Inhaltsverzeichnis
Impressum
Prolog
Ein Vorwort zur Neuauflage von „Deutsche Mythologie“
Die Wurzeln des Glaubens
Eine Reise in die Tiefen des Heidentums
Der lange Marsch des Kreuzes: Die Bekehrung Europas
Der Kampf der Seelen: Widerstand und Anpassung
Quellen der Erkenntnis: Das Erbe der Sagen
Die Vielschichtigkeit des Begriffs "Gott"
Eine philologische und kulturelle Analyse
Vom Götzen zum Schöpfer: Der Bedeutungswandel
Sprachliche Relikte des Heidentums
Die Rituale der Verehrung: Eine Reise durch altes Brauchtum
Opfer: Dank, Sühne und Weissagung
Der Geist lebt in neuen Formen weiter
Die heiligen Stätten: Von Hainen, Tempeln und Götzen
Die Heiligkeit der Wälder
Gebäude und Statuen
Priestertum im germanischen Heidentum
Priester als Richter und Propheten
Die besondere Rolle der Priesterinnen und Seherinnen
Die Götter des alten Deutschlands
Die Götter bei Tacitus und in der Wochentagszählung
Götterbilder und Statuen
Wodan: Der Allvater und seine Facetten
Wuotans Wesen und Attribute
Vom Götterglauben zur Volkssage
Donar: Der zornige Vater des Himmels
Attribute, Mythen und Symbole
Ein Gott, der nie ganz verschwand
Zio: Der Kriegsgott und Himmelsgott
Zios Rolle in der germanischen Welt
Zio und die Runen
Frô: Der Gott der Fruchtbarkeit und des Friedens
Frôs Wesen und Symbole
Das Erbe Frôs im Wandel der Zeit
Paltar (Balder): Der Gott des Lichts, der Reinheit und des Friedens
Balders Tod und seine Bedeutung
Spuren des Balder-Kults
Heimdal, Bragi und Loki: Die Götter des Übergangs
Heimdal: Wächter der Götter und der Milchstraße
Bragi: Gott der Dichtkunst und Beredsamkeit
Loki: Der doppelgesichtige Gott des Feuers und des Chaos
Saturn/Krodo: Der Gott der Wochentage und des Ackerbaus
Göttinnen: Die weibliche Seite des germanischen Pantheons
Die Muttergöttinnen: Nerthus, Holda und Berhta
Frigg und Freyja: Die Königinnen der Asen
Weitere Göttinnen und ihr Erbe
Götterverhältnisse: Das Wesen der germanischen Gottheiten
Die Sterblichkeit der Götter
Götter als Idealbilder von Menschen
Die Sprache der Götter
Helden: Zwischen Göttern und Menschen
Die Wurzeln der Heldensagen
Helden als kulturelle Anker
Helden in Raum und Zeit
Weise Frauen
Übermenschliche Frauen und ihre Rolle in der Mythologie
Die Nornen: Weberinnen des Schicksals
Die Walküren: Die „Kiesenden“ auf dem Schlachtfeld
Von Nornen und Walküren zu Feen und wilden Frauen
Wichte und Elbe
Die Geister des verborgenen Reiches
Arten der Elben und ihre Eigenschaften
Hausgeister und Wichtelmännchen
Wassergeister und Naturwesen
Schicksal und Wandel
Riesen: Die alten Herren der Welt
Herkunft, Wesen und Gestalt
Der Kampf gegen die Riesen
Riesen in der Volkssage
Schöpfungsmythen: Aus Chaos und Riesenleib
Der Bau der Welt
Vom Mythos zur Tradition
Elementarer Glaube: Die Heiligkeit der Natur
Wasser: Die reinigende und heilsame Macht
Feuer: Die zerstörende und belebende Flamme
Luft und Erde: Das Wirken der Elemente
Bäume und Tiere: Die beseelte Natur
Bäume: Wohnsitz der Götter und Seelen
Tiere: Götterboten und Seelengefährten
Fazit
Himmel und Gestirne
Die kosmische Ordnung im germanischen Glauben
Die Himmelskörper: Das Auge des Himmels
Der Regenbogen und die Verfinsterung
Elemente und Rituale am Himmel
Tag und Nacht: Das göttliche Drama der Zeit
Die Personifizierung von Tag und Nacht
Der Rhythmus des Lebens
Aberglauben und alte Bräuche
Sommer und Winter: Das große Drama der Jahreszeiten
Der Kampf der Giganten
Die Heiligkeit der Jahreszeiten
Wandel und Überleben im Glauben
Schöpfung und Untergang: Die zyklische Weltanschauung
Die Ordnung von Zeit und Raum
Ragnarökr: Der Untergang und die Neugeburt der Welt
Seelen und das Jenseits: Der Weg ins Reich der Toten
Der Weg der Seele
Der Streit um die Seele
Tod und Jenseits: Der Wandel des Sterbens
Der Tod als Personifikation
Der Tod im Volksglauben
Schicksal und Glück: Das Walten der unsichtbaren Kräfte
Die drei Nornen und die Macht des Schicksals
Saelde: Die Glücksgöttin
Fazit
Personifizierte Begriffe im germanischen Glauben
Personifizierte Natur und Zeit
Personifizierte Tugenden und Zustände
Dichtkunst: Die göttliche Gabe der Erzählung
Der Ursprung der Poesie
Die Personifizierung der Dichtkunst
Gespenster: Die Geister der Unruhe und des Vergessens
Das wütende Heer: Eine himmlische Jagd
Der Spuk im Haus
Vergebung und Erlösung
Entrückung: Verborgene Welten und die Wiederkehr der Helden
Die verborgene Welt im Berg
Symbole der Wiederkehr
Der Teufel: Die Dämonisierung der alten Götter
Die Personifizierung des Bösen
Teuflische Helfer und Mythen
Der Teufel in der Volkskultur
Zauber: Von göttlicher Gabe zu teuflischer Kunst
Die Natur des Zaubers
Zauberische Rituale und Mittel
Der Übergang vom Heidentum zum Aberglauben
Aberglaube: Die alten Rituale des Volksglaubens
Weissagung und Vorzeichen
Heilsame und magische Praktiken
Krankheiten und Heilung: Der Kampf gegen unsichtbare Mächte
Götter, Helden und Heiler
Der Teufel, die Pest und die Seelen
Kräuter und Steine: Die magischen Gaben der Natur
Magische Kräuter und ihre Heilkräfte
Die mysteriöse Welt der Steine
Sprüche und Segen: Die Macht des Wortes
Göttliche Worte und Runen
Heilsame Sprüche und Flüche
Epilog - Das Echo der Geister
Angelsächsische Stammtafeln
Die angelsächsische Göttergenealogie
Die Abstammung von Wôden
Fazit
Aus einer Predigt des heiligen Eligius (ca. 588–659)
Heidnische Praktiken und Aberglaube
Der Teufel und die Verführungen
Der Übergang zum christlichen Glauben
Anhang
Die norisch-keltische Lebensphilosophie
Christian Brand - Der Autor

Impressum

Haftungsausschluss

Die Inhalte dieses Buches wurden mit größter Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Dennoch können Autor und Verlag keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen übernehmen. Jegliche Haftung für Schäden materieller oder ideeller Art, die direkt oder indirekt aus der Nutzung oder Nichtnutzung der Inhalte entstehen, ist grundsätzlich ausgeschlossen.

Hinweis zur Entstehung dieses Werkes

Dieses Buch ist eine moderne Neuinterpretation von Jacob Grimms „Deutscher Mythologie“. Es wurde mit Unterstützung künstlicher Intelligenz erstellt. Die KI diente als Werkzeug, um den alten, archaischen Text zu analysieren, zu modernisieren und die umfangreichen Anmerkungen des Originals in eine flüssige, gut lesbare Form zu bringen. Die inhaltliche Strukturierung, die kreative Vision und die sprachliche Feinabstimmung sind das Resultat menschlicher Arbeit. Dieses Buch ist somit ein Beispiel dafür, wie moderne Technologie das kulturelle Erbe vergangener Epochen für eine neue Generation zugänglich machen kann.

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Form reproduziert werden, ausgenommen sind kurze Zitate in Rezensionen oder kritischen Artikeln.

Impressum

Texte: © 2025 Copyright by Christian Brand

Umschlag: © 2025 Copyright by Christian Brand

Verantwortlich für den Inhalt:

Christian Brand, AT-3353 Biberbach, Riedl 167/1

www.druvides.info

Herstellung: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin

Kontaktadresse nachU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

Prolog

Ein Vorwort zur Neuauflage von „Deutsche Mythologie“

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist mir eine große Freude, dir diese überarbeitete und modernisierte Fassung der „Deutschen Mythologie“ von Jacob Grimm zu präsentieren. Das Original, ein epochales Werk der Sprach- und Kulturwissenschaft, ist eine Fundgrube für jeden, der sich für die Wurzeln unserer Sprache und unserer Kultur interessiert. Doch die archaische Sprache des 19. Jahrhunderts und die immense Fülle an Anmerkungen, Fußnoten und Verweisen machen das Lesen für die meisten von uns heute zu einer mühsamen Aufgabe. Die tiefe Gelehrsamkeit und die akribische Detailtreue, die das Original auszeichnen, können den Zugang zu seinem Kern erschweren.

Genau hier setzt die Intention dieses Buches an: Es ist der Versuch, dir das Wesentliche, das Faszinierende und das Inspirierende von Grimms Meisterwerk in einer Form zugänglich zu machen, die für die heutige Zeit geschaffen ist. Mein Ziel war es, die Brücke zwischen Grimms wissenschaftlichem Erbe und dir zu schlagen. Ich wollte nicht nur eine einfache Übersetzung vorlegen, sondern eine Neuschöpfung, die den Geist des Originals bewahrt, aber in einem neuen Gewand erscheint.

Die größte Herausforderung bestand darin, den Inhalt von Grimms umfangreichen Anmerkungen und Fußnoten nicht zu streichen, sondern sie behutsam in den Haupttext einzuweben. In der ursprünglichen Fassung waren diese oft ebenso lang wie der eigentliche Fließtext, was den Lesefluss immer wieder unterbrach. Sie enthielten jedoch oft wertvolle Details und Vergleiche, die für das Verständnis der Mythologie unerlässlich sind. Deshalb habe ich sie in die Erzählung integriert, um die Zusammenhänge zu vertiefen und dem Text mehr Lebendigkeit zu verleihen, ohne dass du ständig abgelenkt wirst.

Des Weiteren habe ich den oft verschachtelten und schwerfälligen Satzbau in ein klares und flüssiges Deutsch umgewandelt. Sätze wurden gekürzt, Absätze neu strukturiert und der Stil so angepasst, dass er einem modernen Erzählton entspricht. Das Ergebnis ist ein Text, der nicht nur informativ, sondern auch gut lesbar ist und die Faszination für die germanische Götterwelt weckt.

Die „Deutsche Mythologie“ ist weit mehr als eine Ansammlung alter Geschichten. Sie ist der Schlüssel zum Verständnis unserer kulturellen Identität, der tiefen Spuren, die der alte Glaube in unserer Sprache, unseren Bräuchen und unserer Weltanschauung hinterlassen hat. Von der Personifizierung der Natur bis hin zur Bedeutung von Tieren und Pflanzen, von den Göttern und Heldentaten bis zum Aberglauben – Grimm hat uns ein reiches Erbe hinterlassen.

Möge diese Neuauflage dazu beitragen, die Weisheit und den Zauber der germanischen Mythen für eine neue Generation wiederzuentdecken. Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregen und dich inspirieren soll, über die Ursprünge unserer Kultur zu reflektieren und die Magie in der Welt um uns herum neu zu sehen.

Viel Freude beim Lesen,

Christian Brand

Die Wurzeln des Glaubens

Eine Reise in die Tiefen des Heidentums

Jeder Versuch, das Heidentum zu verstehen, muss mit der Sprache selbst beginnen, denn in ihr spiegeln sich die tiefsten Überzeugungen einer Kultur. Es ist bemerkenswert, dass Völker wie die Griechen und Römer, die so viel über die Welt dachten, keinen eigenen Begriff für Andersgläubige kannten. Wörter wie „heterodoxoi“ (Andersdenkende) oder „barbaroi“ (die Unverständlichen) erfassten die spirituelle Differenz nicht. Erst mit dem Aufkommen von Judentum und Christentum im Neuen Testament entstand ein sprachliches Gegenüber: „ethnos“ (Volk, Völker) und „ethnikoi“ (Heiden), die lateinischen Entsprechungen „gentes“ und „gentiles“.

Selbst im Althochdeutschen setzte sich dieses Muster fort. Notker verwendete den Plural „diete“ für Heiden, und der gotische Bischof Ulfilas übersetzte „ethnos“ mit „thiudôs“. Diese sprachliche Entwicklung zeigt, wie eng die Konzepte von Volk und Glauben miteinander verwoben waren. Die Griechen, deren Kultur und Götterwelt als das dominierende heidnische Gegenstück zur jüdisch-christlichen Lehre standen, gaben dem Begriff „Hellene“ die Bedeutung von Heide. So wurde „hellenikōs“ zu „ethnikōs“, und die Goten übersetzten „Hellēnes“ wiederum mit „thiudôs“.

Interessant ist hier der Übergang vom Begriff des Heiden zu dem des Riesen. Griechische und römische Kulturen nannten alle Völker außerhalb ihrer eigenen Zivilisation Barbaren oder Stammesangehörige (gentiles), aber sie hatten kein Wort für die spirituelle Andersartigkeit, die die Juden und Christen als Heidentum bezeichneten. Die Verbindung von Riesen und Heiden spiegelt sich in alten Volkssagen wider: die kolossalen Mauern der Griechen waren für die germanischen Stämme Heidenmauern oder Riesenmauern, was die Vorstellung von einem fremden, übermenschlichen, aber nicht göttlichen Bauwerk verdeutlicht.

Während der Begriff „gentiles“ in den romanischen Sprachen die Bedeutung von Adel annahm, entwickelte sich in ländlichen Regionen ein neuer Begriff, der das Heidentum treffender umschrieb: „paganus“, abgeleitet von „pagus“ (Dorf, Land). Dieser Wandel markiert einen tiefen kulturellen Bruch, in dem das Heidentum nicht mehr als die Religion ganzer Völker, sondern als der rückständige Glaube der Landbevölkerung wahrgenommen wurde. "Pagano" in Italienisch und "payen" in Französisch sind direkte Erben dieser Entwicklung, die sogar bis ins Polnische und Litauische vordrang.

Parallel dazu bildete sich im Althochdeutschen das Wort „heide“ aus „háithi“ (Feld, Steppe), was ebenfalls die enge Verbindung von Heidentum und bäuerlichem Leben verdeutlicht. Das englische „heathen“, das niederländische „heiden“ und das schwedische „hedning“ haben die gleiche Wurzel. Im mittellateinischen Text der Vita s. Agili wird die Bezeichnung „agrestis“ (vom Acker, ländlich) ebenfalls als Synonym für „paganus“ verwendet. Der volkstümliche Begriff „wilder Heiden“ in den Heldenepen ist daher ein Pleonasmus, der die untrennbare Verbindung von Wildheit und Heidentum hervorhebt.

Der lange Marsch des Kreuzes: Die Bekehrung Europas

Das Christentum breitete sich von Asiens Westküste aus rasch über Europa aus. Die Ströme der Völkerwanderung, die damals von Norden und Osten nach Westen und Süden zogen, wurden von einem entgegengesetzten, geistigen Strom gekreuzt, der von Süden nach Norden floss. Das Christentum brachte eine neue Ordnung in das ermüdete römische Reich, das an seiner inneren Erschöpfung und den äußeren Angriffen litt. Mit der gleichen Lehre, die die alten Götter gestürzt hatte, unterwarf das nun christliche Rom seine neuen Eroberer und zwingt der Flut der Völkerwanderung allmählich Einhalt.

Fünfhundert Jahre nach Christus war die Zahl der Gläubigen in Europa noch gering. Fünfhundert Jahre später hatte das Christentum die meisten Völker erfasst. Doch die Verbreitung war kein rascher, homogener Prozess, sondern ein langsamer, oft gewaltsamer Marsch, der über Jahrhunderte andauerte und Rückschläge erfuhr.

In einigen Regionen hielt sich das Heidentum hartnäckig. In Italien und sogar in Rom gab es noch um das Jahr 500 Heiden, und im 17. Jahrhundert wurde in der schwedischen Provinz Nerike noch Thor geopfert. In den norwegischen Dörfern Serna und Idre lebten noch 1644 Heiden, und in Estland gab es um 1900 noch vereinzelt Anhänger des alten Glaubens. Die Lappen widerstanden den Missionsversuchen bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts.

Bemerkenswert ist das Zeugnis des Bischofs Salvian von Marseille aus dem 5. Jahrhundert. Er stellte die moralische Verkommenheit der christlichen Römer und Provinzbewohner den Tugenden der noch heidnischen Sachsen, Franken und Gepiden oder den häretischen Goten und Vandalen gegenüber. Er notierte, dass die Goten unaufrichtig, aber züchtig waren, die Alemannen unzüchtig, aber aufrichtiger. Die Franken waren verlogen, aber gastfreundlich,