Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Trennungsgespräche mit unkündbaren Mitarbeitern Der Inhalt dieses Buches wurde in den letzten 30 Jahren vertraulich weitergegeben. Für die Öffentlichkeit bleibt er unter Verschluss. Bis heute
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 141
Veröffentlichungsjahr: 2022
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
»Das fehlende Glied zwischen Mensch und Affe sind wir selbst.«
– Konrad Lorenz
Gemeinsames Denken und Handeln ist mein Anliegen für die ferne Zukunft. Ich schreibe gleichermaßen für weibliche Leserinnen und männliche Leser und denke dabei auch an Lesende, die sich anderen Geschlechtern zugehörig fühlen. Ich sehe die Vielfalt und würdige die Gleichrangigkeit. Ich mache es mir nur so einfach wie möglich mit der Schriftsprache und versuche gleichzeitig, alle Persönlichkeiten gendergerecht einzubeziehen.
Wenn Führungskräfte hören, dass sie sich von unkündbaren Mitarbeitern trennen müssen, erschrecken sie. Wenn sie realisieren, dass sie dies allein durch freihändiges Verhandeln erreichen müssen, weil zum Beispiel die Sozialplanregelungen nicht attraktiv sind, erschrecken sie ein weiteres Mal. Wenn sie dann tatsächlich dem echten Mitarbeiter gegenübersitzen und merken, dass all dies ernstgemeint ist, erschrecken sie ein drittes Mal. Dies gilt vor allem für Führungskräfte, die mit deutschem Arbeitsrecht, Betriebsräten und Gewerkschaften sozialisiert sind. Ich habe vor vielen Jahren ein Arbeitsrechtseminar für ausländische Kolleginnen und Kollegen unseres damaligen Unternehmens durchgeführt. In der Mittagspause kamen einige zu mir und fragten wann das Seminar denn endlich beginnen würde, bislang hätte ich doch wohl nur Scherze gemacht. Kein Scherz. Dies ist tatsächlich passiert.
Also wenn auch Sie bei den Stichworten Arbeitsrecht, Arbeitsgericht, Betriebsrat, Gewerkschaft, Kündigungsschutz innerlich einen leichten Hitzeschub empfinden, dann sind Sie hier richtig.
Hier endet das Erschrecken. Hier beginnt Verhandeln auf einer höheren Ebene. Hier endet der Einfluss des Arbeitsrechts.
Nicht, dass gleich zu Beginn ein falscher Eindruck entsteht. Die hier vorgestellte Gesprächsführungsmethode würdigt den Gesprächspartner, öffnet den klaren Blick auf Realitäten und ist völlig mobbingfrei. Der Gesprächspartner trifft am Ende eine eigene sehr persönliche Entscheidung. Keine »Dirty Tricks«.
Ich habe als HR-Leiter etwa 2.500 Kündigungen und Vertragsaufhebungen selbst durchgeführt. Als Berater und Trainer habe ich diese Gesprächsführung über 2.000 Führungskräften vermittelt und war auf diese Weise an mehr als 20.000 Vertragsaufhebungen beteiligt. Ich habe zahlreiche Betriebsräte in allen Einzelheiten darüber informiert und in einigen Fällen sogar ausführlich geschult. Ich wurde danach kein einziges Mal ausgeladen.
Ich weiß, dies klingt seltsam. Deshalb habe ich es bisher auch vermieden, die Einzelheiten zu diesem Thema zu veröffentlichen. Ich habe es gewissermaßen als Geheimwissen für meine Kunden gehandelt und für mich selbst dadurch die Deckung bewahrt. Bei näherem Hinsehen ist dies aber nicht notwendig. Im Gegenteil. Eigentlich sollte jeder diese Gesprächsführungsmethode kennen und können.
»If you make it here, you make it anywhere.«
Also schauen wir näher hin.
Zum Einstieg beschreibe ich einen vollständigen Gesprächsprozess. Danach betrachten wir die Einzelheiten.
Das Ende des Erschreckens
Mobbingfreie Zone
Teil 1 Ein ganz normaler Fall
01 Dieter
Teil 2 Unser inneres Radar und Persönlichkeitstypen
02 Das ultrafeine Radar
03 Fünf fundamentale Persönlichkeitstypen
Teil 3 Vor dem Trennungsgespräch
04 Die Entscheidung
05 Die Einladung
06 Das Format
07 Die Rollen im Tandem
Teil 4 Der Ablauf von Trennungsgesprächen – Die richtigen Worte finden
08 Die Veränderungskurve
09 Wie Menschen entscheiden
10 Mythos Arbeitsrecht
11 » Worst Cases« und Grenzen
12 Im Notfall: Die EXIT-Strategie
13 Die Rolle des Betriebsrats
Nachschlag
14 Gegen den Instinkt
15 Krankengespräche – Wie alles anfing
16 Situations-Navigator 1 – Leseprobe
17 Situations-Navigator 2 – Leseprobe
Manuel Jork
Weitere Veröffentlichungen
Dieter Schumacher ist 51 Jahre alt, arbeitet als Disponent in der Auftragsabwicklung der Yellowfoam GmbH und weist mittlerweile eine Betriebszugehörigkeit von 18 Jahren auf. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter im Alter von 17 und 21 Jahren. Die ältere studiert an einer Privathochschule. Die jüngere möchte dies nach dem Abitur auch. Beide Töchter sind die ersten in der Geschichte der Familie, die studieren bzw. studieren wollen. Die Ehefrau von Dieter arbeitet halbtags als Erzieherin in einer Kita.
Die Yellowfoam GmbH produziert Hochleistungsschäume für den Weltmarkt, sieht sich aber zunehmend der Konkurrenz aus China und dem südostasiatischen Wirtschaftsraum ausgesetzt. Sie begegnet dieser Herausforderung auf der einen Seite mit der Digitalisierung von Geschäftsprozessen und dem Aufbau von Produktionsstätten in Singapur. Und auf der anderen Seite führt sie ein Sparprogramm durch, das auch mit dem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden ist. Mit dem Betriebsrat sind ein Interessenausgleich und Sozialplan abgeschlossen worden, der betriebsbedingte Kündigungen für die nächsten zwei Jahre ausschließt. Jede Vereinbarung mit den Mitarbeitern erfolgt auf deren Seite ausschließlich freiwillig. Der Betriebsrat forderte die Geschäftsleitung dazu auf, die Mitarbeiter nicht mit kurzfristigen Gesprächsterminen zu überrumpeln, sondern mindestens eine Woche Vorbereitungsfrist zu gewähren. Er hat angekündigt, bei den geplanten Gesprächen an der Seite der Mitarbeiter mitwirken und die Einhaltung aller Vereinbarungen überwachen zu wollen.
Roland Weber ist der Leiter der Auftragsabwicklung. Er beschäftigt derzeit 12 Mitarbeiter, muss aber die Zahl der Beschäftigten auf neun reduzieren. Dieter Schumacher ist älter und länger im Betrieb als die Hälfte seiner Kolleginnen und Kollegen in der Abteilung. Roland Weber bittet die HR-Abteilung um Unterstützung. Dort ist Britta Wohlgemuth für die Organisation und Durchführung der personellen Maßnahmen zuständig. Sie stimmt mit Roland die Vorgehensweise ab und nimmt selbst an den Gesprächen teil. Ziel dieser Gespräche ist der Abschluss von Aufhebungsvereinbarungen. Ihre wichtigste Frage an Roland betrifft zunächst die Gründe für die Auswahl von Dieter.
Britta: »Was hat dich denn veranlasst, Dieter auszuwählen? Du weißt, es gibt mindestens sechs Kollegen, die von den Sozialdaten her eher angesprochen werden müssten als Dieter.«
Roland: »Ja, das ist mir bewusst, aber ich brauche ja hinterher noch eine funktionsfähige Abteilung. Da kann ich nicht einfach die jungen und zukunftsfähigen Mitarbeiter abgeben.«
Britta: »Das ist juristisch aber schwierig, wenn nicht sogar unmöglich.«
Roland: »Das weiß ich. Aber ich frage dich ja nicht als Juristin, sondern als Mitstreiterin an meiner Seite. Hast du da Einwände?«
Britta: »Nein. Juristisch können wir sowieso nichts machen. Wir können also solange verhandeln wie wir wollen. Ich mache dabei mit.«
Roland: »Danke. Also, Dieter ist nicht schlecht, er macht auch keine großen Fehler, aber er ist auch nicht sehr schnell. Mit der Digitalisierung tut er sich schwer. Man merkt sehr deutlich den Unterschied zu den jüngeren Kollegen.«
Britta: »Da gibt es noch einen Holger Steinecke. Der ist sogar älter als Dieter. Soll der auch raus?«
Roland: »Nein. Der ist ein echter Experte und eine Stütze für das Team. Ansonsten halte ich mich auch an die Sozialauswahl. Nur Dieter passt da nicht mehr ins Konzept. Und einen jüngeren möchte ich dafür nicht verlieren.«
Britta: »Das wird dem Betriebsrat nicht gefallen.« Roland: »Erschreckt dich das?«
Britta: »Nein. Aus dem Stadium bin ich längst raus.«
Roland: »Dann versuchen wir es, okay?«
Britta: »Ja, das machen wir.«
Als nächstes lädt Roland Dieter zum Gespräch ein. Er macht dies persönlich und geht ohne weitere Ankündigung in dessen Büro.
Roland: »Hallo Dieter. Hast Du einen Moment?«
Dieter: »Ja, klar. Worum geht’s denn? Sag‘ nicht, dass es um den Personalabbau geht.«
Roland: »Leider Ja, Dieter. Du hast mir das wahrscheinlich angesehen, oder?«
Dieter: »Na ja, alle warten ja darauf. Aber dass ich jetzt angesprochen werde, hätte ich so nicht gedacht.«
Roland: »Ich sehe, das überrascht dich.«
Dieter: »Das kannst du wohl sagen. Was machen wir jetzt?«
Roland: »Ich muss dich jetzt zum Gespräch einladen.«
Dieter: »Jetzt?«
Roland: »Nein, ich will dich ja nicht überfallen. Ich möchte es dir nur persönlich ankündigen.«
Dieter: »Für dich auch blöd, oder? Wir kennen uns ja ganz gut.«
Roland: »Stimmt. Danke. Aber wie es mir geht ist gerade nicht so wichtig. Wichtiger bist du.«
Dieter: »Und wann soll das Gespräch stattfinden?«
Roland: »Der Betriebsrat will eine Woche Ankündigungsfrist. Das wäre also nächsten Dienstag.«
Dieter: »Bis dahin bin ich doch nervlich völlig fertig.«
Roland: »Verstehe ich. Wir können das jederzeit machen. Wir müssen nur den Betriebsrat informieren. Von mir aus morgen um 10 Uhr im Konfi neben dem Büro von Frau Wohlgemuth.«
Dieter: »Okay. Sagst du dem Betriebsrat Bescheid?«
Roland: »Mach ich. Der wird sich aber sofort bei dir melden.«
Dieter: »Kein Problem.«
Roland: »Gut. Bis morgen. [Wartet einen Augenblick] Kann ich dich jetzt hier so sitzen lassen?«
Dieter: »Klar. Was willst du denn sonst machen? Schon gut.«
Roland: »Okay. Dann sehen wir uns morgen.«
Dieses kurze Gespräch ist einigen Kollegen nicht verborgen geblieben. Sie sprechen Dieter an.
Klaus: »Was war das denn?«
Romina: »Die wollen dich doch nicht loswerden, oder?«
Dieter: »Doch, leider ja. Muss morgen zum Gespräch.«
Klaus: »So ein Scheiß.«
Romina: »Das darf der gar nicht. Eine Woche Frist, hallo?«
Dieter: »Schon gut. Ist okay, morgen.«
Romina: »Du bist immer viel zu nett.«
Klaus: »Da hat sie recht.«
Dieter: »Nee, ist schon okay. Ich habe keinen Nerv, eine Woche zu warten.«
Romina: »Aber du nimmst den Betriebsrat mit.«
Wenig später kommt der Betriebsrat bei Dieter vorbei, Tarik Kilinc.
Tarik: »Hey, was ist los?«
Dieter: »Weber hat mich angesprochen. Termin morgen.«
Tarik: »Darf er gar nicht.«
Dieter: »Schon okay. Ich will nicht eine Woche warten. Da bin ich doch fertig bis dahin.«
Tarik: »Außerdem bist du durch den Sozialplan geschützt.«
Dieter: »Ich muss ja trotzdem mit Weber sprechen, oder?«
Tarik: »Schon, aber ich komme mit und du unterschreibst nichts, klar?«
Dieter: »Alles klar.«
Am Abend berichtet Dieter seiner Frau. Sie ist bestürzt.
Roswitha: »Mein Gott, was sollen wir jetzt machen?«
Dieter: »Keine Ahnung. Mal das Gespräch abwarten morgen.«
Roswitha: »Wir brauchen das Geld für unsere Töchter.«
Dieter: [Schüttelt den Kopf] »Stimmt «.
Roswitha: »Aber du unterschreibst nichts voreilig, versprochen?«
Dieter: »Selbstverständlich, Schatz.«
Am nächsten Tag treffen sich Dieter, Tarik, Roland und Britta zum Gespräch. Sie setzen sich am Konferenztisch paarweise gegenüber. Dieter und Tarik nebeneinander, Roland gegenüber Dieter und Britta gegenüber Tarik. Roland eröffnet.
Roland: »Guten Morgen. Vielen Dank, dass wir uns heute hier treffen können. Neben mir sehen Sie Frau Wohlgemuth. Sie ist die zuständige Partnerin von HR und wir beide führen das Gespräch heute. Frau Wohlgemuth?«
Britta: »Ja, guten Morgen meinerseits. Das ist heute kein angenehmer Anlass. Herr Kilinc. Herr Schumacher, es geht um den geplanten Personalabbau und Sie, Herr Schumacher, sind davon betroffen. Wir möchten heute …«
Tarik: [Fällt ihr ins Wort] »Sie wissen aber, dass Herr Schuhmacher erstmal überhaupt nicht ‚betroffen‘ ist. Er müsste hier gar nicht sitzen.«
Britta: »Herr Kilinc, das wissen wir doch alle. Sie haben den Sozialplan doch mit ausgehandelt. [Wendet sich an Dieter] Herr Schumacher, ich möchte Ihnen zu Beginn sagen was heute unser Anliegen ist. Vier Dinge. Wir möchten Sie zuerst darüber informieren, dass Sie von den personellen Maßnahmen betroffen sind. Dann möchten wir mit Ihnen die Rahmenbedingungen erörtern. Am Ende möchten wir mit Ihnen eine Vereinbarung schließen. Und für all dies möchten wir uns Zeit nehmen und mit Ihnen ein persönliches Gespräch führen.«
Tarik: »Das wäre auch noch schöner. Hätten Sie das sonst per E-Mail gemacht?«
Dieter ist während der Eröffnung etwas zusammengesunken und hat die Arme verschränkt.
Roland: [Ignoriert Tariks Kommentar] »Dieter, ich sehe, dass trifft dich.«
Dieter: »Ja, ich bin echt geschockt.«
Roland: »Ja, das sehe ich dir an. [Lässt eine kleine Pause] Das ist auch verständlich. [Lässt wieder eine kurze Pause] …«
Tarik: »Schön, wenn Sie das alles verstehen …«
Britta: »Herr Kilinc, Moment mal bitte …«
Roland: »Und deshalb, Dieter, lass uns einen Moment Zeit nehmen und das mal sacken lassen.«
Dieter holt tief Luft.
Roland: »Ich sehe, das bewegt dich. Darf ich fragen was dir gerade durch den Kopf geht?«
Dieter: [Sammelt sich] »Ich weiß nicht wie ich das meiner Frau erklären soll. Und ich weiß nicht wie das mit meinen Töchtern weitergehen soll.«
Tarik: [Unterbricht] »Darum geht es doch gar nicht. Sie sollten mal erklären wie Sie das hier begründen wollen.«
Britta: »Wir kommen dazu gleich, Herr Kilinc, geben Sie Herrn Schumacher mal einen Moment, bitte.«
Roland: »Du denkst an deine Töchter. Was bewegt dich denn da genau?«
Dieter: »Meine Große studiert. Und die Kleine will das auch bald. Meine Kinder sind die ersten in der Familie, die studieren. Ihr Notendurchschnitt ist nicht so gut, dass sie sich die Unis aussuchen können. Die Große geht auf eine Privatuni. Das kostet Geld. Wenn ich meinen Job verliere, kann ich den Kindern das Studium nicht mehr finanzieren. Roland, das willst du doch nicht, oder?«
Roland: »Mensch Dieter, erstmal Danke, dass du mir das so offen sagst. Das ist nicht einfach. Verstehe.«
Dieter: »Und jetzt? Was soll ich machen?«
Britta: »Ich würde gerne etwas dazu sagen, Herr Schumacher.«
Dieter nickt.
Britta: »Das ist der Grund warum ich bei diesen Gesprächen dabei bin. Wir erleben das immer wieder, dass Mitarbeiter, so wie Sie jetzt auch, plötzlich vor Situationen stehen, mit denen sie nicht gerechnet haben. Deshalb möchten wir mit Ihnen in aller Ruhe und im Detail die Optionen erörtern, die wir mit dem Betriebsrat vereinbart und vorbereitet haben.«
Dieter: »Aber das beantwortet ja nicht meine Frage. Roland?«
Roland: »Ich sehe, dass dich das echt umhaut.«
Dieter: »Ja, klar.«
Roland: »Ja, das kann ich völlig nachvollziehen.«
Dieter: »Und?«
Roland: »Na, ich habe das Gefühl, dass dir gerade ´ne Menge durch den Kopf schwirrt.«
Dieter: »Das kannst du laut sagen.«
Roland: »Und deshalb möchte ich, dass wir uns einen Moment Zeit nehmen. Frau Wohlgemuth hat schon was Richtiges gesagt. Es gibt Optionen, es gibt Details, und die möchten wir dir klar darstellen, damit du die Situation von allen Seiten betrachten kannst. Deine Frau übrigens auch. Ist ja wichtig. Sie möchte ja auch Klarheit haben, wie es weitergeht.«
Tarik: »Klarheit besteht ja. Herr Schuhmacher muss hier gar nicht sitzen, fertig.«
Britta: »Es wäre wünschenswert, wenn hier niemand sitzen müsste, Herr Kilinc. Aber: Deshalb haben Sie und ich einen Sozialplan abgeschlossen. [Wendet sich Dieter zu] Ich habe den Eindruck, dass Sie noch gar nicht richtig bereit sind, die Informationen aufzunehmen.«
Dieter: »Stimmt. Das geht mir alles viel zu schnell.«
Roland: »Ja. Plötzlich wird das so real.«
Dieter: »Aber das kann doch nicht sein. Ich bin seit …wieviel? …18 Jahren hier. Ich habe mir nie was zu Schulden kommen lassen. Warum ausgerechnet ich? Frau Wohlgemuth? Was sagt die Personalabteilung dazu?«
Roland: »Dieter? Das beantworte ich dir. Das ist ja meine Entscheidung.«
Dieter: »Ja, was?«
Roland: »Ich merke, du bist echt aufgebracht jetzt.«
Dieter: »Ja, langsam werde ich irgendwie sauer.«
Roland: »Ja, verständlich, ich hab‘ auch nichts dagegen, dass du das hier rauslässt.«
Dieter: »Schon gut.«
Roland: »Warte mal, du sagst: »18 Jahre …«.
Dieter: »Das ist ´ne lange Zeit.«
Roland: »Ja, das stimmt. Und ich finde das sehr ehrenwert.«
Dieter: »Es nützt aber alles nichts.«
Roland: »Es ist trotzdem ehrenwert.«
Dieter: »Danke. Warum ich?«
Roland: »Dieter, ich muss von 12 Mitarbeitern auf neun runter. Das ist entschieden. Das muss ich machen. Das ist die Realität.«
Dieter: »Kann ich ja verstehen, aber warum ich? Bin ich einer der Schlechtesten? Schau doch mal in die Akte. Alles gut.«
Roland: »Du fühlst dich echt verletzt jetzt, oder?«
Dieter: »Irgendwie schon.«
Roland: »Versteh‘ ich und das ist nicht meine Absicht. Ich schätze dich, wir kennen uns schon eine ganze Weile und haben uns immer gut verstanden.«
Dieter: »Außer damals mit Frau Nguyen. Da hast du dich echt unfair verhalten. Das hat uns alle geärgert.«
Roland: »Sag mal, das ist drei Jahre her. Jetzt holst du hier die Keule raus?«
Dieter: »Musste mal gesagt werden.«
Roland: »Okay, das würde ich heute anders machen. Da hast du recht.«
Dieter: »Und?«
Roland: »Und jetzt zu uns. Okay?«
Dieter: »Ja.«
Roland: »Ich möchte heute drei Dinge. Dass du in aller Klarheit im Bilde bist, dass du alle Informationen bekommst und mitnimmst und dass wir das alles in einem persönlichen Gespräch machen und uns dafür Zeit nehmen.«
Dieter: »Habe ich verstanden.«
Roland: »So, du fragst ‚Warum du?‘ Das ist wahrscheinlich die wichtigste Frage überhaupt. Ich sage dir jetzt in aller Offenheit wie ich das gedacht habe. Ich muss künftig mit neun Kolleginnen und Kollegen die Aufgaben fortführen. Im Grunde die gleichen Aufgaben, die gleiche Menge, und mit völlig neuen Methoden. Wir müssen und wollen digitalisieren. Dadurch verändern sich unsere Arbeitsweisen. Das wird nicht einfach. Und in meiner Rolle als Leiter dieser Abteilung muss ich dafür sorgen, dass das funktioniert.«
Dieter: »Und du meinst, ich kann das nicht?«
Roland: »Mein erster Gedanke ist, wer sind die Neun, mit denen ich das schaffe?«
Dieter: »Ich scheinbar nicht.«
Roland: »Ich habe also versucht, ein Team zusammenzustellen, dass diese Anforderungen künftig bewältigen kann. Und diese Neun habe ich definiert.«
Dieter: »Aber ich bin doch nicht ahnungslos.«
Roland: »Das bist du nicht und das habe ich auch nie gesagt.«
Dieter: »Aber die anderen sind vermutlich jünger.«
Roland: »Dieter, ich seh‘ dir an, dass du sauer und enttäuscht bist.«
Dieter: »Altes Eisen, sage ich nur. Wird sich meine Frau freuen. Und wie ich das meinen Töchtern erklären soll, weiß ich auch nicht.«
Britta: »Herr Schumacher, Ihnen geht jetzt gerade eine Menge durch den Kopf.«
Dieter: »Ja.«
Tarik: »Wir sollten uns jetzt vertagen. Herr Schuhmacher braucht Zeit zum Nachdenken, das sehen Sie ja wohl alle.«
Britta: »Herr Schuhmacher bekommt jede Zeit zum Nachdenken, Herr Kilinc.«
Roland: [Zu Dieter] »Und zum Nachdenken gehören zwei Dinge. Warum du betroffen bist und welche Optionen zur Verfügung stehen.«
Dieter: »Schon gut.«