Der Spiegel im Käfig - Bernhard Dechering - E-Book

Der Spiegel im Käfig E-Book

Bernhard Dechering

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Beschreibung

„Der Spiegel im Käfig“ erzählt die Geschichte von Jo – einem Mann, der sich inmitten einer scheinbar funktionierenden Welt zunehmend verloren fühlt. Er lebt in einer Realität voller Smartphones, Selfies, stiller Busfahrten und leerer Gespräche. Alles ist da – und doch fehlt etwas Entscheidendes: echte Nähe. Als Jo zufällig von einem fast vergessenen psychologischen Experiment hört – dem „Universum 25“, in dem Mäuse trotz perfekter Lebensbedingungen an Apathie und Isolation zugrunde gingen –, beginnt er, Parallelen zur menschlichen Gesellschaft zu erkennen. Was als vager Verdacht beginnt, entwickelt sich zu einer verstörenden Entdeckungsreise durch eine Welt, die ihm plötzlich fremd erscheint. Er beginnt zu beobachten, zu dokumentieren – und zunehmend zu zweifeln: an der Welt, an den Menschen, an sich selbst. Zwischen digitalen Oberflächen, verstummten Kontakten und der verzweifelten Suche nach Verbindung wird Jo zum Spiegel unserer Zeit. Seine Gedanken, Ängste und Beobachtungen sind nicht nur seine eigenen – sie gehören vielleicht auch uns. Denn was, wenn wir längst in einem sozialen Käfig leben, den wir selbst gebaut haben? Und was, wenn niemand merkt, dass wir darin leise untergehen? „Der Spiegel im Käfig“ ist ein psychologisch tiefgehender Roman über Isolation im Überfluss, über das Verstummen in der Vernetzung – und über einen Mann, der sich aufmacht, die Menschlichkeit nicht kampflos zu verlieren.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 80

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Der Spiegel im Käfig

© 2025 Bernhard Dechering

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter:

Bernhard Dechering, Oppelner Straße 2, 48268 Greven, Germany

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

„In einem Paradies des Überflusses, wo alles vorhanden war

fanden die Mäuse den Tod in der Einsamkeit –

und so beginnt unsere Geschichte.“

1

2

Kapitel 1 - Ein neuer Morgen

Der Wecker schrillte. Wieder einmal. Es war Montag.

Meine Augen fühlten sich schwer wie Blei an – als hätte die Nacht mein Bewusstsein in dichten, undurchdringlichen Nebel gehüllt.

„Guten Morgen.“

Ich murmelte es leise, noch halb gefangen in den Resten eines Traums. Ein Traum, der mich an vergangene Nächte erinnerte – Nächte, in denen alles noch in Ordnung schien.

Ich heiße Jo. 34 Jahre alt. Vergeben – glaube ich zumindest.

Bis gestern Abend war ich mir da sicher. Doch nun stecke ich mitten in einem Leben, das sich monoton anfühlt, wie die endlosen Beats eines Schlagzeugs, die unaufhörlich in meinem Kopf widerhallen.

Langsam öffnete ich meine Augen und ließ den Blick durch das kleine, vertraute Schlafzimmer schweifen. Die Sonnenstrahlen brachen sanft durch die schmalen Vorhänge und malten flüchtige, goldene Muster auf den abgenutzten Holzboden – als wollten sie mich begrüßen, mir die Schönheit der Welt zeigen.

3

Doch am Horizont zogen bereits graue, bedrohliche Regenwolken auf – als wollten sie das Versprechen eines neuen Tages infrage stellen.

Draußen drang das ferne, stetige Brummen der Stadt herüber – ein Klang, der zugleich beruhigend und beklemmend wirkte und mich daran erinnerte, dass irgendwo zwischen diesen Klängen etwas Entscheidendes fehlte.

Ich schob die Bettdecke langsam beiseite und stand auf.

Der kalte, unnachgiebige Boden unter meinen Füßen holte mich schnell in die Realität zurück. Heute würde ein weiterer Tag beginnen. Ein Tag im perfekt strukturierten, aber innerlich zersplitterten Rhythmus.

Ich ahnte noch nicht, dass genau dieser Tag der Auftakt zu etwas sein würde, das mein ganzes Leben – und vielleicht die ganze Welt – für immer verändern könnte.

Während ich langsam in den Tag startete, befahl ich – ganz aus innerer Routine heraus:

„Alexa, spiel Radio lokal.“

Das Gerät antwortete prompt. Die wohlvertraute Stimme der Technik. Ich konnte vieles allein klären. Alexa tat genau das, was ich wollte. Was ich befahl. Keine Widerworte. Kein Stress.

4

Keine Diskussionen über zu lautes Atmen oder falsch platzierte Kaffeetassen in der Spülmaschine. Wie gesagt: Diese Dinger sind einfach super.

Ich trat ans Fenster und schaute hinaus.

Mein Blick fiel die Straße hinunter – auf den Bürgersteig, wo zwei Jugendliche zusammenstießen.

Beide waren – wie könnte es auch anders sein – so sehr in ihre Handys vertieft, dass sie regelrecht stumpf ineinanderliefen.

Ich konnte mir ein lautes Lachen kaum verkneifen.

Diese Jugend von heute. Ich schüttelte den Kopf. Doch mein Lachen wich rasch einem melancholischen Seufzer. Ein Ausdruck tiefer Erschöpfung breitete sich in meinem Gesicht aus.

Es passte so gut zu uns, zu dieser Gesellschaft, zu dieser Welt.

Ein Wunder, dass wir nicht alle beim Spazierengehen frontal zusammenstießen – so vertieft, wie wir in unsere digitalen Universen waren.

Als außenstehender Beobachter wäre das durchaus unterhaltsam – die perfekte Sonntagsshow, wenn man beispielsweise bei einem schönen schwarzem Kaffee in einem Café sitzt und das Ganze beobachtet.

Aber ich schweife ab.

5

„Ich sollte mich anziehen – immerhin stehe ich hier nackt.“

Ich murmelte es in die Stille und machte mich auf den Weg zum Kleiderschrank.

Beim Verlassen meines Schlafzimmers erklangen noch verschwommene Worte aus dem Radio.

Irgendwas von Mäusen in einer perfekten Welt – Universum 25.

Mensch… Ein Leben in einer idealen Umgebung, wo alles möglich ist. Eine Welt voller Essen, Geld, Freizeitbeschäftigungen.

Keine nervigen Jugendlichen. Keine Gefahr durch wahnsinnige Politiker…

Gerade als ich den Nebenraum betrat, gab es einen ohrenbetäubenden Knall. Ich trug noch nicht einmal eine Hose – und schon hallte dieser Knall durch die Straßen.

Shit.

6

Kapitel 2 - Das Chaos vor der Tür

Es war ein Knall – laut, abrupt, durchdringend. Wie von einem dicken Chinaböller an Silvester. Oder wie gestern Abend, als Susi – übrigens meine Ex – wütend auf den Tisch gehauen und dabei mein Bier in der halben Küche verteilt hatte. War zwar kein Markenbier, sondern No-Name vom Discounter – aber trotzdem:

Es war Bier. Mein Bier. Und es war kalt. „Doofe Kuh“, dachte ich mir. Egal.

Ich bin gedanklich schon wieder woanders.

Irgendwie habe ich das Gefühl, meine Aufmerksamkeitsspanne nähert sich in den vergangenen Jahren immer mehr der eines Goldfischs.

Wo war ich? Ach ja – Hose anziehen, Kleiderschrank. Ich ging zum Schrank und zog mir eine alte Jeans an. Dann taperte ich weiter in die Küche zur Kaffeemaschine.

Den Knall hatte ich schon fast wieder vergessen, während mein schwarzes Lebenselixier aus der Maschine lief.

Aber irgendwie nagte er doch an mir. Also doch raus. Ich verließ die Wohnung, ging die Treppe hinunter.

Draußen war die Luft feucht, und es stank nach verbranntem Gummi und Abgasen.

7

Kaum hatte ich die Haustür hinter mir angelehnt, zog mein Blick mich unweigerlich die Straße hinunter.

In wenigen hundert Metern Entfernung tobte bereits das reinste Chaos. Dort, auf dem Asphalt, lagen die Überreste eines Unfalls – so abrupt wie ein Schlag in die Magengrube.

Die Szene sah aus wie ein Bild aus einem Actionfilm:

Zwei demolierte Fahrzeuge. Drumherum hektisch blinkendes blaues Licht von Krankenwagen, Feuerwehr und Polizei. Außen im Kreis standen gefühlt tausend Gaffer mit ihren Handys, filmten das Geschehen, als wären sie Zeugen eines bizarren, einmaligen Spektakels.

Aber helfen oder irgendetwas Sinnvolles tun? Das tat keiner. Warum auch? Filmen für den eigenen WhatsApp-Status ist doch wichtiger.

Und als wäre all das nicht genug, standen mitten in diesem absurden Szenario zwei Damen, die sich offensichtlich für die schönsten Exponate unserer Menschheit hielten.

Zugegeben – schlecht sahen sie nicht aus. Sie kamen wohl direkt aus dem Beauty-Salon.

8

Ich dachte direkt wieder an diese „perfekte Welt“ aus dem Radio, aus „Universum 25“, in der es vor „schönen Mäusen“ bestimmt nur so wimmelte.

Die beiden posierten mit Selfiestick und Duckface für ihre Handys – völlig egozentrisch, ohne einen Blick auf die verletzten Menschen oder das Leid um sie herum zu werfen.

Ich schüttelte unwillkürlich den Kopf und murmelte mit bitterem Gedanken: „Idioten. Pardon – Idiotinnen! Kranke Welt …“

Gerade, als ich tiefer in das Geschehen eintauchen wollte, fuhr ich mit meiner Zunge über meine Zähne – und mich überkam ein banaler, fast lächerlicher Gedanke:

„Oh Mist – ich habe vergessen, mir die Zähne zu putzen.“

Mit einem resignierten Seufzer drehte ich mich um und ging zurück in meine Wohnung. Auf dem Weg ins Badezimmer spürte ich, wie sich die Kälte des Morgens in meinen Körper schlich – als wolle sie mich daran erinnern, dass selbst in den kleinsten Details des Alltags ein Stück Unbarmherzigkeit lag.

Im Badezimmer empfingen mich das kühle Weiß der Fliesen und der tropfende Wasserhahn, um den ich mich seit Tagen kümmern wollte.

Die Katzenwäsche half – und wirkte immerhin wie ein Weckruf.

9

Doch der Gedanke an den Unfall draußen ließ mich nicht los.

Mit leicht klopfendem Herzen und einem unruhigen Geist griff ich zu meinem Handy, setzte mich an den Küchentisch und öffnete Facebook – um wenigstens ein wenig Ablenkung zu finden.

„Immerhin stand hier noch nichts von dem Unfall“, dachte ich und scrollte – wie jeden Morgen – durch den endlosen Feed aus Belanglosigkeiten:

Katzenvideos. Werbung für das neue Café in der Stadt. Irgendein unqualifizierter Kommentar mit mangelhafter Rechtschreibung. Das Übliche halt.

Plötzlich stieß ich auf einen Beitrag, der mir den Atem kurz stocken ließ:

Ein Bild von Mäusen auf einem Gitterboden in einem großen Raum, begleitet von einem kurzen Text über das Experiment Universum 25 –

jenes mysteriöse Projekt aus dem Radio – mit den Mäusen in einer perfekten Welt. Zufall? Keine Ahnung.

In diesem Moment schien es mir jedenfalls so, als trüge das Bild eine unterschwellige Warnung in sich.

10

Als wolle es mir sagen, dass unsere scheinbar perfekt geordnete Realität längst dabei war, sich in etwas Unerklärliches und Unaufhaltsames zu verwandeln.

Ich starrte auf den Bildschirm, unfähig, den Blick abzuwenden, und spürte, wie sich in mir etwas regte – eine Mischung aus Faszination und düsterer Vorahnung.

Ich verfiel kurz in eine Art Trance. Wie lange, kann ich heute nicht mehr sagen. Die Welt schien in diesen flüchtigen Bildern mehr zu offenbaren, als sie auf den ersten Blick zu zeigen vermochte.

Und während die ersten Sonnenstrahlen des Tages zaghaft den Horizont erleuchteten, stieg in mir ein seltsames Gefühl – ein Gedanke – auf:

Etwas stand bevor, das alles verändern könnte.

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Kapitel 3 - Stimmen im digitalem Sturm

Es war Nachmittag geworden, als ich das erste Mal auf die Uhr schaute – das Handy noch immer in der Hand.

Facebook hatte mich in eine Endlosschleife gezogen, die ich nicht stoppen konnte. Beiträge, die mich nervten, die ich nicht lesen wollte, aber auch nicht wegklicken konnte.

Und immer wieder dieses Universum 25. Immer wieder diese Mäuse. Immer wieder dieser Calhoun.

Die Bilder, die Zahlen, die düsteren Kommentare. Und jedes Mal ein kleines Ziehen in der Brust, als ob mir jemand eine Wahrheit zu zeigen versuchte, die ich nicht greifen konnte.

Da war diese Frage in mir:

„Ist das alles echt? Spinne ich? Sehe nur ich es?“

Was war das eigentlich? Ein doofer Zufall? Ein neuer Trend? Ein schräger Algorithmus? Oder … war da vielleicht mehr?