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Constance Quéniaux, Kurtisane und ehemalige Tänzerin an der Pariser Oper, stürzt sich Hals über Kopf in eine berauschende Affäre mit Khalil, einem türkisch-ägyptischen Diplomaten. Immer wieder geben sich die beiden ihrer Leidenschaft hin und genießen lange Nächte gefüllt von hemmungslosem Sex. Khalil war eine schillernde Figur der Pariser Elite der 1860er Jahre und Auftraggeber des berühmten Gemäldes "Der Ursprung der Welt" von Gustave Courbet, das die Inspiration für diese Geschichte lieferte. Das Gemälde ist im Pariser Musée d'Orsay ausgestellt und hat für viel Wirbel im Hinblick auf die Identität des Modells gesorgt. Erst 2018 wurde das 152 Jahre alte Rätsel gelöst: Dieses "Interieur" gehörte Constance Quéniaux, einer Kurtisane und ehemaligen Tänzerin an der Pariser Oper. Diese Trilogie spinnt eine Geschichte um die Entstehung des mythischen Werks anhand des aufrührerischen Lebens von Constance und ihrer zahlreichen Liebhaber. -
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Seitenzahl: 22
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Louise Manook
Übersezt von Domi F.B.
Lust
Der Ursprung der Welt, Teil 1: Khalil
Übersezt von Domi F.B.
Titel der Originalausgabe: L'Origine du monde vol. 1 : Khalil
Originalsprache: Französisch
Coverbild/Illustration: Shutterstock
Copyright © 2020, 2021 Louise Manook und LUST
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726430202
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
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Ägypten, 1860.
Ich wache blitzartig auf, werde von heiseren und bedrohlichen Vogelrufen aus dem Schlaf gerissen. Die Hitze ist erdrückend. Ich bin nass, triefe nur so vor Schweiß. Ich richte mich im Bett auf und versuche, meine Fassung wiederzuerlangen. Meine Kehle ist ausgetrocknet. Ich greife nach dem Glas Wasser auf dem Beistelltisch und lösche meinen Durst. Das Gefühl des Wassers, das in meiner Kehle hinunterläuft, gibt mir ein Gefühl der Fülle. Ich lasse etwas Wasser in meine Handfläche fallen und befeuchte mein Gesicht. Meine Stirn, meine Schläfen.
Ich habe das Zeitgefühl verloren und weiß nicht, wie spät es ist. Ich muss ziemlich lange geschlafen haben. Anhand der Sonne, die am Horizont verschwindet, vermute ich, dass es schon spät am Nachmittag ist.
Ich befreie mich vom Moskitonetz, das wie eine Gewandung herunterfällt, und gehe auf das Bullauge zu. Die Kajüte des Schoners ist in eine sanfte Dunkelheit gehüllt. Die Gardinen heben und senken sich, aufgewühlt von einer rauen Brise aus dem Süden, die die Luft trotz des feuchten Dunstes, der vom Fluss aufsteigt, austrocknet.
Ich lehne am Bullauge und schaue heraus, beobachte die Geier, die den Kadaver einer verwesenden Antilope am Ufer ausbeinen. Es ist ein faszinierender Anblick. Etwa zwanzig von ihnen teilen sich das Festmahl. Die rote Sonne geht hinter den Dünen der Wüste unter. Bald wird uns die Kühle der Nacht wie ein Wohlfühlmantel umhüllen. Die Luft wird wieder leicht werden und voller Gischt und Verheißungen sein.
Ich drehe mich zum Bett um. Khalil schläft auf dem Rücken liegend. Seine Arme sind seitlich ausgestreckt. Sein langes, tiefschwarzes Haar fällt ihm bis über die Schultern. Er ist nackt. Ein Hüne mit einem knorrigen Körper, der vor Schweiβ glänzt. Er riecht wie ein Mann, der sich von einem äußerst anstrengenden erotischen Tanz erholt. Seine körperliche Kraft ist ein Elixier der Versuchung. Seine prallen Muskeln. Seine gebräunte Haut.
Ich sehe ihm beim Schlafen zu, und diese Intimität überwältigt mich mit Gefühlen. Er ist komplett entspannt. Seine tiefe und gleichmäßige Atmung erzeugt eine vollkommene Ruhe. Seine Gesichtszüge sind entspannt. Ohne Heuchelei. In den Tiefen des Schlafes verbirgt sich der wahre Mensch, davon bin ich überzeugt.