Der verlorene Schatten - Reinhold di Cesare - kostenlos E-Book

Der verlorene Schatten E-Book

Reinhold Di Cesare

4,7

Beschreibung

Philip, ein erfolgreicher Arzt, und Sophie, seine attraktive Sekretärin, die ein Traumpaar bilden, entschließen sich, eine Familie zu gründen. Doch aus der leidenschaftlichen Begierde wird ernüchternde Pflichterfüllung, aus dem idyllischen Dorfleben ein Ort des Grauens. Die Wirklichkeit, oder das, was Philip bis zu dem schicksalhaften Tag für diese hielt, vermischen sich immer mehr mit seinem Traum. Die Grenzen scheinen fließend ineinander überzugehen. Als dann auch noch eine Männer verschlingende Apothekerin ihn auf eine harte Probe stellt , sie ist der Traum einer jeden erotischen Fantasie, kommt plötzlich alles völlig anders als er denkt, denn nun holt ihn sein verlorener Schatten ein und seine Welt ist nicht mehr wie zuvor… Ein sinnliches Porträt erotischer Entfesselung, das nur vom eigenen Traum gestört werden kann. Der zweite Roman von di Cesare ist so ganz anders als erwartet. Und genau das macht ›Der verlorene Schatten‹ zu etwas Besonderem. Eine Geschichte mit vielen spannenden, erotischen und tiefgründigen Momenten. Wirklich wunderbar... Farsin Behnam, Korrespondent & Redakteur, Bayerischer Rundfunk

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Leseprobe eBook Ausgabe 2016

© 2016 SPIELBERG VERLAG, Neumarkt/Regensburg

Lektorat: Sigrid Müller

Umschlagbild: © lemonspeed, fotolia.de

Umschlaggestaltung: Spielberg Verlag

Illustration i. Innenteil: Heike Rachor

- Heilpraktikerin u. Kunsttherapeutin

Alle Rechte vorbehalten

Vervielfältigung, Speicherung oder Übertragung

können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Inhaltsverzeichnis

›Liebe – und dann tue, was du willst.‹

›Sodom und Gomorrha‹

›Führe mich nicht in Versuchung‹

›Eine unerwartete Wendung‹

›Zeitverschwendung‹

›Eine schicksalhafte Begegnung‹

Die Begegnung mit den Schatten

Di Cesare wurde am 30. Oktober 1968 unter dem bürgerlichen Namen Reinhold Hamblock in Wuppertal geboren. Nach einer über Jahrzehnte andauernden Odyssee, während der er verschiedene Familiennamen trug, wurde sein in Italien anerkannter Familienname durch eine öffentlich-rechtliche Namensänderung auch in Deutschland anerkannt. Ein bewegtes Leben – er wanderte durch tiefe Täler, geriet auf die schiefe Bahn, hat unter Brücken geschlafen, ist von daheim ›ausgebüchst‹, erfuhr dramatische Todessehnsüchte und war bereits einmal für tot erklärt – all diese Erfahrungen brachten den Autor genau an diesen Punkt, an dem er nun steht und heute fühlt er tiefe Dankbarkeit. Di Cesare absolvierte erfolgreich das Staatsexamen und darf seitdem die Berufsbezeichnung Medizinisch-Technischer-Assistent tragen. Er begann 2008, zuvor arbeitete er in verschiedensten Berufen, mit seiner Leidenschaft ›dem Schreiben von Texten‹ und landete mit ›Klaras lange Reise‹ sogleich einen Überraschungserfolg. Heute wird dieser Roman weltweit verkauft und hat Bestsellerstatus erreicht.

Es folgten die Romane: ›Cecilias zerrissene Bande‹ (2010), ›Klaras lange Reise: Übungsbuch‹ (2011), ›Terralumina Auf der Suche nach Liebe‹ (2012), ›Was bleibt ist Sus Liebe‹ (2013). All diese Romane wurden noch unter dem Künstlernamen Reinhold Kusche veröffentlicht. Seit 2013 publiziert er nur noch unter dem Namen DI CESARE.

Haben Sie Interesse, ein weiteres Abenteuer von Philip und Sophie zu lesen, dann empfehlen wir Ihnen den Roman ›Im Zwielicht des Feuers‹ (2014).

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›Liebe – und dann tue, was du willst.‹

Dieser Gedanke Augustinus hatte sich unauslöschlich in Philips Gedächtnis eingebrannt. Sein Blick ging in die Ferne, wo er sich in den unendlichen Weiten der Toskana verlor. Die Abendsonne zog langsam über den Horizont hinweg und legte mit ihren warmen Strahlen einen rötlichen Schimmer über die italienische Ebene. Seitdem er mit Sophie das Casale Andrea – er würdigte auf diese Weise seinen gleichnamigen Freund und Franziskanerbruder – vor gut einem Jahr gekauft und zu einer Privatklinik hatte umbauen lassen, genoss er nach Feierabend gerne an dieser Stelle, nur unweit seines Anwesens, die absolute Ruhe und entspannte Atmosphäre, die ihm stets das einmalige Gefühl des vollkommenen Glücks schenkte.

Das Casale Andrea war in der östlichsten Provinz der Toskana im Val di Chiana gelegen und bot den Patienten, abgeschieden vom turbulenten Alltag, eine wohlige Nische der Entspannung. Und dennoch waren in kurzer Zeit die Altstädte sowohl der berühmten Stadt Siena als auch der Provinzhauptstadt Arezzo, die sich gerne als eine moderne Stadt voller Geschichte präsentierte, zu erreichen. Auf diese Weise konnte man schnell in die temperamentvolle und aufregende Welt der Einwohner der Toskana abtauchen.

Philip, der leger mit einem weißen Poloshirt und einer Jeanshose bekleidet war, atmete genüsslich den feinen Duft der Rosen ein, der vom angrenzenden, warmherzig gestalteten Garten zu ihm herüberströmte, als er den mit weißen Kieselsteinen bedeckten Gartenpfad entlanglief. Seine Augen waren von Stolz erfüllt, als er die Fassade des ihm gegenüberliegenden Gebäudes abfuhr. Mit dieser Privatklinik hatte er sich einen lang gehegten Jugendtraum erfüllt. Dieses für ihn so wertvolle Fleckchen Erde hatte seine liebevolle Frau namens Sophie in ihre besondere Obhut genommen. Und Philip hatte seiner Freundin gerne die Gartenpflege überlassen, wusste er doch um ihren grünen Daumen. Pflanzen, die er schon lange aufgegeben hatte und die von ihm ohne mit der Wimper zu zucken auf den Kompost befördert worden wären, fanden bei Sophie liebevolle Pflege. Das Geheimnis ihres Erfolges konnte er nie wirklich verstehen, allerdings bewunderte er ein ums andere Mal ihr Talent, tot geglaubte wieder auferstehen zu lassen.

Einzelne Schäfchenwolken tupften das Blau, das immer mehr den pastellfarbenen Anstrich von orangefarbenem Licht erhielt. Nur unweit von dem Chefarzt Philip war ein kleiner Teich angelegt, der von einer unterirdischen Quelle gespeist wurde und der einen schmalen Bach füllte, der sich in engen, symmetrisch angelegten Läufen durch den Garten schlängelte, um diesen kontinuierlich zu bewässern. Sein leises Glucksen und das Zwitschern der Vögel unterschiedlichster Arten erfüllten die warme Luft. Immer wieder trug eine sanfte Brise einen Hauch von frischem Lavendel und Orangen zu ihm herüber. Endlose Felder ergossen sich vor seinen Füßen.

Das als Schwemmland bekannte Val di Chiana war ein 100 Kilometer langes Flusstal, das sich von Norden nach Süden zwischen der Ebene von Arezzo und Orvieto zog und mit der Ausnahme eines flachen Streifens in der Nähe des Canale Maestro hügelig war.

Als Philip und Sophie damals, nachdem sie in Assisi das alte Wissen um die Symbolik der vier Elemente entschlüsselt und anschließend eine passende Immobilie für ihr neues Heim, das sogleich auch Klinik werden sollte, gesucht hatten, fiel die Wahl recht bald auf die beschauliche Gemeinde Civitella, die etwa 9.000 Einwohner zählte. Jedoch wohnten nur wenige Hundert von ihnen im Hauptort Civitella, der sich malerisch auf einem Hügel erstreckte.

Das junge Liebespaar war bei der Durchschau der Anschauungsfotos unterschiedlichster Objekte, die ihnen ihr Immobilienmakler zur Ansicht zugesandt hatte, sofort von einem einzigen Gebäudekomplex immens angetan gewesen, auch wenn das Gehöft einen noch stark renovierungsbedürftigen Eindruck hinterließ. Es bestach durch seine Imposanz und sein überwiegend landwirtschaftlich geprägtes Umland mit ausgedehnten und weit verzweigten Feldwegen. Diese beiden Faktoren spielten bei der Wahl des Gebäudes eine entscheidende Rolle, sollte doch die Erholung der Patienten nicht zu kurz kommen. Der Anbau eines kleinen, angrenzenden Einfamilienhauses bot zudem die Möglichkeit, etwas abseits der Klinik zu wohnen. Philip und Sophie malten sich sogleich aus, wie sowohl sie selbst als auch die Patienten ausgedehnte Spaziergänge während der therapiefreien Zeiten im Umland unternehmen könnten. Das massive Mauerwerk, das schon einige Jahrhunderte den Launen der Natur getrotzt hatte, spielte natürlich auch eine Rolle. Bis heute hatten die Vorbesitzer dieses prächtigen Anwesens den ursprünglichen Charakter des Landstrichs bewahren können. Es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick.

Philip hatte es sich gerade auf einem Flecken Wiese hinter dem Casale Andrea in Nähe des Teichs gemütlich gemacht. Alle Viere von sich gestreckt, nahm er einen tiefen Atemzug, um den angestauten Stress des arbeitsreichen Tages in die Weite zu entlassen. Da stieg plötzlich die Erinnerung an den Tag des ersten Besuchs des Val di Chiana in ihm auf. Er und Sophie hatten zu jener Zeit leichte Schwierigkeiten, das historische Gebäude in unmittelbarer Nähe zu Civitella ausfindig zu machen, wo sich ihr gewünschtes Besichtigungsobjekt befand. Einheimische mussten ihnen letztendlich erklären, nachdem sie bereits einige Zeit ziellos im Ort umhergeirrt waren, dass sie in Richtung des Oratoriums der Madonna di Mercatale fahren sollten. Dort würden sie am alten Handelsweg zwischen Val di Chiana und Val d'Ambra fündig werden – so die Erklärungen. Als sie dann dort eintrafen und den ersten Eindruck in sich aufgenommen hatten, war es sogleich um die beiden geschehen: Es übertraf bei Weitem ihre Erwartungen. Die von ihnen angesehenen Abzüge waren im Vergleich mit dem Live-Eindruck nur ein billiger Abklatsch. Eine zweidimensionale Aufnahme hätte auch niemals die einzigartige Atmosphäre dieses Ortes wahrheitsgetreu transportieren können. Wie auch? Es war einer jener wenigen Punkte auf Erden, die einem beim Anblick vor Ehrfurcht die Sprache verschlagen. Und nur wenige Wochen später waren sie an diese pittoreske Stelle mit Sack und Pack umgezogen.

Umgeben von ausgedehnten Feldern, auf denen saftige Reben und eine scheinbar unüberschaubare Anreihung von silbrig glänzenden Olivenbäumen das Umland um das Casale Andrea neben den Lavendelfeldern und Orangenhainen ebenfalls prägten, bot dieser Ort den Menschen mehr als nur Ruhe und Erholung inmitten einer zauberhaften Natur. Sie ernährte die dort Ansässigen auch und brachte so herausragende Weine wie den Poventa Valdichiana hervor, der an ein exzellentes Gemisch aus Trauben und Sauerkirschen erinnerte. Der Landstrich war zudem geprägt von hohen Zypressen und majestätisch wirkenden Pinienbäumen, gesäumt von prachtvoll blühenden Oleanderbäumen. Das Paradies, so beliebte Philip gerne zu sagen, könnte für ihn nicht schöner sein.

Philip versuchte, die lästigen Gedanken des stressigen Arbeitstags als Chefarzt aus seinem Kopf zu verbannen. Er liebte seinen Beruf und ihm machte es auch nichts aus, als Chefarzt seiner eigenen Klinik keine geregelte Arbeitszeit zu haben. Umso mehr wertschätzte er seine Nischen der Freizeit, die er immer wieder in den Alltag einband, unabhängig davon, ob die Welt um ihn herum unterzugehen drohte. Das war ihm ein besonders wichtiges Anliegen. Denn mittlerweile hatte er gelernt, wie wichtig nach einer Phase der Anspannung die Regenerationsphase für das allgemeine Wohlbefinden war. Viele seiner Patienten verschlossen, mehr oder weniger unbewusst, die Augen, wenn es darum ging, an sich selbst zu denken. Warum sonst war ein Großteil seiner Patienten mit der Diagnose Burn-out bei ihm?