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Die Idee, dass du leiden musst, ist Bull****! "Der Ursprung all unserer Probleme ist unser Unvermögen, loslassen zu können." (Buddha) - Fühlst du dich gestresst, kommst nicht zur Ruhe und hast Probleme, mit den ständig wachsenden Anforderungen um dich herum klarzukommen? - Leidest du unter Ängsten und Selbstzweifeln, willst es allen recht machen und schaffst es nicht, dich selbst zu finden und deinen eigenen Weg zu gehen? - Kämpfst du mit Liebeskummer, emotionaler Abhängigkeit, Verlustangst oder Eifersucht und treibst die Menschen, die du liebst, immer wieder von dir weg? Stress, Kummer und negative Gefühlen können sich tief in deine Seele brennen und dauerhaft Schaden in deinem Leben anrichten. Von Depressionen und Burnout über Selbsthass und dem Gefühl, nicht geliebt zu werden, bis hin zu tiefer Trauer und der Reue, niemals dein eigenes Leben gelebt zu haben. Der Weg des Loslassens ist mehr als eine Strategie oder eine Technik, um dich kurzzeitig von Problemen zu befreien, die dann später wieder in geballter Form zurückkommen und dein Leben ruinieren. Es ist eine grundlegende Fähigkeit, mit der du ein für alle Mal mehr Gelassenheit, Liebe und Selbstbewusstsein in dein Leben bringst, weil du damit die wahren Ursachen deiner Probleme erkennst und genau dort ansetzt. Loslassen lernen bedeutet, zu verstehen, wie die Mechanismen im Leben wirken und wie du diese Mechanismen für dich arbeiten lassen kannst, anstatt mit aller Anstrengung gegen sie anzukämpfen. Dieses Buch ist für Menschen, die unter Ängsten, Stress, Liebeskummer oder anderen Problemen leiden und es leid sind, sich zu verausgaben und immer wieder gegen den Strom zu schwimmen und Lösungen zu finden, die – wenn überhaupt – nur von kurzer Dauer sind. Mach nicht weiter wie bisher! Warte nicht. Du bist nur einen Klick davon entfernt die Fähigkeit des Loslassens zu lernen, die dich sofort und dauerhaft gelassener, selbstsicherer, glücklicher und sogar attraktiver werden lässt.
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Seitenzahl: 1005
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Der Weg des Wassers
Warum dir alles zufließt, wenn du endlich loslässt
Von Norman Brenner
Nachdem Norman zwei Studiengänge als Jahrgangsbester und trotz Stipendium abgebrochen hat, hat er erkannt, worauf es wirklich im Leben ankommt. Seither hilft er unter www.vernuenftig-leben.de auch anderen Menschen, ein Leben zu führen, das Sinn macht und sich gut anfühlt.
Der Weg des Wassers
Warum dir alles zufließt, wenn du endlich loslässt
Von Norman Brenner
www.vernuenftig-leben.de
www.vernuenftig-leben.de
1. Auflage, 2020
© 2020 Alle Rechte vorbehalten.
Norman Brenner
Lindenstraße 34
55758 Bruchweiler
Lektorat / Korrektorat: Hans-Joachim Schneider
Umschlaggestaltung: May Phan mit Bildern von
HstrongART/Shutterstock.com
ISBN: 978-3-752940-30-5
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„Der Ursprung all unserer Probleme ist unser Unvermögen, loslassen zu können.“ (Buddha)
- Du fühlst dich gestresst, kommst nicht zur Ruhe und hast Probleme, mit den ständig wachsenden Anforderungen um dich herum klarzukommen?
- Du leidest unter Selbstzweifeln, willst es allen recht machen und schaffst es nicht, dich selbst zu finden und deinen eigenen Weg zu gehen?
- Du kämpfst mit emotionaler Abhängigkeit, Verlustängsten, Eifersucht und treibst die Menschen, die du liebst, immer wieder von dir weg?
Wenn du irgendeine dieser Fragen mit Ja beantwortet hast, dann ist dein Ausweg der Weg des Loslassens.
Der Weg des Loslassens ist mehr als eine Strategie oder eine Technik, um dich kurzzeitig von Problemen im Leben zu befreien, die dann später wieder in geballter Form zurückkommen. Es ist eine grundlegende Fähigkeit, mit der du ein für alle Mal gelassener, zufriedener und glücklicher wirst, weil du damit die wahren Ursachen deiner Probleme erkennst und genau dort ansetzt.
Loslassen ist nicht eine weitere Methode, mit der du versuchst, das Leben auszutricksen – es ist selbst das Grundprinzip des Lebens. Es geht darum, zu verstehen, wie die Mechanismen im Leben wirken und wie du diese Mechanismen für dich arbeiten lassen kannst, anstatt mit aller Anstrengung gegen sie anzukämpfen.
Loslassen ist die Befreiung aus dieser Tretmühle und die Lösung (fast) aller Probleme im Leben.
Teil 1
Warum loslassen?
1 Loslassen
2 Der Weg des Wassers
3 Ausblick
Teil 2
Warum du leidest (Festhalten)
4 Festhalten
5 Erwartungen
6 Schuld
7 Gedanken
8 Negativität
8.1 Selbsterfüllende Prophezeiung
8.2 Teufelskreis
8.3 Vermeiden
8.4 Überleben
9 Angst
9.1 Rationale Angst
9.2 Verlustangst
10 Ego
11 Zusammenfassung
Teil 3
Wie du dich von deinem Leid befreien kannst (Loslassen)
12 Die Lösung
13 Widerstand gegen das Loslassen
14 Im Fluss sein
15 Der Weg
Teil 4
Lerne loszulassen und befreie dich von deinem Leid
16 Schritt 1: Wahres Selbst
16.1 Ent-Täuschung
16.2 Zwickmühlen
16.3 Vertrauen
16.4 Dein wahres Selbst
16.5 Leben auf zwei Leveln
16.6 Selbsterkenntnis
17 Schritt 2: Leben im Moment
17.1 Ängste überwinden
17.2 Hier und Jetzt
17.3 Ziele erreichen
17.4 Präsenz
18 Schritt 3: Positivität
18.1 Zulassen
18.2 Das Gesetz der Anziehung
18.3 Achtsamkeit
19 Schritt 4: Intuition
19.1 Dein wahres Wesen
19.2 Nicht denken
19.3 Leichter leben
19.4 Leichtigkeit
20 Schritt 5: Verantwortung
20.1 Abhängigkeit
20.2 Schuld
20.3 Macht
20.4 Karma
20.5 Unabhängigkeit
21 Schritt 6: Erwartungslosigkeit
21.1 Eigentum
21.2 Alles fließt
21.3 Dualität
21.4 Bewerten
21.5 Realität
21.6 Wahrnehmung
22 Ergebnis: Loslassen
Teil 5
Loslassen und dann?
23 Meditation
23.1 Warum meditieren?
23.2 Wie meditieren?
24 Danach
24.1 Das Loslassen-Wollen loslassen
24.2 Das Loslassen lehren
25 Fazit
26 Bonus
27 Literatur
Teil 1
„Der Ursprung all unserer Probleme ist unser Unvermögen loslassen zu können.“ (Buddha)
Leer, antriebslos, lustlos, machtlos, frustriert, unzufrieden, unglücklich. Das war mein Dauerzustand vor etwa 10 Jahren, bevor ich auf die Gesetzmäßigkeit aufmerksam wurde, von der du in diesem Buch erfährst.
Ich war der personifizierte Jähzorn. Extrem unausgeglichen, leicht reizbar und gab jedem und allem die Schuld dafür, nur nicht mir selbst. Sobald etwas nicht meiner Vorstellung entsprach, geriet ich in Panik und verlor die Fassung.
Ich fühlte mich fehl am Platze, hatte keine Perspektive, wusste nicht, was ich will, und legte mich selbst lahm, aus Angst, die Erwartungen anderer und meine eigenen nicht zu erfüllen.
Ich fühlte mich einsam und abgelehnt, sehnte mich nach einem Menschen, mit dem ich das Leben teilen könnte, verbaute mir aber selbst jegliche Chance durch meine Eifersucht und ein klammerndes Verhalten.
Heute würde ich mich selbst als das komplette Gegenteil dieses Menschen beschreiben. Ich bin gelassener, habe meinen Weg im Leben gefunden, beschreite ihn selbstsicher und habe erkannt, was es wirklich heißt, zu lieben und geliebt zu werden. Wie kann das sein? Was hat diese Änderung bewirkt? Das Loslassen.
Der entscheidende Punkt ist, dass ich losgelassen habe und dass du deine Probleme genau so lösen kannst. In jedem einzelnen der drei Fälle und in vielen weiteren in meinem Leben löste das Loslassen nicht nur sofort mein Problem und mein Leid, sondern verbesserte dann sogar meine Situation dermaßen, wie ich es mir niemals hätte erträumen können. Das Loslassen ist zu meinem Lebensmotto geworden. Ich habe gelernt, Materielles, Karrierechancen, Situationen, Ansehen und sogar Menschen loszulassen. Dabei habe ich festgestellt:
» Je mehr ich loslasse, desto erfüllter lebe ich.
Das Loslassen hat mich von meinem Leid befreit und mein Leben in Sachen Gelassenheit, Selbstbestimmung, Liebe und vielem mehr verbessert und das kann und wird es auch für dich tun.
„Lerne loszulassen, das ist der Schlüssel zum Glück.“ (Buddha)
Die meisten Probleme, die wir im Leben haben, lassen sich grob in eines der folgenden drei Themenfelder einordnen:
Innere Ruhe & Gelassenheit
Selbstfindung & Selbstbestimmung
Liebe & Partnerschaft
Anhand meiner Andeutungen kannst du erahnen, wie das Loslassen mir in diesen drei Bereichen geholfen hat. Und das wird es auch für dich tun. Und noch viel mehr. Woher ich das weiß? Lies weiter, und du wirst die Antwort finden. Vielleicht entdeckst du sie schon im ersten Kapitel, vielleicht erst auf den letzten Seiten, aber du wirst sie erkennen.
Innere Unruhe, Ängste und Sorgen sind die Nummer-Eins-Plage unserer Gesellschaft. Sie halten uns davon ab, das Leben zu genießen, und kosten uns Nerven, unsere Gelassenheit und oft unsere Gesundheit.
Wir fühlen uns unausgeglichen,
haben Angst, die Kontrolle zu verlieren,
geben die Schuld immer anderen,
sind ungeduldig,
intolerant
oder leicht reizbar.
Sandrine fand eine tiefe innere Ruhe und Gelassenheit, weil sie das Prinzips des Loslassens verinnerlichte:
„Ich habe durch das Lesen deiner Artikel allerdings schon insgesamt eine viel gelassenere Grundstimmung, so dass die Situationen, wo ich deine jetzigen Tipps gut gebrauchen kann, erheblich gesunken sind. Ich erzähle z. Zt. fast jedem, der es gebrauchen könnte, von dir und deinem Blog. Du hast mir schon viele Ängste genommen.“ Sandrine K.
„Du kannst dir inneren Frieden und Glückseligkeit nicht herstellen. Sie sind deine wahre Natur. Sie bleiben übrig, wenn du all das aufgibst, was dich leiden lässt.“ (Buddha)
Solange du versuchst, jegliche Bedrohungen von dir fernzuhalten, wirst du keine wahre Gelassenheit erfahren können.
» Du musst die Kontrolle und deine Ängste loslassen, um wahre Gelassenheit und innere Ruhe zu finden.
Das Loslassen hilft dir:
Wut und Ärger abzulegen und ausgeglichener zu leben
eine grundlegende innere Ruhe zu erlangen, mit der dich nichts mehr aus der Fassung bringen kann
unabhängiger von den äußeren Umständen zu werden und damit eine unerschütterliche innere Gemütsruhe zu erlangen
besser mit Stress umzugehen und in brenzligen Situationen ruhig und entspannt zu bleiben
geduldiger und toleranter gegenüber den ungeplanten Ereignissen im Leben zu werden
die Umstände zu akzeptieren und konstruktiv mit ihnen umgehen zu können
Nicht sein eigenes Leben leben zu können ist nicht nur eine der größten Ängste vieler Menschen unserer Zeit, es ist auch eines der Dinge, die Sterbende Menschen am meisten bereuen.[Fußnote 1] Selbstzweifel und die Angst vor der Meinung anderer halten uns davon ab, wir selbst zu sein, uns unseren Herausforderungen zu stellen, persönlich zu wachsen und unser Leben so zu leben, wie wir es wirklich wollen.
Wir fühlen uns leer,
leben oberflächlich,
leiden unter mangelndem Selbstbewusstsein
und orientieren uns ausschließlich an anderen und kaum an unseren eigenen Werten und Wünschen.
Michaela, ebenfalls Blogleserin, schaffte es, ihre panische Angst vor dem Tod loszulassen und endlich ihr eigenes Leben so zu leben und zu genießen, wie sie es will:
„Ich habe schon seit Jahren immer wieder Probleme mit dem Tod gehabt. Es wurde immer schlimmer, jede Nacht musste ich mich ablenken, um nicht an den Tod zu denken. Einige Sachen habe ich schon ausprobiert, um die Angst zu lindern. Es half aber am Ende nichts. Bis ich eines Nachts aus dem Schlaf hochgeschreckt bin und eine Panikattacke hatte. Ich vertraute mich meinem Freund an, der mir dann einen Link von deiner Internetseite gesendet hat … später hatte ich dann die Erleuchtung. Ich lebe nicht so wie ich es möchte. Die nächsten Tage habe ich damit verbracht deine Internetseite und deinen Blog zu lesen. Fazit, ich fühle mich besser, lebendiger und glücklicher, weil ich schon ein paar deiner Tipps umsetzen konnte und noch umsetzen werde.“ Michaela H.
„Wenn ich loslasse, was ich bin, werde ich, was ich sein könnte. Wenn ich loslasse, was ich habe, bekomme ich, was ich brauche.“ (Laotse)
Solange du dich selbst definieren willst, kannst du dich selbst nicht finden.
» Du musst dich selbst beziehungsweise dein Ego, deine Glaubenssätze, deine Vergangenheit, dein Bild von dir loslassen, um dich selbst zu finden.
Auch hier hilft dir das Loslassen:
unabhängiger von der Meinung anderer zu werden
Selbstzweifel und zu hohe Erwartungen abzulegen
weniger kontrollierend und perfektionistisch zu sein
„Nein“ sagen zu lernen
mit Hindernissen und Rückschlägen umzugehen
deine innere Zerrissenheit zu überwinden und selbstsicher Entscheidungen zu treffen
falsche Rollen- und Selbstbilder loszulassen
selbstbewusst deinen eigenen Weg zu gehen
echten Sinn im Leben zu finden
erfolgreicher zu werden und deine Ziele zu erreichen
negative Glaubenssätze abzulegen, die dich zurückhalten
deine Trägheit zu überwinden und ins Tun zu kommen
das ewige Vergleichen aufzugeben und endlich zufrieden sein zu können
Emotionale Abhängigkeit ist die Ursache fast all unserer Probleme in Sachen Liebe und Beziehung. Verlustängste und Zweifel an unserer eigenen Liebenswürdigkeit halten uns davon ab, unsere Beziehungen zu genießen und unseren Partnern die Freiräume und Liebe zu schenken, die sie brauchen. Diese Ängste bringen uns sogar oft dazu, unsere Beziehungen selbst zu sabotieren, zu klammern, zu kontrollieren und die Menschen zu vertreiben, die uns so viel bedeuten.
Wir leiden unter Verlustängsten,
sind eifersüchtig,
nachtragend,
chronisch unzufrieden
und erniedrigen uns selbst, um die Menschen nicht zu verlieren, die wir so dringend zu brauchen glauben.
Christian, ein Leser meines Blogs, ließ nach einer Trennung und einem langen Kampf endlich seine Ex-Partnerin los, um kurze Zeit später folgendes festzustellen:
„Dein Tipp des Loslassens ist sicher schwer umzusetzen, aber wenn man es geschafft hat, ein Befreiungsschlag! Jetzt kämpft auf einmal sie. Hab ihr zum Abschied den Link deines Blogs gesendet.“ Christian H.
„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer.“(Konfuzius)
Solange du die Liebe oder einen Menschen festhältst, kannst du niemals wahre und bedingungslose Liebe erfahren.
» Du musst die Liebe beziehungsweise die Menschen, die du liebst, loslassen, damit wahre Liebe entstehen kann.
Das Loslassen hilft dir:
eine Trennung zu verarbeiten und ein gebrochenes Herz zu heilen
eine bestehende Beziehung zu retten und deinem Partner wahre Liebe und Freiheit zu schenken
emotionale Abhängigkeit zu beseitigen
Verlustängste abzulegen
selbstbewusster und attraktiver auf andere zu wirken
Erwartungen loszulassen und sich selbst ein besserer Wegbegleiter zu werden
mehr Liebe zu verspüren, zu schenken und zu empfangen
Egoismus abzulegen und Selbstfürsorge zu entwickeln
Schuldzuweisungen loszulassen und verzeihen zu lernen
Das war nur ein kurzer Abriss über all die Probleme und das Leid, die unsere Ängste und Sorgen in unserem Leben erzeugen. Es beschränkt sich bei Weitem nicht nur auf die Themen Liebe, Selbstfindung und innere Ruhe. Da diese drei Themenfelder aber die drei wesentlichen Eckpfeiler sind, die vermutlich auch in deinem Leben immer wieder eine große Rolle spielen, werden wir sie im Verlauf dieses Buches ausführlich behandeln. Wir wollen uns genau anschauen, wo das jeweilige Problem in jedem dieser drei Bereiche liegt und wie es durch Loslassen gelöst werden kann. Ich selbst habe mein Leben auf viele verschiedene Weisen maßgeblich verbessert, indem ich gelernt habe loszulassen. Und ich will, dass du das auch schaffst. Deshalb möchte ich meine Erkenntnisse nicht für mich behalten, sondern auch sie loslassen und mit dir teilen. Darum schreibe ich dieses Buch.
Neben meinen persönlichen Erfahrungen mit dem Loslassen habe ich mich in den vergangenen Jahren intensiv mit sämtlicher Literatur beschäftigt, die ich zu dem Thema in die Finger bekommen konnte. Ich habe Jahrtausende alte Texte aus dem Hinduismus, dem Daoismus oder dem Buddhismus studiert, die Werke der größten Philosophen und Wissenschaftler aller Zeiten konsultiert und sogar die neuesten Erkenntnisse aus der modernen Psychologie und der Hirnforschung herangezogen. Ich wollte verstehen, was es mit dem Loslassen auf sich hat und wie das alles zusammenhängt und funktioniert. Dabei habe ich entdeckt, wie sich das Prinzip des Loslassens wie ein roter Faden quer durch alle Zeitalter, Kulturen und Religionen zieht, von den ersten Aufzeichnungen bis heute. Ich habe meditiert und experimentiert, um das Wesen dieser fantastischen Fähigkeit und ihre Folgen besser zu begreifen. Aber vor allem habe ich einen Lehrmeister gefunden, der mir mehr als alle Texte dieser Welt oder all meine bisherige und künftige Lebenserfahrung über das Wesen des Loslassens beigebracht hat. Und weil er uns dankenswerterweise auch in diesem Buch immer wieder begegnen und uns beim Begreifen des Loslassens helfen wird, möchte ich ihn dir kurz vorstellen. Unser Lehrmeister im Loslassen: das Wasser.
Wahrscheinlich fragst du dich jetzt: „Warum soll denn ausgerechnet Wasser ein guter Lehrer fürs Loslassen sein?“
Wasser ist der Stoff des Lebens. Ohne Geschmack, Geruch oder Farbe, und doch für uns der wichtigste Stoff auf der Welt. Aber nicht nur auf der biologischen Ebene. Wasser ist ein so unscheinbarer, so selbstverständlicher und doch gleichzeitig so geheimnisvoller und seltener Stoff im Universum. Vor allem in seiner flüssigen Form. Flüssiges Wasser ist nicht nur eine Lebensnotwendigkeit für uns. Es ist eine Metapher. Ein manifestiertes universelles Prinzip des Lebens, das wir hier auf der Erde beobachten und anfassen können. Es ist das größte Geschenk, das wir bekommen konnten und nach dem Lesen dieses Buches wirst du genau wissen warum. Aber, um dir einen kurzen Überblick zu geben, hier ein paar Gründe, warum Wasser so wichtig für uns und dieses Buch ist:
Wasser ist die Essenz, der Schlüssel des Lebens. Warum?
Im Erwachsenenalter besteht unser Körper zu über 50 % aus Wasser. Im Kindesalter sind es sogar 70 %.
Zumindest nach dem bisherigen Stand der Forschung. Nicht alle Lebewesen brauchen Sauerstoff oder Sonnenlicht zum Leben. Aber scheinbar brauchen alle Wasser. Zumindest alle, die wir kennen.
Das Leben entstand sogar im Wasser; im Urozean, um genauer zu sein. Dieser Ozean war nicht plötzlich da. Kometen brachten bei ihren Einschlägen auf die junge Erde das Wasser mit. Natürlich geschah das nicht „eimerweise“, sondern Tropfen für Tropfen. Über eine lange Zeit hinweg bildete sich so der Urozean, der alles Leben ermöglichte.
Wasserstoff ist das häufigste Element im Universum. Kein Element kommt öfter vor. Jedenfalls nicht in den Teilen des Universums, die wir beobachten können. Und dennoch ist Wasser in seiner flüssigen Form extrem selten. Damit es so existieren kann, muss nicht nur genügend davon vorhanden sein, sondern es müssen unzählige andere Faktoren, wie zum Beispiel der richtige Abstand eines Planeten zu seiner Sonne, eingehalten sein. Wenn wir es so betrachten ist alleine die Tatsache, dass wir hier auf diesem Planeten leben können und Wasser erfahren können ein unaussprechliches Geschenk.
Eben erwähnten wir das Sonnenlicht. Nicht alle Lebewesen brauchen es, aber wir Menschen schon. Woher kommt Sonnenlicht? Von unserer Sonne. Was ist die Sonne? Ein Stern. Wie funktionieren Sterne? Durch Kernfusion. Was ist dazu nötig? Wasserstoff.
Wegen seiner simplen Struktur (Wasserstoff ist das erste Element im Periodensystem) war es wohl das erste Element im Universum. Aber das wichtigste Merkmal des Wassers für dieses Buch ist zweifellos das folgende:
Dieses Prinzip des Fließens beschränkt sich aber nicht bloß auf das Wasser. Wir finden es überall in der Welt wieder: Wir finden dieselben Stromlinien, die fließendes Wasser auszeichnen, in unseren Knochen, in unseren Muskeln, in der Maserung von Holz und sogar in Steinen wieder. Unser Körper hält uns durch fließendes Blut am leben, fließender Strom brachte uns enorme technologische Fortschritte, genauso wie die Strömungslehre in der Luftfahrt. Wenn wir die Erde von Weitem und im Zeitraffer betrachten könnten, würden wir feststellen, dass sämtliche Veränderungen wie der Drift der Kontinente oder das Entstehen und Vergehen von Gebirgen, einem einzigen großen „Fluss“ der Materie gleicht. Selbst Planeten, Sterne und ganze Galaxien scheinen sich fließend durch das Universum zu bewegen. Aber es beschränkt sich nicht auf materielle Dinge. Das Prinzip des Fließens gleicht dem Prinzip des Loslassens so stark, dass es das Ideale Sinnbild für dieses Buch ist. Und wir sind nicht die Ersten, die diesen Zusammenhang erkennen. Vor allem im Daoismus war und ist Wasser und die Idee des Fließens schon immer ein wohlbekanntes und heiliges Prinzip.
Kuan Chung, ein berühmter chinesischer Politiker und Philosoph, drückte es um 700 v. Chr. folgendermaßen aus:
„Wasser ist das Blut der Erde und fließt durch ihre Muskeln und Adern. Man sagt daher, dass Wasser alles vermag… Es sammelt sich in Himmel und Erde und lagert in den mannigfaltigen Dingen (der Welt). Es dringt in Metall und Gestein und konzentriert sich in den Lebewesen. Daher sagt man, dass Wasser etwas Geistiges ist. Es sammelt sich in Pflanzen und Bäumen, und so haben deren Stämme ihr ordnungsgemäßes Wachstum, ihre Blüten die rechte Zahl und ihre Früchte das rechte Maß. Die Leiber der Vögel und Tiere werden, da sie Wasser haben, feist und groß; ihr Gefieder und Haar wird üppig, und ihre Streifen und Merkmale treten hervor. Die Geschöpfe entfalten ihre Möglichkeiten und wachsen zu ihrer Norm heran, weil der innere Haushalt ihres Wassers dem entspricht … Der Mensch ist Wasser, und wenn die Zeugungsorgane des Männlichen und Weiblichen sich vereinen, so wird aus Flüssigkeit die Gestalt… So sammelt sich das Wasser in der Jade, und die neun Tugenden erscheinen. Es verdichtet sich zur menschlichen Gestalt, und seine neun Öffnungen und fünf inneren Organe treten in Erscheinung. Das ist sein ureigenstes Wesen… Was ist es also, das alles vermag? Es ist das Wasser. Nicht eines der mannigfaltigen Dinge gibt es, das nicht aus ihm hervorgeht. Nur wer (mit seinen Prinzipien) umzugehen weiß, kann in rechter Weise handeln … Für den Weisen ist daher das Wasser der Schlüssel zur Wandlung der Welt. Denn wenn das Wasser unvergiftet ist, ist das Herz der Menschheit befriedet. Ist das Herz der Menschheit lauter, so ist nichts Böses in ihrem Wandel. Wenn der Weise daher die Welt regiert, so lehrt er nicht jeden einzelnen Menschen oder jedes einzelne Haus, sondern nimmt sich das Wasser als Schlüssel.“[Fußnote 2](Kuan Chung)
Das ist das Prinzip des Wassers. Und es ist gleichzeitig das paradoxe Prinzip des Loslassens und des ganzen Lebens, das du in diesem Buch kennenlernen wirst. In den folgenden Kapiteln wird uns das Beispiel des Wassers immer wieder begegnen. Warum? Weil es, wie du bereits erahnen kannst, die perfekte Metapher für so viele Prinzipien und Vorgänge ist, die wir uns ansonsten nur schwer veranschaulichen könnten. Aber warum brauchen wir diese Metapher? Können wir nicht einfach direkt über das Loslassen reden? Jain …
Wir werden auch direkt über das Loslassen reden, aber viele Aspekte davon sind nicht leicht verständlich. Was wir hier verstehen wollen, ist oft schwer in Worte zu fassen. Das Loslassen ist beispielsweise Grundlage des ZEN, welches von Schülern Jahrzehnte oder ihr ganzes Leben lang studiert und geübt wird. ZEN-Meister sagen, dass die Lehre nicht in Schriftform, sondern immer nur unmittelbar von Meister zu Schüler weitergegeben werden kann. Es lieg soviel nicht beschreibbares darin, dass man ein Beispiel braucht, um es wirklich zu verstehen. Da ich aber nicht persönlich zu dir kommen und dir ein Beispiel vorleben könnte und mich bei weite nicht ansatzweise als eine Art ZEN-Meister bezeichnen könnte, kommt uns das Wasser zur Hilfe. Das Wasser ist das perfekte Beispiel für alles, was wir uns in diesem Buch anschauen wollen. Jeder kennt Wasser. Jeder hat Wasser zu Hause. Es ist universell und eignet sich perfekt, um das wahre Wesen des Loslassens zu beschreiben. Wenn du mein Ebook „Weisheiten des Flusses“ kennst, weißt du, wovon ich rede. Aber lass uns doch direkt seine wunderbare Eignung als Beispiel für dieses Buch in Form einer Metapher beschreiben:
» Das wahre Wesen des Loslassens ist wie fließendes Wasser.
Wenn du das Wasser packen willst, rinnt es dir durch die Finger.
Willst du das Wasser genauer betrachten, siehst du hindurch oder nur Partikel, die in oder auf ihm treiben.
Wenn du das Wasser in einem Eimer fängst, fließt es nicht mehr. Es kann nur als fließendes Wasser existieren, wenn du es los- und fließen lässt.
Weil das Wasser nichts bezwecken oder erreichen will, ist es nützlich, versorgt Wiesen, Wälder, Tiere und uns Menschen und treibt sogar Kraftwerke an.
Siehst du, wie uns dieser kurze bildliche Vergleich schon zu Beginn des Buches geholfen hat, das wahre Wesen des Loslassens besser zu verstehen? Hätten wir es ohne einen bildlichen Vergleich beschreiben wollen, hätten wir seitenweise Text dafür gebraucht, wenn wir es überhaupt geschafft hätten. Das ist die Kraft von Metaphern und deswegen findest du sie überall in diesem Buch.
» Wenn man etwas nicht versteht, ist es am einfachsten, es mit etwas zu vergleichen, das man versteht.
Wenn jemand das Prinzip der Symbiose nicht versteht, kannst du es ihm mit der Metapher von Bienen und Blumen erklären.
Wenn jemand das Prinzip des Fliegens nicht versteht, kannst du es ihm mit dem Vergleich der Fortbewegung im Wasser erklären.
Und wenn jemand das Prinzip des Loslassens nicht versteht, kannst du es ihm durch den Vergleich mit fließendem Wasser näher bringen.
Die erklärten Phänomene entsprechen nicht genau diesen Sinnbildern. Sie sind nur ähnlich wie diese Sinnbilder. Die Vergleiche genügen aber, um einen guten Eindruck davon zu bekommen. Einen Eindruck, den man ohne diese Metaphern wenn überhaupt nur mit hohem Aufwand vermitteln könnte. Deshalb wimmeln alle guten Bücher nur so von Metaphern. Vor allem in religiösen Schriften kommt man oft keine zwei Seiten weit, ohne eine neue Metapher zu entdecken. Die Bibel, der Koran, hinduistische oder buddhistische Schriften. Überall wird versucht, das Unfassbare mit Hilfe von Metaphern fassbar zu machen. Laotses Meisterwerk, das Tao Te King, das als Gründungsschrift des Daoismus gilt, besteht sogar ausschließlich aus Metaphern. Eine nach der andern. Es sind sogar viele Metaphern, die das Wasser beinhalten. Es ist die mysteriöseste und zugleich einleuchtendste Schrift, die ich je gelesen habe. Deshalb wirst du in diesem Buch einige Auszüge davon finden. Trotzdem folgt hier noch eine wichtige allgemeine Warnung im Bezug auf Metaphern ...
» Metaphern sind nicht die absolute Wahrheit!
Ein wichtiger Teil wird immer fehlen, weil er in Worten nicht vermittelt werden kann. Es ist wie mit dem Geschmack einer Frucht: Willst du einem Freund erklären, wie die Frucht schmeckt, kannst du ihn mit anderen Geschmäckern vergleichen, die er kennt. Damit dein Freund diesen Geschmack aber vollkommen versteht, muss er die Frucht selbst probieren. Dschuang Dsi veranschaulicht das mit einer trefflichen Metapher, in der der Wagner Flach zum Herzog Huan spricht:
„Wenn man beim Rädermachen zu bequem ist, so nimmt man’s zu leicht, und es wird nicht fest. Ist man zu eilig, so macht man zu schnell, und es paßt nicht. Ist man weder zu bequem noch zu eilig, so bekommt man’s in die Hand, und das Werk entspricht der Absicht. Man kann es mit Worten nicht beschreiben, es ist ein Kunstgriff dabei. Ich kann es meinem eigenen Sohn nicht sagen, und mein eigener Sohn kann es von mir nicht lernen. So bin ich nun schon siebzig Jahre und mache in meinem Alter immer noch Räder.“[Fußnote 3](Dschuang Dsi)
Die Wahrheit ist etwas anderes als die Metapher. Etwas das nicht erklärt werden kann. Aber die Metaphern kommen dem eben sehr nahe. Sie sind, wie ein ZEN-Sprichwort so treffend sagt, „wie Finger, die auf den Mond zeigen: Wenn du nur auf den Finger schaust, siehst du den Mond nicht“. Deshalb ist es so fatal, Metaphern wörtlich auszulegen. Bei unserem Sinnbild des Wassers ist dies zwar nicht so gefährlich, aber wenn wir beispielsweise versuchen, die Bibel oder den Koran wörtlich auszulegen, kann das große Probleme verursachen. Und das tut es ja auch oft.
Jetzt weißt du alles Nötige über unseren Lehrmeister, das Wasser. Bevor wir nun tiefer in das Thema Loslassen einsteigen, wollen wir uns noch kurz anschauen, was dich in diesem Buch genau erwartet und wie du das meiste aus ihm herausholen kannst. Gleich nach diesen wenigen kurzen Absätzen geht es dann auch schon ans Eingemachte.
Dieses Buch ist anders. Dieses Buch enthält keine Lehre. Wer einer Lehre folgt, kommt immer in Konflikt zwischen seiner Wirklichkeit und der Lehre. Kein System auf der Welt kann in der Lage sein, dir dein Leben zu erklären, es dir zu erleichtern und dir wahre Erfüllung zu Teil werden zu lassen. Aus dem einfachen Grund, dass Systeme starr sind und du und dein Leben alles andere als starr. Dein Leben ist flexibel, es ist ein fließender Strom, der sich in jedem Moment verändern kann. Und weißt du was passiert, wenn man versucht etwas lebendiges, fließendes in ein starres System zu pressen? Es bricht aus. Deshalb wünsche ich mir, dass du den Inhalt dieses Buches nicht als absolut ansiehst. Ich möchte nicht, dass du es auswendig lernst oder die Bedeutung jeder einzelnen Aussage untersuchst. Dieses Buch ist ein Samen. Die daraus entstehende Pflanze geht in deinem Leben auf und dort findest du auch ihre Früchte. Dieses Buch soll viel mehr eine Motivation und Inspiration sein, dir selbst deine eigenen Maßstäbe zu setzen, das vermittelte Prinzip in deinem eigenen Leben zu studieren und danach zu leben. In diesem Buch findest du deshalb:
eine Hilfestellung, keine Anleitung
Inspiration, kein Handbuch
Motivation, keinen Leitfaden
einen praktischen Weg, keine graue Theorie
eine Lebenseinstellung, keine Technik
deine Aha-Momente, nicht mein Wissen
ein Beispiel, keine ultimative Wahrheit, denn die ist immer individuell und deshalb geht es darum, was du in deinem Leben daraus machen kannst und nicht, wie du dein Leben danach ausrichten kannst
Selbst hier begegnet uns schon das Prinzip des Loslassens und ich möchte, dass du es beim Lesen dieses Buches anwendest:
» Lies das Buch, dann lass es los. Betrachte dieses Buch und seine Inhalte als Beispiel, nicht als Vorschrift.
Der Unterschied ist, dass man sich freier fühlt, wenn man etwas nicht annehmen muss und es dann paradoxerweise eher tut. Du hast mehr Energie und Antrieb, dein Leben aus eigenem Willen zu verändern, nicht weil du es verändern sollst. Wenn du in deinem Leben verblüfft feststellst, dass du nach den Prinzipien aus diesem Buch gehandelt hast, das ist der Zustand, den wir erreichen wollen. Nicht, dass du dir Aufgaben vornimmst und sie am Ende doch nicht umsetzt.
Dazu kommt noch, dass du Inhalte, die dir leicht und spielerisch vermittelt werden, viel besser aufnehmen und behalten kannst. Erinnere dich an deine Kindheit: Denke an ein Buch oder eine Geschichte, die du zu Hause entdeckt und freiwillig aufgesogen hast. Wahrscheinlich erinnerst du dich noch heute detailliert daran. Nun denke an ein Buch oder eine Geschichte, die du in der Schule durchnehmen musstest. Wie viel weißt du davon noch? Und wie viel schwerer fiel es dir erst, das ganze Buch zu lesen?
Wenn du den Inhalt dieses Buches locker und ohne Druck in dein Unterbewusstsein beziehungsweise Überbewusstsein aufnimmst (auf die Begriffe gehen wir gleich genauer ein), wird der Transfer auf deine individuelle persönliche Situation fast von selbst erfolgen. Du wirst nicht krampfhaft versuchen müssen, Zusammenhänge zu deinem Problem zu finden, sie werden dir von selbst ins Auge fallen, weil dein Unterbewusstsein dein Leben damit abgleicht.
Außerdem schwindet mit diesem Ansatz eine weitere Hürde: die Angst, Fehler zu machen. Du kannst keine Fehler machen, wenn du dir deine eigenen Maßstäbe setzt! Es gibt kein richtig oder falsch. Es zählt nur das, was du selbst definierst. Und wer keine Angst vor Fehlern hat, ist mutiger, wenn es darum geht, Neues auszuprobieren.
Das wichtigste aber ist: Wenn du diesem Buch mit einem lockeren, offenen Geist begegnest, bist du in der Lage, zu erkennen, was dahinter steckt. Verfolgst du nur stur nach Schema F die Worte und Sätze, verpasst du das große Ganze. Oder wie das bereits erwähnte ZEN-Sprichwort sagt:
„Wenn du nur auf den Finger schaust, siehst du den Mond nicht.“
Deshalb ist meine wichtigste Bitte an dich:
Siehe es nicht als Pflichtlektüre oder Anleitung an, sondern als aufregende Reise, auf der du dich jederzeit umschauen und gerne einmal vom Weg abkommen und etwas verweilen kannst. Nimm den Geschmack der Worte auf, nicht die Worte selbst. Lies das Buch wie eine spannende Geschichte und geh dann mit dem gesagten „schwanger“. Lass es in dir keimen und entwickle seine Früchte selbst. Du kannst natürlich gerne immer wieder zu bestimmten Kapiteln und Tipps zurückkehren, aber betrachte diesen Kurs nicht als To-do-Liste, in dem es ein Kapitel nach dem anderen abzuhaken gilt. Diese Vorgehensweise entspräche nicht dem Wesen des Loslassens. Vieles von dem, was du hier findest, wirkt im Unbewussten. Gib ihm Raum, um dort zu wirken. Wenn du Erfolge messen willst, beginne Tagebuch zu führen oder mach dir Notizen über Zusammenhänge und Erkenntnisse, die dir in deinem eigenen Leben auffallen. Im Buch selbst findest du am Ende fast aller Kapitel einen Aufruf dazu. Falls du nicht in das Buch hineinschreiben willst oder das Ebook liest, kannst du einfach ein separates Notizheft benutzen. Aber auch das ist nur ein Angebot. Sieh es nicht als Pflichtübung an, etwas aufschreiben zu müssen. Auch wenn du nichts aufschreibst, wird das Buch seine Wirkung haben. Dieser lockere Umgang mit dem Buch ist mein einziger und wichtigster Tipp an dich, denn das ist das Prinzip des Loslassens, um das es hier geht. Du findest außerdem am Ende fast aller Kapitel eine stichpunktartige Zusammenfassung der wichtigsten Punkte. Wenn du das Bedürfnis hast, ein Kapitel wieder aufzufrischen oder dir schnell einen Überblick zu verschaffen, kannst du jederzeit dort ansetzen. Nun kommen wir aber endlich zum Thema.
Direkt nach dieser kurzen Übersicht legen wir los mit dem guten Zeug. Dieses Buch besteht aus fünf Kernbereichen:
Wir befinden uns hier. Du erfährst, worum es geht, was dich erwartet und warum es sich für dich lohnt, dieses Buch zu lesen.
Im zweiten Teil des Buches leisten wir gleich den wichtigsten und größten Teil der Arbeit. Wir gehen der Ursache unseres Leidens auf den Grund. Nur wenn wir etwas verstehen, können wir es auch ändern. Spoileralarm: Es ist nicht alleine das Festhalten. Es steckt einiges mehr dahinter. Dies ist der wichtigste Teil im Buch. Wenn du dazu geneigt bist, direkt zum dritten oder vierten Teil zu springen, und es kaum erwarten kannst, das Loslassen endlich anzuwenden, muss ich dich enttäuschen. Ohne diesen grundlegenden Teil wirst du die weiteren Hinweise nicht verstehen und das Loslassen nicht praktizieren können.
Im Mittelteil werden wir dann kurz unsere Erkenntnisse rekapitulieren und daraus auf die Lösung schließen, die uns von all unserem Leid befreien kann: das Loslassen. Hier werden wir außerdem grundsätzliche Fragen und Missverständnisse zum Loslassen klären, zum Beispiel warum das Loslassen so schwer sein kann, und herausfinden, auf welchem Weg uns das Loslassen schließlich gelingt.
Im vierten und umfangreichsten Teil des Buches widmen wir uns dann voll und ganz diesem Weg. Dem Erlangen und Umsetzen dieser fundamentalen Fähigkeit des Loslassens im eigenen Leben. Du wirst erfahren, wie du das Loslassen als Lebenseinstellung verinnerlichen kannst und es dadurch fast automatisch und mühelos in deinem Leben anwenden wirst. Hier wirst du außerdem viele Beispiele und konkrete Anwendungstipps finden. Zur Umsetzung brauchst du aber unbedingt das Vorwissen aus den übrigen Teilen des Buches.
Im letzten Teil wollen wir die praktische Anwendung etwas näher beleuchten. Vor allem auf das Thema Meditation wollen wir hier näher eingehen, da Meditation das perfekte Werkzeug ist, um den Prozess des Loslassens zu unterstützen. Außerdem schauen wir uns an, wie es weitergeht, wenn du erfolgreich losgelassen hast. Am Ende fassen wir noch einmal die wichtigsten Erkenntnisse des ganzen Buches zusammen.
Das Buch hat zwar einen gewissen Aufbau, aber das eigentliche Loslassen steckt in jedem Kapitel, in jeder Seite. Die Essenz der Kunst des Loslassens ist nichts, was man präzise in wenigen Worten wiedergeben könnte. Und doch genügt ein kurzer Augenblick, um sie zu verinnerlichen. Deshalb ist diese Essenz in jedem einzelnen Teil dieses Buches zu finden. Vom Anfang bis zum Ende. Selbst hier in der Einleitung ist sie schon mehrfach enthalten. Sie begegnet uns immer wieder in einem etwas anderen Gewand und aus einem anderen Blickwinkel. Vielleicht erkennst und verstehst du sie noch nicht beim ersten oder zehnten Mal, aber am Ende des Buches wirst du sie vollständig verinnerlicht haben und ganz genau wissen, wovon ich hier rede. Bist du bereit?
Es tut mir leid, dass ich dich so lange mit dieser Einleitung aufgehalten habe. Aber wie bei allem im Leben, ist es auch bei diesem Buch wichtig, seinen Kontext zu kennen, um seinen Inhalt entsprechend einordnen zu können. Beginnen wir nun mit dem zweiten und wichtigsten Teil des Buches. Beantworten wir die Frage, warum wir leiden. Denn nur wenn wir die Ursache unseres Leides kennen, können wir auch dort ansetzen und etwas ändern:
Teil 2
„Der Ursprung all unserer Probleme ist unser Unvermögen, loslassen zu können.“ (Buddha)
Pssst. Ich möchte dir ein Geheimnis verraten. Aber nicht irgendein Geheimnis … Es ist DAS Geheimnis des Lebens. Deines Lebens! Nenn es den Heiligen Gral, den Stein der Weisen oder den Schlüssel zum Glück, denn genau das wirst du damit erlangen. Es ist das Geheimnis davon, warum du leidest und wie du dich von diesem Leid befreien kannst. Egal, worum es geht … Dieses Geheimnis, das besser gehütet ist als die Kronjuwelen der Queen, versteckt sich in den folgenden Aussagen:
Je mehr du die Liebe festzuhalten versuchst, desto mehr entrinnt sie dir.
Je mehr du versuchst, einen Menschen für dich zu gewinnen, desto eher scheiterst du damit oder vertreibst ihn sogar.
Je mehr du dich selbst suchst, desto weniger weißt du, wer du wirklich bist.
Je mehr dir an einem Erfolg liegt, desto eher versagst du.
Je mehr du Anspannung und Stress unterdrückst, desto schlimmer brechen sie aus.
Je mehr du deine Angst unterdrückst, desto größer wird sie.
Je mehr Sicherheiten du im Leben haben willst, desto unsicherer wird es.
Na, hast du das Muster durchschaut? Das sind nur einige wenige Beispiele aus verschiedenen Lebensbereichen, in denen dieses Geheimnis mehr oder weniger offensichtlich wirkt. Im Verlauf dieses Buches werden uns noch viele weitere Beispiele begegnen. Dahinter steckt ein elementares Prinzip:
» Je mehr du etwas willst, desto weniger bekommst du es!
Unsere Absicht, etwas zu erreichen, führt in Kombination mit unserem Unvermögen, das große Ganze zu überblicken, stets dazu, dass wir am Ende selbst das Gegenteil bewirken. Der Philosoph und Psychotherapeut Paul Watzlawick veranschaulicht das in seinem Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ eindrucksvoll anhand der folgenden kurzen Geschichte:
„Unter einer Straßenlaterne steht ein Betrunkener und sucht und sucht. Ein Polizist kommt daher, fragt ihn, was er verloren habe, und der Mann antwortet: »Meinen Schlüssel.« Nun suchen beide. Schließlich will der Polizist wissen, ob der Mann sicher ist, den Schlüssel gerade hier verloren zu haben, und jener antwortet: »Nein, nicht hier, sondern dort hinten – aber dort ist es viel zu finster.«“[Fußnote 4](Paul Watzlawick)
Wie der Betrunkene in der Geschichte suchen wir alle nach den Lösungen für unsere Probleme und nach dem Schlüssel zu unserem persönlichen Glück. Und genau wie der Betrunkene suchen wir meist am falschen Ort, weil wir bestimmte Muster nicht loslassen können oder wollen. Bei dem Betrunkenen ist es das Muster, dass man zum Suchen Licht braucht. Bei uns ist es zum Beispiel das Muster, dass wir nicht ohne Nikotin oder Alkohol glücklich sein können oder dass Klammern in einer Beziehung und große Eifersucht ein Liebesbeweis seien.
» Im Endeffekt stehen wir uns mit diesen Mustern und Glaubenssätzen bei der Lösung unserer Probleme und der Erreichung unseres Glücks selbst im Weg.
Das grundlegende Prinzip, das hier wirkt, ist das Festhalten. Ich bezeichne das Festhalten gerne als die Kunst, sich das Leben schwer zu machen. All unser Leid, all unsere Probleme und all das, was uns von unserem Glück trennt, hat hier seine Wurzeln. Wir wollen uns natürlich anschauen, warum das so ist:
Festhalten bedeutet nicht nur, in einer Beziehung zu klammern oder daran festzuhalten, dass man nur unter einer Laterne einen Schlüssel suchen kann. Festhalten ist viel mehr als das. Es ist ein Synonym für jegliches absichtsvolles Handeln. Die Chinesen nennen dieses Prinzip „Yu Wei“ und meinen damit „willentliches Herbeiführen“ oder „gelenktes Handeln“. Weitere Umschreibungen sind:
Anhaften
Lenken
Kontrollieren
Steuern
Forcieren
Erzwingen
Wollen
Sobald du etwas bewusst und willentlich herbeiführen willst, wie zum Beispiel in einem Wettkampf zu siegen oder deine Beziehung zu erhalten, hältst du fest. Du versuchst, zu lenken, zu kontrollieren und dem Leben eine Richtung vorzugeben.
» Festhalten ist wie dem großen Fluss ein neues Bett zu graben.
Aber warum ist das etwas Schlechtes? Schließlich haben wir schon vielen Flüssen ein neues Bett gegraben!
Es scheint zunächst nicht zwangsläufig schädlich zu sein, festzuhalten. Wir tun das doch alle. Und Flüssen ein neues Bett zu graben ist uns auch nicht fremd. Haben wir Menschen doch schon vielfach in natürliche Flussläufe eingegriffen und sie begradigt. Warum sollten wir das nicht tun, wenn wir es doch können? Weil es Leid mit sich bringt. Nicht bloß für das Ökosystem des Flusses, das massiv beeinträchtigt wird, sondern auch direkt für uns. Zum Einen sind zum Beispiel Hochwasser und Überschwemmungen eine große Gefahr solcher Eingriffe. Der natürliche Verlauf von Flüssen ist oft durch unzählige Windungen gekennzeichnet, die die Wassermassen bremsen. Nimmt man ihm diese Windungen durch eine Begradigung, fließt das Wasser schneller und tritt bei Starkregen oder wenn es dann doch einmal auf eine Kurve stößt viel schneller über die Ufer. Zum Anderen sorgt der natürliche Verlauf von Flüssen auch für eine natürliche Reinigung des Wassers. Schau dir das Wasser in den Flüssen unserer Ballungszentren an: modrig, dreckig, fast tot. Da willst du weder drin baden, geschweige denn davon trinken. Warum erzähle ich dir das? Weil es mit dem Festhalten beziehungsweise dem gelenkten Handeln in unserem Leben genauso läuft. Wir denken, dass wir etwas Gutes bewirken, wen wir festhalten, aber die Folgen können wir meist nicht abschätzen. Nicht einmal, wenn wir es wollten. Wir schränken unser eigenes Leben ein, durch selbst geschaffene Dämme und Begradigungen aus Erwartungen und Meinungen anderer. Genau wie dem Fluss nehmen wir uns so die Möglichkeit, uns selbst zu reinigen und sind hoffnungslos dem ganzen Müll und den Schadstoffen ausgeliefert, die ständig in uns hineingekippt werden. Und wenn dann wirklich einmal eine Regenzeit in unserem Leben folgt, treten wir schnell über die Ufer, sind außer uns oder geraten in Panik.
Wenn wir den großen Flüssen in unserem Land wieder die Möglichkeit gäben, frei nach ihrer Natur zu fließen, würden sie sich bald wieder selbst gereinigt und stabile Bahnen eingenommen haben, die auch in Zeiten größerer Belastung standhalten. Und genauso verhält es sich mit unserem Leben, wenn wir die Beschränkungen loslassen und uns dem großen Strom hingeben. Wir wollen uns dazu gleich einige Beispiele anschauen. Für den Moment ist es wichtig, dass du verstehst, dass Festhalten beziehungsweise das zielgerichtete Handeln gegen die Natur, das Leben und den Lauf der Dinge ist. Festhalten nützt dir nicht, sondern schadet.
Du denkst jetzt vielleicht: „Aber gerade daran, dass mein Partner festhält und mich unbedingt behalten will, erkenne ich doch, dass er mich liebt, oder?“ Nein. Daran erkennen wir erst einmal nur eins: Dass dein Partner Angst hat, die Beziehung und dich zu verlieren. Was das genau bedeutet und wie sich wahre Liebe wirklich äußert, werden wir an einer späteren Stelle beleuchten. Jetzt solltest du dir nur eins merken:
» Festhalten beziehungsweise gelenktes Handeln verursacht Leid und Probleme und bewirkt meist nur das Gegenteil von dem, was du erreichen willst.
Um dir dieses Prinzip zu verdeutlichen, möchte ich dir ein einfaches Experiment vorschlagen, das du sofort nachmachen kannst. Bei der Gelegenheit wollen wir einen guten Freund zu Rate ziehen, der uns im Verlauf des Buches begleiten und uns viele Zusammenhänge anschaulich erklären wird. Gestatten? Unser Freund, das Wasser …
Das Wasser ist ein wunderbarer Lehrer. Diese klare, unscheinbare Flüssigkeit ist wirklich der „Stoff des Lebens“. Und nicht nur im biologischen Sinne. Im Verlauf des Buches werden wir ihm immer wieder begegnen. Das Wasser wird uns dabei helfen, die Zusammenhänge zu verstehen und liefert uns anschauliche Bilder für komplexe Vorgänge. Und hier ist auch schon das Erste: Das Wasser verdeutlicht uns, warum Festhalten und zielgerichtetes Handeln uns meist genau das Gegenteil von dem bringen, was wir eigentlich wollen. Dazu habe ich mir ein kleines Experiment ausgedacht. Du kannst es gedanklich mitmachen oder tatsächlich, nachdem du den folgenden Abschnitt gelesen hast.
Gehe in die Küche oder ins Badezimmer und fülle einen Eimer, eine Schüssel oder einfach das Waschbecken mit Wasser. Nun greife mit beiden Händen in das Wasser, als würdest du in eine Teigmasse greifen. Versuche das Wasser festzuhalten. Versuche, es in deinen Fäusten einzuschließen. Drücke so fest wie möglich zu, damit es dir nicht mehr entwischt. Kein Tropfen darf verloren gehen! Was geschieht?
Du hast sehr wahrscheinlich genau das gleiche festgestellt wie ich und wie alle anderen Menschen, die dieses Experiment je gemacht haben und noch machen werden:
» Je fester du zudrückst, desto mehr rinnt dir das Wasser durch deine Finger.
Und genauso ist es mit der Liebe, dem Leben, dem Erfolg, der Wertschätzung und allen anderen Dingen, die uns Probleme im Leben machen können.
„Wer auf Zehenspitzen steht, steht nicht sicher. Wer vorauseilt, kommt nicht weiter. Wer zu glänzen versucht, verdunkelt sein eigenes Licht. Wer sich selbst definiert, kann nicht erfahren, wer er wirklich ist. Wer Macht hat über andere, kann sich selbst keine Macht verleihen. Wer sich an sein Werk klammert, wird nichts schaffen, was von Dauer ist. Willst du eins mit dem Tao sein, so tu deine Arbeit und dann lass los.“[Fußnote 5](Laotse)
Zum Begriff des Tao, wie Laotse es nennt, werden wir uns im dritten Teil des Buches ein genaueres Bild machen. Lass uns hier zuerst einmal untersuchen, wie das Prinzip des Festhaltens in unserem Leben wirkt.
Du hast nun in der Theorie gesehen, wie Festhalten unsere Probleme verursacht. Vielleicht hast du das dahinterliegende Prinzip auch hautnah am Beispiel des Wassers erfahren. Nun wollen wir uns ein paar praktische Beispiele aus dem Leben anschauen:
Du bist den ganzen Tag mit Arbeit, Haushalt und Kinderbetreuung beschäftigt und hast gar keine Zeit mehr für dich selbst.
Du gönnst dir selbst keine Ruhe, weil für dich das Festhalten an gewissen Prinzipien wichtiger ist. Diese Prinzipien sind zum Beispiel …
eine gute Angestellte/ein guter Angestellter zu sein
einen 1a-Haushalt zu haben
tipp-top aufgeräumte Kinderzimmer zu haben
und das alles selbst zu erledigen
Niemand zwingt dich dazu. Du hältst freiwillig an all diesen Vorstellungen fest und opferst dich und dein Wohlergehen dafür.
» Du leidest unter Stress, weil du an diesen Prinzipien festhältst.
Du sollst einen Vortrag vor einer Gruppe halten.
Das kennt jeder. Stelle dir einmal bildlich vor, dass du in 5 Minuten einen Vortrag vor einer Gruppe von 50 Leuten halten sollst, die im Nebenzimmer auf dich warten. Was passiert? Angst, Unwohlsein, Stress. Das ist normal und betrifft wirklich jeden. Ausnahmslos, weil es eine Art Urinstinkt ist. Darauf werden wir gleich noch genauer eingehen. Hier wollen wir erst einmal erkennen, worauf diese Angst und dieser Stress beruhen: Auf der Tatsache, dass du daran festhältst, der Gruppe zu gefallen und einen guten Vortrag liefern zu wollen. Ich behaupte nicht, dass diese Grundsätze etwas schlechtes sind. Sieh dir die Situation erst einmal nur an und erkenne, wie dein Leid seinen Ursprung in diesem Festhalten und dieser Absicht hat.
» Du leidest unter Ängsten und Selbstzweifeln, weil du daran festhältst, der Gruppe gefallen zu wollen.
Du hast deinen Partner verloren.
Das ist der Klassiker. Wahrscheinlich so alt wie das Festhalten selbst. Und wir haben es ja schon weiter oben angeschnitten: Warum leidest du, wenn dein Partner dich verlässt? Weil du an ihm beziehungsweise dem Fortbestand eurer Beziehung festhältst. Auch wenn das zunächst einmal logisch und wenig überraschend klingt, will ich, dass du das ganz genau verstehst:
» Du leidest nicht, weil dein Partner dich verlassen hat. Er ist nicht schuld an deinem Leid. Das bist du selbst, weil du daran festhältst, dass diese Beziehung weiterbestehen sollte.
Das ist der Schlüssel. Dass du zunächst einmal die Verantwortung übernimmst. Denn was du selbst verursachst, das kannst du auch selbst verändern! Und das ist gar nicht mal so schwer. Doch bevor wir die Verantwortung für unser Leid übernehmen und unsere Situation verändern können, müssen wir es ja erst einmal erkennen, unser Leid und die Probleme, die das Festhalten verursacht.
» Dein Festhalten verursacht deine Probleme!
Das beschränkt sich nicht bloß auf Beziehungen, Vorträge und den Haushalt. Es ist viel mehr ein Prinzip des Lebens, das in allen Bereichen und auf allen Ebenen wirkt. Vom Größten bis zum Kleinsten. Ich würde fast sagen, es ist ein universelles Gesetz, das sogar in der modernen Wissenschaft angewendet wird. Aber es tarnt sich gut und wir neigen dazu, seine Wirkung zu übersehen. Deshalb wollen wir uns hier noch ein paar Klassiker anschauen, damit du ein besseres Gespür dafür bekommst, es auch in deinem Leben zu erkennen:
„So ein Mist!“ Du hast …
den Bus verpasst,
deine Lieblingstasse fallen lassen oder
schon wieder einen Strafzettel fürs Falschparken bekommen, weil die Amateure von der Stadtplanung in deinem Viertel zu wenige Parkplätze eingeplant haben.
Du bist je nach Veranlagung leicht verärgert bis panisch aufgelöst oder außer dir vor Wut. Warum? Weil du festhältst. Du hältst daran fest, dass …
du pünktlich zu deinem Termin kommen solltest,
deine Lieblingstasse gefälligst heil sein soll oder
die Welt und vor allem die Stadtplaner dir etwas schulden, und zwar einen freien Parkplatz direkt vor deiner Haustür.
» Je mehr Erwartungen und Ansprüche wir im Alltag haben, desto holpriger und leidvoller wird er.
Es gibt Myriaden kleine Begebenheiten wie diese, die jeder von uns ständig im Alltag erlebt. Kannst du dich an die letzte Situation erinnern, in der du an einer Erwartung festgehalten hast?
Aber damit nicht genug. Diese kleinen Alltagssituationen sind nur die Spitze des Eisbergs:
Auch wenn wir etwas herauszoomen und unser Leben als Ganzes betrachten, wirkt das Prinzip des Festhaltens. Nehmen wir einmal an, du wünschst dir Sicherheit und Ruhe. Da ist erst einmal nichts schlimmes dabei. Wirkt hier das Festhalten? Das Festhalten wirkt dann, wenn du bewusst versuchst, mehr Sicherheit und Ruhe in dein Leben zu holen. Zum Beispiel könnte es sich derart auswirken, dass du dich verstärkt deinem Beruf und deiner Karriere zuwendest. Du möchtest mehr Geld verdienen und immer unersetzlicher in der Firma werden, damit sie dich nicht entlassen können und du dich irgendwann endlich einmal auf den Lorbeeren ausruhen kannst. Doch Reichtum und Karriere bringen neue Probleme mit sich: Du beginnst dich davor zu fürchten, dass dein Reichtum gestohlen werden könnte und du deinen Status in der Arbeit verlieren könntest. Jetzt musst du noch wachsamer sein, um mögliche Konkurrenten erkennen und ausschalten zu können und deine Position sowie dein Hab und Gut zu schützen. Vielleicht spielst du mit dem Gedanken, zu Hause eine Sicherheitsfirma zu engagieren, um über dein Vermögen und deine Sicherheit zu wachen. Die würde allerdings nicht umsonst arbeiten, weshalb du nun noch mehr Geld brauchst, um den Reichtum zu schützen, den du hast. Auf der Arbeit kommen immer mal wieder junge und aufstrebende Kollegen nach, gegen die du dich durchsetzen und deine Stellung verteidigen musst. Du wolltest Sicherheit und Ruhe herbeiführen doch jetzt lebst du in ständiger Angst.
» Je mehr wir uns auf ein bestimmtes Ziel ausrichten, desto mehr halten wir uns selbst davon ab, es zu erreichen.
Auf diese und noch viel verschlungenere Arten wirkt dieses Prinzip im Leben eines jeden Einzelnen. Fällt dir ein passendes Beispiel aus deinem Leben ein?
Doch auch hier macht das Prinzip des Festhaltens noch lange nicht halt …
Zoomen wir noch eine Ebene höher. Sogar vor großen gesellschaftlichen Themen macht das Festhalten nicht halt, wie Laotse uns im Tao Te King verdeutlicht:
„Je mehr Verbote es gibt, desto weniger tugendhaft werden die Leute sein. Je mehr Waffen es gibt, desto weniger sicher werden die Leute sein. Je mehr Hilfsgelder es gibt, desto weniger selbstbewusst werden die Leute sein.“[Fußnote 6](Laotse)
Das sind eigentlich ganz logische Folgen, die sich jedes Kindergartenkind herleiten könnte, aber Regierungen auf der ganzen Welt machen immer und immer wieder die gleichen Fehler:
Sie versuchen, etwas zu kontrollieren, und bewirken das Gegenteil.
Sie verschärfen die Gesetze und provozieren damit mehr Straftaten.
Sie schaffen Regularien und damit auch den Drang, gegen sie zu verstoßen.
» Je mehr wir etwas kontrollieren wollen, desto mehr geraten die Dinge außer Kontrolle.
Warum fällt es uns so schwer, loszulassen und den Menschen zu vertrauen? Es gibt ja sogar Experimente, die bestätigen, dass es besser funktioniert, wenn man weniger kontrolliert. Beispielsweise in den Niederlanden, wo man die Stadt Bohmte von Verkehrsschildern und Ampeln befreite und durch die vermeintliche Unsicherheit sicherere Straßen schaffte, weil die Leute ohne Vorschriften mehr Rücksicht aufeinander nahmen. Aber auch hier ist das universelle Prinzip des Festhaltens noch lange nicht an seinem Ende angelangt …
Noch weiter herausgezoomt: die Erde. Vom Weltall aus gesehen ein sehr friedliches und idyllisches Fleckchen. Doch wer hier heimisch ist weiß, dass der Schein trügen kann.
Kriege
Massenmorde
Terroranschläge
All das macht uns das Leben hier schwer. Warum? Weil wir festhalten.
Länder rüsten sich mit Atomwaffen, weil sie an ihrer Sicherheit festhalten.
Ganze Völker werden ausgerottet, weil einzelne Machthaber an ihrem Rassenwahn festhalten.
Menschen fliegen mit Flugzeugen in Wolkenkratzer, weil sie an ihrem Glauben festhalten.
Und all das teilweise sogar im Namen des Friedens! Weil Menschen daran festhalten, ihn bewahren, und dafür kämpfen wollen.
» Je mehr wir die Welt retten wollen, desto eher zerstören wir sie.
Aber auch das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange …
Ich habe ja schon angedeutet, dass ich das Festhalten für ein universales Prinzip halte. Und deshalb macht es natürlich auch nicht vor den größten Maßstäben halt.
» Je weiter wir durch moderne Teleskope in den Weltraum hineinschauen können, umso unerreichbarer werden die Objekte der Betrachtung für uns.
Zum einen wegen der enormen Entfernungen, die nur noch in Lichtjahren gemessen werden können (Ein Lichtjahr entspricht der Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, was etwa 9,461 Billionen Kilometer sind). Zum anderen sind diese Objekte unerreichbar, weil sie gar nicht mehr so existieren, wie wir sie heute betrachten, da ihr Licht aufgrund der enormen Entfernungen schon Millionen oder Milliarden von Jahre unterwegs ist. Allgemein gilt bei der Erforschung des Universums und des Lebens folgendes:
» Je tiefer wir vorstoßen und je mehr wir erfahren, desto mehr Fragen werfen wir auf und desto mysteriöser scheint alles zu werden.
der Urknall
schwarze Löcher
das menschliche Gehirn
Nur einige solcher Beispiele. Du siehst, dass dieses universelle Prinzip wirklich auch universell zu gelten scheint. Und nein. Auch das war es noch nicht mit der Wirkung des Festhaltens. Wir können noch einen Schritt weiter gehen …
Ein grundlegendes Problem in der Wissenschaft ist heute Folgendes: Die Beobachtung von Teilchen beeinflusst gleichzeitig ihr Verhalten. Ein schönes Beispiel dafür ist das Doppelspaltexperiment. Ich will nicht näher ins Detail zum Versuchsaufbau gehen. Falls dich das Experiment interessiert, kannst du im Internet mehr dazu erfahren. Uns interessiert im Moment nur der Grund, weshalb dieses Experiment entwickelt wurde: Es geht dabei darum, das Verhalten von kleinsten Teilchen nachzuvollziehen. Das Problem? Beobachtet man die Teilchen während des Experiments, verhalten sie sich anders, als wenn man sie nicht beobachtet! Wir haben also keine Chance, das Verhalten der Teilchen in ihrem natürlichen unbeobachteten Zustand zu erforschen. Auch dies ist das Prinzip des Festhaltens bzw. des willentlichen Herbeiführens. Es ist ähnlich wie mit dem Licht in deinem Kühlschrank: Im geschlossenen Zustand leuchtet das Licht darin nicht. Sobald du dieses Verhalten beobachten willst und ihn aufmachst, um nachzusehen, leuchtet das Licht wieder.
» Der Versuch, das Problem zu klären, verursacht es erst.
Ein anderes Beispiel wäre die Suche nach den kleinsten Teilchen und den elementaren Gesetzmäßigkeiten in der Physik. Schon die alten Griechen wollten die kleinsten Bausteine bestimmen. Sie nahmen an, man müsse etwas nur immer wieder aufteilen, bis es schließlich nicht mehr teilbar sei. Dann fände man das kleinste unteilbare Teilchen, das Atom. Heute können wir weiter teilen und tiefer schauen als je zuvor. Wir haben Atome gespalten und deren Bestandteile (Elektronen, Protonen und Neutronen) zerlegt und sind in die Welt der Quanten eingetaucht, in der sich die scheinbar bekannten und unveränderlichen Gesetzmäßigkeiten unseres Universums aufheben. Atome können zum gleichen Zeitpunkt zerfallen und intakt sein. Teilchen lassen sich nicht mehr verorten. Ihr Erscheinen kann nur noch durch Wahrscheinlichkeiten ausgedrückt werden.
» Je genauer wir die Bausteine allen Seins bestimmen wollen, desto diffuser werden sie.
Verzeih mir diesen kurzen Ausflug in die trockene Welt der Physik und lass uns zusammenfassen.
Je genauer wir ein Teilchen festnageln wollen, desto verschwommener wird es.
Je weiter wir in das Universum hinausschauen, desto größer wird es.
Je mehr wir die Welt retten und den Frieden bewahren wollen, desto mehr Leid lösen wir aus.
Je mehr Kontrolle wir ausüben wollen, desto weniger lassen sich die Dinge und Menschen kontrollieren.
Je zielstrebiger wir unsere Erwartungen an das Leben umsetzen wollen, desto mehr kommt uns dabei entgegen.
Je mehr Erwartungen wir an unseren Alltag und die Dinge um uns herum haben, desto eher werden wir enttäuscht.
Das alles ist Festhalten beziehungsweise „dem Fluss ein neues Bett graben“. Doch diese Erkenntnis ist nicht neu. Wir brauchen nicht die moderne Physik mit ihren Teleskopen und Mikroskopen, um dieses Prinzip zu erkennen. Bereits um 500 v. Chr. haben aufmerksame Menschen dieses Dilemma (und sogar seine Lösung) in ihrem Leben erkannt. Einer von ihnen war Buddha.
Buddha erkannte, dass alles Leid im Leben durch Festhalten beziehungsweise „willentliches Herbeiführen“ entsteht.
„Der Ursprung all unserer Probleme ist unser Unvermögen, loslassen zu können.“ (Buddha)
Er formulierte die vier edlen Wahrheiten, die nicht nur das Problem des Festhaltens, sondern sogar schon seine Lösung beschreiben. Auf diese vier edlen Wahrheiten und die Lösung unserer Probleme werden wir gleich in Teil 3 genauer eingehen. Bevor wir uns aber der Beseitigung der Ursachen zuwenden, wollen wir die Ursachen selbst einmal genau unter die Lupe nehmen. Das ist der erste und wichtigste Schritt, denn um etwas zu lösen, müssen wir es zuerst verstehen. Also, warum halten wir fest?
Ja, warum eigentlich? Was ist der Grund dafür, dass wir an schlechten Gewohnheiten festhalten, in Beziehungen klammern oder uns ständig verbessern und gut darstellen wollen? Es sind Erwartungen.
» Erwartungen sind der Motivator all unserer Taten.
Warum das so ist und wie uns unsere Erwartungen zum Festhalten bringen, das wollen wir uns im nächsten Kapitel anschauen.
» Je mehr du an etwas festhältst, desto weniger bekommst du es.
Festhalten beziehungsweise willentliches Herbeiführen (chin. „YuWei“) verursacht Leid und Probleme.
Festhalten ist ein universelles Prinzip, das in allen Bereichen unseres Lebens und selbst darüber hinaus wirkt.
Buddha erkannte das Festhalten als die Ursache all unseres Leids.
Um uns vom Leid zu befreien, müssen wir die Ursachen beseitigen.
Damit wir die Ursachen beseitigen können, müssen wir sie in voller Gänze kennen und herausfinden, warum wir festhalten.
Der Grund unseres Festhaltens liegt in unseren Erwartungen.
Was ist dein aktuell größtes Problem im Leben und in welcher Weise kannst du es auf das Festhalten beziehungsweise auf das „willentliche Herbeiführen“ zurückführen?
Erwartungen sind das Problem.
„Der Ursprung allen menschlichen Leidens ist der qualvolle Unterschied zwischen der Welt, wie sie ist und der Welt, wie sie sein sollte.“ (Indische Weisheitslehre)
Egal welches Problem dich gerade beschäftigt, es hat in jedem Fall damit zu tun, dass du im Kopf ein Ideal vom Gegenstand deines Problems mit dir herumträgst und daran festhältst. Niemand hält nämlich freiwillig sein Problem fest. Es ist immer die Erwartung dahinter, die du nicht loslassen kannst oder willst.
Unsere Probleme entstehen immer durch das Aufeinandertreffen von zwei Faktoren:
eine Erwartung in unserem Kopf beziehungsweise unsere Vorstellung von der Welt, wie sie sein soll