Der Weihrauchhändler - Salim Alafenisch - E-Book

Der Weihrauchhändler E-Book

Salim Alafenisch

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Beschreibung

Salem lernt die schöne Soraya bei der Getreideernte kennen. Sie tauschen Blicke, Botschaften und Geschenke und treffen sich heimlich am Brunnen. Doch nach der Ernte kommt der Abschied und die lange Zeit der Trennung. Es tritt ein, was Salem befürchtet hat: Nach zwei Jahren ohne Regen verbrennt die Sonne die Felder, das Wasser in den Brunnen wird knapp, und noch immer gibt es keine Ernte. Die Dürre trennt Salem von seiner Geliebten, und das Feuer der Liebe verzehrt ihn! Seine Sehnsucht ist größer als die der Erde nach Regen: Er füllt die Satteltaschen seines Esels mit Weihrauch und zieht von Feldlager zu Feldlager, um Soraya zu finden. Salim Alafenisch erzählt hier eine Geschichte von der Kraft der Liebe, die sogar über den Zyklus der Natur triumphiert.

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Seitenzahl: 165

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Über dieses Buch

Salem lernt die schöne Soraya bei der Getreideernte kennen. Sie tauschen Blicke, Botschaften und Geschenke und treffen sich heimlich am Brunnen. Doch nach der Ernte kommt der Abschied und die lange Zeit der Trennung. Nach zwei Jahren der Dürre ist Salems Sehnsucht so groß, dass er er sich auf seinem Esel aufmacht, um Soraya zu finden.

Zur Webseite mit allen Informationen zu diesem Buch.

Salim Alafenisch (*1948) hütete als Kind die Kamele seines Vaters in der Negev-Wüste. Nach dem Gymnasium in Nazareth und einem einjährigen Aufenthalt in London studierte er Ethnologie, Soziologie und Psychologie in Heidelberg. Seit Langem beschäftigt er sich mit der orientalischen Erzählkunst.

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Dieses Buch gibt es in folgenden Ausgaben: Taschenbuch, E-Book (EPUB) – Ihre Ausgabe, E-Book (Apple-Geräte), E-Book (Kindle)

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Salim Alafenisch

Der Weihrauchhändler

Erzählung

E-Book-Ausgabe

Unionsverlag

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Impressum

Dieses E-Book enthält als Bonusmaterial im Anhang 2 Dokumente

Die Erstausgabe dieses Buches erschien 1988 im Verlag Das Arabische Buch, Berlin.

© by Unionsverlag, Zürich 2024

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Martina Heuer

ISBN 978-3-293-30695-0

Diese E-Book-Ausgabe ist optimiert für EPUB-Lesegeräte

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Version vom 28.05.2024, 11:34h

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Über dieses Buch

Titelseite

Impressum

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Inhaltsverzeichnis

DER WEIHRAUCHHÄNDLER

Die PerlenDie KaffeekanneDie geheimnisvolle HöhleDie verschwundene BrautDer Weihrauchhändler

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Über Salim Alafenisch

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Salim Alafenisch: »Kleine Kerzen in der Dunkelheit zünden«

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Für meinen Bruder, Scheich Suleiman,der tief im Sand der Wüste schläft.

Salim

Die Perlen

Eines Abends, als die Sonne am Horizont stand und ihre letzten Strahlen auf die Zelte warf, näherten sich unserem Lager sechs Kamelreiter. Sie waren aus dem Nachbarstamm. Der Scheich und die Männer des Stammes empfingen die Gäste und führten sie ins Gästezelt. Die Kamele wurden angepflockt und mit Gerste gefüttert. Fein gewobene Teppiche wurden ausgerollt, und im Zelt breitete sich der Duft des gewürzten Kaffees aus.

Nachdem die Gäste den Kaffee getrunken und sich ausgeruht hatten, sprach der Scheich: »Ich möchte die Gäste bewirten!«

Da riefen alle Männer unseres Stammes: »Die Reihe ist nicht an dir!«

»Ich bin dran mit Bewirten!«, rief der eine.

»Nein, ich«, entgegnete der andere und fuchtelte mit beiden Armen. Es wurde langsam laut im Gästezelt. Die Männer stritten sich um die Gäste.

Um diesen Streit zu schlichten, einigte man sich darauf, dass der Älteste der Gäste die Entscheidung treffen solle. Es herrschte wieder Ruhe. Einer nach dem anderen trug seine Argumente in Versen vor. Jeder versuchte, den anderen durch seine Reimkunst zu übertreffen.

Der Alte lauschte aufmerksam, bis der Letzte gesprochen hatte. Er nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife und strich sich über seinen langen, weißen Bart. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Dann begann er zu sprechen: »Der Gast hat bei den Beduinen vierundvierzig Rechte. Und das gesegnetste dieser Rechte ist das, welches dir den Gast bringt.« Da riefen die Männer: »Die Gäste seien willkommen!«

Der Alte fuhr fort: »Die Männer des Stammes sind Spiegel füreinander. Doch sollen die Gäste dem gehören, der nicht in Not ist.«

Der Stammesscheich rief: »Ich bin an der Reihe. Die Gäste seien willkommen.«

Zwei Schafe wurden geschlachtet. Die Frauen buken Fladenbrot, die Männer kochten das Fleisch in großen Töpfen auf dem Feuer. Als das Mahl zubereitet war, aßen die Gäste und die Männer. Dann verteilte der Gastgeber Essen an jedes Zelt.

Als nach dem reichhaltigen Mahl den Gästen der gewürzte Kaffee gereicht wurde, bat der Gastgeber den alten Musa, die Stammesgäste mit Musik zu unterhalten. Musa war ein hervorragender Rababaspieler und liebte sein Instrument. In tagelanger Arbeit hatte er es aus der Haut eines vom Wolf gerissenen Eselfüllens kunstvoll gebaut.

Seine Rababa hatte einen besseren Klang als andere Instrumente, die wie üblich aus einem Schaffell angefertigt wurden.

Musa legte sein Instrument neben die brennende Kamelmistglut, um das Fell anzuwärmen. Als die Rababa trocken war, nahm er aus der Tasche seines Gürtels ein Stück Wachs, mit dem er die aus Pferdeschweifhaaren gefertigten Saiten und den Bogen einrieb. Er setzte sich in den Schneidersitz und fing an zu spielen. Männer, Frauen und Kinder lauschten den Tönen der Musik. Mit großer Begeisterung nahmen sie die Gedichte in sich auf. Der Rababaspieler sang von den Gästen und von der Großzügigkeit des Gastgebers. Und alle lauschten mit großer Freude seinen Worten und den Tönen seiner Rababa. Ab und zu wurde eine Runde Kaffee ausgeschenkt, und der Vollmond warf seine ersten Strahlen in das Männerzelt.

Allmählich bekam Musa Lust, eine Pfeife zu rauchen. Er stellte sein Musikinstrument in die Nähe der Feuerstelle und begann, seine Pfeife mit Tabak zu füllen.

Es herrschte Stille im Zelt. Der Scheich ergriff das Wort: »Allah möge deine Tage verlängern, Musa! Die Töne deiner Rababa und die Weisheit deiner Worte wärmen uns das Herz!«

Der Rababaspieler nickte. Mit einer kleinen Zange nahm er ein glühendes Kamelmistbällchen aus dem Feuer und setzte es auf seine Pfeife. Dann fing er an, genüsslich an ihr zu ziehen.

Der Scheich wandte sich an die Gäste: »Musa raucht jetzt seine wohlverdiente Pfeife. Wir sollten ihn mit einer Geschichte unterhalten. Nun, wer soll die Geschichte erzählen? Der Gast oder der Gastgeber?«

Einer der Gäste richtete sich auf und wandte sich mit klarer Stimme an den Scheich: »Oh, du teurer Freund! Deine Gastfreundschaft ist groß, und dein Herz ist warm. Allah möge dir Reichtum geben und deine Ehre schützen. Unsere Vorfahren sagten, der Gast ist ein Dichter. Er beschreibt, was er gesehen und gehört hat. Ich möchte dir, Bruder, und auch deinen Leuten eine Geschichte erzählen.«

Der Gast trank sein Kaffeeschälchen aus und stellte es auf sein Tablett zurück. Dann begann er zu erzählen.

Es war vor vielen, vielen Jahren, als der osmanische Sultan in unserem Land herrschte und die Beduinen in ihren Stammesgebieten mächtig waren. Sie waren gute Kamel- und Pferdereiter. Mit ihren großen Herden wanderten sie durch die Wüste. Das Reiten und das Wandern gaben unseren Vorfahren Freiheit und Sicherheit.

Eines Tages wurde der Besuch des Paschas angekündigt. Er wollte diese guten Wüstenreiter in seiner Armee haben. Als die Beduinen seinen Wunsch vernahmen, sagten sie zu ihm: »Wir wollen dir unsere Söhne nicht als Soldaten geben. Wir brauchen sie für unsere Kamelherden.«

Ein kluger Scheich, der den Pascha nicht beleidigen wollte, ließ sich aus seinem Stamm ein Kamel bringen.

Auf dem Kamel wurde ein Reitkorb befestigt, auf dem zwei Frauen saßen. Diese fachten auf einem Blech Feuer an und begannen, Brot zu backen. Und das Kamel setzte sich langsam in Bewegung. Der Scheich sprach zu dem erstaunten Pascha: »Oh, gnädiger Pascha! Schau dir das an. Das Kamel bewegt sich, und die Frauen backen Fladenbrot auf seinem Rücken. Wir können diese freien Menschen nicht zwingen, in deiner Armee zu dienen, selbst wenn wir das wollten. Und würdest du es über dein Herz bringen, diese Frauen von ihren Männern zu trennen?«

Der Pascha traute seinen Augen nicht: Das Kamel, von dessen Rücken Rauchwolken emporstiegen, bewegte sich auf ihn zu, dass er vor Angst fast erstarrte.

Auf Geheiß der Frauen setzte sich das Kamel vor dem Pascha nieder. Die Frauen überreichten dem verdutzten Gast frisches Fladenbrot, das dieser erleichtert entgegennahm.

Nachdem er das knusprige Brot genossen hatte, wandte er sich an den Scheich: »Du hast recht. Die Beduinen brauchen keinen Militärdienst zu leisten und auch keine Steuern zu zahlen. Die Fellachen und die Städter reichen dafür aus.«

Ein alter Beduine flüsterte dem Scheich ins Ohr: »Die Fellachen und die Städter leben in festen Häusern. Sie sollen für ihre Gemütlichkeit blechen!«

Und so verabschiedete sich der Pascha in gutem Einvernehmen mit den Beduinen. Er bezahlte ihnen sogar Goldmünzen und ließ ihnen Jahr für Jahr Geschenke bringen für den Schutz der Pilgerstraße.

So vergingen die Jahre, und an die Stelle dieses klugen Paschas trat ein anderer. Der neue Pascha war grausam und dumm und voll Hass gegen die Beduinen.

Eines Tages sprach er zu sich: »Diese verdammten Kameltreiber tanzen mir auf der Nase herum. Sie stellen keine Soldaten, sie geben weder Getreide, noch zahlen sie Taler. Im Gegenteil, sie bitten den Sultan sogar zur Kasse. Aber bei Allah, ich werde diese verlausten und halb verhungerten Wüstenfüchse Mores lehren.«

Voll Ärger zog er an seiner Wasserpfeife, nahm einen Schluck Tee und spielte mit seinem hochgezwirbelten Schnurrbart. Er überlegte hin und her und strengte sich an wie eine Schildkröte beim Eierlegen. Plötzlich ließ er den Schlauch seiner Wasserpfeife fallen. Er sprang auf und begann, mit seinen Stiefeln auf den Boden zu stampfen wie ein wild gewordenes Kamel.

»Ich habe die Lösung! Ich habe sie!«, schrie der Pascha.

Der Diener erschrak. Eiligst schleppte er die größte Teekanne herbei. Mit zittrigen Händen schenkte er dem wutschnaubenden Pascha eine Tasse nach der andern ein, die dieser gierig schlürfte.

»Diese verfluchten Wüstenfüchse! Ich werde diese Kameltreiber die Sterne am Mittag sehen lassen! Ich habe eine Lösung, mehr als eine Lösung. Ich habe eine List!«

Der Diener war verblüfft. Mit untertänigen Verbeugungen fragte er den Pascha: »Geruht Ihr, gnädiger Pascha, auf die Jagd zu gehen?«

»Ja, auf die Jagd!«

»Wollt Ihr Füchse oder Wildkamele jagen?«

»Geh mir aus dem Weg, du Nichtsnutz!«, schrie der Pascha puterrot vor Zorn. »Ruf mir auf der Stelle die Soldaten. Schnell, schnell!«

Der Diener eilte von dannen. Kurze Zeit später erschienen die Soldaten.

»Die Zeit ist gekommen, um den Wüstensöhnen eine Lehre zu erteilen. Wer hat hier mehr zu sagen, diese schmutzigen Beduinen oder der Sultan? Ich werde die Scheichs zu mir einladen. Sie sollen herkommen.«

So schickte der Pascha einen Gesandten zu den Beduinenscheichs mit der Botschaft, er werde zu ihren Ehren ein Fest veranstalten.

Als die Scheichs von der Einladung hörten, fühlten sie sich sehr geschmeichelt. In der abendlichen Runde im Scheichzelt sprach man über die bevorstehende Begegnung mit dem neuen Pascha. Einige hofften auf ehrenhafte Geschenke, andere versprachen sich freundschaftliche Beziehungen zum Pascha. Der Oberscheich wollte die Gelegenheit nutzen, mit ihm über die Pilgerstraße zu verhandeln. Vielleicht konnte der Sultan den Beduinen mehr Goldmünzen bezahlen.

Die Aufregung war groß. Schon Tage vor der Reise waren die Vorbereitungen in vollem Gange. Die besten und kostbarsten Gewänder wurden hervorgeholt. Einige Scheichs ritten sogar in die Stadt und kauften sich teure Stoffe für neue Gewänder. Die schwarzen Haare wurden zu langen Zöpfen geflochten, und die Augen wurden mit schwarzem Kajal geschminkt.

Am Tag der Abreise versammelten sich die Scheichs beim Oberscheich. Sie sprachen über den bevorstehenden Empfang und berieten sich über die Gastgeschenke für den Pascha. Sie einigten sich auf ein edles Kamel und ein mit Juwelen verziertes Schwert.

Nach dem Morgenkaffee setzte sich die Karawane mit dem Oberscheich an der Spitze in Bewegung. Die Scheichs vertrieben sich die Langeweile des Weges durch Erzählen.

Als sie die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, wandte sich der Oberscheich an die Karawane: »Die Sonne steht im Herzen des Himmels, und die Glut ist groß. Lasst uns im Schatten dieser Dattelbäume rasten und uns am Quell der Oase erfrischen!«

Am späten Nachmittag erreichte die Karawane den Sitz des Paschas. Ein Offizier empfing die Scheichs und geleitete sie in die Empfangshalle. Dann schloss er das Tor und entfernte sich. Erwartungsvoll begannen die Scheichs, ihre Kopfbedeckung zu richten und an ihren Umhängen und Gewändern zu zupfen, die vom langen Kamelritt Falten bekommen hatten.

Dann hefteten sie ihre Blicke auf das Tor. Es dauerte und dauerte. Die Scheichs waren müde von dem langen Kamelritt. Einige kämpften in der angenehmen Kühle des Raumes gegen den Schlaf. Doch der Pascha ließ auf sich warten.

Der Oberscheich versuchte, die anderen zu beruhigen: »Hier sind die Sitten anders als in der Wüste. Es war ein glutheißer Tag. Vielleicht nimmt der Pascha gerade ein Bad, um sich für den Empfang frisch zu machen. Und nach dem Bad kommt die Schnurrbartpflege. Sie dauert länger als das Bad!« Ein Scheich unterbrach ihn: »Der Pascha hätte sich vorher baden sollen. Ausgerechnet jetzt will er sich putzen? Was sind das für merkwürdige Sitten? Die Gäste warten, und der Gastgeber hockt im Bad! Wenn ihr einverstanden seid, werde ich zu ihm gehen und ihm sagen, er solle sich ein bisschen beeilen!«

Der Oberscheich entgegnete ihm: »Bist du von Sinnen? Du bist hier nicht in deinem Stamm. Beruhige dich, Bruder!«

Langsam stieg die Spannung. Ein Scheich rief fassungslos: »Das Benehmen des Paschas ist unwürdig. Er verletzt das Gastrecht und verstößt gegen die Sitten der Wüste!« Und mit nachdenklicher Stimme fuhr er fort: »Die Sache mit dem Gastgeber kommt mir eigenartig vor. Mir träumte gestern Nacht, dass ein schwarzer Rabe über meinen Stamm flog und krächzte.«

Die Scheichs erschraken: »Allah möge uns vor deinem Traum bewahren. Warum hast du uns davon nicht früher erzählt?«, riefen sie zornig.

»Ich wollte euch die Freude an der Gastfreundschaft des Paschas nicht verderben«, erwiderte der Scheich. »Wer den Träumen folgt, wird verrückt.«

Während die Scheichs über den Traum grübelten und sich darüber immer mehr in die Haare gerieten, öffnete ein Offizier die Tür.

»Der Pascha kommt!«, verkündete er mit gestrenger Stimme. Es herrschte Ruhe im Saal. Gemessenen Schrittes trat der Pascha ein. Er begrüßte die Scheichs, reichte ihnen aber nicht die Hand. Alle richteten ihre Blicke auf ihn. Er war ein kleiner, dicker Mann, rund wie eine Linse. Man konnte seinen Rücken von seinem Vorderteil nicht unterscheiden. Sein Schnurrbart war hochgezwirbelt, als ob er mit Honig eingeschmiert worden wäre. Seine Augen funkelten: »Die Beduinen bezahlen keine Steuern und stellen keine Soldaten. Der Sultan muss euren Stämmen sogar noch Wegzoll für die Pilgerroute entrichten. Ab heute wird alles anders!« So sprach der Pascha und richtete vorwurfsvoll seinen Blick auf die Scheichs.

Der Oberscheich trat auf den Pascha zu und entgegnete: »Wir danken dem gnädigen Pascha für seine Einladung. Es ist eine Ehre für die Scheichs, die Gastfreundschaft des Paschas zu genießen. Der verstorbene Pascha, Allah möge seiner Seele gnädig sein, hat keine Steuern von den Beduinen erhoben und keine Soldaten eingefordert. Die Pilgerroute führt durch unser Stammesgebiet, und für den Schutz der Straße hat uns der Pascha Goldmünzen gegeben.

Wir fordern keine Soldaten von dem Sultan zu unserem Schutz. Unsere Söhne schützen uns. Hat der Sultan keine Söhne, die ihn schützen?

Unser Stammesgebiet ist ungeeignet für Feldbau. Wir züchten Kamele, Pferde, Schafe und Ziegen. Wir kaufen in den Städten und Dörfern, und wir verkaufen dort. Und wir sehen, wie die Steuereintreiber des Sultans die Fellachen prügeln und ihnen die Ernte wegnehmen. Arme Fellachen vergraben sogar das Tierfutter. Und wenn die Soldaten das Stroh finden, fragen sie erstaunt: ›Stirbt das Stroh, dass ihr es begraben müsst?‹

Wir fordern keine Soldaten von dem Sultan, aber wir geben ihm auch keine!«

Der Pascha folgte den Worten des Oberscheichs mit großer Aufmerksamkeit, und als dieser geendet hatte, schüttelte er den Kopf und erwiderte zornig: »Halt den Mund. So einfach kommt ihr mir nicht davon.«

Der Oberscheich war wütend und beleidigt: »In der Wüste will niemand außer den Beduinen leben. Wir haben ein altes Recht auf dieses Land. Wer will uns dieses Recht streitig machen? Ist der Sultan etwa arm? Was macht er mit der Ernte der Fellachen? Wir entreißen dem Sand ein mühseliges Leben, und Ihr wollt auf samtenen Kissen ruhen!«

Der Pascha wurde zornig, und das Blut stieg ihm in die Adern. Mit warnender Stimme sagte er: »Bedenke, mit wem du sprichst! Was der Sultan mit der Ernte der Fellachen macht, ist seine Sache. Diese Wüstenfüchse trauen sich, solche Fragen zu stellen!« Ein alter Scheich schaltete sich ein, um dem Oberscheich beizustehen: »Wüstenfüchse oder nicht. Wir überlassen unsere Söhne nicht dem Sultan, um Kriege zu führen. Wer soll unsere Herden zur Weide führen? Unsere Söhne sind der Schutz unseres Alters. Und selbst wenn der gnädige Sultan höchstpersönlich die Pilgerfahrt machen will, muss er uns Wegzoll bezahlen. Wir sind keine Fellachen, mit denen er umspringen kann, wie es ihm beliebt.«

Der Pascha wurde puterrot und begann vor Wut zu zittern. »Genug, genug!«, schrie er. »Fesselt sie, fesselt diese Wüstenfüchse!«

Eine Schar von Soldaten stürzte in den Saal, und die Scheichs wurden überwältigt. Ein Scheich rief laut: »Ist das die Gastfreundschaft des Paschas?«

Der Pascha wandte sich an die Gefesselten: »Ich frage euch zum letzten Mal. Seid ihr bereit, Soldaten zu stellen und Steuern zu bezahlen?«

»Ihr habt unsere Antwort bereits vernommen«, erwiderte der Oberscheich, und die anderen nickten. Wütend befahl der Pascha seinen Soldaten, die Scheichs hinauszuführen und zu enthaupten. »Diese starrköpfigen Kameltreiber, das wird ihnen ein für alle Mal eine Lehre sein. Jetzt wird es kein Beduine mehr wagen, dem Sultan nicht zu gehorchen«, murmelte der Pascha.

Als der erste Scheich enthauptet wurde, rief der Oberscheich: »Ihr Henker des Sultans, ihr werdet der Strafe unserer Stämme nicht entgehen!«

Die Beduinenstämme warteten vergebens auf die Rückkehr ihrer Scheichs.

Als die Schreckensnachricht die Stammeslager erreicht hatte, herrschte Trauer und Wut. Die Nachricht schien unglaublich. Wie konnte der Pascha das heilige Gastrecht mit Füßen treten? Frauen schlugen sich auf das Gesicht, andere rissen sich die Kleider vom Leib und entblößten ihre Brüste. Sie legten ihre bunt bestickten Kleider und ihren Goldschmuck ab und trugen schwarze Trauerkleidung. Die anstehenden Hochzeits- und Beschneidungsfeste wurden um ein Jahr aufgeschoben. Männer schworen, ihre Bärte nicht zu rasieren und von den Frauen fernzubleiben, bis die Rache vollzogen wäre.

Der Stammesälteste sprach zu den versammelten Männern: »Lasst uns nicht überstürzt handeln. Die Zeit der Bestrafung wird kommen. Das Blut fault nicht. Nach vierzig Jahren nahm der Beduine Rache und sagte, ich habe mich beeilt.«