Der wilde Wilde Westen - Martina Meier (Hrsg.) - E-Book

Der wilde Wilde Westen E-Book

Martina Meier (Hrsg.)

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Beschreibung

Der heiße Wind schlug mir ins Gesicht, obwohl ich tief über dem Hals meines Pferdes gebeugt war. Die Hufe wirbelten Staub auf, der in meinen Augen brannte, aber ich durfte nicht langsamer werden. Ich musste meinen Stamm warnen. Goldgräber waren auf unserem Land, hatten schon eine Büffelherde vertrieben und etliche Tiere sogar getötet. Auf meinen Schultern liegt die Zukunft meines Stammes. Ich bin die stolze Squaw Fliegende Mähne. Der Wilde Westen lockt mit spannenden Abenteuern. Indianer kämpfen gegen Cowboys oder schließen Freundschaft. Pferde werden zu Helden und das schaurige Heulen der Wölfe verbreitet Schrecken, während der Mond die Prärie in silbriges Licht taucht und Schätze offenbart. Tauche ein in die ferne Welt des Wilden Westens und lebe das Abenteuer.

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Der wilde Wilde Westen

von Indianern, Cowboys und Pferden

Martina Meier (Hrsg.)

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Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet - www.papierfresserchen.de

© 2023 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2016.

Coverillustration: Lina Krügel

Bearbeitung: Cat creativ - [email protected]

ISBN: 978-3-99051-176-3 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-99051-175-6- E-Book

*

Inhalt

Himmelsrichtung Westen

Ein letztes Glück

Endlich ein Cowboy

Flucht

Achtung, Gefahr!

Huyana, das Indianermädchen

Der Held des Wilden Westens

Nacht der Bestimmung

Michikinikwa in Sorge

Das besondere Geschenk

Reno und der Indianerknabe

Pferdehufe im Sand

Der wilde, Wilde Westen

Der Stamm der Roten Fahnen

Kampf der Cowboys

Der Geburtstag des Cowboyjungen Reno

Das Indianermädchen

Endlich ein Lasso

Der wilde John

Cowgirl

Das Cowgirl und der Indianerknabe

Gatling

Zwei gute Freunde im Wilden Westen

Schuld und Freiheit

Ein Bellen im Wilden Westen

Pferderanch Mendo

Endlich ein Pony

Gemüseobst im Wilden Westen

Hedda im Wilden Westen

Johnny McCoy in der Geisterstadt

Uluru

Der Wilde Westen

Im Auge des Wolfes – Im Sinne des Mondes

Die Nacht der Kojoten

Ich als Cowboy

Das Duell

Das Cowgirl-Pferd

Die Pferdeflüsterin

Zwischen zwei Welten

Washaki

Nur für dich

Abenteuer in der Prärie

Die besten Pferde im Wilden Westen

Der Goldschatz

Der schöne Wilde Westen

Das Ende von Sammy Cool

Der wilde Wilde Westen

Die Rettung in letzter Not!

Der gemeine Mörder

Der schöne Wilde Westen

Flucht durch den Westen

Das neue Wildpferd

Lu und die Indianer

Der Traumfänger

Ein Ausritt im Wilden Westen

Die Prärie vor 100 Jahren

Schreck am Morgen

Des Vaters Sohn

Das kleine Apachenmädchen

Ein Cowgirl und ein Pferd

Ein guter Stamm

Die Windhose

Die Jagd

Hannes und Johannes im Wilden Westen

Heißes Strandleben

Das GOLD und der schwarze GAUNER

Der schwarze Hengst

*

Himmelsrichtung Westen

In meinem Dorf herrschte eine gute Stimmung. Ein älterer Mann spielte auf seiner Gitarre und ein paar jüngere Mädchen tanzten zur Musik. Die Männer tranken Wein und Sekt und die Frauen unterhielten sich. Die Jungs spielten Fangen.

Ich saß mit meiner Freundin am Lagerfeuer und war gerade dabei, meine schicke Fransenweste zu besticken und mich mit ihr über das bevorstehende Jahrestheater im Hof zu unterhalten, als plötzlich ein heftiger Windstoß meinen geliebten Cowboyhut von meinem Kopf wehte.

„Oh nein!“ Ich sprang auf und jagte meinem braunen, bestickten Hut hinterher. Der Wind hatte sehr viel Kraft, aber so waren eben die Winde des Wilden Westens. Wild und temperamentvoll. Ich lief so schnell ich konnte, doch ich konnte meinen liebsten Hut einfach nicht einholen.

Plötzlich drehte der Wind blitzschnell und der Cowboyhut fiel zu Boden. „Endlich hab ich dich, mein Lieber!“ Ich gab etwas Spucke auf meinen Zeigefinger und hielt ihn in die Luft.

Es war Windstille. „Na sowas!“

Nun wollte ich schnell wieder nach Hause, bevor die Dämmerung anbrach. Doch ich wusste nicht mehr, wo ich langgehen musste. Ich schaute in den roten Himmel. Die Sonne war bereits halb untergegangen. Nun stand ich da, in der weiten Prärie. Ein paar Kakteen wuchsen wild umher, sonst gedieh hier nichts auf dem kahlen Boden.

„Jetzt habe ich mich verlaufen, so eine Entenkacke aber auch!“, schimpfte ich.

Ich steckte den Cowboyhut in meine schwarze Fransentasche und fuhr mir durch meine schwarzen Haare.

Ich drehte mich um und ging einfach geradeaus. Ich folgte meinem Gefühl, genauer gesagt, dachte ich an meine schwarze Mustangstute Blauer Wind. Ich schloss die Augen und erinnerte mich daran, wie wir zusammen durch die Prärie ritten. Wie es gewesen war, den Wind in den Haaren zu haben und die Freiheit zu genießen.

Als ich nach einer Weile die Augen wieder öffnete, lag ein Dorf in der Nähe. Nicht irgendein Dorf, nein. Es war mein Heimatdorf. Schnell lief ich darauf zu, doch kurz vor dem Ziel blieb ich stehen. Es kämpften fünf Männer gegeneinander, davon zwei maskiert, und es lagen sogar ein paar Männer wie tot am Boden.

„Oh nein! Ein Überfall!“ Ich hielt mir die Hand vor den Mund, dann versteckte ich mich schnell hinter einer Hausmauer. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Mit Räubern ist nicht zu spaßen, die haben nämlich Revolver und sind sehr stark. Aber wo sind eigentlich die anderen Dorfbewohner?

Ich traute mich nicht noch einmal um die Hauswandecke zu schauen, so viel Angst hatte ich.

Ich hatte das Gefühl, als ob mir das Herz in die Hose rutschte.

Vielleicht waren sie als Geißeln genommen worden oder ihnen war etwas passiert. Ich musste unbedingt etwas unternehmen, schließlich konnte ich nicht tatenlos zusehen, wie manche niedergeschlagen wurden.

„Das Theater wird wohl heute nicht mehr stattfinden.“

Nur zu gerne hätte ich gewusst, welches Thema dieses Mal dran gewesen wäre. Die Schauspieler hielten das ja leider immer geheim. Aber was ich jetzt machen sollte, war wesentlich wichtiger. Da hatte ich eine Idee.

Schnell lief ich zu dem Pferdewagen, der den Dieben gehörte. Dass er ihnen gehörte, wusste ich aus den Jahrestheatern. Die Räuber hatten immer solche.

Ich zitterte am ganzen Körper, aber dann riss ich mich zusammen.

Schnell schlüpfte ich in den Planwagen und öffnete einen Schrank. Ich holte ein paar Cowboyhüte heraus und stieg aus dem Wagen. Ich ging in den Hof, mit Blick nach unten. Am Lagerfeuer blieb ich stehen und hielt die Hüte über das Feuer. Ich sah die Räuber finster an. Mit etwas Mut sagte ich dann: „Entweder ihr lasst die Beute da, lasst die Geißeln frei und bringt alles in Ordnung, was ihr verwüstet habt, oder eure Hüte verbrennen.“ Ich wusste aus Erfahrung, dass jedem echten Cowboy sein Hut alles bedeutete.

Alle Anwesenden starrten mich an. Dann stellten die Maskierten sich auf und hielten die Hände in die Höhe.

Ich hatte es geschafft! Juhu!

Plötzlich ertönte lauter Applaus und ich bemerkte erst jetzt das Publikum. Ein Maskierter winkte mir zu. Alle, auch die Verletzten, verbeugten sich und auch ich machte es ihnen nach.

Ich bin im Jahrestheater gelandet! Ach herrje.

Und jetzt erfuhr ich auch das Thema. Es lautete: „Überfall.“ Das Stück hatte auch einen Namen: Himmelsrichtung Westen.

Ich musste grinsen. „Das passt ja wirklich. Wild und temperamentvoll!“

Magdalena Kohlpaintner (12 Jahre) aus München, Deutschland

*

Ein letztes Glück

Ich stürzte aus dem Zelt. Die Beine leicht abgespreizt sah ich mich kurz um, um irgendeine Fluchtmöglichkeit zu finden. Nur irgendwie weg von hier. Damit ich nicht ihre Schreie hören musste.

Der Platz war wie jeden Abend – anders – und doch gleich. Es roch nach Gewürzen, die über den Feuern hingen, Leute murmelten, Kinder lachten und spielten leise. Unmittelbar vor dem Sonnenuntergang, also vor dem Abendessen, ging es immer so zu. Normalerweise mochte ich es, wenn der ganze Stamm nach und nach das Lager erreichte, dann die Vorbereitung für das Essen und die Beratung.

Aber nicht heute. Heute konnte ich nicht. Ich wollte nicht vor dem Feuer sitzen und so tun, als wäre nichts. Rue schrie hinter mir auf und ich sprintete los, einfach weg von dort. Ich sprang auf eine schneeweiße Stute und preschte los. Wohin wusste ich nicht und es war mir auch egal. Hauptsache ich war weg, weg von dem Ort, wo meine Schwester gerade starb.

Die rot glühende Sonne blendete mich ein wenig, deswegen lenkte ich mein Pferd Clairewimm ein wenig zur Seite. Wir waren jetzt auf einer flachen Ebene, weit und breit nichts als rot-golden glänzender Staub und ein paar vertrocknete Äste hier und da. In der Ferne waren Bäume und rechts von mir die Hügel, hinter denen versteckt mein Dorf lag.

Irgendwo heulten Hyänen, doch das jagte mir längst keine Angst mehr ein. Ich sprang von Clairewimms warmem Rücken, klopfte ihr ein paar Mal an den Hals und murmelte ihr ein paar Worte zu.

Daraufhin zögerte die Stute für einen Moment, dann aber drehte sie sich um und galoppierte zurück. Ich jedoch drehte mich weg von den roten Hügeln und lief in die entgegengesetzte Richtung.

Bald kam ich zu einem alten toten Baum, der aussah, als wäre er mehrmals vom Blitz getroffen worden. Die Rinde war schwarz und blätterte unter meinen Fingern ab. Ich lehnte mich gegen den Stamm, schloss meine Augen und versuchte an gar nichts zu denken.

Plötzlich schweres Atmen. Die leichten Fußstapfen von einem Menschen. Mit dem Ohr an dem Stamm des hohlen, alten Baums war es glasklar. Ich war in Gedanken versunken und nahm das Geräusch erst dann richtig wahr, als es laut geworden war, sehr laut. Ich fuhr hoch und wollte mich rasch verstecken, doch es war schon zu spät. Wahrscheinlich hatte er mich bereits vorher gesehen – auf dieser Ebene versteckt man sich sowieso nicht.

Es war ein Junge, blond, hellhäutig. Aus dem Dorf der Bleichgesichter. Wäre ich jetzt in einer anderen Verfassung gewesen, hätte ich ihn vielleicht sogar angegriffen, obwohl es nicht meine Art war. Denn seit ihrem Angriff vor zehn Jahren kann keiner von unserem Stamm die Bleichgesichter mehr leiden. Doch nun sagte ich gar nichts und er tat es mir gleich. War mir auch recht so.

Deswegen überraschte es mich selber, dass ich zuerst redete. „Sieh“, sagte ich und zeigte zur Sonne. „Dort gewinnt der Teufel den Kampf gegen den Engel, doch bevor er geht, nimmt er noch ein paar Gefährten mit.“ Ich sage es ganz ruhig, doch die Bitterkeit in meiner Stimme war nicht zu überhören.

Erst glaubte ich nicht, dass er antworten würde, und es war mir auch egal, aber dann, als die Sonne endgültig verschwunden war und den Himmel in ein Blassrosa tauchte sagte er: „Gestern war es meine Schwester.“

Ein lauer Wind fuhr über die Ebene und ich merkte, wie es langsam kühler wurde. Erste Sterne glitzerten am Himmel und eigentlich hätte ich nach Hause gehen sollen, denn es war zu gefährlich, an diesem Ort zu bleiben. Doch ich blieb trotzdem, ignorierte die vernünftige Stimme in meinem Kopf.

„Und heute ist es meine.“ Die Wörter traten über meine Lippen, bevor ich sie aufhalten konnte. Was sagte ich da!? Sie wird nicht sterben! Mutter und Iviana werden sie heilen, der Engel wird sie nicht mitnehmen!

Diesmal sah er mich an. Im Halbdunkeln konnte ich sein Gesicht nicht richtig sehen, doch ich war mir sicher, dass er über etwas nachdachte.

Schließlich sagte er: „Wenn sie noch nicht fort ist, dann halte sie fest. Ich wünschte, ich hätte die Chance gehabt. Und jetzt willst du deine einfach liegen lassen.“

Es klang gelassen, als wäre es ihm egal, doch ich bemerkte den Unglauben in seiner Stimme, als würde er sich über mich lächerlich machen. Als ich nichts sagte, fuhr er fort: „Sie wurde auf ihrem Pferd erschossen. Sie kämpfte um das Dorf. Sie ritt. Sie starb bei dem, was sie am meisten mochte.“

Wieso erzählte er mir das? Wieso hielt er nicht einfach den Mund und ließ mich an etwas anderes denken?

„Und ich glaube, dass sie glücklich war, als der Engel sie nahm.“

Erst wollte ich widersprechen, doch ein Instinkt verlangte von mir, dass ich den Mund hielt. Langsam verstand ich, was er meinte. Ich musste wieder an Rue denken. Das stickige Zelt. Die aufgeregten Stimmen. Was mochte Rue immer am liebsten? Den Fluss! Den Fluss bei Mitternacht.

Ohne ein Wort zu verlieren sprang ich auf und rannte zurück. Auf halber Strecke pfiff ich schrill und da war Clairewimm auch schon bei mir. Ich sprang auf, preschte zum Dorf zurück und stürzte ins Zelt.

„Mira!“ Iviana war aufgewühlt, doch ich ignorierte sie. Ich hob meine Schwester von der Grasmatte, trug sie nach draußen und setzte sie auf Clairewimm. Ihre Augenlider flatterten.

„Wo gehen wir hin?“, fragte sie schwach.

„An den Ort, den du liebst“, flüsterte ich und ritt los so schnell ich konnte, um meiner Schwester den schönsten Tod zu geben, den es je in unserem Stamm gegeben hatte.

Meike Hallensleben (12 Jahre) aus Ponta Delgada, Portugal

*

Endlich ein Cowboy

Es war einmal ein Junge namens Billy. Er besaß ein Pony. Das Pony hieß Grauhaar. Billy hatte es so genannt, weil Grauhaar eine graue Mähne hatte. Jeden Morgen flüsterte Billy seinem tierischen Gefährten ins Ohr: „Wir sind gute Freunde, oder?“ Das Pony schnaubte und nickte mit dem Kopf auf und ab. Billy wünschte sich einen Sattel.

Am nächsten Tag hatte Billy Geburtstag. Er bekam von Mami und Papi einen Sattel für Grauhaar. So konnte Billy richtig reiten. Er war sehr glücklich.

Nils Menzi (7 Jahre) aus St. Gallen, Schweiz

*

Flucht

Ich spüre den kalten Sand unter meinen Füßen. Bei jedem Schritt versinken meine Zehen darin. Mein Mund ist trocken, mein Magen leer. Ich schmecke die kühle Wüstenluft. Der Himmel ist klar in dieser Nacht. Ich könnte Sterne zählen, wenn ich wollte, oder auf eine Sternschnuppe warten. Aber dafür bin ich viel zu erschöpft.

Stattdessen bleibe ich stehen und lausche. Erst jetzt spüre ich den stechenden Schmerz, der von meinem Oberschenkel bis hin zu meinem kleinen Zeh meine Beine lähmt. Ich weiß nicht, wie lange ich schon gelaufen bin. Ich weiß nur, dass ich umkehren sollte. Wenn ich es mir jetzt anders überlegte, würde ich noch vor Tagesanbruch zurück im Camp sein. Niemand würde je erfahren, was in dieser Nacht passiert ist. Aber irgendetwas in mir drin zwingt mich dazu, es nicht zu tun. Und ich weiß, dass dieser innere Wille stärker ist als mein Verstand.

Eine ganze Weile stehe ich so da und höre einfach der verlassenen Stille zu, die hin und wieder vom Heulen der Kojoten durchbrochen wird. Irgendwann fällt mir wieder ein, dass ich weitergehen muss. Ich drehe mich kein einziges Mal um. Ich will sehen, wie weit ich gekommen bin, was hinter mir liegt. Aber zurückschauen werde ich erst, wenn ich angekommen bin. Angekommen am Ziel.

Was das Ziel ist, werde ich schon noch früh genug herausfinden.

Natalie Jost (14 Jahre) aus Kirchberg an der Jagst, Deutschland

*

Achtung, Gefahr!

Hallo! Ich bin Nelli. Meine Familie und ich leben in einer Stadt im Wilden Westen. Meine Eltern arbeiten in einem Saloon. Dort gibt es meistens sehr ungehaltene Gäste. Mama sagt immer: „Es wird besser.“ Das glaubt wirklich niemand. Der Saloon ist auch nicht viel besser geworden.

Meine Eltern ließen mich für ein Jahr bei den Indianern. Warum? Weil sie zu wenig Geld hatten. Deshalb. Den Saloon umzubauen, dort im Wilden Westen, das war gefährlich! Aber jetzt möchte ich euch erzählen, wie es bei den Indianern zuging.

Ein Indianer kam damals in den Saloon und nahm mich mit. Wir saßen auf Chloe, einer Schimmelstute. Inzwischen bereiteten die Stammesleute alles für ein Fest vor. Meine Eltern rissen den Saloon ab. Der Indianer stellte sich als Eminalo, der Mutige vor. Eminalo gab mir den Namen Maniogan, der Tollpatsch!

Der Saloon war inzwischen schon fast fertig abgerissen. Die Indianer hatten keine Saloons. Sie lebten in sogenannten Tipis. Eminalos Frau (Indianer sagen Squaw), sie hieß Lingero, und ihre Tochter Emigero luden mich zum Essen ein. Emigero und ich (also in Indianersprache: Maniogan) wurden beste Freundinnen! Wir tanzten sogar zusammen ums Lagerfeuer! Lingero brachte uns noch die leckersten Plätzchen. Es waren die buntesten und köstlichsten Plätzchen, die ich je gegessen hatte!

Dann, an einem Abend, kam der Bote „Hitzige Luft“ in das Lager. Er brachte einen Brief, darauf stand:

Binjur, 13. Januar 2033

Lieber Häuptling Gwinniki,

geht es dir gut? Ich komme dich besuchen! Ich werde vor der Todeswüste auf dich warten. Holst du mich ab? Ich traue mich nur mit dir die Todeswüste zu durchqueren. Ich warte bis zum 25. Februar auf dich!

Viele liebe Grüße,

Dein Linguno Tafuno Dindono

Das war der Brief. Der schreckliche Brief. Eigentlich war er super. Aber Emigero und ich (Maniogan) mussten befürchten, dass wir nicht zusammen in die Gruppe kamen. Das war das Schreckliche! Es stand aber noch nicht fest. Wir saßen vor dem Lagerfeuer und Gwinniki, der Häuptling, erzählte uns, wie wir Nahrung finden können. Die Gruppen wollten wir am nächsten Tag aufteilen. Danach sangen wir das „Morgen gehen wir los“-Lied. Ja, morgen sollte es losgehen.

Am nächsten Morgen teilten sich die Indianer in zwei Gruppen auf. Die erste Gruppe hieß Wilde Pumas. Darin waren: Maniogan (also ich), Hitzige Luft, Eminalo und Penotus. Die andere Gruppe hieß Brave Mädchen. In der waren: Emigero, Coral, Lindoee, Ligero und Quindo. In der Gruppe Wilde Pumas waren vier Personen, in der Gruppe Brave Mädchen waren es fünf. Die Gruppen hießen so, weil die Gruppe Brave Mädchen zu Hause bleiben musste. Die Gruppe Wilde Pumas musste diesen Linguno Tafuno Didono abholen. Wir (Emigero und ich) hatten leider recht behalten, dass wir nicht zusammen in einer Gruppe waren. Das war so, so, so blöd. Leider!

Emigero weinte fast. Aber wir, die Gruppe Wilde Pumas, mussten gehen. Eminalo wollte Emigero trösten. Doch das wollte sie nicht. Die Frauen gaben uns noch Proviant mit. Die Männer und ich mussten losziehen, um die Todeswüste zu durchqueren. Emigero ging zu Lindoee. Lindoee ist ihre Großmutter. Inzwischen plagten wir uns durch die heiße Wüste. Eminalo schnitt immer Kakteen auseinander. Schließlich trafen wir auf dem halben Weg Linguno Tafuno Didono. Er brachte mich nach Hause. Ich sah Emigero noch oft. Und von ihnen werde ich immer noch Maniogan genannt.

Viviane Blöchlinger (8 Jahre) aus Wallisellen, Schweiz

*

Huyana, das Indianermädchen

Ich schlug die Augen auf.

Es war mitten in der Nacht. Meine Mutter blickte mir ins Gesicht und flüsterte mir ins Ohr: „Hau Huyana.“

Das heißt in meiner Sprache: „Hallo, ich heiße Huyana.“

Sie trug meine schlafende Schwester auf dem Arm und sagte: „Wir müssen wieder weiterziehen. Unsere Späher haben die Cowboys schon gesichtet.“

Schnell zog ich mich um und rannte zum Rand unseres Tipi-Dorfes, um meinem Vater zu helfen, die Pferde zu satteln. Nachdem das getan war, half ich meiner Mutter dabei, ihre Tontöpfe zusammenzusuchen und sie auf das Travois – eine Tragestange – zu legen. Dann ritten wir los.

Wir waren auf der Flucht vor den Cowboys, da mein Opa Poloma in der Vergangenheit dem großen Brad John ein Pferd gestohlen hatte. Dieser wollte es unserem Stamm jetzt heimzahlen, da mein Opa Häuptling dessen gewesen war. Jetzt ist mein Vater Häuptling.

Ich sprang auf meinen goldbraunen Mustang und wir ritten los. Wir ritten die ganze Nacht, bis wir sie in der Morgendämmerung abgehängt hatten.

Mein Vater Wanahton suchte und fand einen geeigneten Platz, wo wir unser Lager aufschlugen; umgeben von Bäumen und hohen Felsen. Wir bauten unser Dorf auf und aßen dann alle zusammen getrocknetes Fleisch. Die Späher machten sich auf den Weg ins Gebirge. Zwei Stunden später – meine Familie saß gerade im Zelt meines Vaters – kam ein Späher herein und verkündete: „Die Cowboys sind nur noch einen Kilometer von hier entfernt. Es ist zu spät, um zu fliehen. Hoffen wir, dass sie uns nicht bemerken.“

Da hörten wir schon die Pferdehufe auf dem trockenen Prärieboden aufdonnern. Zum Glück hielten wir uns im Schutz der Bäume auf. Unsere Stammeskrieger hatten sich schon für ein Zusammentreffen gerüstet. Sie hatten die Gewehre, die mein Vater von einem Händler erhandelt hatte, dabei. Mein Vater hatte dabei viel Gewinn gemacht. Plötzlich drehte sich der letzte der Bande um und sah uns an. Mein Vater hob das Gewehr und erledigte ihn mit einem Schuss. Zum Glück hatte der Rest der Bande nichts mitbekommen und ritt weiter. Das Pferd des toten Reiters blieb stehen. Unser bester Krieger ritt mit seinem Tier los, um das Pferd einzufangen. Es war ein schöner braunroter Mustang. Ich als älteste Stammestochter durfte dem schönen Tier einen Namen geben. Ich nannte es Amitola. Das bedeutet Regenbogen. Regenbogen freundete sich schnell mit den anderen Tieren an. Es sollte das Pferd meiner kleinen Schwester Shana werden.

Da unser Vorrat nicht mehr lange reichte, kam meine Mutter und bat mich, mit ihr Beeren zu pflücken. Wir gingen auf einen Hügel, der mit vielen Brombeerbüschen bewachsen war, und pflückten die saftigen Beeren. Zufällig schaute ich den Hügel hinunter und erschrak. Am Horizont war eine Gruppe von Reitern zu sehen. Schnell kamen sie näher.

Ich rief meiner Mutter etwas zu. Darauf rannte sie den Hügel hinunter und gab meinem Vater Bescheid, dass sich die Reiter näherten. Ich blieb stehen. Kurz darauf kamen alle Frauen und Kinder herauf, um über die Hügel zu fliehen. Ich aber lief hinunter, um mein Pferd und das meiner Schwester zu holen.

Eilig rannte ich in unser Dorf. Aber es war zu spät. Die Cowboys schlossen gerade den Kreis um unsere Zelte und ich konnte nicht mehr zu den Pferden gelangen. Ich und die Männer, die ums Überleben kämpften, waren umzingelt. Im Schutz des aufgewühlten Staubs rannte ich zum Rand des Schlachtfeldes, da ich hoffte, dass sich dort eine Lücke auftun würde. Immer wieder schoss eine Kugel haarscharf an mir vorbei. Und tatsächlich. Da ein Cowboy gefallen war, ergab sich eine Gelegenheit zu entkommen. Schnell rannte ich hinaus zu den Pferden, um die Hilfe anderer Stämme zu holen.

Ich sprang auf meine Stute Ariana und ritt zu unserem benachbarten Stamm der Sioux. Die erste halbe Stunde ritt ich im Galopp. Ich wusste nicht, wie lange mein Vater und seine Männer noch durchhalten würden. Nach vier Stunden schnellem Traben kamen wir verschwitzt bei den Sioux an. Ich stieg von Ariana, lief so schnell ich konnte zum Häuptling und rief ihm zu: „Trommle deine Männer zusammen! Sie sollen ihre Waffen und Pferde mitnehmen! Unser Dorf wird von Brad John angegriffen!“

Die Lage war ernst. Sie mussten schnell zu unserem Stamm reiten, wenn sie die übrigen Männer retten wollten. Schnell ritten sie los. Sie wollten ja unseren Stamm retten. Da merkte ich, wie müde Ariana war. Ich erklärte dem Häuptling, dass Ariana es nicht mehr schaffen würde, zum Stamm zu reiten. Der Häuptling verstand es und gab den Frauen Bescheid, dass ich mit Ariana hier bleiben würde. Ich brachte Ariana in den Schatten. Die Frauen brachten uns einen Krug mit Wasser. Da ritten die Reiter los.

Jede Hilfe kam zu spät. Als sie ankamen, fanden sie das Dorf verlassen vor. Alle vom Stamm der Sioux stiegen von den Pferden ab und warfen sich auf den Boden, um ein Abdankungsgebet anzustimmen. Nachdem das getan war, ritten sie weiter, um die Frauen und Kinder zu suchen. Der Häuptling der Sioux war ein guter Fährtenleser und fand bald die Spuren von den Fußstapfen der Frauen. Sie ritten lange durch die Hügellandschaft, immer den Spuren der Frauen nach. Da sahen die Krieger die Frauen in einer Höhle kauern. Aber die Frauen machten keinen so erfreuten Eindruck. Sie sahen eher so aus, als wollten sie, dass die Männer weggingen. Die Männer ritten ihnen entgegen und merkten nicht, dass ihnen eine Gruppe von Cowboys hinterher ritt. Die Frauen aber sahen die Cowboys und schrien den Männern zu: „Achtung! Hinter euch sind die pale-faces (übersetzt: Bleichgesichter)!“

Alle Indianer wendeten ihre Pferde und luden ihre Gewehre. Die Cowboys pirschten nach vorne und schossen auf die erste Reihe. Drei Indianer fielen. Der Rest gab auf. Sie wollten nicht noch mehr Krieger verlieren. Die Cowboys nahmen sie gefangen und fesselten sie. Die Frauen sahen entsetzt zu. Aber ein junger Krieger der Indianer hatte sich während des Kampfes davongeschlichen. Er beobachtete das Ganze von einem Busch aus. Da die Cowboys gerade mit Fesseln beschäftigt waren, schlich er sich aus dem Busch zu seinem Pferd. Er riss sein Hemd in Streifen und band sie dem Pferd unter die Hufe, damit das Geräusch, das es verursachte, erstickt würde. Dann ritt er los. Er ritt so schnell er konnte und baute nur zwei Rasten ein. Schnell kam er vorwärts, sodass er am Abend bei seinem Dorf ankam. Er rief das Dorf zusammen und erzählte alles, was passiert war. Alle waren entsetzt. Ich, Huyana, rannte zu Ariana, um bei ihr Trost zu suchen. Nach zehn Minuten kam der junge Krieger zu mir. Ich blickte durch den Tränenschleier zu ihm hinauf.

Mit seiner ruhigen Stimme sprach er mir Mut zu. „Das Glück wird dich nie verlassen. Der Geist deines Vaters wird dich, deine Schwester und deine Mutter beschützen.“ Er war ein starker Mann und er hatte einen starken Geist.

„Du musst nicht traurig sein. Er wird immer bei dir sein.“

Diese Worte gaben mir neuen Mut. Ich stand auf und überlegte zusammen mit dem Krieger (dessen Namen Cochise war, was Wald heißt), wie man die Frauen und Männer befreien könnte. Wir brauchten eine Weile, bis wir auf gute Gedanken kamen. In der Zeit tauschten wir uns gegenseitig aus.

Wir hatten noch immer keine Idee gefunden, als die Frau des Häuptlings zu uns kam. Sie erklärte uns, dass sie in der Ferne Rauchzeichen gesehen hatten. Cochise und ich rannten an den Rand des Dorfes und sahen die Rauchzeichen. Ich las die Botschaft und erschrak. Die Cowboys hatten ihnen mit Rauchzeichen die Botschaft geschickt, dass sie heute um Mitternacht mit ihrem prachtvollsten Pferd zur Höhle kommen sollten, sonst würde es den Gefangenen schlecht gehen. Ich ging mit angstvollem Gesicht zur Häuptlingsfrau und erklärte ihr die Situation. Ich erklärte ihr auch, dass ich reiten würde. Die Frau erschrak und wollte mich nicht reiten lassen. Aber als Cochise sich bereit erklärte mitzukommen, willigte sie widerstrebend ein. Sie holte eine prächtige Stute und gab sie Cochise. Wir schwangen uns auf ihre Pferde und ritten los. Während des Ritts wurde der Himmel immer klarer und die Hitze drückend. Cochise roch in der Luft einen Sandsturm. Ich fasste damit neuen Mut, denn die Cowboys hassten Sandstürme. Als ob Cochise meine Gedanken erraten könnte, sagte er: „Vielleicht haben wir noch eine Chance.“

Schon wurde es Abend und wir konnten die Berge sehen, die wie tote Riesen aus der Dunkelheit aufragten. Nach einem vierstündigen Ritt kamen wir bei den Bergen an. Wir banden die mitgebrachte Stute an einem Baum an und zogen uns zurück. Nach einer halben Stunde kam Brad John aus den Bäumen hervor und sah sich die Stute genau an. Währenddessen veränderte sich die Luft und plötzlich kam ein Sandsturm auf, so wie Cochise und ich es uns erhofft hatten. Wir sprangen hinter dem Felsen hervor, schnappten uns im Ritt die Stute und ritten zur Höhle mit den Gefangenen. Wir luden sie auf die Pferde und ritten so schnell wir konnten zum Sioux-Dorf zurück. Cochise und ich beschlossen zu heiraten.

Ein paar Tage später versammelte sich das ganze Dorf, um die Hochzeit zu feiern. Gemäß des Brauchs mussten die Verliebten eine Nacht und einen Tag zusammen in einer Hütte verbringen, durften jedoch nicht miteinander reden. Dann wurden wir vermählt.

Cochise wurde zwei Jahre später zum Häuptling gewählt und wir lebten noch lange glücklich miteinander.

Anouk Görg (11 Jahre) aus Wallisellen, Schweiz

*

Der Held des Wilden Westens

Glühende Hitze, staubige Luft und weiche Futtersäcke, auf denen ich liege. Seit genau drei Tagen liege ich nun hier und warte auf mein Abenteuer, aber wie es scheint, hat der Wilde Westen diese Woche nicht so viel für mich zu bieten.

Vor einer Woche haben meine Eltern eine große Ranch gekauft und jetzt sind sie damit beschäftigt, unsere Pferde dorthin zu bringen und alles neu einzurichten. Sie hielten es für eine gute Idee, mich ein paar Tage lang zu meiner Cousine Ella zu schicken, die auch zwölf Jahre alt ist, so wie ich. Doch leider interessiert sich Ella nur für die neuesten Cowboystiefel und Kuhfelljacken. Einen Bruder hat sie nicht, also bin ich hier der einzige Junge. Hier gibt es leider keine Pferde, auf denen ich reiten könnte, nur den alten Hund Joe, der mal Wachhund war, aber genau wie ich nur noch schläfrig auf alten Säcken herumliegt.

„David, wo bist du?“, ruft mich meine Tante Livi. Langsam stehe ich auf und schlurfe zum Haus hinüber. Es ist nicht besonders groß, reicht aber für Tante Livi, Ella und Onkel Tom aus.

„Was gibt’s denn zum Abendbrot?“, fragt meine Cousine und setzt sich an den Tisch.

„Chili con Carne. Das ist Tomatensoße mit Bohnen, Mais, Zwiebeln und Rindfleisch“, antwortet Tante Livi.

„Klingt gut“, sage ich und häufe mir meinen Teller voll. Angewidert schaut Ella mir dabei zu, wie ich das Essen in mich reinstopfe. Ich verdrehe die Augen und nehme einen Schluck aus meinem Milchbecher.

Nach dem Abendessen helfe ich noch beim Abwasch und gehe dann ins Bett. Was anderes habe ich hier sowieso nicht zu tun. Mein Zimmer ist winzig. Es steht ein kleines Bett darin und ein Holzklotz, den man mit viel Fantasie als Tisch bezeichnen kann. Meine Ledertasche mit meinen Klamotten liegt in der Ecke.

Mitten in der Nacht höre ich ein leises Bellen und ein paar Minuten danach ein Schreien, das von Ella kommt. Schnell springe ich aus dem Bett und schaue durch mein kleines Fenster hinaus in die Nacht.

Ein Mann kommt die Treppe hinausgerannt mit einem Bündel in seinen Armen. Erst auf den zweiten Blick merke ich, dass es Ella ist, die er jetzt auf die offene Ladefläche seines Autos legt. Er steigt vorne in die Fahrerkabine ein und startet den Motor. Doch der scheint nicht auf Anhieb zu funktionieren.

Ich überlege keine Sekunde zu früh, schnappe mir mein Lasso, renne hinaus und springe ganz leise auf die Transportfläche des Autos. Ich will Ella gerade hochheben und fliehen, als der Motor startet und wir wegfahren. Ich ducke mich schnell, sodass der Entführer mich im Rückspiegel nicht sehen kann. Mein Herz klopft und ich bekomme schwitzige Hände, doch zuerst muss ich nach Ella sehen.

---ENDE DER LESEPROBE---