Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wer den Wirkmechanismus zwischen seiner Urwunde und den daraus resultierenden Überlebensstrategien in sein Gewahrsam bringt, lernt, bei auslösenden Triggern bewusst die Entscheidung zu treffen: (Re-)Agieren wie altgewohnt oder: Wagen einer alternativen, noch furchtbesetzten, da unvertrauten Verhaltensweise. Damit entsteht Handlungsfreiheit. Es erfolgt ein langfristig wirksames Austreten aus verhärteten und sich gegen einen wendenden Verhaltensautomatismen. Eine Wiederanbindung an die eigenen Ressourcen vollzieht sich. Kraft und Stärke bahnen sich von innen heraus ihren Weg und bringen die Persönlichkeit in ihrer Gesamtheit zur Entfaltung und Blüte.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 151
Veröffentlichungsjahr: 2023
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Wer den Wirkmechanismus zwischen seiner „Ur“wunde und den daraus resultierenden „Überlebens“strategien in sein Gewahrsam bringt, lernt, bei auslösenden Triggern bewusst die Entscheidung zu treffen:
„(Re-)Agieren wie altgewohnt“
oder:
„Wagen einer alternativen, noch furchtbesetzten, da unvertrauten Verhaltensweise“.
Damit entsteht Handlungsfreiheit. Es erfolgt ein langfristig wirksames Austreten aus verhärteten und sich gegen einen wendenden Verhaltensautomatismen. Eine Wiederanbindung an die eigenen Ressourcen vollzieht sich. Kraft und Stärke bahnen sich von innen heraus ihren Weg und bringen die Persönlichkeit in ihrer Gesamtheit zur Entfaltung und Blüte.
Zur Autorin
Dr. Barbara Putz
Jahrgang 1969
Seit 25 Jahren Unterstützung von Personen in schwierigen Lebenssituationen als psychologische Heilpraktikerin sowie Supervisorin und Ausbilderin zum/r Coach für Berufs- und Lebensstilorientierung am fachhochschulzertifizierten Institut für Jugendarbeit in Gauting. Aus der Gesundheitsbranche kommend mit Weiterbildung in christlicher Seelsorge, Traumatherapie, Gesprächspsychotherapie, Körpertherapie u.a. sowie langjähriger Selbsterfahrung in (kognitiver) Verhaltenstherapie, Psychoanalyse sowie mit vielfältigen Methoden psychosomatischer Kliniken.
1. Auflage Mai 2023
Einleitung
Der Wirkmechanismus an Beispielen veranschaulicht
2.1 Herr „Nagend“
2.2 Frau „Mitschwingend“
Der Wirkkreislauf
3.1 Kernpersönlichkeit
3.2 Historie
3.3 „Ur“wunde
3.4 „Überlebens“strategie
3.5 Folgen der „Überlebens“strategie:
3.6 „Lebens“thema
3.7 Weitungsauftrag
Handlungsbedarf
4.1 Seinsmodus
4.2 Wachstums- und Entwicklungsmodus
4.3 Funktions- und Mussmodus
4.4 Ausgeknocktwerdmodus
4.5 Perspektive
Handlungsbedarf anhand der Beispiele veranschaulicht
5.1 Herr „Nagend“
5.2 Frau „Mitschwingend“
Praktischer Teil: Wie gelingt die Umsetzung?
6.1 Einordnung im Lebensmodi-Modell
6.2 Anstehende Handlungsschritte
6.2.1 Bewusstwerden des Wirkmechanismus
6.2.2 Sich auf Erwachsenen-Ebene begegnen
6.2.3 Sich entscheiden
6.2.4 Weitung der ehemaligen „Überlebens“strategie
6.2.5 Bewusstes Anwenden
Der Weitungsauftrag an den Beispielen festgemacht
7.1 Herr „Nagend“
7.2 Frau „Mitschwingend“
Selbstanalyse
8.1 Tätigkeiten
8.2 Fähigkeiten
8.3 Persönlichkeitseigenschaften
8.4 Kompetenzen
8.5 Werte mit Priorisierung
8.6 Zusammenfassung Selbstanalyse
Ausblick
Literatur
Schon wieder ein Ratgeber, welcher den Anspruch erhebt, DIE Lösung für zerstörerische und verhärtete Verhaltensmuster und -automatismen zu bieten?
Nein – das wohl nicht!
Aber ein Buch, welches aufzeigt, weshalb viele Maßnahmen, auf die in einer krisenhaften Situation zurückgegriffen wird, oftmals langfristig ins Leere laufen, obwohl viel Wesentliches erkannt, sehr Wertvolles eingeübt und auch vielfach eine vorübergehende faktische Besserung der belastenden Situation erzielt wurde und wird. Dieser kurzfristig hilfreiche und entlastende Effekt ist für gewöhnlich unabhängig von der zum Meistern der Herausforderung gewählten Methode: egal, ob versucht wird, über Yoga, Atemübungen oder Selbstsicherheitstraining die Ressourcen zu stärken, egal, ob Gesundheitskurse belegt oder Stressbewältigungs- und Achtsamkeitsübungen durchgeführt werden, um das hochgefahrene Nervensystem zu beruhigen und wieder zu Kräften zu kommen, egal, ob man sich coachen lässt, therapeutische Unterstützung sucht oder in einer Kur. Rehabilitations- bzw. psychosomatischen Klinik Halt und Stabilisierung holt, die Ruhe, die sozialen Kontakte, die Anregungen für wohltuende körperliche Übungen, das regelmäßige und gesunde Essen, die intensiven Gespräche, je nachdem, was einen besonders bereichert und guttut, all das hilft, eine das Gesamtsystem überfordernde krisenhafte Lebensphase zu meistern.
Doch warum hält der Effekt meist nicht langfristig an?
Was fehlt für eine dauerhaft wirksame Heilung?
DIE ERKENNTNIS DES WIRKMECHANISMUS
d.h. das Verständnis und das Bewusstsein dafür, wie folgende Aspekte ineinandergreifen, einander bedingen und somit zur Weitung auffordern:
die Persönlichkeit(sstruktur),
die erfahrene und durchlebte Historie,
die daraus bei jedem Menschen zwar in unterschiedlichem Ausprägungsgrad, aber doch resultierende „Ur“wunde,
die zum Meistern der schmerzhaften und überfordernden Situationen entstandenen „Überlebens“strategien mit den resultierenden Konsequenzen körperlicher, seelischer und geistiger Natur
und das daraus folgende „Lebens“thema , welches einen ein Leben lang begleitet und immer wieder in unterschiedlichem Ausprägungsgrad fordert.
Veranschaulicht im Bild kann man sich das Beschriebene wie folgt vorstellen:
Wird der Zusammenhang zwischen diesen Größen ins Bewusstsein gebracht und für die auslösenden Faktoren sensibilisiert, ergibt sich ganz konkret und stimmig nachvollziehbar der Weitungsauftrag, auf den ab dem Moment der Bewusstwerdung in vergleichbaren Situationen aktiv zurückgegriffen werden kann: denn
aus der Erkenntnis: „aha – da bin ich wieder: Mein Wirkkreislauf wird gerade getriggert. Damit drohen meine Verhaltensmuster, d.h. die Automatismen und Strategien, die mir in meiner Historie gefühlt das Überleben gesichert haben, wie gehabt abzulaufen.“
resultieren Handlungsoptionen: Man kann die Entscheidung treffen: „will ich (re-)agieren wie gewohnt“ oder „wage ich eine alternative, bislang noch unerprobte, damit ungewohnte und folglich noch nicht mit Erfahrungswerten belegte Handlungsweise?“
Die betreffende Person hat aufgrund dessen die Chance, in der akuten Stresssituation mit einem anderen Handlungsspektrum als gewohnt zu (re-)agieren.
Erkenntnis:
→ Entscheidung:
→ Bewusstes Agieren:
„Mein Wirkkreislauf wird gerade getriggert.“ „Damit neige ich dazu, mit meinen, historisch bedingten, automatisierten „Überlebens“strate- gien zu (re-)agieren.“
„Will ich reagieren wie gewohnt?“ oder „Wage ich eine alternative, bis- lang noch unerprobte, damit ungewohnte und folglich noch nicht mit Erfahrungswerten belegte Handlungsweise?“
statt unbewusstes Wiederholen einst hilfreicher, jetzt jedoch weitungsbedürftiger „Überlebens“strategien
Hat eine/r Leidgeplagte/r beispielsweise erkannt, dass er/sie in für ihn/sie stressigen Situationen sich
• „zu“ angepasst,
• „zu“ stur,
• „zu“ unsensibel oder
• „zu“ aggressiv verhält
und hat er/sie schon mehrfach versucht, diesen Automatismus zu durchbrechen, d.h. statt wie bislang dieses Mal
eine Position einzunehmen,
nachgiebiger zu sein,
sich sensibler einzuspüren und zu verhalten oder
sachlicher zu agieren,
laufen solche Versuche bedauerlicherweise oftmals bereits nach kurzer Zeit zum eigenen Frust, aber auch zum Bedauern des/r Konfliktpartners/in, trotz großer Bemühung wieder ins Leere:
Meist, weil für einen selbst nicht ersichtlich ist, warum das eigene Verhalten (so) falsch sein soll. Man hat schließlich seine Gründe dafür.
Zugleich wundert man sich, warum die (Re-)Aktion des Gegenübers so heftig bzw., aus der eigenen Perspektive betrachtet, unangemessen ist. Man wünscht sich vom/von er Partner/in mehr Verständnis, Entgegenkommen oder ein respektvolleres Verhalten seiner-/ihrerseits und versteht nicht, warum selbiges nicht kommt.
Eine längerfristig tragfähige Verhaltensänderung ist damit meist nicht möglich:
Weil eben nicht bewusst ist, was eigentlich dahintersteckt, woher der Automatismus überhaupt resultiert, für was dieser wichtig war und vielleicht auch noch ist und was es daher braucht, um diesen aufzulösen und zu weiten.
d.h.:
Weil die Erkenntnis und das Verständnis des Wirkkreislaufes (noch) nicht gegeben ist.
Hat der/die Leidende jedoch den Wirkmechanismus erkannt, kann er/sie das, was zuvor automatisiert und unbewusst abgelaufen ist, nun bewusst und mit innerer Freiheit versehen ansteuern. Damit kann er/sie nun in einer triggernden Situation wie folgt (re-)agieren und damit aktiv zur Entspannung und runden Lösung von zur inneren oder äußeren Eskalation neigenden Sachverhalten beitragen:
Im ersten Schritt (
Kapitel 6.2.1
) heißt es zu erkennen, dass durch die auslösende Situation der Wirkmechanismus und damit die Verhaltensautomatismen wachgerufen sind: „mein Körper und meine Emotionen senden Signale, die von ihrer Intensität her der auslösenden Situation nicht angemessen sind. Das bedeutet: meine „Ur“wunde wird gerade getriggert. Deswegen bin ich versucht, mit meinem gewohnten Verhaltensautomatismus zu reagieren“.
Durch das Erkennen des Wirkmechanismus und der Überlebensmechanismen gelingt es auch, den Eigenanteil (nicht Schuld!) an der Situation wahrzunehmen wie beispielsweise: „dadurch, dass meine „Ur“wunde getriggert ist, neige ich dazu, unflexibel und starr auf die auslösende Situation zu reagieren und extremer als es dem Trigger angemessen ist. Damit trage ich nicht zur Klärung, Beruhigung oder Deeskalation bei. Ich bin somit auch an diesem Konflikt bzw. dessen Verlauf mitbeteiligt und trage damit auch eine Mitverantwortung.“
Im zweiten Schritt empfiehlt sich eine liebevolle und verständnisvolle Haltung im Erwachsenen-Modus sich selbst gegenüber (
Kapitel 6.2.2
), um das eigene innere System zu beruhigen: „kein Wunder, dass ich am Liebsten z.B. um mich schlagen, weglaufen, mir die Decke über den Kopf ziehen oder angreifen würde, denn meine „Ur“wunde ist getriggert. Damit werden meine Automatismen wachgerufen und ich neige dazu, empfindsamer und extremer zu (re-)agieren, als es der Situation angemessen ist.“
Und: „Alles ist gut! Jetzt ist nicht früher! Heutzutage hast Du Handlungsoptionen und bist nicht (mehr) hilflos ausgeliefert, auch wenn Dir das gerade so erscheinen mag. Atme somit mehrfach tief durch und versuche wieder runterzukommen und Dich zu beruhigen.“
Im dritten Schritt ist man eingeladen, sich bewusst zu entscheiden, ob man auf seine ehemals bewährten, mittlerweile jedoch teilweise überholten und weitungsbedürftigen Verhaltensautomatismen zurückgreifen möchte oder ob man eine neue, alternative Reaktion wagt (
Kapitel 6.2.3
).
Damit befindet man sich nicht mehr in einer ohnmächtigen Position, sondern verfügt über Entscheidungsoptionen.
Der dadurch bedingte innere, wie äußere Handlungsspielraum macht sich körperlich in einer größeren Ausstrahlung bemerkbar: Ruhe und Gelassenheit kehren ein. Die Augen fangen an zu leuchten. Körper, Seele und Geist schwingen wieder ganzheitlich und ziehen an einem Strang. Eine Lösung der verhärteten Situation wird sichtbar! Der Automatismus ist durchbrochen. Eine Weitung der Persönlichkeit ist erfolgt! Alternative Handlungsmöglichkeiten tun sich auf (Kapitel 6.2.4). Damit kann in Zukunft bewusst agiert werden und auf die eigene Persönlichkeit in der Gänze zugegriffen werden (Kapitel 6.2.5).
Das Buch richtet sich damit an alle
Personen, die in Verhaltensautomatismen gefangen sind
,
diese langfristig wirksam durchbrechen und damit gestärkt daraus hervorgehen wollen.
Berufsgruppen, die Personen in Veränderungsprozessen beraten, begleiten und unterstützen wie Personalentwickler*innen, Lebensstilberater*innen, Sozialpädagog*innen, Psycholog*innen, psychologische Heilpraktiker*innen, Psychiater *innen und Ärzt*innen.
Das Buch richtet sich nicht an Personen, die sich in einer akut oder chronisch traumatisierenden Situation befinden oder denen aufgrund von einer ernsthaften Erkrankung dringend professionelle Hilfe angeraten werden muss.
Der Aufbau des Buches gestaltet sich wie folgt:
Nach einer kurzen Einleitung wird in
Kapitel 2
anhand zweier Beispiele, Herrn „Nagend“ sowie „Frau Mitschwingend“ in das Thema Wirkmechanismus eingeführt. Die Exempel sind sehr herausfordernd und verhärtet. Sie veranschaulichen, dass selbst unter extremen Ausgangsbedingungen allein durch das Erkennen des Wirkmechanismus sowie durch das Treffen einer Entscheidung Heilung in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen möglich ist.
Kapitel 3
untermauert das Beschriebene mit einem theoretischen Block zum Thema: Wirkkreislauf.
Anschließend werden unterschiedliche energetische Zustände – in diesem Kontext als Lebensmodi bezeichnet – vorgestellt (
Kapitel 4
), denn je nach Modus verfügt man in herausfordernden Situationen über unterschiedlichen Handlungsdruck auf der einen Seite und Handlungsspielraum auf der anderen Seite.
Die Lebensmodi werden in
Kapitel 5
anhand der beiden Beispiele veranschaulicht.
Im Praxisteil ab
Kapitel 6
werden unterschiedliche Handlungsschritte zur Heilung vorgestellt. Es wird zu essenziellen Übungen zur Durchdringung und Auflösung des Wirkmechanismus eingeladen. Die Zielsetzung besteht darin, dass in vergleichbar herausfordernden Situationen auf das Erkannte zurückgegriffen werden kann. Die praktischen Anleitungen sind in „Sie-Form“ geschrieben. Damit stehen sie unmittelbar als Arbeitsmaterial für einen selber oder für die Arbeit mit Klient*innen zur Verfügung.
Auch der praktische Teil wird mittels der beiden Beispiele Herrn „Nagend“ sowie Frau „Mitschwingend“ veranschaulicht (
Kapitel 7
).
Nachdem mittels des praktischen Teils im
Kapitel 6
ein Zugang zur eigenen Persönlichkeit in seiner Gesamtheit wurde, darf in
Kapitel 8
auf Entdeckungsreise gegangen werden: zu explorieren, was einen alles umfasst, man jedoch aufgrund seines Gefangenseins in seinem Wirkmechanismus bis lange noch nicht erkennen und leben konnte, was sich jetzt jedoch im Zugriff der eigenen Person befindet.
Ein Ausblick im
Kapitel 9
rundet das Ganze ab. Denn: in Partnerschaften, Konfliktsituationen, Eltern-Kind-Auseinandersetzungen oder ähnlichem findet sich ja nicht nur ein Wirkmechanismus vor: der von Person A. Sondern noch ein zweiter: der von Person B. Oder sogar noch von mehr Personen C-Z. Was macht man dann? Auf diesen Aspekt wird im Folgebuch: „Der Wirkmechanismus in Beziehungen: Konflikte durch das Erkennen der gegenseitigen „Ur“wunde n und Trigger befrieden“ eingegangen. Dann geht es nicht primär um einen selbst, sondern um das Miteinander: Konkret darum, wie dieses gestaltet werden kann, damit tiefgreifende Konflikte nicht zwangsweise zur gegenseitigen Destruktivität, Aggression, Hass, Kontaktabbruch oder Trennung führen, sondern damit ein stimmiger Weg für eine neue tiefe Begegnungsebene gefunden wird.
Wie wirksam ist der Heilungsansatz über den Wirkmechanismus:
Verhaltensmuster mittels des Wirkmechanismus langfristig wirksam zu durchbrechen, ist in vielfältigen Beratungssituationen nachhaltig erprobt. Tausende von Klient*innen wurden sehr kompakt begleitet: im ersten Zyklus wurde meist in wenigen Einheiten der Wirkmechanismus gehoben und der Weitungsauftrag erarbeitet und eingeübt, so dass eine Beruhigung des Systems eingetreten ist und eine Verschiebung des Lebensmodus in Richtung Seinsmodus resultierte.
Änderten sich nach einiger Zeit erneut die Rahmenbedingungen und trat wiederum ein krisenhafter Zustand ein, suchten einige - teilweise nach Jahr(zehnt)en von Stabilität - von Neuem die Beratungspraxis auf. Meist musste dann nur an das bereits Erarbeitete erinnert und angebunden werden, denn der Wirkmechanismus und damit das „Lebens“-thema bestanden weiterhin. Nur der Auslöser hatte sich geändert und war noch nicht im Bewusstsein präsent. Durch das Widerwachrufen des jeweiligen Wirkkreislaufes gelang stets ein zeitnahes und sich dann wieder über einen langen Zeitraum bewährendes Befrieden der neu aufgetretenen krisenhaften Herausforderung.
Viel Freude beim Lesen und v.a. beim Erkennen, Erarbeiten und Auflösen Ihres Wirkmechanismus!
Ihre Dr. Barbara Putz
Um eine Vorstellung davon zu generieren,
was man sich unter dem Wirkmechanismus konkret vorstellen kann,
welche Bedeutsamkeit dieser für den Einzelnen, aber auch im Rahmen von therapeutischen Unterstützungsangeboten hat und
wie realistisch und effektiv dessen Erarbeitung und Umsetzung ist,
wird selbiger anhand von zwei Beispielen aus der unmittelbaren Coachingpraxis skizziert. Die Beispiele sind an die Geschichten realer Personen angelehnt, entsprechen den Fakten jedoch nicht detailgenau, denn es geht um die Darstellung des Grundprinzips des Wirkmechanismus und nicht um die 1:1 Abbildung herausfordernder Einzelschicksale.
Auch wenn die gewählten Fälle extrem wirken mögen und die Betroffenen vor Erarbeitung ihres Wirkkreislaufes eine lange körperliche und psychische Leidensgeschichte mit nur bedingt nachhaltiger Besserung hinter sich hatten: nach Freigabe für den psychologischen Beratungsprozess durch beteiligte Entscheidungsträger konnte durch die Erkenntnis des Wirkmechanismus bei den beiden, über lange Zeit massivst Leidgeplagten ein stabiler und tragfähiger Weg für deren sehr verhärtete Verhaltensmuster entwickelt werden.
Die beiden Beispiele sollen Mut machen. Sie sollen aufzeigen, dass selbst für Personen, die unter extrem herausfordernden Rahmenbedingungen leiden und die bereits lange in ihren „Überlebens“strategien gefangen sind, durch das Erkennen des Wirkmechanismus und das Treffen einer Entscheidung langfristig Heilung möglich ist. Sie sollen damit ermutigen, sich dem eigenen Kreislauf zu stellen, egal, welch desillusionierende Erfahrungen auf dem Weg zur Heilung bis lange gesammelt worden sind. Wie der Heilungsprozess genau gelingen kann, wird ab Kapitel 6 im praktischen Teil beschrieben.
Herr „Nagend“, ein adretter junger Mann, kam Anfang des Jahres in die psychologische Beratungspraxis. Der Ersteindruck war etwas verstörend, denn bei der Begrüßung per Handschlag fielen konträr zum ansprechenden äußeren Erscheinungsbild die schweißnassen Hände sowie der nur kurz Augenkontakt aufnehmende, ansonsten zur Seite weggedrehte Blick auf. Auch schien die an den Klienten gerichtete Frage, ob er ein Getränk möchte, eher überfordernd als zum Ankommen hilfreich.
Auf sein Anliegen angesprochen, meinte er, beruflich wieder Fuß fassen zu wollen.
Der für diese Zielsetzung mitgebrachte, auf einer Seite komprimierte, Lebenslauf wirkte auf den ersten Blick sehr durchdacht und stringent. Seine Kernqualitäten fielen mittels zweier Zitate unmittelbar in den Blick: „Herr „Nagend“ (Name verändert) identifizierte sich voll mit seinem Aufgabenbereich. Er beherrschte diesen innerhalb kürzester Zeit nach überwiegend selbständiger Einarbeitung absolut sicher und souverän. Insbesondere das Entwickeln und Optimieren bereiteten ihm viel Freude.“ sowie „Besonders hervorzuheben sind seine Fähigkeiten, auch sehr komplexe Sachverhalte schnell und in der Tiefe zu erfassen und innovative, zugleich äußerst praktikable und leicht umsetzbare Lösungen abzuleiten“. Das Kurzprofil wirkte souverän und stimmig: B.Sc. Bioinformatik sowie IT-Systemelektroniker. Sein ehrenamtliches Engagement ließ auf einen sozial interessierten und gut integrierten Menschen schließen: seit über fünfzehn Jahren Helfer bei der freiwilligen Feuerwehr und Mitglied einer Band. Die Kenntnisse in Informationstechnologie wirkten umfassend, die sprachlichen Fähigkeiten entsprachen der Norm.
Eine weitere kurze Irritation trat auf ob des langen Studienzeitraums bis hin zum Bachelor-Abschluss. Diese könnte sich allerdings, so die Vermutung, dadurch erklären, dass parallel gearbeitet wurde.
Eine sich darüber hinaus aufdrängende Frage ergab sich aus der Formulierung: gesundheitliche Auszeit. Diese, so wurde erklärt, äußere sich in sozialer Scheu, die es schwer mache, aus dem Haus zu gehen, anderen Menschen zu begegnen oder sich tagtäglich in öffentlichen Verkehrsmitteln oder an einer Arbeitsstelle sozialen Kontakten auszusetzen.
Auf die Historie angesprochen, wurde mitgeteilt, dass der Vater für ihn denkt und lebt, zudem immer die aus seiner Sicht besseren Lösungen hat, egal wie sehr er sich auch anstrengt und dass die Mutter für ihn handelt und mit dem, was sie tut, unantastbar ist d.h. nicht in Frage gestellt werden darf.
Jede Aktion im Außen wird damit zu einem Stressfaktor und bereits druck- und angstauslösend: Angst, der jeweiligen Anforderung nicht gewachsen zu sein, d.h. nicht zu genügen.
Als Ur-Wunde kann man somit den „Nullraum“ definieren, denn welcher Raum steht Herr „Nagend“ noch zu, wenn der Andere „eh alles besser weiß und kann“ und auch noch statt seiner gehandelt wird.
Folge: Und es ist kein Wunder, dass sich sein „Nullraum“ äußert in:
Kognitionen und selbstabwertenden Gedankenspiralen wie: „ich bin nicht okay so wie ich bin“, „ich bringe nichts auf die Reihe“, „die Anderen machen mich eh fertig“
körperlichen Reaktionen wie Dünnschiss, Angstschweiß, Zittern
emotionalen Symptomen wie sozialer Scheu, depressiven Tendenzen bis hin zu suizidalen Erwägungen
Verhaltensweisen im Sinne von „Überlebens“strategien wie:
soziale Kontakte zu minimieren, bei unumgänglichen Begegnungen Augenkontakt und Konversation zu vermeiden,
Versuch, schneller zu denken wie das Gegenüber und möglichst schnell den ersten Schritt machen, bevor der Andere zum Zug kommt,
dann jedoch Steckenbleiben und Abbrechen der ersten spontanen Impulse, denn spätestens jetzt „grätscht seiner Erfahrung nach sein Gegenüber dazwischen“, was zu innerem wie äußerem Rückzug führt: Aussitzen, bis der Andere von ihm ablässt oder die Decke über den Kopf ziehen und sich in selbstabwertenden Gedanken wälzen.
und um das Ganze noch weiter zuzuspitzen: sich, ohne darüber nachzudenken, selbst bestrafen mit Essensverweigerung und sich übers, die Fenster geschlossen halten, keine frische Luft mehr gönnen, denn: „welcher Raum steht mir schon zu?“
mit der Folge einer immer weiteren Aufschieberitis und von messihaften Tendenzen, denn „jede Anforderung bedeutet Stress und Überforderung“.
Ein wahrer Teufelskreislauf, der auf eine Persönlichkeitsstruktur trifft, die sehr empathisch, analytisch und reflektiert ist, die damit in der Lage ist, Reaktionsweisen des Gegenübers zu antizipieren, um keine Angriffsfläche zu bieten und die es liebt, an strukturellen und technischen Herausforderungen so lange herumzunagen und herumzufeilen, bis sich einfache und äußerst praktikable Lösungen auftun.