Der wollüstige Fürst und das scharfe Bauernmädchen | Historischer Erotik-Roman - Julia Ward - E-Book

Der wollüstige Fürst und das scharfe Bauernmädchen | Historischer Erotik-Roman E-Book

Julia Ward

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 180 Taschenbuchseiten ... Lia lebt in so ärmlichen Verhältnissen, dass ihre Familie sie an den Fürstenhof verkauft. Ihre Angst, der Fürst würde sie schlecht behandeln, erweist sich als unbegründet. Im Gegenteil: Der Fürst verliebt sich in sie und teilt mit ihr lustvoll das Bett. Lia erwidert seine Gefühle und kann seiner Attraktivität und Erfahrenheit nicht widerstehen. So beginnt ein geiles und sexuell wildes Leben der beiden - allerdings immer im Verborgenen. Eines Tages deckt ein Widersacher ihre geheime Liebschaft auf und fordert, Teil des Verhältnisses zu werden ... Eine Geschichte voller Leidenschaft, Intrigen, Gefahren und Begierden! Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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EPUB
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Seitenzahl: 250

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Impressum:

Der wollüstige Fürst und das scharfe Bauernmädchen | Historischer Erotik-Roman

von Julia Ward

 

Julia Ward verfiel in jungen Jahren dem Lockruf der Literatur. Schon früh schrieb sie ihre ersten Geschichten und erschuf so ihre eigenen Welten, ihren literarischen Idolen enthusiastisch nacheifernd. Allerdings verlor sie diesen kreativen Pfad für einige Jahre aus den Augen, da sie sich einer gesellschaftlich anerkannten Ausbildung unterziehen sollte, um sich ein bequemes Leben zu ermöglichen. Schnell merkte sie, dass sie die Schriftstellerei sehr vermisste und immer wieder mit den Gedanken dorthin zurückzogen wurde. Während des Studiums der deutschen Literatur und Sprache fand sie endgültig zu ihrer Passion zurück und stürzte sich erneut in die Schriftstellerei, der sie seitdem nie wieder den Rücken zukehrte.

 

Lektorat: Nicola Heubach

 

 

Originalausgabe

© 2024 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © photosvit @ 123RF.com © altitudevisual @ 123RF.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783756156320

www.blue-panther-books.de

Kapitel 1

Ich glaubte kaum, was sich hier direkt vor meinen Augen abspielte – zu allem Überfluss mit mir in der Hauptrolle. Ich wähnte mich in einem bösen Traum, glaubte an einen Streich meines Gehirns, ein schlechtes Schauspiel. Allerdings entsprach meine Situation leider der grausamen Realität, erschien gleichzeitig aber so surreal, dass nur die Realitätsleugnung infrage kam.

Mein Vater stand mit vor Nervosität gerötetem Gesicht neben mir, den Kopf demütig gesenkt. Er vibrierte nahezu vor Aufregung, sodass mir augenblicklich schlecht wurde. Keine Ahnung, in welchem Albtraumschloss ich mich hier befand, aber eins war sicher: Der Besitzer musste steinreich sein, um sich so einen Palast leisten zu können.

Ich verfiel vollkommen in Schockstarre, rührte mich nicht, sprach keinen Ton. Dies war mir sowieso nicht gestattet, denn als Frau hatte ich die Klappe zu halten. Niedere Geschöpfe erhielten nicht die Befugnis, ihre Meinung kundzutun. Eine wirklich tolle Regel unserer ach so hoch gelobten Gesellschaft, die es zuließ, dass meine Sippe mich hierher verschleppt hatte.

Mein Vater stammelte gerade etwas von den Vorzügen der jungen noch unverbrauchten Mädchen vor sich hin, meine Eingeweide verkrampften sich vor Ekel. Meine eigene Familie, mein Fleisch und Blut, der Hort meines Lebens, mein vermeintlich sicherer Anker war dabei, mich an einen Fürsten zu verkaufen. Warum? Des Geldes wegen – und wohl auch, weil ich in dieser Gesellschaft mit über zwanzig schwer zu verheiraten war. Schließlich sollten die Mädchen doch ihrer Pflicht den Herren gegenüber nachkommen und Kinder zeugen, bis ihre Körper komplett verbraucht waren. Zu etwas anderem waren die Weiber auch kaum nütze, ätzte ich sarkastisch in meinem Kopf. Ich brauchte dieses Ventil, um nicht vor Wut alles kurz und klein zu schlagen und meinem Leben ein schmerzvolles Ende zu versetzen. Innerlich fragte ich mich, wozu ich den ganzen Aufwand betrieb, denn meine Existenz endete mit diesem grausamen Tag. Zum Glück wusste keiner, dass ich auch nicht mehr jungfräulich war, sonst besäße ich mein Leben wahrscheinlich längst nicht mehr. Sex vor der Ehe sollten sich die Weiber nicht trauen, dafür wurden sie sogar mit dem Tode bestraft. Die Männer natürlich nicht, die verfügten fast über Narrenfreiheit.

Wir besaßen kaum Geld, hatten nicht viel zum Leben, boxten uns geradeso durch. Es erschien mir bis eben, dass wir dennoch zufrieden waren, schließlich hatten wir uns. Aber offensichtlich ging das wohl nur mir so …

Um aus der Armut auszubrechen, war es in unserem Kulturkreis eine gängige Vorgehensweise, seine Töchter an den Meistbietenden zu verhökern. Solange der Preis stimmte, kam man ins Geschäft. Ob es um einen Sack Mehl oder die eigene Tochter ging, war dann irrelevant.

Bisher nahm ich an, dass dies ein Mythos war, um uns Mädchen, in Hinblick auf unsere nicht allzu rosige Zukunft, bei Laune zu halten. Wir sollten uns freiwillig auf Zweckehen einlassen, aus der Furcht heraus, bei irgendeinem Untier von Mann zu landen. Vielleicht kamen auch die Allerverzweifeltsten auf diese Idee oder Unmenschen.

Bei diesen Gedanken fröstelte es mich von Neuem. Scheinbar gehörten auch meine Eltern zur letzten Gattung, wie mir nun mit schmerzvoller Brachialgewalt klar wurde. Ein verzweifeltes Zittern durchlief meinen ganzen Körper, als mir das Ausmaß meiner Lage richtig bewusst wurde.

Ich wollte weinen, schreien, alles in meiner Umgebung zerschlagen, aber vor allem vor dem düster dreinblickenden jungen Mann fliehen, der wohl nicht viel älter war als ich selbst, der meinen Vater mit höchster Abschätzigkeit musterte. Anscheinend war er der Adlige, der mich kaufen sollte, um meinen Eltern den Reichtum zu bescheren, von dem sie schon so lange träumten. Seiner Ausstrahlung nach zu urteilen, erschien ihm die Situation gleichgültig, und das brachte die Wut in mir zum Brodeln. Es ging um mein verdammtes Leben und es kümmerte ihn offensichtlich einen Scheißdreck. Ich könnte kotzen.

Dass ich schließlich als Mittel zum Zweck für Geldvermehrung diente und wie eine Feldfrucht verhökert wurde, hätte ich mir nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen vorgestellt. Aber nun stand ich in diesem prunkvollen Haus, umgeben von Reichtum und Luxus, in einen Fummel gepresst, der mich kaum atmen ließ und in dem ich nicht einmal den Versuch zu unternehmen brauchte zu fliehen.

Die Hoffnungslosigkeit packte mich mit ihren kalten Klauen, und ich hielt die Tränen der Enttäuschung und Herabwürdigung nur mit Mühe zurück. Ich würde niemandem von diesem hier im Raum befindlichen Pack den Gefallen einer einzigen kullernden Träne tun, auch wenn ich durch die bloße Mühe fast verreckte. Sollten sie doch an ihrem eigenen Atem ersticken. Ich dachte gar nicht daran, die weiße Fahne zu schwenken, obwohl ich momentan am liebsten zusammenbräche und wie ein kleines Kind auf dem Boden kauernd um mein Leben schluchzte. Ich verbat mir alle Gefühlsregungen außer Wut, und holte tief Luft.

Ruhe, du brauchst Ruhe …

Stolz reckte ich das Kinn und funkelte den jungen Mann mit meinen feucht schimmernden Augen herausfordernd an. Vielleicht kostete es mich den Kopf für meine Frechheit, mein Leben war ohnehin verwirkt. Wer wusste schon, was dieser Mensch mit mir vorhatte. Das sagte sich so leicht, denn noch immer wollte ich natürlich nicht mein Leben aushauchen.

Plötzlich blickte der hohe Herr von meinem brabbelnden Vater zu mir und seine grauen Augen taxierten mich aufmerksam. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass ich plötzlich reges Interesse im Gesicht des Mannes sah. Er blickte mich eine ganze Weile intensiv, aber nicht die Spur feindselig an und schwenkte dann wieder zu meinem stotternden Vater zurück. Konnte nicht irgendjemand sein dreckiges Maul stopfen?

Ein sehr irrationaler Teil von mir musste zugeben, dass der hohe Herr wirklich attraktiv war. Seine große Gestalt überragte mich, seine dunklen Haare wellten sich an den Spitzen und verliehen ihm ein spitzbübisches Aussehen. Er strahlte pure Kraft und Intelligenz aus, sicherlich versteckte er unter dem weiten Gewand auch einen kräftigen Körper. Ein ohne Zweifel sehr begehrtes Prachtexemplar seiner Gattung in der Welt des Adels. Dafür brauchte ich kein Genie zu sein, um das zu erkennen.

Ich starrte ihn weiterhin furchtloser an, als mir eigentlich zumute war. Doch anstatt mich zu schelten und körperlich zu züchtigen, erschien der Hauch eines Grinsens auf seinem Gesicht. Immer wieder wanderten seine wachen Augen in meine Richtung. Sicherlich bildete ich mir das nur ein, denn sein Gesicht verhärtete sich binnen Sekunden wieder zu einer steinernen Maske, die gar keine Gefühlsregungen zulassen konnte.

Mittlerweile schien er genug von dem Gebrabbel meines Vaters zu haben, er brachte ihn mit erhobener Hand hochherrschaftlich zum Schweigen. Bisher hatte er noch kein einziges Wort gesprochen, doch dies sollte sich nun ändern:

»Genug, werter Olaf, ich habe dein Anliegen verstanden und bin zu einer Entscheidung gelangt.« Seine Stimme war tief, herablassend und selbstsicher, fast schon samtig.

Ich bekam unwillkürlich eine Gänsehaut am ganzen Körper. Ich schimpfte mich innerlich eine Närrin, da ich mich von seiner Attraktivität blenden ließ. Ich konnte aber nicht anders.

Nach einer Pause sprach er weiter: »Ich werde dein Angebot annehmen und deine Tochter Lia in unseren Hausstand aufnehmen. Sie soll fortan für mich arbeiten, du bekommst für sie eine entsprechende Entlohnung.«

Ich starrte ihn betroffen an, während mein Vater neben mir nicht einmal den Versuch unternahm, sein Feixen zu unterdrücken. Wenn er gekonnt hätte, schlüge er sicherlich vor Freude die Hacken in der Luft zusammen.

Meine Knie wurden weich vor Angst und drohten nachzugeben, doch ich durfte nicht nachlassen. Der Kampf begann jetzt erst richtig.

Der Gesichtsausdruck des Adligen zeigte eine gewisse Grimmigkeit, sodass ich es nun nicht mehr wagte, meinen widerständischen Blickkontakt aufrechtzuerhalten. Ich stand auch zu sehr unter Schock, um überhaupt eine Regung zu zeigen.

Kurzerhand drehte sich mein neuer Herr auf dem Hacken um und verließ den prächtigen Raum, wo die beiden Männer soeben ihr Geschäft abgeschlossen hatten.

Ich allerdings war die Verliererin dieses Handels und blieb verlassen zurück, während mein sogenannter Vater breit grinsend den Saal verließ und sich nicht einmal die Mühe machte, mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Irgendwie auch verständlich, denn ich bedeutete ihm nichts. Ich hätte ihm am liebsten beide Augen ausgekratzt und ihm zum Abendbrot serviert. Er hatte alles erreicht, was er wollte, alles andere war gleichgültig.

Allein diese Erkenntnis zog mir den Boden unter den Füßen weg, doch nun war ich das Eigentum eines fremden Mannes, der alles mit mir anstellen konnte, was ihm beliebte. Ein Kerl, der so hoch in der Hierarchie stand, dass er quasi alle Freiheiten besaß. Die Angst lähmte meinen Körper. Starr stand ich mitten in diesem Prachtsaal herum. Tränen, die ich noch immer wacker bekämpfte, verschleierten meine Sicht. Auf kurz oder lang würde ich diesen Kampf wahrlich verlieren.

Ich überlegte fieberhaft, wie ich aus diesem Schlamassel wieder herauskam, als mich plötzlich jemand von der Seite ansprach. Es war der junge Haushalter, der uns bei unserer Ankunft in meine persönliche Hölle in das Haus gelassen und dabei kalt und unnahbar gewirkt hatte. Er sah mich nun jedoch sanft und mitfühlend an. Behutsam tätschelte er meine Schulter. Mit einer sehr angenehmen, warmen Stimme sagte er: »Habt keine Angst, Ihr seid hier in Sicherheit. Fürst Stellan und ich werden Euch nichts tun.«

Obwohl mich diese Aussage maximal verwirrte, entspannte sich mein Körper trotzdem in seiner Gegenwart. Mit dünner, zittriger Stimme fragte ich das Erste, was mir einfiel, da mein Hirn vor Angst gar nicht arbeiten konnte: »Wie heißt Ihr?«

»Ich bin Aaren, der Haushalter des Fürsten Stellan.«

Langsam sickerten die Informationen in meinen Verstand und ich versteifte mich augenblicklich.

»Stellan?«, fragte ich. »Ihr redet aber nicht von dem Herrscher dieses ganzen Landesteils, oder? Dem Verwalter von Lindenhain, das direkt dem König unterstellt ist? Stellan … vom Fürstengeschlecht der Lindenhains?«

Wenn ich vorhin schon dachte, ich bräche in Panik aus, dann glich mein jetziger Zustand einer Kernschmelze. Dieser Typ war der mächtigste Mann der Umgebung und konnte alles mit mir anstellen, ohne dafür Konsequenzen fürchten zu müssen. Nun kullerten wirklich die ersten Tränen mein Gesicht hinunter, denn eine schlechtere Ausgangsposition konnte ich gar nicht haben. Er gehörte dem Hochadel an und stand unter direktem Befehl des Königs. All seine Machenschaften konnten so gedeckt werden, er genoss absolut freie Hand. Ich bin im Arsch …

»Mein armes Fräulein, Ihr seid ganz durcheinander. Sicherlich hat Euch niemand gesagt, wo die Reise heute hingeht, habe ich recht?«

Ich meinte, kurz kalte Wut in seinen Augen aufblitzen zu sehen, aber Aaren hatte sich schnell wieder im Griff.

»Kommt, ich werde Euch zunächst auf Euer Zimmer geleiten, dann reden wir beim Abendessen über Eure Situation. Ich werde Euch rechtzeitig abholen. Macht Euch keine Sorgen, Ihr seid nun in Sicherheit, das versichere ich Euch.«

Mit diesen Worten, denen ich natürlich nicht vertrauen konnte, machten Aaren und ich uns auf den Weg durch das Herrenhaus. Auf dem schier endlos erscheinenden Pfad zu meinem Gefängnis hatte ich genug Zeit, um in Panik zu geraten. Mein geschundener Geist schürte das Feuer in mir und potenzierte meine Ausweglosigkeit.

Noch immer ruhte Aarens Hand beruhigend auf mir, aber ich ließ mich nicht täuschen. Das gehörte sicherlich alles zu einem Plan. Ich sollte mich erst sicher fühlen, und dann würden sie ihre perfiden Fantasien an mir ausleben. Ich wusste, wie Männer tickten, hatte meine eigenen Erfahrungen gemacht und würde meine Deckung nicht ablegen. Ich befand mich zwar in ihrer Gewalt, aber ich schwor mir, es ihnen so schwer wie möglich zu machen, ihre Lust an mir auszuleben.

Im oberen Stockwerk blieben wir vor einer schön gearbeiteten Tür stehen. Flink öffnete der Haushalter mein sogenanntes Zimmer und bedeutete mir galant einzutreten. Noch immer schenkte er mir diesen sanften Gesichtsausdruck, der mich irritierte. War das nicht anstrengend, andauernd diese Schauspielerei zu betreiben? Im Kontakt mit meinem Erzeuger verhielten sie sich auch anders, aber mich hatten sie immer mit freundlichen Blicken bedacht. Was sollte das alles?! Ich betrat widerwillig zum ersten Mal mein neues Zuhause und fühlte mich so elend wie noch niemals zuvor in meinem Leben.

Als ich mein zugewiesenes Gefangenenlager betrat, blieb mir vor Ungläubigkeit die Spucke weg. Es war ein derart prunkvolles Zimmer, dass ich mir sicher war, in einem Paralleluniversum gelandet zu sein. Nichts mit Folterkammer, dachte ich mit offenem Mund. Stattdessen erwartete mich purer Luxus in Gestalt eines wundervollen Gästezimmers – als wäre ich nicht hier, um als Sklavin einem kranken Fürsten zur Verfügung zu stehen. Aber das passte doch alles nicht zusammen, schließlich hatte ich mitbekommen, wie ich verkauft worden war und hier dienen sollte! Aaren konnte ich nicht fragen, der hatte sich diskret zurückgezogen, um mir ein wenig Zeit zum Nachdenken zu gönnen, sagte er zumindest. Mir schwante langsam, dass hier irgendetwas faul war, ich wollte mich aber nicht von falscher Hoffnung blenden lassen. Ich fürchtete, in irgendeine Falle zu tappen, mich zu schnell in Sicherheit zu wiegen. Entschieden schob ich den Gedanken aus meinem Bewusstsein und konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt.

Erschöpft und verängstigt sank ich auf das riesige Bett, allerdings war das Zimmer so gigantisch, dass das Bett wie in Kindergröße wirkte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Fürst seine neue Sklavin in einem derart prächtigen Zimmer unterbrachte. Das ergab alles überhaupt keinen Sinn, die Mühe musste er sich doch gar nicht machen. Ich hatte doch sowieso kaum Chancen, mich meinem Schicksal zu erwehren, also könnten sie mich auch gleich in den Kerker sperren. Dieser Aufwand kam mir völlig deplatziert und unnötig vor.

Irgendwas stimmte hier nicht, jedoch erschien mir die Situation so undurchsichtig, dass ich es nicht herausfand. Der stumpfe Verrat meiner Sippe schwelte in einem stetigen Großbrand aus Zorn und Unglauben unter meiner Haut, mein Geist dürstete nach Vergeltung und die Verwirrung fraß mich innerlich auf. Wütend und verletzt saß ich in diesem Prachtzimmer und wusste nicht, was ich denken oder tun sollte. Verloren blickte ich stur vor mich hin und versuchte, meine grauen Zellen wieder zum Arbeiten zu bewegen.

Ich hatte schon immer die Eigenheit, vor Angst zornig zu werden, dazu war ich unter Umständen ein kleiner Heißsporn, was mir als Frau schon häufig Ohrfeigen und Tritte eingebracht hatte und damit Gott sei Dank keinen heiratswilligen Mann. Ich konnte eben nur schwerlich meine Klappe halten, wenn mir etwas gegen den Strich ging. Außerdem wollte ich mich nicht als Putze und Brutausträgerin ausbeuten lassen. Das stellte noch einen Grund dar, warum ich noch nicht verheiratet war. Erstens wollte mich so kein Mann haben, da er immer mit Widerstand rechnen musste, und zweitens konnte ich getrost auf diese Mistkerle pfeifen. Ich passte die meiste Zeit meines Lebens sehr gut auf mich selbst auf, da benötigte ich wahrlich keinen Mann, der mir befahl, was ich zu tun hatte oder wann ich die Beine für ihn breitmachen sollte. Nein danke, da verzichtete ich lieber drauf und starb als Alleinstehende, womöglich von diesen Kerlen gebrandmarkt als Hexe oder was auch immer. Aber nun war alles anders.

Bis eben dachte ich doch tatsächlich, dass ich mein Leben selbst bestimmen würde, und nun saß ich als Sklavin des Fürs­ten von Lindenhain in seinem Prachtbau. Was würde er mit mir tun? Zu Tode schuften lassen, mich gegen meinen Willen benutzen? Mich fesseln, knebeln, schlagen? Mir die Eingeweide rausreißen, weil er Spaß daran hatte? Meine körperlichen Einzelteile als Dünger unter seinen Obstbäumen vergraben?

Meine Panik sandte mir Bilder des Grauens in meinen Kopf, mein Verstand hatte die Nachsicht. Immer wieder maßregelte ich mich, ruhig zu bleiben, die ganze Situation analytisch zu betrachten. Bisher hörte man über diesen Fürsten wenig, er sollte zwar unnachgiebig und stolz sein, aber zu seinem Volk nie ungerecht. Außerdem hatte er mich nicht in einen Kerker oder dergleichen sperren lassen, sondern behandelte mich momentan eher wie eine Prinzessin.

Aber das konnte auch eine Falle sein, wer wusste schon, wie diese Typen tatsächlich waren? Ob er mich wohl zwang, meine langen, bis zu meinem unteren Rücken reichenden Haare zu schneiden oder sie zu färben? Schließlich war mein rötliches Blond nicht gern gesehen, hieß es doch im Volksmund, es sei ein Zeichen der Dämonenbesessenheit. Ich konnte gar nicht zählen, wie oft man mir schon vorgeworfen hatte, die Braut des Teufels zu sein. Es gab so viele leicht beeinflussbare, hirnlose Idioten, dass mir schlecht wurde.

Dahingehend hatte ich mit derlei körperlichen Besonderheiten richtig Pech, denn meine Augen waren auch noch durchdringend grün und ich besaß einen Schönheitsfleck auf meiner linken Brust. Mehr Zeichen einer Teufelsbraut konnte man wirklich nicht besitzen, wenn man dem dummen Aberglauben der Bevölkerung Glauben schenkte. Einmal bewarf mich ein Bewohner meines Dorfes mit verfaultem Gemüse, weil ich angeblich die Ausgeburt des Teufels wäre und von Dämonen besessen sein sollte.

Ich mochte mein Aussehen sehr und hasste die Gesellschaft dafür, dass sie Menschen anhand des Aussehens so drangsalierte. Aber Anderssein war der Menschheit schon immer ein Graus gewesen. Bist du nicht wie die Masse, bist du falsch und wirst geächtet. Da soll mir doch einer erzählen, dass der Mensch ein intelligentes Wesen sein soll.

Ich sah mich noch etwas in diesem prunkvollen Raum um und bewunderte widerwillig die schön gearbeiteten Holzmöbel mit dunkler Lasur, das weiche Bett und die Bilder an den Wänden. Definitiv kein Sklavenzimmer, schoss es mir wieder durch den Kopf. Entweder wollten der Herr und sein Vasall mich in die Irre leiten oder sie taten mir tatsächlich nichts Böses. Mir blieb sowieso keine andere Wahl, als abzuwarten, also setzte ich mich mit steifer Körperhaltung zurück auf das Bett und wartete notgedrungen auf Aaren. Inzwischen hatte ich mich sogar ein wenig beruhigt, sodass auch mein logischer Verstand wieder vorsichtig aus den Wirren meiner Konfusion hervorlugte.

Da bemerkte ich neben mir ein Kleidungsstück aus sehr teuer aussehendem Stoff, das ich durch meine Panik zunächst gar nicht registriert hatte. Neugierig nahm ich es auf und hielt es vor meinen Körper. Es war ein schönes, locker fallendes Kleid, das sicherlich hervorragend zu meinen schlanken Körperformen passte. Es war in einem warmen Grünton gehalten, der einen tollen Kontrast zu meinen Haaren abgab.

Erst stutzte ich, denn ich war mir nicht sicher, ob es wirklich für mich sein sollte. Aber für wen sonst? Nach einigem innerlichen Hin und Her siegte meine Neugier und ich entschied mich dafür, es anzuprobieren.

Ich sah fantastisch aus, wie ein anderer Mensch, als ich mich im riesigen Spiegel an der Wand bewunderte. Plötzlich wirkte ich so edel und lieblich, ganz anders als in dem Fummel von meiner Sippe, der an jeder Stelle pikte und juckte. Das Kleid schmiegte sich eng an meinen Oberkörper und der Rockteil floss in sachten Wellen meine Hüften hinab, es schien wie für meine Körperformen gemacht zu sein. Ich kam nicht umhin, mich bewundernd vorm Spiegel um meine eigene Achse zu drehen. Auch ohne Einschnürungen und Massen an Stoff sah ich umwerfend aus. Wer auch immer diesen erlesenen Geschmack bewies, sollte mit einem Preis belohnt werden.

Da meldete sich mein Verstand und wunderte sich, warum ich solch teure Geschenke bekam, wenn ich dem Fürsten doch nur als Sklavin dienen sollte. Das Ding war sicher teurer als mein ganzes Dasein, an mir demnach vollkommen verschwendet. Ich bekam immer mehr die Sicherheit, dass diese Situation demnächst noch eine riesige Kehrtwende hinlegte, aber weiter kam ich mit meinen Überlegungen nicht, denn es klopfte an der Tür.

Schnell begab ich mich zurück zum Bett, in der Hoffnung, dass niemand meine mädchenhaften Pirouetten mitbekommen hatte. Leise öffnete sich die Tür und Aaren spähte zu mir ins Zimmer. Er wollte wahrscheinlich sichergehen, dass ich vorzeigbar war und nicht nur in Unterwäsche dastand. Noch so ein Betragen, das nicht zu meinem Sklaventum passte.

In dieser Hinsicht war ich zwar nicht schüchtern, ich mochte meinen Körper sehr, aber ich wollte dann doch lieber selbst entscheiden, wem ich mich darbot. Allerdings trug ich noch dieses Kleid und machte mich innerlich schon mal auf alles gefasst.

Aaren blickte mich kurz an, dann erschien ein ehrliches Lächeln auf seinem Gesicht. Es zeigten sich die ersten feinen Linien, ich schätzte ihn auf Mitte dreißig. Sein mittelblondes Haar war noch dicht und frei von Grau, sodass er recht jung wirkte. Er hatte etwas Schalkhaftes an sich, was ich unweigerlich sympathisch fand. Eigentlich sollte ich auf der Hut sein und niemandem trauen, aber bei ihm hatte ich gar keine andere Wahl, als ihn zu mögen. Mein Gefühl sagte mir, dass er alles andere als ein böser Bube war, der mir Schlimmes wollte. Wahrscheinlich ein Meister des Schauspiels, um die Opfer einzulullen, schoss es mir blitzartig durch den Kopf.

Er kam galant auf mich zu, bot mir seine Hand mit einer leicht angedeuteten Verbeugung und sagte, ganz der formvollendete Gentleman: »Wie ich sehe, habt Ihr das Gastgeschenk von Fürst Stellan bereits entdeckt. Es steht Euch ganz ausgezeichnet! Er lag offensichtlich im Recht mit seiner Annahme, dass die Farbe perfekt zu eurem Teint und Haar passen würde.«

Ich ergriff seine Hand automatisch, musterte ihn aber mit einem wachsamen Blick. Hier stimmte wahrlich etwas nicht, aber ich konnte mir nicht erklären, warum meine Panik immer weiter abebbte. Fast so, als würde ich tief in meinem Inneren wissen, dass mir hier niemand schaden wollte. Aber der rationale Teil meines Selbst wollte Beweise dafür, die es leider noch nicht gab. Daher auch meine Vorsicht, denn sich nur auf ein Gefühl zu verlassen, brachte einen im Leben nicht weit.

Aaren bemerkte meinen Argwohn und lächelte amüsiert.

»So lasst mich Euch zu Eurem heutigen Dinner mit dem Fürsten führen, Fräulein Lia. Sicherlich brennt Ihr schon darauf, zu erfahren, was hier eigentlich gespielt wird, richtig?«

Erwischt! Stumm nickte ich nur und ließ mich von ihm durch das Haus in einen prächtigen Speisesaal geleiten. Als wir die Monstrosität von einem Raum betraten, war Fürst Stellan bereits anwesend und erwartete uns. Als wir nähertraten, erhob er sich und begrüßte mich galant mit einer Verbeugung.

»Fräulein Lia, es ist mir eine Ehre, heute mit Euch dinieren zu dürfen.«

Ich starrte den Adonis mit dem Wallehaar völlig perplex an, denn ein Mann seines Standes sollte eine Frau niederer Herkunft nicht so höflich behandeln. Eigentlich gab es nur einen einzigen Grund, warum ein Mann seines Formats so etwas tun sollte, aber diese Möglichkeit ergab sich aus reinen Standesformalitäten nicht. Nein, jemand wie er brauchte eine einfache Frau wie mich nicht zu hofieren, er könnte sie sich einfach nehmen, aber auch dies wäre äußerst unschicklich.

Mich machte seine Ausstrahlung nervös, denn ich spürte instinktiv, dass dieser junge Mann es locker mit mir und meinem Temperament aufnehmen konnte und sich nicht so leicht abschrecken ließ. Vorsicht war geboten.

Als er bemerkte, wie es in meinem Kopf arbeitete, breitete sich ein amüsiertes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Ich war vollkommen erschlagen von diesem Ausdruck, denn ich hatte selten so einen schönen Mann in meinem Leben getroffen. Ich ärgerte mich, dass er solch eine intensive Wirkung auf mich hatte, schließlich sollte ich mich konzentrieren und nicht dahinschmelzen wie eine erwartungsfrohe Jungfer kurz vor ihrem ersten Mal mit ihrem Liebsten.

Auch schien er vollkommen ausgewechselt zu sein, im Gegensatz zu den Stunden zuvor. Er genoss sichtlich meine Fassungslosigkeit und wieder belebte dieser spitzbübische Zug sein Gesicht. Ich fand ihn äußerst attraktiv und mein Körper begann, verdächtig zu kribbeln. Ich versuchte, es zu ignorieren, und konzentrierte mich lieber wieder auf die Realität. Das fiel mir aber äußerst schwer, auch, weil mein Hirn mir so sinnvolle Fragen entgegenwarf wie: Wie fühlen sich diese dunklen welligen Haare zwischen meinen Fingern an? Oder seine sinnlichen Lippen auf meinen … Danke dafür.

Fürst Stellan deutete auf einen Stuhl an seiner Seite und riss mich aus meinen Tagträumen: »Kommt, setzt Euch zu mir, dann reden wir über alles.«

Ich gehorchte und platzierte mich an dem prächtig gedeckten Tisch. Ich erkannte allerhand erlesene Speisen, die sich meine Familie niemals hätte leisten können und ich nur aus Erzählungen kannte. Ebenso fiel mir auf, dass mich der Fürst immer mit dem mir eigentlich gar nicht zustehenden Pluralis Majestatis ansprach, ganz im Gegensatz zu meinem Vater, den er nicht einmal angesehen hatte. Äußerst komisch … Dieser Typ war mir ein absolutes Rätsel, und mein Herz sprang mir vor Aufregung fast aus der Brust.

Doch bevor ich mich weiter in meinen Gedanken verlieren konnte, fiel Fürst Stellan einfach mit der Tür ins Haus: »Sodann, kommen wir zu dem Grund, warum Ihr heute hier seid, schließlich ziemt es sich nicht, eine hübsche junge Dame derartig auf die Folter zu spannen.«

Mit vor Vergnügen blitzenden Augen starrte mich der Fürst offensiv an, und ich bekam es mit der Angst zu tun. Seine plötzliche Verspieltheit warf mich noch mehr aus der Bahn als sein völlig verändertes Wesen. So etwas erwartete man nicht von einem Mitglied des Hochadels. Was zum Teufel sollte so eine wichtige Person denn ausgerechnet von einem Niemand wie mir wollen? Und warum sah er dabei so aufgeregt aus? Kam jetzt sein wahres Ich zum Vorschein, eine perfide Seite, die er vor der Öffentlichkeit verbarg? Innerlich wappnete ich mich vor dem, was da kommen mochte, immer auf das Schlimmste gefasst. Dennoch konnte ich die leise Hoffnung, die in meinem Geist nistete, nicht im Keim ersticken, auch wenn es irrational erschien.

Anspannung breitete sich in meinem Körper aus, als Fürst Stellan diese Feststellung aus dem Nichts äußerte und danach einen genüsslichen Schluck Rotwein zu sich nahm, als wäre es das Normalste der Welt, hier eine Bauerntochter sitzen zu haben und sich locker mit ihr zu unterhalten – sie hinzuhalten, wenn man ehrlich war, denn der dunkle Geselle schien auch ein wenig Spaß an dieser unwirklichen Situation zu haben, was mich wirklich ärgerte. Ich bemerkte, wie er mich fortwährend musterte und jede meiner Reaktionen studierte. Aber es ging um meine Existenz und nicht um ein Pfund Kartoffeln auf dem Markt! Ich will ernst genommen werden, verdammt noch mal!

Aber Ärger half mir mehr als Nervosität, den Kopf freizubekommen, sodass ich mich besser auf meine Vorsicht konzentrieren konnte. Mir schoss durch den Kopf, dass er mich absichtlich ein wenig provozierte, um meine Ängste zurückzudrängen, verschob den Gedanken aber wieder ins Niemandsland. Das war völlig unmöglich, ein Adliger seines Formats brauchte sich doch keinen Kopf um ein armes Bauernmädchen zu machen. Der hatte einfach nur seinen Spaß mit mir, bevor er mich in seinem Haus einsperrte und mich für seine Zwecke benutzte.

Aaren hatte sich, ohne dass ich auch nur eine kleinste Bewegung mitbekommen hatte, aus dem Raum zurückgezogen, sodass wir unter uns waren. Er schien ein sehr fähiger Haushalter zu sein, der sich so leise wie eine Raubkatze zu bewegen vermochte. Um ehrlich zu sein, hätte ich ihn gern hier, weil er tatsächlich ein sehr beruhigendes Wesen besaß. Vielleicht würde dann auch mein Körper etwas ruhiger sein.

Ich starrte die Speisen vor mir an, brachte es aber vor Angst nicht fertig, auch nur einen Bissen davon zu essen. Meine Brust zog sich immer mehr zusammen, da ich endlich wissen wollte, was hier gespielt wurde. Dieses ganze Haus war, und erst recht die Bewohner, äußerst merkwürdig. Der Fürst bemerkte meinen steigenden inneren Aufruhr und begann, sehr ruhig und sachlich zu erzählen.

»Wie Ihr Euch sicher denken könnt, seid Ihr nicht grundlos zu mir gebracht worden. Keine Panik, Euch wird nichts geschehen. Lasst es mich erklären. Ich verfolge einen Plan, in den ich Euch nun einweihen werde. Ich verlange von Euch, dass Ihr darüber Stillschweigen bewahrt, da es äußerst wichtig ist, dass niemand etwas davon erfährt.«

Er starrte mich durchdringend mit diesen grauen Augen an, als würde er von mir nur eine einzige Antwort erwarten. Automatisch nickte ich in Zustimmung, denn welche Wahl hatte ich sonst. Ich war zwar eine stolze Frau, aber der Tod kam dann doch noch zu früh für mich. Auch wenn ich mir ehrlicherweise nicht vorstellen konnte, dass mir der Fürst von Lindenhain ein Haar krümmte. Woher ich plötzlich diese Sicherheit nahm, wusste ich selbst nicht, und es irritierte mich sehr. Aber mein Gefühl sagte mir noch immer, dass mein Leben hier nicht in Gefahr schwebte und focht dementsprechend einen stetigen Kampf mit meinem Verstand aus.

»Habt Dank für Eure Kooperation«, fuhr er fort. »Zunächst möchte ich Euch erneut beruhigen, werte Lia. Es wird Euch nichts geschehen, denn unser Ansinnen war es, euch in eine sichere Umgebung zu bringen und nicht, Euch Leid zuzufügen. Sonst hätten wir uns den Aufwand auch sparen können.«

Ich starrte ihn nur verständnislos an, denn ich kapierte nicht, worauf Fürst Stellan hinauswollte. Hunderte Fragen prasselten auf mich ein, mein Gehirn versuchte, dieses ganze Wirrwarr aufzudröseln, aber es fehlten Fakten. Ich war ungeduldig, wollte wissen, was los war. Aber ich blieb stumm und lauschte weiter seinen Ausführungen:

»Wir sind einen Handel mit Eurem Vater eingegangen, da uns schon vor einiger Zeit zu Ohren kam, dass immer mehr Familien ihre Töchter für Geld an den Meistbietenden verkaufen, um schnell zu vermeintlichem Reichtum zu gelangen. Daher haben wir begonnen, diese Familienoberhäupter ausfindig zu machen und diesem Handel zuvorzukommen, indem wir uns ihrer Töchter annahmen, um sie aus derlei Verhältnissen zu befreien. Eine solche Art der Sklaverei kann ich in meinem Reich nicht dulden!«

Seine emotionsgeladenen funkelnden Augen unterstrichen seinen Zorn noch zusätzlich, sodass ich keinerlei Zweifel daran hegte, dass er die Wahrheit sprach. Dennoch klang die Geschichte so absurd, dass mein Verstand sich prompt dagegenstellte. Ich durfte einfach nicht glauben, was ich da hörte. Das war doch lächerlich, schließlich würde sich doch kein Angehöriger des Hochadels für das Schicksal einer niederen Person wie mir interessieren. Eher klatschten sie doch in die Hände bei der Chance auf solch eine billige Arbeitskraft – oder was auch immer sonst. Doch der Fürst war noch nicht fertig und riss mich aus meinen Gedanken.

»Ich sehe Euch an, wie verstörend das alles für Euch sein muss, aber wartet bitte mit Eurem Urteil so lange, bis ich Euch alles erklärt habe.«