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Manager sind herausragende Persönlichkeiten. Sie übernehmen Verantwortung und leisten dabei oft Großes. Ein eher kurioses Verhältnis aber zeigen viele Unternehmenslenker zur deutschen Sprache. Abseits von Börse und Besprechungsraum entwickeln sie ungeahnte Virtuosität beim Umgang mit Worten. Sie leiten "fokussierte" Unternehmen, handeln mit "Futures" und wollen "Gewinne ausbauen". "Deutsch für Manager" zeigt, wie einzigartig sich Führungskräfte ausdrücken. Es ist kein Lehrbuch, sondern eine amüsante und erhellende Bestandsaufnahme deutscher Managementsprache. Am Ende bleibt nur ein Fazit: Die wahren Literaten im Land arbeiten als Manager. • Spritzig, witzig, unterhaltsam • Ein ideales Geschenkbuch
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Seitenzahl: 141
Veröffentlichungsjahr: 2009
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Christoph Moss
DEUTSCH FÜR MANAGER
CHRISTOPH MOSS
DEUTSCH FÜR MANAGER
Fokussierte Stilblüten aus der globalisierten Welt der Sprach-Performance
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Christoph Moss
Deutsch für Manager
Fokussierte Stilblüten aus der globalisierten Welt der Sprach-Performance
F.A.Z.-Institut für Management-,
Markt- und Medieninformationen GmbH
Frankfurt am Main 2008
ISBN 978-3-89981-402-6
Bookshop und weitere Leseproben unter:
www.fazbuch.de
Copyright
F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH Mainzer Landstraße 199 60326 Frankfurt am Main
Umschlag
F.A.Z., Verlagsgrafik
Titelbild
Olaf Peusser
Satz Innen
Nicole Bergmann
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, vorbehalten.
INHALT
Willkommen im Land der Stilblüten
Awareness bis zum Turnaround
Den Dax gerade rücken
Sprunghafte Vorstände
Eine für alles
Ein Stück weit betroffen
Lug und Trug
Betont nichtssagend
Gut gemanagt, schlecht gemanaged
Vorprogrammierter Erfolg
Textbausteine für Pressekonferenzen
Mal Pause machen
Hands-on und open-minded
Afrikanische Träume
Wenn der Teekessel eskaliert
Wer nicht mit der Zeit geht
Meine Bank versteht mich
Angsthasen-Latein
Fußball für Führungskräfte
Man muss auch können können
Des Managers Tagebuch
Der Erfolg hat viele Väter
Moderne Sprach-Performance
Die richtige Tonality
Kann nichts verstehen
Nach Diktat verreist
Guerilla-Sprache
Bitte kein Ebit
Artenschutz für Plattitüden
Stillschweigen bewahren
Zahlensalat
Die optimalste Lösung
Substantiv statt Substanz
IPO in der Pipeline
Nachhilfe für Nachwuchsmanager
Ärmelschoner-Deutsch
Die Verwirrung hält an
Neulich auf der Hauptversammlung
Die vorletzten Worte
Am Ende des Tages
Literatur
Der Autor
Liebe Manager, haben Sie heute schon performed? Wenn nicht, dann beginnen Sie den Tag doch mit einem Spaziergang durch einen bunten Garten. In diesem Kleinod wachsen wunderbare Stilblüten. Das Besondere an dieser Grünanlage ist aber, dass die Gärtner diese Gewächse gar nicht unbedingt mit Absicht gepflanzt und ausgesät haben. Manchmal ist es sprachlicher Wildwuchs, der da blüht. Und an einigen Stellen müsste der Garten auch ein wenig zurechtgeschnitten werden, weil der Spaziergänger gar nicht bis zur wahren Pracht der Schönheit durchdringt.
Manager sind herausragende Persönlichkeiten. Sie übernehmen Verantwortung und leisten dabei oft Großes. Ein eher kurioses Verhältnis aber zeigen viele Unternehmenslenker zur deutschen Sprache. Abseits von Börse und Besprechungsraum entwickeln sie ungeahnte Virtuosität beim Umgang mit Worten. Sie leiten „fokussierte“ Unternehmen, handeln mit „Futures“ und wollen „Gewinne ausbauen“. Die Sprache der Manager ist facettenreich. Sie steckt voller Bilder, das macht sie phantasievoll. Sie schafft aber auch viele abstrakte Kunstgebilde. Wortkulissen, die häufig imponieren, aber nicht informieren.
Wer heute in Frankfurt arbeitet und morgen in Toronto, entwickelt früher oder später neue Wortkreationen. Ein bisschen Deutsch, ein bisschen Englisch, ein bisschen Denglisch. Die Wörter vermischen sich. Und damit auch die Bedeutungen.
Sprache steht für kulturelle Entwicklung. Zu einer offenen Gesellschaft gehört auch die Offenheit für neue Einflüsse. Das bedeutet nicht, dass wir ungebremst Anglizismen in unsere Sprache einbauen sollten. Das heißt aber auch nicht, dass das deutsche Wort automatisch immer das bessere ist.
Diskutiert bei uns noch irgendjemand die Rechtfertigung des italienisch beeinflussten Girokontos? Verweigern wir den Griff ins französische Portemonnaie? Nein, dies zu tun wäre töricht. Und wer weiß, vielleicht verwenden wir ja in zehn Jahren ganz selbstverständlich russische oder chinesische Wörter. Wenn wir sie bis dahin verstehen.
Denn Verständlichkeit ist das entscheidende Kriterium. Lange existierte dieser Wert gar nicht in der deutschen Kultur. Verständlichkeit hatte immer etwas Anrüchiges. Verständlich schreiben hieß billig schreiben. Gossenniveau. Information für Ungebildete. „Wir suchen uns unser Publikum selbst.“ Oder: „Wer uns verstehen will, der wird uns auch verstehen.“
Aber diese Zeiten sind vorbei. Auch dank Wolf Schneider und Bastian Sick. Großartig, was der Altmeister der deutschen Sprache und der „Zwiebelfisch“ geleistet haben. Sie haben einem breiten Publikum die Augen geöffnet und vehement für eine verständliche Sprache geworben.
Wunderbar auch, wie sich die junge deutsche Literatur ihren Platz in der öffentlichen Wahrnehmung zurückgeschrieben hat. Wie unterhaltsam, wie leicht ist der deutsche Roman geworden. Und wie erfolgreich.
Wer hätte je geglaubt, dass Schülerinnen und Schüler die Texte von Liedern nicht nur summen, sondern sogar begreifen können? Es ist längst wieder normal geworden, kommerzielle Musik in verständlicher Sprache zu produzieren. Und dies ohne den Einfluss eines Gesetzgebers, der eine Quotenregelung für deutsche Kultur eingeführt hätte.
Deutsch für Manager will zeigen, wie einzigartig sich Führungskräfte ausdrücken. Es will kein Lehrbuch sein, sondern eine sprachliche Bestandsaufnahme von Managementleistungen. Um es in der Sprache der Führungskräfte auszudrücken: Manager sind Sprach-Performer. Willkommen im Land der Stilblüten. Und vielleicht gelangen Sie ja nach der Lektüre auch zu der Erkenntnis, dass die wahren Literaten als Manager arbeiten.
Ich wünsche Ihnen eine vergnügliche Lektüre!
Zunächst die gute Nachricht: Managersprache ist erlernbar. Wer seine Mitarbeiter beeindrucken will, muss allerdings wichtige und scheinbar wichtige Begriffe aus dem englischen Kulturraum geschickt in ein deutsches Sprachkorsett weben. Das nachfolgende Textbeispiel führt uns ein in die Welt des Marketings.
Wir sind Zeugen einer Abteilungsversammlung. Es läuft nicht richtig gut in diesem Unternehmen. Entsprechend engagiert spricht der Abteilungsleiter mit seinen Mitarbeitern. Selbstverständlich ist er mit seiner Belegschaft per Du:
„Liebes Team, ich habe dieses Meeting angesetzt, weil ich die Awareness für unsere Brands supporten will. Wir haben eben im Briefing gehört, dass unser Business Model noch nicht zu der Performance geführt hat, die ich mir wünsche. Wir sind noch immer nicht break even. Wir generieren zu geringe Erlöse aus dem Community-Business. Von Cashflow will ich erst gar nicht reden. Wir haben uns committed, unsere Learnings zu promoten. Aber was Ihr bisher gezeigt habt, ist Single Loop Learning. Ich will mit Euch den Turnaround schaffen. Wir werden daher unsere Ressourcen von Support zu Sales shiften. Wir müssen as soon as possible unseren USP pushen. Seien wir ehrlich. Unser Projekt ist ambitioniert, aber im Moment stecken wir im Bottleneck. Unser Mindset muss künftig fully sales oriented sein. Was bedeutet das für Euch? Wir werden in nächster Zeit verstärkt downsizen. Sorry, aber anders geht es nicht. Gleichzeitig wollen wir mehr Intrapreneurship sehen. Ich fordere Satisficing. Liebe Leute: Ihr seid alle High Potentials. Wir brauchen Eure Awareness für das, was kommt. Wir werden unser gesamtes Pricing refreshen. Wir werden höhere Fees chargen. Wir lassen das alte Model outphasen. Wir switchen um. Neue Features, neue Add-ons. Die ganze Marketing Power geht auf die Services. Und dann will ich Return sehen.“
Wir wissen nicht, wie viele Mitarbeiter die Ansage tatsächlich verstanden haben. Aber beeindruckt waren sie mit Sicherheit. Für all diejenigen, die inhaltlich noch nicht bis zum Kern der Botschaft durchgedrungen sind, hier eine Zusammenfassung. Die nachfolgenden Sätze sind in einfachem Deutsch verfasst, einer Sprache, die fast alle Menschen in Deutschland gut verstehen können.
Der Abteilungsleiter will ausdrücken, dass er unzufrieden ist. Das Unternehmen verdient mit dem neuen Projekt noch kein Geld. Die Mitarbeiter ziehen nicht richtig mit. Sie lernen zu wenig und verharren in alten Denkmustern. Die Kunden erkennen noch kein Alleinstellungsmerkmal. Die Marken sind noch zu wenig bekannt. Deshalb will der Chef das Produkt verändern und höhere Preise verlangen. Er will den Verkauf fördern zulasten von Verwaltungsjobs innerhalb der Abteilung. Und überhaupt will er nach und nach Stellen abbauen. Denn am Ende will er vor allem eins: Erfolg haben.
Dass dies möglicherweise nicht jeder Mitarbeiter auf Anhieb verstanden hat, liegt in der Natur der Sache, oder besser gesagt, in der Natur der Sprache. Aus diesem Grunde ein wichtiger Hinweis an den Abteilungsleiter: Bitte refreshen Sie noch einmal Ihre Awareness für die eigene Sprach-Performance. Ihr USP ist Verständlichkeit. Promoten Sie Ihre Learnings as soon as possible. Ihr Mindset sollte fully language oriented sein. Dann schaffen Sie den Turnaround!
Die Welt der Finanzmärkte kann aufregend sein. Kurse steigen und fallen, Menschen verlieren Geld oder werden reich. Je intensiver sich die handelnden Figuren mit der Materie befassen, desto deutlicher tritt ein Phänomen in Erscheinung: Wirtschaft ist nicht nur spannend, sie ist auch kompliziert. Um diesen vermeintlichen Missstand kommunikativ zu beheben, verfallen Börsianer auf ein gemeinsames Verhaltensmuster. Sie tauchen ein in die Welt der Bilder, genauer gesagt in die Welt der schiefen Bilder und Metaphern.
Manch ein Broker wünscht sich dann, dass sich „deutsche Aktien fest zeigen“ und Unternehmen „eine Rekorddividende ausschütten“. Stattdessen aber ist die „Marktstimmung für zyklische Titel schwach“, mit der offenbar dramatischen Folge, dass ein „Stühlerücken im Dax“ beginnt.
Man kann sich diesem Phänomen logisch nähern, indem man Ursachenforschung betreibt. Sind „feste Aktien“ das Gegenteil von weichen Aktien oder möglicherweise gar „zyklischen Titeln“? Wird an der Börse Geld verschüttet oder besser gesagt „ausgeschüttet“?
Dass es an der Börse manchmal stimmungsvoll zugeht, kann man an Karneval beobachten. Dann ziehen sich die Aktienhändler lustige Pappnasen an und betreiben Brauchtumspflege am Arbeitsplatz. Das ist wohl gemeint mit dem Phänomen „Marktstimmung“. Es herrscht Stimmung auf dem Markt der Märkte, Stimmung an der Börse. Und wenn dieser kollektive Gemütszustand schwach ausgeprägt ist, werden Möbelstücke verrückt – Stühle in diesem Fall. Es ist ein munteres Spiel, dieses „Stühlerücken im Dax“. Eine Reise nach Jerusalem für Sprachenthusiasten.
Wir sollten an dieser Stelle nicht den – Achtung Metapher – mahnenden Zeigefinger heben. Wer hat nicht in seinem Leben schon Sympathie entfacht für Stilblüten wie „Energieversorger X gibt kräftig Gas“ oder „Bäcker Y backt kleine Brötchen“?
Diese Art der Selbstdiagnose ist wichtig. Sie hat etwas Reinigendes. Sie hilft aber auch zu verstehen, warum Menschen mit großer Leidenschaft Wortgeschwulste produzieren – ohne dabei rot zu werden.
Es muss wohl damit zu tun haben, dass der Mensch als solcher einen Hang zum Originellen hat. Die Welt der Wirtschaft steht nicht für Ästhetik und Glanz. Sie ist vor allem zweckorientiert. Und vielleicht ist dies der Grund dafür, warum der ein oder andere Urheber börsenkommunikativer Äußerungen gelegentlich über die metaphorischen Stränge schlägt.
Dieses Ringen um Anerkennung ist ein Schrei um Hilfe in einem Meer von Kommunikationssignalen. Es ist ein Flehen um Aufmerksamkeit, geäußert von Menschen, die für Geld und Erfolg stehen. Die mit ordentlicher Krawatte und gebügeltem Hemd durch die Lande ziehen. Und die doch keine intellektuelle Würdigung erfahren. Die Erhabenen, die Angesehenen – sie leben woanders.
Was also ist so schlimm an den schiefen Bildern und Metaphern? Muss Kommunikation immer vernünftig sein, immer einem logischen Muster folgen? Nein. Im Grunde sind Börsianer die wahren Künstler. Sie sind es, die unsere Sprache bereichern mit „Futures“, die ihre „Gewinne ausbauen“, und „Bankenwerten“, die „gesucht“ sind. Das wollen wir lesen, das und nichts anderes.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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