8,00 €
Erst wird die Angestellte Grace Jenkins in ihrer Wohnung ausspioniert, dann wird sie Zeugin eines angekündigten Unfalls und eines Mordes. Seit Wochen bekommt sie Briefe von einem Unbekannten, die als Kapitel einer Geschichte mit Grace Jenkins in der Hauptrolle angekündigt werden. In einem muss sie sogar lesen, dass sie einen Mord begehen wird! Handelt es sich um das Drehbuch eines Verrückten? Der Briefeschreiber nimmt sie als Geisel und will sie zwingen, den Inspector der Rauschgiftbehörde Greg Walker zu erschießen. Zur selben Zeit wird die Polizei durch Morde in der Kokain-Szene in Trab gehalten. Chief Inspector Roberta Foster und ihr Mitarbeiter Inspector Patrick Balmer können lange keinen Zusammenhang zwischen den Fällen erkennen. Werden sie das Rätsel um diese seltsamen Kapitel lösen können? Kann Chief Inspector im Ruhestand Steve Brennan dabei helfen?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 449
Veröffentlichungsjahr: 2021
Uwe Trostmann
Die 10 Kapitel der Vergeltung
Kriminalroman
Impressum
© 2021 Uwe Trostmann
COVER DESIGN: Jochen Pach, www.oryxdesign.de
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-37367-9
Hardcover:
978-3-347-37368-6
e-Book:
978-3-347-37369-3
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Ich möchte mich besonders bei meiner Lektorin Frau Friederike Schmitz (www.prolitera.de) für die ausgesprochen gute und konstruktive Zusammenarbeit während der Überarbeitung des Manuskripts bedanken.
Ebenfalls möchte ich meinen Dank Frau Claudia Chmielus für die aufmerksame Korrekturlesung aussprechen.
Er kann ihr vermitteln, er beabsichtige nicht, Gewalt gegen sie anzuwenden. Er zeigt sich eher fürsorglich und um sie bemüht. Da sie für ihn als Pfand und als Druckmittel wertvoll ist, kehrt sich die Situation für sie um.
In dieser Lage hat sie erneut das Gefühl, dass er seine Aggression nicht gegen sie richtet, sofern die Umstände es nicht zulassen, anders zu handeln. Dafür geht er mit ihr auch sehr aufmerksam um. Sie empfindet ihn dadurch als wohlwollend und ihn selbst als Opfer der Polizei.
Nach Lecturio Magazin: Erklärungen zum Stockholm-Syndrom – Die Opferrolle des Täters
Inhaltsverzeichnis
1. Brief
Alltag
2. Brief
Robertas langes Wochenende
3. Brief
4. Brief
Hinweise fehlen
Tod eines Drogendealers
Wie weiter?
Urlaubszeit
5. Brief
Coopers Erbe
Interessante Anhaltspunkte
Brennans Kontakte
Neue Hinweise?
6. Brief
Ein Mord
Veränderte Konstellationen
Grace’ Entführung
Beziehungen
Pläne
Falsche Hoffnungen
7. Brief
Schießerei im Pub
Erkenntnisse
Erkundungen
8. Brief
Ein dicker Fisch
Fehleinschätzung
Keine Erfolge
Unbeweglich
Mutter-Tochter-Wochenende
9. Brief
Lockmittel
Ein grauenvoller Fund
Der zweite Versuch
Brennan diskutiert
Einbahnstraße
Walker verschwindet
10. Brief
Treffpunkte
Die Abrechnung
Das Leck
1. Brief
Grace Jenkins öffnete die Tür ihres Hauses in der Woodcock Street, einem ruhigen Wohnbereich von Birmingham, gleich hinter dem Aston Park; sie wandte sich noch einmal nach draußen, schlug den Regenschirm zweimal aus und stellte ihn in den Schirmständer. Schnell öffnete sie noch den Briefkasten an der Eingangswand und fand einen Umschlag, den sie erst einmal auf eine Ablage legte. Sie zog sich den nassen Regenmantel und die Schuhe aus, nahm die Post und ihre Tasche und lief ins Wohnzimmer. Neugierig öffnete sie das Kuvert ohne Absender und entnahm ihm etwas anderes, als sie erwartet hatte. Es war weder eine Werbung noch eine Einladung zu einer Party. Als sie das Blatt entfaltete, sah sie einen Text, der mit „KAPITEL 1“ begann. Interessiert überflog sie den Inhalt, bevor sie Zeile für Zeile noch einmal genau las. Je mehr sie verstand, was sie gerade las, desto intensiver wuchs in ihr ein Gefühl der Unruhe, gar ein Widerwillen, diesen Text weiterzulesen.
KAPITEL 1
Grace Jenkins’ Wecker klingelte, wie an den meisten Werktagen, auch am 8. Juni 2016 um 7 Uhr 15. Sie stand auf, ging in die Küche und richtete sich einen Tee. Sie schaltete den Fernseher ein, setzte sich an den Küchentisch so, dass sie, wie immer, die Morning News sehen konnte, und trank langsam aus einer hellblauen Mag-Tasse. Ihr Blick fiel auf die Kekse vom gestrigen Abend und sie entschied sich, zwei Stück davon zum Frühstückzu essen. Obwohl die Tasse noch halb voll war, ging sie ins Badezimmer und richtete sich für ihren Arbeitstag in der Stadtverwaltung von Birmingham in der Woodcock Street. Heute entschied sie sich, das Parfum Chloé zu benutzen. Sie zog eine dunkelbraune Hose an, dazu eine rot geblümte Bluse und ihre bequemen Pumps. Da das Wetter leicht regnerisch werden sollte, beschloss Grace, ihren Trenchcoat überzuziehen. Dann verließ sie das Haus.
Grace blickte auf und überlegte kurz. Der 8. Juni war vor zwei Wochen gewesen, heute war der 22. Die Beschreibungen waren richtig. Wollte sich jemand einen Scherz mit ihr erlauben? Sie las weiter:
Grace lief zur Bushaltestelle Trinity Road. Sie kannte einige der Wartenden, mit dem einen oder anderen sprach sie ein paar Worte. Als der Bus die Haltestelle erreichte, war sie im Gespräch mit einer Dame mit blonden Haaren, die etwas jünger war als sie.
Ich wurde von diesem Unbekannten ganz genau beobachtet, dachte Grace. Sie wurde unruhig.
Grace stieg zusammen mit dieser blonden Frau im Snow Hill Queensway aus und lief mit ihr in Richtung des City Council, machte allerdings heute einen kleinen Umweg zu Celebz, kaufte sich dort ein Sandwich mit Käse und ging direkt zum Haupteingang der Stadtverwaltung für Finanzen.
Ich bin gespannt, was derjenige noch beobachtet hat, dachte sie. Sie war erstaunt über die Bespitzelung. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wer von ihren Bekannten sich solch einen Streich leistete.
Sie vertiefte sich wieder in den Brief, drehte das Blatt um, stellte fest, dass es auf der zweiten Seite ebenfalls beschrieben war, und las weiter:
Zur Mittagszeit kam die Sonne heraus und Grace lief eine Runde um das Verwaltungsgebäude. Sie war dabei nicht alleine, sondern in Begleitung von zwei männlichen Kollegen. Der eine, etwas größer als sie mit einem blauen Anzug und roter Krawatte, der andere mit anthrazitfarbener Hose und Lederjacke. Die Luft war jetzt so warm, dass sie ihren Mantel über den Arm legte. Nach etwa zehn Minuten kehrten die drei in das Gebäude zurück.
Das stimmte! Die beiden Kollegen waren Joe Smith und Kenneth Burns gewesen.
Grace verließ um 16 Uhr 38 das City Council und nahm nicht wie an anderen Tagen den Bus nach Hause, sondern den in Richtung Priory Queensway, stieg dort aus und lief die Straße entlang zu Marks & Spencer. Es hatte leicht zu regnen begonnen, trotzdem benutzte sie nicht ihren Regenschirm. Im Kaufhaus ging sie direkt in die Damenabteilung, sie suchte einen Pullover. Nachdem sie mehrere anprobiert hatte, entschied sie sich für einen dunkelgrauen mit grünen Ornamenten. Glücklich überihren Kauf schaute sie noch in der Schuhabteilung vorbei, konnte aber nichts Geeignetes finden. Da das Kaufhaus in wenigen Minuten schließen würde, machte Grace sich auf den Rückweg. Im Tesco Metro kaufte sie noch eine Tüte Milch und ein Toastbrot. Zuletzt nahm sie den Bus zurück und lief von der Haltestelle zu ihrem Haus in der Bevington Road.
Grace merkte, wie ihr Puls immer schneller schlug. Ihr wurde heiß, sie sah sich wiederholt im Zimmer um, lugte durch das Fenster nach draußen, wollte sich ablenken, wollte sichergehen, dass niemand im Zimmer stand oder sie durch das Fenster beobachtete. Obwohl sie äußerst erbost über diesen Schreiben war und es am liebsten in den Papierkorb geworfen hätte, zwang ihre Neugierde sie, mehr über dieses KAPITEL 1 zu erfahren. Sie las weiter.
Zu Hause setzte sie sich in ihren Sessel und legte die Beine hoch. Sie nahm die Zeitung, ein Artikel fesselte sie. Er handelte von einem Mann, der zu Fuß vom Nordkap bis nach Südspanien gelaufen war. Anschließend machte sie sich einen Rest Suppe warm, den sie im Kühlschrank aufbewahrt hatte, und richtete sich dazu ein Sandwich. Gegen sieben Uhr vertiefte sie sich in den Katalog eines Reiseveranstalters. Länger blieb sie auf einer Seite, auf der ein Hotel auf Teneriffa angepriesen wurde. Sie machte sich Notizen zu den Preisen für einen Aufenthalt im September. Um 20 Uhr 14 entschied sie sich, ihre bereits angefangene Jacke weiterzustricken. Das Rückenteil in dunkelblauer Farbe war beinahe fertig. Bevor sie zu Bett ging, goss sie ihreTopfpflanzen in dem kleinen Garten, der an den Aston Hall Park grenzte. Um 22 Uhr 28 machte Grace das Licht aus, nicht bevor sie an Vorder- und Hintertür kontrolliert hatte, ob sie abgeschlossen waren.
Grace blickte auf. Das war tatsächlich vor zwei Wochen passiert! Sie konnte sich gar nicht beruhigen. Das, was sie am Anfang belustigend fand, machte ihr jetzt Angst – mit jeder Zeile mehr. Sie wühlte im Haufen abgelegter Zeitungen und fand das Datum des Artikels bestätigt. An die meisten Begebenheiten, von den in dem Schreiben berichtet wurde, konnte sie sich erinnern. Sie las aber auch von Dingen, die sie beinahe vergessen hatte. Woher wusste der Briefschreiber das alles? Für sie gab es nur eine Schlussfolgerung: Jemand beobachtete sie und hatte das an jenem Tag sehr genau getan. Nur, wer konnte darüber Bescheid wissen, was innerhalb ihrer vier Wände passierte? Sie konnte sich nicht erinnern, dass an diesem Tag oder an Tagen davor oder danach jemand von ihren Bekannten bei ihr war! Sie hatte zwar mit dem einen oder anderen über ihre Ferienpläne gesprochen, auch darüber, dass sie gerne strickte, aber diese Leute konnten nicht wissen, was sie gerade an jenem Abend gemacht oder was sie gegessen hatte. Lange sah Grace aus ihrem Wohnzimmerfenster auf die Straße. Sie war in ihre Gedanken versunken. Es wurde langsam dunkel. Spät richtete sie sich im Badezimmer für die Nacht, noch später machte sie das Licht aus.
Immer wieder schaute sie auf den Wecker. Die Nacht wollte nicht vorübergehen. Der morgige Tag war ein Samstag, sie brauchte nicht ausgeschlafen zu sein, musste nicht ins Büro, hatte keine Pläne für das Wochenende. Irgendwann schlief sie ein.
Kaum war sie gegen sieben Uhr wach, ging ihr wieder dieser seltsame Brief durch den Kopf. Dieses unheimliche Gefühl, beobachtet zu werden, diese Angst war wieder da. Grace versuchte sich abzulenken, saugte die Wohnung, nahm sich die Zeitung, konnte sich aber nicht konzentrieren. Sie wagte nicht, aus dem Haus zu gehen, weil vielleicht dieser Unbekannte sie wieder verfolgen würde.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als einige Anhänger von Aston Villa an ihrem Fenster vorbei zur Bushaltestelle liefen. Sie schaute auf die Wohnzimmeruhr. Es war bereits 13 Uhr. Dennoch verspürte sie keinen Hunger. Sie holte sich nur ein Glas Wasser aus der Küche.
Mit dem Glas in der Hand blickte sie auf den Wohnzimmertisch und weiter durch die Tür ins Schlafzimmer. Sie sah das Buch „Wintersonne“ von Rosamunde Pilcher, das sie gestern Abend zur Ablenkung hatte weiterlesen wollen. Sie konnte sich nicht konzentrieren, immer wieder schweiften ihre Gedanken zu diesem KAPITEL 1 ab.
Grace wurde nachdenklich. Beim Öffnen der Vorhänge im Wohnzimmer sah sie, wie Sonne und Wolken sich schnell abwechselten, sie hörte den Wind draußen vor dem Haus. Plötzlich fiel ihr auf, dass sie noch gar nicht im Badezimmer gewesen war! Sie sollte duschen.
Sie stand im Badezimmer vor dem Spiegel und blickte sich an. Irgendetwas war anders. Irgendetwas war plötzlich in ihr Leben getreten, etwas Unangenehmes.
Länger als sonst stand sie unter der Dusche. Ihre Gedanken schweiften immer wieder hin zu diesem Brief. Sie zog sich an, nahm ihn noch einmal in die Hand und entschloss sich, im Sandwell Valley Country Park spazieren zu gehen.
Sie setzte sich auf eine Bank. Sie wollte ihre Gedanken ordnen, die ziemlich durcheinander waren. Wer konnte ihr so etwas schreiben? Wer konnte etwas davon haben, sie zu beobachten? Sie ging die Liste ihrer Freunde und Bekannten durch. Die Liste war nicht besonders lang, und niemand von denen kam für so etwas in Betracht. Sollte sie den einen oder anderen fragen? Nein, das würde sie nicht tun – sie fühlte sich beschämt, ein Opfer dieses Briefschreibers geworden zu sein. Immer wieder ging ihr dieses KAPITEL 1 durch den Kopf. Es kam ihr der Gedanke, dass es möglicherweise noch mehr KAPITEL geben könnte. Aber wenn es ein oder mehr KAPITEL gab, dann war es womöglich ein Buch! Wie war der Titel des Buches? Was war der Inhalt?
Spät ging sie ins Bett, nahm ihre Lektüre und konnte sich zu ihrer eigenen Überraschung darin vertiefen. Endlich war sie einmal abgelenkt. Spät fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
Am Sonntagmorgen saß sie mit einer Tasse heißem Tee auf ihrem Sofa und blickte sich um. Sie sah ihre Wohnung, die sie nach ihrem Geschmack eingerichtet, ihre gepflegten Möbel, die sie nach und nach gekauft hatte. Nicht diese Designersachen, sondern es sollte englisch aussehen, meinte sie, wenn jemand sie danach fragte. Grace wollte nicht auffallen, weder mit ihrer Kleidung noch im Büro, noch bei ihren Freundinnen. Sie hatte ihren Raum, in dem sie lebte, und ihr Haus, in das sie sich zurückziehen konnte. Hier hatte sie sich ihre kleine Welt geschaffen. Wollte ihr jemand die jetzt zerstören?
Einmal hatte sie eine Beziehung gehabt. Das war schon mehr als drei Jahre her. Er und sein Bruder waren nette Männer mit guten Manieren. Aber als sie erfuhr, dass ihr Freund nebenbei krumme Sachen machte, war für sie Schluss. Und sie hörte auch nichts mehr von ihm, bis sie von seinem Tod las.
Noch lange saß sie so da, blickte ab und zu zum Fenster, aber aus Angst, beobachtet zu werden, ließ sie die Gardinen geschlossen.
So kann und will ich meine Zeit nicht verbringen, stellte sie fest und machte sich auf, das Haus zu verlassen. Sie suchte Ablenkung im Museum Collection Centre. Sie wollte auf andere Gedanken kommen.
Sie war an diesem Wochenende nicht zur Ruhe gekommen. Während sie kochte, wusch oder ihr Haus putzte – immer schwirrten diese Zeilen in ihrem Kopf herum. Sollte sie mit Rose oder einer anderen Freundin darüber reden? Nein, das war nicht ihre Art. Sie sprach nicht gerne über ihre persönlichen Angelegenheiten oder gar über ihre Gefühle. Dieser Umschlag war nicht abgestempelt, war nicht mit der Post gekommen. Nervös hatte sie am Wochenende immer wieder in den Briefkasten geschaut. Sie erwartete etwas, was aber nicht ankam und was sie auch gar nicht wollte.
Spät am Abend, nach den Evening News, stellte sie fest, dass sie sich auf den morgigen Tag im Büro freute.
Alltag
Am Montag ging Grace wieder ihrem Alltag nach. Wie gewohnt stand sie auf, richtete ihre Wohnung, ging zur Arbeit, fuhr anschließend wieder nach Hause und machte Einkäufe. Aber etwas war verändert: Verunsichert schaute sie immer wieder nach rechts oder links, nach hinten, ob es jemanden gäbe, der sie verfolgte oder beobachtete. Sie erwartete, dass das Telefon läutete und ein Unbekannter sie anrief, sie erwartete eine E-Mail von einem Fremden. Nervös kontrollierte sie selbst bei der Arbeit immer wieder ihr Smartphone nach eingegangenen Nachrichten. Nichts dergleichen geschah. Nach drei Tagen wurde Grace wieder ruhiger, konnte sich auf ihre Arbeit, aufs Lesen und Stricken besser konzentrieren, schaute zu Hause nicht dauernd in den Briefkasten. Als am folgenden Wochenende noch immer kein weiteres KAPITEL ankam, versuchte sie sich einzureden, dass das alles nur ein billiger Scherz gewesen war und der Verfasser als Bekannter eines Tages, und zwar hoffentlich bald, vor ihr stehen würde.
Am Samstag dachte sie darüber nach, neue Blumentöpfe und Erde im Gartencenter zu besorgen – sie wollte ihre Blumen und Kräuter umtopfen. Sie setzte sich in ihren kleinen Suzuki, der seit mehr als drei Wochen unbenutzt in der Nähe ihres Hauses stand. Sie fuhr nicht gerne Auto, hatte sich aber dennoch dieses kleine Gefährt zugelegt, damit sie bequem Freunde und ihre Mutter besuchen oder größere Besorgungen machen konnte. Sie hatte den Suzuki schon länger nicht angesehen; er hat eine Wäsche nötig, dachte sie und stieg ein. Wie jedes Mal, wenn sie losfuhr, überfiel sie Unsicherheit: Ich habe keine Erfahrung mehr. Ich muss mehr fahren, dachte sie. Mit diesen Gedanken stellte sie den Automatik-Schalthebel in die Drive-Position.
Der Wagen war frisch gewaschen, im Kofferraum standen Blumentöpfe und lagen Säcke mit Blumenerde, als Grace zwei Stunden später zurückkam. Wie die meisten englischen Reihenhäuser hatte auch ihres einen kleinen, mit einer Mauer abgegrenzten Garten auf der Rückseite des Hauses, und Grace verbrachte den Nachmittag damit, diesen kleinen Hof zu verschönern. Die Sonne schien an diesem Tag. Nach getaner Arbeit machte sie es sich im Gartenstuhl zwischen den neuen Blumentöpfen bequem. Sie hatte tatsächlich vergessen, noch einmal in den Briefkasten zu sehen. Sie sah kurz auf und lächelte darüber.
Die nächsten Tage verliefen nicht anders als in der Zeit vor diesem KAPITEL 1. Grace fühlte sich wieder sicherer. Wenn sie einmal an diese Angelegenheit dachte, sagte sie sich, dass das wohl ein übler Scherz gewesen war, und dachte nicht länger darüber nach. Sie wollte auch vergessen, was der Briefeschreiber über ihre Tätigkeiten im Haus geschrieben, ja gewusst hatte. Am Donnerstagnachmittag war sie bei ihrer Freundin Rose eingeladen.
Sie war direkt nach der Arbeit im Büro in der Gemeindeverwaltung von Birmingham zu Rose gefahren. Sie hatte der Einladung nur zugestimmt, weil sie sich für den nächsten Tag sowieso freigenommen hatte. Unterwegs kaufte sie eine Schachtel Pralinen und nahm den Bus in die Green Lanes.
Rose erwartete sie schon – mit einer dicken Überraschung: Grace hatte gewusst, dass ihre Freundin einen Freund hatte, aber nicht, dass sie Toni heiraten wollte. Kein Wort darüber hatte sie vorher erwähnt. Nun aber platzte sie gleich mit ihren Heiratsplänen heraus. Grace fand kaum Zeit, Fragen zu stellen. Sie füllten ihre Gläser mehrere Male mit Gin-Tonic und wurden immer beschwingter, für Grace ungewohnt, da sie selten alkoholische Getränke zu sich nahm. Aber heute war das etwas anders: Sie freute sich mit ihrer Freundin. Das Datum der Hochzeit wollte sie sich zu Hause als Erstes in ihren Kalender eintragen. Der Brief des Unbekannten war in den Hintergrund getreten.
Nach zwei Stunden konnte sie sich aber doch losreißen. In guter Stimmung und etwas angesäuselt machte sie sich auf den Weg nach Hause. Der Bus brachte sie an ihre Haltestelle, sie stieg aus und lief die restlichen 150 Meter bis zu ihrer Haustür. In ihrem Briefkasten fand sie neben Werbezetteln und der Zeitung ein paar Briefe, sie nahm alles und legte es auf den Küchentisch. Auch in diesem Moment dachte sie nicht an diesen Umschlag ohne Absender. Sie zog Mantel und Schuhe aus, nahm die Zeitung, ging ins Wohnzimmer, setzte sich in ihren Sessel und legte die Füße hoch. Sie blätterte in der Zeitung, fand den einen oder anderen interessanten Artikel und vergaß die Zeit. Es war schon dunkel, als Grace leichten Hunger verspürte und in die Küche ging. Mit einem Sandwich und einem Glas Wasser kam sie zurück ins Wohnzimmer, nicht ohne den Stapel Umschläge vom Küchentisch mitzunehmen. Sie öffnete die Post, fand eine Telefonrechnung, ein Schreiben von der Rentenkasse, einen Brief mit Familienneuigkeiten von ihrer Cousine aus Wales, in den sie sich vertiefte, und bemerkte am Schlagen ihrer Wohnzimmeruhr, dass es Zeit für die Evening News war. Sie schaltete das Fernsehgerät ein, sah nach den Nachrichten noch einen Film und entschied anschließend, müde, wie sie war, ins Bett zu gehen. Dieser ominöse Brief vor zwei Wochen war wohl das Werk eines Komikers. Mit diesem Gedanken schlief sie schnell ein.
Grace hatte den Freitag freigenommen, wollte einmal in Ruhe shoppen gehen. Beim Verlassen des Hauses merkte sie, dass ihr Einkaufszettel noch in der Küche lag. Sie lief am Wohnzimmertisch vorbei, ihr Blick fiel rein zufällig auf die Post von gestern. Unter dem, was sie gelesen hatte, lugte etwas Weißes hervor. Sofort war es mit ihrer inneren Ruhe vorbei, als sie diesen Umschlag ohne Absender und mit diesem Aufkleber ihrer Adresse in der Hand hielt. Noch hoffte sie, dass es keine Fortsetzung des ersten KAPITELS wäre. Ihre Hände zitterten, als sie den Umschlag öffnete und ein Blatt Papier herauszog: Es war KAPITEL 2! Sie stand immer noch im Wohnzimmer, die Haustür immer noch offen, Geräusche von der Straße drangen ins Haus, sie hörte sie nicht. Sie schloss die Tür, sie las bereits, als sie zurück ins Wohnzimmer lief.
2. Brief
KAPITEL 2
Jetzt hatte Grace das 2. KAPITEL in der Hand und las es begierig. Ihre Hände zitterten, sie setzte sich in ihren großen Sessel. Der erste Brief hatte sie sehr durcheinander gebracht. Auch jetzt fühlte sie sich beobachtet, konnte sich aber nach wie vor nicht vorstellen, wer derjenige sein könnte, der diesen Text verfasst hatte.
Nachdem sie vor zwei Wochen das 1. KAPITEL erhalten hatte, war Grace erst einmal äußerst verwirrt gewesen. Ihre Reaktionen reichten von: „Das ist ein schlechter Witz“ über „Da will mir jemand Angst einjagen“ bis tatsächlich zu einem Zustand von Angst und Panik. Sie war gehemmt, verließ erst einmal ihr Haus nicht mehr, fühlte sich unsicher. Sie empfand eine ernsthafte Bedrohung durch die Beschreibung einzelner Details, Details sogar aus ihrem Badezimmer! Für jemanden, der so etwas erlebt, ist das wirklich schlimm. Er hat kein privates Rückzugsgebiet mehr.
Sie schaute auf. Derjenige, der ihr diese Beschreibungen schickte, zeigte eine gewisse Empathie. Tat es ihm leid, sie bis ins Private zu beobachten, oder tat er es mit der bewussten Absicht, sie zu verunsichern? Nach einer Weile las sie weiter:
Grace ging am Nachmittag in den Sandwell Valley Country Park und dachte weiter über dieses KAPITEL 1 nach. Lange saß sie auf einer Bank mit dem Brief in der Hand. Von dort aus nahmsie den direkten Weg zurück in ihr Haus, schloss sämtliche Fenster und Vorhänge und bewegte sich nur noch im Dunkeln.
Der Sonntag kam und sie suchte Abwechslung im Museum Collection Centre. Sie wollte Abstand bekommen, hatte sich ihr neues Kleid angezogen, das sie erst ein paar Tage zuvor per Post erhalten hatte. Sie sah schick darin aus. Es war eine Trotzreaktion auf die Briefe und die darin geschilderten Beobachtungen. An der Museumskasse hatte sie Schwierigkeiten, ihre Bankkarte zu finden, sie zahlte bar. In der Museum and Art Gallery hielt sie sich 1,5 Stunden auf, ausgiebig besah sie sich die Landschaftsmalerei aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Wirkte das beruhigend auf sie? Grace kaufte sich am Schluss ein Buch über die Sammlung. Auf dem Weg zurück zur Haltestelle gab sie einem Bettler eine Ein-Pfund-Münze. Sie nahm den Zug von Duddeston nach Witton Station und anschließend den Bus Nr. 11 A bis zur Hinstock Road. Von dort aus lief sie zum Handsworth Park, wo sie sich mit ihrer Freundin Rose traf. Sie tranken Kaffee und bestellten dazu Gebäck. Rose war mit ihrem schwarzen Peugeot gekommen und brachte Grace anschließend nach Hause.
Robertas langes Wochenende
Chief Inspector Roberta Foster fuhr nach Schottland, einerseits missmutig, auf der anderen Seite freute sie sich, ihre Eltern wieder einmal besuchen zu können. Und sie hatte ein Treffen mit einer ehemaligen Klassenkameradin ausgemacht.
Sobald dieses Seminar vorbei ist, kann das Wochenende kommen, dachte sie und fuhr weiter auf der A1 zu ihrem Ziel Edinburgh.
Noch vier Stunden Fahrt; bald hätte sie es geschafft. Sie schaltete das Radio ein und hoffte, einen schottischen Sender zu finden. Die News brachten nicht viel Neues und anschließend ertönte Popmusik.
„Ich werde viel früher ankommen als vermutet“, murmelte sie vor sich hin. „Vielleicht gehe ich mal zu der archäologischen Stätte an der Mauer und treffe dort die nette Dame, die mir vor ein paar Jahren das Skelett gezeigt hat. Ich werde diesen Fall sowieso in meinem Vortrag erwähnen.“
Um zwei Uhr fuhr Foster auf den Parkplatz ihres Seminar-Hotels, parkte ihren Wagen, checkte ein und brachte ihren Koffer auf das Zimmer. Kurz überlegte sie, ob sie bei diesem schönen Wetter ihre Jeans gegen ein Kleid tauschen sollte, entschied sich aber, bequemer unterwegs zu sein. Sie zog ihren Blazer über, nahm ihren kleinen Rucksack und machte sich auf den Weg. Hoffentlich treffe ich jetzt niemanden, den ich kenne. Ich will schnell an die Stadtmauer, dachte sie.
Sie hatte Glück. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, die Sonne wurde nur ab und zu von kleineren Wolken verdeckt, und nach knapp einer halben Stunde erreichte sie den Ausgrabungsort. Nach längerem Umschauen entdeckte sie die Archäologin, als sie aus einer Vertiefung kletterte. Foster winkte ihr, sie kam näher, brauchte aber ein wenig Zeit, um sich an den Chief Inspector zu erinnern.
„Ach ja, natürlich, Sie sind die Kommissarin aus Birmingham, die sich damals erst nach Fragen von mir als solche zu erkennen gab. Wie geht es Ihnen?“
„Mir geht es gut. Ab heute Nachmittag habe ich hier ein Seminar.“
„Hat sich Ihre Vermutung denn als richtig herausgestellt?“
„Sie meinen das Zeichen auf der Stirn? Ja, die war richtig. Laut unserem Forensiker wurde es schon vor Hunderten von Jahren in die Stirn geritzt. Ich vermute, Sie haben nichts über den Fall in der Zeitung gelesen? Es war eine dramatische Familiengeschichte.“
Sie erzählte etwas über die Giftmorde, die sich über lange Zeit – erst unerkannt – immer wieder ereignet hatten. Die Archäologin hörte aufmerksam zu.
„Das sind ja spannende Dinge, die Sie mir da erzählen! Ich bin besonders an dieser Familiengeschichte interessiert. Können Sie mir bitte etwas dazu schicken?“
„Gerne. Der Fall ist ja abgeschlossen.“
„Und beide Mörder nahmen sich mit dem Gift das Leben?“
„Ja, in beiden Fällen kamen wir zu spät. Aber was ich noch gerne wissen möchte: Haben Sie hier noch mehr Skelette gefunden?“
„Noch eines, aber ohne das Zeichen. Sollten wir noch eines finden, gebe ich Ihnen Bescheid.“
„Wieso wohnst du nicht bei uns?“ Fosters Mutter war aufgebracht, ihr Vater stand etwas sprachlos an der Tür.
„Weil ich flexibel bleiben muss. Ich kann nicht nach Ende der Kurse einfach von den Kollegen wegrennen und sagen: Meine Eltern warten auf mich. Wir müssen wichtige Informationen und Erfahrungen austauschen. Und ihr seht mich ja jetzt. Ich bin extra vorbeigekommen.“
„Und musst natürlich gleich wieder im Hotel bei deinen Leuten sein“, stichelte ihr Vater.
Sie holte tief Luft, schwieg aber.
„Na, erzähl doch einmal etwas über deine Fälle“, meinte die Mutter.
„Und wie es ohne Paul geht“, fügte ihr Vater an.
Nach den Anfangsschwierigkeiten wurde es doch ein netter Abend für alle. Sie erzählte Kriminalgeschichten, ließ es sich beim Dinner schmecken und verabschiedete sich von ihren sichtbar müden Eltern spät am Abend.
„Ich komme am Sonntag noch einmal vorbei, bevor ich zurückfahre.“
Für ihren Vortrag beim Seminar entschied sich Foster für einen dunklen Hosenanzug. Sie berichtete von speziellen Fällen, bei denen eine Aufklärung schwierig war. Bei der anschließenden Diskussion fand ganz besonders die Aufklärung des Falles mit den Giftmördern großes Interesse.
Abends, nach dem Dinner, fragten einige ältere Kollegen nach dem Befinden von Steve Brennan. Das, was sie im Seminar berichtet hatte, hatte viel mit ihrem ehemaligen Chef zu tun.
Nach einiger Zeit war sie etwas irritiert, dass die Fragen mehr um ihn als um sie gingen. Trotzdem stand sie bald als einziger weiblicher Inspector dieses Seminars im Mittelpunkt des Abends. Vielleicht auch weil sie sich umgezogen hatte und nun ein Kleid trug.
„Es ist aufregend, den Namen einer ehemaligen Klassenkameradin in der Zeitung zu lesen. Du hast wirklich einen spannenden Job.“
Foster hatte sich mit ihrer Freundin Susan am Sonntagvormittag in einem Café getroffen. Susan hatte Psychologie studiert und arbeitete jetzt in einer Praxis in der Stadt.
„Es gibt schon spannende Situationen“, erzählte Foster. „Es ist aber auch viel Routine und Verwaltungsarbeit dabei.“
„Mit Kriminalpsychologie hatte ich überhaupt noch nichts zu tun. Wenn ich deine Geschichten höre, bekomme ich schon richtig Lust, bei euch mitzuarbeiten.“
„Wir müssen versuchen, die Beweggründe der Täter zu verstehen, um einen Fall zu lösen. Aber das meiste lerne ich in der Praxis.“
„Vielleicht mache ich noch eine Zusatzausbildung und komme zu euch. Übrigens stand in der Zeitung viel über deinen Chef Steve Brennan. Ist der so gut?“
„Er war, liebe Susan. Er ist in Pension. Ich habe seine Stelle übernommen.“
„Und wie war das Arbeiten mit ihm? Er sah auf den Bildern für sein Alter ziemlich attraktiv aus.“
„Susan, bitte. Er ist dreißig Jahre älter als ich und liebt das Fischen über alles. Der ist überhaupt nicht mein Typ. Aber das Arbeiten mit ihm hat mir viel gebracht. Wenn man so lange im Beruf war, hat man viel gelernt.“
„Da hast du sicherlich recht. Aber sag mal, hast du nichts in Aussicht?“
„Du meinst einen Mann? Keine Zeit dafür. Und ich bin froh, dass ich Paul nicht mehr sehe.“
„War es so schlimm?“
„Du bist mal nicht zu Hause und er springt gleich mit der Nächstbesten ins Bett. Weil er so einsam war, wie er sagte.“
„Und deine Hobbys von früher? Tanzen und Tennis?“
„Vielleicht in Zukunft wieder.“
Die beiden Freundinnen unterhielten sich noch bestens weiter, bis Foster einfiel, dass sie noch bei ihren Eltern vorbeimusste.
„Und, sehen wir uns einmal wieder?“
„Komm nach Birmingham und wir unternehmen etwas.“
Nach dem versprochenen Zwischenstopp bei ihren Eltern fuhr Roberta Foster wieder zurück nach Birmingham.
Es war wichtig gewesen, die Kollegen aus anderen Städten einmal persönlich kennenzulernen. Das könnte in Zukunft bei einer Aufklärung helfen. Diese und andere Gedanken gingen ihr durch den Kopf, als sie ihren Wagen durch den Verkehr auf der Autobahn lenkte.
3. Brief
Der letzte war an einem Donnerstag gekommen. Wann würde sich wieder solch ein Brief ohne Absender in ihrem Briefkasten befinden? Grace bereitete sich innerlich schon die gesamte Woche darauf vor.
Dieses Mal erreichte er sie an einem Mittwoch – sie kam gerade aus der Stadt zurück, wo sie nach Büroschluss noch ein Paket für ihre Schwester in Irland aufgegeben hatte, als sie diesen weißen Umschlag, gleiche Größe, kein Absender, eigentlich einer wie jeder andere, in der Hand hielt. Sie erkannte ihn aber sofort. Sie wollte standhaft sein, doch ihr wurde schwindelig, sie wollte fortlaufen, doch die Beine versagten ihr den Dienst. Sie holte tief Luft und schloss die Haustür auf.
„Ganz ruhig“, sagte sie sich, stellte ihre Tasche ab, hängte den Mantel an der Garderobe auf und zog die Schuhe aus. Sie setzte sich und öffnete das Kuvert.
KAPITEL 3
Nachdem Grace KAPITEL 2 erhalten hatte, versuchte sie Ruhe zu bewahren. Sie wollte nicht an diese Briefe zu glauben, versuchte ihr Leben ganz normal zu leben. Dennoch verbrachte sie die ersten beiden Abende im Dunkeln. Dann wollte sie wie eine Schauspielerin in ihrer Rolle aufgehen, begann jeden Schritt, den sie von jetzt an machte, laut zu kommentieren. Das gab ihr tatsächlich Halt, kostete sie allerdings auch viel Kraft. Selbst in ihrem kleinen Auto sprach sie unentwegt mit dem Fremden.
Jetzt kann er mich sogar schon in meinem Auto hören.
Wieder hält sie mit großer Nervosität ein neues KAPITEL des unbekannten Buches in der Hand, diesmal das dritte. Es wird sie nicht nur durch die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft führen. Und Grace wird immer mehr der Mittelpunkt einer ganz neuen Geschichte werden, einer spannenden Geschichte, die sie und ihr Leben verändern wird.
Der plant etwas um mich herum, das anschließend passieren soll! Was meint er damit, dass ich Mittelpunkt der Geschichte werde? Bin ich das nicht schon?
An einem unbestimmten Tag wird sie wie immer morgens die dreihundert Meter von der Bushaltestelle in ihr Büro im City Council gehen und am späten Nachmittag denselben Weg wieder zurücklaufen. Sie wird nicht alleine sein, viele Angestellte der Finanzabteilung wie auch Studenten der Aston University werden mit ihr diesen Weg teilen. Sie kennt sich hier aus, sie fühlt sich sicher, vor allem vor Beobachtungen. Irgendwann wird es passieren: Ein Mann wird vor ihren Augen von einem Auto überfahren.
Grace legte erschrocken das Blatt Papier beiseite, sie spürte ihr Herz rasen.
„Wie kann das sein? Wie kann derjenige das wissen? Wird er jemanden überfahren? Wo soll das sein? Er macht keine Angaben, wo und wann das passieren soll. Natürlich gibt es jeden Tag Unfälle auf der Straße. Aber wieso weiß diese Person, dass ich dort sein werde? Wenn das so ist, kann das nur Absicht sein, ein Mord! Ich kann das nicht glauben“, sprach sie halblaut vor sich hin. Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie versuchte, sich zu konzentrieren. Sie überlegte, wie sie das verhindern könnte, erwog, die Polizei um Hilfe zu bitten, doch die würde ihr diese Geschichte nicht glauben. „Es sei denn, es wird wirklich jemand überfahren. Aber dann ist es zu spät!“
Grace saß in ihrem Sessel, war nicht in der Lage aufzustehen, aufzuräumen, sich ein kleines Abendessen zu machen. Später holte sie sich ein Glas Wasser. Lange blieb sie bewegungslos in ihrem Sessel sitzen, vor lauter Aufregung vergaß sie sogar, die Vorhänge zu schließen, das Licht auszuschalten. Spät legte sie sich in ihr Bett. Sie schlief die ganze Nacht kaum, wälzte sich von einer Seite auf die andere. War sie doch einmal eingeschlafen, so hatte sie Albträume.
Schon kurz nach fünf Uhr am nächsten Morgen stand sie auf und setzte sich mit einer Tasse Tee an den Küchentisch. Draußen wurde es langsam hell, die ersten Nachbarn fuhren mit ihren Autos zur Arbeit. Nach dieser Nacht hatte sie nichts als Watte im Kopf. Später fuhr sie ins Büro. Sie war höchst nervös, blickte sich auf der Straße immer wieder vorsichtig um, wurde merklich unsicherer. An jeder Straßenkreuzung schaute sie, ob etwas passieren würde. Aus Versehen rempelte sie Passanten an, weil sie immer wieder auf die Straße sah und nicht auf ihren Weg. An der Haltestelle fragte eine Frau, die morgens den gleichen Weg nahm wie Grace, ob Grace sich auch wirklich wohl fühlte. Ich muss schrecklich aussehen, dachte sie ängstlich. Sie kam müde im Büro an, machte ihre Arbeit, vermied den Kontakt zu ihren Kollegen. Auf dem Heimweg ging sie in einen Drugstore und kaufte eine Packung Schlaftabletten. Sie wollte nicht noch einmal eine Nacht wie die letzte erleben. An diesem Tag war nichts passiert.
Am vierten Tag nach der Ankündigung passierte das Unvorstellbare: Auf dem Heimweg stand sie an einem Fußgängerübergang mit roter Ampel, als sich auf der gegenüberliegenden Seite ein Mann ruckartig, beinahe stolpernd, auf die Straße zu bewegte. Grace sah den Mann, sah den Transporter kommen, wollte schreien, konnte nicht. Der Mann wurde von dem Auto erfasst und mitgeschleift. Der Schock ließ sie erstarren. Das Angekündigte war eingetroffen. Sie blieb wie angewurzelt stehen und konnte sich immer noch nicht bewegen, als Ambulanz und Polizei eintrafen. Sie konnte jetzt doch nicht zur Polizei gehen und berichten, dass jemand den Unfall vorausgesehen hatte!
„Kann ich Ihnen helfen?“ Eine Passantin hatte Grace schon länger dastehen sehen. Grace schaute sie an.
„Nein, alles in Ordnung“, behauptete sie und machte sich auf den Heimweg. Ihre Schritte wurden immer schneller, bald rannte sie, sie wollte fort von diesem Ort, von diesem angekündigten Unfall, von allem – sie wollte sich nur noch verstecken. Sie sperrte die Tür hinter sich zu, legte sich auf ihr Bett und heulte.
Am nächsten Tag meldete sie sich krank. Auf ihrem Smartphone las sie, dass das Unfallopfer Ken Stirling hieß und noch in der Nacht im Krankenhaus verstorben war. Immer wieder überlegte sie, was sie tun könnte, um diese Briefe nicht mehr zu bekommen, diesen Absender loszuwerden. Sie sah nur eine Möglichkeit: Sie musste mit ihrer Freundin Rose darüber sprechen. Ihr wollte sie sich nun doch anvertrauen, sie um Rat fragen.
„Das ist ja unglaublich, was du mir erzählst! Du erhältst diese KAPITEL seit Wochen? Erst scheint dich jemand zu überwachen und sendet sie dir, er kündigt einen Unfall vor deinen Augen an und der passiert auch noch. Grace, das war Mord! Du musst zur Polizei gehen!“
„Die glauben mir nicht. Ich kann bestenfalls Anzeige wegen Belästigung erstatten.“
„Sagt dir der Name Ken Stirling etwas?“, fragte Rose.
„Überhaupt nicht. Warum fragst du?“
„Vielleicht hat der etwas mit den Briefen zu tun.“
„Der Briefschreiber?“
„Nein. Mit dir und den Briefen.“
„Das verstehe ich nicht. Nein. Diesen Namen habe ich noch nie gehört.“
Die beiden Freundinnen saßen noch lange zusammen und überlegten sich, was der Hintergrund für dieses hässliche Spiel sein könnte. Wie konnte Grace eine der Spielfiguren werden? Sie kamen zu keinem Ergebnis.
„Willst du ein paar Tage bei mir wohnen? Hier wirst du nicht überwacht und fühlst dich sicher.“
„Habe ich mir auch schon überlegt. Aber jetzt gehe ich erst einmal nach Hause. Es ist schon halb zehn Uhr“.
Sie hatte eine Schlaftablette genommen und die folgende Nacht gut überstanden. Und wieder waren ihre ersten Gedanken am Morgen bei den Schreiben und bei dem Unfall. Gelegentlich dachte sie an den Namen Ken Stirling, aber sie konnte sich nicht erinnern, den Namen vorher schon einmal gehört oder gelesen zu haben. Die Briefe und jetzt dieser Unfall hatten ihr Leben verändert: Sie fühlte sich, selbst in ihrem Haus, beobachtet, jemand steuerte ihr Leben, sie war unfrei.
Der Unfall hinderte sie an der konzentrierten Arbeit im Büro. Auf Roses Ratschlag hin legte sie immer wieder Pausen ein, in denen sie sich entspannte. Ihre Wege ins Büro oder zum Einkaufen waren weiterhin von Unsicherheit gekennzeichnet. Immer wieder sah sie nach rechts oder links.
Den Donnerstagabend verbrachten die beiden Freundinnen damit, das Wochenende für Grace zu organisieren. Grace konnte ihre Freundin nicht dazu überreden, etwas mir ihr zu unternehmen: Sie war mit ihren Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt.
„Ich habe Angst, dass der Briefeschreiber uns auch hier überwacht“, meinte Grace.
„Ich hoffe nicht“, erwiderte Rose. „Wir werden es spätestens merken, wenn er dein Wochenende im nächsten KAPITEL erwähnt.“
Sie planten weiter. Der Vorschlag kam von ihrer Freundin: „Fahr doch dorthin, wo du schon immer einmal hinwolltest, wo du vielleicht jemanden kennst.“
Sie suchten Hotels in Leicester und Nottingham. Beim Abschied ermutigte Rose ihre Freundin mit den Worten
„Es werden bestimmt schöne Tage. Denke nicht so viel an diese Briefe.“ Und sie gab ihr noch einen Rat: „Wenn du zu Hause deine Sachen packst, vermeide es zu reden oder irgendetwas herumliegen lassen, was auf deine Reise hindeuten könnte.“
Grace fuhr mit ihrem Wagen nach Hause, schaltete die Lichter in ihrem Haus so weit wie möglich aus, holte einen Koffer und packte Kleidung für das Wochenende hinein. Sie stellte ihn in eine dunkle Ecke, außerhalb des Sichtbereiches der Fenster. Sie nahm eine Schlaftablette, stellte vorsichtshalber den Wecker und schlief ein.
Als am Freitagmorgen ihr Wecker klingelte, war sie schon ein paar Minuten wach gewesen. Sie duschte wie schon in den letzten beiden Wochen im Dunkeln, ließ nur durch einen schmalen Türschlitz Licht hereinkommen, zog sich an, machte sich eine Tasse Tee, packte ihren Laptop in die Tasche, nahm Mantel und Koffer und fuhr, dieses Mal mit ihrem Wagen, zur Arbeit in die Finanzverwaltung der Stadt. Kollegen, die sie sahen, fragten, ob es ihr besser ginge, sie sehe heute gut aus. Zur Mittagszeit räumte sie ihre Sachen in den Schreibtisch, verabschiedete sich ins Wochenende und ging zu ihrem Auto.
An der nächsten Tankstelle tankte sie ihr Auto voll, steuerte es erst einmal nach Süden, fuhr auf die M5 Richtung Bristol und lenkte erst später ihren Wagen über Coventry zu ihrem Ziel nach Leicester. Immer wieder schaute sie in den Rückspiegel, wollte sich versichern, dass ihr niemand folgte, merkte sich die Wagen, die hinter ihr fuhren. Ein dunkler Mazda, der schon bald 20 Meilen hinter ihr fuhr, veranlasste sie, die Autobahn zu verlassen, einen Halt einzulegen und erst später wieder auf die Autobahn zurückzukehren. Sie sah den Mazda nicht mehr.
Sie erreichte ihr erstes Reiseziel und das The Castle Hotel by Greene King Inns nach beinahe einer Stunde Fahrt. Nimm ein kleines Hotel, du behältst den Überblick über die anderen Gäste, hatte ihr Rose geraten.
Sie checkte ein, nur eine Nacht würde sie bleiben, anschließend machte sie sich auf zu einer Stadtbesichtigung. Sie war guter Stimmung, als sie durch die Straßen von Leicester spazierte. Die Sonne tat ein Übriges. Als sie jedoch in einem Café saß, sich ein Fremder an den Nachbartisch setzte und ein Gespräch mit ihr beginnen wollte, zahlte sie schnell, lief hinaus und in einen Laden schräg gegenüber. Der Fremde folgte ihr nicht, sie war erleichtert.
Da war es wieder, dieses Gefühl des Beobachtetseins. Sie wurde es nicht los. Hat der Briefeschreiber mich verfolgt? Sie lief weiter. Aber das ist genau, was er wollte. Mich verunsichern. Aber warum und wozu?
Es wurde langsam dunkel und sie lief zurück ins Hotel, machte sich frisch und ging ins Restaurant. Es war zum Dinner gedeckt. Alleine nahm sie ihr Essen ein, stieg anschließend die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf und schloss ab.
Auf dem Weg in den Frühstücksraum fragte Grace kurz an der Rezeption, ob ein Umschlag für sie abgegeben worden wäre. Sie hoffte – wollte ihre Unsicherheit beenden, – dass nichts für sie angekommen war. Es war nichts für sie da.
Sie hatte ihre Sachen wieder in den kleinen Koffer gepackt, bugsierte ihn in ihr Auto und fuhr nach Nottingham. Nur ab und zu kam die Sonne hinter den Wolken hervor, dennoch freute sie sich auf diesen Tag. Die dreißig Meilen dorthin waren schnell gefahren und sie parkte ihr Auto in der Nähe vom Mama’s Inn Boutique Guest House. Der Tag gehört mir, sagte sie sich und schlenderte bald durch die Straßen. Beinahe hätte sie ihr Handy genommen und eine Notiz an Rose geschrieben, wie gut es ihr heute ging. Sie solle das besser nicht tun, hatte ihre Freundin gesagt.
Sie rief aber einen alten Klassenkameraden an. Der, überrascht von ihrem Anruf, änderte seine Pläne und traf sich mit ihr. Sie plauderten viel, Grace vergaß diese KAPITEL und erzählte auch nichts davon. Spät kam sie zurück ins Hotel. Am Sonntagmittag war sie wieder auf dem Weg zurück nach Birmingham. Aber bevor sie in die Bevington Road fuhr, machte sie bei ihrer Freundin Halt.
4. Brief
Die folgenden Tage waren, trotz des vergangenen Wochenendes, erfüllt von Unsicherheit. Manchmal mit Angst, aber auch ungeduldig wartete Grace auf den nächsten Brief. Sie zitterte, wenn sie auf den Briefkasten blickte. Was wird er zu dem Unfall sagen? Hatte er ihn geplant? In dem Fall – war das Mord! Oder gibt es im nächsten KAPITEL noch eine Steigerung seiner hässlichen Pläne?
Sie kam am Mittwoch aus dem Büro, als sie den Umschlag, diesen Brief, in ihrem Briefkasten vorfand. „Der soll warten“, sagte sie voller Trotz und legte erst einmal ihre Sachen zur Seite, hängte ihren hellen Trenchcoat an die Garderobe und zog sich ihre Schuhe aus.
„Du siehst, deine Schreiben machen mir keine Angst mehr“, redete sie laut vor sich hin. Sie machte sich eine Tasse Tee und öffnete das Kuvert. Sie versuchte sich zu beherrschen, trotzdem zitterten ihre Hände.
KAPITEL 4
Grace stand wie versteinert an der Straßenkreuzung. Sie war Zeugin geworden, wie Ken Stirling auf die Straße stolperte, obwohl die Fußgängerampel Rot zeigte. Er wurde sofort von einem Lieferwagen erfasst, auf die Straße geschleudert und eine Strecke weit mitgeschleift. Er starb wenig später im Krankenhaus. Passanten wunderten sich, dass Grace noch an der Straße stand, als der Krankenwagen schon abgefahren war. Sie stand den Fußgängern im Weg, trat zur Seite, lehnte sich an eine Hauswand.Sie konnte nicht glauben, dass die Ankündigung von KAPITEL 3 tatsächlich wahr geworden war. Sie löste sich aus ihrer starren Haltung und lief langsam, in sich gekehrt weiter. An der nächsten Haltstelle nahm sie den Bus zu ihrer Freundin Rose.
Jetzt erzählte sie ihr alles. Lange saßen die beiden Freundinnen zusammen oder gingen spazieren. Es war schon dunkel.
Der beobachtet uns auch in Roses Wohnung! Wie ist das möglich!?
Während der folgenden Tage ging Grace nach Büroschluss immer öfter zu ihrer Freundin, kehrte aber zum Schlafen in ihr Haus zurück. Trotzig kommentierte sie alles, was sie tat – sie ging inzwischen davon aus, dass sie in ihrem Haus immer überwacht wurde. Wiederholt, aber erfolglos hatte sie nach versteckten Kameras und Spionen gesucht. Zum Schlafen nahm sie jetzt regelmäßig Vivinox, aber den Rat ihrer Freundin Rose wollte sie nicht befolgen, die Briefe der Polizei zu zeigen und Hilfe anzufordern. An einem Wochenende verreiste sie und kam erst am Sonntagabend wieder zurück.
Aha, er weiß nicht, wo ich war. Und damit hat er Roses Haus nicht unter seiner Kontrolle.
Grace öffnete an diesem Mittwoch schon mit dem Gedanken an das nächste KAPITEL ihre Haustür. Sie fand den Brief vor, ließ sich erst einmal die Anspannung nicht anmerken, riss den Umschlag dann aber doch mit zitternden Händen auf.
Der Beobachter hatte sie gut eingeschätzt, sagte sie sich. Und las den nächsten Abschnitt:
Grace wird ihren Tagesablauf weiterhin in ihrer neuen Routine machen. Sie wird den gewohnten Weg zur Arbeit und zurück nehmen und auch ihre Einkäufe erledigen. Doch sie ist anders geworden: verschlossener. Und sie erwartet das nächste KAPITEL mit Ungeduld, denn sie weiß, dass sie diesem Buch nicht entrinnen kann. Sie erkennt, dass sie Teil des Buches geworden ist. Und an einem Tag wird noch etwas Neues, etwas Unerwartetes geschehen: Irgendwo auf ihren Wegen wird sie erleben, wie jemand ganz in ihrer Nähe sterben wird.
Grace las die letzten Worte wieder und wieder: … wird sie erleben, wie jemand ganz in ihrer Nähe sterben wird. Es wurde ihr schwindelig. In ihrem Kopf drehte sich alles. Ihr wurde übel, ihr Magen rebellierte. Sie stand auf, wollte sich ein Glas Wasser holen und fiel beinahe hin. Sie konnte sich gerade noch an der Sessellehne festhalten. Der Brief entglitt ihrer Hand. Sie torkelte in die Küche, ließ Wasser in ein Glas laufen, dabei zitterte sie so sehr, dass die Hälfte danebenlief, und trank es in einem Zug leer. Sie legte sich auf das Sofa. Ihr Herz raste. Sie wollte schreien, konnte aber nicht.
„Warum tust du das?! Wer bist du? Willst du mich auch umbringen?“ Ihre Worte wurden nur gehaucht. Nach einigen Minuten aber hob sie das Blatt auf und las weiter:
Grace will diese Ankündigung nicht glauben, kann sie nicht verstehen, kann sich aber nach den letzten KAPITELN denken, dass dieser Mord tatsächlich stattfinden wird. Warum gerade ich, fragt sie sich. Sie wird versuchen, diese Tat zu verhindern, aber auch die Polizei wird das nicht können. Grace wird immer klarer, dass sie Teil einer größeren Geschichte geworden ist.
Und noch etwas wird sich in ihrem Leben ändern: Sie wird jemanden kennenlernen, mit dem sie von diesem Zeitpunkt an ihr Leben teilen wird. Sie werden zusammen durch das Land ziehen mit dem Ziel, eine wichtige Entscheidung umzusetzen. Sie werden viel zusammen erleben. Grace wird den großen Zusammenhang erkennen, der mit KAPITEL 1 begonnen hat. Noch viele weitere KAPITEL werden sie zusammen schreiben.