Die Adoptivkaiser - Oliver Schipp - E-Book

Die Adoptivkaiser E-Book

Oliver Schipp

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Beschreibung

Als Adoptivkaiser werden die sechs römischen Kaiser Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Marc Aurel und Lucius Verus bezeichnet, da sie ihren Nachfolger jeweils adoptierten. Durch die Adoption sollte gewährleistet werden, dass der nachfolgende Kaiser allein aufgrund seiner Fähigkeiten ausgewählt wurde. Nur der Beste sollte dazu bestimmt sein, Kaiser zu werden. In die Zeit des Adoptivkaisertums (98-192 n.Chr.) fallen wichtige Ereignisse des Römischen Reiches, innen- wie außenpolitisch. So wurden etwa die Daker- und Markomannenkriege geführt, um den germanischen Ansturm auf die Reichsgrenzen abzuwehren, und unter Trajan erreichte das Imperium seine größte Ausdehnung. Auch die Baukunst erlebte eine neue Blütezeit, wie die Entstehung bedeutender Monumente zeigt: etwa die Neukonstruktion des Pantheons oder das Trajansforum in Rom. Oliver Schipp gibt in diesem kompakten Band einen knappen Überblick über die ereignisreiche Epoche der Adoptivkaiser im 2. Jahrhundert n.Chr.

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Oliver Schipp

Die Adoptivkaiser

Nerva, Trajan, Hadrian, Antonius Pius, Mark Aurel, Lucius Verus und Commodus

Impressum

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

© 2011 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt

Die Herausgabe desWerkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht.

Karte: nach T. Hölscher, Klassische Archäologie

Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,

KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de

ISBN 978-3-534-21724-3

Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:

eBook (PDF): 978-3-534-71928-0

eBook (epub): 978-3-534-71929-7

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Impressum

Inhaltsverzeichnis

Geschichte kompakt – Antike

I. Quellengrundlage und Forschungsstand

1. Zeitzeugen und antike Kompilatoren

2. Materielle Zeugnisse und Befunde

3. Rekonstruktionen neuzeitlicher Geschichtsforschung

II. Adoptivkaisertum – Regieren ohne leibliche Söhne

1. Die Herrschergewalt des Prinzeps

2. Das Prinzip der Adoption

3. Die Adoption des Besten

III. Expansion und Stagnation

1. Nerva: Der Beginn des Adoptivkaisertums

2. Trajan: Die letzte große Expansion

3. Hadrian: Ein Kaiser sichert die Grenzen eines Weltreiches

IV. Blüte und Frieden

1. Antoninus Pius: Die Ruhe vor dem Sturm

2. Faustina: Mutter und Tochter

3. Hadrian und seine Adoptivfamilie – Das Modell einer erfolgreichen Herrschaftssicherung

V. Bedrohung und Abwehr

1. Marc Aurel und Lucius Verus: Die Samtherrschaft?

2. Marc Aurel: Grenze der Macht – Freiheit des Geistes

3. Commodus: Das Ende des Adoptivkaisertums

VI. Zusammenleben und Sozialordnung

1. Oberschicht: Senatoren und Ritter

2. Römische Bürger in Stadt und Land

3. Sklaven und Freigelassene

VII. Lebensgrundlage: Die römische Wirtschaft

1. Landwirtschaft und Bergbau

2. Handwerk und Gewerbe

3. Handel

VIII. Kunst und Kultur: Der Ausdruck einer Epoche

1. Die Bauwerke der Adoptivkaiser

2. Identität und Repräsentation

3. Zweite Sophistik und Literatur

IX. Adoptivkaisertum – Ein goldenes Zeitalter?

Auswahlbibliographie

Register

Geschichte kompakt

Herausgegeben von Kai Brodersen, Martin Kintzinger, Uwe Puschner, Volker Reinhardt

Herausgeber für den Bereich Antike:

Kai Brodersen

Beratung für den Bereich Antike:

Ernst Baltrusch, Peter Funke,

Charlotte Schubert, Aloys Winterling

Geschichte kompakt

In der Geschichte, wie auch sonst,

dürfen Ursachen nicht postuliert werden,

man muss sie suchen. (Marc Bloch)

Das Interesse an Geschichte wächst in der Gesellschaft unserer Zeit. Historische Themen in Literatur, Ausstellungen und Filmen finden breiten Zuspruch. Immer mehr junge Menschen entschließen sich zu einem Studium der Geschichte, und auch für Erfahrene bietet die Begegnung mit der Geschichte stets vielfältige, neue Anreize. Die Fülle dessen, was wir über die Vergangenheit wissen, wächst allerdings ebenfalls: Neue Entdeckungen kommen hinzu, veränderte Fragestellungen führen zu neuen Interpretationen bereits bekannter Sachverhalte. Geschichte wird heute nicht mehr nur als Ereignisfolge verstanden, Herrschaft und Politik stehen nicht mehr allein im Mittelpunkt, und die Konzentration auf eine Nationalgeschichte ist zugunsten offenerer, vergleichender Perspektiven überwunden.

Interessierte, Lehrende und Lernende fragen deshalb nach verlässlicher Information, die komplexe und komplizierte Inhalte konzentriert, übersichtlich konzipiert und gut lesbar darstellt. Die Bände der Reihe ,Geschichte kompakt` bieten solche Information. Sie stellen Ereignisse und Zusammenhänge der historischen Epochen der Antike, des Mittelalters, der Neuzeit und der Globalgeschichte verständlich und auf dem Kenntnisstand der heutigen Forschung vor. Hauptthemen des universitären Studiums wie der schulischen Oberstufen und zentrale Themenfelder der Wissenschaft zur deutschen, europäischen und globalen Geschichte werden in Einzelbänden erschlossen. Beigefügte Erläuterungen, Register sowie Literatur- und Quellenangaben zum Weiterlesen ergänzen den Text. Die Lektüre eines Bandes erlaubt, sich mit dem behandelten Gegenstand umfassend vertraut zu machen. „Geschichte kompakt“ ist daher ebenso für eine erste Begegnung mit dem Thema wie für eine Prüfungsvorbereitung geeignet, als Arbeitsgrundlage für Lehrende und Studierende ebenso wie als anregende Lektüre für historisch Interessierte.

Die Autorinnen und Autoren sind in Forschung und Lehre erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Jeder Band ist, trotz der allen gemeinsamen Absicht, ein abgeschlossenes, eigenständiges Werk. Die Reihe „Geschichte kompakt“ soll durch ihre Einzelbände insgesamt den heutigen Wissensstand zur deutschen und europäischen Geschichte repräsentieren. Sie ist in der thematischen Akzentuierung wie in der Anzahl der Bände nicht festgelegt und wird künftig um weitere Themen der aktuellen historischen Arbeit erweitert werden.

Kai Brodersen

Martin Kintzinger

Uwe Puschner

Volker Reinhardt

I. Quellengrundlage und Forschungsstand

Grundlage jeder Aussage zur Geschichte des 2. Jhs. sind die Zeugnisse und Denkmäler, die in dieser Zeit oder nur wenig später entstanden sind, und die antiken Schriften, die zwar später entstanden sind, aber ihre Erkenntnisse aus früheren Quellen schöpfen. Die literarischen Quellen können im Originalzustand überlieferte Texte, Zeitzeugenaussagen oder Kompilationen sein. Ergänzt werden die historischen Aussagen der literarischen Quellen durch Informationen, die aus weiteren schriftlichen Quellengattungen gewonnen werden. Je nach Beschreibstoff unterscheidet die Forschung papyrologische, numismatische und epigraphische Zeugnisse. Die Archäologie untersucht schließlich alle sonstigen materiellen Hinterlassenschaften, zu denen vor allem Straßen, Gebäude, Gräberfelder, Transportgefäße sowie Staatsdenkmäler und Skulpturen zählen.

Während die materiellen Hinterlassenschaften in großer Zahl überliefersind, wird die Dichte und Qualität des literarischen Materials, wie sie für das erste vorchristliche Jahrhundert vorhanden ist, im 2. Jh. nicht mehr erreicht. Die Rekonstruktion der Ereignisgeschichte des 2. Jhs. beruht daher auf einer lückenhaften Darstellung, was deutlich wird, wenn man die wichtigsten Quellen betrachtet.

1. Zeitzeugen und antike Kompilatoren

Tacitus

Der Senator und Historiker Publius Cornelius Tacitus (ca. 58–120) erlebte noch den Beginn der Adoptivkaiserzeit. Er starb in der Regierungszeit Hadrians. Leider sind nur wenige Notizen von ihm über die hier interessierende Epoche erhalten. Tacitus bedauerte, dass seine eigene Epoche, die Kaiserzeit, so ereignisarm gewesen sei, dass man sie kaum mit der Zeit der Republik vergleichen könne (Tacitus, Annalen 4,32). Zugleich stellte er erleichtert fest, dass es unter Nerva und Trajan erstmals zur Zeit des Prinzipats die Meinungsfreiheit gab, die seine Schriftstellerei erst ermöglichte (Tacitus, Historien 1,1,4).

Plinius der Jüngere

Detailliertere Informationen überlieferte Gaius Plinius Caecilius Secundus (61/62–112/13). Er wurde in Como geboren und als Halbwaise von seinem gleichnamigen Onkel, dem Naturforscher, adoptiert. Zur Unterscheidung von diesem wird er als Plinius der Jüngere bezeichnet. In Rom wurde er ausgebildet, wobei einer seiner Lehrer der berühmte Rhetor Quintilian war. Er schlug eine senatorische Laufbahn ein und wurde unter Trajan schließlich Statthalter der kaiserlichen Provinz Bithynia.

Aus dieser Zeit stammt auch die Korrespondenz mit Kaiser Trajan (121 Briefe), die er als zehntes Buch seiner Briefesammlung publizierte. Die ersten neun Bücher umfassen 248 Briefe, die Plinius an 105 verschiedene Adressaten gerichtet hatte. Die Briefsammlung des Plinius war zur Publikation bestimmt und entsprechend überarbeitet worden. Einige Themen, die Plinius erörtert, waren: persönliche Anliegen, Berichte, Politik, Bildungsfragen, Landschaftsschilderungen und Beschreibungen seiner Villen, das Tuscum im Apennin und das Laurentinum südlich von Ostia am Mittelmeer. Auf Anfrage des Tacitus beschrieb Plinius den Ausbruch des Vesuvs, bei dem sein Onkel ums Leben gekommen war. Plinius der Jüngere bietet detaillierte Einblicke in die Verhältnisse seiner Zeit, sowohl in den Alltag als auch in das politische Leben und in die zeitgenössische Gesellschaft. Berühmt geworden ist der Brief bezüglich der Behandlung von Christen, die den Kaiserkult verweigerten (Plinius der Jüngere, Briefe 10,97). Plinius reflektierte aber auch über die Möglichkeiten der Historiographie seiner Zeit.

Q

Plinius der Jüngere über die Geschichtsschreibung seiner Zeit

(Plinius d. J., Briefe 8,4,1 und 9,2,2)

Du [Caninius] tust sehr gut daran, dass Du den Krieg gegen die Daker zu beschreiben gedenkst. Denn wo findet sich ein so aktueller, so reicher, so ausgedehnter, schließlich ein so dichterischer und, obwohl es sich um eine reine Tatsache handelt, ein so wunderbarer Stoff?

Denn meine Lage ist nicht dieselbe wie die des Marcus Tullius [Cicero], auf dessen Beispiel Du mich hinweist. Er besaß nämlich eine riesige Begabung, und es bot sich ihm in reichem Maße eine seiner Begabung entsprechende Fülle von vielfältigen, bedeutenden Ereignissen.

Ähnlich wie Tacitus empfand Plinius seine Zeit als ereignisarm. Aber er erkannte zugleich, dass die Dakerkriege Trajans den klassischen Erzählstoff für Geschichtsschreibung boten. Außer den Briefen blieb von Plinius‘ Schriften eine Lobrede (Panegyricus) auf Kaiser Trajan erhalten, die er anlässlich seines Konsulats verfasst hatte. Hierin legte Plinius die ideologische Begründung des Adoptionsprinzips dar. Auch wenn man diese Schrift nicht unvoreingenommen betrachten sollte, vermittelt sie doch einen guten Eindruck von der öffentlichen Propagierung des Adoptionsprinzips (vgl. Kap. II 3).

Cassius Dio

Der wichtigste Historiograph der Adoptivkaiserzeit ist der aus Bithynien stammende Lucius Claudius Cassius Dio Cocceianus (ca. 155–235 n. Chr.). Er wurde in Nikaia geboren und kam schon früh nach Rom, wo er die senatorische Laufbahn einschlug. Unter Alexander Severus erreichte er schließlich im Jahre 229 n. Chr. seinen zweiten Konsulat und gab dem Jahr seinen Namen. Im gleichen Jahr endete auch sein Hauptwerk über die Römische Geschichte (Romaiké historía), das er in griechischer Sprache geschrieben hatte. In 80 Bänden strebte er eine ereignisgeschichtliche Darstellung an, die auf Fakten basiert (Cassius Dio, Römische Geschichte 35,46,1). Leider sind nur die Bücher 36–60 vollständig erhalten, in denen die Jahre 68 v. Chr. bis 47 n. Chr. behandelt werden. Die Lücken können zum Teil durch spätere Exzerpte des Xiphilinos aus dem 11. Jh. und des Zonaras aus dem 12. Jh. geschlossen werden.

Der besondere Wert dieses Werkes für die Betrachtung der Adoptivkaiserzeit liegt darin, dass es von einem Zeitzeugen geschrieben wurde, der in dieser Zeit seine politische Tätigkeit begann. Hiermit ist aber zugleich das Problem der Nähe des Autors zu seinem Gegenstand verbunden. Als Angehöriger der senatorischen Oberschicht hatte er sich wie die meisten seiner Standesgenossen mit der Monarchie abgefunden. Dies geht aus den eingeschobenen Reden hervor, in denen Cassius Dio selbst zu Wort kommt. Seine Beurteilung der Adoptivkaiser war geprägt von der Auffassung, dass die römische Geschichte in seiner Zeit einen Umbruch erfahre. Durch den Herrscherwechsel von Marc Aurel zu dessen Sohn Commodus sinke das römische Kaisertum herab. Der Prinzipat, einst von Augustus begründet, habe sich bis zu einem Goldenen Zeitalter unter Marc Aurel entwickelt. Danach sei die Römerherrschaft verfallen, weil Commodus sich nicht als Herrscher geeignet habe. Dieses negative Commodusbild war in der senatorischen Geschichtsschreibung verbreitet und durch den Umstand bedingt, dass Commodus eine Politik betrieb, die den Interessen des Senates zuwiderlief.

Q

Cassius Dio über seine Zeit

(Cassius Dio, Römische Geschichte 72,36,4)

Nur eines fehlt zu seinem [Marc Aurels] vollständigen Glück: Obwohl er seinen Sohn auf die bestmögliche Weise erzog und ausbildete, erlebte er mit ihm die allergrößte Enttäuschung. Davon müssen wir nun im Folgenden sprechen; unser Bericht aber sinkt, wie sich die Verhältnisse für die damaligen Römer und auch für uns gestalteten, von einem goldenen zu einem eisernen und rostigen Kaisertum herab.

In einigen der neuzeitlichen Darstellungen übernahm man die stringente und plausible Darstellung des Cassius Dio, vor allem aber folgte man seiner Epochenbewertung.

Herodian

Für die Zeit von 180 n. Chr. an tritt neben die Geschichtsdarstellung des Cas- Herodian sius Dio die ebenfalls griechisch geschriebene römische Geschichte Herodians (ca. 178–250). In acht Büchern behandelt dieser die Geschichte der Jahre von 180 bis 238, die vom Tode des Kaisers Marc Aurel bis zum Beginn der Herrschaft der Gordiane reicht. Herodian stammte vermutlich aus Syrien und war möglicherweise ein kaiserlicher Freigelassener (libertus), der in der Verwaltung in untergeordneter Stellung tätig war.

Der nicht immer zuverlässig berichtende Autor ist für die Ermittlung der Ereignisfolge und bei der Untersuchung einiger Details hilfreich. Sein Werk wird in der Forschung äußerst kritisch bewertet. Insbesondere seine Weitschweifigkeit steht in der Kritik. Es ist ferner nicht nachvollziehbar, auf welche Vorlagen er zurückgriff. Auch scheint er in einigen Passagen frei hinzugedichtet zu haben. Noch stärker als Cassius Dio bewunderte Herodian Marc Aurel. Die Charakterdarstellungen der anderen Kaiser traten vor dem Hintergrund dieses Idealkaisers besonders plastisch hervor. Da Herodian Reichsgeschichte als Abfolge der einzelnen Herrscher begriff, war für ihn abzusehen, dass das Imperium Romanum nach der Herrschaft Marc Aurels zwangsläufig seinem Niedergang entgegengehe. Herodian schreckte dabei nicht vor moralischen Bewertungen zurück. Dass er zur selben Einschätzung gelangte wie Cassius Dio, lag daran, dass er für die Zeit bis 229 dessen Werk heranzog. Für die Zeit danach steigt der Wert Herodians für die Forschung, da sein Werk für diese Epoche die einzige vollständige Geschichtsschreibung eines Zeitzeugen darstellt. Seine Angaben müssen aber aus den genannten Gründen stets kritisch geprüft werden.

Historia Augusta

Mit noch größerer Vorsicht ist die Historia Augusta heranzuziehen, eine Sammlung von Kaiserbiographien, die von einem oder von mehreren Autoren zur Zeit Diokletians und Konstantins geschrieben wurde. Die Historia Augusta umfasst die Biographien der Kaiser Hadrian bis Numerian, also die Zeit von 117 bis 285 n. Chr. Der oder die Autoren haben die Adoptivkaiserzeit nicht selbst erlebt. Die Autorenschaft und das Entstehungsdatum bzw. die Überarbeitungsstufen des Werkes sind in der Forschung höchst umstritten und können hier nicht diskutiert werden. Man muss sich bei der Zitation der literarisch ansprechenden Texte aber immer im Klaren darüber sein, dass wir nicht wissen, wer in welcher Absicht zu uns spricht. Das erklärte Vorbild der Historia Augusta sind die Kaiserbiographien des Sueton, an die sie anschließt. Sueton wird freilich nicht erreicht, zumal dessen Gliederung in Sachrubriken nicht übernommen wurde. Neben brauchbaren Fakten, die aus heute verlorenen Vorlagen geschöpft wurden, enthält die Historia Augusta fiktionale Einschübe. Die Absicht eine unterhaltsame Lektüre zu bieten ist wesentlich ausgeprägter als bei den bisher vorgestellten Autoren. Aber gerade die Biographien der Adoptivkaiser von Hadrian an sind in der Sammlung vollständig erhalten und bieten wichtige Ergänzungen zu anderen Quellen. Manche nebensächlich gegebene Angabe kann ebenfalls als glaubwürdig eingestuft werden, sodass eine eingeschränkte und kritische Nutzung der Historia Augusta als Quelle für die Adoptivkaiserzeit möglich ist.

Breviarien

Im 4. Jh. wurden vermehrt Geschichtsabrisse im kaiserlichen Auftrag geschrieben. Die erhaltenen Breviarien des Eutrop und des Aurelius Victor fassen möglicherweise ein nicht überliefertes Geschichtswerk zusammen, die nach ihrem Entdecker benannte Enmannsche Kaisergeschichte. Zumindest aber stehen diese beiden Autoren sowie der oder die Verfasser der Historia Augusta in derselben Tradition und haben die gleichen Vorlagen benutzt. Die Darstellung der Breviarien ist knapp gehalten, wobei sie zuverlässigere Fakten liefern als die Historia Augusta. Eutrops Breviarium ab urbe condita wurde im Auftrag des Kaisers Valens verfasst und in dessen Regierungszeit veröffentlicht. Die Blütezeit des Imperium Romanum war für Eutrop mit Augustus erreicht, womit er, anders als Tacitus, der Tradition der senatorischen Geschichtsschreibung folgt. Der Niedergang der Römerherrschaft begann für Eutrop mit den Soldatenkaisern (Eutrop 9,1), sodass die Adoptivkaiserzeit von ihm positiv bewertet wurde. Das Werk Eutrops wurde in der Spätantike viel gelesen und Hieronymus sowie Orosius griffen für ihre Darstellungen darauf zurück.

Aurelius Victor kommt zur gleichen Einschätzung der „Reichsgeschichte“ wie Eutrop (Aurelius Victor 24,8ff.). Das unter seinem Namen geführte Buch über die Kaiser (Caesares oder Liber de Caesaribus) umfasst ein Werk über den Ursprung des römischen Volkes, ein Buch über bedeutende Männer der Stadt Rom und als drittes Werk eine römische Kaisergeschichte von Augustus bis Constantius II., von denen nur Letzteres von ihm selber stammt. Das Gesamtwerk bietet einen biographisch-chronologischen Aufriss der römischen Geschichte bis ins 4. Jh. Aurelius Victor beurteilt hierbei Menschen nach ihrem Bildungsstand, hegt eine Abneigung gegen das Militär und ignoriert das Christentum. Außerdem streut er, wie Sallust, immer wieder moralische Urteile ein.

Des Weiteren sind für Detailfragen die Fachschriftsteller zu berücksichtigen, wie z.B. Quintilian für die Rhetorik, Frontin für die Wasserversorgung, Pausanias für Reisen und Kunst.

Rechtsquellen

Nicht zu vernachlässigen sind ferner die Rechtsquellen. Die Antwort- Rechtsquellen schreiben des Trajan auf die Anfragen des Plinius waren eine Form der kaiserlichen Reskripte, die Rechtscharakter hatten. Heranzuziehen sind ferner die Edikte und Dekrete der Adoptivkaiser und die Rechtssprüche führender Juristen, die ebenfalls Gesetzeskraft hatten und in den Digesten gesammelt wurden.

E

Digesten (Pandekten)

Die Digesten oder Pandekten sind eine Sammlung von Rechtssprüchen der römischen Rechtsgelehrten. Sie wurden 533 n. Chr. im Auftrag Justinians gesammelt und als geltendes Recht veröffentlicht. Diese Kompilation des Juristenrechts bildet zusammen mit der Kompilation der Kaisergesetze (Codex Justinianus), mit einem Anfängerlehrbuch (institutiones) und mit den neuesten Gesetzen Justinians (novellae leges) die Kodifikation des Römischen Rechts (Corpus iuris civilis).

Das Corpus kann für ökonomische, soziale und politische Fragen herangezogen werden. Dabei ist stets zu beachten, dass die Juristen Justinians Veränderungen der ursprünglichen Texte, die sogenannten Interpolationen, vorgenommen hatten.

2. Materielle Zeugnisse und Befunde

Inschriften

Den literarischen Quellen verwandt sind die Inschriften. Die aufwendigen Inschriften und teuren Inschriften waren in erster Linie an die Zeitgenossen gerichtet und geben daher unmittelbare Auskunft über den behandelten Gegenstand. Unter den Inschriften sind einige wegen ihres spezifischen Informationsgehalts zu bestimmten Themen hervorhebenswert. So sind die Aufzeichnung über das öffentliche Unterstützungsprogramm für Kinder (alimenta) zweier Landstädte unter Trajan inschriftlich erhalten, die zum einen Rückschlüsse auf die kaiserliche Sozialpolitik erlauben und zum anderen Aussagen zur römischen Landwirtschaft zulassen (siehe Kap. III 2). Ebenfalls erhalten ist eine Ansprache Hadrians an die Truppen in Lambaesis nach einem Manöverbesuch 128 n. Chr. (siehe Kap. III 3). Äußerst aufschlußreich sind ferner die Landwirtschaftsinschriften aus Nordafrika, aus denen die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Pachtbauern und mithin deren rechtliche und soziale Stellung hervorgehen (siehe Kap. VI 2 u. VII 1). Und schließlich haben wir für die Adoptivkaiserzeit noch die Bergwerksordnung von Vipasca, die über die Organisation eines Bergwerksbetriebs detaillierte Information gibt (siehe Kap. VII 1).

Neben diesen wenigen epigraphisch festgehaltenen Kaiseransprachen, Gesetzestexten und Bekanntmachungen mit umfangreichen Formularen sind zahlreiche Ehren- und Bauinschriften erhalten, die vom Kaiser oder zu Gunsten des Kaisers in Auftrag gegeben worden sind. Sie geben Aufschluss über kaiserliche und private Bauprogramme und sind Zeugnisse für die Herrschaftsideologie der Zeit. Aufgrund der Anzahl der Konsulate sowie der Iteration der tribunizischen Amtsgewalt, die an der inschriftlichen Titulatur abzulesen sind, können diese Zeugnisse zur Datierung und Ergänzung der literarischen Quellen herangezogen werden. Siegerbeinamen wie Germanicus, Parthicus oder Dacicus weisen auf die militärischen Erfolge des Kaisers hin. Alle diese Angaben können genutzt werden, um historische Ereignisse zeitlich einzuordnen.

Neben den offiziellen haben unzählige private Inschriften aus dem 2. Jh. die Zeit überdauert. Diese finden sich auf so unterschiedlichen Schriftträgern wie Stein, Holz, Wachs oder Blei; sie sind gemeißelt, graviert oder geritzt und werfen Licht auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche: Weiheinschriften geben Auskunft über den Glauben und die Hoffnungen der Menschen; Bauinschriften künden von privaten Baustiftungen; Grabinschriften informieren über den beruflichen und politischen Werdegang. Vielfach stereotype Wendungen können kaum einzeln, aber umso besser summarisch ausgewertet werden. So erlauben die Untersuchungen von Laufbahninschriften die Karrieren von Senatoren und Rittern wie von einfachen Soldaten zu verfolgen. Sie werden mithilfe der prosopographischen Methode untersucht.

E

Prosopographische Methode/Prosopographie

Prosopographie ist, vereinfacht gesagt, eine althistorische Methode zur Erforschung von kollektiven Lebensläufen. Es werden alle verfügbaren und miteinander vergleichbaren Daten bezüglich einer Personengruppe zusammengestellt. Mit quantifizierenden Methoden werden diese aus den unterschiedlichen Quellen gewonnenen Informationen ausgewertet. Neben Bevölkerungsgruppen, wie etwa ,die Senatoren‘ oder ,die Freigelassenen‘, können auch beruflich definierte Gruppen, bspw. ,die Soldaten‘ oder ,die Verwalter einer bestimmten Provinz‘, untersucht werden.

Münzen

Bei der Erforschung römischer Münzen können ähnliche Informationen gewonnen werden wie bei der Untersuchung der offiziellen Ehreninschriften. Die Namen, Titel, Siegesbeinamen und Akklamationen der Kaiser werden in den Umschriften (Legenden) akribisch verzeichnet. Auf der Vorderseite (Avers) zeigen die Kaiser ihr idealisiertes Antlitz. Ikonographische Untersuchungen des Kaiserportraits geben Aufschluss darüber, wie der Kaiser gesehen werden wollte. Das Münzportrait war somit Teil der kaiserlichen Selbstdarstellung. Hadrian etwa war der erste Kaiser, der sich mit Vollbart abbilden ließ, was wahrscheinlich Ausdruck seiner Verehrung der griechischen Kultur war. Commodus hingegen ließ sich als Herkules mit Löwenfell darstellen. In diesen Beispielen mögen sich persönliche Vorlieben einzelner Herrscher zeigen, aber zumeist wurden die Münzen gezielt zur Propagierung der eigenen Herrschaft eingesetzt. So wurde zur Legitimation eines designierten Nachfolgers dieser dem Volk im Doppelportrait mit dem derzeitigen Kaisers vorgestellt, auf diese Weise wurde zugleich die eigene Position gestärkt. Ferner konnten die Bilder der Kaiserinnen als Symbole von Herrschaftskontinuität fungieren. Auf der Rückseite (Revers) einer Münze konnten die Kaiser ihr Herrschaftsprogramm, Bauwerke, persönliche Schutzgottheiten, soziale Maßnahmen, Siege usw. darstellen. So wies Hadrian etwa auf seinen Besuch einer Provinz hin. Die Rückseite einer anderen Münze ist den vergöttlichten Eltern Trajan und Plotina gewidmet (divis parentibus). Faustina die Jüngere hingegen wurde mit sechs ihrer Kinder abgebildet und kündete von glücklichen Zeiten (temporum felicitas).

Papyri

Im Gegensatz zu den Inschriften und Münzen bewahren die Papyri unter anderem Aufzeichnungen, die nicht für die Nachwelt bestimmt waren. Dies macht den besonderen Quellenwert dieser Gattung aus. Der feuchtigkeitsempfindliche Beschreibstoff, der aus den Blättern der Papyrusstaude hergestellt wurde, konnte nur im trockenen Klima Ägyptens, Palästinas und Syriens überdauern. Auf den Papyri sind Steuerbescheide, Katasterurkunden, Rechtsgeschäfte, buchhalterische Notizen, Berechnungen von Zöllen (siehe Kap. VII 3), aber auch Soldlisten und Anwesenheitslisten beim Appell erhalten geblieben. Schließlich wurden auch einige literarische Werke auf Papyrus überliefert. Die meisten Papyri geben aber Zeugnis von alltäglichen Geschäften. Inwiefern deren Angaben auf das ganze Imperium Romanum übertragen werden dürfen, ist im Einzelfall zu prüfen. Oft zeigen die Aufzeichnungen aber nur die ägyptischen Verhältnisse.

Archäologie

Die Archäologie schließlich gibt wichtige Aufschlüsse über die architektonischen Überreste, die Artefakten sowie sonstige Überbleibsel aus dem 2. Jh. In den Provinzen erforscht die Archäologie die zunehmende Romanisierung bzw. Romanisation der Landstädte, den Ausbau der Grenzanlagen sowie der Militärlager und die Verbreitung der Landgüter (villae rusticae). Zusammen mit den unzähligen Funden von Gebrauchskeramik und den Wrackfunden erlaubt besonders die Untersuchung der Landgüter Rückschlüsse auf die römische Wirtschaft. In Rom selbst fanden die kaiserlichen Bauwerke die besondere Aufmerksamkeit der archäologischen Forschung. Kaiserforen, Tempel, Thermen usw. sind vielfach Zeugnisse der kaiserlichen Repräsentation und Inszenierung, an der die propagierten politischen Ziele ablesbar sind. Alle Kaiser betonten stets ihre Sieghaftigkeit. Die Adoptivkaiser waren zudem darauf bedacht, die Legitimation ihrer Herrschaft ins Bild zu rücken. Der Bezug zum jeweiligen Vorgänger wurde künstlerisch und architektonisch ausgedrückt, wobei auch die Kaiserinnen miteinbezogen wurden. Ein spezieller Forschungsgegenstand der Archäologie sind die Staatsdenkmäler. Die Reliefs auf Ehren- bzw. Triumphbögen und auf Ehrensäulen sowie die skulpturale und ornamentale Ausstattung von Sakralgebäuden setzen die Intention des Auftraggebers für jeden ersichtlich ins Bild. Die neue Ideologie des Adoptivkaisertums und die Abkehr von der als Tyrannei empfundenen Herrschaft des Domitian bestimmten die architektonischen Bauprogramme und die Bildersprache des 2. Jahrhunderts.

In einigen Fällen decken sich die Aussagen verschiedener Quellengattungen, sodass das geschilderte Ereignis eine größere Zuverlässigkeit erhält. Zum Beispiel das Regenwunder im Quadenland, das literarisch gut belegt ist, das sich möglicherweise auf Münzen wieder findet und das zugleich auf der Marc-Aurel-Säule dargestellt wurde (siehe Kap. VIII 1).

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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