Die Akte Epstein - Collin McMahon - E-Book

Die Akte Epstein E-Book

Collin McMahon

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Beschreibung

Entdecken Sie, wie tief der Abgrund wirklich ist!

Wer war Jeffrey Epstein? Wie konnte sich ein ehemaliger Mathelehrer aus Brooklyn eine Privatinsel in der Karibik, vier Villen in Manhattan, Florida, Ohio und New Mexico, Wohnungen in London und Paris, zwei Privatflugzeuge und einen Hubschrauber leisten? Wie konnte Epstein die Reichen und Mächtigen der Welt um sich scharen, darunter Prince Andrew und Fergie, Bill Clinton, Donald Trump, Ehud Barak, die Rothschilds, Jeff Bezos und Bill Gates, Elon Musk und Peter Thiel, Naomi Campbell und Kevin Spacey, Prinz Mohammed bin Salman und Steve Bannon?

Die CIA, der Mossad und der MI6

Welche Beziehungen hatte Epstein zu den Geheimdiensten? Hat er wirklich Selbstmord begangen - oder wurde er zum Schweigen gebracht? Warum wird die Aufklärung bis heute behindert? Wer steht auf der Kundenliste und warum wird diese nicht veröffentlicht? Was verbindet den Epstein-Fall mit der Clinton-Stiftung und den Impfkampagnen von Bill Gates? Wie sieht die Zukunft des Epstein-Systems aus, und welche Rolle spielen dabei die Silicon-Valley-Milliardäre Elon Musk und Peter Thiel?

Die Mädchen, die niemand hören wollte - Die Akte Epstein gibt ihnen eine Stimme

Im Juli 2019 wurde Jeffrey Epstein verhaftet, 2 Monate später war er tot. Damit wurde offiziell, was jahrelang als Verschwörung galt: Es gab eine geheime Insel mit minderjährigen Sexsklavinnen, auf der Milliardäre, Politiker und Prominente verkehrten.

Aber warum schweigen die Medien? Weil sie selbst Teil des Systems sind! Denn nur, wer die Fäden in der Hand hat, bestimmt, was Sie erfahren dürfen.

Collin McMahon geht den neuesten Erkenntnissen auf den Grund. Er hat mit Insidern gesprochen, bislang geheime Dokumente ausgewertet und ein Labyrinth aus Lügen und Rechtfertigungen enthüllt - und er zeigt, warum das Epstein-System auch in Zukunft eine Gefahr für uns alle darstellt.

270 Seiten investigative Enthüllungen - nachvollziehbar belegt, mit über 600 Quellen. Beweise, Zeugenaussagen, Verbindungen. Collin McMahon folgt den Spuren bis ins Herz des Deep States.

Jetzt lesen - damit die Wahrheit siegt!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 344

Veröffentlichungsjahr: 2025

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1. Auflage Dezember 2025

Copyright © 2025 bei

Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg

Alle Rechte vorbehalten

Covergestaltung: Nicole Lechner

Satz und Layout: Mohn Media Mohndruck GmbH, Gütersloh

Titelabbildungen: © Mehaniq, © miss.cabul/Shutterstock.com

ISBN E-Book 978-3-98992-153-5

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis

Kopp Verlag

Bertha-Benz-Straße 10

D-72108 Rottenburg

E-Mail: [email protected]

Tel.: (07472) 98 06-10

Fax: (07472) 98 06-11

Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:

www.kopp-verlag.de

Collin McMahon

Die AkteEpstein

»Drei können ein Geheimnis wahren, wenn zwei tot sind«

Kopp Verlag

Zitate

»Es ist ein Rätsel, von einem Mysterium innerhalb eines Enigmas umhüllt; doch vielleicht gibt es einen Schlüssel dazu.« 1

Sir Winston Churchill

»Drei können ein Geheimnis wahren, wenn zwei davon tot sind.« 2

Benjamin Franklin

Einleitung: Jeffrey Epstein, der Mann der nicht sterben will

Einleitung

Jeffrey Epstein, der Mann der nicht sterben will

Wer war Jeffrey Epstein und für wen hat er gearbeitet? Wie kam er zu vier Luxusvillen, einer Privatinsel in der Karibik, zwei Flugzeugen und bekam Kontakt zu den mächtigsten Menschen der Welt? Wer hat ihn gedeckt, wer hat ihn beschützt und wer hat ihn umgebracht – falls er wirklich umgebracht wurde? Und vor allem: Wer waren die Freier, die er mit mindestens 250 minderjährigen Mädchen verkuppelt hat, wen hat er erpresst und in wessen Diensten?

Dies waren die Fragen, auf die viele Menschen seit Epsteins Verhaftung am 6. Juli 2019 und seinem rätselhaften Selbstmord am 10. August 2019 Antworten suchten. Gibt es tatsächlich eine breit angelegte Verschwörung in den mächtigsten Kreisen der Welt, die das Ziel hat, Kinder zu missbrauchen und die Täter zu decken? Wenn nicht, wie sonst lassen sich die vielen Fragezeichen im Zusammenhang mit dem unfreiwilligen Freitod des Jeffrey Edward Epstein erklären?

Vor allem unter den Trump-Wählern erwarteten sich viele von der zweiten Amtszeit des New Yorker Immobilienunternehmers eine Aufklärung des Enigmas Epstein, schließlich war die schier unglaubliche Affäre um diesen Playboy und Finanzjongleur erst durch die Beharrlichkeit konservativer Blogger und YouTuber wie Mike Cernovich ans Tageslicht gekommen. Hätte man vor 2019 erzählt, dass es eine geheime James-Bond-artige Privatinsel in der Karibik gebe, auf der sich die reichsten und mächtigsten Promis der Welt mit minderjährigen Mädchen vergnügten, hätten viele Menschen dies für eine aberwitzige Verschwörungstheorie gehalten. Erst durch die Zivilklage von Cernovich und der Journalistin Julie K. Brown von der Lokalzeitung Miami Herald wurde das Ganze gerichtsfest belegt. Plötzlich berichteten alle Mainstream-Medien der Welt darüber, und über Epstein und seine Opfer wurden Netflix-Dokumentarfilme gedreht. Aber wer waren die Täter? Einige wenige waren bekannt: Bill Clinton, Prince Andrew, Kevin Spacey. Angeblich war Bill Gates’ Ehe sogar infolge seiner Kontakte zu Epstein in die Brüche gegangen. 3 Doch wer waren die anderen? Und wo waren die Videos, wenn die Villen in Manhattan und auf der Insel Little St. James mit Kameras gespickt waren, wie das Opfer Virginia Roberts Giuffre ausgesagt hatte? 4

Die 2024 wiedergewählte Trump-Regierung hatte versprochen, die Wahrheit über Jeffrey Epstein ans Tageslicht zu bringen. Im Gespräch mit dem YouTuber Theo Von forderte Vizepräsident »JD« (James David) Vance im Oktober 2024 die Freigabe der Epstein-Kundenliste. Bereits 2015 hatte Donald Trump im Gespräch mit Sean Hannity von Fox News über Bill Clinton gesagt: »[Er ist] ein netter Kerl. Er wird aber meiner Meinung nach sehr viele Probleme wegen Jeffrey Epsteins berühmter Insel bekommen. Sehr viele Probleme.« 5 Doch im Wahlkampf 2024 hatte Trump das Thema Epstein eher heruntergespielt. Als Fox-Moderatorin Rachel Campos-Duffy Trump am 2. Juni 2024 fragte, ob er die Epstein-Akten freigeben würde, wiegelte dieser eher ab: »Ja, ich denke, das würde ich … Man will ja keine Menschenleben zerstören, wenn dort Unwahrheiten stehen. […] Es wäre auf jeden Fall gut zu wissen, wie er gestorben ist, weil es da viele Ungereimtheiten gibt, Kameras sind ausgefallen etc., etc. Ja, ich würde das auf jeden Fall andenken wollen.« 6 Im Gespräch mit dem Podcaster Lex Fridman am 3. September 2024 war Trump dann weniger zurückhaltend: »Ja, ich würde es mir auf jeden Fall ansehen. ... Ja, ich würde das mit Epstein machen, ich hätte kein Problem damit.« 7

Am 20. Januar 2025 übernahm die zweite Trump-Regierung mit einem Kader aus erfahrenen Russiagate-Ermittlern, Trump-Anwälten und -Vorkämpfern sowie Deep-State-Aufdeckern das Amt, deren Leidensweg, Abenteuer und Ermittlungen ich in Trump gegen den Deep State (Kopp Verlag, 2024) beschrieben habe: Spygate-Enthüller Kash Patel wurde FBI-Chef, YouTuber und Ex-Bulle Dan Bongino sein Stellvertreter und die Ex-Generalstaatsanwältin von Florida Pam Bondi Justizministerin. Sie hatte beim mutmaßlichen Wahlbetrug 2020 vor dem Auszählungszentrum von Philadelphia mit einer einstweiligen Verfügung in der Hand gestanden und war trotzdem nicht hereingelassen worden, während linke Aktivisten die Fenster mit Pappkartons zuklebten (immer ein sicheres Zeichen, dass man etwas zu verbergen hat). Auch Ex-Demokraten waren dabei, etwa der Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Junior, der 20 Jahren lang als Verbraucherschutzanwalt gegen die Pharmaindustrie gekämpft und in der Corona-Diktatur am Brandenburger Tor gesprochen hatte. 8 Und Tulsi Gabbard, die ehemalige demokratische Abgeordnete aus Hawaii, die im Zuge der Coronamaßnahmen und des Ukrainekrieges ihre Partei verlassen hatte und deswegen auf der No-Fly-Liste von Bidens Heimatschutz stand, 9 wurde jetzt Geheimdienstchefin. Insofern es um die Bekämpfung der Tiefen Staates ging und darum, den »Sumpf in Washington trockenzulegen«, wie Trump immer wieder sagte, war dies eine All-Star-Mannschaft.

Daher erwarteten viele Unterstützer schnelle Ermittlungen und weitreichende Enthüllungen all dessen, was in den vergangenen Jahren im Verborgenen verbrochen worden war – von dem einzigartigen Lauschangriff der Obama-Regierung gegen den politischen Gegner Donald Trump bis hin zum Wuhan-Labor, der Nordstream-Sprengung und der Frage, wer wirklich während der 4 Jahre der Biden-Regierung diesen Unterschriftenautomat kontrolliert hatte.

Und es ging durchaus gut los: Effizienzbeauftragter Elon Musk enthüllte ein gigantisches Netzwerk aus regierungsnahen NGOs und Regime-Change-Operationen um die Entwicklungshilfeagentur USAID herum. So veröffentlichte die Geheimdienstchefin Tulsi Gabbard am 18. März 80 000 Seiten unveröffentlichter Geheimdienstdokumente zur Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy am 22. November 1963, 10 die belegten, dass der CIA-Abwehrchef James Jesus Angleton den angeblichen Attentäter Lee Harvey Oswald seit 1959 überwacht hatte und am Tag des Attentats eine 194 Seiten dicke Akte über ihn auf seinem Schreibtisch liegen hatte. 11 Bis zum Sommer veröffentlichte Gabbard 84 524 Seiten über die Ermordung von Robert F. Kennedy und 243 496 Seiten über die Ermordung des Bürgerrechtlers Martin Luther King Junior, die noch von Historikern ausgewertet werden müssen. 12 Doch die Epstein-Akten ließen auf sich warten, und schon im Februar begannen die Trump-Wähler, unruhig zu werden.

Unter dem Druck ihrer rechten Basis sagte die Trump-Justizministerin Pam Bondi am 21. Februar 2025 im Interview mit Fox News, die Epstein-Kundenliste »liege zur Ansicht auf ihrem Schreibtisch«. Im März sagte Bondi im Gespräch mit einem Bürger auf der Straße, das mitgefilmt wurde, es gebe »zehntausende Videos mit Kinderpornos und hunderte Opfer«, die vom FBI geprüft werden. Danach begann das Justizministerium jedoch zurückzurudern. Im Mai 2025 sagten FBI-Chef Kash Patel und Vizechef Dan Bongino, bisher zwei der wichtigsten Aufdecker des Deep State, im Fall Epstein gebe es keinerlei Anzeichen für etwas anderes als Selbstmord. »Er hat sich umgebracht«, sagte Bongino. »Ich kenne die ganze Akte. Es war Selbstmord.« 13

»Es gibt keine Kundenliste, und es war Selbstmord«

Am 6. Juli 2025 veröffentlichte das Onlineportal Axios, das für gewöhnlich als Sprachrohr der Demokratischen Partei gilt, »exklusiv« eine namenlose Pressemitteilung des Justizministeriums, laut der es »keine Kundenliste« von Jeffrey Epsteins Pädoklub und auch keine glaubhaften Informationen darüber gebe, dass Epstein Menschen erpresst habe, er habe jedoch »über 1000 Opfer geschädigt«. 14 Bisher waren durch den Epstein-Entschädigungsfonds nur etwa 225 Opfer hervorgetreten und etwa 150 anerkannt worden. 15 Das FBI habe »eine große Menge Bilder und Videos von Epstein mit scheinbar Minderjährigen« ausgewertet, darunter »über 10 000 Videos und Bilder, illegalem Material über Kindesmissbrauch und Pornografie«, so die Pressemitteilung.

Teams von Agenten, Analysten, Anwälten sowie Datenschützer und Bürgerrechtler haben die digitalen und dokumentarischen Beweise durchkämmt, um der Öffentlichkeit so viel Information wie möglich bereitzustellen unter gleichzeitiger Wahrung des Opferschutzes. Ein Großteil des Materials ist gerichtlich unter Verschluss. Nur ein Bruchteil dieses Materials wäre bei einem Prozess gegen Epstein öffentlich gemacht worden, da der Verschluss dem Opferschutz dient und nicht zusätzlich Dritte belastet. Bei dieser Überprüfung fanden wir keine Grundlage dafür, die Offenlegung dieser Materialien erneut zu prüfen, und werden dies auch nicht tun. Diese systematische Überprüfung ergab keine belastende »Kundenliste«. Es wurden auch keine glaubwürdigen Beweise dafür gefunden, dass Epstein prominente Personen im Rahmen seiner Taten erpresst hat. Wir haben keine Informationen gefunden, die eine Untersuchung gegen noch nicht angeklagte dritte Parteien erfordern würden. 16

Die über 1000 Opfer hätten jeweils »einzigartige Traumata« erlitten, hieß es in der PM weiter, und die betreffenden FBI-Akten enthielten »sensible Daten« wie Klarnamen, Lebensläufe, Abbildungen, Alter und Geburtsort. Aus Sorge um die Opfer und im Sinne des Kampfes gegen Kindesmissbrauch sei man aber zu dem Entschluss gelangt, »dass weitere Enthüllungen nicht angebracht oder gerechtfertigt« seien; man wolle »unbegründeten Theorien über Epstein keinen Vorschub leisten«.

Außerdem seien die FBI-Ermittler »nach einer eingehenden Untersuchung« zu der Erkenntnis gelangt, dass »Jeffrey Epstein am 10. August 2019 in seiner Zelle Selbstmord begangen hat«. 17 Diesen Schluss würde auch das zur Verfügung stehende Videomaterial bestätigen, so die Erklärung, die auf zwei Kopien desselben Überwachungsvideos aus dem Zellentrakt von je 10 Stunden und 52 Minuten zwischen 19:40 Uhr und 6:40 Uhr in der Nacht vom 9. auf den 10. August verlinkte. 18

Diese anonyme Pressemitteilung wurde vorübergehend von der Axios-Seite gelöscht, dann aber offiziell auf der Seite des Justizministeriums veröffentlicht. Sie löste unter Trump-Anhängern einen Sturm der Entrüstung aus. Justizministerin »Pam Bondi hat vor wenigen Monaten gesagt, die Epstein-Kundenliste liege auf ihrem Schreibtisch«, schrieb der konservative Kommentator Robby Starbuck. »Jetzt behauptet das Justizministerium, es gebe keine Epstein-Liste. Tut mir leid, aber das ist inakzeptabel. Hat sie damals gelogen oder lügt sie jetzt? Wir verdienen Antworten.« 19

Vor allem die Feststellung, dass Jeffrey Epstein auf jeden Fall Selbstmord begangen habe, verstörte und verärgerte viele Beobachter, gab es doch eine lange Liste von Ungereimtheiten bezüglich dieser Nacht im Metropolitan Correctional Center von New York:

Epstein erlitt laut dem Gerichtsmediziner eine Halswirbelfraktur, was nur in einem Prozent der Selbstmorde, aber 50 Prozent der Tötungen durch Erhängen auftritt.

Der 1,82 Meter große Epstein soll sich am oberen Rahmen seines Stockbettes erhängt haben; dazu hätte er knien müssen und erhebliche Kraft aufwenden müssen, um sich das Genick zu brechen.

Die vorgeschriebene Papierbettdecke wurde durch eine Stoffdecke ersetzt, mit der er sich erhängt hat.

Die Suizidüberwachung für Epstein wurde aus ungeklärten Gründen wenige Tage vor seinem Tod aufgehoben.

Einzelhaft ist für einen Suizidgefährdeten nicht üblich.

Angeblich gibt es keine Videoaufzeichnung von Epsteins Tod, weil die Kameras in der Zelle nicht funktionierten.

Die Wachen mussten Doppelschichten leisten und waren sehr strapaziert.

Einer der Wachleute war kein zugelassener Strafvollzugsbeamter.

Die Wachen haben an dem Tag »vergessen«, nach Epstein zu sehen, und schliefen angeblich.

Zeugen berichten von Schreien aus der Zelle.

Epstein wurde erst 3 Stunden nach seinem Tod aufgefunden.

Das Gefängnisvideo, das das Justizministerium veröffentlicht hatte, sorgte ebenfalls für Unmut, denn es zeigte nicht die Tür zu Epsteins Zelle, sondern den Zugang zu seinem Zellentrakt, in dem weitere Gefangene inhaftiert waren, die alle als potenzielle Täter infrage kamen. Überdies fehlte eine Minute zwischen 23:59 Uhr und 0:00 Uhr.

Außerdem musste man sich angesichts der »über 1000 Opfer« und »zehntausenden von Videos und Bildern« fragen, wer die Täter waren. Immerhin war Epsteins Komplizin Ghislaine Maxwell am 29. Dezember 2021 wegen Kinderhandel und Kuppelei zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt und in ein Bundesgefängnis für Frauen in Tallahassee verbracht worden. Doch wenn es keine Täter gab, warum? Elon Musk scherzte auf X: »Wow, I can’t believe Epstein killed himself before realizing it was all a hoax.« (Wow, ich kann nicht glauben, dass Epstein sich umgebracht hat, bevor er gemerkt hat, dass das alles ein Schwindel war.) 20

»Das ist ein totales verdammtes Desaster«, zitierte Journalist Michael Shellenberger einen US-Geheimdienstler: »Ich hoffe, sie haken da nach. Das sind Fragen, die gestellt werden müssen. Wir befinden uns in einer Zeit, in der Informationen frei fließen. Wenn die denken, dass man das einfach aussitzen kann, haben sie sich getäuscht.« 21

Trump verliert die Geduld

Es ist Zeit, die große Bombe platzen zu lassen: Donald Trump steht in den Epstein-Akten. Das ist der wahre Grund, warum sie noch nicht veröffentlicht wurden. Schönen Tag noch, DJT!

Elon Musk am 5. Juni 2025 auf X (inzwischen gelöscht) 22

Die seltsame Form und der Inhalt der Veröffentlichung warfen viele Fragen auf, vor allem deshalb, weil Trump-Getreue wie Pam Bondi, Kash Patel und Dan Bongino allesamt eine Aufklärung des Rätsels Epstein versprochen hatten, nun aber das Gegenteil zu tun schienen. Wurden sie unter Druck gesetzt? Steckten die Geheimdienste dahinter? Schließlich soll der spätere Trump-Arbeitsminister Alexander Acosta, der als Bundesstaatsanwalt 2008 den sehr bequemen Deal mit Epstein ausgehandelt hatte, gesagt haben, er habe sich beim Epstein-Fall zurückgehalten, weil ihm vermittelt worden sei, dass Epstein »zum Geheimdienst gehört«. 23

Am Tag nach der Axios-Veröffentlichung, am 8. Juli 2025, fragte die Justizministerin Pam Bondi bei einer Kabinettssitzung mit Präsident Donald Trump nach der seltsamen Pressemitteilung und den vielen Fragen bezüglich Epsteins Geheimdienstverbindungen: 24

Steven Nelson: Ihr Memo und die Veröffentlichung gestern zu Jeffrey Epstein haben einige anhaltende Rätsel hinterlassen. Eines der größten ist, ob er je für amerikanische oder ausländische Geheimdienstbehörden gearbeitet hat. Der ehemalige Arbeitsminister und ehemalige Bundesstaatsanwalt für Miami Alex Acosta soll gesagt haben, dass er für den Geheimdienst gearbeitet hat. Können Sie also klären, ob das der Fall war? Und können Sie auch sagen, warum eine Minute auf dem Gefängnisvideo in der Nacht seines Todes fehlt?

Justizministerin Pam Bondi: Ja, sicher. Wenn ich –

Präsident Donald Trump (unterbricht): Darf ich eine Sekunde unterbrechen?

Bondi: Klar!

Trump (zu Nelson):Reden Sie immer noch über Jeffrey Epstein? Im Ernst? Das ist doch ein alter Hut. Wir haben Überschwemmungen in Texas, es ist so viel los, und Sie reden immer noch über diesen Typen, dieses Ekelpaket? Unglaublich. (Zu Bondi:) Wollen Sie Ihre Zeit damit verschwenden? Wollen Sie das beantworten?

Bondi: Ich habe nichts dagegen.

Trump: Ich kann nicht glauben, dass Sie Fragen zu Epstein stellen, während wir so enorme Erfolge haben und auch Tragödien wie in Texas. Das kommt mir unanständig vor.

Bondi: Zuerst einmal, um darauf zurückzukommen: Im Februar habe ich Fox ein Interview gegeben, das viel Aufmerksamkeit erregt hat, weil man mich nach der Kundenliste gefragt hat, woraufhin ich gesagt habe: »Sie liegt zur Prüfung auf meinem Schreibtisch.« Ich meinte damit die Epstein-Akte sowie die Kennedy- und Martin-Luther-King-Akten. Genau das. Zu den »zehntausenden von Videos«: Es stellte sich heraus, dass es sich um Kinderpornos handelte, die von diesem Ekel Jeffrey Epstein aus dem Internet heruntergeladen wurde. Das waren Kinderpornos. Sie werden nie veröffentlicht werden, nie das Licht der Welt erblicken. Zu seinen Geheimdienstverbindungen: Ich habe darüber keine Kenntnisse. Ich kann mich noch mal dazu kundig machen.

Und was die fehlende Minute anginge, so würden die Überwachungsvideos jeden Tag um eine Minute vor Mitternacht zurückgesetzt, denn das System sei alt, es stamme aus dem Jahr 1999, fügte Bondi hinzu. »Und das war’s zu Epstein.« 25

Das war es aber keineswegs. Im Internet empörten sich vor allem Trump-Anhänger über seine abweisende Haltung zur Epstein-Aufklärung. »Wie kann man Trump vertrauen, wenn er die Epstein-Akten nicht veröffentlicht?«, postete Elon Musk, der seit dem Ende seiner 100 Tage bei der Korruptionsbekämpfungsbehörde DOGE und der Verabschiedung des 4-Billionen-Dollar-Schuldenpakets Big Beautiful Bill (»schönes großes Haushaltspaket«) mit Trump im Clinch lag. 26

»Trump: ›Redet ihr immer noch über Jeffrey Epstein?‹«, postete die deutsche YouTuberin Naomi Seibt, die auch in den USA viele Follower hat. »Ja, tun wir! Was für eine unverschämte Frage. Das FBI hat uns ins Gesicht gelogen. Elon Musk hat sein Leben riskiert, um Epsteins Freunde wie Bill Gates zu entlarven. Warum kümmert das Trump überhaupt nicht?« 27

Manche Trump-Anhänger warnten gar vor dem »Ende von MAGA« (der Trump-Bewegung Make America Great Again). »Präsident Trump muss mit den Epstein-Akten vorsichtig sein, sie haben das Potenzial, sein Vermächtnis zu ruinieren, selbst wenn er alles andere schafft«, schrieb sogar der Trump-nahe Karikaturist Skscartoon. 28 Und die Rundfunksprecherin Emerald Robinson kommentierte: »Kash Patel, Dan Bongino und Pam Bondi haben mit ihrem Umgang mit den Epstein-Kinderschänder-Akten ihre Glaubwürdigkeit zerstört und die moralische Glaubwürdigkeit der Trump-Regierung gegenüber der amerikanischen Öffentlichkeit dauerhaft beschädigt. Die Trump-Regierung hat die Epstein-Akten verschwinden lassen, weil Epstein mithilfe der CIA und des MI6 eine »Honigtopf«-Operation für Israel war. Im Klartext: Unsere Geheimdienste erpressen unsere Politiker und Eliten. Wir leben in einer Bananenrepublik.« 29

»Unsere Geheimdienste erpressen unsere Politiker und Eliten«

»Die Trump-Regierung ist Teil der Verschwörung geworden«, behauptete der kontroverse Krawallmoderator Alex Jones, der erstaunlich oft richtig liegt. So hatte er beispielweise am 25. Juli 2001 vorhergesehen, dass es »einen Anschlag auf das World Trade Center« geben und dass man Osama bin Laden dafür verantwortlich machen würde. 30 »Man kann das gar nicht anders sehen. Ich muss gleich kotzen. Das meine ich ernst«, sagte Jones am 8. Juli 2025 unter Tränen. 31

Doch obwohl es an der Basis schon gewaltig brodelte, schien Trump noch weiter zu eskalieren. So ließ er am 12. Juli 2025 auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social vernehmen:

Was ist bloß mit meinen »Jungs« und »Mädels« los? Sie sind alle hinter Generalstaatsanwältin Pam Bondi her, die einen FANTASTISCHEN JOB macht! Wir sind ein Team, MAGA, und ich mag nicht, was da passiert. Wir haben eine PERFEKTE Regierung, DAS GESPRÄCHSTHEMA DER WELT, aber egoistische Menschen versuchen, sie wegen eines Mannes in Misskredit zu bringen, der einfach nicht sterben will, Jeffrey Epstein. Seit Jahren geht es immer wieder um Epstein. Warum machen wir Werbung für Akten, die von Obama, der korrupten Hillary, Comey, Brennan und den Verlierern und Kriminellen der Biden-Regierung verfasst wurden – denselben Leuten, die die Welt mit diesem Russland-Schwindel, den 51 »Geheimdienst«-Agenten, Hunter Bidens Laptop und vielem mehr betrogen haben? Sie haben die Epstein-Akten erstellt, genauso wie das Fake-Dossier von Hillary Clinton und Christopher Steele, das sie gegen mich verwendet haben. Jetzt spielen meine sogenannten Freunde ihnen direkt in ihre Hände. Warum haben die radikalen Linken diese Epstein-Akten nicht veröffentlicht? Wenn da irgendetwas drin war, das der MAGA-Bewegung hätte schaden können, warum haben sie es nicht genutzt? Sie haben nicht einmal die Kennedy- oder Martin-Luther-King-Akten veröffentlicht. Egal, wie viel wir geschafft haben, um die Grenzen abzusichern, Kriminelle zu deportieren, die Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen, Energieunabhängigkeit wiederherzustellen, eine sicherere Welt zu schaffen, in der der Iran keine Atomwaffen haben wird, für manche ist es nie genug. Wir werden in 6 Monaten mehr erreichen, als jede andere Regierung in über 100 Jahren erreicht hat, und wir haben so viel mehr zu tun. Wir retten unser Land und machen AMERIKA WIEDER GROSSARTIG, was weiterhin unsere absolute PRIORITÄT sein wird. Die Linke implodiert! Kash Patel und das FBI müssen sich darauf konzentrieren, Wahlbetrug, politische Korruption, ActBlue, die manipulierte und gestohlene Wahl von 2020 zu untersuchen sowie Gewalttäter und Kriminelle zu verhaften, anstatt die ganze Zeit damit zu verbringen, sich die gleichen alten, von Linksradikalen lancierten Dokumente über Jeffrey Epstein anzusehen. LASST PAM BONDI IHREN JOB MACHEN – SIE IST GROSSARTIG! Die Wahl 2020 wurde manipuliert und gestohlen, und sie haben 2024 dasselbe versucht – das und vieles mehr untersucht sie als Justizministerin. Vor einem Jahr war unser Land TOT, jetzt ist es das »HEISSESTE« Land auf der Welt. Belassen wir es dabei und verschwenden wir keine Zeit und Energie mit Jeffrey Epstein, für den sich keiner interessiert. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 32

Ein solches Statement erstaunte in mehrfacher Hinsicht, wurde es doch von jemandem getätigt, der nach Epsteins Verhaftung 2019 »eine vollständige Untersuchung« gefordert hatte: »Man muss sich fragen, ob Bill Clinton auf der Insel war. Das ist die Frage. Wenn man das geklärt hat, weiß man sehr viel mehr.« 33 Es wirkt wie eine Hundertachtziggradwende. Doch nicht nur Trumps Aussage, für Epstein interessiere sich keiner mehr, obwohl die Reaktion seiner Basis im Internet etwas ganz anderes zeigt, sondern auch seine Bereitschaft, seine treuesten Unterstützer anzugreifen, sowie seine Behauptung, die Epstein-Akten – die es ja laut Justizministerium nicht gab – seien genauso wie das Steele-Dossier 2016 eine Erfindung seiner politischen Gegner mit dem Zweck, ihn anzugreifen. 34 Dabei hatte niemand behauptet, dass er darin verstrickt sei. Dabei war den Demokraten jahrelang vorgeworfen worden, die Epstein-Affäre herunterspielen zu wollen, da Bill Clinton 28-mal mit Epstein mitgeflogen war. Es schien eine Art vorauseilendes Schuldeingeständnis zu sein – wie in einem Krimi, wenn der Verdächtige etwas leugnet, nach dem der Kommissar gar nicht gefragt hat. Dementsprechend fielen auch die Reaktionen der Basis aus.

Etwas aufgekratzt schoss Trump am 16. Juli hinterher, die »radikalen linken Demokraten« hätten mal wieder mit einer »völlig gefälschten und erfundenen Geschichte ins Schwarze getroffen«. Er verglich den Fall Epstein wieder mit Russiagate und den erfundenen Vorwürfen gegen ihn, obwohl bisher niemand solche Vorwürfe geäußert hatte. Er nannte den »neuen Betrug« die »Jeffrey-Epstein-Ente« und griff seine Anhänger sogar direkt an: »Meine EHEMALIGEN Unterstützer haben diesen Bullshit geschluckt. Sie haben ihre Lektion nicht gelernt und werden es wahrscheinlich nie tun, selbst nachdem sie 8 lange Jahre lang von den durchgeknallten Linken hinters Licht geführt wurden. […] Sollen diese Schwächlinge die Arbeit für die Demokraten doch weiterhin erledigen, anstatt über unsere unglaublichen und beispiellosen Erfolge zu sprechen, denn ich will ihre Unterstützung nicht mehr!« 35 (Hervorhebung durch den Autor).

Das war ein Schlag ins Gesicht seiner Anhänger. Warum nahm Trump die Forderung, Aufklärung in die wohl größte Kindersexaffäre der US-Geschichte zu bringen, in die nachweislich prominente und mächtige Männer wie Bill Clinton, Bill Gates und Prince Andrew verwickelt waren, so persönlich? Wie kam er darauf, dass die Demokraten den Fall Epstein erfunden hatten, der doch von eingefleischten Trump-Anhängern wie Mike Cernovich, Alex Jones und Ann Coulter sowie rechten Medien und Organisationen wie Breitbart, Gateway Pundit und Judicial Watch gegen alle Widerstände und Diffamierungen mühsam ans Tageslicht gezerrt wurde? Wenn da nichts dran war, warum hatte Jeffrey Epstein dann Selbstmord begangen, und warum sitzt Ghislaine Maxwell für 20 Jahre im Gefängnis?

Es scheint drei mögliche Erklärungen für das unerklärliche Verhalten des US-Präsidenten zu geben:

Trump war tiefer beteiligt, als er zugegeben hatte.

Jene Geheimdienste wie CIA, MI6 und Mossad, die mutmaßlich hinter Jeffrey Epstein steckten, hatten de factodie Kontrolle über die US-Regierung.

Trump wollte den Hebel nutzen, den die Epstein-Akten ihm zur Verfügung stellten.

Obwohl die Mainstream-Medien den Fall Epstein bis 2019 als Verschwörungstheorie durchgeknallter QAnons verspottet und sich nach Epsteins Verhaftung auf lüstern-voyeuristische Exposés der Sexthematik konzentriert hatten, schossen sie sich aufgrund von Punkt 1) nun auf die Trump-Epstein-Verbindung ein. Trump und Epstein waren Nachbarn auf der Nobelresortinsel Palm Beach und kannten sich seit etwa 1987.

»Ich kenne Jeff seit 15 Jahren. Großartiger Typ«, sagte Trump 2002 zum New York Magazine. »Es macht großen Spaß, mit ihm zusammen zu sein. Man sagt sogar, dass er genauso auf schöne Frauen steht wie ich, und viele von ihnen sind von der jüngeren Seite. Kein Zweifel, Jeffrey genießt sein Leben.« 36

Trump war siebenmal mit der Lolita Express geflogen, wie man Epsteins Boeing 727 nannte. Laut seiner Darstellung hatte Epstein jedoch weibliches Personal – darunter das damals 15-jährige »Handtuchmädchen« Virginia Roberts Giuffre – aus Trumps Luxusresort Mar-a-Lago abgeworben, weshalb Trump ihm Hausverbot erteilt habe. »Ich kannte ihn so wie jeder in Palm Beach«, sagte Trump 2019 zu Reportern im Oval Office. »Ich hatte vor langer Zeit Streit mit ihm. Ich glaube, ich habe seit 15 Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen. Ich war kein Fan von ihm.« 37 Wir werden in Kapitel 8 allerdings sehen, dass Donald Trump etwas mehr Kontakt zu Jeffrey Epstein hatte, als er hier zugibt.

Die Verbindung zu Trump hatte zumindest den Effekt, dass die Mainstream-Medien nach Trumps rätselhaftem Wutausbruch in Bezug auf Epstein begannen, sich wieder für den Fall zu interessieren, den sie seit den sensationsgeilen Sex-and-Crime-Berichten von 2019 völlig vergessen hatten: Hatte sich Epstein wirklich kniend an einem Stockbett mit einem Laken erhängt? Wer waren die Täter, die Hunderte von Mädchen missbraucht hatten? Warum hatte Bundesstaatsanwalt Alex Acosta gesagt, Epstein gehöre »zum Geheimdienst«? All diese Fragen hatten die Mainstream-Medien 5 Jahre lang nicht interessiert. Erst als es gegen Donald Trump ging, erinnerten sie sich an den emporgekommenen Mathelehrer aus Coney Island namens Jeffrey Epstein wieder.

Dabei taten sich die Medien des konservativen Medienunternehmers und Trump-Gegners Rupert Murdoch besonders hervor: Das Wall Street Journal veröffentlichte einen angeblichen Geburtstagsgruß von Trump an Epstein, den Trump mit einer weiblichen Silhouette verziert haben soll und der mit den Worten endete: »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag – und möge jeder Tag ein weiteres wunderbares Geheimnis sein.« 38 Trump bezeichnete den Brief als Fake und erhob gegen Murdoch, die WSJ-Herausgeberfirma Dow Jones und die beiden Reporter Klage. »Ich freue mich darauf, Rupert Murdoch dazu zu bringen, in meiner Klage gegen ihn und seine ›Müllzeitung‹, das Wall Street Journal, auszusagen. Das wird eine interessante Erfahrung sein!!!« 39 Selbst Trump-Kritiker Elon Musk schrieb auf X, dieser Geburtstagsgruß höre sich »nicht wie etwas an, das Trump sagen würde«. 40

Der Murdoch-Biograf Michael Wolff, der das Buch Fire & Fury41 über Trumps erste Amtszeit geschrieben hatte, enthüllte, dass er im April 2017 100 Stunden Interviewmaterial mit Epstein aufgenommen hatte, in denen Epstein Trump als Serienschürzenjäger und »10 Jahre lang seinen besten Freund« bezeichnete. Und an Bord der Lolita Express habe Trump zum ersten Mal mit seiner späteren Frau Melania geschlafen. Er habe einen Sport daraus gemacht, die Frauen anderer Männer zu verführen: »Meine Lieblingsbeschäftigung ist es, die Frauen meiner besten Freunde zu ficken. Das ist die Krönung«, soll Trump laut Wolff zu Epstein gesagt haben. 42

Wolffs Epstein-Interviews enthalten jedoch keine Vorwürfe, dass Donald Trump mit Minderjährigen geschlafen oder die »Orgieninsel« besucht habe, sonst hätte der Sensationsreporter Wolff diese vermutlich als Aufmacher genommen. Und das ist das beste Argument gegen These 1), denn schließlich haben Joe Biden, Barack Obama und die Demokratische Partei nach Jeffrey Epsteins Verhaftung und Vernehmung 4 Jahre lang das Justizministerium und das FBI kontrolliert. In dieser Zeit wurden vier stark politisch motivierte Prozesse gegen Donald Trump aufgrund von 91 angeblichen Verbrechen geführt. Wenn es Beweise gäbe, die Donald Trump mit Kindersex auf der Epstein-Insel in Verbindung brächten, hätten wir davon vermutlich erfahren.

Epstein und die Geheimdienste

Die beiden anderen Erklärungsansätze zu dem merkwürdigen Verhalten Donald Trumps in Sachen Epstein-Akten haben beide mit eventuellen Geheimdienstverbindungen Epsteins zu tun, wie sie laut der Journalistin Vicky Ward der ehemalige Bundesstaatsanwalt Alex Acosta 2019 zur Sprache gebracht hatte, als er zu der Frage eines Postens in der Trump-Regierung interviewt worden war. Acosta hatte nämlich 2008 mit Epsteins Anwälten einen Gefälligkeitsdeal ausgehandelt, nachdem ihm klargemacht worden war, dass er sich zurückzunehmen hatte, weil Epstein »über seiner Gehaltsstufe« liege. »Mir wurde gesagt, dass Epstein ›zum Geheimdienst gehört‹, und ich solle es bleiben lassen.« 43

»Sehr viele mächtige Menschen wollen, dass diese Liste unterdrückt wird«, schrieb Elon Musk am 16. Juli 2025 auf X als Antwort auf einen Post des konservativen Enthüllungsjournalisten James O’Keefe: »Entweder gibt es im Fall Epstein nichts zu sehen ODER die darin enthaltenen Enthüllungen könnten die ganze US-Regierung zu Fall bringen.« 44

Der Anwalt Alan Dershowitz, der Epstein 2008 verteidigt hatte, mindestens elfmal mit der Lolita Express geflogen war und mindestens einmal auf der Orgieninsel Little St. James gewesen sein soll, aber jegliches sexuelles Fehlverhalten bestreitet, rief am 10. Juli 2025 dazu auf, die Kundenliste und alle Epstein-Akten zu veröffentlichen:

»Das ist keine Behauptung, das ist eine Tatsache: Ich habe sie gesehen. Ich wurde ja fälschlicherweise beschuldigt und schließlich entlastet, die Frau (Virginia Giuffre) hat zugegeben, mich verwechselt zu haben, und ihre Klage fallen gelassen. Seit dem ersten Tag dieser Anschuldigungen forderte ich, alle Dokumente zu veröffentlichen, weil ich wusste, dass sie mich entlasten würden. Ich kann also mit Sicherheit sagen, dass Dokumente unterdrückt werden, um bestimmte Individuen zu schützen. Ich kenne ihre Namen, ich weiß den Grund, warum diese Dokumente unterdrückt werden, und ich weiß, wer dahintersteckt. Ich darf aber aufgrund richterlicher Anordnungen nicht darüber reden. Doch ich schwöre bei Gott, dass ich die Namen von Menschen kenne, deren Akten zurückgehalten werden, um sie zu schützen, und das ist nicht richtig.« 45

Krawallmoderator Alex Jones vertrat die Theorie, dass Trump die Liste dazu benutzen wolle, die Mächtigen der Welt dazu zu bringen, seine Friedensagenda im Nahen Osten und in der ganzen Welt zu unterstützen. Vielleicht ist dies die hoffnungsvollste Auslegung. »Meinst du nicht, dass die Israelis, die Briten, die Saudis und alle anderen, die hier schmutzige Wäsche haben, zu Trump sagen: ›Wir können das nicht veröffentlichen, das wäre sehr problematisch für uns?‹ Gleichzeitig versucht er einen Friedensdeal auszuhandeln und den dritten Weltkrieg abzuwenden«, sagte Trump-Freund Roger Stone zu Alex Jones. 46 »Wenn man bedenkt, dass unter anderem ein ehemaliger israelischer Premierminister [Ehud Barak] und ein Mitglied des britischen Königshauses [Prince Andrew] auf der Insel waren, und das sicherlich nicht des Wetters wegen, kann man davon ausgehen, dass international mit Nachdruck dafür gesorgt wird, dass dieses Thema verschwindet. Aber die Basis wird nicht lockerlassen. Die Amerikaner haben ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren, vor allem was diejenigen angeht, die sich für über dem Gesetz halten. Ich glaube, Trump versteht das.« 47

Um die Suche nach dieser Wahrheit geht es in diesem Buch. Schnallen Sie sich an.

Kapitel 1: Eine kurze Geschichte der »Honigtöpfe«

Kapitel 1

Eine kurze Geschichte der »Honigtöpfe«

»Sex ist ein völlig respektables Thema. Die Geschichte der Menschheit besteht aus Liebe und Gewalt.«

Ian Fleming, Schöpfer der Roman- und Filmfigur James Bond

Jeder weiß, dass James Bond ein Weiberheld ist.

Neben seiner Lizenz zum Töten zeichnet dieses Merkmal den Gentleman-Spion aus der Feder des Weltkriegsagenten Ian Fleming am meisten aus: Verführer der Sonderklasse, ist er stets von schönen und exotischen Frauen umgeben, die oft selbst Spioninnen sind und als reiche Ehefrauen Zugang zu mächtigen Männern oder anderen wichtigen Quellen bieten. Allerdings überleben sie ihre Affären mit dem 007-Spion im Auftrag seiner Majestät häufig nicht unbeschadet.

In der heutigen Zeit des queeren Wokeismus und Radikalfeminismus mag der unwiderstehliche Bond-Weiberheld als Filmfigur überholt wirken, doch in der echten Spionagewelt bleibt er ein zeitloser Klassiker: Wenn du deinen Gegner aushorchen willst, musst du ihn verführen.

Schon seit der biblischen Geschichte von Judith und Holofernes, in der die fromme Witwe den feindlichen Feldherren verführt und des nachts in seinem Zelt enthauptet, sind die »Waffen der Frau« ein fester Bestandteil von Spionage und Kriegslist. Auch die Geschichten von Samson und Delilah sowie Esther und Haman, die jährlich am jüdischen Purimfest aufgeführt wird, handeln von listigen Frauen, die mächtige Männer durch Verführung zu Fall bringen.

Im 20. Jahrhundert finden wir Geheimagentinnen wie die holländische Nackttänzerin Mata Hari, die im Ersten Weltkrieg von den Franzosen vor ein Erschießungskommando gestellt wurde, die amerikanische Jazztänzerin Josephine Baker, die im Zweiten Weltkrieg in Frankreich für MI6 und die Résistance Nazis aushorchte, und die Modeikone Coco Chanel, die für den Sicherheitsdienst der Nazis arbeitete.

Doch nicht nur weibliche Agenten können verführerisch sein. Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war in Berlin ein polnischer Geheimagent namens Jerzy Sosnowski im horizontalen Gewerbe so erfolgreich, dass es ihm gelang, die Angriffspläne der Nazis zu entwenden. Sosnowski war »ein gut aussehender Teufel, mutig und cool, mit einem betörenden Lächeln und eisigem Blick, der einen erschaudern lässt«, berichtet Geheimdienstforscher Ian Colvin. »Er schien reichlich Geld zu haben, tummelte sich in der Welt des Films und der Mode, gab Partys in seiner prunkvoll eingerichteten Wohnung. Die Frauen konnten ihm nicht widerstehen.« 48

Über seine Mätresse, die Schweizer Baronin Benita von Falkenhayn, lernte er die Sekretärin von Oberst Heinz Guderian, dem Pionier des Panzerblitzkriegs, kennen: die Witwe Renate von Natzmer, die Sosnowski beim Baden am Wannsee verführte, gefügig machte und schließlich erpresste, bis er die Schlüssel zum Safe in Guderians Büro in Händen hielt. Als der Spionagering im Februar 1935 aufflog, wurden von Falkenhayn und von Natzmer mit der Axt geköpft. Sosnowski wurde gegen deutsche Spione ausgetauscht, die in Warschau gefangen genommen wurden. Die deutschen Kriegspläne, die von Sosnowski dem polnischen Geheimdienst aushändigte, hielt man in Warschau allerdings für »zu gut, um wahr zu sein: Sie wurden als falsche Fährte abgetan.« 49

Männer wie Sosnowski waren das Vorbild für Flemings James Bond: Die Verführung von Sekretärinnen und Geheimnisträgern war Teil der Aufgabenbeschreibung als Spion, vielleicht sogar der allerwichtigste.

Auch den Nazis war natürlich die Macht der Verführung bekannt, wenn es darum ging, Gegner auszuhorchen. Allerdings waren sie als Mitglieder eines paranoid-totalitären Parteiapparats mehr damit beschäftigt, sich gegenseitig zu belauschen. Und so kam es zu einer der legendärsten »Honigtopf«-Operationen der Spionagegeschichte: dem Bordell namens Salon Kitty in Berlin, einer Erfindung des Auslandschefs des Sicherheitsdienstes (SD) Walter Schellenberg. Der SD hatte in der Giesebrechtstraße 11 unweit des Kudamms einen Puff eingerichtet, der von »Madame« Kitty Schmidt geführt wurde, die dort hohen ausländischen Gästen und Nazibonzen vergnügliche Abende bereitete. Anlass zu diesem Unterfangen hatte die Affäre um den Oberbefehlshaber des Heeres Werner von Fritsch gegeben, der in Konflikt mit der SS geraten war und 1937 im Zuge einer Intrige der Homosexualität bezichtigt wurde. Von Fritsch wurde im März 1938 freigesprochen und rehabilitiert, starb aber 1939 beim Überfall auf Warschau als einer der ersten hohen Offiziere im Zweiten Weltkrieg.

»Die Affäre von Fritsch hatte auf das Verhältnis Himmlers zu Heydrich einen merklichen Schatten geworfen«, erklärte SS-General Walter Schellenberg in seinen Erinnerungen:

Himmler war über den ganzen Vorfall verärgert, und Heydrich stellte nun alles darauf ab, seine Panne wieder wettzumachen. Eines Tages bemerkte er mir gegenüber, es sei an der Zeit, sich allerseits bessere Informationen zu verschaffen, unter anderem auch mehr über die »Prominenz« und über ausländische Gäste zu erfahren. Er denke daran, in einer vornehmen Gegend Berlins ein gepflegtes, intimes Restaurant mit schönen Frauen einzurichten. In einer solchen Atmosphäre neige der Mensch leichter denn sonst dazu, Dinge auszuplaudern, die für den Geheimdienst wichtige Aufschlüsse bringen könnten. Er habe bereits mit Himmler gesprochen und erteilte mir den Auftrag, einen solchen »Salon« einzurichten.

Ich war über diesen unerwarteten Befehl nicht wenig verblüfft, wußte aber, daß es Heydrich nicht vertrug, wenn man gleich zu Anfang auf seine Pläne mit Fragen oder gar Einwendungen reagierte. Ich ging also daran, durch einen Strohmann ein entsprechendes Haus zu mieten. Umbau und Einrichtung waren den besten Architekten übertragen. Daraufhin machten sich die technischen Spezialisten ans Werk: Doppelwände, moderne Abhörgeräte und automatische Fernübertragung sorgten dafür, daß jedes in diesem »Salon« gesprochene Wort festgehalten und in eine Zentrale übertragen wurde. Die technische Wartung lag vereidigten Beamten des Sicherheitsdienstes ob, und das Hauptpersonal vom Dienstmädchen bis zum Kellner bestand aus Geheimagenten.

Nach diesen Vorbereitungen trat das Problem der »schönen Frauen« an mich heran, für das ich mich aber nicht zuständig erachtete. Hier sprang Arthur Nebe, Chef der Kriminalpolizei, für mich ein. Aus den Großstädten Europas wurden Damen der Halbwelt angeworben, aber auch Damen aus der sogenannten »guten Gesellschaft« waren bereit, sich zur Verfügung zu stellen. Heydrich gab dieser Einrichtung den Namen Salon Kitty.

Und Salon Kitty lieferte ausgezeichnete Informationen. Ein willkommener Fisch, der ins Netz ging, war unter anderem der Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop; er erschien recht oft, ohne zu ahnen, wer ihm dieses Amüsement servierte. Unter den ausländischen Gästen war einer der interessantesten Fänge der damalige italienische Außenminister Graf Ciano, der bei seinem Besuch in Berlin ausgiebig mit seinem diplomatischen Stab im Salon Kitty verkehrte. 50

Der sonst so wiefe Schellenberg scheint vor lauter Naziintrigen gar nicht zu reflektieren, wie sinnlos es war, so viel Zeit mit der Ausspähung der eigenen Leute zu verbringen, während sich der britische MI5 ganz auf den Feind konzentrierte und es mit dem berühmten »Double-Cross«-System schaffte, alle Naziagenten in Großbritannien entweder auszuschalten oder umzudrehen und gegen das Dritte Reich einzusetzen. Man mag sich gar nicht ausmalen, was gewesen sein könnte, wenn SD, Gestapo und Reichssicherheitshauptamt dieselbe Energie in die Feindausforschung investiert hätten.

Das Berliner Bordell Salon Kitty, das mit Mikrofonen gespickt war, scheint auf jeden Fall ein Vorläufer von Jeffrey Epsteins Orgieninsel gewesen zu sein. Denn auch in den USA kannte man die Kombination aus Sex und Spionage, aus Geheimdienst und Unterwelt, seit dem Zweiten Weltkrieg.

Die Geburt der CIA aus dem Geist der Mafia

»Das FBI? Das FBI fängtBankräuber, Sy. Wirsind Bankräuber.«

CIA-Agent zu Investigativjournalist Seymour Hersh 51

Die Zusammenarbeit der CIA mit dem organisierten Verbrechen in den USA geht bereits auf die Vorläuferorganisation OSS (Office of Strategic Services) im Zweiten Weltkrieg zurück. Am Nachmittag des 9. Februar 1942 um 14:30 Uhr brach an Bord des Luxusliners Normandie im Hafen von New York während der Umbauarbeiten in einem Truppentransporter ein Feuer aus. Die eisigen Winterwinde fachten das Feuer an, das bald das Oberdeck erreichte und das ganze Schiff in Gefahr brachte. Vor lauter Löschwasser bekam das größte und schnellste Passagierschiff der Welt Schlagseite, kenterte und sank auf Grund. Dieser Stolz des Atlantiks, der mit 32 Knoten fast doppelt so schnell wie die deutschen U-Boote war, konnte nie wieder geborgen und musste 1946 zerlegt werden.

Obwohl die Untersuchung bald die Funken eines Schweißers als Ursache ausmachte, hielt sich eisern das Gerücht, hinter dem Brand steckten deutsche Spione. Die Vereinigten Staaten waren erst vor 2 Monaten in den Krieg in Europa eingetreten, nachdem Adolf Hitler den USA 4 Tage nach dem Überfall auf Pearl Harbor den Krieg erklärt hatte. Da das japanische Marinekommando vor dem Angriff auf Pearl Harbor mehrmals bei einem japanischen Zahnarzt in Honolulu angerufen hatte, um sich nach der Anwesenheit der US-Pazifikflotte zu erkundigen, vermutete man überall deutsche und japanische Spione.

Bis heute ranken sich selbst in öffentlich-rechtlichen Medien wilde Spekulationen um die angebliche Mitwisserschaft der US-Regierung bei diesem Angriff, die auf Vorwürfe der Republikaner gegen Präsident Roosevelt im Wahlkampf 1944 zurückgehen. Tatsächlich widmeten sich neun Untersuchungsausschüsse, darunter der bis dato größte der gesamten Geschichte der USA, dieser Theorie, sie konnte aber nicht erhärtet werden. Die US-Militärkryptologen hatten tatsächlich die japanischen Codes geknackt, erwarteten den japanischen Angriff im Dezember 1941 aber auf den Philippinen. Der Angriff eines Flugzeugträgerverbandes auf das 5600 Kilometer entfernte Hawaii war ein historischer Geniestreich des Admirals Yamamoto, der in dieser Form kaum vorherzusehen war und die Marinekriegsführung für immer veränderte. 52

Etwa 11 000 deutschstämmige und 125 000 japanischstämmige Amerikaner wurden in den USA in Internierungslager gesteckt. In Alfred Hitchcocks Spionagethriller Saboteure (1942) sieht man das Wrack der Normandie kurz im Hintergrund und einen lächelnden deutschen Spion davor. Als im Zuge des waghalsigen Spionage- und Sabotageprogramms Operation Pastorius im Juni 1942 acht Nazispione vom U-Boot 202 auf Long Island an Land gingen, meldeten sich zwei von ihnen beim FBI und verrieten ihre Kameraden, die allesamt hingerichtet wurden. 53

Daraufhin eröffnete das Office of Naval Intelligence (ONI) im Mai 1942 eine Untersuchung der Spionagegefahr in US-Häfen und der U-Boot-Gefahr vor Amerikas Küsten. Mehrere Mitarbeiter dieser Untersuchung kamen aus dem Büro von Staatsanwalt Thomas Dewey, der 1936 den Mitbegründer der amerikanischen Mafia, Charles »Lucky« Luciano, der Zwangsprostitution überführte und für 30 Jahren hinter Gitter brachte. Das ONI verstand schnell, dass die New Yorker Häfen von der Mafia, dem Glücksspielpapst Frank Costello und dem Chef der Jüdischen Mafia, Meyer Lansky, kontrolliert wurden. Der Schlüssel war jedoch »Lucky«Luciano, der Pate der sogenannten Genoveser Familie, einer der fünf New Yorker Mafiabanden, der das landesweite National Crime Syndicate gründete. So begann die Operation Underworld, bei der der US-Geheimdienstapparat und die Mafia kollaborierten, die Luciano von seiner Zelle aus organisierte, nachdem er in ein Gefängnis näher an New York City verlegt worden war. Luciano und Meyer Lansky halfen dem ONI und dem CIA-Vorläufer OSS (Office of Strategic Services), die US-Invasion auf Sizilien 1943 (Operation Husky) vorzubereiten und stellten Verbindungen zur sizilianischen Mafia her, die schon seit einer Verhaftungswelle 1928 auf Kriegsfuß mit Mussolini stand. Zur Belohnung wurde Lucky Luciano 1945 von Dewey entlassen und in sein Heimatland Sizilien zurückgeschickt.

»Weißt du, wie ich es rausgeschafft habe?«, meinte Luciano zu dem Sportjournalisten Oscar Farley 1960. »Ich habe meinen Anwälten gesagt, sie sollten Schmutzwäsche über einen bestimmten Mann sammeln, alles, das sie auftreiben konnten. Sie hatten also ein ganzes Buch über ihn. Dann ging mein Anwalt zu ihm, warf es ihm auf den Schreibtisch und sagte ihm, das kommt alles raus, wenn ich nicht freigelassen und abgeschoben werde. Wenn Sie denken, ich war übel, hätten Sie sehen sollen, was wir über diesen ach so braven Staatsdiener wussten.« 54 Es ist nicht klar, wen Luciano gemeint hat, doch Staatsanwalt Thomas Dewey, der spätere Gouverneur von New York, war derjenige, der Luciano freiließ.

So begann die Zusammenarbeit zwischen den US-Geheimdiensten und der Mafia, die bis heute anhält. Es ist eine lange Geschichte wechselseitiger Erpressungen und Sexskandale, deren logische Konsequenz letztlich Jeffrey Epsteins Orgieninsel ist.