Eroberung - Collin McMahon - E-Book

Eroberung E-Book

Collin McMahon

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Beschreibung

Halbmond über Deutschland
Ist unsere Heimat auf dem Weg ins Kalifat?


Die Muslimbruderschaft gilt als Keimzelle des modernen Islamismus. Ihre Strategie ist noch nicht die offene Konfrontation - sondern die schleichende, systematische Unterwanderung westlicher Gesellschaften. In Eroberung decken die Autoren Collin McMahon und Irfan Peci auf, wie sich islamistische Netzwerke tief in Politik, Medien, Kirchen, NGOs und Bildungseinrichtungen eingeschlichen haben - oft unter dem Deckmantel von Toleranz und Integration - aber mit dem klaren Ziel, aus Deutschland einen islamischen Staat zu machen.

Was niemand sagen will - aber jeder wissen sollte

Unglaubliches geschieht in Deutschland. Doch darüber zu sprechen, ist tabu:

  • Die Gründung der Muslimbruderschaft
  • Ihre »Kunst des Todes«
  • Die Folterzentren der Muslimbrüder
  • Die islamistische Unterwanderung von Presse, Politik und Parteien
  • Der bayerische Vorzeige-Imam von Merkels Gnaden
  • Die Eroberungsstrategie
  • Der Langzeitplan der Muslimbrüder


Warum unterwerfen sich die Deutschen widerstandslos dem Islam?

  • Warum gilt die Freimann-Moschee in München als inoffizielles Hauptquartier der Muslimbruderschaft in Europa - und was passiert dort wirklich?
  • Welche Rolle spielten die Nazis, die CIA und die US-Regierung beim historischen Aufstieg des politischen Islams?
  • Wie tief reicht die ideologische und personelle Verflechtung zwischen Islamisten und deutschen Parteien, insbesondere bei SPD, Grünen und Linken?
  • Welche Mechanismen nutzen Islamisten, um Journalisten, NGOs und Aktivisten für ihre Agenda einzuspannen?
  • Welche Personen, Netzwerke und Institutionen unterstützen die Eroberungspläne des politischen Islams - und warum ist das brisanter, als viele glauben?
  • Wie gelangen Islamisten in die Mainstream-Medien - und warum spricht niemand darüber?


Collin McMahon und Irfan Peci legen ein erschütterndes Protokoll der Selbsttäuschung und Ignoranz vor - und sie nennen Ross und Reiter. Ein Buch, das jeder gelesen haben sollte. Denn die schleichende Islamisierung ist kein Zufall, sondern folgt einem geheimen Plan.

Dieses recherchestarke Buch ist unbequem. Unmissverständlich. Und längst überfällig.

 

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Auflage Mai 2025

Copyright © 2025 bei Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg

Alle Rechte vorbehalten

Covergestaltung: Carolin Sienz Satz und Layout: Mohn Media Mohndruck GmbH, Gütersloh

ISBN E-Book 978-3-98992-111-5 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-10 Fax: (07472) 98 06-11

Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

Einleitung

Der Westen wird durch den radikalen Islam unterwandert. Dies geschieht vor unser aller Augen und teilweise mit dem Geld der Steuerzahler. Wir durchleuchten die Ursprünge dieses Netzwerks und enthüllen, wie er sich die Institutionen der EU und der Bundesregierung zunutze macht.

Die Autoren bringen jahrelange Erfahrung im Aufdecken solcher Netzwerke mit. Irfan Peci wurde 2007 zum Deutschlandchef eines der weltweit wichtigsten Propagandanetzwerke für al-Qaida. Vom BKA enttarnt, kam er in Haft und wurde daraufhin als V-Mann für den Verfassungsschutz angeworben. 2015 veröffentlichte er zusammen mit Oliver Schröm und Johannes Gunst den Bestseller Der Dschihadist: Terror made in Germany – Bericht aus einer dunklen Welt. Seitdem enthüllte er zahllose Skandale im Zusammenhang mit dem politischen Islam, unter anderem die Teilnahme von Youtuberin Nemi El-Hassan 2014 am israelfeindlichen al-Quds-Marsch in Berlin. Der WDR musste daraufhin seinen Plan aufgeben, El-Hassan als Moderatorin zu beschäftigen.

Collin McMahon spezialisierte sich auf linke NGO-Netzwerke und schrieb darüber die Bücher GeorgeSoros’ Krieg und Der Zensurkomplex. Als Autor für die Jüdische Rundschau deckte er die Zusammenarbeit zwischen der »gemeinnützigen« spendenfinanzierten Organisation Islamic Relief und radikalen, den Muslimbrüdern nahestehenden Gruppierungen auf. Daraufhin mussten ARD und ZDF ihre Zusammenarbeit mit Islamic Relief Deutschland und dem Verein Aktion Deutschland Hilft beenden.

Im ersten Teil dieses Buches zeichnet Collin McMahon die Entstehung der Muslimbruderschaft (MB), des modernen Salafismus und seiner Unterwanderung von Deutschland und Europa bis hin zur Infiltration höchster politischer Kreise in Berlin und Brüssel nach. Im zweiten Teil beschreibt Irfan Peci aktuelle Beispiele für die Unterwanderung der deutschen Gesellschaft durch Aktivisten des politischen Islams an Beispielen, die er in vielen Fällen selbst enttarnt hat, etwa die Benennung einer Moschee in Ingolstadt nach dem SS-Sturmbannführer Husein Đozo oder die Radikalisierung des Attentäters von Solingen in der berüchtigten Salafistenmoschee Millatu Ibrahim.

Auch wenn Politik und Mainstream-Medien es verschweigen wollen, ist es wichtig, deutlich zu machen, welche Wege die fortschreitende Unterwanderung Deutschlands durch den militanten Islam beschreitet und wie man diese identifizieren und bekämpfen kann.

Wir beginnen mit den Ursprüngen des politischen Islams in der Gründung der Muslimbruderschaft in Ägypten 1928.

Teil 1 – von Collin MCMAHON

TEIL 1

VON COLLIN MCMAHON

Kapitel 1: Die Todessekte

KAPITEL 1

Die Todessekte

Der Tod ist eine Kunstform, trotz ihrer Bitterkeit manchmal eine wunderschöne Kunstform. In den Händen eines Meisters ist er vielleicht die schönste aller Kunstformen. Der Koran ehrt den Tod und verpflichtet die Gläubigen, ihn mehr zu lieben als andere das Leben […]. Die Moslems müssen gemäß dem Koran dessen Philosophie des Todes annehmen und als Kunstform, als wunderschöne Kunstform begrüßen.

Hassan al-Bannā, Die Todesindustrie (1938) 1

Die Muslimbruderschaft ist die Keimzelle des modernen politischen Islams. Ihr Gründer Hassan al-Bannā schuf sie 1928 als Neuauflage der mittelalterlichen Sekte der Assassinen, die von Friedrich Nietzsche in der Genealogie der Moral mit dem Leitspruch »Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt« 2 zitiert wird. Videospieler kennen sie heute eher aus der Erfolgsserie Assassin’s Creed. Zur Zeit der Kreuzzüge verbreiteten die Haschisch-Esser (Haschaschin) Angst und Schrecken aufgrund ihres Todesmutes, mit dem sie sich opferten, um europäische und arabische Fürsten zu töten.

Ihr Anführer, der »Alte vom Berge«, soll der Legende nach europäische Besucher mit dem sogenannten »Todessprung« beeindruckt haben, als er seinen Anhängern befahl, vom höchsten Turm seiner Burg Alamut in den Tod zu springen. Die Assassinen waren die ersten Selbstmordattentäter – eine Tradition, die Hassan al-Bannā im 20. Jahrhundert mit verheerenden Folgen wiederbeleben sollte.

Al-Bannā orientierte sich außerdem an europäischen Geheimbünden wie den Freimaurern und politischen Untergrundbewegungen wie den Bolschewiken und den Nationalsozialisten, insbesondere der SA. Al-Bannā und sein Mitstreiter, der Mufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini, bewunderten Adolf Hitler, und al-Husseini diente den Nazis während des Zweiten Weltkrieges. Die Muslimbrüder orientieren sich bis heute an den Werten und Idealen der Nazis.

All diese Elemente kombinierte Al-Bannā mit einem fundamentalistischen Islam, der heute als Salafismus,Islamismus oder politischer Islam für Mord und Terror verantwortlich zeichnet. Während der islamische Terror unter vielen verschiedenen Namen und Gesichtern auftritt, argumentiert die Islamwissenschaftlerin Cynthia Farahat in ihrem Buch The Secret Apparatus3 (auf das sich dieser Teil des Buches hauptsächlich bezieht), dass all diese Gruppen – Mudschahedin, Taliban, Hamas, Hisbollah, al-Qaida, Islamischer Staat, Islamischer Dschihad, al-Shabaab – lediglich verschiedene Köpfe ein und derselben Hydra darstellen. Wie der ägyptische General Rif’at Qumsan sagte: »Wir sollten uns nicht von Namen wie Daesch (ISIS), Nusrat al-Haq, Nusrat al-Islam, Hamas etc. irreführen lassen. Man kann sagen, dass die Muslimbruderschaft den Rahmen für alle diese Organisationen darstellt, von den friedlichsten wie Tablighi Jamaat bis hin zu den gewalttätigsten wie al-Qaida, Tansim al-Dschihad oder Daesh.« 4

Die Muslimbruderschaft benutzt drei Arten von Täuschungsmanövern, um ihr wahres Wesen und ihre wahre Größe zu verschleiern:

Erste Täuschung: Zwei Gesichter. Die Janusköpfigkeit ist Teil der Struktur der Muslimbruderschaft (al-Ihwān al-Muslimūn) und sorgt dafür, dass ihre Gefährlichkeit im Westen oft unterschätzt wird. Die Muslimbruderschaft besteht seit jeher aus dem Generalapparat unter dem Generalführer und dem Geheimapparat unter dem Geheimführer. Während der Generalapparat die öffentliche Fassade und Public-Relations-Abteilung der Muslimbruderschaft darstellt, mit dem EU-Institutionen sowie deutsche Politik und Parteien unterwandert werden, ist der Geheimapparat das Machtzentrum, der militärische Terrorarm der Muslimbruderschaft. Zu dieser Struktur gehört die immer wieder vernommene Behauptung, der Geheimapparat hätte sich aufgelöst. Der Generalapparat begrüßt stets lautstark Demokratie, Vielfalt und Meinungsfreiheit und setzt sich gegen sogenannte Islamophobie ein. Führende deutsche »PolitikerInnen« wie Sawsan Chebli, Ferda Ataman und Aydan Özoğuz haben eine Nähe zum Generalapparat und nutzen ihre Opferrolle, um jegliche Warnung vor einer schleichenden Unterwanderung des deutschen Staatsapparats als Rassismus zu diffamieren, zu zensieren und sogar zu verbieten. Der Geheimapparat existiert im Verborgenen jedoch weiter und repräsentiert die eigentliche Agenda der Muslimbruderschaft – den totalen Krieg gegen die Welt der Ungläubigen, den dār al-Harb (das Haus des Krieges), dessen höchste Tugend der Märtyrertod ist.

Während die Identität des Generalführers öffentlich bekannt ist – aktuell der in Istanbul lebende ägyptische Dermatologe Dr. Salah Abdulhaq –, bleibt die Identität des Geheimführers, dem eigentlichen Anführer der Muslimbruderschaft, verborgen. Cynthia Farahat spekuliert, dass der aktuelle Geheimführer der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sei.

Die Muslimbruderschaft behaupte stets, es gebe keinen Geheimapparat und keinen Geheimführer. Die Mehrzahl der sogenannten Nahostexperten fielen darauf herein, betont Farahat, und dies sei »ein schwerwiegender und tödlicher Fehler im Bereich der Terrorbekämpfung, die den Anführern von Terrorgruppen und den Vorfeldorganisationen der Muslimbruderschaft in die Hände spielt«. 5

Während es keine offizielle Bekanntgabe der Identität des Geheimführers und keine belastbaren Beweise für Erdoğans Rolle bei der Muslimbruderschaft gibt, ergibt das Weltgeschehen vor diesem Hintergrund plötzlich ungewohnt viel Sinn. Erdoğan hat sowohl die Hamas nach Istanbul geholt, ISIS und die HTS (Hayat Tahrir al-Sham) in Syrien unterstützt als auch den Gottesstaat Iran hofiert, mit dem die Muslimbruderschaft seit dem ersten Treffen zwischen Al-Bannā und dem Ajatollah Khomeini 1938 eine enge Partnerschaft verbindet. Die Erdoğan-Theorie ist also nicht einfach von der Hand zu weisen.

Zweite Täuschung: Abkehr. Wenn ihre Identität bekannt wird, verlassen Muslimbrüder oft öffentlichkeitswirksam die Gruppierung, schwören dem radikalen Islam und der Gewalt ab und geloben Besserung. So kehrte Michaël Privot, der ehemalige Chef des European Network Against Racism, 2008 angeblich der Muslimbruderschaft den Rücken, ehe er sich auf den EU-finanzierten Kampf gegen Rassismus und Islamophobie konzentrierte. Der Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan ist der Enkelsohn von Hassan al-Bannā, sein Vater Said Ramadan musste 1954 Ägypten verlassen und ging nach Köln und später nach Genf, um dort die internationale Präsenz der Muslimbrüder aufzubauen. 6 Ramadan behauptet jedoch, kein Mitglied der Muslimbruderschaft zu sein. Der tunesische Präsident Rasched al-Ghannouchi gründete die muslimbrüdernahe Ennahda-Partei, distanzierte sich jedoch angeblich vom Todeskult.

Doch nicht jeder, der der Muslimbruderschaft den Rücken kehrt, ist ein U-Boot. Die ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser und Anwar as-Sadat waren Mitglieder der Gruppe Freie Offiziere und heimliche Muslimbrüder, bevor sie sich von ihnen lösten und auf die Todesliste der Muslimbruderschaft kamen. Nasser entging 1954 knapp einem Attentat, Sadat wurde 1981 bei einem Anschlag der Muslimbrüder getötet. Auf das komplizierte Verhältnis der ägyptischen Präsidenten zur Al-Ihwān al-Muslimūn werden wir noch zu sprechen kommen.

Dritte Täuschung: Unterwanderung. Die Muslimbruderschaft hat schätzungsweise 100 000–600 000 aktive Mitglieder, aber Millionen Sympathisanten in der ganzen Welt. Sie ist in etwa achtzig Ländern der Welt tätig, darunter Frankreich, Großbritannien, USA und Deutschland. In Ägypten, Katar, der Türkei und dem Sudan sind weite Teile der Regierung, des Militärs und der Sicherheitsbehörden von der Muslimbruderschaft unterwandert. Selbst der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi, der die Muslimbrüder nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi 2014 wegputschte, einsperren und hinrichten ließ, ist ein Nachkomme des MB-Mitbegründers Abbas as-Sisi. Wie beinahe die gesamte ägyptische Elite studierte al-Sisi an der Kairoer Al-Azhar-Universität, der Kaderschmiede der Muslimbruderschaft, an der auch al-Qaida-Mitbegründer Omar Abdel Rahman studierte. Dasselbe gilt für Ahmed Abdul Rahman al-Bannā (1884–1958), den Vater von Hassan al-Bannā, der die Muslimbruderschaft ins Leben gerufen hat.

Hassan al-Bannā

Hassan al-Bannā wurde am 14. Oktober 1906 in der Handelsstadt Mahmudiyya am Nil als Sohn des Imams und Uhrmachers Ahmed Abdul Rahman al-Bannā (1884–1958) geboren, der an der Al-Azhar-Universität in Kairo in der fundamentalistischen Hanbali-Schule des sunnitischen Rechts ausgebildet wurde. Sein Vater verbrachte 38 Jahre damit, Hadithen 7 und Rechtsurteile des Gelehrten Ahmad ibn Hanbal zu sammeln und zu redigieren, die er ein Jahr vor seinem Tod 1957 veröffentlichte. Die Hanbali-Schule ist die radikalste der vier großen Schulen des sunnitischen Rechts und lieferte die Ausgangsbasis für die Reformlehre des Muhammad ibn Abd al-Wahhāb (1702–1792), den sogenannten Wahhabismus. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich daraus (außerhalb Saudi-Arabiens) der moderne Salafismus, und zwar als Rückbesinnung auf eine reine, fundamentalistische Version des Islams mittels des Dschihads, des Heiligen Krieges.

Hassan al-Bannā schuf dafür das wichtigste und erfolgreichste Vehikel, die Muslimbruderschaft. Die meisten islamischen Terrororganisationen berufen sich daher auf die Hanbali-Schule des islamischen Rechts, so auch al-Qaida und der Islamische Staat.

Da die Hanbali-Schule im modernen Ägypten unter britischer Kolonialherrschaft als rückwärtsgewandt und provinziell galt, wuchs al-Bannā als Sonderling auf. Sein Vater steckte ihn als 8-Jährigen in eine fundamentalistische Madrassa 8 , wo er es jedoch nicht schaffte, den Koran auswendig zu lernen, also ein Hāfiz zu werden. Er wechselte auf die staatliche Mittelschule, musste auf Weisung seines Vaters aber weiterhin den Koran lernen. An der staatlichen Schule von Mahmudiyya trat er einem Geheimbund von Tugendwächtern bei, der Hasafīya-Bruderschaft, die mit einer heutigen Scharia-Polizei vergleichbar ist. Nach al-Bannās eigener Aussage beschäftigten sie sich hauptsächlich damit, anonyme Drohbriefe an Frauen zu schicken, die sich schminkten, oder an Glaubensbrüder, die sich ihrer Meinung nach nicht züchtig genug verhielten, beispielsweise während des Ramadans nicht fasteten. »Bannās Bande verbreitete in ihrer Heimatstadt Furcht und Schrecken durch Angriffe und Brandstiftung auf Christen sowie anonyme Drohungen gegenüber Muslimen«, erinnerte sich General Fouad Allam, der ehemalige stellvertretende Leiter des ägyptischen Geheimdienstes, in einem Fernsehinterview 2014. 9

Im zweiten Jahr an der Schule trat al-Bannā der salafistischen Gruppe Jami’yat Makarim al-Akhlaq al-Islamiyya bei, dem Islamischen Ethikverein, der im 19. Jahrhundert entstanden war und am »Islamischen Erwachen« teilhatte, einer fundamentalistischen Reaktion auf den Niedergang des Osmanischen Reichs und den europäischen Kolonialismus. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in Istanbul und im ganzen Nahen Osten mehrere dschihadistische Geheimbünde, die einen Zustand der Mihna 10  – der Krise oder Prüfung – beklagten und ihren Kampf dagegen unter den Deckmänteln von Freiheit, Menschenrecht, Gerechtigkeit, Moral und Ethik tarnten. Die Dauerkrise der islamischen Welt macht einen permanenten Dschihad erforderlich. Solange der politische Islam nicht an der Macht ist, tarnen sich diese dschihadistischen Geheimbünde als Wohltätigkeits- oder Bildungseinrichtungen.

Hadschi Wilhelm und der Heilige Krieg

Vor und während des Ersten Weltkrieges entdeckte das Deutsche Kaiserreich das Islamische Erwachen als Waffe gegen die Briten und Franzosen und propagierte die Idee des Heiligen Krieges oder Dschihads durch Agenten des Auswärtigen Amtes wie den Orientalisten und Archäologen Max Freiherr von Oppenheim (1860–1946) aus der gleichnamigen Kölner Bankiersfamilie. Kaiser Wilhelm II. wollte das Osmanische Reich als Verbündeten gegen das British Empire in Ägypten und Indien nutzen, baute die Bagdad- und die Hedschasbahn, um Truppen und Waffen bis an den Suezkanal schicken zu können. Wilhelm II. reiste dreimal ins Osmanische Reich, 1889, 1898 und 1917, und erklärte sich am Grab des Sultans Saladin in Damaskus 1898 zum Freund des Islams. Im Deutschen Reich brach daraufhin das Türkenfieber aus, und Karl May war in der Folge mit seinen Orientabenteuern um Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar erfolgreicher als mit Winnetou. Der Plan, mithilfe der Deutschen Reichsbahn einen eisernen Keil ins Herz des Britischen Reichs zu treiben, war maßgeblich für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges verantwortlich.

Max von Oppenheim, Kaiser Wilhelms Agent in der britischen Kolonie Ägypten und später im Auswärtigen Amt in Berlin, schrieb mit seiner Denkschrift betreffenddie Revolutionierung der islamischenGebiete unserer Feinde von Oktober 1914 eine Art Terrorhandbuch, das Anleitungen zum Waffenschmuggel, zur Anschlagsvorbereitung und zur politischen Propaganda enthielt. Von Oppenheim, der »deutsche Lawrence von Arabien«, regte den deutsch-osmanischen Angriff auf den Suezkanal vom Februar 1915 an, der in einer blutigen Niederlage endete. Die Versuche des Deutschen Reichs, das British Empire am Suezkanal zu spalten, die den Ersten Weltkrieg eigentlich ausgelöst hatten, waren damit gescheitert, auch wenn der Krieg noch drei blutige Jahre weitergehen sollte.

Zum Zwecke der Spionage im Nahen Osten und um unter den britischen Kolonialtruppen und -bevölkerungen islamistischen Fanatismus zu verbreiten, gründete von Oppenheim im Oktober 1914 im Auswärtigen Amt die Nachrichtenstelle für den Orient. Die Idee des bewaffneten Dschihads war somit in weiten Teilen eine Erfindung des Deutschen Kaiserreichs. Von Oppenheim – ein nicht gläubiger Jude – betrachtete es als seine Aufgabe, einen »Fanatismus« zu entfachen, »der an Wahnsinn grenzte«. 11

Im Laufe des Krieges rekrutierte von Oppenheim zu diesem Zweck an die sechzig muslimische Agenten, darunter den in Tunesien geborenen Algerier Muhammad al-Kidr Hussein (1873–1958). Al-Kidr wurde 1916 vom osmanischen Kriegsminister Enver Pascha nach Berlin geschickt, um dort mit von Oppenheim die Propagandazeitschrift Al-Dschihad herauszugeben und die Muslime in Algerien und Tunesien zum Aufstand gegen die Franzosen anzuregen. Al-Kidr hielt 1917 eine Rede zur Eröffnung der Berliner Moschee für muslimische Kriegsgefangene im sogenannten Halbmondlager in Wünsdorf, der ersten Moschee in Deutschland. 12

Nach dem Ersten Weltkrieg zog al-Kidr zuerst ins neu gegründete Syrien, wo König Feisal bald mit den Franzosen im Krieg war. 1920 besetzten die Franzosen Damaskus, und al-Kidr musste nach Kairo fliehen, wo er sich dem Islamischen Ethikverein anschloss.

Mit 17 Jahren zog der junge Hassan al-Bannā 1923 nach Kairo, um an der Hochschule Dār al-Ulum zu studieren, und besuchte oft die salafistische Buchhandlung, wo er al-Kidr und den salafistischen Gelehrten Rashid Rida kennenlernte.

Zwei wichtige Ereignisse prägten in dieser Zeit al-Bannās Sicht der Krise der islamischen Welt: 1922 dankte Sultan Mehmed VI. ab, Mustafa Kemal Atatürk schaffte am 1. November 1922 mit dem Sultanat zugleich das 623 Jahre alte Osmanische Reich ab, und 1925 eroberte Abdulaziz ibn Saud an der Spitze einer Schar fanatischer Dschihadisten Mekka, was 1932 zur Gründung des Königreichs Saudi-Arabien führte. Ibn Sauds Heilige Krieger nannten sich Ikhwan (Brüder, Bruderschaft). Rashid Rida und al-Kidr verbündeten sich mit Ibn Saud. Als Ibn Saud sich 1924 zum neuen Kalifen ernannte, wurde Rida sein Berater.

Al-Kidr gründete 1927 die Gesellschaft muslimischer junger Männer (Dschamīyat asch-schubbān al-muslimīn), für deren Zeitschrift Al-Bannā mindestens fünfzehn Artikel verfasste. Hassan al-Bannā betrachtete das Ende des Osmanischen Kalifats als »Katastrophe« und als eine »Kriegserklärung an den Islam in all seinen Ausprägungen«. 13

In den 1920er-Jahren ließ al-Bannā sich von den Bolschewiken inspirieren, die sich ausdrücklich auch an die »unterdrückten« Muslime der europäischen Kolonialstaaten wandten. 1920 wurde die Sozialistische Partei (später die Kommunistische Partei) Ägyptens gegründet, die 1922 Vertreter nach Moskau entsandte, um Wladimir Iljitsch Lenin zu treffen und um Aufnahme in die Kommunistische Internationale (Komintern) zu bitten. Die Komintern wurde mit ihrem öffentlichen Apparat und einem Untergrund- beziehungsweise Geheimapparat zum Vorbild für die Muslimbruderschaft. Im Gegenzug unterwanderte Moskau die Al-Azhar-Universität mithilfe des sowjetischen Gesandten in Kairo Abdul Rahman Sultanow. Laut dem MB-Überläufer Tharwat al-Kherbawy soll Hassan al-Bannā sich vor seinem Umzug nach Kairo 1932 in Ismailia sogar mit dem Revolutionsführer Leo Trotzki getroffen haben, der sich zu jener Zeit in der Türkei im Exil befand. Laut al-Kherbawy wollte Trotzki sein Konzept der »immerwährenden Revolution« mitsamt ihren bewaffneten Paramilitärs in die ganze Welt tragen. Nach diesem Treffen soll al-Bannā die Jägereinheiten (Ranger) der Muslimbruderschaft gegründet haben. 14

Damals entwickelte al-Bannā auch seine Faszination für westliche Geheimbünde wie die Freimaurer, die seit der amerikanischen und französischen Revolution im Westen bei gesellschaftlichen Reformen in oft verkrusteten und repressiven Systemen eine wichtige Rolle spielten. Napoleon Bonaparte, dessen Vater und vier Brüder alle Freimaurer waren, brachte den Geheimbund nach Ägypten. Die erste Freimaurerloge wurde 1799 in Ägypten gegründet und nach der Göttin Isis benannt. Der ägyptische Nationalrevolutionär Saad Zaghlul (1859–1927), der vom 26. Januar 1924 bis zum 23. November 1924 Premierminister war, gehörte ebenfalls den Freimaurern an. 15 Der zweite Präsident Ägyptens, Gamal Abdel Nasser, betrachtete die Freimaurerei als Werkzeug der Kolonialmächte und verbot sie 1956. Laut Cynthia Farahat war es »ein Statussymbol, Mitglied eines Geheimbundes zu sein, und eine Möglichkeit für Islamisten, Zugang zu aristokratischen Kreisen zu erhalten, der ihnen sonst verwehrt blieb. […] In den letzten Jahren ihrer Tätigkeit in Ägypten rekrutierten die Freimaurer einige der einflussreichsten Islamisten der Welt. Auch wenn es umstritten ist, ob die Freimaurer eine subversive Organisation sind oder nicht, die exklusive Selbstbezogenheit solcher Geheimbünde lockte charismatische und antisoziale Persönlichkeiten sowie soziale Aufsteiger an.« 16 Für Hassan al-Bannā waren die Freimauer ein naheliegendes Vorbild, als er die Muslimbrüder gründete. Ein weiteres Vorbild war die Cosa Nostra (»Unsere Sache«), die sizilianische Mafia, mit ihrer Familienstruktur. Laut dem Geheimführer Muhammad Said Ali Ashmawi »studierte die Bruderschaft bei der Gründung des Geheimapparats mehrere Beispiele organisierter Kriminalität«. So wird die Cosa Nostra von einem gewählten Familienoberhaupt (capofamiglia) angeführt, das von ebenfalls gewählten Beratern (consiglieri) unterstützt und auch kontrolliert wird. Größere Mafiafamilien werden in Einheiten von zehn Leuten mit einem Anführer (capodecina) geleitet. Auch die Muslimbruderschaft wird in 10er-Gruppen untergliedert und von einem Familienoberhaupt (naqib al-usra) angeführt. 17

»Mehrere ›Familien‹ werden zu lokalen und regionalen Sektoren zusammengefasst (je nach Größe in ›Stämme‹, ›Truppen‹ und ›Bataillone‹), die wiederum in größere nationale oder sogar internationale Verbände eingegliedert werden«, erläutert das Innenministerium Sachsen-Anhalt. 18

Wie in einer Mafiafamilie kontrolliert die Muslimbruderschaft jeden Aspekt des Lebens ihrer Mitglieder: Was sie tun und denken, wen sie heiraten und mit wem sie zu tun haben, wen sie töten und wann und wie sie sterben. Das Ziel ist »der Dschihad auf dem Wege Allahs, von dem es drei Formen gibt: Dschihad gegen den weltlichen Feind, Dschihad gegen den Teufel und den inneren Dschihad«. 19

Die Muslimbruderschaft wird in Clans (ashira) von jeweils vier Familien mit je 40 Mitgliedern unterteilt, angeführt von einem Familienoberhaupt und assistiert von Abgesandten der anderen Familien. Je fünf Clans bilden einen Stamm oder Gruppe (raht) von je 200 Mitgliedern, und fünf Stämme bilden ein Bataillon (katiba) von je 1000 Mitgliedern. Die Aufgabe eines Bataillons sei »Dschihad mit sich, Dschihad gegen Shaitan [den Satan] sowie die militärische Ausbildung ihrer Mitglieder«. Jedes MB-Mitglied gehört einem militärischen Bataillon an, daher ist jedes MB-Mitglied auch Teil des Geheimapparats. 20

Die Gründung der Muslimbruderschaft

Angetrieben von seiner Faszination für westliche Geheimbünde, internationale organisierte Kriminalität und den stalinistischen Geheimapparat schuf Hassan al-Bannā 1928 aus seinem islamischen Fanatismus eine moderne Version der mittelalterlichen Assassinen. Die Muslimbrüder (Ikhwan al-Muslimin) glichen sowohl einer vielköpfigen Hydra wie einem Chamäleon. Wenn es heute heißt, islamistische Organisationen seien »liberal«, »moderat« oder »reformorientiert«, dann ist dies oft nur die Tarnung dieses Chamäleons. Und die vielen verschiedenen islamischen Terrororganisationen sind oft nur unterschiedliche Köpfe ein und derselben Hydra, genauso wie Jassir Arafats PLO »unabhängige« Terrorableger wie den Schwarzen September schuf, um Terroranschläge zu begehen, während Arafat mit Revolver am Gürtel vor der UNO sprechen durfte. Wenn die EU und die Bundesregierung zwischen einem »politischen« und einem »militärischen« Arm der iranisch-libanesischen Hisbollah (»Partei Gottes«) unterscheiden und damit die janusköpfige Struktur der Muslimbrüder mit Generalapparat und Geheimapparat de facto anerkennen, machen sie diese Irreführung mit. Schon der offizielle Name der öffentlichen Leitung der Muslimbrüder, der Generalapparat, impliziert die Existenz eines Sonderapparats oder Geheimapparats. Jede einzelne Unterorganisation der Muslimbrüder ist an die Vorgaben, Richtlinien, Regeln, Strukturen und Ziele des Generalapparats gebunden.

Nachdem al-Bannā die Dār-al-Ulum-Hochschule 1927 mit 21 Jahren abgeschlossen hatte, führte er sein Engagement im Islamischen Ethikverein und in der Gesellschaft muslimischer junger Männer von al-Kidr weiter. Al-Kidr und Rida begannen sich aktiv für den Wahhabismus des neuen arabischen Königs Ibn Saud einzusetzen. Am 22. März 1928 gründete Hassan al-Bannā zusammen mit seinem lebenslangen Freund Ahmad Sukkari die Muslimbruderschaft, bezeichnenderweise in Ismailia am Suezkanal, in jener Stadt, in der der schicksalhafte deutsch-osmanische Angriff auf den Suezkanal 1915 gescheitert war. Al-Bannā war in Ismailia Grundschullehrer für arabische Sprache und Schrift, was ihm die Möglichkeit gab, unter dem Deckmantel eines Religionslehrers Anhänger anzuwerben.

Er rekrutierte seine Anhänger in drei Cafés, wo er wöchentliche Vorträge hielt. Seine Anhänger lobten seine Art, »die Menschen gleichzeitig durch Verlockung und Erschrecken an Gott und die Endzeit zu erinnern«. 21

Al-Bannā kopierte das Ikhwan-Logo der saudischen Flagge mitsamt den gekreuzten Krummsäbeln und dem Koran. Auf dem Koran steht »Der großzügige Koran«, darunter die Schrift »Seid bereit!« aus der Sure 8:60: »Und haltet für sie bereit, was ihr an Kraft und an kampfbereiten Pferden (haben) könnt, um damit den Feinden Allahs und euren Feinden Angst zu machen, sowie anderen außer ihnen, die ihr nicht kennt; Allah aber kennt sie!« 22 Ein Aufruf zum immerwährenden Dschihad gegen die Ungläubigen also.

Ismailia boomte zu dieser Zeit. Der Erfolg des Königreichs Ägypten (1922–1952) nach britischem Vorbild mit dem Wirtschaftsmagneten Suezkanal lockte Einwanderer aus der ganzen arabischen Welt an. Hassan al-Bannā hasste das kosmopolitische Ismailia und vor allem die Suezkanalgesellschaft, was ihn aber nicht davon abhielt, von ihr eine Förderung von 500 Pfund für seinen Verein in Anspruch zu nehmen, nach heutigem Wert etwa 45 000 Euro. 1930 hatte Hassan al-Bannā so viel Ärger in seiner Gemeinde, dass ihn der ägyptische Premierminister Ismail Sidqi Pascha beim Erziehungsministerium als subversiven Kommunisten anschwärzte, was jedoch vorerst keine Konsequenzen hatte. 23 Erst als die Polizei 1949 bei einer Razzia beim dschihadistischen Scheich Muhammad Farghali neben einem Waffenlager seinen Schriftverkehr mit der sowjetischen Gesandtschaft in Kairo sicherstellen konnte, kam laut eines Berichts des US-Geheimdienstes heraus, dass die Muslimbruderschaft von der Sowjetunion unterstützt wurde. 24

Al-Bannā zog 1932 nach Kairo und veröffentlichte im Januar die ersten Vereinsregeln der Muslimbruderschaft. Darin bezeichnete er sich als Generalführer (al-murshid al-amm) an der Spitze des Generalführungsbüros, ein Ausdruck, der impliziert, dass es daneben noch eine Spezialabteilung gibt. Erst Jahrzehnte nach al-Bannās Tod wurde die Existenz des Geheimführers (al-murshid as-sirri) bekannt.

Dem Generalführungsbüro gehörten al-Bannās kleiner Bruder Abdul Rahman as-Sa‘ati und MB-Mitbegründer Ahmad Sukkari an. Im Januar 1934 traf sich der Schura-Rat 25 der Muslimbruderschaft zum zweiten Mal und gliederte die Organisation in neun Abteilungen (aqsam), die die Gesellschaft ideologisch und propagandistisch unterwandern und Mitglieder in allen Schichten werben sollten. Die Abteilungen sind:

Verbreitung der Botschaft: Die theologische Hauptabteilung der MB, die die islamische Legitimität aller Botschaften der Bruderschaft prüft. Sie wurde offiziell erst 1945 gegründet, existierte im Ansatz jedoch von Anfang an. Der 2004 gegründete internationale Arm, die Internationale Union Muslimischer Gelehrter (International Union of Muslim Scholars, IUMS), hat seinen Hauptsitz in Katar und wurde von den Vereinigten Arabischen Emiraten 2014 als Terrororganisation eingestuft. Der 2024 zum IUMS-Präsidenten erklärte Islamprofessor Ali al-Qaradaghi unterhält besonders enge Verbindungen nach Deutschland. Er reiste mehrmals nach Berlin, Wuppertal, Bochum und Frankfurt und traf sich mit Vertretern des Zentralrats der Muslime (ZMD) oder des vom Verfassungsschutz beobachteten Rats der Imame und Gelehrten (RIGD). Diese Abteilung unterhält ein Medienbüro in Wuppertal. 26

Studentenabteilung: Eine der wichtigsten Abteilungen für die Rekrutierung gewaltbereiter junger Männer. Zu ihren Frontorganisationen gehören die Muslimische Jugend Deutschlands (MJD) und das Forum of European Muslim Youth and Student Organizations (FEMYSO).

Arbeiter- und Bauernverband: Unter dem Einfluss des Bolschewismus wandte sich al-Bannā ausdrücklich an die Arbeiterklasse, der die Abteilung anstelle des Sozialismus den Islamismus als Lösung empfahl.

Gewerkschaftenund Verbände: Diese Abteilung wurde 1948 mit dem Ziel gegründet, Muslimbrüder in alle Berufszweige und Gewerkschaften zu infiltrieren.

Körperertüchtigung: Was sich wie ein Turn- und Sportverein anhört, dient in erster Linie der Vorbereitung zur Ausführung von Terroranschlägen.

Presse und Übersetzung: Diese Abteilung bringt die weltweiten Publikationen der Muslimbruderschaft auf Linie.

Die Muslimschwesterschaft(al-akhwat al-muslimat) wurde von al-Bannā 1933 unter seiner direkten Leitung gegründet und wird im Westen gerne als feministische Organisation für Frauenrechte dargestellt. Auch in Deutschland bringt die Muslimschwesterschaft gerne Frauen in wichtige politische Positionen, da sie weniger bedrohlich erscheinen und weniger angreifbar sind als Männer.

Der Internationale Apparat(at-tanzim ad-dawli) wurde von al-Bannā 1938 auf der 5. Konferenz der MB als Verbindungsbüro zur Islamischen Welt angekündigt, um das weltweite Kalifat vorzubereiten.

Die Familie(al-usra): Diese Abteilung wurde zum ersten Mal 1942 erwähnt. Sie ist die Mitgliederabteilung und das Herz der Muslimbruderschaft. Der Initiationsprozess für neue Mitglieder (tarbiyya) wurde von Ali Abdul Halim Mahmoud, dem Imam der Al-Azhar-Universität und MB-Chefpropagandisten, in seinem Trainingshandbuch Wasa’il al-Tarbiyya inda al-Ikhwan al-Muslkimun, »Die Erziehungsmethoden der Muslimbruderschaft« geschildert. 27

Wie wird man Muslimbruder?

Hassan al-Bannā kehrte 1932 aus Ismailia nach Kairo zurück und begann dort, in den Moscheen neue Mitglieder anzuwerben. Laut Geheimführer Mahmoud al-Sabbagh findet ein solcher Werbungsprozess in drei Phasen statt:

Die erste Phase besteht in der Orientierung bei der Verbreitung der Botschaft. Die zweite Phase besteht in ziviler, spiritueller und militärischer Ausbildung, um die Aufgaben des Dschihads ausführen zu können. Dabei lernt der Kandidat, Befehle ohne Frage oder Zweifel auszuführen. Die dritte Phase besteht in der Ausführung von Befehlen. 28

2005 veröffentlichte der libanesische Aktivist Fadi Shamia eine Übersicht der sieben Mitgliedsstufen der Muslimbruderschaft: 29

Novize oder Anhänger(mukarab, muhib): Der Anwärter begegnet der Muslimbruderschaft auf Veranstaltungen, in Gebetsgruppen oder durch persönliche Kontakte.

Allgemeiner Angehöriger (indimam am oder muntasib): Die Anwärter werden ein Jahr lang eingehenden Prüfungen unterzogen, bei denen ihr Gehorsam und ihre Hingabe sowie ihre körperliche und geistige Widerstandsfähigkeit auf die Probe gestellt werden. Hat ein Anwärter diese Prüfungen bestanden, darf er die Mitgliedsurkunde unterzeichnen und muss 3–7 Prozent seines Einkommens (je nach Höhe) der Bruderschaft spenden. Die allgemeine Angehörigkeit dauert 3 Jahre, in denen der Anwärter seine Loyalität, Zuverlässigkeit und Bereitschaft zum Dschihad unter Beweis stellen muss.

Vollwertiges Mitglied(udw amil),Betreuer(munafiz) und Dschihadist(mudschahid): Sie müssen den MB-Eid ablegen, um von nun an Führungsaufgaben übernehmen zu können.

Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen, die Gesetze des Islams umzusetzen, den Dschihad zu führen, ein treuer Soldat der Muslimbruderschaft zu sein, in guten und in schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit, bei allem, das Gott gefällt, den Anführern keine Widerrede zu leisten, mein Leben, Geld und Blut für Gott zu opfern, mit allem, was dazugehört. Das schwöre ich bei Gott, er sei der Zeuge meines Treueschwurs, so wahr mir Gott helfe. 30

Diesen Treueschwur hat jeder Muslimbruder weltweit geleistet. Im Gegensatz zu den Beteuerungen ihrer Apologeten und Propagandisten leistet jeder Muslimbruder dem Generalführer einen Treueeid. Sonst wäre er kein Muslimbruder.

Familienoberhaupt(naquib at-usra) ist der höchste Rang der ordentlichen Mitglieder. Ein Familienoberhaupt wird an Entscheidungen und Geheiminformationen beteiligt, darf Anwärter ausbilden und Treueschwüre abnehmen.

Anführer (emir oder rukn): Das älteste Mitglied unter den Familienoberhäuptern führt jeweils ein Bataillon der Bruderschaft an. Ein solcher Anführer wird in Syrien und Libanon als rukn (»Säule«) bezeichnet und soll laut Fadi Shamia die »Wesenszüge der Propheten« aufweisen.

Prediger(da’iyya): In diese Position kommt man, wenn man alle vorherigen Stufen plus eine Ausbildung im Islam an der Al-Azhar-Universität in Kairo oder an einer vergleichbaren Ausbildungsstätte durchlaufen hat. Ein Prediger gehört meistens der Abteilung Botschaftsverbreitung an.

Der Generalführer oder Meister (ustadh – Lehrer).

Die Muslimbrüder, der Mufti und die Nazis

Der Aufstieg der Nazis in Deutschland 1933 wurde von den meisten Menschen im ehemaligen britischen Protektorat Ägypten kritisch gesehen. Die meisten Muslime und Christen in Ägypten unterstützten zu dieser Zeit die Bemühungen, im britischen Mandatsgebiet Palästina eine »Heimstatt der Juden« (Vertrag von San Remo, 1920) zu errichten. Als Adolf Hitler in Deutschland an die Macht kam, gingen in Ägypten 70 000–80 000 Menschen auf die Straße, angeführt von der ägyptischen jüdischen Gemeinde, aber von beinahe allen Gesellschaftsschichten unterstützt. »So fanden im März und April 1933 in zahlreichen ägyptischen Städten Großkundgebungen gegen die Nazis statt«, schreibt Islamwissenschaftler Matthias Küntzel. 31 Deutsche Waren und Filme wurden boykottiert.

Hassan al-Bannā und die Muslimbruderschaft waren fast die einzigen Ägypter, die damals die Nazis feierten. Al-Bannā lobte die Nazis, weil sie ihr Volk zu »Einheit, Ordnung, Erneuerung, Macht und Ruhm« führten. Er nahm sich die Nazipropaganda zum Vorbild, würdigte deren »Macht, Begeisterung zu entfachen« und verglich sie kritisch mit den dekadenten ägyptischen Medien, die nur »Liebe, Leidenschaft und Verkommenheit« predigten.

Die Liebe der Muslimbrüder zum Nationalsozialismus beruhte auf Gegenseitigkeit. Laut der Biografie von Albert Speer drückte Hitler sein Bedauern aus, dass die Deutschen mit dem sanften, verweichlichten Christentum »die falsche Religion« hätten. Der Islam war für den Hypochonder Hitler nicht nur eine »Männerreligion«, sondern auch hygienischer. Die »Soldaten des Islam« erhielten einen Himmel der Krieger, »ein echtes irdisches Paradies« mit Houris (Jungfrauen im Paradies) und Wein, welches viel besser zum »germanischen Temperament« passe als der »jüdische Dreck« des Christentums. »Der Mohammedanismus könnte mich noch für den Himmel begeistern«, so Hitler. 32

Die Nazis begannen früh mit dem Aufbau der NSDAP/AO (NSDAP/Auslandsorganisation) und beauftragten den jüngeren Bruder von Hitlers Stellvertreter Rudolf Hess, den 1897 in Alexandria geborenen Alfred Hess, bereits 1926 mit dem Aufbau einer AO in Ägypten. Fritz Hess, der Vater, hatte eine Importfirma in Alexandria, wo Alfred seit 1924 arbeitete und 1927 die Leitung übernahm. 33 »Ab 1933 baute Berlin eine arabischsprachige Nachrichtenagentur auf und eröffnete 1935 einen Radiosender in Kairo«, um die Propaganda der Nazis im Nahen Osten zu verbreiten, berichtet der Historiker Georges Bensoussan. 34 Mehrere ägyptische Gruppen traten mit ihnen in Verbindung, darunter die Muslimbruderschaft, die Hitler wie einen Messias (Mahdi) verehrte.

Dabei entstand das Gerücht, dass Hitler – wie zuvor Kaiser Wilhelm II. – zum Islam konvertiert sei. In seiner ersten Rede als Reichskanzler am 10. Februar 1933 im Berliner Sportpalast verwendete Hitler den Ausdruck »die Stunde wird kommen«. Besonders begeisterungsfähige muslimische Bewunderer sahen darin eine Anspielung auf die Mondsure (Der Koran, Sure 54:1): »Näher ist die Stunde (des Gerichts) gekommen, und gespalten hat sich der Mond.« 35 So erhielt nach »Hadschi Wilhelm« alias Kaiser Wilhelm auch der Braunauer Gefreite einen Spitznamen, nämlich »Hadschi Hitler«.

Hitlerbewunderer der Muslimbruderschaft orchestrierten ab 1933 bis Kriegsende immer wieder judenfeindliche Pogrome in Palästina, bei denen »Allah hai, Allah hai, al-Hadschi Muhammad Hitler jai« (Gott lebt, Gott lebt, der Pilger Muhammad Hitler kommt) skandiert wurde. 36

Die Muslimbrüder riefen 1936 – ganz im Sinne der Nazis – zum Boykott jüdischer Geschäfte in Ägypten auf und benutzten diese antizionistische Propaganda, um ihre Mitgliederzahl von 800 im Jahre 1936 auf 200 000 im Jahr 1938 zu erhöhen. Dabei wurden sie von der NSDAP/AO finanziert, wie ein AO-Dokument vom 18. August 1939 verrät: »Die Vertretung hat Hassan al-Bannā zweimal dieselbe Summe durch dieselben Kanäle zukommen lassen; die Muslimbruderschaft wollte mehr Geld, obwohl wir ihnen bereits 2000 Ägyptische Pfund haben zukommen lassen.« 37 Der italienische Faschist und Journalist Ugo Dadone finanzierte ebenfalls ägyptische Medien, um faschistische Propaganda zu drucken.

Als die Nazis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges Kairo fluchtartig verlassen mussten, fielen dem britischen Geheimdienst Dokumente in die Hände, aus denen hervorging, dass sie die Muslimbruderschaft und die Muftis in Jerusalem finanziert hatten. Die Summe, die die Muslimbruderschaft von den Nazis erhielt, war laut dem Islamwissenschaftler Brynjar Lia »beträchtlich höher« als die Summen, mit denen andere antibritische Organisationen bedacht wurden: »Dieser Geldtransfer scheint von (Großmufti) Hadj Amin al-Husseini und einigen seiner palästinensischen Kontaktpersonen in Kairo koordiniert worden zu sein.« 38

Der Historiker Matthias Küntzel entdeckte im Britischen Nationalarchiv einen 30-seitigen Bericht, laut dem »NS-Vertreter an Konferenzen der Muslimbruderschaft teilnahmen […], deutsche Stellen ›Palästina-Treffen‹ mit den Muslimbrüdern durchführten und über dieses Thema auch unmittelbar mit Hassan al-Bannā sprachen«. Der Schulungsleiter der NSDAP-Ortsgruppe Kairo, Dr. Walter Uppenkamp, lud Muslimbrüder zu Vorträgen über »die Judenfrage« ein, und sein Stellvertreter Ernst Engelen besorgte den Muslimbrüdern den Sprengstoff, um Juden und Engländer in die Luft zu jagen. »200 Kilo Chlorat« wurden in den Kairoer Vorort Helwan geliefert, notierte sich laut dem britischen Geheimdienst Engelen, der jedoch empfahl, »junge Chemiker« zu trainieren und nach Palästina zu schicken. »Mehrere sind bereits unterwegs; die Ausgaben trugen die Araber. Wir wurden gebeten, regelmäßig bei den Treffen der Muslimbruderschaft mitzuhelfen.« 39

Auch nach dem Krieg kämpfen Nazis an der Seite der Muslimbruderschaft im Israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948 gegen Israel, wie der Historiker Benny Morris schildert: »Eine Handvoll Deutscher« kämpfte in Palästina, »ehemalige Nazinachrichtendienstler, Wehrmacht- und SS-Offiziere«, 40 und im Militärhauptquartier von Großmufti Amin al-Husseini in Nablus dienten Adolf Schwabe, Albert Grossman und Rudolf Hoffmann. 41 Fawzi al-Kutub, der Hauptbombenbauer der arabischen Terroristen in Palästina, war blond und blauäugig und hatte das Bombenbauen bei der SS in Nazideutschland gelernt. 42